Sonntag, 30. November 2008

Kapitel 20

Wir hielten vor einem wunderschönen spanischen Haus und der Fahrer bedeutete uns, dass wir an dem von ihm gewählten Ort angekommen seien. Er gab uns seine Nummer und sagte:

„Ich werde Ihre Einkäufe in Ihre Suiten bringen lassen. Wenn Sie wünschen, abgeholt zu werden, rufen Sie einfach diese Nummer an. Lassen Sie sich ruhig Zeit und genießen Sie.“

Wir bedankten uns und stiegen aus. Ich allerdings mit wackligen Knien.
Wäre ich nicht so aufgelöst gewesen, hätte ich mich über die Schönheit des Anwesens freuen können. Das Restaurant war sehr großzügig und sehr geschmackvoll im spanischen Stil eingerichtet. Überall waren warme Erdfarben, viel Holz und viel Keramik. Große Palmen gaben grüne Farbtupfer. Joe fragte einen der Kellner nach einem freien Tisch, möglichst im Außenbereich. Dienstfertig watschelte dieser voran und gab uns einen Sitzplatz im Freien. Er brachte uns die Karten und verschwand wieder.
Joe brach schließlich unser Schweigen.

„Wollt Ihr was essen ? Habt Ihr Hunger ?“

„Nein“ fauchte Tini. „Mir ist der Hunger vergangen !“

Er sah sie ruhig mit unverwandtem Blick an.

„Tini, Ihr beide seid doch Freundinnen ?“

Sie blickte unsicher auf. Sie konnte in diesem Moment mit seiner ruhigen, verhaltenen Art überhaupt nicht umgehen.

„Wieso reagierst Du so heftig ?“ fragte er sie.

„Ich finde es nicht normal, dass Ihr beide was miteinander habt. Tom ist für ein paar Tage in München und Sandy hüpft sofort mit einem anderen in`s Bett.“

Er sah sie weiter unbewegt an.

„Woher weißt Du das ?“

„Ach komm, Joe ! Verkauft mich doch nicht für dumm ! Ich habe gleich bei meiner Ankunft bemerkt, dass etwas nicht stimmt. Dann bist Du in Ihrem Zimmer, gehst mit uns shoppen, kennst Sandy`s Größe, bezahlst alles, bist in ihrer Umkleide, einfach alles. Ihr seid beide so vertraut, man sieht eure Blicke, Eure Berührungen. Die Luft brennt zwischen Euch, das kann man sogar sehen ! So blöd bin selbst ich nicht, dass ich das nicht spanne !“

Ich wagte nicht, aufzusehen. Ich kam mir so schlecht vor. Schlecht, weil ich bei etwas verbotenem ertappt worden war. Schlecht, weil ich Tom hintergangen hatte und schlecht, weil ich Tini nichts gesagt hatte.
Der Kellner erschien und wir bestellten Kaffee.

„Ja, wir waren zusammen im Bett, mehrmals sogar. Und es war unglaublich. Ich habe vom ersten Moment an, als ich Sandy kennen gelernt habe, unheimlich Bock auf sie gehabt.“

„Bock auf sie ? Das ist ja wohl die Höhe ! Du willst doch nur ein Chick, mit dem Du Deinen Spaß haben kannst. Rockstar-Allüren eben.“

„Tini, Du weißt nur die Hälfte und den Rest reimst Du Dir zusammen.“ warf ich dazwischen.

Sie holte tief Luft und wollte gerade wieder loslegen, als der Kellner wieder erschien und uns fragte, ob wir noch etwas wollten. Joe bestellte eine Karaffe Rotwein.

„Jetzt mal halt ! Ich möchte Dir noch etwas erklären. Natürlich sieht es für Dich so aus, als ob ich Sandy nur für meinen Spaß haben will. Aber es ist nicht so. Wir sind seit Wochen miteinander auf Tour, wir arbeiten zusammen, sind im selben Hotel, essen oft gemeinsam. Ich habe mich lange von ihr ferngehalten, eben weil ich wusste, sie ist in einer Beziehung. Und sie war mir von Anfang an zuviel wert, als dass ich sie nur für ein Abenteuer ausnützen würde. Es war für mich auch nicht einfach, weil ich selbst lange verheiratet bin. Aber dann kam eben dieser Moment, als ich sie im leeren Stadion fand. Sie war verzweifelt, unglücklich und einsam. Als ich sie da sitzen sah, gedankenverloren, zusammen gekauert und eine Zigarette nach der anderen rauchend, kam dieses Gefühl über mich. Dieses Gefühl, einfach alles über Bord zu werfen und über alles hinweg zu gehen. Und gegen dieses Gefühl ist jeder machtlos. Sogar Du, wenn Du in solch eine Situation kommst. Dann kam dieses hammer-geile Konzert, Nine Lives rockten ab, als ob es um ihr Leben ging. Dann kam dieser Abend, an dem wir alle zuviel getrunken haben und dann kam dieser erste Augenblick zwischen uns.
Sie ist abgehauen, weil sie sich vor mir „retten“ wollte. Zuerst war ich erleichtert, ich dachte, okay, sie bremst mich aus. Vielleicht ganz gut so. Aber mir wurde klar, dass das so nicht zu Ende ist.“

Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und trank einen Schluck. Mir war mittlererweile schlecht.
Tini schnappte nach Luft.

„Ihr könnt es nicht schön reden. Ihr habt beide Eure Partner betrogen. Ihr habt, nur aus Eurem triebhaften Verlangen heraus zwei Menschen betrogen.“

Ich wandte mich an sie.

„Tini, das ist wohl wahr. Dagegen sagt ja auch keiner von uns was. Aber es war uns beiden einfach unmöglich, dem anderen zu widerstehen. Ich habe mich gegen Joe gewehrt, aber es war sinnlos. Du kannst Dich nicht gegen etwas wehren, das Dich um den Verstand bringt, gerade weil Du es nicht bekommst.“

„Ihr habt beide Euren Verstand in Eurem Schritt ! Ich weiß eigentlich auch überhaupt nicht, warum ich mich mit Euch beiden noch unterhalte.“

Es wurde mir zuviel. Ich erhob mich und entschuldigte mich, um zur Toilette zu gehen. Dort angekommen, beugte ich mich über den Waschtisch und klatschte mir kaltes Wasser in`s Gesicht und ließ mir dies auch über meine Unterarme laufen. Nach einer Weile beruhigte ich mich. Ich konnte wieder einen klaren Gedanken fassen. Warum reagierte sie so abartig heftig ? Das passte einfach nicht zu ihr. Die Tini, die ich kannte, hätte gelacht und hätte mich über alle Einzelheiten im Bett ausgefragt. Irgendetwas stimmte da nicht. Aber was ? Ich beschloss, zurück zu gehen und sie einfach gerade heraus danach zu fragen. Fest entschlossen, mich nicht daran hindern zu lassen und die Wahrheit heraus zu finden, ging ich an unseren Tisch zurück.
Joe starrte Tini an. Tini starrte Joe an. Keiner sprach ein Wort. Sie beachteten mich überhaupt nicht. Was war jetzt passiert ?
Ich traute mich fast nicht, mich wieder hinzusetzen. Aber einfach so stehen bleiben konnte ich ja auch schlecht. Die beiden fixierten sich immer noch.

„Sag das noch mal !“ fragte Joe mit einer unheimlich leisen Stimme.

„Du hast es doch gehört !“ keifte sie zurück.

„Ich will auf der Stelle, dass Du das wiederholst.“

Sie antwortete nicht, sondern zog an ihrer Zigarette. Ich sah, dass ihre Hand zitterte.

„Hörst Du eigentlich schlecht ?“ giftete sie ihn an.

„Ich glaube schon“, sagte Joe wieder mit dieser leisen Stimme.

„Ist ja auch kein Wunder, nach hundert Jahren Rockmusik !“

Nun mischte ich mich ein. So konnte das nicht weiter gehen.

„Was hast Du gesagt, Tini ? Sag es mir bitte !“

Sie sah mich an und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie war auf einmal zusammen gesackt und ihre Schultern bebten vor lauter Weinen.

„Es tut mir leid. Ich bin Deine Freundschaft nicht wert. Mir wäre auch lieber, das alles wäre nicht passiert !“

Sie sprang ruckartig auf, warf ihre Zigarette in den Aschenbecher und stieß beim Davonlaufen ihren Stuhl um. Ich war heilfroh, dass wir alleine auf der Terrasse waren.
Der Kellner erschien und fragte ratlos, ob alles in Ordnung wäre. Joe bejahte es und der Kellner verschwand kopfschüttelnd wieder.
Ich verstand nun gar nichts mehr. Irgendetwas ging wohl total an mir vorbei.
Joe kam um den Tisch herum und nahm mich in den Arm. Er drückte mich kurz fest und hielt mich dann etwas von sich weg.

„Wenn ich Dir das jetzt erzähle, erklärst Du mich für verrückt.“

„Hey, ich verstehe überhaupt nicht mehr, was hier los ist. Warum rennt sie davon, warum heult sie und warum keift sie Dich so an ?“

Joe blickte mit seinen dunklen Augen über den weitläufigen Garten und holte tief Luft, bevor er antwortete:

„Ich weiß nicht, ob es an mir ist, Dir das jetzt zu sagen. Aber sie lässt mir wohl keine Wahl.“

Er fasste mich mit beiden Händen an meinen Schultern und sagte:

„Tini und Tom haben seit einigen Wochen eine Affäre. Sie sagte mir eben, sie würden sich lieben, hätten aber Angst gehabt, Dir das zu sagen.“

„Aber….“ Nun war ich völlig perplex. „Wieso spinnt sie dann so hier herum ? Wieso wirft sie uns das vor, was sie selbst macht ? Und warum sagt sie mir nicht einfach, was Sache ist ?“

Er zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück.

„Meiner Meinung nach war ihr Verhalten reiner Selbstschutz. Sie hat unser Ding verurteilt, um von ihrem Fehler abzulenken. Geh ihr nach, ich glaube, sie braucht Dich.“

„Und Du ?“

„Ich warte hier.“

Samstag, 29. November 2008

Shopping time

Wir zogen dann endlich los, ließen uns vom Hotel-Chauffeur in die Stadt fahren und machten uns daran, sämtliche Designer-Läden in der City zu stürmen. Das war das schöne an unserem neuen Leben: Einkaufen ohne Reue, weil man plötzlich über das nötige Kleingeld verfügte.

Joe war ein Gentleman. Er hielt uns die Autotür auf, reichte uns die Hand, um uns beim Aussteigen zu helfen, war einfach sehr zuvorkommend. Das verunsicherte mich ziemlich, da ich ihn bis jetzt nur fordernd und nehmend kannte. Aber bei Tageslicht und außerhalb meines Hotelzimmers hatte ich ja noch nicht viel Zeit mit ihm verbringen können. Wir steuerten die ersten namhaften Shops, oder wie sagt man so schön, Dependancen an. Tini und ich konnten uns nicht entscheiden, wir hatten echt die Qual der Wahl. Natürlich tendierte ich wieder zu Schwarz, es war einfach meine Farbe. Nach langem hin und her nahm Joe die Sache in die Hand. Er flüsterte von seinem Sitzplatz aus den Verkäuferinnen etwas zu, stand auf und verschwand mit ihnen. Tini und ich schauten uns zuerst ratlos an und begannen dann schallend zu lachen.


„Was der jetzt wohl macht ?“ fragte Tini, lachend beide Hände vor dem Gesicht.


„Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hat er sie zum Essen eingeladen, weil er vor lauter Warten schon am Verhungern ist.“


„Oder er fliegt mit Ihnen in Urlaub, weil er glaubt, wir sind eh erst in zwei Wochen mit Aussuchen fertig.“


Wir schauten auf den Berg mit Kleidern, Hosen und Oberteilen, die wir schon anprobiert hatten und begannen wieder zu lachen.

Da kam Joe um die Ecke gebogen mit zwei wunderschönen schwarzen Kleidern. Er hielt in jeder Hand eines hoch und sagte:


„So, die beiden probiert Ihr jetzt an ! Wenn sie Euch gefallen, schenke ich sie Euch!“


„Joe, das sind ja beides die gleichen !“ rief Tini.


„Ja, das ist auch von mir beabsichtigt. Ihr seht schließlich wie Zwillinge aus !“


Wir probierten die Kleider an und ich musste mal wieder feststellen, dass mir Joe manchmal unheimlich war. Sie passten wie angegossen.

Als wir uns anschauten, staunten wir nicht schlecht. Wir sahen wirklich wie Zwillinge aus. Die Verkäuferinnen eilten mit Schuhen und Taschen herbei uns staffierten uns damit aus. Fertig ! Wir waren beide wirklich baff.

Joe lehnte an einer Marmorsäule und lächelte mich mit dem gewissen Lächeln an. Ein wenig von oben herab, mit hochgezogener Oberlippe, und mit dem Ausdruck „Und das gehört mir“.

Tini lief auf ihn zu, schmatzte ihn links und rechts ab und bedankte sich strahlend.

Da ich nicht zurückstehen wollte, tat ich dasselbe. Als ich mich von ihm lösen wollte, hielt er mich fest und schaute mich eindringlich an.


„Hmhm“ räusperte sich Tini hinter uns. Etwas unsicher fragte sie dann:


„Wollen wir dann wieder ?“


„Okay !“ antwortete ich.


Ich drehte mich um und ging zur Umkleidekabine. Oh Mann, das war wieder echt klasse ! Spätestens jetzt hatte sie was bemerkt. Wortlos stieg ich in meine Jeans, zog mein Top an und schlüpfte in meine Flip Flops. Als Tini ihre Kabine verließ, traf mich ihr Blick.


„Ich glaube, wir müssen reden !“


„Ja, Tini, das glaube ich auch. Aber später, wenn wir zwei alleine sind.“


Wir gingen nach unten, wo wir von Joe, bepackt mit Tüten, bereits erwartet wurden.


„So genug der edlen Stoffe, ich glaube, Ihr beide braucht jetzt noch was flippigeres. Wir gehen jetzt in einen echt hippen Laden !“ sagte Joe und wies den Fahrer, der auf uns gewartet hatte, an zu einem bestimmten Geschäft zu fahren.

Dort angekommen war mir sofort klar, dass meine Kreditkarte glühen würde. Auf Anhieb fanden wir etliche Tops, Schuhe, Taschen, Tücher. Tini verlustierte sich mal wieder bei den Sonnenbrillen. Sie ist wirklich süchtig danach und kann stundenlang überlegen, welche fünf von den dreißig auf dem Ladentisch sie nun kaufen will. Ich ging zu den Jeans und hatte bereits zwei auf dem Arm als Joe hinter mich trat und sagte:


„Hier, ich hab die Jeans für Dich.“


Ich drehte mich um und schaute die Jeans an. Total ausgebleicht, total zerfetzt und so wahnsinnig irre, dass ich bereits beim Anschauen Angst hatte, sie könnte nicht passen.


„Okay, ich teste sie mal. Ich weiß allerdings nicht, ob ich in die alleine `reinkomme !“


Ich musste lachen.


„Woher weißt Du eigentlich meine Größe ?“


„Intuition und meine Hände.“


„Deine Hände ?“


Er lächelte mich nur siegessicher an und sagte dann:


„Ich komm mit und helfe Dir, sie anzuziehen.“


„Joe, das ist keine so gute Idee.“


„Ich denke doch !“ sagte er und schob mich rückwärts, die Hände an meinen Hüften Richtung Umkleidekabinen.

Er schloss die Tür hinter sich. Den Blick auf mich gerichtet, lehnte er an der Tür. Ich zog mich aus und griff nach der Joe-Jeans, schlüpfte hinein und wusste, was er vorher mit „Meine Hände“ meinte. Selten passte mir eine Jeans auf Anhieb und selten passte mir eine so wie die.


„Ab jetzt nehm ich Dich immer zum Shoppen mit !“ lachte ich.


Ich ging auf ihn zu und begann ihn zu küssen.


„Sandy, es ist wohl besser, wenn wir damit aufhören.“


„Warum ? Die Tür ist doch zu !“


„Okay, aber ich glaube, die haben hier keinerlei Schallschutz.“


„Nein, den haben sie wirklich hier nicht !“ ertönte von draußen Tini`s Stimme.


Ich schaute Joe erschrocken an. Oh mein Gott ! Jetzt war`s dann wirklich `raus. Er zuckte allerdings nur seine Schultern und öffnete die Tür. Tini stand draußen und schaute mich dermaßen vorwurfsvoll an, dass mir schlagartig all meine Sünden einfielen.


„Tini, es ist nicht so ….“


„Wie ich denke ? Wie denn dann ?“ fauchte sie uns beide an.


„Was soll ich denn davon halten, wenn ich Euch in einer Kabine verschwinden sehe, Euch beim Knutschen zuhören kann und Du dann ein solch schuldbewusstes Gesicht machst, dass ich allein daraus alles lesen kann ?“

Sie bebte innerlich wie ein Vulkan.

Joe hob beide Hände beschwichtigend und sagte mit einer ganz ruhigen Stimme:


„Stop, Mädels ! Wir gehen jetzt an die Kasse, bezahlen und dann suchen wir uns einen Platz, an dem wir uns ruhig unterhalten können !“


Er winkte den Verkäufern zu und wies sie an, sie sollten unsere Sachen verpacken und gab ihnen seine Kreditkarte.


Ich hielt ihn am Arm fest und sagte: „Joe, ich möchte nicht, dass Du das alles bezahlst !“

Tini zickte herum: „Ich auch nicht !“


Er reagierte überhaupt nicht, sondern zeigte Richtung Ausgang.


„Ihr beide setzt Euch jetzt in den Wagen, und zwar ohne zu streiten. Sofort.“


Wir taten wie befohlen und warteten auf ihn. Wortlos. Wir schauten uns nicht ein einziges Mal an. Ich wagte kaum zu atmen.

Die Autotür öffnete sich und Joe setzte sich. Er fragte den Fahrer nach einem Cafe, in dem man ungestört wäre. Der Fahrer lächelte und antwortete:


„Si si, ich weiß eines, dass für Sie in Frage kommt, liegt allerdings etwas außerhalb.“


Joe nickte nur und wir fuhren los.

Freitag, 28. November 2008

Kapitel 18 - Werden die zwei erwischt ?

Als wir uns abtrockneten hörte ich mein Handy klingeln. Tini fragte aufgeregt:

„Bist Du fertig, können wir los ?“

„Tini, noch nicht ganz. Ich muss noch meine Haare fönen. Dann können wir !“

„Sag mal, es sind jetzt anderthalb Stunden und Du bist immer noch nicht fertig ?“

„Ja ich hab Wadenkrämpfe bekommen und musste noch ein bisschen Lockerungen machen.“

„Okay, melde Dich, wenn Du soweit bist. Wer lacht denn da eigentlich im Hintergrund ?“

Joe stand gekrümmt vor Lachen vor der Dusche. Ich hielt ihm den Mund zu und beruhigte Tini:

„Wahrscheinlich der Fernseher.“

„Gut, also bis gleich !“

Ich legte auf und sah Joe an.

„Du bist unmöglich ! Was, wenn sie was mitgekriegt hat ?“

„Dann hast Du ein Problem!“

Er lachte immer noch schallend.

„Wadenkrämpfe ! Wadenkrämpfe !“

Mein Handtuch flog in seine Richtung und traf ihn mitten ins Gesicht. Allerdings musste ich nun auch lachen.

„Zieh Dich bitte an, sonst kommst Du noch später zum shoppen !“

„Wag es nicht, Joe !“ drohte ich ihm und begann meine Haare zu fönen.

Ich fragte ihn:

„Was machst Du heute noch ?“

„Nach dem shoppen werde ich wohl ein bisschen schlafen. Die Nacht war ziemlich kurz und anstrengend. Der Morgen danach ja auch…“

„Wie „nach dem shoppen“?“

„Wenn wir vom shoppen zurück kommen.“

„Joe, Du gehst ganz sicher nicht mit !“

„Doch, ich gehe ganz sicher mit.“

Ich gab auf. Es war sowieso wieder zwecklos, ihm zu widersprechen. Rasch schnappte ich mir meine Klamotten und zog mich an. Klasse Situation ! Die dann auch nicht besser wurde, als es an meiner Tür klopfte. Mir war klar, wer draußen stand, noch bevor ich die Klinke herunterdrückte.

„Hi, ich dachte ich hol Dich mal besser ab. Sonst kommt ja wieder was dazwischen !“

„Hi Tini !“

Ich nahm sie in den Arm und entschuldigte mich, weil ich vorher so kühl zu ihr war und sie nicht so freudig wie sonst begrüßt hatte.

„Weißt Du, es ist momentan einfach so stressig und es passiert soviel !“

„Vor allem halten sich fremde Männer in Deinem Zimmer auf ! Hi, Du bist doch Joe Perry, wenn ich mich nicht irre !“

Tini, mein Schatz, hatte sofort von Deutsch auf Englisch umgestellt, als sie merkte, wen sie da vor sich hatte. Jede andere Frau wäre in diesem Moment zurück haltend, erstaunt, vielleicht etwas schüchtern gewesen. Jede. Außer Tini.

„Hi, der bin ich ! Und Du ?“

Tini stellte sich vor, erklärte ihm, wer sie war und strahlte ihn, wenn auch etwas ratlos, an.

„Joe möchte unbedingt mit uns Mädels zum shoppen gehen. Ihm war etwas langweilig und eigentlich waren wir für heute Morgen zum Joggen verabredet. Da wir gestern aber etwas zu lange gefeiert haben und Joe so betrunken war, dass sie ihn zu fünft ins Hotel tragen mussten, war`s dann nichts mit Sport.“

So, das war jetzt meine Rache ! Tini lachte schallend.

„Zu fünft mussten sie Dich tragen ? Dann war`s ja wirklich heftig !“

Nun war es an Joe, sich unbehaglich zu fühlen. Er murmelte nur noch irgendwas Unverständliches wie „Super Geschichte“ vor sich hin.

„Sandy, Du siehst zwar ziemlich erledigt aus, aber ich habe den Eindruck, dass Du sehr glücklich bist.“

Ihr typischer Kontrollblick traf mich.

Ja Tini, immer hinein mit dem Salz in die offene Wunde ! Am besten gleich ein Kilo ! Als ob es nicht genug wäre, fragte sie dann gleich anschließend:

„Hat sich Tom heute schon gemeldet ?“

„Nein, hat er noch nicht.“

Und da es Tini nicht reicht, nur Salz hineinzustreuen, rührt sie auch noch gleich kräftig um.

„Vermisst Du ihn ?“

„Es geht, wir hatten gestern Abend einen gigantischen Auftritt und danach die Party. Das war schon aufregend.“

„Ruf ihn doch gleich mal an. Ich müsste sowieso noch bezüglich der Imagewerbung mit ihm reden.“

„Tini, wir gehen jetzt zuerst zum Einkaufen. Heut Nachmittag hab ich dann wahrscheinlich mehr Ruhe, mit ihm zu telefonieren.“

Joe hatte den Blick abgewandt als er etwas ungeduldig fragte:

„Wollen wir jetzt endlich gehen ?“

Donnerstag, 27. November 2008

Kapitel 17 - und einer weiß davon ......

„Hi, Sandy !“

„Guten Morgen, Steven. Du bist schon auf ?“

„Bei dem Lärm im Zimmer unter mir konnte ich ja schlecht schlafen !“

„Welcher Lärm ?“

„Ein Liebespaar, das anscheinend eine geniale Nacht hatte. Jedenfalls waren sie ziemlich laut und es ging sehr lange. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass ich beide Stimmen sehr gut kenne.“

Erschrocken drehte ich mich zu ihm und sah in sein herausforderndes Gesicht.
Meine Gesichtsfarbe wandelte sich von Sportrot in Schämrot.

„War`s denn wirklich so schön, wie ich vermute ? Nun gut, ich weiß, Joe ist der perfekte Liebhaber und Joe kriegt immer die Frau, die er will. Die macht er dann allerdings auch glücklich.“

Mein Schämrot verwandelte sich nun in Totalschämrot.

„Sorry, wenn wir Dich gestört haben, Steven. Hast Du tatsächlich alles gehört ?“

„Ich glaube schon. Wenn ich ehrlich bin, war ich etwas neidisch. Aber ich gönne es Euch. Hoffentlich verbrennt Ihr Euch nicht aneinander. Weiß Dein Freund davon ?“

„Nein, natürlich nicht. Und er darf es auch nicht wissen. Es war sowieso nur eine einmalige Sache.“

„Einmalig ? Bei Joe ? Er lachte auf. „Wenn sich Joe für eine Frau interessiert, und er sich anstrengt, sie zu bekommen, dann lässt er sich nicht so einfach die Butter vom Brot nehmen. So ist es.“

„Ich weiß echt nicht, was ich machen soll. Ich bin total durcheinander, deswegen bin ich auch zum Laufen gegangen. Kannst Du das alles bitte für Dich behalten ?“

„Ich werde schweigen wie ein Grab, das verspreche ich Dir. Es ist immerhin Eure Sache und ich werde mich sicherlich nicht einmischen.“

„Danke.“

Ich drehte mich um und rannte zurück. Hoffentlich hielt Steven Wort und hoffentlich hielt auch Joe seine Klappe !
Am Hoteleingang angekommen, sah ich wie Tini aus einem Taxi ausstieg.
Oh. Mein. Gott ! Auch das noch !
Ich freute mich zwar, dass sie überraschend gekommen war, aber gleichzeitig wurde mir auch klar, dass ich vor ihr absolut nichts geheim halten konnte. Sie lief wirbelsturmartig auf mich zu, die Handtasche über dem Kopf schwenkend und laut meinen Namen rufend.

„Hallo ! Du kommst vom Laufen ?“

„Hallo ! Ja, ich musste meinen Kopf freibekommen.“

„Oh je, ist etwas passiert ?“

Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Tini kam und wusste in den ersten Sekunden, dass etwas geschehen war.

„Nein, es ist nichts passiert. Jedenfalls nichts Schlimmes. Es war nur sehr anstrengend die letzten Tage. Und ich hatte kaum ein paar Minuten für mich. Deswegen….“

„Och, und jetzt tauche ich auch noch auf ! Aber ich dachte mir, wenn Ihr jetzt ein paar freie Tage habt, dann könnte ich mit meiner besten Freundin doch mal wieder shoppen gehen. Noch dazu in einer so tollen Stadt wie Barcelona!“

„Ja sicher, gehen wir shoppen. Und ich freue mich ehrlich, dass Du da bist.“

„Dann geh mal schnell duschen und Dich hübsch machen. Ich pack schnell meine Sachen aus, dann können wir gleich los ! Du hast mir sicher viel zu erzählen, oder ?“

„Ich werde aber schon ein Stündchen brauchen, um mich ausgehfertig zu machen.“

„Macht doch nichts, ich muss ja auch erst noch mein Zimmer beziehen.“

Ich ließ sie an der Rezeption zurück und rannte hoch in mein Zimmer. Schnaufend lehnte ich mich an die Tür und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Plötzlich hörte ich ein Geräusch und ging weiter ins Zimmer. Joe saß seelenruhig auf der Couch und blätterte in einer Zeitung.

„Wie bist Du hereingekommen ?“

„Ich sagte an der Rezeption einfach, ich hätte eine Überraschung für Dich und schon bekam ich eine Karte !“

Er stand auf und kam auf mich zu, nahm mich in seine Arme und küsste mich.

„Joe, meine Freundin ist überraschend angekommen. Sie will mit mir in einer Stunde zum shoppen gehen. Und außerdem komm ich gerade vom Joggen und bin total verschwitzt. Ich wollte eigentlich gleich unter die Dusche.“

„Das kannst Du ja.“

Er ließ mich los, allerdings nur, um seine Lederjacke auszuziehen.

„Ich habe auch noch nicht geduscht. Wollen wir ?“

Mit seinem unverschämten Grinsen im Gesicht schob er mich rückwärts Richtung Badezimmer und begann mich auszuziehen. Als ich am Waschbecken stand, war ich komplett nackt. Joe küsste mich mit seinen unglaublichen Küssen und zog sich während dessen aus. Mit einem festen Griff an meinen Hüften schob er mich Richtung Dusche. Ich sah schnell nach hinten, um zu sehen, wohin ich ging. Doch er lachte nur sein kehliges Lachen.

„Keine Angst, es wird Dir nichts geschehen.“

Zweifelnd blickte ich ihn an, so sicher war ich mir da nicht. Er drückte mich sanft, aber bestimmt an die Wand. Mit einer Hand strich er meine Haare über die Schulter, mit der anderen stellte er das Wasser an. Dann stand er dicht vor mir und küsste mich auf die Halsbeuge. Ein Schauer überrannte meine Haut. Joe sah mich von oben herab an, und dieser Blick machte mich fast wahnsinnig. Er öffnete die Flasche mit dem Duschgel, ließ etwas davon in seine Hand laufen und begann mich einzuseifen…..

Mittwoch, 26. November 2008

Kapitel 16 - Reue oder Freude ?

Er lag halb auf mir, da lächelte er mich siegessicher an und sagte:

„Soviel zu Deiner Abwehr ! Ich wusste das bereits während des Konzerts.“

„Joe, ich wollte das wirklich nicht.“

„Nein, darum habe ich das auch in Deinen Augen lesen können !“

„Was ?“

„In der Pause, als ich Dich gefragt habe, ob wir später was zusammen trinken.“

„Da habe ich bestimmt nicht an das gedacht !“

„Du hast es nur noch nicht gewusst ! Beobachte Dich mal auf der Bühne, wenn Du so richtig abgehst, und überleg Dir dann mal, wie das auf einen Mann wirken kann.“

„Ich habe Dich bestimmt nicht bewusst angemacht !“

„Bewusst sicher nicht, aber unbewusst sicher doch.“

„Joe, ich habe einen Freund, mit dem ich glücklich bin. Ich will diese Beziehung nicht aufs Spiel setzen.“

„Sandy, wenn Du wirklich glücklich wärst, wieso habe ich Dich dann total zerstört im Stadion gefunden ? Warum schläfst Du in der gleichen Nacht, in der er weg ist, mit mir ? Warum hast Du Dich mir so hingegeben, hast mir alles von Dir preisgegeben ? Du bist nicht glücklich mit ihm. Hast Du Dir mal überlegt, ob es nicht nur eine Zweckgemeinschaft zwischen Euch beiden ist ?“

Darauf konnte ich nun wirklich nichts sagen. Er hatte ja Recht. Tom war ein paar Stunden weg, und ich schlief gleich mit dem nächst besten. Und es war fantastisch mit Joe. Es war so fantastisch, dass ich nicht mehr verstehen konnte, wieso ich mich überhaupt gegen ihn gewehrt hatte.

„Joe, lass uns nicht mehr reden, sondern die Zeit mit was anderem verbringen.“

Am nächsten Morgen erwachte ich durch das Klirren einer Gürtelschnalle. Er zog sich an und grinste mich an. „Guten Morgen !“

„Ob der Morgen gut ist, wird sich erst noch herausstellen. Du gehst schon ?“

„Ja, bevor jemand was merkt, gehe ich wohl besser !“

„Steven weiß sowieso schon Bescheid.“

„Er ahnt es, er hat es mir gestern Abend gesagt.“

„Ja, mir gegenüber hat er ebenfalls Andeutungen gemacht.“

„Sandy, es ist einfach so. Die Energie, die eine solche Anziehung zwischen zwei Menschen freisetzt, ist eben von manch anderen Menschen auch zu spüren. Es sind Megakräfte, die freigesetzt werden. Und unser lieber Steven spürt so was eben sofort.“

„Ich möchte aber nicht, dass das jetzt publik wird. Ich will das geheim halten.“

„Klar, zu Anfang müssen wir es geheim halten. Später wird das wohl nicht mehr möglich sein.“

„Zu Anfang ? Später ? Für Dich war es nicht einmalig ?“ Ich fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.

„Nein, für mich war es nicht einmalig und für Dich auch nicht!“

„Joe…“

„Ich geh jetzt und lass Dich eine Weile darüber nachdenken. Nur eines noch: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Dich einfach wieder ziehen lasse ?“

Er küsste mich auf die Stirn und verließ wortlos mein Zimmer.

Du heilige Olga, was hatte ich jetzt nur wieder angezettelt ! Wie kam ich aus dieser Geschichte nur wieder raus ? Wollte ich das überhaupt ? Ich suchte nach einem schlechten Gewissen. Ich fand nur leider keins. Kein schlechtes Gewissen ? Sicher war mir Tom nicht egal, nur welche Gefühle hatte ich ? Mit Joe war es aufregend, abenteuerlich, gefährlich, aber auch wunderschön. Von Tom wusste ich nicht viel. Und eigentlich nahm er an meinem wirklichen Leben, an meinem Leben außerhalb der Band nicht teil. Ja, er kannte meine Freunde, aber auch nur die, die mit der Band zu tun hatten. Er hatte zum Beispiel in dem halben Jahr, in dem wir zusammen waren, noch nie meine Eltern gesehen. Aber ich war ihm gegenüber doch verpflichtet, oder ? Nach allem was er für uns getan hatte. Ich wollte niemandem verpflichtet sein !

Es machte in mir „Klick“. Die Beziehung zu Tom war, wie Joe bemerkt hatte, zur Gewohnheit geworden. Durch den ganzen Hype um uns herum, durch den schnellen Erfolg unserer Band und auch die Umherreiserei hatte sich das wohl eingeschlichen. Es war einfach praktisch geworden, Tom an der Seite zu haben. Die ganze Grübelei machte keinen Sinn, ich musste meinen Kopf leer bekommen und zwar schnell.

Ich zog meine Trainingsklamotten an und lief hinunter in die Hotellobby zum Ausgang in den Park, der zum Hotel gehörte. Ich begann zu laufen und lief und lief und lief. Irgendwann begannen meine Muskeln zu schmerzen und der Schweiß in meine Augen zu laufen. Ich hielt nach einer Bank Ausschau, um mich ein Weilchen auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Da sah ich eine Gestalt um die Ecke biegen.

Dienstag, 25. November 2008

Kapitel 15 - Ohne Worte.....


„Du machst mich verrückt.“

„Joe, Du weißt, dass ich in einer Beziehung bin ?“

„Ja, das ist mir aber eigentlich egal.“

Er küsste meinen Nacken und kurz darauf spürte ich seine Zunge an meinem Ohr. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Heiß strich sie über meine Haut und in den Bewegungen war dieses heiße, unerbittliche Verlangen.

„Er ist nicht hier, er muss es nicht erfahren. Ich will Dich.“

„Ich kann das nicht. Ich kann nicht fremdgehen.“

„Lass Dich einfach fallen, genieße das Leben und genieße den Abend.“

Ich spürte, wie seine Hand unter mein Top glitt.
Ruckartig drehte ich mich um und sah ihn an.

„Joe, heute Nachmittag dachte ich, wir wären Freunde.“

„Sind wir doch auch, oder ?“

„Freunde hüpfen aber nicht miteinander in die Kiste !“

„Tun sie nicht ?“

„Nein !“

Er zog mich an sich und küsste mich. Seine Zunge öffnete meine Lippen. Ich spürte abermals seine Hand unter meinem Top. Die andere griff in meine Haare.
Ich konnte seinen Küssen fast nicht widerstehen, als mich plötzlich die Wirklichkeit einholte. Ich befreite mich und sagte zu ihm:
„Joe, mach bitte nichts kaputt.“

Er blieb regungslos stehen und sah mich aus seinen dunklen Augen an. Ich öffnete die Toilettentür und stützte mich mit beiden Händen am Waschbecken ab. Warum nur kam ich immer wieder in solche Situationen ? Mir wurde klar, dass ich hier weg musste. So schnell wie möglich ! Es war vermutlich der Alkohol, redete ich mir ein und rief mir, als ich auf der Straße angekommen war ein Taxi, um ins Hotel zurück zu fahren. Ich sprang unter die Dusche und wollte ins Bett, als es klopfte. Ich reagierte nicht und schlüpfte so leise wie möglich unter meine Bettdecke. Eine Stunde später, ich war bereits eingeschlafen, hörte ich abermals ein Klopfen an meiner Zimmertür. Schlaftrunken wie ich war, taumelte ich dorthin, um zu öffnen. Joe stand da, beide Arme ausgebreitet oben am Türrahmen.

„Du kannst nicht einfach abhauen !“

„Doch, siehst Du ja. Kann ich eben doch !“

„Kann ich `reinkommen ?“

„Nein, Joe !“

Er trat einen Schritt auf mich zu.

„Ich habe gefragt, Du hast abgelehnt, ich will das aber nicht akzeptieren.“

Er trat wieder einen Schritt auf mich zu. Ich wich zurück, was ihn aber nicht beeindruckte, sondern nur veranlasste, weiter auf mich zuzugehen. Ich wich wieder zurück und bemerkte, dass ich nun mit dem Rücken zur Wand stand.

„Joe, ich werde nicht mit Dir schlafen ! Ich möchte, dass Du gehst !“

„Sandy, erstens wirst Du mit mir schlafen und zweitens werde ich nicht gehen !“

Ohne Fluchtmöglichkeit versehen, verschränkte ich beide Arme vor meiner Brust.
Er nahm sie und bog sie auseinander, so als ob ich überhaupt keine Kraft hätte.

„Du weißt, dass Du keine Chance hast und ich weiß das auch.“

Er stand nun direkt vor mir und ich spürte wieder seinen heißen Atem, diesmal allerdings im Gesicht. Er legte beide Hände an meine Hüften und zog mich langsam an sich. Ich stemmte mich mit beiden Händen gegen seine Schultern, merkte aber, dass ich wirklich keine Chance hatte.

„Joe lass mich sofort los !“

Er zog mich wieder an sich und küsste mich. Seine Zunge drückte meine Lippen auseinander und ich versank in seinem Kuss. Er küsste unglaublich und ich sah meine Vorsätze schwinden. Seine Hand glitt unter mein Shirt, die andere zog meine Shorts aus. Ich merkte, wie er mich gegen die Wand drückte und gleichzeitig wurde mir bewusst, dass ich vollkommen nackt vor ihm stand. Ein Gefühl der Verletzbarkeit überkam mich und mir war klar, dass ich verloren sein würde, würde ich ihm keinen Einhalt gebieten. Abermals stemmte ich mich gegen ihn.
Er lachte nur und sagte:

„Ich sagte eben schon, Du hast keine Chance.“

Mit einem triumphierenden Lachen schnappte er mich und trug mich auf seinen Armen zum Bett. Als er mich hingelegt hatte, knöpfte er sein Hemd auf. Dabei sah er mich mit leicht hochgezogener Oberlippe an und beugte sich über mich. Ich kannte diesen Blick allzu gut. Diese Oberlippe war genauso hochgezogen, wenn er völlig in sein Gitarrenspiel versunken auf der Bühne stand. Und ich wusste, was diese Gitarre für ihn bedeutete. Sie bedeutete für ihn das, was ich ihn diesem Moment für ihn war. Er gab mir den längsten Zungenkuss, den ich je gehabt hatte. Und dann begann er zu spielen…. Langsam schwanden meine Kräfte und meine Abwehr. Rasch öffnete er seinen Gürtel, die Hose zog er jedoch nicht aus. Mit einer Hand strich er provozierend langsam über meinen inneren Oberschenkel. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, der Blick aus den nun fast schwarzen Augen machte mich atemlos.
Es schien, als ob er auf etwas zu warten schien. Ich erschauderte mit meinem ganzen Körper und bäumte mich ihm entgegen. Joe wäre kein Mann, hätte er nicht augenblicklich erfasst, was mit mir los war. Er nahm mich. Einfach so, bedingungslos, kompromisslos. Ich gab mich ihm hin, mit allem was ich hatte.

Montag, 24. November 2008

After -Show-Party

Kapitel 14

Das Management von ihnen hatte in einem Club eine Lounge mit allem Drum und Dran reserviert. Da meine Kehle immer noch Wüste pur war, griff ich zuerst nach einem Wasser. Joe bemerkte es und meinte:

„Du wirst an einem solchen Abend doch nicht nur Wasser trinken ?“

Er wollte mir ein Glas Champagner geben, aber ich lehnte ab. Ich wollte wirklich erst meinen Durst stillen. Langsam war die komplette Crew eingetrudelt. Sogar die Visagisten und Hair-Stylisten waren mit dabei, und wir machten Party. Ich unterhielt mich lange mit Steven, der mir anscheinend sein komplettes Leben erzählen wollte. Es war aber unheimlich witzig mit ihm. Ich lachte mich fast kaputt über seine Geschichten und seine Mimik. Da ich unbedingt wissen wollte, ob die Gerüchte Wahrheit waren, beschloss ich ihn einfach danach zu fragen.

„Steven, kann ich Dich mal was ganz privates fragen ?“

„Sicher kannst Du das, ich erzähle Dir heute Abend alles, was Du wissen willst. Und das kannst Du richtig ausnützen, sonst mach ich das nämlich nicht !“

„Ist es wahr, dass Du, wenn Du in Deinem Studio komponierst, wirklich nackt bist ?“

Er lachte laut los und fasste mich an beiden Schultern.

„Ja, sicher, sonst fällt mir nichts ein ! Ich kann nur Songs schreiben, wenn ich komplett nackt bin. Sobald ich auch nur ein textiles Stück an mir spüre, bin ich völlig unkreativ ! Du kannst mich dort ja mal besuchen ?“

Wir brachen beide in schallendes Gelächter aus.

„Ich bin aber jetzt auch dafür, dass Du dem Wasser abschwörst und mit mir ein gepflegtes Bier schlürfst.“

„Okay, ich hol uns eins.“

Der Barkeeper wollte zwei Gläser einschenken, als ich ihn davon überzeugte, dass wir aus der Flasche trinken wollten.

„Ich glaube, das ist nicht so angebracht in einer so durchgestylten Bar,“ hörte ich Joe hinter mir sagen.

„Es ist mir heute Abend ehrlich gesagt egal, ob das den Angestellten hier passt oder nicht. Bier schmeckt aus der Flasche einfach tausendmal besser, als aus einem Glas. Außerdem lasse ich mir selten vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.“

„Fern von jeder Konvention, fern von jedem Dünkel also ?“

„Ja, ich finde heute ist eine ganz besondere Nacht und die möchte ich ohne jegliche Vorschriften verbringen.“

„Du willst es also krachen lassen ?“

„Ich will nicht, ich werde !“
Grinsend schüttelte er seinen Kopf.
„Na, da bin ich aber mal mega gespannt, was da noch auf mich zukommt !“

Lächelnd sagte ich nur:
„Das wirst Du ja dann noch sehen ! Nein, Spaß beiseite, ich will heute einfach nur genießen und feiern.“

Auf dem Rückweg zu Steven sah ich, dass er Joe und mich aufmerksam beobachtete.

„Was ?“ fragte ich.

„Du hast auf unseren Joe ja mächtig Eindruck gemacht. Pass auf, dass Du dir nicht die Finger verbrennst.“

„Alt genug bin ich ja, um das zu vermeiden.“

„Ich bin mir da nicht sicher, ob ihr beide alt genug seid.“

„Wir werden sehen, oder ?“

Gegen später suchte ich die Toiletten auf und wollte gerade die Tür öffnen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich wusste, wem die Hand gehörte. Wie gelähmt blieb ich stehen. Ich spürte seinen heißen Atem an meinem Nacken und gleich darauf seine Hand an meiner Hüfte.

Sonntag, 23. November 2008

Das Konzert

Ich drehte mich um und Joe Perry stand vor mir. Wir hatten uns zwar vor der Tour immer wieder gesprochen, jedoch nie alleine. Schon immer hatte ich für Aerosmith und insbesondere für Joe geschwärmt. Alleine sein Blick ! Mit diesem Blick hatte er mich vor Jahren bei einem 1000-Mann-Konzert für Just push play einmal hypnotisiert und ich war mir damals sicher, er hatte nur mich alleine angeschaut ! Genau dieser Blick traf mich nun.

„Hast Du für mich auch `ne Zigarette ?“

Ich reichte ihm wortlos meine Schachtel und mein Feuerzeug.

„Es ist unheimlich schön, vor einem Gig im leeren Stadion zu sitzen und seine Kräfte zu sammeln.“

Ich sah ihn an und antwortete ihm:

„Ja, es hilft mir sehr im Moment.“

„Hast Du irgendwelche Sorgen ? Du schaust ziemlich traurig aus.“

„Eigentlich müsste ich ihm Moment vor lauter Freude herumhüpfen. Ich müsste jubeln und einfach nur glücklich sein. Wir haben einen wahnsinnigen Erfolg, wir sind auf Platz eins mit unserer Single, unser Album klettert die Charts hoch, ich habe einen tollen Freund, eine tolle beste Freundin und eine Superband um mich herum.“

„Und warum machst Du dann einen so unglücklichen Eindruck ?“

„Ich weiß es nicht. Ich spüre nur, dass tief in mir etwas ist, das an mir nagt.“

„Du musst es herausfinden. Du musst Deine Mitte finden und Du musst alles, was in Deinem Leben nicht in Ordnung ist, eliminieren. Sonst packst Du dieses Leben nicht und wirst zu Grunde gehen. Glaub es mir. Ich war ganz unten, meine Band war ganz unten. Wir waren so von Drogen umnebelt, dass wir nicht einmal merkten, wie wir uns zerstörten. Sogar unsere Familien haben wir zerstört.“

Er sah mich unbewegt an. Es kam mir vor, als verrannen die Minuten, Stunden.
Ich zwang mich, meinen Blick von ihm zu lösen und sagte mit zittriger Stimme:

„Ich glaube, es wird Zeit. Wir müssen wieder zurück.“

„Ja, lass uns gehen. Ich möchte Dir nur noch eines sagen: Wenn Du jemanden brauchst, komm zu mir. Rede mit mir. Ich versuche, Dir zu helfen. Okay ?“

Er nahm meine Hand und zog mich an sich. Ich ließ es geschehen und merkte, wie unsagbar gut mir seine Nähe tat.
Wir saßen noch wenige Minuten so da und hielten uns im Arm. Mein Atem wurde wieder ruhiger und ich selbst auch. Mir wurde bewusst wie gut mir Joe in diesem Augenblick tat. Er bewegte sich und wir schauten uns noch einmal sehr lange an. Er begann zu lächeln und stupste mich mit seinem Zeigefinger an die Nase. Da erwiderte ich sein Lächeln.

Kapitel 13

Wir gingen zusammen zurück in unsere Garderoben. Tom sprang auf und legte sein Handy zur Seite.

„Wo warst Du ? Wir haben uns schon Sorgen gemacht !“

„Ich war oben im Stadion. Ich wollte mir das mal ansehen.“

„Ganz allein ?“

„Ja. Ich war alleine. Ich wollte einfach ein wenig Ruhe haben und für mich sein. Du verstehst das sicher ?“

„Natürlich. Aber ab heute Nacht wirst Du die nächsten Tage alleine sein. Ich muss zurück nach München. Bei 8tmf gibt es Schwierigkeiten mit einer Band, die ich schon länger im Auge habe und ich werde mich wohl selbst darum kümmern müssen.“

Erschrocken blickte ich ihn an.

„Hoffentlich kannst Du die Probleme lösen und bekommst keinen Ärger ?“

„Ne ne, ich denke ich bekomme keinen Ärger, denn die Band wurde von einem anderen Agenten betreut. Nur wollen die Leute wohl nicht mehr mit ihm zusammen arbeiten und verlangen nach jemand anderem. Und bei Euch läuft ja soweit alles weiter wie geschmiert, es ist ja alles bestens geregelt und organisiert. Außerdem habt Ihr nach diesem Konzert ein paar Tage Urlaub und die Weiterreise steht auch schon fest.“

„Ja, sicher. Aber ich mache mir schon meine Gedanken um Dich.“

„Nun mal keine Panik. Ich springe ja nur ein, um der Band zu helfen und weitere Probleme zu vermeiden. Du brauchst Dir keine Sorgen um mich zu machen.“

„Gehst Du gleich oder schaust Du Dir das Konzert noch an ?“

„Mein Schatz, leider muss ich gleich los. Es tut mir leid, ausgerechnet heute in dieser wundervollen Arena nicht dabei zu sein. Aber es lässt sich leider nicht ändern.“

Wir küssten uns noch sehr lange und hielten uns fest umarmt. Dann ging er.
Mit Tränen in den Augen ging ich in meine Garderobe um mich schminken zu lassen. Die Visagistin sah mich entsetzt an und fragte mich:

„Na Schätzchen, was ist denn los ?“

„Tom musste nach München zurück. Ausgerechnet heute ! Ausgerechnet hier, in diesem geilen Stadion !“

„Aber er kommt ja wieder. Und so wie ich es sehe, werdet Ihr noch oft hier spielen !“

Dankbar lächelte ich Stella an und legte meinen Kopf zurück, damit sie ihre Arbeit machen konnte und aus meinem verheulten, verquollenen wieder ein etwas ansehnlicheres Gesicht wurde.
Kurz darauf klopfte es an der Tür und Stefan rief:

„Sandy, hopp hopp ! Wir müssen hoch !“

Ich ging zur Tür und lief mit den anderen Richtung Bühne. Als ich die Menschen johlen hörte ging ein Ruck durch mich. Plötzlich war ich von allem Unbill, der mich bis vorhin noch belastet hatte, völlig befreit. Ich wollte losrocken !
Als wir die Bühne enterten, war ich dann doch geschockt. So viele Menschen ! Das gefürchtete Lampenfieber stieg mit aller Macht in mir hoch. Sicher war ich jedes Mal aufgeregt und hatte schwitzige Hände und ich hatte auch jedes Mal Schmetterlinge im Bauch. Aber heute Abend war es schlimmer als sonst. Stefan ging es wohl ebenso, denn er sagte keinen Ton als ich zu ihm hinüber raunte:

„Los, lass uns heute alles geben. Lass uns die Meute rocken !“

Er nickte nur und da fing Marc auch schon mit seinem Trommelsolo an.
Nach anderthalb Stunden verabschiedeten wir uns völlig erschöpft. Wir hatten an diesem Abend wirklich alles gegeben. Ich sang mir den ganzen Frust vom Leib und tanzte wie ein Derwisch über die Bühne. Die Leute gingen voll mit. Wir gaben noch drei Songs als Zugabe und gingen von der Bühne. In den Katakomben angekommen, wartete Aerosmith schon angespannt auf deren Auftritt. Joe kam auf mich zu und sagte lachend:

„Wir dachten, wir dürften heute überhaupt nicht mehr `ran !“

„Sorry, tut uns leid, aber es war einfach so genial. Die Leute waren so gut drauf und wir dann eben auch. Wir konnten einfach nicht mehr aufhören.“

Steven lachte ebenfalls und meinte:
„Okay, dann werden wir denen jetzt mal den Rest geben !“

Joe streifte im Vorbeigehen meine Schulter, ich hielt ihn an seinem Arm.

„Ich wünsch Euch viel Glück.“

„Danke, ich hoffe, Ihr schaut Euch unser Konzert auch an.“

„Natürlich“, lächelte ich ihn an.

Da ich völlig ausgetrocknet war wollte ich zuerst noch was trinken. Die anderen zogen mich mit samt meiner Wasserflasche mit und wir schauten uns vom Seitenrand aus die Show an. Es war fantastisch ! Sie waren nunmehr seit 1973 on Top und sie waren immer noch einfach Klasse. Eine supertolle Rockband, die sicherlich viele Höhen aber auch sehr sehr schlimme Tiefen hinter sich hatte und es dennoch immer wieder schaffte, die Massen in Ekstase zu versetzen. In einer kurzen Umziehpause von Steven kam Joe zu mir gelaufen und fragte mich, ob wir nach der Show etwas mit ihnen trinken würden.
Ich bejahte es und strahlte ihn an. Lächelnd drehte er seinen Kopf zur Seite, fingerte weiter an seiner Gitarre herum und ging wieder zu Steven, der unter lauten Rufen der Fans auf die Bühne zurückgekehrt war.