Montag, 29. Juli 2013

Diner bei Richie



„Jep !“ lachte ich zurück, denn er wusste genau, dass er mir so unheimlich gefiel.

Eng umschlungen bummelten wir gemächlich zu Richie hinüber.
Dieser stand am Tisch und war gerade im Begriff eine Flasche Weißwein zu öffnen.
Strahlend begrüßte er uns und bedeutete uns, dass wir uns setzen sollten.

„Du siehst übrigens fantastisch aus !“ komplimentierte er mich, nicht ohne dabei seinen Blick lange über meine Gestalt schweifen zu lassen. Doch augenblicklich wandte er den Kopf zu Jon, der das Ganze beobachtet hatte und ihn fragend ansah.

„Du natürlich auch !“ scherzte Richie und löste somit die Situation.

Ich für mich ahnte plötzlich, wie ich die Bemerkung zu deuten hatte, hoffentlich checkte Jon das nicht….. Unbehaglich ließ ich mich auf einem der Stühle nieder, das konnte ja heiter werden ! Dankend nahm ich eines der Gläser an, somit hatte ich etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Richie gab den vollkommenen Gastgeber, formvollendet servierte er die Vorspeise. Wunderschön angerichtet lagen auf dem großen, weißen Teller in Knoblauch eingelegte Scampis, eine kleine Scheibe Fischpastete, geräuchertes Fischfilet mit einem Klecks Meerrettich-Sahne und winzige Cocktailtomaten, die mit einem Hauch Dressing beträufelt waren. Das alles war auf einem Palmenblatt arrangiert, welches über den Tellerrand hinausragte. Dazu reichte er warmes Baguette, eingeschlagen in weißem Stoff in einem kleinen Brotkorb.

„Guten Appetit !“ wünschte er uns, bevor wir uns über das Essen hermachten.

„Danke, gleichfalls !“

Wir schwiegen ein paar Minuten und genossen den Fisch, es schmeckte hervorragend. Dann und wann musterte ich Jon, doch er verhielt sich unauffällig, das heißt, ich konnte nichts ungewöhnliches feststellen. Das einzige, das auffiel, war, dass er sich sehr für die Herkunft des Essens interessierte. Danach fragte er sonst nie, außer, ich hatte für uns gekocht. Irgendwie schleppte er sich durch das Gespräch, das doch immer wieder ins Stocken geriet. Ach, wäre doch nur Tini hier ! Sie hätte mit ihrem Geplapper ganz bestimmt für eine andere Stimmung gesorgt.

„Wo sind eigentlich Deine Mitbewohner ?“ fragte ich.

„Ich schätze mal, noch im Büro. Warst Du heute nicht dort ?“

„Nein, ich genieße die letzten freien Tage, bevor die mit ihrem „Verwöhn-Programm“ für mich anfangen.“

„Nächste Woche geht`s los ?“

„Ja, und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, gleich Montag früh um acht.“

„Warum so schlimm ? Ich finde es toll, dass Du bei einem Modeltrainer Unterricht nimmst,“ Jon lachte sich allein bei dem Gedanken schon scheckig.

„Modeltrainer ?“ brüllte nun auch Richie und hielt sich die Serviette vor den Mund.

„Jep, Modeltrainer. Damit ich richtig schön posen kann und nicht daher latsche wie eine Landpomeranze. Anscheinend denken das einige Leute von mir,“ grummelte ich vor mich hin.

„Nein Schatz ! Keiner denkt das von Dir !“

Jon hatte sich zu mir herüber gebeugt und strahlte mich an. Der Schalk in seinen Augen war dabei nicht zu übersehen. Er stupste mich mit dem Finger an die Nasenspitze und grinste.

„Also ich finde das herrlich, darf ich zum Training mit ?“ frotzelte Richie.

„Zu diesem Termin gehe ich ganz bestimmt ganz alleine ! Soviel ist sicher ! Ich mach mich doch vor Euch nicht zum Affen !“

Richie schenkte uns noch Wein nach, nicht ohne dabei zu lachen.

„Wie heißt der Typ eigentlich ?“ erkundigte er sich dann.

„Pherson. Sein Name ist Rick Pherson.“

Dabei ahmte ich den Tonfall von James Bond nach und verursachte eine neuerliche Lachsalve der zwei. Jon wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und sah mich liebevoll an.

„Süße, ich finde es wirklich gut, dass Tini und Tom das für Dich arrangiert haben. Ganz ehrlich ! Es wird Dir echt helfen.“

„Da bin ich mir sicher !“ antwortete ich mit einiger Ironie in meiner Stimme. „Vor allem auf der Bühne, bei einem Auftritt, wenn es regnet oder windig ist. Genau da kommt es auf die perfekte Haltung einer Frau an ! Verdammt, eigentlich dachte ich, ich bin Sängerin.“

„Das bist Du doch auch ! Aber Du hast auch Fototermine, Videodrehs, dann und wann wirst Du auf einem roten Teppich erscheinen müssen. Und genau für solche Gelegenheiten ist das gedacht.“

„Jon, falls ich mal in die Verlegenheit kommen sollte über einen roten Teppich schreiten zu müssen, achtet auf mich sowieso keiner.“

Irritiert sah er mich an.
 
„Wie kommst Du auf die Idee ?“

„Weil alle Welt nur auf Dich, Deine weißen Beißerchen und Deinen Hintern starrt !“

Nun war es Richie, der lauthals los lachte. Unter Tränen versuchte er meinen Spruch zu entkräften.

„Also ich würde schon auf Dich schauen !“

„Ja ja, lass stecken ! Ich bin lange genug im Internet unterwegs um zu wissen, was die Mädels so schreiben, wenn Mr. Jon Bon Jovi auch nur mit Jogging-Klamotten und dem Handy am Ohr vor der Haustüre geknipst wird !“

„Was schreiben die denn ?“ fragte Richie anzüglich.

„Das wollt Ihr nicht wirklich wissen ! Und ich werde das jetzt bestimmt nicht verraten ! Wie sieht`s eigentlich mit Deinem Hauptgang aus ?“

„Oh !“ rief er erschrocken und sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

„Soll ich Dir vielleicht helfen ?“ bot ich ihm an.

„Nein, geht schon…..“

Mit diesen Worten wandte er sich um, griff sich die leeren Teller und ging schnellen Schrittes ins Haus. Ich sah zu Jon, der gedankenverloren an seinem Wein nippte, das Glas jedoch weiter in seiner Hand hielt und starr auf die Tischplatte schaute.

Montag, 15. Juli 2013

....und dann wird es Abend in LA.......



Szenenwechsel:

Nachdem ich mich abgetrocknet hatte, wickelte ich das Handtuch um mich herum und ließ mich auf einer der Liegen nieder. Nun war ich wirklich geschafft. Die Arbeit in der Hitze, das Rendezvous unter der Birke und dann noch die Planscherei im Pool hatten mich echt geflasht. Zeit für ein bisschen Ruhe.
Jon wollte uns was zu trinken und sein Handy holen.
Als er zurück kam, reichte er mir eine Cola auf Eis.

„Nicht, dass Du noch unterzuckert wirst !“ lächelte er.

Er war wirklich ein Geschenk des Himmels, genau das hatte ich nämlich gerade befürchtet. Oft, wenn ich lange in der Sonne war oder körperlich hart arbeitete, lief ich Gefahr, dass mein Zuckerspiegel rapide absank. Dann wurde mir entsetzlich schlecht, ich hörte alles nur noch wie durch Watte und war nicht weit davon entfernt, einfach umzukippen. Obwohl mir das in seiner Gegenwart noch nie passiert war, wusste er davon. Manchmal war er mir fast ein wenig unheimlich….. Ich hatte jedoch nicht lange Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn sein Handy fiepste. Am Klingelton erkannte ich, dass es das New Yorker Büro war.

„Bonnie ! Was liegt an ?“ fragte er.

Ich öffnete die Augen und beobachtete ihn. An seiner Körperhaltung erkannte ich, dass der Anruf wohl sehr wichtig schien. Um nicht zu neugierig zu erscheinen, schloss ich die Augen wieder.

„Hey ! Das sind ja wunderbare Neuigkeiten ! Super, ich danke Dir !“

Bonnie schien wirklich gute Nachrichten zu haben, denn als ich ihn wieder ansah, lachte er über das ganze Gesicht. Freudig hörte er ihr weiter zu.

„Das hast Du ganz toll gemacht, Du weißt nicht, wie ich mich darüber freue !“

Sie redeten noch eine Weile und ich überlegte, was sie denn so toll gemacht haben könnte. Richie vielleicht…. Bestimmt hatte sie für Richie irgendetwas organisiert, damit er Hilfe bekam….. Schließlich war das immer noch unser Problem Nummer eins….
Er legte auf und strahlte mich an.

„Richie ?“ fragte ich.

Nach einem kurzen Zucken wollte er mir antworten, besann sich jedoch eines Besseren. Hastig nahm er einen Schluck und sagte nur:

„Auch.“

„Was „Auch“?“

„Nun,“ Jon überlegte kurz und antwortete dann.
„Sie informiert sich gerade, was es für Möglichkeiten gibt, wo er hin könnte, sich erholen, weg von dem Ganzen….“

„Und was hat sie dann so ganz toll gemacht ?“

„Ach, weißt Du, ich lobe meine Mitarbeiter halt gerne.“

„Hä ?“

„Na ja, die Geschichte geht schon in den privaten Bereich, das halte ich eigentlich von unserem Büro und auch von Bonnie fern….. Aber nun lass uns ein wenig schlafen, ich bin wirklich müde.“

Er wand sich um eine richtige Antwort herum, täuschte ein sehr unechtes Gähnen vor und legte sich mit geschlossenen Augen zurück. Ganz sicher spielte er mir etwas vor und verheimlichte mir wieder etwas.

„Jon ?“ hakte ich nach.

„Mmmmhh….“ murmelte er träge.

Also gab ich es auf, so gut kannte ich ihn mittlererweile, dass ich wusste, er würde mir jetzt sowieso nicht die Wahrheit sagen. Eine Weile grübelte ich nach und überlegte hin und her, um was es gehen könnte, doch dann überkam auch mich eine Schläfrigkeit und meine Augen fielen zu.

Eiskaltes Wasser ließ uns beide hochschrecken.

„Hey Ihr Faulpelze !“ tönte Richies Stimme und mir kam es so vor, als brüllte er direkt in mein Ohr.

Verwirrt rieb ich mir die Augen und strich die Haare zurück. Neben mir hatte Jon den Arm über das Gesicht gelegt, um sich vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen.

„Richie ! Was zur Hölle….“ murmelte er völlig verschlafen.

„Ihr lasst es Euch ja wieder mal gut gehen, während ich Stress hab !“

„Und welchen Stress hast Du ?“ fragte Jon gedehnt.

„Ich hab für uns gekocht ! Schließlich wollte ich mich endlich mal bei Euch revanchieren.“

„Richie, Du hast ganz sicher nicht gekocht !“ brummelte ich.

„Nun ja, dann sagen wir eben `Essen besorgt` ? Also, macht Euch frisch und dann kommt rüber. Wir essen auf der Terrasse.“

Als er wieder gegangen war, drehte sich Jon zu mir und sah mich griesgrämig an.

„Manchmal verfluche ich den Tag, an dem wir diese beiden Häuser gekauft haben.“

„Ach komm schon. Er meint es doch nur gut.“

„Sicher, aber eigentlich wollte ich den Abend mit Dir verbringen. Vielleicht einen schönen Film schauen, kuscheln, reden…..“

„Weißt Du was ? Es ist ja noch früh, wir gehen rüber, essen und verabschieden uns zeitig. Dann haben wir noch was vom Abend, okay ?“

„Es ist ja nicht nur, dass er mir einen Strich durch die Planung macht. Ich muss mit Mr. Sambora noch ein ernstes Gespräch führen.“

Erschrocken sah ich ihn an.

„Was…?“

„Keine Angst, nicht wegen seiner Sauferei. Die Telefonaktion meinte ich. Ich muss ihm einfach begreiflich machen, was er angerichtet hat. Wahrscheinlich ist ihm nicht im geringsten klar, was passiert ist und was für Folgen das hatte.“

Nachdenklich strich er mit einer Hand fest über seinen Oberarm.

„Ich will das klären, es macht alles nur schlimmer, so lange das zwischen uns steht.“

„Du wirst das aber nicht nachher ansprechen ?“

„Nein, natürlich nicht. Ich werde allein mit ihm darüber reden.“

Beruhigt erhob ich mich und gemeinsam gingen wir nach oben, um uns fertig zu machen. 

„Ich lass das Wasser gleich an für Dich !“

Grinsend ging er an mir vorbei. Als er die Tür der Duschkabine öffnete, ließ er das blaue Handtuch, das um seine Hüften geschlungen war, betont langsam zu Boden sinken. Er war wieder einmal unwiderstehlich.

„Du bist unmöglich !“ gab ich die Empörte.

„Was Du kannst, kann ich auch !“ gab er frech zurück.

Kopfschüttelnd machte ich mich daran, meine Haare zu föhnen. Nebenher schminkte ich mich kurz. Ich entschied mich für meine weiße Leinenhose, dazu schlüpfte ich in ein oliv grünes Shirt, an dem innen ein weißes Stück Stoff genäht war, das mit zwei Trägern im Nacken gebunden wurde. Jon trug eine schwarze Cargo zu der er, lässig wie immer, ein weißes Shirt und seine schwarzen Schlappen kombinierte. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und strahlte mich an.

„Können wir ?“