Dienstag, 11. November 2008

Kapitel 3

Kapitel 3

An einem Juli-Wochenende waren wir in Nürnberg bei einem mehrtägigem Konzert, an dem wir gleich drei Auftritte hatten. Es war wunderschön. Viele Musiker, mit denen wir uns meistens auf Anhieb verstanden und superschönes Wetter.

Nach dem zweiten Auftritt kam ein Mann auf mich zu und bat mich um ein Gespräch. Ich kannte ihn nicht. Er war mir auch gänzlich unsympathisch. Er faselte irgendwas von „super Performance“, „super Musik“, „supergeiles Feeling“. Ich kanzelte ihn ab und ließ ihn einfach stehen. Stefan hatte das ganze beobachtet und fragte, wer das war. Ich erzählte ihm alles.

„Der war von 8tmf ?“

„Ja, das hat er behauptet“.

„Sandy, du weißt, was 8tmf ist ?“

„Ja, ich weiß das natürlich, ich weiß aber nicht, ob dieser Mensch wirklich bei dieser Firma arbeitet ! Und außerdem ist der so eklig, dass ich mit dem ganz sicherlich nichts zu tun haben will !“

8tmf ist eine Künstleragentur, die sich auf Newcomer spezialisiert hat, bei denen auch einige schon ganz groß `raus gekommen sind.

Stefan war verständlicherweise ziemlich sauer auf mich und machte seinem Ärger bei den anderen vier Luft. Worauf hin die natürlich ebenfalls von verpasster Chance sprachen und wie ich das nur machen könne. Ich solle meine persönlichen Ansichten zugunsten der Band zurückstellen…. Ich war also kurz vor dem Lynchen. Das Problem war, dass sie einfach Recht hatten. Nur weil ich einen Typen unsympathisch fand und keinen Bock hatte, zu ihm freundlich zu sein, hatte ich der Band vielleicht eine einmalige Chance verbaut.

Ich wollte nur noch alleine sein. Ich konnte in diesem Moment keinen Menschen um mich ertragen. Passend, dass ich in diesem Augenblick auf einem riesigen Konzert war, wo ständig irgendwer um einen herum ist. Ich lief also über den Campingplatz und lief und lief, bis ich dann endlich alleine war und in Ruhe nachdenken konnte. Ich setzte mich auf einen am Boden liegenden Baumstamm und zündete eine Zigarette an. Ich hatte es vermasselt. Und ich hatte wieder einmal keinen Schimmer, wie ich das gerade rücken konnte.

Keine Ahnung, wie lange ich dort saß, jedenfalls lag vor mir ein ganz schöner Berg mit Zigarettenkippen.

„Du solltest als Sängerin nicht so viel rauchen!“ hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah einen Typ vor mir stehen. Ein Typ mit stahlblauen Augen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Diese Augen starrten mich unverwandt an. Ich wusste nicht, was ich sagen oder wie ich reagieren sollte. Ich war wie gelähmt.

„Du weißt doch, dass das der Stimme schadet, oder ? Und ich finde, Du hast eine wundervolle Stimme.“

Ich konnte nur „Danke“ sagen und schaute ihn weiter an. Ich kam mir vor wie ein Kaninchen vor der Schlange.

„Kannst Du noch mehr sagen, als dieses eine Wort ?“

Ich lachte befreit auf.

„Ach, ich habe mich einfach nur erschrocken. Ich dachte, ich wäre allein.“

„Du dachtest, Du wärst auf einem Konzert mit ca. 30.000 Menschen allein ?“

Nun lachte er. Er fragte mich warum ich hier wie ein Häufchen Elend alleine herumsitzen würde, ob ich ein Problem hätte. Auf einmal stürzte alles nur noch so aus mir heraus, ich fing fürchterlich zu heulen an und erzählte ihm alles. Nachdem ich geendet hatte, schaute er mich ganz ruhig an und sagte:

„Ich glaube, ich weiß, wer Dich von 8tfm angesprochen hat. Ich kenne ihn ganz gut. Und ich muss sagen, Deine weibliche Intuition hat Dich nicht im Stich gelassen. Er ist ein Talent-Scout von der übelsten Sorte. Er sucht sich Bands aus, macht mit ihnen Knebelverträge, die den Leuten keine Luft zum Atmen lassen und presst sie aus. Er versucht, soviel Geld wie möglich mit ihnen zu machen. Und wenn sie nicht mehr funktionieren, lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel.“

Ich atmete erleichtert auf. Dann hatte mich mein Gefühl bei der Begegnung also nicht getrogen. Ich war sehr froh, dass ich so reagiert hatte. Er bemerkte es und legte seine Hand auf meine Schulter.

„Nun musst Du das nur Deinen Kumpels beibringen. Ich hoffe, sie glauben Dir !“

Ich sagte:

„Nun, ich glaube nicht, dass sie mir das einfach so abnehmen. Sie werden sicherlich denken, es wäre nur eine Ausrede von mir um alles wieder ins Lot zu bringen.“

„Was hältst Du davon, wenn ich mit Dir zu ihnen gehe, und ihnen alles erkläre ?“

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo,
super das du auch eine FF schreibst, ich werde sie immer lesen. Du fängst ja gut an, wer ist der Typ mit den blauen Augen? Ist es der ?! *grins, grins* Ich bin schon gespannt wie es weitergeht.
Tschüß!
LG
Waldhexe

Murmele hat gesagt…

huhu Süße

was hab ich dir gestern Abend gesagt, wegen dem Typ mit den blauen Augen????....lol....

aber ich hab ja versprochen wieder von Anfang an zu lesen.....

knuddel

Anonym hat gesagt…

Ich habe zwar wenig Zeit, aber ich konnte es nicht lassen und muss trotzdem lesen... so ist das mit der süchtigen Menschheit... :o)

Ach es ist immer wieder schön die Story zu lesen.

knuddel
runaway*

Anonym hat gesagt…

Danke für Eure Kommis !
Joa, wer ist nun der Typ mit den blauen Augen ???? Grübel.....
Freut mich, dass Du auch dabei bist, Waldhexe !
Und runaway, Du findest doch ganz bestimmt ein klein wenig Zeit ?