Kapitel 4

Da in diesem Fall keiner als Schuldiger ausgemacht werden konnte, wurde alles nur noch schlimmer und gerade, als wir wirklich miteinander streiten wollten, tauchte Tom aus dem Dunkel auf ! Ich war erleichtert, wie selten in meinem Leben.

„Tom ! Ich bin so froh, Dich zu sehen ! Wir waren schon ganz verzweifelt, weil wir Deine Nummer nicht haben.“

„Nun mal keine Panik ! Ich wollte ja schließlich Eure Show sehen, bevor ich Euch einkaufe ! Ich habe ja Eure Nummern auch noch nicht, und ich hätte Euch nicht einfach so gehen lassen. Habt Ihr eigentlich eine CD ?“

„Ja, leider nur mit vier Songs drauf, die Qualität ist aber professionell !“ Stefan kramte sie aus den Tiefen seiner Tasche.

Wir tauschten unsere Handy-Nummern aus und wir schrieben unsere Adressen auf ein paar Schmierzettel. Dann verabschiedete sich Tom, unsere CD in der Hand, wünschte uns noch viel Spaß für den restlichen Abend und wies uns nochmals auf den Termin am kommenden Donnerstag in München hin.

An diesem Abend floss viel Bier und Caipirinha, wir hatten viel Spaß und lachten ohne Ende. Irgendwann fielen wir alle ziemlich betrunken in unsere Schlafsäcke und schliefen zufrieden ein.

Oh je ! Der nächste Morgen ! Als ich aufwachte, angelte ich als erstes nach meiner Sonnenbrille. Sogar das gedämpfte Licht in unserem Zelt war noch zu grell. Stefan blinzelte mich verschlafen an und fragte:

„Na, wie isses ?“

„Hammerwerfen in der Gedächtnishalle!“

Er grinste und warf mir ein Röllchen Kopfschmerztabletten zu. Ich nahm gleich zwei.

Auf der Suche nach frischem Kaffee ging ich über den Platz. Ich bemerkte, dass mich viele der anderen Musiker anlächelten und begrüßten. Einige sprachen mich sogar an und lobten unseren gestrigen Auftritt. Das musste ich natürlich sofort den anderen erzählen. Als ich beladen mit Kaffee bei den anderen ankam und alles aus mir heraussprudelte, bemerkte ich, dass Tom wieder da war.

„Tom ! Wie schön Dich zu sehen ! Ich dachte, Du wärst schon abgereist.“

„Nein, ich wollte mich doch noch mal von Euch verabschieden und wollte fragen, ob der Termin nächste Woche steht.“

Wir bejahten alle wie aus einem Mund. Tom lächelte uns an und verabschiedete sich. Er warf mir noch einen langen Blick zu und ging.

Wir packten unsere Habseligkeiten zusammen und stiegen in unseren Van. Als wir im Auto saßen, fragte Marc:

„Geht da was, zwischen Tom und Dir ?“

„Nein, natürlich nicht. Wir haben uns schließlich gestern erst kennen gelernt. Außerdem wäre er sowieso nicht mein Typ.“

„Na, das heißt ja wohl nichts ! Manche verlieben sich auf den ersten Blick. Und schließlich besitzt Tom diese Augen,“ kam da von Jimmy.

Stefan fragte: „Augen ? Welche Augen ?“

Darauf Jimmy: „Diese Auuugeeen, auf die unsere Madam so steht ! Eisig, stahlblau, ruhiger Blick. Außerdem sieht Tom ein bisschen wie der gute Richie Sambora aus.“

Ich fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch:

„Wie Richie Sambora ? So sieht Tom überhaupt nicht aus !“

„Also ich finde, er sieht schon ein bisschen so aus,“ frotzelte Stefan.

Ich erwiderte: „Selbst wenn er so aussehen würde. Selbst wenn er was von mir wollen würde. Ihr wisst genau, wie ich zu Männern und längerfristigen Beziehungen stehe.“

Damit war das Thema erst mal vom Tisch und ich hatte meine Ruhe. Auf der weiteren Heimfahrt hing ich meinen Gedanken nach. Die Jungs sprachen über das Konzert, über unser Erlebnis mit Tom. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu.

Als wir zuhause angekommen waren, verabschiedeten wir uns und jeder ging seiner Wege. Ich versprach den anderen, mich nach einem Anwalt umzuschauen. Schließlich waren es ja nur noch drei Tage bis zu unserem Termin bei 8tfm am Mittwoch. Als ich in meiner Wohnung war, fiel ich jedoch völlig erschöpft auf mein Sofa und schlief auf der Stelle ein.