Vorsichtig steckte er seinen Kopf durch die Tür und sah mich etwas zerknirscht an.
„Bist Du mir böse wegen vorhin ?“
„Aber nein, warum denn ?“
„Kann ich reinkommen ?“
„Jon, es ist Dein Haus !“
"Schon, aber….“
„Na komm schon !“
Ich streckte beide Arme nach ihm aus und als er bei mir angekommen war, umarmte ich ihn fest.
„Warum ist die Liebe immer so kompliziert ?“ fragte er mich mit einem schuldbewussten Blick.
„Weil es sonst zu einfach wäre !“
Sein warmes Lächeln traf mich und ich schmolz dahin. Die wunderschönen blauen Augen hatten wieder die Sonne eingefangen und ein kurzer Gedanke ließ mich raten, ob es jetzt draußen stockdunkel war. Er ließ mir keine Zeit nachzuschauen, denn er küsste mich. Und wie er mich küsste ! Dies war der schönste, der intensivste Kuss, den ich je von einem Mann bekommen hatte. Ich hing in seinen Armen und dachte kurz: Und wenn die Welt jetzt untergeht, dann ist mir das auch egal !
Er ließ mich los und hielt mich etwas von sich weg.
„Ich liebe Dich !“
Ich sah ihn an, wusste weder was ich sagen, noch was ich tun sollte. Er hatte mein Zögern bemerkt, denn als ich tief Luft holte, legte er mir seinen Zeigefinger auf den Mund und sah mich beschwörend an.
„Lass Dir Zeit !“
Wieder folgte ein unendlich langer und wunderbarer, schöner Kuss.
„Jon ? Kannst Du meine Gedanken lesen ?“
„Vielleicht ?“ lachte er mich verschmitzt an.
Ich stimmte in sein Lachen ein, befreit von all den Zweifeln, die mich bis vor kurzem gefangen hielten. Ich war mir sicher, er würde Richie niemals anlügen. Und er würde ihm auch keine erfundenen Geschichten erzählen, vor allem nicht, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Da riss er mich aus meinen Grübeleien.
„Hast Du eigentlich Lust, mit mir `ne Runde auf dem Bike zu fahren ?“
Riesige Freude machte sich in mir breit.
„Motorrad fahren ? Natürlich Jon ! Ich fahr doch selbst !“
„Nein, das ist nicht Dein Ernst ? Du hast den Führerschein ?“
„Ja sicher, im Sommer fahr ich ausschließlich mit dem Bike !“
Mit einem strahlenden Lächeln zog er mich mit sich mit, hinunter in die Garage. Und nun war ich sprachlos ! Vor mir standen zwei wunderschöne, schwarze Harleys. Picobello verchromt und blitze blank.
„Jon, das ist jetzt nicht wahr ? Die beiden stammen doch mindestens aus den fünfziger Jahren ?“
„Ja, und an beiden ist alles original. Keine neuen Ersatzteile, nichts !“
Er platzte beinahe vor Stolz. Zögernd sagte ich:
„Aber damit traue ich mich nicht zu fahren, bei solch wunderschönen Motorrädern.“
„Du sollst ja auch nicht von mir davonrasen, sondern wir fahren eine schöne gemütliche Tour. Und ich traue Dir das schon zu ! Also, los ! Umziehen, drauf sitzen und losfahren !“
Kurze Zeit später saßen wir beide auf den Bikes und rollten die Auffahrt hinunter, hinaus auf die Straße. Es war ein Traum, so dahin zu gleiten. Ich wollte schon immer selbst eine Harley fahren. Aber als ich noch Zeit dafür hatte, hatte ich absolut kein Geld. Und jetzt, als ich Geld dafür hatte, hatte ich absolut keine Zeit....
Es machte unglaublichen Spaß. Wir fuhren einige Zeit so dahin, als er den Blinker setzte und auf einen Parkplatz vor einem Cafe fuhr.
„Ich habe echt Durst bekommen. Du auch ?“
Ich strahlte ihn an.
„Ja, bei der Hitze !“
Ich war kaum abgestiegen, als er mich auch schon in seine Arme nahm. Vorsichtig näherten sich seine Lippen den meinen. Seine Zunge öffnete meinen Mund und ich war wieder einmal rettungslos verloren. Mich durchfuhr es wie ein Blitz. Ich hatte mich in ihn verliebt ! Fragend sah er mich an. Konnte er vielleicht doch meine Gedanken lesen ? Ich wollte ihm sagen, was ich für ihn empfand. Aber wieder einmal konnte ich es nicht. Er zwinkerte mir mit einem Auge zu und grinste mich an.
„Komm, bevor ich hier noch verdurste !“
Kapitel 82
Wir betraten das Cafe, das jedem Klischee entsprach. In jedem Hollywood-Film, der etwas auf sich hielt, kam so ein Cafe vor. Auch die Kellnerin hatte schon in unzähligen solchen Filmen mitgespielt. Blonde, lockige Haare, hochgesteckt und mit einem rot-weiß gemusterten Tuch zurückgehalten. Weiße Bluse, kurzer Rock und der unvermeidliche Kaugummi. Entweder erkannte sie Jon nicht, oder es war ihr gleichgültig. Sie brachte unsere kalten Getränke und verschwand wieder hinter ihrer Theke.
Angeregt unterhielten wir uns über das Motorrad fahren und über die wunderschönen Landschaften, die Amerika zu bieten hatte. Ich berichtete ihm von meiner Tour durch den „kleinen Grand Canyon“ in Frankreich und von meinem Traum, den ich seither in mir trug. Dass ich eines Tages auf dem Motorrad zum „großen Grand Canyon“ fahren würde.
„Und bis jetzt hast Du das noch nicht gemacht ?“
Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
„Leider kam immer etwas dazwischen. Kein Geld, kein Urlaub, niemand wollte mit. Und so schob ich das immer vor mir her.“
„Du weißt aber schon, was Du da verpasst hast ? Ich habe damals nach unserer unendlichen Welttour Amerika durchquert. Auf dem Bike. Und der Canyon, die Canyonlands, die Nationalparks in Arizona, Utah und Nevada sind die unglaublichsten Landschaften, die es auf dieser Welt gibt.“
Er steckte mich mit seiner Begeisterung sofort an.
„Ich verspreche Dir, sobald wir die Konzerte gespielt haben, holen wir das nach, okay ?“
„Das würdest Du mit mir machen ?“
„Sicher, ich hab`s Dir soeben versprochen ! Hoch und heilig !“
Er hob zum Schwur seine rechte Hand und strahlte mich an.
Ich erhob mich ein wenig und gab ihm einen kleinen Kuss über den Tisch hinweg.
Sein kurzes Lächeln erstarb, als sein Blick über den Parkplatz streifte.
„Was ist ?“ fragte ich unruhig.
„Lass uns von hier verschwinden !“
Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und zog mich eilig hinter sich her.
„Jon, was….?“
„Komm einfach mit ! Schnell ! Wo ist hier der Hinterausgang ?“
Die Kellnerin sah verständnislos erst auf Jon und dann auf mich. Wie in Trance zeigte sie hinter sich.
„Einfach da durch und….“ stammelte sie.
Wir gingen an den Toiletten vorbei, ja wir rannten fast. Draußen angekommen, sah sich Jon suchend um.
„Mist ! Hier können wir nicht weiter ! Wenn wir außen rum gehen, erwischen sie uns ja doch.“
„Wer, Jon ? Sag mir doch bitte….“
5 Kommentare:
Nö nö nö, ich mach doch keine Kunstpausen *grinserchen*. Gestern morgen hatte ich nur leider keine Zeit mehr, bevor ich los musste.
Viel Spaß Euch !
Es ist bestimmt die Presse. Die tauchen doch immer in den unmöglichsten Momenten auf, diese Schweinebacken.
Ach endlich sind sie verliebt. Ich wusste doch, dass Sandy früher oder später nicht widerstehen kann. ;o)
Er ist halt einfach wie ne Droge. Und wenn er erstmal den Mund aufmacht, dann ist so wie so alles zu spät. Wer da nicht dahin schmelzt, der ist nicht ganz normal... *grins*
Missi, schön weitermachen, ich freue mich schon auf morgen früh!
Schließe mich runaway an... bliebt nichts mehr zu sagen...außer vielleicht .........das ist ja sooooooooooo schön.......(grinsüberbeidebacken)
@missi: war schon in Sorge weil gestern kein Teil und so....aber heute gleich 2 Kapitel...das gibt ein extra Bienchen *summundgrins*
Drückerle
Sam
Ahh, ist das schöön!!!!!! Ich könnte stundenlang weiterlesen.
Ich bin ja gespannt, was er für ein "Problem" hat.
Missi du schreibst sehr gut! Klasse!
Freue mich schon auf Morgen!
LG
Waldhexe
Bin wieder auf dem Laufenden.....
aaaaaaaaaaaaaach *schnief*
IST DAS SCHÖN.............. *seufz*
ich kann die Geschichte glaub ich immer wieder lesen und bin jedesmal aufs neue begeistert....
Missi immer weiter so :))
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