Samstag, 31. Januar 2009

Kapitel 94-95 - Jons großer Abend

Mein Handy piepste.

„Hallo Schatz, wann kommst Du denn ?“

Ich sah auf die Uhr. Herrje, es war schon nach 18.00 Uhr !

„Ich möchte heute Abend doch mit Dir zusammen dahin gehen !“ Seine Stimme klang warm und weich.

„Ich bin schon unterwegs !“

Ich sagte schnell zu Tini Tschüß, die ebenfalls wie von der Tarantel gestochen aufsprang und machte mich in Richtung Jons Suite auf.

„Babe, wo bleibst Du denn ?“ Er empfing mich mit ausgebreiteten Armen.

„Bin doch schon da ! Ich geh gleich unter die Dusche !“

Als das heiße Wasser über meinen Körper rann, hörte ich seine Stimme nur dumpf.

„Sandy, ich will, dass Du heut Abend an meiner Seite bist.“

„Jon ?“

Er kam ins Bad, damit wir uns besser verstehen konnten.

„Ja, ich möchte, dass Du an meiner Seite bist.“

„Findest Du das gut ? Ist es damit nicht zu früh ? Du wolltest doch auch noch eine Weile warten, oder ?“

„Ja schon, aber ich hab mir das heute überlegt. Wahrscheinlich ist es sowieso bald raus und wird durch die Presse geistern. Weiß der Himmel, ob es nicht morgen schon gedruckt wird.“

„Aber wir haben doch bis auf die Typen in dem Cafe noch niemand bemerkt.“

„Du hast sie schon einmal nicht bemerkt !“

„Och, Mensch ! Das war Anfängerpech !“

„Glaub ich eher nicht. Nach all den Jahren schnall ich das heutzutage auch nicht immer.“

„Okay, wir sind ja heute quasi unter uns, ohne Journalisten.“

„Du bist also einverstanden ?“

Eingewickelt in ein Handtuch und mit tropfend nassen Haaren – so stand ich schon einmal vor ihm – baute ich mich vor ihm auf und sagte mit fester Stimme:

„Es gibt für mich nichts schöneres, als Dich heute Abend als die Frau an Deiner Seite zu begleiten, Jon.“

Seine blauen Augen blitzten auf und sein Strahlen im Gesicht war wieder unbeschreiblich. Die Freude, die sich darin zeigte, war absolut ehrlich.
Er küsste mich lange, so dass ich ihn mit all meiner Kraft abwehren musste.

„Hör auf, sonst kommen wir wirklich noch zu spät !“

„Okay, aber Du entkommst mir nicht !“ drohte er mir grinsend.

Kapitel 95

Ich zog ein schwarzes, kurzes und eng anliegendes Kleid an. Es war einfach geschnitten, ohne viel Schnick Schnack, aber es saß wie eine zweite Haut. Meine Oberweite musste ich zwar ein bisschen hineinquetschen, aber so hatte ich wenigstens ein schönes Dekolletee. Die frische Bräune kam mir da gerade recht. Die Haare ließ ich offen, da hier die Sonne schöne, helle Lichtreflexe hinterlassen hatte. Das Make-up hielt ich leicht und einfach, da ich nicht zu aufgedonnert erscheinen wollte. Als ich aus dem Badezimmer heraus kam, hörte ich einen scharf Pfiff. Er lehnte lässig am Tisch und sah mich von oben bis unten an.

„Wow ! Dich werde ich heute Abend ganz sicher nicht aus den Augen lassen !“

Ich lächelte ihn an und musterte ihn ebenso, wie er mich gemustert hatte.
Jon trug einen legeren, modernen Anzug. Schwarz und mit einem feinen weißen Nadelstreifen. Das weiße, enge Hemd ließ er ziemlich weit offen, so dass ich einschreiten musste.

„Schatz, das musst Du leider etwas zumachen ! Du bist schließlich der Gastgeber und musst als Redner die Leute von Deiner Mission überzeugen. Da solltest Du schon etwas seriöser auftreten, okay ?“

Mit seinem jungenhaften Lächeln ließ er mich an sich rumfummeln und ohne Widerrede fügte er sich. Als ich mit seinem Aussehen zufrieden war, stellte ich noch eine wichtige Frage. Eine Frage, die vor allem für mich wichtig war.

„Du lässt mich heute Abend aber nicht allein ?“

„Wieso sollte ich Dich alleine lassen ?“

„Ja, ich meine, wenn wir dort zum ersten Mal offiziell als Paar erscheinen, möchte ich nicht irgendwann alleine rum stehen !“

Er strich mit seiner Hand leicht über meine Wange und sah mich sehr ernsthaft an.

„Du weißt genau, dass ich das nicht tun würde. Warum fragst Du ?“

Ich zögerte.

„Sandy, Du hast doch nicht etwa Angst ?“

„Angst nicht, aber riesiges Lampenfieber. Auf Dich werden eh alle schauen, und wenn ich dann….“

„Dann sind wir schließlich auch noch da !“ tönte es von der Tür her.

Richie voraus, Tico, Dave und schließlich Hugh waren hereingekommen.
Sie sahen alle verdammt gut aus, die vier. Tico ging auf Jon zu und verwuschelte seine Haare.

„Jetzt bist Du schon so anständig angezogen, da musst Du das mit Deinen Haaren nicht auch noch übertreiben ! Das glaubt Dir ja kein Mensch !“

Lachend versuchte er Tico`s Frisierkünste abzuwehren.
Dave mahnte:

„Nun lasst uns aber endlich gehen, sonst sind wir wirklich zu spät dran !“

Zusammen gingen wir über die Flure, fuhren mit den Aufzügen nach unten und erreichten kurze Zeit später den Saal, in dem das ganze stattfinden sollte.
Ich war überrascht, wie viele Menschen da waren. Jedoch konnte ich nur wenige bekannte Gesichter ausmachen, da mich die Masse fast erschlug. Wie man so schön sagt, ich sah den Wald vor lauter Bäumen nicht. Jon hielt meine Hand fest in seiner und ich ging neben ihm her. Natürlich gab es Getuschel und die Leute steckten die Köpfe zusammen. Aber in der ganzen Aufregung ging das fast an mir vorbei. In Gedanken bei Jon und seiner Aufgabe, die Leute für das Konzert und die Message, die dabei rüberkommen sollte einzuschwören, versuchte ich mich zusammen zu nehmen. Er war in diesem Moment wichtiger. Wichtiger als meine Befindlichkeiten. Bevor er die Bühne betrat, warf er mir noch einen Blick zu.

„Ich wünsch Dir viel Glück und Erfolg !“ flüsterte ich ihm zu.

„Danke, ich liebe Dich !“

Er zwinkerte mir noch frech zu und stieg die Stufen zu seinem Rednerpult hoch.
Jemand fasste mich an meinen Schultern und zog mich rückwärts zu sich.

Freitag, 30. Januar 2009

Kapitel 93- Girls talk

„Hi, Ihr zwei ! Euch geht`s gut, wie man sieht !“

„Ja !“ antworteten wir wie aus einem Mund.

Er ging um den Tisch herum und küsste mich zur Begrüßung.

„Hast Du genug geschlafen, geht`s Dir besser ?“ Sein Blick war besorgt.

„Ja, ich war wohl etwas übermüdet von den letzten Tagen.“

Richie lächelte und meinte:
„Ich brauch wohl nicht zu fragen, was Ihr nachts gemacht habt !“

Wir grinsten beide viel sagend.
Nachdem er sich ein Wasser geholt hatte setzte sich Jon zu uns und brachte uns auf den neuesten Stand in Sachen Konzert.

„Es regt mich echt auf, so viele haben zugesagt und nun scheitert es vielleicht an diesem blöden Wetter, dass einige noch rechtzeitig oder überhaupt her kommen können.“

„Dann wird es mit den Proben problematisch“, gab Richie zu bedenken.

„Ja, das ist ja der Mist. Wir hätten doch eher in den Süden gehen sollen. Aber die Location hier ist die einzige, wo wir alles kompakt unterbringen konnten und keine langen Wege zwischen Hotel und Halle waren. Ich bin mit Tico und Dave die Listen durch, wer da ist und wer nach wem probt. Es muss einfach reibungslos klappen.“

„Können wir Euch noch helfen ?“ fragte ich.

„Nein, für heute und morgen ist alles klar, das ist organisiert. Und dann hilft nur noch hoffen, dass der Rest der Bands auch endlich eintrudelt, so dass wir die dann weiter einplanen können. Es ist halt echt schade, da für heute Abend der Info-Veranstaltung mit dem Film von Al Gore angesetzt ist. Wir wollten dann auch alle gemeinsam essen und zusammen sein, einander kennen lernen, Party machen.“

Richie beruhigte ihn.

„Dann wird’s halt ein kleinerer Rahmen, ist doch auch gemütlich.“

Jon nickte und stimmte ihm zu.

„Du hast hoffentlich Recht. Aber was machen wir bis dahin noch schönes ?“

„Also ich werde mal meine Freundin Tini aufsuchen, und fragen, welche Krankheit ihr Handy das Wochenende über hatte.“

Die beiden fingen an zu lachen.

„Du hast aber schon gemerkt, dass an diesen Tagen mehrere Handys nicht wirklich funktionierten ?“ fragte Richie prustend.

Ich stimmte mit in ihr Lachen ein. Dann brannte ich jedoch darauf, Tini alles zu erzählen. Sie war glücklicherweise alleine. Wir stürmten aufeinander zu und fielen uns lachend und gackernd in die Arme.

„Mensch, Mädel ! Du siehst so spitze aus ! So hab ich Dich schon lange nicht mehr gesehen !“
Sie hielt mich mit etwas Abstand von sich weg und strahlte mich an.

„Hey, Du bist verliebt !“

„Ja, Tini, das bin ich ! Das bin ich wirklich ! Es ist ein Traum, unwirklich, irreal, romantisch, aufregend. Ich kann es gar nicht beschreiben.“

Das wirst Du aber müssen, ich will ALLES wissen und zwar jede kleinste Einzelheit. Vorher lass ich Dich hier nicht wieder raus !“

Wir setzten uns auf die Couch und zur Feier des Tages schlürften wir eine Flasche Champagner. Gespannt hörte sie zu und kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus.

„Er hat Dir mit Handschellen gedroht ?“

„Kann ich auch verstehen, ich hab tatsächlich überlegt, wie ich ausreißen kann. Aber ich hatte echt null Chance dazu. Und als ich gekonnt hätte, wollte ich nicht mehr. Tini er ist so süß, so liebevoll, so besorgt, so charmant, so zuvorkommend, und vor allem soooo sexy ! Da kannst Du machen was Du willst, Du kannst ihm nicht widerstehen.“

„Bist Du nun endlich über die leidige Geschichte mit Joe hinweg ?“

Ich atmete tief durch und dachte nach, bevor ich antwortete.

„Ja, ich bin damit durch.“

„Sicher ?“

„Ja.“

Tini atmete auf und nahm mich in ihre Arme.

„Das macht mich froh ! Ich will Dich endlich wieder glücklich sehen. Und ich will mit Dir endlich wieder stundenlang über den Dreck auf der Straße lachen, so wie vorher.“

„Das wird schon wieder. Ich merke jetzt, wie der ganze Ballast langsam von mir abfällt. Wenn ich die beiden vergleiche, wird mir bewusst, dass die Beziehung mit Joe von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Vor lauter Verliebtheit habe ich das nur einfach nicht gemerkt, oder ich wollte es nicht wahrhaben. Mit Jon ist alles ganz anders, viel unbeschwerter, leichter und auch einfacher. Er hat mich nicht gezwungen, irgendwas zu tun. Er hat mich dazu gebracht, es selbst zu wollen.“

„Vielleicht hast Du es gewollt, Dich aber bisher dagegen gewehrt ?“

Ihr nachdenklicher Blick traf mich.

„Wenn ich ehrlich bin, hab ich mich schon in München in ihn verliebt.“

„Nein ?“

„Doch !“

„Und warst nicht bereit dazu ?“

„Kann sein. Oder noch zu deprimiert wegen Joe. Deswegen bin ich auch so ausgeflippt, als Jon mit mir noch weg gehen wollte. Ich dachte, jetzt geht das von vorne los und ich fühlte mich so wertlos, so als ob ich ganz einfach abzuschleppen wäre. Er kann sich die Frauen schließlich aussuchen.“

Donnerstag, 29. Januar 2009

Kapitel 92

„Hallo Süße ! Freut mich, dass Ihr wieder da seid !“

„Ich freu mich auch, nachdem mich ja von Euch allen keiner zurück gerufen hat, das ganze Wochenende lang !“

Lachend sagte er:
„Und Du hast Dich darüber tatsächlich gewundert ?“

„Wenn ich ehrlich bin, schon !“

„Weißt Du was, wir legen auf, ich komm zu Dir und wir reden ! Oder was dagegen ?“

„Nein, natürlich nicht. Ich freue mich ! Aber ich bin in Jons Suite.“

„Hatte ich auch nicht anders erwartet.“

Ich zog mich schnell an, da ich beim Frühstück herumgegammelt hatte.
Da klopfte es auch schon.
Richie stand strahlend in der Tür und hatte beide Arme erhoben. Ich lief auf ihn zu und ließ mich von ihm drücken.
Wie schön es doch war, dass er hier war !

„Aber hallo, da ist jemand ja braun geworden ! Du siehst fantastisch aus, richtig erholt. Tja, die kalifornische Sonne, oder ist das etwas anderes ?“

„Beides, aber ich glaube Jon trägt den viel größeren Anteil daran ! Richie, ich bin total und rettungslos in ihn verknallt ! Ich kann das alles noch gar nicht fassen.“

„Meine Hoffnungen sind endlich wahr geworden ! Ich war nämlich von Anfang an der festen Überzeugung, dass Ihr beide zusammen passt, wie die Faust aufs Auge. Allerdings hatte ich mit dem Kidnapping so meine Bedenken.“

Sein herzliches Lachen zu hören war einfach wunderbar.

„Ich dachte mir nämlich, dass Du - so zickig wie Du zu ihm warst - Deine Schiene durchziehen würdest. Und ich fragte mich ständig, wie Du es wohl schaffen würdest von Jon abzuhauen. Vor allem wollte ich wissen, wie er es schaffen würde, das zu verhindern. Ein paar mal habe ich mit Tini und Tom darüber spekuliert, wie es wohl wäre, wenn wir bei Euch beiden Mäuschen spielen könnten. Ich schwör Dir, ich wäre zu gerne dabei gewesen !“

Als wir endlich ausgelacht hatten, nahm er mich liebevoll in die Arme.

„Hey, ich bin echt froh, dass unser Plan geklappt hat. Man sieht Dir echt an, dass es Dir besser geht. Vorhin traf ich Jon, und auch er sieht fantastisch aus. Allein sein Gang !“

„Wie ? Sein Gang ? Was meinst Du ?“

„Na ja, er hat eigentlich einen sehr dynamischen, federnden Gang. Wenn er auf Dich zukommt, merkst Du sofort, dass er voller Energie und Tatendrang ist. In der letzten Zeit kam er eher wie ein alter Mann daher.“

Nachdenklich sah ich Richie an.

„Erzählst Du mir, was passiert ist ?“

„Ne, Süße ! Echt nicht ! Das soll er selber machen, außerdem weiß ich sowieso nicht alles. Das ist Euer Ding, das müsst Ihr zusammen auf die Reihe bringen. Du hast ihm ja sicher auch noch nicht alles von Dir erzählt, oder ?“

„Nein, das Wochenende war einfach zu schön !“

„Weißt Du eigentlich, dass ich das Nachbargrundstück habe ?“

„Wirklich ?“

„Ja, wir haben damals die Häuser miteinander gekauft, also zum gleichen Zeitpunkt. Heute sind wir beide sehr froh darüber, es ist nämlich unheimlich praktisch. Jon hat sich im Keller ein Tonstudio einbauen lassen und wir tigern dann öfters nächtens von einem Garten in den anderen.“

„Richie, ich bin echt froh, dass Du sein Freund bist !“

Er lachte.

„Und ich erst. Und es freut mich unheimlich, dass er Dich endlich erwischt hat !“

Nun musste ich auch lachen.
Ich erzählte noch ein wenig von unseren Unternehmungen vom Wochenende und Richie schüttelte sich vor Lachen, als ich ihm von unserer Ankunft in LA berichtete, als mir Jon mit Handschellen drohte.
Die Geschichte, als wir vor den Paparazzi geflüchtet waren, gefiel ihm allerdings am besten. Er sah mich bewundernd an, als ich ihm erzählte, dass ich selbst Motorrad fuhr.

„Du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut ! Dann hab ich endlich mal wieder jemand, mit dem ich eine Runde drehen kann !“

Die Tür ging auf und Jon kam herein.

Mittwoch, 28. Januar 2009

Kapitel 90-91 - Eiswüste

„Hi Süße !“ flötete meine beste Freundin, die sich die letzten 96 Stunden überhaupt nicht gemeldet, geschweige denn auf meine Anrufe reagiert hatte.

„Hi Fremde !“ zickte ich zurück. „Du lebst also noch ? Oder hast Du Dich wieder daran erinnert, dass man bei entgangenen Anrufen auch zurückrufen kann ?“

„Ich wollte Euch nur nicht stören !“

Flöt – Flöt – Flöt !

„Hör bloß auf, mir was vorzuspielen ! Ich weiß alles über das abgekartete Spiel, also rede Dich ja nicht raus !“

Nun musste ich doch lachen und konnte mich nicht länger verstellen.
Tini lachte herzlich mit.

„Hört Jon mit ?“

„Nein, warum ?“

„Weil…na ja …. wenn Du dann endlich hier bist, will ich alles wissen ! Und ich meine ALLES und ohne Ausnahme!“

Ich brach in schallendes Gelächter aus, da ich ihr lüsternes Gesicht direkt vor mir sehen konnte. Ich versprach ihr, über alles genau zu berichten und wir legten auf.
Ich schloss meine Augen und kurz darauf legte sich eine bleierne Müdigkeit über mich. Besorgt und fürsorglich wie Jon war, klappte er das Liegeteil meines Sitzes aus, so dass ich meine Beine ausstrecken konnte und orderte bei der Stewardess eine Decke für mich. Das ruhige Summen des Jets sollte mich eigentlich in den Schlaf wiegen, aber irgendetwas hielt mich wach.

„Kannst Du nicht schlafen ?“ fragte er.

„Nein, irgendwie nicht, obwohl ich müde bin wie ein Stein.“

„Na komm schon her zu mir !“ Er streckte seinen Arm nach mir aus.

Ich kuschelte mich an seine Brust und ließ mich von ihm an sich drücken. Er hatte wohl meine schwerer werdenden Augenlider gesehen und ich hörte ein:
„Na also, geht doch.“

„Ich kann eben ohne Dich nicht mehr einschlafen,“ murmelte ich leise.

Sein Herz schlug ruhig und gleichmäßig. Wie geborgen ich mich fühlte, wie sicher und ruhig ! Langsam glitt ich endlich hinüber in das Land der Träume.

„Schatz, wach auf, wir sind gelandet,“ hörte ich ganz dunkel und weit entfernt seine Stimme.

„Ich will jetzt nicht aufwachen, lass mich bitte einfach weiterschlafen.“

„Komm, bitte.“ Er rüttelte sanft an meiner Schulter.

Unwillig öffnete ich meine Augen. Ich wollte hier nicht raus, nicht aus dem warmen Flieger und vor allem nicht unter meiner kuscheligen Decke hervor kriechen. Aber es half ja nichts !
Eingemummelt in Mütze, Schal, Handschuhe und warmer Winterjacke stiefelte ich missmutig hinter Jon her. Die Kälte traf uns unbarmherzig. Die Schneeflocken wehten herein.

„Na toll,“ maulte ich. Sein unbeholfenes Lächeln half mir auch nicht weiter.

„So schlimm ist es doch nicht, oder ?“ versuchte er mich aufzuheitern.

„Nein, es ist noch schlimmer !“

Gott sei Dank war der Gang durch die Ankunftshalle nur sehr kurz und wir erreichten den bereits wartenden Wagen, der uns zum Hotel bringen sollte. Wie immer war alles perfekt organisiert. Der Fahrer begrüßte uns ausgesprochen freundlich. Ein Wunder, um sieben Uhr morgens !
Der Schnee war nicht weniger, sondern sehr viel mehr geworden. Meterhoch aufgetürmt umsäumte er die Straße. Schnee, nichts als Schnee.

„Sind wir eigentlich am Südpol oder am Nordpol gelandet ?“ Ich wollte überall, nur nicht hier sein.

„Es ist wirklich schlimm mit Dir, finde ich !“ lächelte er mich spöttisch an.

„Jon, wir kommen direkt aus dem Paradies und nun das hier ! Ich bin echt deprimiert !“

„Komm schon, wir können das doch auch genießen. Du warst doch auch im Schnee mit Richie joggen, wir können einen Schneemann bauen, einen schönen Spaziergang machen….“

„Du kannst es nicht schön reden. Ich finde es einfach fürchterlich nach dem schönen Wochenende hier in der Eiswüste zu landen.“

Er lachte mich aus, aber nicht böse, sondern eher liebevoll.

Kapitel 91

Im Hotel angekommen, gingen wir an die Rezeption um nach unseren Schlüsseln zu fragen. Als ich meinen wollte, hörte ich Jon zu der Dame sagen:
„Ist es möglich, dass Miss Reed in meine Suite umsiedelt ?“

„Sicher, Mr. Bon Jovi, überhaupt kein Problem. Wir lassen die persönlichen Dinge von Miss Reed natürlich sofort in Ihre Räume bringen.“

Überrascht sah ich ihn an.

„Jon, wir hätten vorher darüber reden sollen.“

„Nein, weil ich es nicht zulassen werde, dass Du auch nur eine Minute unnötig von mir getrennt bist. Du kannst Dich jederzeit zurückziehen, wenn Du das möchtest. Aber die Zeit, die wir zusammen verbringen können, möchte ich auch mit Dir verbringen, okay ?“

„Okay“, erwiderte ich leise.

Die Türen des Aufzuges hatten sich kaum geschlossen, als er mir tief in die Augen sah.

„Honey, sorry, dass ich das ohne zu fragen entschieden habe. Aber gib es zu, es war doch auch in Deinem Sinne, oder ? Außerdem kannst Du ohne mich sowieso nicht mehr einschlafen.“

„Nein, das habe ich auf dem Flug hierher ja selbst bewiesen.“

Wir lächelten uns an, auf eine Art und Weise, die mir zeigte, dass wir uns auch ohne Worte verstanden. Warum ich das vorher an der Rezeption überhaupt gesagt hatte, war mir nun überhaupt nicht mehr verständlich.
Die Suite war riesengroß und sehr geschmackvoll eingerichtet. Ich ließ meine Tasche einfach auf den Boden fallen, genauso wie Jon seine.
Er nickte Richtung Bett und ich antwortete:

„Aber nur schlafen, bitte !“

Grinsend zog er sich aus. Was ich da sah, hielt mich kurz von meiner Sehnsucht nach Schlaf in einem weichen Bett ab, aber die letzten Tage ohne ausreichende Ruhe zollten nun ihren Tribut. Ich lag kaum, da war ich auch schon weg.
Stunden später wachte ich auf. Meine Gliedmassen fühlten sich an, als wäre ich durch den Reißwolf gedreht worden. Wo war Jon ? Das Bett neben mir war leer, das Badezimmer ebenfalls. Ich ging aus dem Schlafzimmer hinüber in den nächsten Raum. Auf dem Tisch stand ein Tablett mit Frühstück und einer roten Rose. Darunter lag ein Zettel:

„Schatz, tut mir leid, aber die Pflicht ruft. Lass Dir das Frühstück schmecken und ruhe Dich aus. Wünsch Dir einen wundervollen Tag. In Liebe, Jon.
P.S.: Danke für die unvergleichlichen Tage. Ich werde es nie vergessen.“

Er war so süß ! Das Blut in meinem Körper kribbelte und obwohl ich alleine war, war ich total aufgeregt. Nachdem ich gegessen hatte und ausreichend Kaffee in meinen Adern war, rief Richie an.

Dienstag, 27. Januar 2009

Kapitel 89

Danach lagen wir noch lange eng umschlungen dort und kuschelten. Vielleicht würden wir heute immer noch dort liegen, aber leider klingelte sein Handy.

„Oh verflucht ! Ja, okay, wir fliegen dann eben erst um 24.00 Uhr. Ja, klar, war meine Schuld, ich hab die Zeit vergessen. Kriegt Ihr die Startgenehmigung ? Und mit dem Flugplatz in der Nähe des Hotels ? Das funktioniert ? Da hab ich ja noch mal Glück gehabt ! Sorry, und vielen Dank an Euch !“

Verlegen sah er mich an.

„Weißt Du, dass wir eigentlich auf dem Weg zum Flughafen sein müssten ?“

„Jetzt im Moment ?“

„Jaah ! Aber wir können um Mitternacht noch starten, ich hoffe, es macht Dir nicht allzu viel aus ?“

„Nein, natürlich nicht. Ich hab`s ja mit vergessen. Aber so haben wir noch ein wenig Zeit für uns.“

Ich zog ihn zu mir hinunter und er ließ sich sehr gerne ziehen.
Es wurde natürlich wieder chaotisch. Ich zog mich schnell um, leerte dafür praktischer weise meine Tasche einfach auf dem Boden aus und warf alles wieder hinein. Jon fegte durchs komplette Haus und verschloss alle Türen und Fenster. Ich half ihm dabei. Wir waren kaum fertig damit und wollten, bevor der Fahrer erschien, noch gemütlich eine Zigarette auf der Terrasse rauchen, da rauschte Rosita herein.

„Madonna mia ! Ihr seid ja noch hier ! Habt Ihr verschlafen oder vergessen, dass Ihr los müsst ? Eigentlich würdet Ihr doch schon ihm Flieger sitzen, oder schon in Kanada sein ?“

„Rosita ! Gut, dass Du hier bist, schaust Du bitte nach dem Rechten, wir sind jetzt total in Panik durch das Haus gerannt. Ich weiß jetzt nicht, ob wir alles verschlossen haben und ob alles okay ist.“

„Natürlich, mein Chico ! Fahrt Ihr nur ruhig, ich kümmere mich schon um alles, macht Euch keine Gedanken.“

Es klingelte an der Haustür.

„Und nun raus mit Euch ! Na los !“

Jon umarmte sie herzlich und küsste sie auf beide Wangen. Als er sie losgelassen hatte, streckte sie mir ihre Arme entgegen. Ich bekam zwar fast keine Luft mehr, als sie mich an sich drückte, aber ich ließ Rosita gerne gewähren. Sie schob mich etwas von sich weg, und als sie gesehen hatte, dass sich Jon um unser Gepäck kümmerte, flüsterte sie mir ins Ohr:

„Sei so lieb und pass bitte auf ihn auf ! Ihr seid so ein schönes Paar und ich habe ihn lange nicht so fröhlich gesehen.“

„Natürlich, Rosita. Ich verspreche es Dir gerne !“

Sie lachte mich so liebevoll an, ihre Augen blitzten und sie zeigte ihre niedlichen beiden Grübchen.

„Honey, kommst Du ?“ rief Jon.

Ich flitzte durch die Halle nach draußen und winkte Rosita beim Laufen zum Abschied zu.

„Sie mag Dich sehr,“ sagte er.

„Ich sie aber auch !“

Endlich in Ruhe eine rauchen, sich in den Lederpolstern des Wagens entspannen, Jon neben mir haben. Da er schwieg, hing ich meinen Gedanken nach und ließ das Wochenende Revue passieren. Immer noch ungläubig vor Glück, genoss ich die schnelle Fahrt Richtung Flughafen.
Um den wie immer dort herumlungernden Fotografen zu entgehen, gingen wir schnellen Schrittes durch die Hallen und stiegen in den Jet. Als wir uns gesetzt hatten, erschien die Stewardess und bot uns Getränke an. Ich wählte Kaffee.

„Hey, wir haben mitten in der Nacht und Du trinkst Kaffee ? Willst Du nicht schlafen ?“

„Da Du mich die letzten Nächte auch nicht schlafen gelassen hast, mein lieber Jon, macht das heute auch nichts mehr aus.“

Er grinste mich frech an und wollte gerade etwas erwidern, als die Stewardess mit den Getränken erschien.
Da klingelte mein Handy. Und ich war mir schon sicher gewesen, es wäre kaputt oder ich von der Außenwelt abgeschnitten.

Montag, 26. Januar 2009

Kapitel 88

„Jon, was ist los ?“

Er war offensichtlich erschrocken, da er mir bis eben den Rücken zugedreht hatte.

„Ach, nichts !“

„Komm schon, raus mit der Sprache ! Ich habe Dich am Pool stehen sehen und Du sahst von weitem ziemlich traurig aus.“

Er sah mich mit einem herzerweichenden Blick an. Mein Herz klopfte wie verrückt.

„Nein, es ist wirklich nichts.“

„Jon !“

„Na ja. Wie soll ich es sagen ?“ Er machte eine Pause.

Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Hatte ich wieder das Pech, verarscht zu werden ? Hatte er nur mit mir gespielt ? Oh, bitte, nicht noch einmal !
Er kam auf mich zu, hatte seinen Kopf gesenkt.

„Sandy, es tut mir einfach so leid, dass wir hier schon wieder weg müssen. Ich würde so gerne noch mit Dir hier bleiben. Seit langer, langer Zeit war ich endlich wieder glücklich, konnte lachen, hatte Dich an meiner Seite. Ich hab echt keinen Bock, jetzt zurück zu fliegen, das Konzert weiter zu organisieren. Und ich hab echt keinen Bock auf die vielen Leute, die im Hotel sein werden. Ich will einfach mit Dir alleine sein !“

Ich fasste nach seinen Händen und hielt sie fest. Hoffentlich hörte er nichts von den Steinen, die von meinem Herzen purzelten.

„Babe, es wird bestimmt ganz toll mit so vielen Musikern unter einem Dach. Ich stelle mir das wahnsinnig aufregend vor. Außerdem sind Deine Jungs auch da und von den anderen Bands kennst Du doch sicher auch eine ganze Menge, die Du mal wieder gerne siehst.“

„Ja sicher, da sind schon einige dabei, auf die ich mich freue. Aber am allerliebsten bliebe ich hier mit Dir und würde das Leben genießen.“

Ich nahm ihn in meine Arme, küsste ihn innig und streichelte über seine Wange.

„Wir können doch, wenn die Proben vorbei sind, wieder hier herkommen. Ich hab danach nichts vor, außer zwei Wochen Studio und die Promo-Termine für unser neues Album und die sind dann ja erst später geplant. Nach den Konzerten habe ich für mindestens zwei Monate frei.“

„Zwei Monate ?“ kam es da ungläubig von ihm.

Lachend gab ich zurück:

„Nein, acht Wochen !“

„Und Du würdest die Zeit mit mir verbringen ?“

„Und nichts lieber auf der ganzen Welt, das heißt, wenn Du das auch willst ?“

Glücklich riss er mich an sich und drückte mich, dass mir fast die Luft wegblieb.

„Jon, Du brichst mir ja alle Rippen !“

Es kümmerte ihn überhaupt nicht. Wie von Sinnen wirbelte er mich herum, knutschte mich ab. Und zwar genauso lange, bis wir das Gleichgewicht verloren und im Pool landeten.
Prustend tauchten wir auf und brachen in schallendes Gelächter aus. Er half mir aus dem Wasser und warf mir ein Handtuch zu. Ich entledigte mich meiner Klamotten, viel war es ja nicht, bis auf meine Unterwäsche und begann mich abzutrocknen.

„Du hast Deine Unterwäsche angelassen ?“

Er hatte sich sein Handtuch um die Hüften geschlungen und ich wettete im Stillen, dass er darunter nackt war.

„Ja, sonst laufe ich Gefahr, hier überfallen zu werden !“

„Mit Unterwäsche wird es aber leider sehr viel schlimmer für Dich. Ich liebe es nämlich, Dich aus Deiner verführerischen Verpackung auszuwickeln !“

„Jon !“ erwiderte ich matt.

„Du hast keine Chance !“

„Aber Rosita ?“

„Tja, die hat montags immer frei und fährt zu Ihrer Tochter. Und da bleibt sie dann immer über Nacht !“

„Aber wenn uns jemand sieht ? Hier im Freien ?“

„Glaube mir, das Gelände ist so angelegt und angepflanzt, dass hier niemand was sieht. Außer er fliegt mit dem Heli über uns.“
Prüfend sah er gen Himmel.
„Pech, Schätzchen, da ist keiner !“

Er kam auf mich zu und legte seine Hände an meine Hüften. So schob er mich Richtung Sonnenliegen. Als ich darauf lag, legte er sich halb auf mich und gab mir einen seiner Küsse, die mich willenlos machten. Ich spürte seine heiße Zunge, die mit meiner spielte. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten Rock `n Roll. Seine Hände waren überall und öffneten geschickt den Verschluss meines BHs.

„Ich will Dich spüren, Sandy. Ich halt es einfach nicht ohne Dich aus. Es ist der pure Wahnsinn mit Dir.“

Seine heißere Stimme machte mich nur noch leidenschaftlicher.

„Dann komm endlich !“

Ungeduldig drängte ich mich ihm entgegen. Er versuchte, mein Höschen auszuziehen und da ihm das zu lange dauerte, hörte ich nur ein lautes „Ratsch“.

„Jon !“ rief ich vorwurfsvoll.

„Ich kauf Dir zwanzig neue, okay ?“

Es war mir so egal in diesem Augenblick. Ich wollte nur noch eines. Ich wollte nur noch mit ihm eins sein.

Sonntag, 25. Januar 2009

Kapitel 87

„Weißt Du, was wir jetzt machen ?“ fragte er unvermittelt.

„Nein, aber Du wirst es mir sicherlich gleich sagen, oder ?“

„Wir fahren zu Charlene`s.“

„Wo auch immer das sein mag…“

„Charlene`s ist ein, na ja, eine Art Fitness- und Wellness-Studio und dort haben die wunderbare Masseure. Hast Du Lust ?“

Begeistert stimmte ich zu.
Dort angekommen, staunte ich nicht schlecht. Der Wagen wurde für uns geparkt, wir wurden an der Eingangstür empfangen und in die Räume geführt. Natürlich immer mit „Es ist schön, Sie hier wieder begrüßen zu dürfen, Mr. Bon Jovi“ - „Wir hoffen, Sie fühlen sich hier wohl, Mr. Bon Jovi“ – „Aber gerne Mr. Bon Jovi“ und so weiter und so fort. Er wurde hier ganz schön hofiert und ich natürlich mit. Die Räume, die für die Massagen vorgesehen waren, waren genau so prunkvoll ausgestattet, wie die bisherigen, durch die wir gegangen waren. Die Bademäntel waren wunderbar vorgewärmt, ebenso die Liegen auf die wir – nicht gelegt, sondern gebettet wurden. Zwei riesige Männer kamen herein.
Ich sah Jon entsetzt an, doch er lachte nur.

„Keine Angst, sie haben wirklich sehr gefühlvolle Hände und sie sind die besten !“

Beruhigt legte ich mich zurück und ließ meinen Riesen sein Werk beginnen. Während der Massage merkte ich, wie verspannt ich eigentlich war. Ich genoss es wahnsinnig und war zum Schluss enttäuscht, dass die Massage schon beendet war. Wir wurden zu Badewannen geführt, in die wunderbar warmes Wasser eingelassen war. Eine sehr gepflegte Blondine musterte mich, stellte mir einige Fragen zu meinem Tagesablauf, meinem Beruf, meinen Vorlieben und schlug mir dann ein Orangen-Bad vor.
Jon ließ sich ein Meersalz-Bad herrichten und wir beide tauchten ein. Da es verboten war zu sprechen, ja es war tatsächlich aus Gründen der Therapie untersagt, schwiegen wir notgedrungen. Leise Entspannungsklänge berieselten uns und ich schloss meine Augen. Jedoch nicht für lange, da Jon irgendwann beschlossen hatte, sich mit mir in Zeichensprache zu unterhalten. Seine Grimassen, die er dabei zog, brachten mich so zum Lachen, dass ich fast platzte.
Als die Zeit um war, wurde uns aus der Wanne geholfen und wir wurden wieder in flauschige, warme Bademäntel gehüllt. Nachdem sie uns auch noch eingecremt und gesalbt hatten, durften wir uns wieder anziehen.
Lächelnd zog Jon mich in seine Arme und fragte:

„Na Schatz, wie hat es Dir gefallen ?“

Da ich restlos begeistert war, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen, um ihm geradeaus in die Augen zu sehen.

„Danke, Jon. Das war echt toll ! So entspannt war ich schon lange nicht mehr !“

„Das sieht man !“

„Wirklich ?“

„Ja, Du hast ein unglaubliches Strahlen in Dir !“

„Das kommt aber nicht nur vom Verwöhn-Programm hier, sondern auch von Dir ! Du verwöhnst mich total ! “

Er zuckte kurz mit den Augenbrauen. Fast etwas ungläubig.

„Das freut mich, wenn ich Dir etwas gutes tun konnte !“ sagte er leise.

Er drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

„Nun aber los, wir müssen heute Abend schließlich noch zurück !“

Ach nein ! Ich hatte total verdrängt, dass dort im eisigen Kanada die Arbeit auf uns wartete.
Zurück in seinem Haus packten wir unsere Sachen zusammen. Da ich wieder einmal alles im ganzen Zimmer verstreut hatte, brauchte ich natürlich viel länger als er. Wehmütig trat ich ans Fenster und sah in den wunderschönen Garten mit seinen Sommerblumen, Palmen, dem warmen Licht. Ich sah Jon dort unten, wie er gedankenverloren am Pool stand und ins Nirgendwo blickte. Er stand regungslos dort, beide Hände in den Hosentaschen, die Sonnenbrille auf der Nase und barfuss. Seine Haltung hielt mich davon ab, nach ihm zu rufen. Er wollte offensichtlich nicht gestört werden, da er nur kurz angebunden nach seinem klingelnden Handy sah und sich gleich darauf wieder umdrehte. War er traurig ?
Ob er meinen Blick bemerkt hatte, oder ob es Zufall war, er drehte sich ruckartig um und blickte zu meinem Fenster hoch. Ich trat rasch zurück, da ich nicht wollte, dass er bemerkte, dass ich ihn in diesem stillen, intimen Moment beobachtet hatte. Trotzdem beschloss ich, zu ihm hinunter zu gehen und ihn gerade heraus zu fragen.

Samstag, 24. Januar 2009

Kapitel 86 - Küsse und Marmelade

Als ich sein Lächeln über mir sah, war jedoch alles vergessen.

„Guten Morgen mein Schatz !“ Sein Strahlen wurde noch intensiver.

„Guten Morgen !“ Ich hob den Kopf, um ihn zu küssen.

„Willst Du aufstehen, oder sollen wir noch hier im Bett bleiben ?“

„Ich glaube, es ist besser, wenn ich sofort aufstehe, Jon !“

„Das glaube ich allerdings überhaupt nicht !“ Lachend zog er mich, da ich bereits am Aufstehen war, wieder zu sich zurück.

„Du sollst nicht immer vor mir weglaufen !“

„Ich laufe doch nicht weg, ich wollte nur …..“

„Ja ja, „ich wollte nur“, das kenn ich schon von Dir ! Nichts da, Du bleibst jetzt hier !“

Er hatte sich auf mich gesetzt und hielt meine Arme mit seinen Händen fest.
Wir begannen eine wilde Rangelei, die er natürlich in allerkürzester Zeit für sich entschied. Ich hielt mir den Bauch vor Lachen. Nach Luft schnappend erwiderte ich seine Küsse, die immer leidenschaftlicher wurden. Ohne jede Chance, mich gegen ihn zu wehren, lag ich völlig hilflos unter ihm. Seine Küsse bedeckten erst mein Gesicht, dann meinen Hals und bald meinen ganzen Körper. Ich genoss es total, so von ihm verwöhnt zu werden.

„Ich will Dich spüren, für immer. Sandy, Du machst mich wahnsinnig !“ flüsterte er.

„Du mich aber auch !“ flüsterte ich zurück.

Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
Später sagte er erschöpft:
„Ich war noch nie mit einer Frau so innig verbunden wie mit Dir. Es ist ein Gefühl, dass ich nicht beschreiben kann.“

Ich versank in seinen wundervollen blauen Augen und brachte wieder nicht die Worte über meine Lippen, die ich ihm jetzt so gerne gesagt hätte.
Bittend sah er mich an, doch ich konnte es nicht. Im Stillen verfluchte ich seinen Vorgänger, dessen Namen ich endlich aus meinen Gehirn verbannen wollte.
Stattdessen beugte ich mich über ihn und gab ihm die Küsse zurück, die er mir vorher gegeben hatte. Und wie das Leben so spielt, kamen wir an diesem Morgen nicht aus dem Bett. Jon organisierte uns in der Küche irgendwann unser Frühstück. Ich wollte ihm helfen, aber er wehrte nur lächelnd ab.

„Ich habe Dich gegen Deinen Willen hier her gebracht, nun werde ich Dich wenigstens dafür verwöhnen !“

Ich ließ ihn natürlich gerne gewähren, als ob er das nicht schon die ganze Zeit getan hätte !
Wir krümelten das Bett voll, tauschten immer wieder Küsse aus und lachten viel. Ich bemerkte, dass etwas Kirschmarmelade an Jons Mundwinkel hängen geblieben war. Ich küsste ihm das Kleckschen liebevoll weg. Er strahlte mich wieder mit diesem, wie sagt alle Welt dazu ? One Million Dollar Lächeln ? an.
In diesem Moment hätte ich wirklich alles dafür gegeben, dass die Zeit stehen bleibt. Dass die Welt still steht. Das der Augenblick für immer und ewig währt.

Freitag, 23. Januar 2009

Kapitel 85 - Zweifel

„Hat es Dir etwa die Sprache verschlagen ?“ fragte er mit diesem umwerfend jungenhaften Lächeln.

„Es war ganz schön aufregend, vorhin.“

„Ja, schon. Aber wir haben es ja super hingekriegt. Und Du fährst einfach unglaublich, hätte ich nicht gedacht.“

Sein bewunderndes Lächeln schwand gleich wieder und er sah mich fragend an.

„Sandy, was hast Du denn ?“

„Nichts eigentlich, ich bin nur etwas durcheinander.“

Rosita brachte das Essen, legte uns auf unsere Teller auf und verschwand ebenso leise wieder, wie sie gekommen war.

„Ich glaube, ich muss Dir da was erklären. Ich wollte nicht, dass uns diese Pressefutzis erwischen, weil es einfach zu früh ist. Es wäre fürchterlich, wenn von uns jetzt schon was bekannt werden würde.“

Wollte er mich verstecken, oder was meinte er nur ? Er sah meine Unsicherheit und mein Zweifeln und rückte mit seinem Stuhl nahe an meine Seite.

„Versteh mich nicht falsch, Süße. Es ist nicht wegen mir, sondern wegen Dir. Ich will um alles in der Welt verhindern, dass sie das gleiche machen wie damals mit Joe. Ich möchte auf keinen Fall, dass unsere Geschichte gleich von Anfang an ausgetreten und breit gequatscht wird. Was glaubst Du, was die veranstalten würden, wenn die wüssten, dass ich hier mit Dir bin ? Das würde ich mir nie verzeihen.“

Er hauchte mir einen zarten Kuss auf meine Stirn und nahm mich in seine Arme. Ich lauschte dem Schlagen seines Herzens und seinem ruhigen Atem.

„Du hast damals genug durchgemacht. Außerdem will ich Dich noch eine Weile für mich alleine genießen !“

Er küsste mich wieder mit einer unglaublich vorsichtigen, zarten Art.

„Aber nun lass uns endlich essen, sonst wird ja noch alles kalt !“

Wir verbrachten einen wunderschönen, lauen Sommerabend und gingen erst sehr spät zu Bett. An der Treppe angekommen, nahm er mich auf seine Arme und trug mich nach oben in sein Schlafzimmer. Behutsam legte er mich auf sein Bett, spielte mit seinen Blicken. Seine Berührungen, seine Küsse machten mich fast wahnsinnig. Allzu gerne gab mich ihm hin.
Gegen Morgen wachte ich auf. Vorsichtig schob ich seinen Arm, mit dem er mich umklammert hielt, zur Seite und setzte mich auf die Fensterbank. Er hatte wohl Recht damit, alles noch geheim zu halten. Nur, wie sollte das funktionieren ? Vor allem, wenn wir wieder in Kanada ankamen. In einem Hotel, in dem bis dahin ungefähr 100 Musiker eingetroffen waren, die alle weltberühmt waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das lange gut gehen würde. Oder wollte er nicht zu mir stehen, weil er verheiratet war ? Ich hatte es noch immer nicht gewagt, ihn nach seiner Frau und seiner Familie zu fragen. Das würde ich auch niemals tun, da ich der festen Überzeugung war, dass es an ihm war, darüber zu sprechen. Sicher, es war besser, dass das ganze nicht gleich wieder zu Anfang in den Zeitungen stand. Ich hatte darauf echt keine Lust mehr. Außerdem wurde mir in diesem Moment klar, dass auch von meinem Manager Tom damals nur die Vorteile daraus gezogen wurden, ohne Rücksicht auf mich. Die Zweifel übermannten mich mit aller Wucht.
Ich grübelte und grübelte. Allerdings war mir auch bewusst, dass es mit Jon etwas ganz anderes war. Er hatte sich wirklich sehr lange um mich bemüht, und dies auf eine vorsichtige, behutsame Weise. Ich erschrak, als ich bemerkte, dass ich seine Liebesbeweise in Frage stellte. Nein, dieses Mal irrte ich mich sicherlich nicht ! Er war auf meine Zickenattacken immer ruhig und bedacht geblieben, war nie wütend geworden. Welcher Mann chartert seinen Privat-Jet, fliegt mit einer Frau, die ihn bisher nur böse angemacht hat, nach Los Angeles, um in seinem Haus mit ihr alleine zu sein ? Welcher Mann entführt eine Frau überhaupt, um sie von sich zu überzeugen ? Es konnte nicht sein, dass ich falsch lag.
Da mir kalt war, schlüpfte ich wieder zu ihm zurück ins Bett und schlief für eine kurze Zeit ein.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Kapitel 83 - Kleine Flucht

„Journalisten !“

Die Kellnerin war uns nachgegangen. Sie knetete ein Geschirrtuch zwischen ihren Händen.

„Sie sind Jon Bon Jovi, oder ?“

„Ja,“ antwortete er kurz angebunden und sah sich weiter nach einer Fluchtmöglichkeit um.

„Hören Sie, bleiben Sie hier in der Küche. Wenn die Männer im Cafe sind, soll mein Freund mit dem LKW vorfahren und ihnen die Sicht auf den Parkplatz versperren. Dann können Sie wegfahren.“

Jon nickte nervös.

„Ich gebe Ihnen dann ein Zeichen, wann Sie hinten raus können, okay ?“

Wir warteten ungeduldig. Jon hielt immer noch meine Hand fest in seiner. Wir hatten bereits unsere Sonnenbrillen und Helme aufgesetzt. Meine langen Haare hatte ich darunter versteckt.
Die Kellnerin gab uns ein Zeichen und im Laufen rief Jon mir zu:

„Gleich drauf und los ! Und bleib schön hinter mir !“

Ich nickte ihm nur zu und rannte hinterher.
Wir starteten die Maschinen und fuhren sofort los. Der LKW-Fahrer hatte es sehr geschickt angestellt, hinter seinem Truck konnten wir das Cafe fast nicht mehr sehen. Also waren wir auch nicht zu sehen. Trotzdem hatten sie etwas gemerkt, denn kurz darauf konnten wir sie im Rückspiegel sehen. Wir fuhren wie die Teufel, nach einer Weile bog Jon in eine Seitenstraße ab, die in einen Wald führte. Wir hatten sie abgehängt. Nachdem wir zum Stehen kamen, stieg er ab und nahm seinen Helm ab.

„Alles okay ?“

Ich schob mein Tuch aus dem Gesicht.

„Ja, schon. War aber ganz schön knapp !“

Er bemerkte meinen fragenden Blick, denn er streichelte beruhigend über meinen Arm.

„Wir reden zu Hause darüber, okay ?“ Sein besorgter Blick traf mich.

„Ja, okay.“

„Dann lass uns weiterfahren, bevor sie uns doch noch finden.“

Wir fuhren durch den Wald und ich fragte mich, ob Jon einen eingebauten Kompass hatte. Ich hätte dort im Leben nicht mehr alleine herausgefunden, aber irgendwann trafen wir wieder auf die Interstate und fuhren zurück. Vor seinem Haus angekommen, fuhren wir direkt in die Garage. Jon ließ das Tor an der Auffahrt zuschnurren und schloss das Garagentor.
Er ließ sich auf seine abgestellte Maschine sinken, den Helm auf seinem Schoß.

„Uff, das hätten wir geschafft !“

Ich grinste ihn an.

„Komm, lass uns `reingehen und duschen. Ich habe einen Bärenhunger !“ meinte er ebenfalls grinsend.

Ich ließ mich von ihm, seinen Arm auf meiner Schulter, mitziehen. Er rief nach Rosita und bat sie, für uns etwas zu kochen.
Nachdem ich ausgiebig geduscht hatte, wählte ich eine weiße Leinenhose und ein schwarzes, einfaches Top. Schuhe zog ich keine an, weil mir einfach zu heiß war. Leise klopfte ich an seine Tür. Er hatte wie ich, Sommerklamotten an. Eine weite schwarze Cargohose und ein schwarzes Shirt. Wieder einmal sah er einfach wahnsinnig aus. Die leichte Sommerbräune hatte auch ihn erwischt und mir schien, als ob sein blondes Haar um einiges heller geworden war.
Es war wunderschön auf der Terrasse in der untergehenden Sonne zu sitzen. Mir wurde wieder einmal erschreckend bewusst, mit wem ich dort saß. Und der Gedanke ließ mich verstummen.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Kapitel 81-82

Vorsichtig steckte er seinen Kopf durch die Tür und sah mich etwas zerknirscht an.

„Bist Du mir böse wegen vorhin ?“

„Aber nein, warum denn ?“

„Kann ich reinkommen ?“

„Jon, es ist Dein Haus !“

"Schon, aber….“

„Na komm schon !“

Ich streckte beide Arme nach ihm aus und als er bei mir angekommen war, umarmte ich ihn fest.

„Warum ist die Liebe immer so kompliziert ?“ fragte er mich mit einem schuldbewussten Blick.

„Weil es sonst zu einfach wäre !“

Sein warmes Lächeln traf mich und ich schmolz dahin. Die wunderschönen blauen Augen hatten wieder die Sonne eingefangen und ein kurzer Gedanke ließ mich raten, ob es jetzt draußen stockdunkel war. Er ließ mir keine Zeit nachzuschauen, denn er küsste mich. Und wie er mich küsste ! Dies war der schönste, der intensivste Kuss, den ich je von einem Mann bekommen hatte. Ich hing in seinen Armen und dachte kurz: Und wenn die Welt jetzt untergeht, dann ist mir das auch egal !
Er ließ mich los und hielt mich etwas von sich weg.

„Ich liebe Dich !“

Ich sah ihn an, wusste weder was ich sagen, noch was ich tun sollte. Er hatte mein Zögern bemerkt, denn als ich tief Luft holte, legte er mir seinen Zeigefinger auf den Mund und sah mich beschwörend an.

„Lass Dir Zeit !“

Wieder folgte ein unendlich langer und wunderbarer, schöner Kuss.

„Jon ? Kannst Du meine Gedanken lesen ?“

„Vielleicht ?“ lachte er mich verschmitzt an.

Ich stimmte in sein Lachen ein, befreit von all den Zweifeln, die mich bis vor kurzem gefangen hielten. Ich war mir sicher, er würde Richie niemals anlügen. Und er würde ihm auch keine erfundenen Geschichten erzählen, vor allem nicht, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Da riss er mich aus meinen Grübeleien.

„Hast Du eigentlich Lust, mit mir `ne Runde auf dem Bike zu fahren ?“

Riesige Freude machte sich in mir breit.

„Motorrad fahren ? Natürlich Jon ! Ich fahr doch selbst !“

„Nein, das ist nicht Dein Ernst ? Du hast den Führerschein ?“

„Ja sicher, im Sommer fahr ich ausschließlich mit dem Bike !“

Mit einem strahlenden Lächeln zog er mich mit sich mit, hinunter in die Garage. Und nun war ich sprachlos ! Vor mir standen zwei wunderschöne, schwarze Harleys. Picobello verchromt und blitze blank.

„Jon, das ist jetzt nicht wahr ? Die beiden stammen doch mindestens aus den fünfziger Jahren ?“

„Ja, und an beiden ist alles original. Keine neuen Ersatzteile, nichts !“

Er platzte beinahe vor Stolz. Zögernd sagte ich:
„Aber damit traue ich mich nicht zu fahren, bei solch wunderschönen Motorrädern.“

„Du sollst ja auch nicht von mir davonrasen, sondern wir fahren eine schöne gemütliche Tour. Und ich traue Dir das schon zu ! Also, los ! Umziehen, drauf sitzen und losfahren !“

Kurze Zeit später saßen wir beide auf den Bikes und rollten die Auffahrt hinunter, hinaus auf die Straße. Es war ein Traum, so dahin zu gleiten. Ich wollte schon immer selbst eine Harley fahren. Aber als ich noch Zeit dafür hatte, hatte ich absolut kein Geld. Und jetzt, als ich Geld dafür hatte, hatte ich absolut keine Zeit....
Es machte unglaublichen Spaß. Wir fuhren einige Zeit so dahin, als er den Blinker setzte und auf einen Parkplatz vor einem Cafe fuhr.

„Ich habe echt Durst bekommen. Du auch ?“

Ich strahlte ihn an.

„Ja, bei der Hitze !“

Ich war kaum abgestiegen, als er mich auch schon in seine Arme nahm. Vorsichtig näherten sich seine Lippen den meinen. Seine Zunge öffnete meinen Mund und ich war wieder einmal rettungslos verloren. Mich durchfuhr es wie ein Blitz. Ich hatte mich in ihn verliebt ! Fragend sah er mich an. Konnte er vielleicht doch meine Gedanken lesen ? Ich wollte ihm sagen, was ich für ihn empfand. Aber wieder einmal konnte ich es nicht. Er zwinkerte mir mit einem Auge zu und grinste mich an.

„Komm, bevor ich hier noch verdurste !“

Kapitel 82

Wir betraten das Cafe, das jedem Klischee entsprach. In jedem Hollywood-Film, der etwas auf sich hielt, kam so ein Cafe vor. Auch die Kellnerin hatte schon in unzähligen solchen Filmen mitgespielt. Blonde, lockige Haare, hochgesteckt und mit einem rot-weiß gemusterten Tuch zurückgehalten. Weiße Bluse, kurzer Rock und der unvermeidliche Kaugummi. Entweder erkannte sie Jon nicht, oder es war ihr gleichgültig. Sie brachte unsere kalten Getränke und verschwand wieder hinter ihrer Theke.
Angeregt unterhielten wir uns über das Motorrad fahren und über die wunderschönen Landschaften, die Amerika zu bieten hatte. Ich berichtete ihm von meiner Tour durch den „kleinen Grand Canyon“ in Frankreich und von meinem Traum, den ich seither in mir trug. Dass ich eines Tages auf dem Motorrad zum „großen Grand Canyon“ fahren würde.

„Und bis jetzt hast Du das noch nicht gemacht ?“

Ich schüttelte bedauernd den Kopf.

„Leider kam immer etwas dazwischen. Kein Geld, kein Urlaub, niemand wollte mit. Und so schob ich das immer vor mir her.“

„Du weißt aber schon, was Du da verpasst hast ? Ich habe damals nach unserer unendlichen Welttour Amerika durchquert. Auf dem Bike. Und der Canyon, die Canyonlands, die Nationalparks in Arizona, Utah und Nevada sind die unglaublichsten Landschaften, die es auf dieser Welt gibt.“

Er steckte mich mit seiner Begeisterung sofort an.

„Ich verspreche Dir, sobald wir die Konzerte gespielt haben, holen wir das nach, okay ?“

„Das würdest Du mit mir machen ?“

„Sicher, ich hab`s Dir soeben versprochen ! Hoch und heilig !“

Er hob zum Schwur seine rechte Hand und strahlte mich an.

Ich erhob mich ein wenig und gab ihm einen kleinen Kuss über den Tisch hinweg.
Sein kurzes Lächeln erstarb, als sein Blick über den Parkplatz streifte.

„Was ist ?“ fragte ich unruhig.

„Lass uns von hier verschwinden !“

Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und zog mich eilig hinter sich her.

„Jon, was….?“

„Komm einfach mit ! Schnell ! Wo ist hier der Hinterausgang ?“

Die Kellnerin sah verständnislos erst auf Jon und dann auf mich. Wie in Trance zeigte sie hinter sich.

„Einfach da durch und….“ stammelte sie.

Wir gingen an den Toiletten vorbei, ja wir rannten fast. Draußen angekommen, sah sich Jon suchend um.

„Mist ! Hier können wir nicht weiter ! Wenn wir außen rum gehen, erwischen sie uns ja doch.“

„Wer, Jon ? Sag mir doch bitte….“

Montag, 19. Januar 2009

Kapitel 80

Komplett verwirrt lief ich die Treppe hinunter und ging Richtung Küche.

„Guten Morgen, Liebes !“ tönte es aus der hinteren Ecke. Rosita stand am Spültisch und war gerade dabei, Geschirr abzutrocknen. Welches sie aber sofort beiseite stellte, als sie mein Gesicht sah.

„Madonna, wie siehst Du denn aus ? Was ist denn Schreckliches geschehen ?“ fragte sie besorgt.

Ich ließ mich von ihr auf einen Barhocker ziehen.

„Setz Dich, meine Kleine ! Erst ein heißer, starker Kaffee, dann sieht die Welt gleich besser aus !“

Sie hantierte mit der Kaffeemaschine und stellte kurz darauf einen frisch gebrühten Cappuccino vor mich hin.

„Trink erst mal !“ befahl sie und tätschelte meine Schulter.

„Was hat er gemacht ?“ fragte sie in strengem Ton.

„Er hat mir erklärt, er sei in mich verliebt,“ antwortete ich mit leerer Stimme.

„Ja, aber das ist doch wunderbar ! Warum machst Du dann so ein Gesicht ?“

„Weil er dann darum gebeten hat, ich solle ihn alleine lassen. Ich verstehe das nicht. Normalerweise schickt ein Mann eine Frau in solch einem Moment doch nicht weg !“

Sie holte tief Luft und rutschte auf den Barhocker neben mir.

„Jon schon ! Ach, weißt Du, er hat im letzten Jahr sehr viel mitgemacht und das steckt auch ein Sonnyboy wie er nicht so einfach weg. Glaub mir, er mag Dich wirklich. Erstens spüre ich das bei ihm und zweitens hätte er Dich nicht hier her gebracht. Er hat nämlich noch nie eine Frau hierher gebracht, und schon gar nicht über Nacht.“

Ich wurde immer ratloser. Rosita bemerkte das und nahm meine beiden Hände in die ihren.

„Er soll Dir selbst erzählen, was er erlebt hat. Ich kann Dir nur sagen, dass ich Jon liebe, als wäre er mein eigener Sohn. Ich kenne ihn genau und deshalb weiß ich, dass Du sein Leben ganz schön durcheinander würfelst, oder wie sagt man ? Ah, auf den Kopf stellst, oder so ! Gib ihm Zeit, er gibt sie Dir auch !“

Sie strahlte mich mit ihrem mütterlichen Lächeln an und nahm dann mein Gesicht in ihre Hände. Eindringlich sagte sie:
„Pass auf Euch beide auf, es lohnt sich !“

Ich versprach ihr, auf das zu achten, was sie mir geraten hatte und lief die Treppe hoch, um meine Trainingsklamotten anzuziehen. Mein Allheilmittel – das Laufen ! Leise zog ich mich rasch um, damit ich ihn nicht störte und ging aus dem Haus. Ich rannte mir die Seele aus dem Leib. Solange, bis ich wieder klar denken konnte. Zuversichtlich lief ich zurück, mit der festen Absicht, Rositas Rat zu befolgen und ihm alle Zeit der Welt zu geben. Unterwegs wählte ich dennoch Richies Nummer, ich wollte einfach mit jemandem reden, der Jon wirklich kannte. Er meldete sich jedoch nur kurz angebunden, er hätte geschlafen, sei total müde und würde sich melden.

„Richie, Du willst Dich bereits seit 48 Stunden bei mir melden !“ entgegnete ich etwas vorwurfsvoll.

„Ja, ich weiß, aber ich habe zuviel zu tun. Also, bis später dann !“

Aufgelegt !
Irgendetwas stimmte da doch nicht ! Das kam mir doch merkwürdig vor, aber was sollte ich machen ? Bei Tini und bei Tom nahm niemand ab. Also dann halt nicht !
Wieder im Haus angekommen, schlich ich leise nach oben um zu duschen. Danach legte ich mich auf den kleinen Balkon, der an mein Zimmer grenzte. Jon würde wissen, wo ich war und ich wollte mich ihm nicht aufdrängen. So konnte ich etwas entspannen.
Ich war halb weggedöst, als ich unter mir eine Stimme hörte. Jon ?
Ich stand auf, um über die Brüstung hinunter zu schauen. Er saß auf der Terrasse und telefonierte. Angestrengt lauschte ich.

„Ja, war echt eine super Idee von Euch ! Als wir gelandet sind, merkte ich, wie sie lockerer wurde. Natürlich musste ich meinen ganzen Charme aufwenden, aber das wusste ich ja bereits vorher – Ja, ich glaube schon, dass es ihr hier gefällt ! – Ja, Rich, es gefällt ihr sogar mit mir !“

Er lachte leise auf und begann von unserem Abend auf der Terrasse, von unserem Bad im Pool zu erzählen.

„Nein, ich schwör`s, ich habe mich echt zurückgehalten. Es war zauberhaft, wie sie mich küsste – hab auch lange darauf gewartet – wunderschön, Du kannst es Dir nicht ausmalen, wie ! – Du hattest Recht, mich hat`s echt erwischt und ich bin total verliebt. Die Frau lass ich nicht wieder ziehen ! – Ja, das weiß ich ganz ganz sicher. Ich kann nämlich keinen klaren Gedanken fassen, wenn sie bei mir ist ! - Dir auch und bleibt schön dabei, nicht ans Telefon gehen, wenn sie anruft ! Bis dann ! Und an Tini, Tom und die Jungs liebe Grüße ! Bye !“

Ich zog mich vorsichtig zurück, damit er mich nicht bemerkte. Mein Herz raste – hatte ich bis eben gar nicht bemerkt ! Hatte ich das eben alles richtig verstanden ?
Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Überlegungen.

Samstag, 17. Januar 2009

Kapitel 79

Es war Sonntagmorgen. Langsam begannen meine grauen Zellen zu arbeiten und die Erinnerung kehrte in meine Gedächtnishalle zurück. Es war also real, wirklich. Ich lag tatsächlich mit einem der größten Rockstars im Bett. In seinem Bett. In seinem Haus. Er hatte mich unter einem Vorwand hier her gelockt. Mit geschlossenen Augen ließ ich die bisherigen Begegnungen mit Jon vor mir ablaufen. Ich versuchte, mich auch an Kleinigkeiten zu erinnern. München, Kanada, jetzt hier in Los Angeles. Mir fiel auf, dass er immer, aber wirklich immer sehr freundlich zu mir war, von dem Moment an, in dem ich ihn zum ersten Mal im Olympiastadion gesprochen hatte. Auch nach dem Konzert, als er mich nach draußen bat, um mit mir alleine zu sein. Er hatte lediglich freundlich gefragt, ob ich mit ihm noch woanders hingehen würde.
Und nun mal zu uns, liebe Sandy, jetzt mal ehrlich: Er hat Dir kein unanständiges Angebot gemacht. Er hat mit keiner Silbe erwähnt oder durchblicken lassen, dass er Dich in`s Bett locken will. Und selbst wenn, wäre das sooo schlimm gewesen ?
Ich spürte, wie ein unheimlich schlechtes Gewissen in mir aufzog. Ich war so gemein zu ihm gewesen und hatte mich unmöglich aufgeführt.
Warum in aller Welt wollte dieser Supermann überhaupt noch etwas von mir wissen ? Zweifel zogen in mir hoch. Aber auch eine unbändige Wut auf Joe, der mich soweit gebracht hatte. Der mich dazu brachte, dass ich mich anderen Menschen gegenüber verschloss. Der mir mein Vertrauen in andere raubte. Joe, der mich von vorn bis hinten verarscht hatte.
Mir fielen plötzlich Situationen ein, in denen ich auch mein engstes Umfeld so schlecht behandelt hatte, wie Jon. Tini, Tom, die Jungs von der Band. Aber, sie waren immer ruhig und verständnisvoll geblieben. Hatten mir meine Ausbrüche verziehen. Vor allem waren sie immer für mich da gewesen. Vor lauter Dankbarkeit schoss mir das Wasser in die Augen. Wie war ich nur drauf gewesen, im letzten Jahr ? Was hatte ich ihnen alles zugemutet ?

„Honey, warum weinst Du ?“ hörte ich Jons Stimme.

Als ich die Augen öffnete, sah ich seinen erschrockenen Blick. Und dann brachen alle Dämme.

„Es tut mir so wahnsinnig leid, wie ich Dich behandelt habe. Ich weiß, ich kann nichts ungeschehen machen. Ich bin nicht so, wie Du mich die letzte Zeit erlebt hast. Und und und….“ stotterte ich.

„Hey hey, jetzt mal langsam ! Heul Dich erst mal aus und dann….“

„Nein Jon, ich war einfach unmöglich, das kann ich nicht mehr gut machen !“

Er legte vorsichtig seinen Arm um meine zuckenden Schultern und wartete geduldig, bis ich mich etwas beruhigt hatte.

„Du brauchst Dich ganz sicher nicht dafür entschuldigen ! Das müsste wohl eher jemand anderer. Aber lassen wir das. Wenn es auch oft ungerechtfertigt war, dass Du mich angepfiffen hast, es hat Dich aber für mich interessant gemacht. Du bist keine Frau, die sich mir einfach an den Hals wirft. Ich musste um Dich kämpfen. Und jeder Kampf war es wert.“

Ich blinzelte die Tränen weg und sah ihn ungläubig an.

„Du kannst mir das verzeihen ?“

„Hätte ich sonst einen solchen Aufwand betrieben, Dich hier her zu bringen ?“

Er fasste mich fest an beiden Schultern.

„Sandy, seit unserer Begegnung in München ist über ein Jahr vergangen. Seit über einem Jahr habe ich darauf gewartet, Dich näher kennen zu lernen. Richie meinte damals sogar, ich solle Dich nicht so anstarren, das gehöre sich selbst als Rocksänger nicht.“

Er lachte leise auf und sah zu Boden. Nach einer Weile sprach er weiter.

„Du warst so süß, als Du so schüchtern vor mir gestanden bist. Und als Du mit Tini bei unserem Soundcheck geheult hast. In dem Moment hat es bei mir Klick gemacht. Als wir dann auf der Party draußen waren, bekam ich Angst, dass mir nicht genug Zeit bleibt, Dich kennen zu lernen. Ach, eigentlich hatte ich Angst, dass mir nicht genug Zeit bleibt, dass Du mich kennen lernst.“

Er schwieg wieder. Ich wollte etwas sagen, aber sein Blick ließ mich verstummen.

„Ich habe so viel Scheiße hinter mir, die letzten Monate, ich will einfach nur glücklich sein. Endlich wieder lachen, zufrieden sein. Wissen, wohin ich gehöre. Und ich habe dieses verdammte Alleinsein so satt.“

Er stand auf und ging zum Fenster. Regungslos blickte er hinaus auf den Garten.

„An dem Abend in München hatten Richie und ich uns vorgenommen, für den Rest des Tages glücklich zu sein. Lach jetzt nicht, ich weiß, so was kann man sich nicht so einfach vornehmen und glauben, es wird dann auch so. Aber dann sah ich Dich auf der Bühne herum wirbeln. Ich kannte Dein Gesicht von den Filmen und Fotos von den Vorbesprechungen für das Konzert. Natürlich kannte ich auch Deine Stimme. Aber als ich Dich live und in Farbe sah, war es um mich geschehen. Ich habe mich auf der Stelle in Dich verliebt. Richie hat das bemerkt und sagte zu mir – ich weiß es noch, als wäre es eben erst gewesen: „Dich hat`s erwischt ! Aber vermassele es nicht !“ Ja, und den Rest kennst Du ja !“

Er drehte sich zu mir um und sah mich mit einem Blick an, der mich fassungslos machte. Ich wollte aufstehen, um zu ihm zu gehen. Aber er winkte ab.

„Bist Du so lieb und lässt mich ein wenig allein ?“ bat er mich.

Nun total und endlos von der Rolle, stand ich auf, zog mich schnell an und lief aus dem Zimmer. Draußen lehnte ich mich an die Wand und versuchte, ruhig zu werden. Was sollte das ? Meine Gedanken rasten.

Freitag, 16. Januar 2009

Kapitel 78

Wir legten uns an den Pool, ich in Ermangelung eines Bikinis, in meiner Unterwäsche. Da wir in der Nacht nicht wirklich viel Schlaf abbekommen hatten, dösten wir schnell ein.
Als wir wieder aufwachten, war die Sonne bereits am untergehen und Jon hielt meine Hand.

„Schade, jetzt haben wir den halben Tag verpennt !“ bemerkte ich.

„Wir hatten es beide wohl nötig !“

„Aber trotzdem ! Die Zeit vergeht so schnell, und wir verpennen sie einfach !“

„Die Abend ist noch lang, komm lass uns irgendwo was essen gehen !“

„Geht das so einfach ? Was, wenn Dich jemand erkennt ? Ich will nicht schon wieder durch die Presse geistern !“

„Keine Bange, ich kenne ein Lokal, das sehr verschwiegen und diskret ist.“

In meinem Zimmer überlegte ich fieberhaft, was ich anziehen sollte. Ich war ja nicht wirklich gut vorbereitet, da ich in Eile und Aufregung meine Tasche gepackt hatte. Aber der Spruch von meiner Grandma „Ein kleines schwarzes sollte eine Frau immer im Gepäck haben !“ war mir wohl so eingeprägt, dass ich dieses kleine schwarze tatsächlich dabei hatte. Freudig zog ich es an, streifte meine hochhackigen Sandaletten über und fuhr mir schnell durch die Haare. Auf Make-up verzichtete ich weitgehend, da ich bereits etwas Bräune abgekriegt hatte.
Da klopfte er auch schon an meine Tür.

„Wow ! Ich glaube, wir verzichten aufs Essen und bleiben doch hier !“ Bewundernd musterte er mich.

„Nein, Jon ! Wir gehen jetzt ganz schnell aus diesem Zimmer und ganz schnell in das Restaurant ! Und zwar ohne Umwege !“

„Schade eigentlich,“ murmelte er enttäuscht.

Dort angekommen, stellte ich fest, dass Jon nicht übertrieben hatte. Schon der Eingang war vor neugierigen Blicken geschützt und im Innenhof waren die Tische so von Pflanzen und kleinen Mäuerchen umgeben, dass man ungestört sitzen konnte.
Der Kellner kam leise an unseren Tisch, brachte die Karten und Jon bestellte seinen Lieblingswein. Es war sehr romantisch und er bemühte sich so unglaublich, dass es wunderschön war. Er war ein glänzender Unterhalter, zugleich Zuhörer. Ich genoss seinen Humor, der mich laufend zum Lachen brachte. Als das Dessert serviert wurde, von dessen Bestellung ich im Übrigen nichts mitbekommen hatte, staunte ich wieder.

„Und woher weißt Du, dass ich schokolierte Früchte über alles liebe ?“

Er grinste mich an und meinte nur:
„Von unseren vier Freunden !“

„Du hast wirklich an alles gedacht, es ist nicht zu fassen ! Was kommt da wohl noch ?“

„Lass Dich überraschen !“

Auf der Fahrt zurück wurde mir klar, dass ich auch in dieser Nacht kaum schlafen würde. Er nutzte jede Gelegenheit, mit mir Berührungen und Küsse auszutauschen. Je länger wir fuhren, umso leidenschaftlicher wurde er und umso weniger Textilien hatte ich an meinem Leib.
Die nächste Ampel war rot und Jon flüsterte atemlos in mein Ohr.

„Sandy, ich kann Dir nicht versprechen, dass ich es bis nach Hause aushalte !“

Seine Hand lag auf meinem Knie und wanderte langsam mit sanften Kreisen nach oben.
Im Spaß wehrte ich ihn ab und wir kamen endlich vor seinem Haus an. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, kam es mir auch wie eine Ewigkeit vor.
Hastig schlossen wir die Haustür hinter uns und schafften es nur noch auf die Couch im Wohnzimmer.

„Ich will Dich spüren, ich will Dich fühlen, jetzt, sofort Jon !“

Er quittierte mein Verlangen mit einem kehligen Lachen, löste sich aber aus meinen Armen und stand auf. Überrascht sah ich ihm nach. Er zündete die Kerzen in den Leuchtern an und das warme, flackernde Licht tauchte den Raum in ein unwirkliches Licht. Jon lehnte an der Kommode und alles an ihm war die pure Provokation. Er hatte die Arme verschränkt und lässig ein Bein vor das andere gestellt.

„Kommst Du jetzt hierher, oder soll ich Dir noch eine Einladung schicken ?“ fragte ich ungeduldig.

„Ich schau Dich eben gerne an !“ grinste er zurück.

„Jon bitte !“

Er schlenderte auf die Couch zu, betont langsam und beugte sich über mich. Er neckte mich mit Küssen und sah mich ständig abwartend an. Ungeduldig zog ich ihn zu mir herunter. Ein leidenschaftlicher Kuss folgte auf den anderen und sehr bald gaben wir uns völlig unserer Leidenschaft hin.
Wohlige Schauer rannen über meinen Rücken, wechselten sich ab mit Gänsehaut-Feeling pur. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals. Ich war Wachs in seinen Händen. Jon wusste das und spielte damit. Er zeigte mir in allem seine Begierde, mir nahe zu sein. Meine Sinne spielten verrückt und Jon erlebte in dieser Nacht eine Sandy, die sich ihm gegenüber endlich vollkommen geöffnet hatte. Er wäre nicht Jon, hätte er dies nicht gemerkt, und so nahm er sich diese Frau.

„Babe,“ sagte er spät in der Nacht, „lass uns nach oben gehen. Im Bett schläft es sich doch besser.“

Ich schmiegte mich an ihn und Arm in Arm gingen wir nach oben.

Donnerstag, 15. Januar 2009

Kapitel 77

Lange Zeit später lagen wir schweigend nebeneinander. Da hörte ich erst meinen, dann seinen Magen knurren.
Wir grinsten uns beide an.

„Wir gehen mal besser frühstücken, was hältst Du davon ?“ fragte er.

Ich sprang schnell aus dem Bett, bevor er es sich anders überlegen konnte und zog mich an.
Wir gingen hinunter, er setzte mich auf die Terrasse, auf der bereits gedeckt war.
Als er zurückkam, balancierte er ein voll beladenes Tablett vor sich her.

„Soll ich Dir helfen ?“ fragte ich.

„Nein, lass Dich verwöhnen. Ich mach das schon !“

Er bemühte sich wirklich, mir alles recht und so angenehm wie möglich zu machen. Als er alles abgestellt und das Frühstück auf Vollständigkeit geprüft hatte, fragte er, ob noch was fehlen würde.

„Ja, ein Jon, der sich endlich ruhig hinsetzt und mit mir gemütlich frühstückt.“

Verlegen fuhr er sich durch die Haare und setzte sich hin.
Augenscheinlich hatten wir beide einen Bärenhunger und aßen mit großem Appetit. Er hatte an alles gedacht.

„Hast Du das alles selbst vorbereitet ?“

„Ja, mit ein klein wenig Unterstützung von Rosita. Ich bin ja nicht gerade ein Sternekoch. Aber Eier kochen kann ich schon.“

Er hatte wieder diesen jungenhaften Gesichtsausdruck, der mich schon immer zum Schmelzen gebracht hatte.

„Woher weißt Du eigentlich so genau, wie ich meine Eier mag, dass ich gerne Obstsalat esse, dass ich keine Wurst zum Frühstück mag ?“

Das interessierte mich nun schon, weil wir vorher noch nie morgens zusammen gegessen hatten.

„Ich hab mich halt informiert.“

„Bei wem ?“

„Bei Tini, bei Tom, bei Stefan, ….“

Ich war fassungslos.

„Jon, darf ich mal erfahren, was Du sonst noch so alles über mich weißt ?“

„Eben alles, was ich für ein schönes Wochenende wissen muss !“ Verschmitzt grinste er mich an.

„Nein, im Ernst, Sandy“, begann er vor neuem. „Ich pack jetzt mal alles auf den Tisch. Du weißt, dass ich nie verstanden habe, was Du plötzlich gegen mich hattest. Irgendwann hat mir Tini gesteckt, dass Du wohl ein Problem damit hattest, als ich Dich in München fragte, ob Du mit mir noch wohin gehst. Sie sagte mir auch, dass Du einen Schwur abgelegt hattest, dass Du Dich nie wieder mit einem Rockstar einlassen würdest. Ich weiß auch warum, die Story ging schließlich durch alle Zeitungen. Aber meine Gefühle für Dich zwangen mich praktisch zum Handeln. Dein Streit mit Tini war der Auslöser. Mir wurde klar, ich konnte Dein Denken über mich nur verändern, wenn ich Dir beweisen würde, dass ich nicht das Böse bin und das würde mir nur gelingen, wenn Du mit mir alleine bist. Weg von all den anderen. Ich hatte dann die Idee, und mit Richie, Tini, Tom und Stefan zusammen haben wir das ganze ausbaldowert. Tom war praktisch der Götterbote, weil wir wussten dass Du nur ihm glauben würdest. Mich wundert jetzt noch, dass Du so einfach mitgegangen bist.“

Fragend sah er mich an.

„Normalerweise wäre ich auf keinen Fall mit Dir geflogen. Aber ich habe Dir und Tom versprochen, dass ich mich für die Single zusammen nehmen würde und das ganze professionell angehen würde. Ich ging ja auch davon aus, dass wir wirklich zu einem Shooting gehen würden. Aber jetzt bin ich froh, dass wir kein Shooting und kein Interview haben, oder haben wir ?“

Er lachte.

„Nein, keine Angst, wir haben das ganze Wochenende und fast den ganzen Montag für uns.“

Zufrieden lehnte ich mich zurück. Seit langem empfand ich mein Leben wieder als schön.

„Was fangen wir denn mit der vielen Zeit an ?“ fragte ich.

„Ich wüsste da schon so einige Dinge !“

„Jon !“

„Ja ?“ fragte er betont unschuldig.

„Du bist unmöglich !“

Er stand auf, kam zu mir und beugte sich über mich.

„Ich kann nichts dafür, dass Du einen so wundervollen Körper hast, der mich quasi dazu zwingt, mit Dir zu schlafen !“

„Ähm !“ Rosita rettete mich vor weiteren Angriffen Jons.

„Braucht Ihr noch was, oder kann ich abräumen ? Ich würde den Tag heute gerne in der Stadt verbringen, hab nämlich einiges zu erledigen.“

Wir verneinten beide und sie begann das Geschirr zusammen zu stellen.

„Ich werde vor heute Abend sicher nicht zurück sein !“ sagte Rosita bedeutungsvoll.

„Ist schon in Ordnung, nimm Dir die Zeit, die Du brauchst,“ entgegnete Jon.

„Was ist mit Mittagessen ?“

„Mach Dir keine Gedanken, Rosita, wir werden bestimmt nicht verhungern.“

„Okay, ich geh dann mal !“

Wir verabschiedeten uns voneinander und sie huschte schnell davon.

„Ah, nun sind wir allein und Du bist mir rettungslos ausgeliefert !“

„Na, so schlimm wird es wohl nicht werden ?“

Da traf mich wieder dieses Lächeln, in dem die Sonne wohnte.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Kapitel 76 - Im siebten Himmel

Doch es kam anders.
Es war hell, die Sonne schien und Jon hielt mich fest umklammert, was mich zum Lächeln brachte. Eine unendliche, nie gefühlte Zärtlichkeit stieg in mir hoch, als er tief schlummernd neben mir lag. Vorsichtig befreite ich mich und stand leise auf. Natürlich knarrte das Bett auch in diesem Moment, aber er wachte glücklicherweise nicht davon auf. Mir wurde ganz warm ums Herz, als ich ihn beobachtete.
Leise schnappte ich meine Trainingsklamotten, zog mich um und steckte mein Handy ein. Auf dem großen Gelände stellte sich die Frage, in welche Richtung ? Ohne weiter darüber nachzudenken, lief ich los. Rasch hatte ich meinen Rhythmus gefunden. Es war ein Genuss, hier in der Sommersonne zu sein, statt im kalten und verschneiten Kanada. Was die anderen wohl machten ? Verwundert stellte ich fest, dass sich niemand bei mir gemeldet hatte, was eigentlich sehr seltsam war. Im Laufen checkte ich mein Handy, aber ich hatte weder SMS noch Anrufe erhalten. Bei Tini und Stefan nahm niemand ab, Richie meldete sich zwar, aber kurz angebunden teilte er mir mit, er hätte momentan überhaupt keine Zeit und würde sich bald bei mir melden. Das ganze kam mir zwar komisch vor, aber was soll`s ?
Ein paar Kilometer weiter klingelte es dann doch bei mir. In der Annahme, einer der dreien würde zurück rufen, nahm ich ab. Ich vernahm dann aber Jon`s warme Stimme.

„Hey, wo bist Du ?“

„Hi, ich bin beim Laufen.“

„Du bist aber nicht beim Weglaufen ?“ scherzte er.

„Nein, ehrlich nicht. Ich brauchte nur etwas Bewegung. Ich bin bald zurück.“

„Versprochen ?“

„Hoch und heilig !“

Er lachte kurz und legte auf. Die ganzen neuen Eindrücke begannen in meinem Kopf abzulaufen und alles kam mir immer unwirklicher vor. Da ich nicht wollte, dass an diesem Tag irgendetwas mein Glück trüben konnte, lief ich nur eine kleine Runde und machte mich auf den Rückweg. In Sichtweite des Hauses wurde mir erst die Schönheit der Gegend und des Hauses bewusst. Wir waren in der Nacht angekommen und ich hatte dabei nur die Vorderseite sehen können. Jetzt bemerkte ich, dass das ganze Anwesen terrassenförmig angelegt war und in einer sehr gepflegten Gegend lag. Auch die Palmen waren mir nachts nicht aufgefallen. Der Garten war voll mit wunderschönen, blühenden Pflanzen in allen Farben. Jetzt wollte ich auf gar keinen Fall nach Kanada zurück !
Als ich die Einfahrt hoch trabte, öffnete er die Tür und wartete, bis ich bei ihm angekommen war. Er war einfach süß, wie er da stand. Verschlafen, die Haare verstrubbelt. Er nahm mich in seine Arme, was ich aber gleich abwehrte.

„Ach komm, ich bin total nass geschwitzt ! Lass mich erst unter die Dusche !“

Als hätte er mich nicht gehört, küsste er mich weiter.

„Jon, bitte !“

„Wir können ja gemeinsam duschen !“

Da Rosita gerade um die Ecke bog, sagte ich nur:

„Ich weiß nicht, ob der Jon das darf !“

Lachend zog er mich die Treppe hoch, nahm zwei Stufen auf einmal.

„Jon, halt ! Renn doch nicht so !“

Ich stimmte in sein Lachen ein.
Er schloss die Badezimmer-Tür hinter sich und zog mich an sich.

„Vorhin bin ich ganz schön erschrocken, als das Bett neben mir leer war !“

„Ich hätte vielleicht einen Zettel schreiben sollen, aber ich wollte Dich nicht wecken.“

„Du wolltest alleine sein, oder ?“

„Ja, es ist ziemlich heavy für mich, hier mit Dir.“

„Wenn dich etwas stört, sag es bitte, okay ? Ich will, dass Du Dich absolut wohl fühlst.“

„Okay, mach ich,“ hauchte ich.

Er quittierte dies wieder mit einem langen, intensiven Kuss.
Ich zog mir rasch die durch geschwitzten Klamotten aus. Als ich wieder hochsah, stand er ebenfalls nackt vor mir und lockte mich mit seinem Zeigefinger zu sich. Wie eine Marionette ging ich auf ihn zu und ließ mich von ihm in die Dusche ziehen. Jon begann mich sanft einzuseifen, begleitet von seinen Küssen.

„Ich halt das nicht mehr lange aus !“ sagte ich atemlos.

„Dann ist es ja gut !“ lachte er.

Nass wie wir waren, stiegen wir aus der Dusche. Im Vorbeigehen griff ich schnell nach einem Handtuch, damit wir nicht alles voll tropften.

„Was, wenn Rosita uns hört ?“

„Wenn Du so laut bist wie heute Nacht, ist das wohl nicht zu vermeiden !“

„Und Du hast die ganze Nacht geschwiegen !“ gab ich zurück.

Grinsend sah er mich an.

„Das ist mir eigentlich egal. Außerdem bist nur Du daran schuld, wenn ich zu laut bin !“

Bevor ich weiterfrotzeln konnte, verschloss er meinen Mund mit seinen Lippen.
Wir konnten nicht voneinander genug bekommen, nicht voneinander lassen. Er strich mit seinen Fingerkuppen über meine feuchte Haut. Ein Schauer jagte nach dem anderen über meinen Rücken. Ihm ging es genauso, ich sah, wie sich die Härchen auf seinen Armen aufstellten. Seine Lippen wanderten über meinen Körper und ließen mich fast wahnsinnig werden.

„Jon….“ stöhnte ich laut auf.

„Was ?“ fragte er atemlos.

„Lass mich nicht so lange zappeln !“

„Sondern ?“

„Komm bitte ….“

Ich wollte nur noch eins mit ihm werden, ihn so nah wie möglich bei mir zu spüren.