Sonntag, 27. Dezember 2009

Kapitel 244

Szenenwechsel:

Jon hatte sich schnell umgedreht, als sie gegangen war. Er konnte es nicht ertragen, sie aus der Türe gehen zu sehen. Aus seinem Blickfeld. Mit großen Schritten ging er zum wartenden Wagen zurück und ließ sich auf die weichen Lederpolster fallen. Der Fahrer fragte wohin er fahren solle und Jon sagte nur:

„Nach Hause.“

Mitten in der Stadt gerieten sie in einen Stau. Unwillig griff Jon nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. Er sah zum Fenster hinaus, beobachtete das emsige Umherwuseln der Menschen auf den Gehsteigen, wie sie an den Ampeln standen und auf Grün warteten. Und doch tauchte immer wieder ihr Gesicht vor ihm auf. Er nahm einen Zug und inhalierte tief. Sie hatte so zerbrechlich gewirkt.

„….regle Deine Angelegenheiten…. konzentrier Dich darauf…. Deine Kraft dafür brauchen…. Das, was vor Dir liegt…. Mach Dir keine Gedanken um mich, ich schaff das schon….. bin bald zurück….“

Einen Lidschlag später fühlte er sich fürchterlich einsam. Warum nur fiel ihm der Abschied von ihr jedes verdammte Mal so schwer ? Warum spürte er immer und immer wieder diese Eisenklammer um sein Herz ?
Er drückte grübelnd seine Zigarette aus und nahm sich fest vor, den restlichen Tag mit Sport zu verbringen. Das würde ihm sicherlich helfen, die dunklen Gedanken zu vertreiben. Ja, Bewegung war das Richtige !

Zuhause angekommen, lief er die Treppen hoch um sich umzuziehen. Hektisch kramte er in seinem Schrank herum, bis er seine Trainingsklamotten gefunden hatte. Mit Sandys MP3-Player, Sonnenbrille und Base-Cap bewaffnet, verließ er das Haus und bog kurz darauf in den Park ein. Er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm her. So kam es, dass er sich nur wenig später erschöpft an einen Baum lehnte. Sein Puls raste, sein Herz klopfte, der Schweiß brach in Strömen aus ihm heraus. Er beugte sich nach unten, stützte sich mit beiden Armen an seinen Knien ab und versuchte, zu Atem zu kommen.
Hier lief sie auch immer.

Traurig schüttelte er den Kopf. Er konnte hingehen, wo er wollte. Sie war überall.
Sein MP3-Player spielte ‚Take it easy on me’ von The little river band. Auch das noch ! Der Titel war einer ihrer absoluten Lieblingshits.
Trotzdem zwang er sich, den Song anzuhören, bis er wieder bei Kräften war. Weitaus ruhiger und langsamer lief er den Weg zurück zu seinem Haus. Dort stellte er sich unter die Dusche. Nachdem er sich angezogen hatte und seine Haare trocken waren, begab er sich in den Keller in das zwar kleine, aber doch mit der modernsten Technik ausgestattetem Studio. Er setzte sich auf einen der herumstehenden Barhocker und begann auf seiner Gitarre zu spielen. Rasch war er einer Melodie verfallen, die ihm urplötzlich eingefallen war. Er holte sich Papier und Bleistift und schrieb die Textfragmente auf, die durch sein Hirn schossen. Rosita brachte ihm eine Kanne Pfefferminztee und als er gedankenverloren an seiner Tasse nippte, wusste er plötzlich ganz genau, warum die Lauferei für Sandy so immens wichtig war.
Er hatte seinen Kopf freibekommen. Er war ruhig geworden.
Dann überzog ein Grinsen sein Gesicht. Was sie wohl sagen würde, wenn sie seine Überraschung entdeckte ?

Szenenwechsel:

Wir zwei Mädels hatten viel Spaß mit der Packerei und trieben einigen Schabernack. Immer wieder war ich versucht, die schweren Kartons zu heben, doch Tanja passte auf mich auf und nahm sie mir ab.

„Dein Rücken !“ rief sie grinsend.

Ich legte eine kurze Pause ein und beobachtete sie.

„Sag mal, willst Du nicht die nächsten Tage hier übernachten ?“

Sie sah mich überrascht an.

„Ich meine, es ist doch unsinnig, abends nach München zu fahren und morgens wieder her. Oder übermannt Dich die Sehnsucht nach deinem spanischen Torero ? Und wenn Du nicht so gerne bei Deinen Eltern wohnst….“

„Hmmm…. Wär eigentlich keine schlechte Idee…. Wenn`s Dir nix ausmacht ?“

„Was soll`s mir denn ausmachen ? Wir machen uns ein paar schöne Tage und ich bin froh, dass Du hier bist !“

„Okay ! Wer weiß, wann wir mal wieder soviel Zeit für uns haben ?“

Am Abend waren wir so weit, dass ich am nächsten Tag die Bilder und Dekosachen abnehmen und ebenfalls einpacken konnte. Dann war die Küche dran. Tanja hatte sich zum Chinesen aufgemacht, um unser Abendessen zu besorgen. Nach dem Duschen stellte ich fest, dass ich durch das Schwitzen eine ganz schön trockene Haut bekommen hatte. Ich suchte nach meinem Rucksack, der immer noch da stand, wo ich ihn bei meiner Ankunft hingeworfen hatte. Ich öffnete den Reißverschluss und stutzte.
Was war das ?

In weißes Packpapier gewickelt….er hatte…. nein !.... also….
Vor mir lag ein nagelneues Paar Laufschuhe. Ich betrachtete sie von allen Seiten. Als ich mit einer Hand in einen Schuh fuhr, spürte ich ein kleines Stück Papier. Langsam faltete ich es auseinander.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Ich wünsch all meinen Leserlein frohe Weihnachten !

Lasst Euch reich beschenken, genießt das Essen und die hoffentlich ruhigen Tage !

Eure Missi

Sonntag, 20. Dezember 2009

Kapitel 243

Zwölf lange Stunden später landeten wir in Deutschland. Wir bedankten uns bei Sean und dem Bordpersonal für den Flug und stiegen aus. Am Mietwagenschalter nahm ich ein Auto und endlich fuhren wir nach Hause. Ich setzte meine Eltern ab und fuhr noch rasch an der Tanke vorbei. Frustfutter kaufen. Mit den Plastiktüten beladen, den Rucksack über der Schulter schloss ich die Wohnungstür auf. Ich gab ihr einen Tritt mit dem Fuß und sie fiel unangenehm laut zu. Es war unnatürlich still hier. Zum ersten Mal seit Monaten war ich ganz allein. Ich zog schaudernd die Schultern zusammen und machte mich daran, die Einkäufe zu verstauen. Da ich die Stille nicht mehr aushielt, schaltete ich den Fernseher ein, schob eine Tiefkühlpizza in den Ofen und öffnete eine Flasche Rotwein. Gemütlich pflanzte ich mich auf das Sofa und schaute einen Tatort an. Da war er also. Der letzte Fernsehabend in meiner Wohnung. Mein Handy piepste.

„Hallo Süße ! Ihr seid gut angekommen, sagte mir Sean ? Hoffe, Dir geht es gut ! Ich vermisse Dich jetzt schon. Mir graut davor, allein in unserem Bett zu schlafen und morgens ohne Dich aufzuwachen. Schlaf gut und träume was schönes ! Ich liebe Dich.“

Er war natürlich wie immer bestens informiert ! Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich las, dass er mit dem Piloten gesprochen hatte. Schnell drückte ich auf „Antworten“ und tippte los.

„Hallo Honey ! Ja, wir sind gut angekommen, es lief alles glatt. Schlaf trotzdem schön ! Du kannst ja von mir träumen ‚ Ich liebe Dich und Du weißt gar nicht, wie sehr !“
Darunter setzte ich noch: „Little runaway.“

Langsam lehnte ich mich in den Polstern zurück und kurz darauf war ich eingeschlafen. Mit dem Pizzateller auf dem Schoß.
An der Tür klingelte es Sturm. Verschlafen rieb ich mir die Augen und sah verwirrt auf die Uhr. Es war bereits nach neun. Wer war das jetzt ?
Schlaftrunken stolperte ich zur Tür um zu öffnen.
Dort stand Tanja, mit einer Bäckertüte in der Hand.

„Hi Sandy !“ rief sie fröhlich aus.

„Tanja ! Mensch, ist das schön, Dich zu sehen !“

Wir fielen uns in die Arme und knuddelten uns fest.

„Komm doch rein !“

Ich zog sie an der Hand mit mir in die Küche.

„Hach, ist das schön, dass Du mal wieder hier bist ! Du hast mir ganz schön gefehlt, Tini übrigens auch ! Wie geht`s Euch denn da drüben ?“

„Ach, ganz gut. Es ist halt momentan ein wenig stressig. Du hast sicher darüber gelesen ?“

Tanja war Tanja. Und weil Tanja eben Tanja war, machte sie sich gleich daran, frischen Kaffee aufzusetzen und den Tisch fürs Frühstück zu decken. Grinsend sah ich ihr dabei zu, wie sie meine Küche in Beschlag nahm.

„Ja, hab ich. Ihr habt Euch die letzten Wochen ja nicht mehr gemeldet. Und bei dem was alles zu hören und zu lesen war, wusste ich, dass Ihr ganz schön Druck habt.“
„Da liegst Du richtig. Es war nicht immer leicht.“

„Nun erzähl mal ! Wie geht`s Deinem Rücken ? Wieder alles okay ?“

Sie lauschte ruhig meinem Bericht über den Unfall, die Therapie, meinem Leben mit Jon, der bevorstehenden Tour, einfach allem.

„Woher weißt Du eigentlich, dass ich hier bin ?“

„Ich bin gerade bei meinen Eltern zu Besuch. Ich hab Deine Mam gerade beim Bäcker getroffen und sie hat`s mir erzählt. Sie ist übrigens total begeistert von Jon. Muss ja ein richtiger Musterknabe sein.“

„Das ist er !“ lächelte ich.

„Aber Du ? Was machst Du ? Wir reden die ganze Zeit nur von mir…“

Sie strahlte mich an.

„Ich bin verliebt !“

„Waaasss ?“

Es klang einfach unglaublich. Tanja hatte wie ich so ihre Probleme mit den Männern, leider verliebte sie sich immer in die falschen. Irgendwann hatte sie für sich beschlossen, dass es Mr. Right wohl gab, jedoch nicht für sie. Und so holte sie sich dann und wann einen Mann in ihr Bett, der nach getaner Arbeit wieder verschwinden konnte.

„Joa, mich hat`s erwischt !“

„Wer ist er ?“ fragte ich atemlos.

„Ein Spanier. Juan. Galerist. Du weißt doch noch, dass ich letztes Jahr im Herbst diese Ausstellung in München hatte ?“

Ich nickte, an meiner Kaffeetasse nippend.

„Er hat damals ziemlich viele meiner Bilder und Skulpturen verkauft. Wir haben uns einige Male getroffen und da hat es dann gefunkt.“

„Neeeeiiiiinnn !“

„Doch. Er ist der absolute Wahnsinn, in jeder Beziehung !“

Sie zeigte mir auf ihrem Handy einige Fotos von ihm. Und er sah wirklich gut aus !

„Es gibt da nur ein Problem….“ sagte sie zögernd.

„Er ist verheiratet ?“

„Nein, das nicht. Aber wir…. Nun ja….“ stammelte sie.

„Nun red schon !“

Es brach aus ihr heraus, ich hatte einige Mühe ihr zu folgen, so schnell redete sie.

„Wir wollen nach El Hierro ziehen. Er hat ein Grundstück von seinen Großeltern geerbt. Wir bauen uns dort eine wunderhübsche Finca, ganz im kanarischen Stil. Und jetzt verzögert sich das ganze, weil die Baumaterialien nicht beikommen, die Handwerker schlampen, eben typisch spanisch halt.“

„Tanja, das ist doch nicht so schlimm. Dann zieht Ihr halt später dorthin.“

„Das wäre es ja nicht.“

„Was dann ?“

„Ich habe bereits meine Wohnung gekündigt, weil mich mein blöder Vermieter so unter Druck gesetzt hat. Jetzt muss ich so schnell wie möglich da raus. Und Du weißt, wie schwierig es ist, eine vernünftige Bude zu finden. Zu meinen Eltern will ich nicht. Außerdem haben die eh nicht soviel Platz.“

Mit hängenden Schultern saß sie da und es war ihr deutlich anzusehen, dass ihr das mächtig zu schaffen machte. Ich zog sie rasch in meine Arme und strich ihr tröstend über den Rücken.

„Süße, das ist doch nun wirklich kein Problem !“

Mit tränenumflorten Augen sah sie auf.

„Du kannst doch solange meine Wohnung nehmen !“

Ein Hoffnungsschimmer überzog ihr Gesicht.

„Wirklich ? Und Du ?“

„Schau, ich bin hier, weil ich meine Sachen zusammen packe. Ich zieh zu Jon !“

„Nein !“

„Doch. Und da ich es sowieso nicht übers Herz bringe, die Wohnung zu verkaufen, tätest Du mir einen Riesengefallen, wenn Du hier noch einige Zeit wohnen würdest.“

„Ehrlich ?“

„Sonst würde ich es nicht vorschlagen !“

„Danke ! Danke ! Danke ! Du bist echt meine Rettung !“

Sie fiel mir überschwänglich in die Arme und uns beiden fiel ein großer Stein vom Herzen.

„Ich hätte dich nämlich heute noch angerufen, ob Du mir beim Umzug helfen kannst ?“

„Natürlich helfe ich Dir !“

Also machten wir uns nach dem Frühstück daran, die Möbel die ich mitnehmen wollte mit Post-Its zu kennzeichnen. Zwischendurch rief ich beim Zollamt an, um mich zu erkundigen, wie ich am besten an einen Schiffscontainer kommen könnte. Die Dame am anderen Ende der Leitung informierte mich über die Modalitäten und ich bestellte ihn für kommende Woche.

„So, das wäre geschafft. Jetzt lass uns losgehen und Umzugskartons besorgen.“

Wir tigerten in den nächsten Baumarkt und deckten uns großzügig mit Verpackungsmaterialien ein.
Den Nachmittag verbrachten wir mit dem Ausmisten meiner Klamotten. Und ich sortierte gnadenlos aus. So konnte ich mich von Dingen trennen, die mich nur belastet hätten. Einige Oberteile schenkte ich Tanja. Mein Schrank in den Staaten war mittlererweile gut gefüllt

Dienstag, 8. Dezember 2009

Kapitel 242 - Verfluchte Abschiede.....

Wir liebten uns mit dieser Intensität, die zwei Liebende verspüren, wenn ein Abschied bevorsteht. Die Küsse waren mehr und länger, die Berührungen häufiger, die Blicke länger. So, als hätte jeder Angst, etwas zu verpassen, zu versäumen, etwas nicht zu tun. Und doch ließen wir irgendwann voneinander ab und schliefen eng umschlungen ein.

Nur wenige Stunden später wachte ich auf. Irgendwie war ich sehr unruhig. Mich hielt es nicht mehr im Bett und so stand ich vorsichtig auf, um Jon nicht zu wecken.

„Du brauchst nicht so rum zu schleichen, ich bin wach !“

Ich zuckte zusammen, als ich auf dem Weg zum Schrank seine Stimme hörte.

„Ich hoffe, ich habe Dich nicht geweckt ?“

„Nein, ich bin schon länger wach. Komm her !“

Er streckte seinen Arm nach mir aus und wir kuschelten noch ein paar Minuten miteinander, bevor wir uns nach unten begaben. Es folgte noch ein hastiges Frühstück, und dann war es auch schon Zeit, das Gepäck einzuladen und sich zu verabschieden. Rosita bedankte sich bei Mam für die Kochrezepte, und Mam tat dies bei ihr. Die zwei hatten sich sehr gut verstanden und waren so etwas wie Freundinnen geworden. Der Abschied fiel ihnen sichtlich schwer.

Dad hatte Richie im Arm und ich war sehr berührt von der Szene. Hätte ich auch nie gedacht, dass der Gitarrist meiner Träume eines Tages meinen Vater im Arm hält….

Tini und Tom huschten herein und auch sie wurden von uns geherzt und gedrückt. Glücklicherweise herrschte an diesem Morgen nicht viel Verkehr und wir kamen bald am Flughafen an. Schnellen Schrittes gingen wir in die VIP-Lounge und nur wenige Minuten später erschien eine Stewardess, um uns mitzuteilen, dass der Flieger bereit zum Start wäre.
Jetzt kam dieser Moment, den ich so sehr hasste.

An den ich mich niemals gewöhnen würde und auch nicht gewöhnen wollte.

Meine Eltern drückten nacheinander Jon an ihre Brust und wünschten ihm alles Gute für die bevorstehende Zeit, die er bewältigen musste.

„Du kannst immer bei uns anrufen, wenn Du Rat suchst, das weißt Du ?“

Mam stand vor Jon und strich fürsorglich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Er strahlte sie warm und herzlich an.

„Ja, danke. Das weiß ich. Es ist sehr lieb von Euch !“

Sie umarmten sich ein letztes Mal und Jon nahm ihnen das Versprechen ab, immer zu Besuch zu kommen, wann sie wollten.

„Bitte pass auf meine Tochter auf, wenn sie bei Dir ist, Jon !“

Etwas mahnend klangen die Worte meines Vaters schon, doch auch dies quittierte Jon mit seinem Lächeln.

„Das kann ich dir ohne Wenn und Aber versprechen !“ gab er zurück.

„Nun komm, wir lassen sie noch ein wenig allein.“

Wir hielten uns an den Händen und sahen uns tief in die Augen, versuchten, darin zu lesen. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich spürte das vertraute Gefühl in mir aufsteigen. Im Schleier meiner Tränen sah ich, dass auch Jon`s Augen wässrig wurden. Ich zog ihn an mich, sog seinen Geruch ein, atmete seine Luft. Seine Finger spielten mit meiner Kette, die ich um den Hals trug. Nachdenklich blickte er auf den Ring, der daran baumelte.

„Pass auf Dich auf, hörst Du ?“ sagte er sehr leise an meinem Ohr.

„Du aber auch !“

„Ich komm nach, so schnell ich kann.“

„Honey, regle Deine Angelegenheiten, bitte konzentrier Dich darauf. Du wirst Deine Kraft dafür brauchen. Das, was vor Dir liegt, wiegt um einiges schwerer als mein Umzug ! Mach Dir keine Gedanken um mich, ich schaff das schon. Ich bin bald zurück, okay ?“

Wieder sahen wir uns in die Augen, verloren uns im Blau des anderen. Nun konnten wir es nicht länger hinauszögern und küssten uns ein letztes Mal.

„Geh schon !“ flüsterte er mit brüchiger Stimme.

Ich drehte mich weg, um zu gehen. Unsere Hände glitten auseinander. Am Gate drehte ich mich noch einmal um. Doch er war bereits verschwunden. Das Herz wurde mir schwer.
Traurig ließ ich mich auf einen der Sitze fallen. Als ich die mitleidigen Blicke meiner Eltern sah, war es um mich geschehen, ich heulte hemmungslos.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Kapitel 241

Da ich nicht stören wollte, schnappte ich mir die Thermoskanne mit Kaffee, ging raus ins Freie und setzte mich auf unseren Lieblingsplatz. Das Mäuerchen. Das Tal lag in seiner unbeschreiblichen Schönheit unter mir. Niemals würde ich mich an diesem Anblick satt sehen können. Das satte Grün, das Sonnenlicht, die Palmen, das blaue Meer, es war unwahrscheinlich beruhigend.

„Hi.“

Ich hatte ihn nicht kommen hören. Sanft schlang der seine Arme um mich und setzte sich hinter mich. Ich reichte ihm meine Tasse und er nahm einen tiefen Schluck.

„Dein letzter Morgen hier.“

„Ja. Zumindest für die nächsten zwei Wochen.“

„Hmmm.“

„Hey, was hast Du ? Trennungsschmerz ?“

„Schon. Mir wäre es schon lieber, Du wärst hier die nächste Zeit.“

„Ich komm doch bald wieder. Und mit Deinen Terminen vergeht die Zeit sicher auch für Dich ganz schnell. Wahrscheinlich wirst Du mich gar nicht vermissen, vor lauter Stress.“

„Dich nicht vermissen ? So, wie Du mein Leben verändert hast ?“

Er schüttelte lächelnd den Kopf.

„Kann nicht sein. Vielleicht hab ich auch schon alles in trockenen Tüchern, bis Du zurück bist.“

Ich drückte ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Glaube ich zwar nicht bei der Bürokratie, für die die amerikanischen Anwälte und Gerichte bei uns bekannt sind. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.“

„Du machst mir ja Mut !“

„Es hilft nichts, Dir irgendetwas vorzumachen. Ich meine, ich habe mich noch nie scheiden lassen, aber ganz so einfach wird das auch hier nicht sein. Und schon gar nicht bei einer Promi-Ehe.“

Wir schwiegen eine Weile.

„Versprichst Du mir etwas ?“

„Was denn ?“

Ich drehte mich etwas zu ihm, um ihn anzusehen.

„Dass Du auf Dich aufpasst. Dass Du nichts schweres hebst und Dich nicht überanstrengst.“

„Versprochen !“

„Hoch und heilig ?“

„Hoch und heilig !“

Ich hob meinen Zeige- und Ringfinger zum Schwur. Jon sah mich zweifelnd an.

„Wehe ! Ich setze Deine Eltern auf Dich an !“ drohte er lachend.

„Schon gut, schon gut ! Ich werde auf mich achten. Ich hebe nichts schweres, mache keinen Stress und gehe früh zu Bett.“

Er zog mich fest in seine Arme.

Lautes Rufen unserer Namen ließ uns aufschrecken.

„Jon, Sandy ! Frühstück !“

Wir lachten beide laut los.

„Wie wird mir das fehlen !“

„Wahrscheinlich wirst Du von der Ruhe erschlagen werden,“ witzelte ich.

„Kann gut sein ! Dann lass uns mal !“

Auf der Terrasse war bereits gedeckt und Rosita und Mam wuselten zwischen Küche und Tisch hin und her.
Wie üblich ließ Richie nicht lange auf sich warten.

„Guten Morgen ! Na, alle gut geschlafen ?“ rief er fröhlich in die Runde. „Hmmmm ! Frühstück ! Ich darf doch ?“

„Als ob Du sonst fragen würdest !“ stichelte Jon.

„Muss ich doch nicht, unter Freunden ?“

„Ne ne, fühl Dich wie zu Hause.“

„Dann ist ja gut.“

Richie grinste und griff nach den Brötchen.

„Ich muss mich doch auch von den dreien verabschieden !“

„Richie, so wie ich Dich kenne, verabschiedest Du Dich heute noch beim Mittagessen, beim Nachmittagskaffee, beim Abendessen und Morgen beim Frühstück.“

„So gut kennst Du mich ?“

Jon gab auf und wir lachten über den harmlosen Disput.

Der Tag verging wie im Flug. Ich packte nur wenige Sachen in meinen Rucksack. Brauchen würde ich nicht viel, zuhause hatte ich ja auch noch einiges. Zuhause. Wie fremd sich das doch anfühlte….
Nachmittags sprang ich in den Pool und genoss das kühle Nass. Zügig schwamm ich meine Bahnen und hörte erst auf, als ich das Gefühl hatte, dass ich wirklich erledigt war. Am Rand wartete Jon mit einem Cocktail in der Hand.

„Hier ! Den hast Du Dir verdient !“

„Oh, danke ! Aber ich muss das ausnutzen, so schnell komme ich nicht wieder Richtung Pool !“ lachte ich ihn an.

„Du musst nur ganz schnell alles einpacken und ganz schnell wieder zurück fliegen.“

„Werde ich machen !“

Gierig trank ich einen Schluck, fürsorglich wie er war, enthielt der Drink keinen Alkohol.

„Kommst Du dann mal aus dem Wasser ? Ich möchte noch etwas von Dir haben….“

Lächelnd reichte er mir seine Hand und half mir aus dem Pool. Kaum hatte ich das Wasser aus den Haaren gedrückt, legte er mir auch schon ein flauschiges Handtuch um die Schultern.

„Wenn Du mich weiterhin so verwöhnst, laufe ich Gefahr völlig lebensunfähig zu werden !“

„Okay, dann mach ich einfach so weiter !“ lachte er laut auf.

Den Abend verbrachten wir im Kreise unserer Lieben, aßen gemütlich zusammen, trennten uns jedoch recht früh. Vor dem Schlafzimmer angekommen, zog er mich in seine Arme und begann mich zu küssen, dass mir schwindelig wurde. Er schob mich vor sich her, bis wir am Bett angelangt waren. Die kleinen Küsse an meinem Hals und meinen Ohren taten ein übriges, so dass ich mich nur zu gerne auf das Bett sinken ließ. Mit seinen geschickten Fingern begann er mich auszuziehen. Er war unglaublich zärtlich in dieser Nacht, fast so, als hätte er Angst mich zu zerbrechen.

„Ich bin nicht aus Zucker,“ flüsterte ich.

„Aus Zucker nicht, aber vielleicht aus Wind….“

„Aus Wind ?“

„Später….“

Mittwoch, 25. November 2009

Kapitel 240

„Süße, es tut mir sehr leid, aber ich kann nicht mit Dir nach Deutschland fliegen. Jedenfalls nicht sofort.“

„Und das ist alles ?“ fragte ich.

„Das reicht doch, oder ?“ fragte er mit mühsam beherrschter Stimme zurück.

„Ach komm schon, Schatz ! So schlimm ist das nun auch wieder nicht.“

„Aber ich wollte Dir doch beim Umzug helfen, ich hab es Dir doch versprochen.“

„Jetzt mach Dir mal keinen Kopf, schließlich bin ich ja nicht alleine. Meine Eltern sind ja auch dabei und helfen mit, falls ich es nicht schaffe. Vielleicht kann ich ja auch meine Freundin Tanja fragen.“

„Du bist mir nicht böse ?“

„Nein, ganz sicher nicht ! Aber warum kannst Du nicht mit ?“

„Doro macht Stress wegen der Scheidung. Ich hab heute Morgen einen Anruf von meinen Anwälten erhalten und muss mich dringend mit ihnen treffen.“

Jon hatte die Arme auf der Arbeitsplatte abgestützt und sah mich unsicher an.

„Hey hey ! Das ist doch gar keine Frage ! Das geht natürlich vor. Und deswegen machst Du Dir solche Gedanken ?“

„Ich hab mich halt auch darauf gefreut mit Dir Deine Sachen zusammen zu packen. Ich will an Deinem Leben teilnehmen, mit Dir die einfachen Dinge erleben. Und jetzt kommt mir dieser Quark dazwischen,“ entgegnete er unwirsch.

Er fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.

Ich trat nahe zu ihm und nahm ihn in die Arme.

„Schatz, ich denke, das ist jetzt wichtiger. Vielleicht kannst Du die Sache ja sogar etwas beschleunigen.“

„Dann wäre endlich diese blöde Ungewissheit zu Ende.“

„Die Fronten wären geklärt.“

„Ich wüsste, woran ich bin.“

„Du wärst nicht länger in dieser bescheuerten Warteposition.“

Ich legte meine Hand unter sein Kinn, hob seinen Kopf an und versuchte ihm ein optimistisches Lächeln zuzuwerfen. Trotz meiner Enttäuschung. Und es funktionierte. Er lächelte, wenn auch noch verhalten zurück.

„Na komm, jetzt schau nicht so ! Ich flieg mit meinen Eltern rüber, pack mein Zeugs zusammen und komm wieder hier her. Vielleicht geht das mit dem Termin ganz schnell und Du kannst nachkommen.“

Es war so süß, wie er da stand. Hilflos, unsicher, abwartend. Ich konnte ihm nicht böse sein, obwohl ich schon ziemlich enttäuscht war.

„Jetzt lass uns raus gehen und mit den anderen feiern, okay ?“

„Okay,“ sagte er und die Erleichterung war ihm anzusehen.

Händchen haltend gingen wir wieder zu den anderen. Richie war anscheinend allerbester Laune und erzählte aus dem Musikerleben der zwei eine Anekdote nach der anderen. Wir brüllten vor Lachen und es wurde doch noch ein schöner Abend. Zwar waren meine Eltern etwas traurig, weil sie wieder zurück mussten, doch Jon lud sie mehrfach ein zu kommen, wann ihnen der Sinn danach stand. Er erklärte den anderen gegen später die Situation, dass er nicht mit nach Deutschland fliegen könne. Sie bedauerten dies zwar alle, sprachen ihm jedoch allen Mut zu.

„Ihr fliegt natürlich trotzdem mit unserem Jet. Die Jungs brauchen ihn die Tage nicht und ich kann auch mit einem Linienflug nach New York fliegen.“

„Das muss doch nicht sein !“ widersprach Dad. „Wir können doch auch einen Linienflug nehmen. Du tust Dir doch viel schwerer, wenn Dich jemand erkennt.“

„Unser Büro wird das schon regeln, außerdem mach ich das sowieso öfters.“

Meine Eltern, Tini und Tom verabschiedeten sich kurz darauf. Richie, Jon und ich blieben noch auf einen letzten Absacker sitzen. Ich tat das unheimlich gerne, denn ich liebte die Gespräche zwischen uns dreien sehr. Und so saßen wir dort, bis die ersten grauen Schimmer am Horizont zu sehen waren. Ziemlich angeschickert machten wir uns dann schließlich auf in unsere Betten.

Ich sah Richie noch nach, wie er durch den Garten ging, die Hecke auseinander bog und in der Dunkelheit verschwand.

Fest aneinander geschmiegt torkelten wir die Treppen hoch in`s Schlafzimmer und nach einer sehr kurzen Katzenwäsche mit schlampigem Zähneputzen fielen wir todmüde in unser Bett.

Ich blinzelte den restlichen Schlaf weg, als ich am nächsten Morgen – eigentlich nur wenige Stunden später – aufwachte. Das Bett neben mir war leer und bereits kalt.
Nach dem Duschen und Anziehen machte ich mich auf die Suche nach frischem Kaffee. Die Küche war verlassen. Nicht wie sonst war Mam dort zugange. Sie war sicherlich mit Packen beschäftigt, mein Dad war dabei wirklich überhaupt kein Held. Ich schenkte mir eine große Tasse voll und nach den ersten Schlucken ging ich durch die Halle auf Jon`s Arbeitszimmer zu. Ich konnte hören, dass er telefonierte.

Dienstag, 24. November 2009

Kapitel 239

Er sah ihm noch nach, wie er durch den Garten ging, die Hecke auseinander bog und in der Dunkelheit verschwand. Müde und auch etwas melancholisch geworden, verkorkte er die angebrochene Flasche, nahm sie und die beiden Gläser und ging ins Haus.

Gähnend stellte er die Sachen in der Küche ab, löschte die Lichter im Erdgeschoss und ging leise die Treppen hinauf. Vorsichtig drückte er die Klinke zum Schlafzimmer hinunter und schlich hinein. Sie hatte das Licht herunter gedimmt, so dass er genug sehen konnte. Als er sie im Bett liegen sah, musste er lächeln. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, ihre langen Haare verdeckten es vollkommen. Sanft strich er es mit dem Zeigefinger zurück.

Die Decke war zwischen ihren Beinen eingeklemmt, sein Kissen hielt sie fest umklammert. Zwischen dem weißen Bettzeug lugte etwas schwarzes hervor. Neugierig zupfte er daran. Sie bewegte sich fast unmerklich, doch ganz langsam konnte er es heraus ziehen. Grinsend hielt er sein Shirt in den Fingern. Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und ging Richtung Bad.


Szenenwechsel:

Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich viel mit Lesen und Sport und bereitete mich im Stillen auf meinen Umzug und die kommende Tournee durch die Staaten vor. Ke Gao hatte begonnen, mich mit einem speziellen Training fit zu kriegen. Meine Kondition hatte schwer gelitten und ich musste ganz schön kämpfen, um seinen Anforderungen gerecht zu werden.

Er war ziemlich streng und ließ keinerlei Schlampereien zu. Vor dem Ausdauertraining, bei dem ich endlich nicht mehr heimlich und natürlich nur unter seiner Aufsicht laufen durfte, musste ich jeweils auf dem Rad das Aufwärmen absolvieren. Ke Gao achtete ebenso auf meine Fehlhaltung der Schultern, die ich leider immer ein wenig nach vorne hängen ließ, wie auch auf mein Hohlkreuz. Für ihn war eine kerzengerade Haltung das A und O und der Grund allen Übels bei mir. Er machte mir auch klar, dass meine Lauferei zwar gesund war, jedoch zu einer einseitigen Fitness geführt hatte. Und so baute er langsam aber sicher wieder die Muskeln auf, die ich so lange so schmählich vernachlässigt hatte.

Richie schloss sich uns beim Laufen oft an und ich hatte mit den beiden unheimlich viel Spaß. Ich liebte Richie und war meinem Schöpfer sehr dankbar, dass ich den Gitarristen meiner Träume tatsächlich als Freund erleben durfte. Eigentlich war er viel mehr als ein Freund. Er war nicht mein Bruder, obwohl er mich oft „Schwester“ nannte. Nein, er war mehr als das. Wir waren Seelenverwandte geworden und ich vermisste ihn sofort, wenn er nicht da war oder ich nichts von ihm gehört hatte. Anscheinend ging es ihm genauso, denn immer wieder zeigte er mir, dass er mich genauso vermisste und nach mir suchte. Wenn er mich aus seinen Rehaugen ansah, ging mir das Herz auf. Und ich spürte, dass er sich bei mir wohl fühlte.

Am Montag würde ich mit meinen Eltern und Jon nach Deutschland fliegen.
Für Samstag Abend hatten wir als kleine „Abschiedsfete“ ein Barbecue vorgesehen. Schon den ganzen Tag über hatte ich das Gefühl, dass mir Jon aus dem Weg ging. Auf meine Fragen hin, ob etwas sei, wehrte er nur ab, es wäre nichts, ich solle mir keine Gedanken machen. Er lenkte mich mit irgendwelchen Fragen zum Abend ab und drehte sich weg, wenn er meinen prüfenden Blick bemerkte.

Wir halfen alle zusammen, die Mädels wie üblich in der Küche, die Jungs draußen, um die Tische und den Grill vorzubereiten.
Ich beobachtete ihn weiterhin aufmerksam. Irgendetwas war im Busch und entweder konnte oder er wollte nicht darüber reden. Und das machte mich mehr als wütend. Die Unsicherheit, die ich mehr hasste als alles andere, kroch in mir hoch und lähmte mich. Ich ließ meinen Blick über die versammelte Gesellschaft am Tisch schweifen, konnte jedoch nichts ungewöhnliches bemerken. Alle aßen mit großem Appetit, tranken, unterhielten sich, machten Witze, lachten. Nur Jon und ich belauerten uns. Immer wieder sahen wir einander an, doch jedes Mal blickte er schnell zur Seite. Er konnte mir nicht in die Augen sehen.

Sauer geworden, nahm ich einen großen Schluck von meinem Bier und stand auf, um auf die Toilette zu gehen. Beim Herauskommen sah ich Jon gerade in der Küche verschwinden und ging ihm nach. Ich schloss leise die Tür hinter mir.

„Sag mal, Honey, was ist eigentlich los mit Dir ?“ fragte ich mit beherrschter Stimme.
Wieder wollte er sich wegdrehen, doch ich hatte nach seinem Handgelenk gegriffen und hielt es mit aller Kraft fest.

„Du kannst mir nicht andauernd aus dem Weg gehen, weißt Du ?“

„Okay.“

Er holte tief Luft und sah zu Boden.

„Jon !“

Er hob den Kopf und ich spürte, dass ihm die Situation mehr als unangenehm war.

„Na los, rede schon.“

Donnerstag, 19. November 2009

Kapitel 238 - Männergespräche

Doch da musste ich unbedingt eingreifen. Auf gar keinen Fall wollte ich noch einen so peinlichen Moment erleben wie heute Morgen, als Jon angedeutet hatte, wo wir in der Nacht…. Glücklicherweise waren meine Eltern mit Tini und Tom in ein Gespräch vertieft und bekamen so nichts mit.

„Wir waren in der Stadt, shoppen,“ unterbrach ich.

„Was shoppen ?“ bohrte Richie weiter.

Jon wollte bereits wieder Luft holen, um zu antworten. Doch ich war schneller.

„Klamotten, ganz einfach Klamotten.“

„Für Dich oder für Jon ?“

„Für mich.“

„Habt Ihr was gefunden ?“

„Ja, es waren nur Kleinigkeiten.“

„Hättet Ihr ja mal was sagen können, dann wär ich mit. Ich hätte auch noch ein paar Sachen gebrauchen können,“ nuschelte Richie kauend weiter.

„Es war eine spontane Idee,“ wich Jon aus.

„Trotzdem wäre ich gerne mitgefahren. Immer muss ich allein zum Einkaufen fahren.“

„Das nächste Mal geb ich Dir vorher Bescheid,“ versprach ich in der Hoffnung, dass das Thema damit erledigt wäre. Aber die Rechnung hatte ich ohne Richie gemacht.

„Wo wart Ihr denn überall ?“

„Hier und dort. Wir haben wirklich nur Kleinigkeiten gekauft, also nichts Aufregendes.“

In diesem Moment wünschte ich mir, ich hätte den letzten Satz nicht gesagt, jedenfalls nicht das Ende davon. Jon sah mich an, kauend, Luft holend und am Ende hustend, weil er alles gleichzeitig machen wollte und sich verschluckte. Mit hochrotem Kopf griff er hastig nach seiner Serviette und hielt diese schützend vor den Mund. Sein Gesicht sprach Bände. „Nichts Aufregendes ? Ne, überhaupt nicht ! Ich bin kurz vor dem Herzinfarkt und Du findest, es war nichts Aufregendes ?“

„Was denn ?“ kam nun von Richie, der nun natürlich ahnte, dass hinter dem harmlosen Einkauf mehr steckte, als wir bereit waren zuzugeben.

„Richie ! Wir waren einkaufen. Ein paar Kleinigkeiten. Nichts Welt bewegendes. Sonst nichts. Punkt. Aus. Schluss.“

„Okay, okay ! Wenn Ihr nicht darüber reden wollt….“

Jon wollte schon wieder ansetzen, um zu antworten. Ich rollte mit den Augen und schüttelte ganz leicht meinen Kopf. Er verstand, was ich damit andeutete und beugte sich wieder über sein Essen. Auch Richie gab endlich Ruhe.


Szenenwechsel:

Nach und nach waren alle zu Bett gegangen. Die Frauen hatten den Tisch abgeräumt und in der Küche klar Schiff gemacht. Sandy war nur kurze Zeit, nachdem sich Tini und Tom verabschiedet hatten, ebenfalls nach oben verschwunden. Sie war ziemlich müde gewesen. Schade, er hätte sie gerne noch in einem ihrer neuen Teilchen gesehen…. Es war bereits nach Mitternacht, als Jon noch eine Flasche Rotwein öffnete. Richie zündete indes frische Kerzen an, da die anderen völlig herunter gebrannt waren. Die beiden saßen entspannt in den gemütlichen Terrassensesseln und nahmen genüsslich einen Schluck von ihrem Wein. Lange Zeit schwiegen sie vor sich hin. Nach all der langen Zeit, die sie sich kannten, brauchten sie nicht viel Worte, um sich auch so zu verstehen. Jon griff nach der Zigarettenpackung und zündete sich nachdenklich eine an. Richie tat es ihm nach und nachdem er einen tiefen Zug genommen hatte, sah er seinen Freund forschend an.
Dieser wusste genau, was der andere wollte und grinste ihn an.

„Was ? Frag doch einfach !“

Richie grinste nun ebenfalls.

„Wo wart Ihr zwei denn nun wirklich ?“

„Sag mal, was macht Dich daran nur so neugierig ? Kann ich mit Sandy nicht einfach zum einkaufen fahren, ohne dass gleich eine Riesensache daraus gemacht wird ?“

„Nicht, wenn Ihr so ein Geheimnis daraus macht !“

„Hey, wir machen überhaupt kein Geheimnis draus !“

„Und warum rückt Ihr dann nicht damit heraus, wo Ihr gewesen seid ?“

„Okay, wenn Du`s unbedingt wissen musst ! Wir haben Unterwäsche gekauft.“

„Unterwäsche ? Für wen ?“

„Rich, Du bist unmöglich !“

„Warum denn ?“

„Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Eigentlich frage ich mich das schon die letzten 25 Jahre…..“

„Hör auf zu frotzeln, erzähl`s mir einfach, dann weiß ich Bescheid und geb Ruhe.“

„Ich glaub kaum, dass Du dann Ruhe geben wirst. Aber nun gut. Es ist ja nix Schlimmes dabei. Wir haben für Sandy Dessous gekauft.“

„Wo ?“

„Oh Mann ! Wie kann ein Mensch alleine nur so unglaublich neugierig sein ?“

Jon rollte mit den Augen. So langsam nervte ihn Richie.

„Bei Victorias Secret.“

„Hey Mann ! Da hast Du Dich aber in`s Zeug gelegt. War`s denn sehr teuer ?“

„Jep. Sie hat ganz schön zugeschlagen. Hat sie sich aber auch verdient. Schließlich musste ich einiges gut machen.“

„Wie gut machen ?“

„Ich…. Ach, Du weißt doch wie das so ist….“

„Wie ist das denn so ?“

„Du willst es aber ganz genau wissen ?“ lachte Jon.

„Yeah.“

„Also gut. Ich hab ihr ein paar Strings zerrissen.“

Richie hatte gerade von seinem Wein genippt und prustete nun los.

„Du hast was ????“ lachte er laut los.

„Leidenschaftlich wie ich halt bin….Ich konnte es eben nicht mehr erwarten….“

Sein Gegenüber lachte immer noch. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen in den Augen standen.

„Du weißt aber schon, dass man die kleinen Dinger auch ganz einfach nur zur Seite schieben kann ? Man muss die nicht zerreißen, um schneller an`s Ziel zu kommen.“

Jon rollte verzweifelt mit den Augen.

„Du bist wirklich unmöglich !“

„Wenn wir schon dabei sind…. Hast Du sie dann wenigstens schon in den Sachen gesehen ?“

„Ja.“

Jon lehnte sich zurück und man konnte ihm ansehen, wie sehr er die Erinnerung daran genoss. Er drehte sein Glas in den Händen und sah genießerisch auf den blutroten Schimmer des Weines, welcher vom Kerzenlicht in einen geheimnisvollen Glanz getaucht wurde.

„Ja, und ? Erzähl schon !“

„Es war unglaublich ! Sie hat die Sachen dort im Laden eine kleine Show veranstaltet.“

„Willst Du mir sagen, sie ist vor Dir hin- und hergestöckelt ?“

Jon nickte nur. Als er das ungläubige Gesicht Vis a Vis sah, musste er lachen. Richie saß da, vorn über gebeugt, die Hände flach auf den Tischrand gelegt und starrte ihn fassungslos an. Dann ließ er sich nach hinten fallen, legte die Hand an die Stirn und schaute immer noch völlig derangiert drein.

„Ich glaub das nicht ! Warum nur hast Du so ein unverschämtes Glück ?“

„Bist Du etwa neidisch ?“

„Wenn ich ehrlich sein soll, ja ! Ich darf mir das gar nicht vorstellen….“

„Sollst Du ja auch nicht, das ist nämlich meine Freundin !“

„Schon klar, so war das ja auch nicht gemeint. Ach, wie ging`s Dir denn so dabei ?“

Jon atmete tief ein und aus, bevor er antwortete.

„Ganz ehrlich ?“

„Jep.“

„Seither weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn man kurz vor einem Herzinfarkt steht !“

Richie brach in lautes Gelächter aus.

„Nun komm schon ! Du tust ja gerade so, als hättest Du sie noch nie nackt gesehen….“

„Genauso kam ich mir auch vor. Mir wurde schon ganz anders, als die Verkäuferin diese hauchdünnen Dinger nur in den Händen hielt und als Sandy dann auch noch darin vor mir stand….Überhaupt in dieser schwarzen Korsage…..“

„Korsage ????“

„Schwarz.“

„Nein !“

„Satin.“

„Ne !“

„Strumpfband.“

Richie fasste sich an sein Herz und mimte einen Herzanfall. Jon brüllte laut los.

„Das ist nicht wahr, oder ?“

„Doch. So wahr ich hier sitze.“

Richie schüttelte den Kopf und sah ihn versonnen an.

„Weißt Du eigentlich, was für ein wahnsinniges Glück Du hast ? Für so eine Frau wäre ich bereit zu morden.“

„Na hoffentlich denkst Du dabei nicht an mich ?“

„Keine Angst ! Ich mag sie, ich mag sie unheimlich. Aber ich würde niemals eine Frau von Dir anbaggern. So einsam kann ich gar nicht sein, dass ich das tun würde. Obwohl es manchmal schon sehr schwer ist.“

Auf Jons fragenden und auch Anteil nehmenden Blick hin winkte er nur ab und zog an seiner Zigarette.

„Man gewöhnt sich an alles. Es tut nur dann und wann weh, vor allem, wenn ich Euch zwei so glücklich sehe. Wenigstens kann ich daran ein wenig teilhaben.“

„Rich….“

Wieder wehrte er mit der Hand ab.

„Nein nein ! Schon okay ! Vielleicht finde ich auch irgendwann einmal wieder jemanden.“

„Was ist mit Heather ? Versteht Ihr Euch denn wieder ein wenig besser?“

„Geht schon. Wenn ich es recht überlege, geht es eigentlich immer besser zwischen uns. Wenigstens streiten wir nicht jedes Mal gleich, wenn wir uns sehen. Obwohl ich manchmal den Eindruck habe, dass sie irgendwie einen Knacks abbekommen hat. Sie ist verdammt wehmütig und verletzlich geworden. Ein falsches Wort, und sie fängt an zu toben.“

Jon sah ihn nachdenklich an. Obwohl seiner Ansicht nach Richie selbst schuld daran war, dass sich Heather von ihm getrennt hatte, verspürte er doch großes Mitleid mit ihm. Und er hatte seinem Freund gegenüber fast ein schlechtes Gewissen, dass es ihm dagegen so gut ging, dass er so glücklich war.

„Falls Du in diesem Augenblick Mitleid mit mir verspüren solltest, lass es. Das brauchst Du wirklich nicht zu haben. So schlimm ist es dann auch wieder nicht.“

Er hatte seine Gedanken gelesen. Jon lächelte ihn unbeholfen an.

„Bevor wir zwei jetzt noch völlig schwermütig werden, geh ich mal besser nach Hause.“

Die beiden erhoben sich aus den Sesseln und Jon klopfte Richie aufmunternd auf die Schulter.

„Gute Nacht.“

„Gute Nacht.“

Samstag, 14. November 2009

Kapitel 236 - Jon gets a heart attack.... :-)

Bevor er mich küssen konnte, kam Kimberley zurück, in den Händen verschiedene Dessous. Sie bat mich zu den Umkleidekabinen.
Ich zog meine Klamotten aus und nahm das erste in die Hände. Ein weißer Bra, bei dem die zarte Spitze ein Blütenmuster zeigte. Die Spitze war mit Seide unterlegt. In der Mitte zwischen den Körbchen befand sich eine kleine schwarze Schleife, die sich auf dem Höschen wiederholte. Das Höschen war ein Hipster, bei dem nur der untere Teil innen abgefüttert war. Der obere Teil ließ die Haut durchblitzen. Beides saß perfekt. Ich war von Kimberley und ihrer Einschätzung meiner Größe total begeistert.

Dann trat ich aus der Umkleidekabine und zeigte mich Jon. Ich bekam beinahe einen Lachanfall. Soeben war er noch dagesessen, ein Bein über das andere geschlagen, total entspannt, das Glas lässig in der Hand, betont gelangweilt in einer herumliegenden Zeitung blätternd. Nun riss er die Augen auf und pfiff anerkennend durch die Zähne. Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu, drehte mich kurz vor ihm einmal um die eigene Achse und stolzierte, eine Hand an die Hüfte gelegt, zurück. Ich verschloss rasch mit einer Hand meinen Mund, ansonsten wäre ich geplatzt vor lauter Lachen. Es war einfach zu göttlich, wie er auf mich reagierte. Fast, als hätte er mich noch niemals in Unterwäsche gesehen….

Das nächste Set, das ich anprobieren wollte, war aus schwarzer Seide. Der Push-Up hatte in der Mitte einen funkelnden Swarovski-Stein, der den Verschluss vorne verdeckte. Der Stein war ebenfalls am Höschen, das dieses Mal einen hohen Beinausschnitt hatte, angebracht. Der Bra hatte auf jeder Seite drei kleine Träger, die vom Körbchen spiralförmig über die Schultern liefen. Wieder trat ich aus der Kabine, stöckelte auf Jon zu, drehte mich vor ihm und stöckelte wieder zurück. Das würde ich ebenfalls nehmen.

Nun hielt ich ein duftiges Nichts in den Händen. Fast wäre es mir aus den Händen geglitten, so leicht war es. Der BH wieder ein Push-Up, das Höschen ein String. Das ganze unschuldig mit floralem Design bedruckt. Das Ding sah so süß aus, dass ich es einfach nehmen musste. Jon schien es ebenfalls zu gefallen, denn er rutschte doch etwas nervös auf seinem Sessel umher. Den Mund ließ er offenbar gleich offen stehen. Mir machte es höllischen Spaß ihn mit meiner kleinen Show so zu verunsichern.

So ging es dann eine Weile weiter, bis ich Sets mit sämtlichen Farben, Formen und Stoffen beisammen hatte. Ich rief Kimberley zu mir und flüsterte ihr in`s Ohr. Sie lächelte wissend und verschwand.
Nur wenige Augenblicke später kam sie wieder mit den gewünschten Sachen und half mir beim Anziehen.
Der Slip war hier nur ein angedeuteter String, die Rückseite war etwas großzügiger geschnitten, hier war nicht so sehr mit Stoff gespart worden. Das Oberteil war eine Korsage, aus schwarzem glänzenden Satin. Sie war auf der Vorderseite mit Häkchen, am Rücken mit Bändern zu schließen. Kimberley zog so lange daran, bis das Teil wie angegossen saß. Als Gag streifte sie mir noch ein schwarzes Strumpfband über den Oberschenkel. Ich besah mich noch im Spiegel, bevor ich hinaus ging, um mich zu präsentieren. Es passte hervorragend und war nicht im Geringsten unangenehm. Die Stäbchen, die normalerweise irgendwann einfach zu drücken beginnen, waren kaum zu spüren. Sogar, wenn ich mich bückte, bemerkte ich sie kaum.

Jon war wohl an der Grenze seiner Beherrschung angekommen, denn er schnappte wild nach Luft, hatte die Augen weit aufgerissen und starrte mich an. Dann schlug er die Hände vor`s Gesicht und lugte spitzbübisch zwischen den Fingern hervor. Dabei schüttelte er ganz leicht seinen Kopf. Ich grinste ihn frech an. Es tat mir ja so gut, Mr. Sex on two legs so fassungslos, so sprachlos zu sehen. Und ich war schuld daran ! Ich musste mich sehr beherrschen, wollte ich nicht in lautes Gelächter ausbrechen. Dieses Mal stolzierte ich zweimal auf ihn zu und drehte mich vor ihm auch um einiges langsamer. Schließlich sollte er ja auch genießen können, was er sah….
Ich genoss seine Bewunderung unheimlich, es tat gut zu sehen, dass er mich so sehr begehrte.

„Möchten Sie vielleicht noch etwas anderes anprobieren, Miss Reed ?“

Ein kleiner Kontrollblick auf meinen Schatz ließ mich inne halten. Seinem Herz und seinem Kreislauf war es sicherlich nicht sehr förderlich, wenn ich noch so weiter machen würde. Außerdem konnte er es bestimmt nicht mehr lange dort auf dem Stuhl aushalten. Wenn ich mir vorstellte, er käme zu mir in die Kabine…. So ganz unbedarft war ich gefühltechnisch in den sexy Dingern auch nicht mehr….

„Nein danke, Kimberley. Ich glaube, ich habe mir genug ausgesucht.“

Nachdem Jon bezahlt hatte und die Sachen eingepackt waren, bedankte ich mich bei ihr für ihre Hilfe und wir verließen das Geschäft. Selig öffnete ich eine der Taschen, um meine Errungenschaften zu beäugen. Da staunte ich nicht schlecht. Jedes Set war einzeln in ein Kartönchen verpackt worden, welche mit Seidenschleifchen gebunden waren. Unten links stand jeweils der Modellname des Sets. Jon hatte bemerkt, dass ich nun total baff war und grinste mich an.

„Danke, Schatz. Das war echt sooo süß von Dir !“

Stolz wie Bolle, dass er mir eine Freude bereitet hatte, strahlte er mich an und ich ließ mich in seine ausgebreiteten Arme fallen.

„Ich hab`s ja schon gesagt, erstens hab ich ja auch was davon, ich darf Dich nämlich aus den leckeren Sachen auspacken und zweitens hab ich ja schon einiges zerrissen.“

„War`s denn sehr teuer ?“ fragte ich nun etwas mit schlechtem Gewissen.

„Nö, für Dich ist mir nichts zu teuer. Aber es ist schon unglaublich, wie viel so ein Hauch von Nix kosten kann. Und was da ein Aufwand für getrieben wird…..Und ich hab nicht mal eine Unterhose bekommen,“ maulte er.

„Wie Du schon sagtest: „Ich bin nicht die Hauptperson, es geht nicht um mich, sondern um meine Freundin.“

„Hab ich so was gesagt ?“ fragte er mit Unschuldsmiene.

„Jep. Hast Du !“

Lachend startete er den Wagen und wir fuhren zurück nach Hause. Als er in unsere Straße einbog, fuhr er langsamer.

„Ist irgend etwas ?“ fragte ich.

„Ja, einen Wunsch hätte ich noch.“

„Welchen denn ?“

„Ich will Dich die nächsten Tage in all den Sachen sehen, okay ?“

„Versprochen !“

Ich hob die Hand zum Schwur.

„Hoch und heilig ?“

„Hoch und heilig. Aber nur, wenn`s nicht nur beim Auspacken bleibt.“

Er lachte laut auf.

„Das musst Du mir nicht zweimal sagen !“

Sein verschwörerisches Grinsen wurde von mir erwidert und nach einem kleinen Augenzwinkern wandte er sich wieder der Straße zu.

Es war schon Abend geworden, als wir zuhause ankamen. Zeit für`s Abendessen. Der Rest der „Familie“ saß bereits auf der Terrasse beim Abendbrot. Nachdem ich meine Taschen im Schlafzimmer deponiert hatte, gesellten wir uns dazu. Mam und Rosita hatten für alle ein Vesper gerichtet, das genau meinen Vorstellungen entsprach. Tomaten mit Mozzarella, frischer, grüner Kopfsalat, Parmaschinken mit Melone, Quark mit Kräutern und Zwiebeln, kalter Braten, hauchdünn geschnittene Salami, Parmaschinken mit Melone und frisches Brot. Dazu gab es einen leichten Rotwein. Ich füllte unserer beider Teller. Als ich Jon seinen reichte, lächelte er mich liebevoll an.

„Danke, Schatz, lieb von Dir !“

„Wo wart Ihr eigentlich den ganzen Tag ?“ fragte Richie mit dicken Backen und einem leicht vorwurfsvollen Ton in seiner Stimme.

„Wir waren….“ begann Jon.

Donnerstag, 12. November 2009

Kapitel 235 - Sandy`s secrets.....

„Manchmal….“ begann er, senkte seinen Blick zu Boden und ich verstand, dass er nach den richtigen Worten suchte, dass er nicht genau wusste, wie er es sagen sollte.
„Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass Du nicht ganz bei mir bist. Dass Du von mir entfernt bist… Herrgott…. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll….“

Ich war ziemlich erschrocken, als ich ihn ansah. Vorsichtig strich ich ihm eine blonde Strähne aus der Stirn. Er fasste mich leicht an den Schultern und ich spürte, dass er all seinen Mut zusammen nahm.

„Irgendwie so, als ob Du zwei Leben lebst, eines mit mir und eines für Dich.“

„Das verstehe ich nicht….“

„Ich kann es Dir nicht erklären, ich empfinde halt in manchen Situationen so.“

„Aber…“

Er hob eine Hand und bedeutete mir, dass ich schweigen sollte.

„Es sind keine Vorwürfe, die ich Dir mache.“

Wieder nahm ich einen Anlauf, um etwas dazu zu sagen, doch ich konnte nicht. Mir fiel nichts ein, was darauf entgegnen konnte. Zu durcheinander war ich in diesem Augenblick.
Er sah mir lange in die Augen, bevor er fortfuhr.

„Schau, Du bist eine wahnsinnig starke Frau. Wenn ich Dich auf der Bühne beobachte…. wie Du den Chaoshaufen Deiner Band im Griff hast…. wie Du Dein Leben regelst…. Dein unglaublich starker Wille, den Du nach Deinem Sturz gezeigt hast…..Ich weiß, dass Du mit Männern vorher kein Glück hattest, und dann noch die leidige Geschichte mit Joe…. Dir wurde oft weh getan….“

„Aber das ist doch vorbei !“ warf ich ein.

„Es mag vorbei sein. Und doch hat es dazu geführt, dass Du Dich mir nicht ganz öffnest. Außer, wir schlafen miteinander. In diesen Momenten gehörst Du ganz und gar mir, bist Du ganz bei mir. Nun, Du bist einfach so und ich werde damit klar kommen. Ich will versuchen, damit zu leben.“

„Ich will aber nicht, dass Du damit „klar kommst“ ! Und dass Du „damit lebst“! Jon, ich möchte, dass Du glücklich bist. Glücklich mit mir. Ich verspreche Dir, dass ich das ändern werde. Sagst Du mir, wann Du so empfindest ? Mir war nicht bewusst, dass ich so auf Dich wirke, dass Du so fühlst.“

Wir tauschten einen langen Blick, dann zog er mich in seine Arme und hielt mich fest an sich gedrückt. Dann und wann küsste er mich auf die Haare.
Schließlich löste ich mich etwas aus seiner Umarmung und sah ihm fest in die Augen.

„Schatz, bitte versprich mir, dass Du mir sagst, wenn so ein Moment ist ? Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht. Okay ?“

Er schenkte mir dieses unglaublich warme Lächeln, bei dem für mich die Sonne selbst im Dunkeln aufging. Jedoch war es mit ein wenig Bittersüßem vermischt und er nickte nur still.

„Ich liebe Dich, Jon. Ich liebe Dich mehr, als alles andere auf der Welt.“

„Ich liebe Dich auch, Honey. Und diese Mauer, die Du da um Dich herum gebaut hast, die reißen wir zwei zusammen ein, in Ordnung ?“

Unter Tränen nickte ich.

„Genug Trübsal geblasen ! Wollen wir in die Stadt fahren ? Wir könnten ein wenig shoppen gehen und irgendwo gemütlich essen ?“

„Ich weiß nicht….“ entgegnete ich lahm.

„Hey hey ! Ich wollte damit nicht erreichen, dass Du traurig bist !“

Wieder konnte ich nur stumm nicken.
Mit seinem Daumen wischte er die Tränenspuren von meinen Wangen und lächelte mich aufmunternd an.

„Na komm schon, Süße ! Es ist alles okay, mach Dir keine Gedanken. Wir haben darüber gesprochen und in Zukunft werden wir beide darauf achten, ja ?“

Wir hatten uns erhoben und standen nun direkt voreinander. Jon fasste mich an beiden Händen und sah mich an. Es schien mir, als ob sich die blauen Augen in meine bohrten. Wahrscheinlich las er wieder einmal meine Gedanken.
Mit einem langen, zärtlichen und vorsichtigen Kuss zerstreute er die deprimierenden Gedanken. Danach fragte er leise:

„Wieder besser ?“

„Ja.“

Er griff nach seinen Autoschlüsseln und dem Handy.

„Dann lass uns losziehen.“

„Wo wollen wir denn hin ?“

„Lass Dich überraschen.“

Ich machte mich schnell frisch, holte meine Handtasche und so fuhren wir durch die Berge hinunter in die Stadt. Jon schien wie immer sein Ziel klar vor Augen zu haben und steuerte den Wagen sicher durch die Straßen von LA, bis er vor einem Gebäude ankam, das mir von irgendwoher bekannt vorkam. Der Schriftzug über dem Eingang machte mich sprachlos.
Als er mein Gesicht sah, lachte er.

„Überraschung gelungen ?“

Wir befanden uns auf dem Santa Monica Boulevard direkt vor einem Shop von Victorias Secret. Vor lauter Staunen vergaß ich, weiter zu gehen und blieb neben dem Auto stehen. Da ich sogar vergessen hatte, die Tür zu schließen, übernahm Jon dies und zog mich grinsend mit sich. Links und rechts vor dem Eingang standen gepflegte, bepflanzte Kübel. Ein roter Teppich lag auf dem Boden.

Die Eingangstüren schwangen auf und ich betrat den Tempel der Lingerie, den Tempel dessen, was sich eine Frau nur wünschen konnte. Sofort nahm die Atmosphäre von mir Besitz. Auf dem Marmorboden lagen vereinzelt dicke Teppiche, denen man auf den ersten Blick ansah, dass sie sehr teuer gewesen waren. Überall im Laden verteilt standen kleine Sitzgrüppchen, die zum Verweilen einluden. An den Wänden hingen große Fotos von Supermodels wie Heidi Klum, Karolina Kurkova oder Gisele Bündchen, die die Dessous trugen. Auf Tischen lagen, wie zufällig fallen gelassen, wunderschöne Dessous. Noch immer gefangen von der Stimmung, ließ ich mich von Jon weiter ziehen.

„Hallo, ich bin Kimberley. Es freut mich sehr, Sie in unserem Geschäft begrüßen zu dürfen, Mr. Bongiovi.“

„Hallo Kimberley. Aber nicht ich bin die Hauptperson, es geht nicht um mich, sondern um meine Freundin, Miss Reed.“

Ihr war der Unterton in seiner Stimme genau so wenig entgangen, wie mir. Das war ja wie in „Pretty Woman“! Ein kurzer Seitenblick auf ihn zeigte mir, dass genau das von ihm beabsichtigt war. Es machte ihm einen Höllenspaß, diese Szene nachzuspielen. Im Gegensatz zu der Verkäuferin im Film jedoch schien diese wirklich freundlich und zuvorkommend zu sein, denn sie hatte einen peinlichen, fast schon schuld bewussten Gesichtsausdruck.

„Aber natürlich, entschuldigen Sie bitte ! Das war selbstverständlich keine böse Absicht von mir. Dürfte ich Sie nach oben bitten ? Dort wären wir gänzlich ungestört.“

„Sehr gerne, danke !“ antwortete er.

Und so gingen wir nach ihr die große Freitreppe hinauf, die zum Obergeschoss führte.
Kimberley bot uns an, uns zu setzen und fragte nach meinen Wünschen.

„Wir haben leider kein Model da, welches die Sachen vorführen könnte. Wenn Sie sich vorher angemeldet hätten….“

„Ich möchte kein Aufsehen erregen. Ich möchte einfach Unterwäsche kaufen,“ unterbrach ich sie.

„Außerdem bist Du selbst das beste Model !“ schmeichelte mir Jon.

Er zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf das Haar.

„Danke !“ gab ich zurück und lächelte ihn an.

Sie ließ ihren Blick über meine Figur schweifen. Im Gegensatz zu sonst war mir das nicht unangenehm, denn sie fand mit diesem Taxieren ganz einfach meine Größe heraus. Dann griff sie in ihre Jackentasche und wählte eine Nummer.

„Natalie, könntest Du bitte nach oben kommen ?“

Wieder an uns gewandt, fragte sie mit einem Lächeln, ob sie uns denn etwas zu trinken anbieten könne.

„Kaffee ? Tee ? Oder vielleicht etwas Champagner ?“

„Ich hätte gerne einen Cappuccino.“

„Dann nehme ich ein Glas Champagner.“

Typisch Jon. Ganz der Genießer. Plötzlich kam mir eine Idee und ich grinste still in mich hinein.
Natalie erschien und Kimberley bat sie, uns die gewünschten Getränke zu holen.

„An was hätten Sie denn gedacht ?“ fragte sie dann an mich gewandt.

„Eigentlich bin ich ja eher der sportliche Typ. Jeans, Shirts. Ich liebe schöne Unterwäsche, mit kleinen Details, verspielt, raffiniert, mit Spitze, aber nicht billig aussehend.“

„Na, das ist ja schon was !“ lachte sie. „Haben sie bestimmte Farbwünsche ?“

„Nein, da bin ich nicht unbedingt festgelegt. Ich trage gerne schwarz, weiß, rosa, aber absolut kein rot.“

„Okay, ich suche dann mal ein paar Sets für Sie heraus.“

Die Getränke kamen und nachdem Jon einen Schluck von seinem Glas genommen hatte, grinste er mich diebisch an.

„Das hier ist doch genau Dein Fall, oder ?“

„Welcher Frau würde das nicht gefallen ? Aber die Sachen sind bestimmt ganz schön teuer ?“

„Schatz, betrachte Dich als eingeladen. Schließlich hab ich ja schon einiges kaputt gemacht. Du kannst Dir aussuchen, was und wie viel Du willst.“

Ich drückte ein Auge zu und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.

„Echt ?“

„Ja, echt.“

„Power Shopping ?“

„Jep, lass meine Kreditkarte glühen !“

Er saß da, in seinem Sessel, klatschte mit den ausgestreckten Händen auf die Lehne, so als wolle er das damit nochmals bestätigen und strahlte mich an.

„Jon, Du weißt, was das bedeuten könnte ?“

„Jaaah, ruinier mich !“ lachte er.

„Okay, das lass ich mir nicht zweimal sagen !“

Er beugte sich zu mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und raunte:

„Außerdem hab ich ja auch was davon….“

Sonntag, 8. November 2009

Kapitel 234

Das war das letzte, das zwischen uns beiden gesprochen wurde, bevor wir endlich die ersehnte Erlösung fanden.
Nackt, wie Gott uns schuf, lagen wir eng umschlungen auf der Liege und schöpften Atem. Der sanfte Wind, der aus dem Tal herauf wehte, kühlte unsere erhitzten Körper. Jon stand auf, um unsere Gläser zu holen. Das matte Mondlicht malte Schatten auf seinen Körper und ich wünschte mir, dass ich diesen Anblick niemals mehr vergessen würde. Schnell schloss ich die Augen und verinnerlichte ihn mit aller Macht.

Er reichte mir meinen Wein, den ich durstig hinunter stürzte.
Lächelnd beobachtete er mich dabei, bevor er sich wieder neben mir niederließ und mich in seine Arme zog. Schweigend schauten wir in den sternenübersäten Himmel. Es war unglaublich still in dieser Nacht.

Irgendwann später hörten wir meine Eltern nach Hause kommen. Die Haustür fiel leise ins Schloss. Jon legte mir blitzschnell die Hand auf den Mund, damit ich schwieg. Wir hörten die beiden leise miteinander tuscheln.

„Psst…. Die schlafen bestimmt schon…. Nicht, dass sie wach werden…. Ach, war das schön…. Und erst das Essen…. War `ne gute Idee von Jon….“

„Sollen wir noch nach ihnen schauen ?“ flüsterte Mam.

„Bist Du verrückt ? Die beiden sind keine kleinen Kinder mehr ! Du kannst doch nicht allen Ernstes in ihr Schlafzimmer reinplatzen !“ raunte Dad empört.

„Ich meinte ja nur….“

„Wer weiß, was die zwei machen….“ lachte er leise.

„Das, was wir jetzt hoffentlich auch noch tun !“ gab Mam kokett zurück.

„Ich bin doch keine zwanzig mehr !“

„Aber auch noch keine achtzig ! Also los ! Bloß keine Müdigkeit vorschützen !“

„Sollen wir uns noch einen guten Tropfen gönnen ?“

„Den holst aber Du ! Ich muss mich schließlich noch vorbereiten !“

Jon hatte mittlererweile eine Decke über uns gezogen und hielt nicht nur meinen, sondern auch seinen Mund mit der Hand zu. Wir platzten fast vor lauter Lachen.
Als die Schritte meiner Eltern verklangen, lachten wir befreit los.

„Hey, Mann, die sind ja vielleicht drauf ! Bei meinen Eltern wäre das undenkbar !“

„Tja, die Amis sind halt doch um einiges verklemmter, als wir Europäer !“ gab ich frech zurück.

„Ich zeig Dir gleich, wer hier verklemmt ist !“ neckte Jon zurück.

Den Spruch hätte ich mir auch sparen können, denn kurz darauf bereute ich ihn. Jon schnappte mich mitsamt der Decke und trug mich in die Küche. Er setzte mich auf der Arbeitsplatte auf dem Block ab, der mitten im Raum stand und stellte sich direkt vor mich.

„Du….wir… also….“ hauchte ich atemlos.

„Was denn ?“ fragte er mit einem diebischen Lächeln.

„Jon…“

„Ja ?“

„Nicht hier !“

„Warum nicht ?“

„Wenn jemand kommt !“

„Doch, genau hier. Genau jetzt ! Wer ist denn nun verklemmt ?“

Er beugte sich über mich, küsste mich wie verrückt und ich hatte keinerlei Chance, mich zu wehren. Dieses Mal verlor er keine Zeit und ich gab mich ihm vollkommen willenlos hin. Jon strafte meinen Spruch Lügen, er nahm sich, was er wollte. Keinen Augenblick dachte ich daran, was wohl wäre, wenn tatsächlich jemand hereingeschneit käme.

Ich erwachte am nächsten Morgen zuerst. Nach einer Katzenwäsche im Bad machte ich mich auf den Weg nach unten. Aus der Küche drang Geklapper von Geschirr und die Stimme von Mam.

„Guten Morgen, mein Schatz !“ begrüßte sie mich erfreut.

„Hi Mam. Na, habt Ihr gut geschlafen ?“

„Ja, danke ! Sehr gut sogar !“

„Wie war Euer Abend ?“

„Och, so schön ! Also, der Italiener, den Jon da uns empfohlen hat ! Erste Sahne ! Das Essen war ein Traum. Und erst das Restaurant !“

Sie verlor sich in ihren Schwärmereien und ich griff nach einer Tasse und schenkte mir Kaffee ein. Da erst sah ich Richie an der Theke sitzen. Ich ging zu ihm, rollte im Spaß mit den Augen mit einem Nicken Richtung meiner Mam und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.

„Hi Süße !“ raunte er.

„Hi Bruder !“

Wir beide grinsten uns heimlich an, als Mam uns haarklein erzählte, was sie gegessen, getrunken, geredet hatten.

„…. Ihr wart ja schon schlafen, als wir heimkamen. Hoffentlich haben wir Euch nicht geweckt ? Das sind ja Zeiten, wenn die Kinder früher im Bett sind, als die Alten !“ lachte sie.

„Und, wie war`s bei Euch ?“ fragte ich Richie.

„Na ja, ging so. Der Club ist zwar echt toll, aber die Musik war grausig. Dieser bescheuerte House und Trance, also dann doch lieber seichten Radio-Pop.“

Die Arbeitsplatte fiel mir ins Auge und ich hatte plötzlich einige Hitzewallungen.

„Haben sich die Mühen gewisser Leute denn gelohnt ?“

„Wie meinst Du das denn ?“ entfuhr es mir.

„Komm schon, Du weißt genau, dass ich weiß, was Ihr beiden gestern gemacht habt.“

„Also Richie !“

„War`s denn schön auf der Terrasse ?“

„Sag bloß, Du warst wieder einmal live dabei ?“

„Nein,“ grinste er. „Aber ich kann es mir vorstellen.“

Ich gab ihm keine Antwort, denn jedes weitere Wort hätte mich wahrscheinlich verraten. Ich sah prüfend zu meiner Mutter, doch sie war glücklicherweise so in Gedanken, dass sie uns nicht zugehört hatte. Vermutlich war ich knallrot im Gesicht. Jedenfalls fühlte sich das so an.

Die Tür ging auf, und mein strahlender Retter erschien. Dachte ich jedenfalls.
Jon ließ ein lautes „Guten Morgen“ hören, gab Mam einen Kuss und schenkte sich ebenfalls zuerst Kaffee ein. Danach setzte er sich zu uns an die Theke, legte einen Arm um meine Schultern und gab mir einen Gute-Morgen-Kuss.

“Na Ihr ? Geht`s Euch gut ? Habt Ihr alle einen schönen Abend gehabt ?“ fragte er lächelnd an Richie und meine Mutter gewandt.

„Joa, besonders, weil er auf Deine Kosten ging !“ frotzelte Richie.

„So schlimm wird`s ja wohl nicht gewesen sein ?“

„Nö, wir waren nicht so lange. War auch nicht so toll.“

„Tut mir leid für Euch. Und bei Euch ? Wie war das Restaurant ?“

„Oh Jon ! Es war so toll !“

Meine Mutter erging sich wieder in Lobhudeleien über den gestrigen Abend.

„Aber Du hättest uns nicht einladen müssen ! Ihr könnt es ruhig sagen, wenn Ihr für Euch sein wollt. Wird wohl langsam Zeit, dass wir nach Hause zurück kehren.“

„So war das nicht gemeint. Ihr könnt natürlich bleiben, so lange Ihr wollt !“

Jon hatte einen schuld bewussten Gesichtsausdruck aufgesetzt, stand schnell auf und nahm sie in die Arme.

„Du weißt das ? Mein Haus steht Euch immer offen !“

Sie knuffte ihn in die Seiten und strahlte ihn an. Man konnte ihnen von weitem ansehen, wie sehr sie sich mochten. Mam verließ rasch die Küche, vermutlich von ihren Gefühlen übermannt und Jon kehrte an die Theke zurück.

„Ich könnte Dir aber auch mein Schlafzimmer vermieten. Wäre sicherlich billiger !“
stichelte Richie.

„Richie, ich brauch kein Schlafzimmer ! Das hab ich ja selbst !“

Jon`s Blick war versonnen auf den Küchenblock gerichtet.
Richie, gerade im Begriff aus seiner Tasse zu trinken, ließ seinen Arm langsam sinken und sah uns beide ungläubig an.

„Dort ? Hier ?“

Jon grinste nur und ich war mir sicher, dass mein Gesicht in dem Augenblick einer vollreifen Tomate glich. Herr, lass den Boden aufgehen und mich darin verschwinden !

„Also ehrlich !“ polterte ich los.

„Ich hab nix gesagt !“ erwiderte Jon mit erhobenen Händen.

„Das reicht auch so ! Dein Gesicht spricht Bände ! Habt Ihr eigentlich kein anderes Thema heute ?“ schalt ich die beiden.

„Nö !“ kam aus beider Mund gleichzeitig.

Die beiden sahen mich provozierend an und irgendwie kam ich mir in diesem Moment ziemlich blöd vor. Männer ! Es war mir peinlich, obwohl ich Richie mittlererweile sehr innig verbunden war. Trotzdem war es mir unangenehm, dass er wusste, dass wir dort…. auf dem Küchenblock….

„Muss man so was eigentlich gleich am nächsten Tag breit treten ? Muss man so was überhaupt breit treten ?“ fragte ich erbost.

„Du wolltest beweisen, dass wir Amis verklemmter sind als Ihr Europäer. Und das ist Dir leider nicht gelungen !“ frotzelte Jon.

„Deswegen muss man das nicht immer gleich erzählen, oder ?“

„Ach komm schon ! Es ist doch nichts schlimmes !“ versuchte Richie mich zu beruhigen.

„Süße….“

„Nix Süße !“ polterte ich weiter.

Sie sahen mich beide wie zwei Schuljungen an, die bei einem Streich ertappt worden waren. Und so langsam wurde mir die Situation bewusst und vor allem die Gesichter der zwei ließen mich in lautes Gelächter ausbrechen. Es dauerte nicht lange, und sie lachten aus vollem Halse mit.

Richie verzog sich nach Hause, Jon wollte noch etwas in seinem Büro arbeiten und ich setzte mich an das kleine Tischchen im Schlafzimmer, von dem aus man einen traumhaften Blick auf den Garten hatte. Ich sollte endlich wieder mal an meinen Songtexten weiter herumfeilen …. Es war still im Haus. Kein Ton war zu hören. Eigentlich ideal, um in Ruhe zu arbeiten, und doch schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Ich musste an die Ereignisse des letzten Tages denken. Vor allem an den vergangenen Abend. Jon war so unglaublich süß gewesen, ein Romantiker allererster Sahne…. Was er alles veranstaltet hatte, um mit mir ein paar Stunden allein zu sein…. So etwas hatte noch nie ein Mann für mich getan…. Sich soviel Mühe gegeben…. Mit wurde heiß, als ich daran dachte, wie wir miteinander geschlafen hatten, dort auf der Terrasse…. Ich fuhr mir über die Stirn und versuchte, es wegzuwischen. Doch es gelang mir nicht.

„Wenigstens in diesen Augenblicken gehörst Du mir….“

Der Satz von ihm erklang immer und immer wieder in mir. Ich sah auf das leere Blatt Papier, das vor mir lag. Auch dort standen die Worte, wie in Stein gemeißelt.
Leise tapste ich die Treppe hinunter und schaute unschlüssig auf die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Sie war geschlossen. Ich schlich leise dorthin und lauschte. Doch es war nichts zu hören. So nahm ich all meinen Mut zusammen und pochte leise.

„Ja ?“ hörte ich Jons Stimme.

Nach einem tiefen Schnaufer drückte ich die Klinke langsam hinunter und trat ein.
Er empfing mich mit einem Lächeln, das jedoch etwas fragend war.

„Schatz, kann ich Dich kurz stören ?“ fragte ich leise.

„Natürlich, was gibt`s denn ?“

„Jon…. Ich….“

Er lachte leise auf und streckte seine Hand einladend aus.

„Na komm schon her !“

Unsicheren Schrittes ging ich zu ihm.

„Was stotterst Du denn ? Fällt es Dir so schwer, mit mir zu reden ?“

Wieder war da dieses Lächeln, diese strahlenden blauen Augen, der erwartungsvolle Blick und ich fühlte mich wie das Kaninchen vor der Schlange. Er zog mich auf seinen Schoß und sah mich liebevoll an. Doch er half mir nicht, sondern wartete ab.
Noch einmal holte ich tief Luft und plötzlich sprudelte es nur so aus mir heraus.

„Jon…. gestern Nacht…. Du hast gesagt…. ich weiß jetzt nicht…. och Mensch !....nun…. als wir…. als Du….. kurz bevor….“

„Honey, was hab ich denn gesagt ?“

„Du sagtest: „Wenigstens in diesen Augenblicken gehörst Du mir….“ Und ich möchte nun echt wissen, was Du damit meinst.“

So, jetzt war es raus. Ich spürte, wie die Steine nur so polterten.
Er sah mich nachdenklich an.

Mittwoch, 4. November 2009

Kapitel 233

Kopfschüttelnd grinste ich mir einen und suchte das Bad auf, um mich zu schminken. Dieser Mann war einfach unglaublich ! Er schaffte es sogar, mit der Frau mit der er seit einigen Monaten zusammen war, in seinem eigenen Haus ein Date auszumachen ! Was hatte er vor ?

Neugierig ging ich leise die Treppen hinunter, durchmaß das große Wohnzimmer und lugte heimlich durch die Glastüre nach draußen. Zum zweiten Mal an diesem Abend verschlug es mir die Sprache.
Alles, aber auch wirklich alles war mit brennenden Kerzen dekoriert, sogar auf dem Pool schwammen einige. Auf den Stühlen rund um den Tisch lagen weiße Decken, so drapiert, als wären sie zufällig dort. Neben dem Tisch stand ein riesiger Strauß. Mit meinen Lieblingsblumen. Frühlingsblumen. Ein wallendes, überbordendes Gebilde, das seinen Duft bis zu mir hinüber verströmte. Die Kerzen flackerten leicht in der sanften Brise und warfen mit ihren Schatten ein unwirkliches Licht auf die Terrasse. Vor lauter Staunen war ich nicht fähig, auch nur einen weiteren Schritt hinaus ins Freie zu tun. Plötzlich tauchte wie von Geisterhand ein gefülltes Champagnerglas vor mir auf.

„Hi.“

Ich drehte mich langsam zu ihm um.

„Jon….“ Das war alles, was ich gerade noch heraus brachte.

Er sah mich mit gespieltem Erstaunen an und konnte sich sein Lachen doch nicht verkneifen.

„Du bist….“ war alles, was ich sagen konnte.

„Ja ?“

Er stieß mit seinem Glas an meinem an.

„Cheers !“

„Cheers !“

Um mich zu fassen und Zeit zu gewinnen, nahm ich einen extra großen Schluck.
Er fasste mich ohne ein Wort an der Hand und führte mich an den Tisch. Galant zog er einen Stuhl zurück und trat hinter mich, damit er ihn nachdem ich mich gesetzt hatte, vorschieben konnte. Lächelnd füllte er mein bereits leeres Glas wieder auf.

„Darf ich Dir vorlegen ?“

Vollkommen verwirrt und doch ziemlich nervös geworden, sah ich auf den wundervoll gedeckten Tisch. Jon hatte sich nicht lumpen lassen, sogar sein allerbestes Geschirr war eingedeckt. Zum Essen gab es meine absolute Lieblingsspeise. Frischen, grünen Salat, duftendes, noch warmes Brot, Knoblauchbutter, gegrillte Langusten und verschiedene Dips. Er arrangierte das Essen sehr sorgfältig auf dem Teller. Als er es mir gereicht und seinen Teller ebenfalls gefüllt hatte, setzte er sich mir gegenüber und öffnete eine Flasche eisgekühlten Weißwein.

„Möchtest Du ?“

„Ja bitte !“

Nachdem er uns beiden eingeschenkt hatte, stießen wir an.

„Auf diesen Abend !“ brachte ich als Toast vor.

„Auf diesen Abend und die Nacht, die darauf folgen wird,“ gab er zurück.

Das Blitzen in seinen Augen blieb mir nicht verborgen und insgeheim beschlich mich nun das Gefühl, Jon könnte etwas damit zu tun haben, dass meine Eltern heute Abend nicht hier waren.

„Schön ruhig heute, oder ?“ begann ich zu stochern.

„Ja, wir sind endlich mal wieder alleine.“

„Was macht eigentlich Richie heute ?“ fragte ich und hoffte, dass meine Stimme so unbeteiligt klang, wie ich mir das so dachte.

„Richie ist mit Tini und Tom in einen neuen Club.“

„Echt ? Komisch, keiner von denen hat was gesagt.“

„Wärst Du lieber mit, als mit mir hier zu sitzen ?“ fragte er lächelnd.

„Nein nein ! Natürlich nicht ! Nur seltsam, dass alle verschwunden sind und ich weiß nix davon.“

So, nun war es raus. Doch Mr. Rockstar lächelte nur.

„Ich nehme an, Du hast Rosita freigegeben ?“

„Joa, hat sie sich auch längst mal wieder verdient.“

„Du hast aber nicht zufällig meine Eltern zum Essen eingeladen ?“

„Wie eingeladen ? Sie sind doch in der Stadt.“

„Ja, das heißt aber nicht, dass Du nicht die Rechnung bezahlst.“

„Kann ich doch auch mal machen. Schließlich hat Deine Mam die letzte Zeit oft genug für uns gekocht und gesorgt.“

„Und die anderen drei sind natürlich rein zufällig auf die Idee mit dem neuen Club gekommen ?“

„Nö. Ich hab ihnen heute Morgen davon erzählt.“

„Jon ! Du hast Ihnen nicht davon erzählt, Du hast sie mit irgendeinem Lockmittel dorthin geschickt !“

„Okay, okay. Ich geb`s ja schon zu.“

Er hob abwehrend die Hände.

„Das hast Du ja mal wieder geschickt eingefädelt, mein Schatz !“

„Hat doch funktioniert, oder ?“

„Das hat es.“

Wir widmeten uns wieder unserem Essen. Es schmeckte wirklich köstlich. Den Wein hatte er sehr gut dazu ausgesucht, ein richtiger Sommerwein. Süffig, leicht und doch ein volles Geschmackserlebnis. Er passte hervorragend. Es war ein wunderschöner Abend. Wir genossen es beide sichtlich, zuhause ungestört füreinander Zeit zu haben, zu essen, zu trinken, zu reden…. Jon hatte es tatsächlich geschafft, dass ich mich fühlte, wie bei unserem ersten Date hier. Unser erster Abend…. Wie aufgeregt ich war….

„An was denkst Du ?“ fragte er mich amüsiert.

„Du kannst doch eh meine Gedanken lesen, also warum fragst Du ?“

Er lächelte zurück.

„Ich höre es aber lieber von Dir selbst.“

„Also gut. Ich dachte gerade an unseren ersten Abend hier.“

„Du warst so nervös….“ lachte er leise auf.

„Ja, und heute bin ich nicht weit davon entfernt.“

„Na ja, inzwischen kennst Du mich doch ein wenig besser ?“

Er hatte den Kopf leicht zur Seite gelegt und hielt sein Weinglas lässig in der Hand.
Es war wieder soweit.
Mr. Charme himself spielte sein Spiel. Er lachte sein Lachen, er spielte mit seinen Blicken, seine ganze Körperhaltung war eine einzige Provokation. Wie zufällig streifte seine Hand die meine, als er nach meinem Glas griff, um nachzufüllen. Ich wusste genau, was er dachte. Ich wusste genau, was er vorhatte. Und er wusste genau, dass ich mir in diesem Moment wieder wie ein Teenager vorkam. Er machte mich verrückt.

Als er das Geschirr zusammenstellte, war es nicht leicht für mich, seinen zufälligen Berührungen auszuweichen. Kurz entschlossen stand ich auf und machte mich daran, die Sachen in die Küche zu bringen. Natürlich kam er mir nach. Natürlich stand er an der Spüle ganz dicht hinter mir. Natürlich streifte sein Atem rein zufällig über meinen Nacken. Ich erschauderte.

Mit dem letzten Rest Beherrschung öffnete ich die Tür des Küchenschrankes, um die Reste von den Tellern in die Tonne zu werfen. So leicht wollte ich es ihm nicht machen. Dass wir bereits ein Paar waren, sollte ihn nicht davon abhalten, mich trotzdem erobern zu müssen. Als ich wieder nach draußen kam, hörte ich die leise Musik.
Ich setzte mich wieder auf meinen Platz.
Als Jon wieder nachschenken wollte, legte ich die flache Hand auf das Glas.

„Willst Du nichts mehr ?“ fragte er leicht enttäuscht.

„Nein, sonst bin ich schon vor dem Dessert betüdelt.“

„Na dann,“ gab er zur Antwort und schenkte trotzdem ein.

„Hey !“

„Süße, wir sind fertig mit Essen. Das Dessert bin ich !“

Er stand auf, ohne auf meinen Gesichtsausdruck zu achten, trat hinter mich. Sanft schob er meine Haare zur Seite und küsste mich mit diesen zarten, leichten und doch fordernden Küssen auf die Halsbeuge. Er wusste, dass er mich damit in kürzester Zeit in den Wahnsinn treiben konnte.
Seine Hände strichen fast unmerklich über meine Schultern. Wie unbeabsichtigt streifte er meine Brüste und fuhr mit den Fingerspitzen an meinen Seiten entlang.
Er merkte, wie ich unter diesen Berührungen erzitterte, er schob seine Hände unter mein Shirt. Ich legte den Kopf zurück, um ihn ansehen zu können. Der triumphierende Blick setzte mich schach-matt.

„Komm !“

Er zog mich an beiden Händen hoch und schob mich vor sich her zu den Sonnenliegen. Kaum lagen wir darauf, wurde mein Shirt hochgeschoben und meine Shorts ausgezogen.

„Neue Unterwäsche ?“ flüsterte er, bevor er mich hinter das Ohr küsste.

„Ja, lass sie bitte ganz !“

„Kann ich nicht versprechen.“

„Du brauchst es nicht zu versprechen, Du musst sie nur nicht kaputt machen.“

„Ich kann nichts dafür.“

Er fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare und sah mich durchdringend an.

„Ne ne, Du kannst niemals für irgendwas.“

„Honey, Du bist selbst schuld. Weißt Du eigentlich, wie Du auf mich wirkst ? Überhaupt in solchen Dessous ?“

Ich grinste nur, und dieses Mal war er es, der in ein vom Triumph erfülltes Lachen schaute.

„Na warte !“ drohte er mir mit einem heiseren Lachen.

Seine Finger streichelten sanft und fast unmerklich über meinen Rücken. Sein Atem wehte über meinen Hals und meinen Brustansatz. Ein erlösender Seufzer meinerseits stachelte ihn nur weiter an. Seine Lippen fühlten sich sehr heiß an, als er mich nahe am Rand meines BHs küsste. Seine Zunge fuhr an den Trägern entlang. Meine Haut wurde von Gänsehautschauern überrannt.

Er bog meinen Kopf zurück und drückte mich fest an sich. Ich verlor jegliche Contenance und ließ mich treiben, ließ mich von ihm verführen, berauschte mich an seinem Geruch, war gierig nach seinen Berührungen. Wie schon so oft, war ich ihm gänzlich ausgeliefert. Er wusste es. Er genoss es.

„Sag mir was Du denkst,“ flüsterte er.

„Dass Du mich noch in den Wahnsinn treibst.“

„Ist das alles ?“

„Nö.“

„Was noch ?“

„Ich möchte Dich endlich spüren.“

Wieder lachte er dieses heisere, kehlige Lachen und kam meinem Wunsch nur allzu gerne nach. Er nahm von mir Besitz.

„Wenigstens in diesen Augenblicken gehörst Du mir….“