Sonntag, 8. Dezember 2013

Besitzansprüche und Gefühlschaos


Als mir in den Sinn kam, wo wir standen, durchzog ein Ziehen meinen ganzen Leib. Vor dem großen Küchenblock, der schon einmal dafür herhalten musste, für das, was nun folgen würde. Ich wollte ihn, so sehr wie selten zuvor. Er hob mich plötzlich hoch, setzte mich dort ab und öffnete mit flinken Fingern meine Hose. Mit einem Rutsch hatte er sie herunter gezogen und griff nach meinem Shirt, das er mir auszog und achtlos auf den Boden fallen ließ. Er hielt inne, besah sich, was ich ihm zu bieten hatte und öffnete seine Cargo. Nur kurz ließ er mir Zeit, ihm sein Shirt über die Arme zu ziehen. Er blieb vor mir stehen, genoss meinen Blick, mit dem ich die durchtrainierte Brust und den flachen Bauch musterte. Dann beugte er sich über mich und küsste mich, bis mir schwindelig wurde. Hilflos ließ ich mich nach hinten fallen. Ich war ihm ausgeliefert, wollte es so.

Mit geschlossenen Augen spürte ich, wie sich seine Hände unter meinen Rücken schoben und meinen BH öffneten. Bruchteile später fühlte ich seine Lippen an einer meiner Brustwarzen. Ich stöhnte laut auf, sein Knabbern brachte mich um den Verstand.

Eine Hand hielt die andere Brust fest umklammert, die andere machte sich langsam, sehr langsam auf den Weg über meinen Bauch zu meiner Mitte. Als sie dort ankam, stöhnte er laut auf. Mein Höschen war nass.

Ich spürte, wie er den dünnen Stoff zur Seite schob, die Hand dort fest kreisen ließ und nur wenig später war er heiß und groß in mir. Bereits beim ersten Stoß sah ich die Sterne explodieren und schrie laut auf.

Es dauerte, bis er fest und tief wieder zustieß. Er hatte eine Hand an mein Kinn gelegt, ich öffnete die Augen, er zwang mich so, ihn anzusehen.

„Du gehörst zu mir, hörst Du !“

„Jon….“ stammelte ich willenlos.

„Sag es !“ forderte er und ich sah den animalischen Glanz in seinen Augen.

„Ich gehöre zu Dir….“

„Sag, dass Du bei mir bleibst !“

„Ich bleibe bei Dir….“

„Sag mir, dass Du mich liebst…..“

„Ich liebe Dich…..“

Er stöhnte laut auf, stammelte unverständliche Worte, in denen er mir seine Liebe versicherte und mir sagte, dass er mich brauchte….. Jon wollte mich besitzen, wollte, dass ich ihm gehörte, dass ich sein war. Und das war ich in diesem Augenblick, er konnte nicht ahnen, wie sehr. Als er seinen Höhepunkt erreichte, und ich sein lautes „aaaaahhhhh“ hörte, drückte er mich so fest an sich, dass mir fast die Luft wegblieb. Doch auf mein gemurmeltes „Bleib bitte“ lächelte er mich warm und liebevoll an. Noch etliche Minuten verhielten wir in dieser Stellung, küssten und streichelten uns. Dabei sagten wir einander immer und immer wieder, wie sehr wir uns liebten. Doch die Steinplatte unter mir wurde kalt. Vorsichtig bewegte ich mich unter ihm und er sah mich durchdringend an.

„Alles gut ?“ flüsterte er. Dabei strich er mit dem Finger entlang des oberen Saumes meines Strings und küsste mich.

„Ja.“

„Ich hab ihn nicht zerrissen….“

„Ich bin unglaublich stolz auf Dich !“ frotzelte ich.

Nachdem er seine Hose wieder geschlossen hatte, beugte er sich nach unten und hob meine Sachen auf. Er legte sie mir in den Schoss, hob mich hoch und trug mich nach oben ins Schlafzimmer. Dort legte er mich auf das Bett, deckte mich zu und schlüpfte neben mich. Er kuschelte sich von hinten an mich und umschlang mich fest mit beiden Armen.

„Tut mir leid, wenn ich vorhin etwas wild war…..“

„Ich hab Dich schon richtig verstanden.“

„Hast Du das, little runaway ?“

„Ja, Jon.“

Trotz der kurzen Nacht erwachte ich ziemlich früh. Nach einem Blick auf den Wecker, entschloss ich mich, noch weiter zu schlafen. Doch es gelang mir nicht. Unruhig drehte ich mich von einer Seite auf die andere. Schließlich gab ich es auf und stand auf. Im Bad machte ich mich kurz frisch und entfernte die zerlaufene Schminke. Ich sah schrecklich aus !

Entschlossen griff ich nach meinen Laufsachen, dem MP3-Player, ging nach unten und schlüpfte in die Laufschuhe, die mir Jon geschenkt hatte. Es war fast unheimlich still, nur ein paar Vögel zwitscherten verhalten vor sich hin. In der Nacht hatte es etwas geregnet, die Nebelschwaden waberten knapp über dem Boden und erhoben sich unmerklich träge gen Himmel. Ich liebte diese Morgenstunden, wenn alles noch so ruhig, keine Hektik zu spüren war und der Tag erwachte. Manchmal hatte ich das Gefühl, er würde sich dagegen wehren, wollte nicht aufwachen, wollte in der Stille verharren, so dass alles für immer so friedlich blieb. Langsam trabte ich los, das Geräusch meiner Schritte war das einzige, was zu hören war. Im Laufen zog ich das Gummiband von meinem Handgelenk und band meine Haare zusammen. Wie immer beim Joggen ließ ich den letzten Tag Revue passieren. Doch heute war wieder einer dieser Tage, an denen die Erinnerung daran sehr grau ausfiel. Natürlich musste ich lächeln, als ich an unser Stelldichein unter dem Baum dachte, an unsere Planscherei im Pool….. Dann jedoch dachte ich über den Abend bei Richie nach. Dies war der seltsamste Abend, den ich je verbracht hatte. Wie wir uns durch geschleppt hatten…. die erzwungene Fröhlichkeit….. Richie`s Bemerkung zum Schluss….. die Blicke von Jon…… das Gespräch zwischen Jon und mir…..

Warum konnte denn nicht endlich Ruhe sein ? Warum tauchte immer wieder ein Problem auf, und die vorherigen waren noch nicht gelöst ? Mein Leben war von jeher ein Chaos, ein ständiges Auf und Ab, doch die letzten Monate waren wirklich aufregend gewesen. Und wie es aussah, würde es so bald nicht besser werden.

Donnerstag, 26. September 2013

Williams Christ und klärende Worte


„Krieg ich auch einen ?“ fragte er.

„Sicher !“

Wir stießen an und tranken unsere Gläschen aus.

„Das habe ich jetzt gebraucht !“ schnaufte ich.

„Ich glaube, ich auch !“

„Was für ein seltsamer, anstrengender Abend….“

„Jep“ antwortete er nur.

Er hatte sich mir gegenüber an die Theke gelehnt, ein Bein über das andere gestellt und drehte das Gläschen in seinen Fingern.

„Jon, Du musst das morgen unbedingt klären.“

Er blickte auf, sah mir fest in die Augen.

„Du aber auch.“

„Was meinst Du ?“

„Komm schon. Glaubst Du, ich habe nicht bemerkt, was zwischen Euch beiden läuft ?“

„Hast Du noch alle Latten am Zaun ?“ fragte ich entgeistert.

Ich hab sie noch alle, bei Euch beiden bin ich mir da nicht so sicher.“

„Bist Du etwa eifersüchtig ?“

„Sollte ich nicht ?“

„Nein, solltest Du nicht ! Du hast nämlich absolut gar keinen Grund dazu !“

„Na, ich weiß nicht….. Mein Freund Richie lädt uns zum Abendessen ein, und was tischt er auf ? Ein Essen, das von vorne bis hinten nur auf Dich abgestimmt ist.“

„Du bist wegen des Essens eifersüchtig ?“ Ich war fassungslos.

„Nicht nur deswegen.“

„Was habe ich sonst noch angestellt ?“ gab ich trotzig zurück.

„Du vielleicht nichts. Du warst schließlich sehr bemüht, alles normal ablaufen zu lassen. Richie jedoch…..“

„Ich war um Normalität bemüht ? Das war ja wohl mehr als nötig ! Und was hat Richie getan, was er sonst nicht tut ?“

„Hast Du seinen Blick gesehen, als wir drüben ankamen ? Er hat Dich beinahe mit seinen Augen verschlungen ! Ich kenne ihn lange genug, um zu wissen, was er sich unter Deinem Shirt und Deiner Hose vorgestellt hat. Es war eindeutig.“

Ich schaute an mir hinunter, versuchte, an meinen Klamotten etwas aufreizendes festzustellen. Hätte mich jetzt jemand gefragt, was ich an diesem Abend trug, hätte ich ihm sicherlich keine Antwort geben können. Doch ich hatte keine knallenge Hose an, kein gepushtes Dekollete, nicht mal High Heels….

„Du hättest in einem Kartoffelsack bei ihm auftauchen können und er hätte Dich trotzdem auf der Stelle am liebsten vernascht.“

„Jon, also weißt Du…..“

Er ging zur Kaffeemaschine und ließ eine Tasse einlaufen. Dann griff er nach der nächsten und gab mir die erste.

„Danke.“

„Bitte.“

Wir schwiegen. Das Ticken der Küchenuhr war das einzige Geräusch, das zu hören war. Und das wurde lauter, lauter, immer lauter.

„Du hast keine Kopfschmerzen und Du bist auch nicht müde.“

„Nein, Jon. Aber ich hab diese Spannung, all dieses Ungesagte, Ungeklärte einfach nicht mehr ausgehalten. Glaubst Du, es war einfach für mich ? Weißt Du eigentlich, wie weh es mir tut, wenn ich Euch beide so sehe und genau weiß, dass Richie morgen einen Mörder-Anpfiff von Dir kriegt ? Ich wollte es einfach nur beenden, wollte mit Dir nach Hause.“

Er sah mich mit schief gelegtem Kopf an, jedoch nicht ohne seinen Kontrollblick einzusetzen.

„Es tut mir weh, wenn ich ihn so sehe. Natürlich weiß ich, dass er scharf auf mich ist. So wie er momentan auf jede Frau scharf ist, die in seine Nähe kommt und einigermaßen nach etwas aussieht. Es geht ihm nicht gut, er trinkt, er ist zu viel allein. Er weiß, dass er mit der Handy-Geschichte einen Riesenfehler gemacht hat und vermutlich weiß er auch, dass da von Dir noch was nachkommt.“

Er sagte noch immer nichts. Wir nippten an unserem Kaffee.

„Ist zwischen Euch etwas vorgefallen ?“ fragte er leise.

„Jon ! Jetzt mach aber mal halblang ! Es ist gar nichts vorgefallen, außer….“

Ich wusste, ich sollte das jetzt nicht sagen. Ich sollte ganz einfach meine Klappe halten. Aber ich kann nun mal nicht lügen. Und am allerwenigsten kann ich die Leute, die mir sehr viel bedeuten, anlügen. Das wusste auch Jon.

„Was außer ?“ hakte er nach.

„Neulich, als er mit mir zum Training ist….“ Ich stockte und sah zu ihm, versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Doch es war verschlossen.

Ich holte tief Luft und sprach weiter. Es hatte sowieso keinen Zweck.

„mhhhmmm….. Ich war gerade dabei, mich anzuziehen….. also ich hatte gerade meine Unterwäsche an….. dann…..“

„Was dann ?“ Er war mühsam beherrscht.

„Ich kann es Dir nicht erzählen ! Ich habe es ihm versprochen !“

„Zählt ein Versprechen an Richie mehr als die Wahrheit für mich ?“

„Das ist unfair !“

Ich war verzweifelt. Er bannte mich mit seinem Blick. Wieder einmal war ich das Kaninchen vor der Schlange.

„Sandy, wir müssen ihm helfen. Und das hier, genau das hier, gehört auch dazu ! Normalerweise würde Richie niemals die Freundin eines Bandkollegen anbaggern. Genauso wenig wie ein anderer von uns das täte. Also, raus mit der Sprache !“

Ich holte tief Luft. Das, was ich jetzt tat, tat ich äußerst ungern. Nein ! Ich hasste es !

„Nun gut. Er schaute mich an, eben wie ein Mann eine Frau in Dessous so anschaut. Er meinte, er beneide Dich unendlich und ich denke, dass er nur einen Millimeter davon entfernt war, mich verführen zu wollen.“

„Er begehrte Dich.“

„Ich glaube, ja. Zuerst war mir das nicht klar, ich hab mit Tini gesprochen. Sie meinte, es wäre vollkommen normal, wie er reagiert hätte, als er mich da so sah. Ich solle mich nicht so haben.“

„Tini weiß Bescheid ?“

„Sie ist meine Freundin und mit jemandem musste ich doch reden.“

„Okay,“ sagte er gedehnt.

„Jon, mir war das alles äußerst unangenehm und ich gäbe viel dafür, wäre es nicht passiert. Aber ich kann nichts dafür ! Richie vermutlich auch nicht…..“

„Nein ! Richie kann natürlich gar nichts dafür !“

Der Sarkasmus in seiner Stimme war übermächtig.

„Es hatte keine Bedeutung, glaube mir ! Jon, er ist einfach total durch den Wind. Er sucht nach irgendetwas, etwas, das seinem Leben neuen Sinn gibt. Schau doch, was er in der letzten Zeit alles durchgemacht hat…..“

„Deswegen braucht er aber nicht meine Freundin anzumachen ! Weißt Du eigentlich, was das alles für Auswirkungen haben kann ?“

Ich wusste, um was es für ihn ging. Es ging nicht nur darum, dass er mich verlieren könnte. Es ging ihm auch nicht nur darum, dass er seinen besten Freund verlieren könnte. Es ging auch um die Band.

„Jon…..“ versuchte ich es noch mal.

„Lass es. Es ist alles zu verfahren !“

Fahrig fuhren seine Hände durch seine Haare, anschließend rieb er sich über das Gesicht. Unangenehmes wegwischen.

„Jon, bitte ! Es war ihm fürchterlich peinlich. Ich bin mir sicher, es war nur ein Ausrutscher. Er hat mich schließlich vorher auch schon im Bikini gesehen, und da hat er nicht so reagiert. Ganz bestimmt ist das nur geschehen, weil er so durcheinander ist momentan.“

„Ich weiß, dass Ihr beide Euch sehr gerne habt, dass Ihr Euch auch sehr gut verstanden habt, von Anfang an. Aber ich dachte immer, Ihr seid wie Bruder und Schwester.“

„Das sind wir doch auch ! Nur ist Richie momentan nicht ganz bei sich, und er tut eben Dinge, die er sonst niemals tun würde !“

„Sandy, ich liebe Dich, wie ich noch niemals eine Frau geliebt habe. Ich will Dich nicht verlieren, egal an wen.“

Ich trat zu ihm und legte vorsichtig meine Hände an seine Hüften.

„Schatz, das wirst Du doch nicht ! Sag mal ! Denkst Du wirklich, nur weil Richie gefühlstechnisch durchdreht, husche ich gleich nach nebenan zu ihm ? Also wirklich !“

Irgendetwas fiel jetzt gerade von ihm ab, seine Schultern sanken nach unten, sein Körper verlor die Anspannung, die ihn die letzten Minuten beherrscht hatte. Endlich nahm er mich in die Arme, drückte mich fest an sich und wir küssten uns. Sanft eroberte seine Zunge meinen Mund und ich ließ ihn gewähren. Mir wurde heiß und kalt. Er atmete schwer nahe meinem Ohr, bevor er begann, mit seinen Zähnen leicht an meinem Ohr zu knabbern. Als er mich leicht auf die Halsbeuge küsste, war es um mich geschehen. Ich stöhnte leise auf.

Dann spürte ich seine heiße Hand, die unter mein Shirt fuhr und fast unmerkbar strich er mit dem Zeigefinger über meinen Bauch. Ich erschauderte.

Montag, 2. September 2013

Hallöle, danke für Eure Kommis und für Euer Lob, da macht es doch gleich viel mehr Spaß zu schreiben ;-)



„Hey….“ flüsterte ich leise.

Sein Gesicht fuhr zu mir, er war wirklich in einer anderen Welt gewesen, doch er lächelte mich an.

„Wo bist Du ?“

„Ach, mir hängt das so in den Knochen, mit ihm. Ich will nicht mit ihm streiten, weil ich genau weiß, dass es ihm nicht gut geht. Aber auf das wird es wohl hinaus laufen…..“

„Du redest morgen einfach in aller Ruhe mit ihm, vielleicht erfährst Du dann ja auch, warum er trinkt und was wirklich mit ihm los ist. Wenn er merkt, dass Du ihm Verständnis entgegen bringst und ihm Hilfe anbietest, wird er sich Dir anvertrauen.“

„Bist Du Dir da so sicher ?“ fragte er zweifelnd.

„Ja Jon. Das bin ich.“

„So wie er abblockt ?“

„Trotzdem. Außerdem kennt Ihr Euch schließlich lange genug.“

Er nickte leicht, griff nach meiner Hand und drückte diese fest. Seine blauen Augen ruhten auf mir.

„Danke.“

„Für was ?“

„Dass Du da bist. Dass Du immer versuchst, zu helfen. Dass Du mir hilfst, mich zu beruhigen.“

Ich lächelte nur und gab den leichten Druck seiner Hand zurück. Dann beugte ich mich zu ihm, um ihn zu küssen.

„Tztztz…. Kaum lässt man Euch zwei alleine…..“ frotzelte Richie, der am Tisch stand, die Arme mit Tellern beladen. 
„Filets Mignon, frische Bohnen mit Speck umwickelt und Thymiankartoffeln.“

„Richie ! Das sieht ja fantastisch aus !“ jubelte ich.

Dann kam eine kleine, stämmige Frau aus dem Haus, die uns noch Salatteller servierte.

„Das ist übrigens Lizzy, sie hat das alles heute für uns vorbereitet. Übrigens die beste Köchin in der Stadt !“

„Ich hoffe, es schmeckt Ihnen ! Ich wünsche guten Appetit,“ sagte sie freundlich.

„Die Vorspeise war vorzüglich, vielen Dank !“ antwortete Jon.

Ich bestätigte dies ebenfalls und sie strahlte ob des Lobes.
Richie servierte uns zu diesem Gang einen vollmundigen Rotwein. Genüsslich verspeisten wir das Essen. Die Filets waren ein Traum ! Auf den Punkt gebraten, innen saftig, außen eine feste Kruste und geschmacklich einfach perfekt. Aber auch die Beilagen waren sehr gut, vor allem die Salate. Nicht, wie oft in den Staaten total herunter gekühlt, sondern auf Zimmertemperatur und jeder mit einem separaten Dressing. Die Jungs unterhielten sich über dies und jenes, führten eine belanglose Konversation, lachten dann und wann. Ich schwieg, war ich doch zu sehr mit dem fantastischen Essen beschäftigt. Plötzlich legte Richie seine Hand auf meine. Ich fuhr fast ein wenig zusammen.

„Ich wusste, dass Dir das schmeckt !“ lächelte er.

„Das ist genau mein Ding ! Es schmeckt total lecker !“

„Dafür kenne ich Dich mittlerer weile zu gut, um das zu wissen !“

„Sag bloß, Du hast das extra für mich bestellt ?“ hakte ich nach.

„Jep !“ antwortete er stolz.

„Danke !“ lächelte ich zurück.

Er legte sich noch etwas Salat nach. In dieser Sekunde sah ich zu Jon. Dieser sah seinen Gitarristen prüfend an, dann sah er zu mir. Irgendetwas gefiel mir an diesem Blick überhaupt nicht.

„Dir schmeckt es doch auch, Schatz ?“ fragte ich ihn und versuchte dabei möglichst unbefangen zu klingen.

„Ja, danke. Es ist wirklich ausgezeichnet.“

Sein bemühtes Lächeln, seine Stimme….. Lange würde ich diese Spannung, die sich immer wieder fast unmerklich auf diesen Abend legte, nicht mehr aushalten können….. Und mir schwante plötzlich, dass Jon nicht nur von Richies Alkoholproblem wusste…… Doch er gab sich einen Ruck und begann die Unterhaltung wieder fortzuführen.

„Wo warst Du heute eigentlich tagsüber ?“ fragte er ihn.

„Ach, ich war in der Stadt. Ich musste mal raus hier, wieder unter Leute. Eine meiner Gitarren musste zur Reparatur und da ich schon dort war, hab ich mich mal umgeschaut, was es so neues gibt.“

„Seit wann kaufst Du Gitarren von der Stange ?“ lachte Jon.

„Hab ich ja nicht, ich hab mich nur erkundigt. Außerdem hatte ich ein paar neue Gurte bestellt und die abgeholt.“

Jon grinste, wusste er doch, was für ein absoluter Freak er war, der sich stundenlang, tagelang mit diesem Thema befassen konnte. Ganz schlimm war es jedoch, wenn er ein neues Baby bestellt hatte und darauf wartete, bis es fertig war. Richie behauptete immer, das erste Mal auf einer neuen Gitarre zu spielen, wäre für ihn besser als Sex. Diese Gitarre ließ er sich niemals einfach nur nach Hause liefern. Nein, er holte sich höchstpersönlich ab. Vor ein paar Jahren hatte er dafür sogar seinen Urlaub unterbrochen, war von Südamerika nach Los Angeles geflogen….. Und er probierte sie stets sofort im Geschäft aus. So manches Mal hatten andere Kunden ihre wahre Freude daran, weil sie so in den Genuss eines Privatkonzertes von Richie Sambora kamen.

„Du warst den ganzen Tag dort ?“

„Ja, ehrlich gesagt, bis sie geschlossen haben.“

Er hatte ein leidendes, unschuldiges Gesicht aufgesetzt und wir mussten lauthals lachen.
Lizzy kam zurück und erkundigte sich, ob wir noch etwas haben wollten. Doch wir alle lehnten ab, vor allem, als sie uns ankündigte, was es als Dessert geben würde. Sie nahm die leer geputzten Teller mit und nur wenig später stellte sie gebackene Apfelringe mit Vanilleeis vor uns. Mein Lieblingsnachtisch. 

„Och Richie ! Das ist wirklich süß von Dir !“

„Du weißt, für Dich tue ich fast alles !“ schmeichelte er mir.

Diese Bemerkung war an sich unschuldig, harmlos. Und doch löste sie bei meinem Freund eine seltsame Reaktion aus. Seine Augen verengten sich zu engen Schlitzen und die Lippen waren zusammen gekniffen. Lustlos stocherte er in seinem Teller herum und sprach kein einziges Wort. So versuchte ich, die Konversation am Laufen zu halten, was mir äußerst schwer fiel. Kurz darauf entschloss ich mich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.

„Seid mir nicht böse, aber ich verabschiede mich jetzt. Ich bin total müde und hab etwas Kopfschmerzen.“

Beide sprangen auf, besorgte Gesichter.

„Geht`s Dir nicht gut ?“

„Kann ich etwas für Dich tun ?“

„Nein, schon okay, so schlimm ist es nicht. Ich will einfach nur ins Bett.“

Ich nahm Richie in den Arm und dankte ihm für das Essen. Das tat ich mit Absicht. Ich hatte keine Lust, irgendetwas zu tun, was ich sonst nicht getan hätte. Jon sollte denken, was er wollte. Sonst nahmen wir uns auch bei jeder Gelegenheit in die Arme oder suchten Körperkontakt. Das war von Anfang an so gewesen. Alles andere wäre auffällig gewesen und hätte bei Jon vermutlich noch mehr Unmut erregt.

„Bleibst Du noch hier oder kommst Du mit ?“

Dies sagte ich mit einiger Betonung in der Stimme, die eigentlich keinen Widerspruch duldete. Auf keinen Fall wollte ich sie alleine lassen, da ich wusste, was passieren könnte. Doch Jon hatte verstanden.

„Gute Nacht, Rich ! Und vielen Dank für den Abend !“

„Ja, ich danke auch. Es war schon, aber wir hatten schon bessere !“ sagte dieser vieldeutig.

Sie standen voreinander, hatten sich die Hände gereicht und sahen sich lange, sehr lange in die Augen. Nichts war unfreundlich, oder mit etwas Bösem belegt. Und doch wusste jeder, dass etwas zwischen ihnen stand.

„Ja, die hatten wir.“

Jon hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben, Richie stützte sich mit beiden Armen auf der Stuhllehne ab. Beide sahen sich prüfend, unschlüssig an.

„Lass uns morgen reden, okay ?“ schlug Jon vor.

„Ich bin hier, Du kannst kommen, wann Du willst.“

„Gute Nacht !“

„Gute Nacht !“

Ich winkte noch kurz zum Abschied, dann gingen wir still zum Haus hinüber.
Dort angekommen, marschierte ich schnurstracks zum Kühlschrank, in dem ich eine Flasche Williams Christ deponiert hatte. Ich schenkte mir einen doppelten ein, den ich mit einem Zug leerte. Der erstaunte Blick von Jon war mir völlig schnuppe, ich goss gleich nochmals nach, und wollte diesen ebenfalls gleich hinunterstürzen. Doch er legte mir die Hand auf den Arm und gebot mir Einhalt.
  


Montag, 29. Juli 2013

Diner bei Richie



„Jep !“ lachte ich zurück, denn er wusste genau, dass er mir so unheimlich gefiel.

Eng umschlungen bummelten wir gemächlich zu Richie hinüber.
Dieser stand am Tisch und war gerade im Begriff eine Flasche Weißwein zu öffnen.
Strahlend begrüßte er uns und bedeutete uns, dass wir uns setzen sollten.

„Du siehst übrigens fantastisch aus !“ komplimentierte er mich, nicht ohne dabei seinen Blick lange über meine Gestalt schweifen zu lassen. Doch augenblicklich wandte er den Kopf zu Jon, der das Ganze beobachtet hatte und ihn fragend ansah.

„Du natürlich auch !“ scherzte Richie und löste somit die Situation.

Ich für mich ahnte plötzlich, wie ich die Bemerkung zu deuten hatte, hoffentlich checkte Jon das nicht….. Unbehaglich ließ ich mich auf einem der Stühle nieder, das konnte ja heiter werden ! Dankend nahm ich eines der Gläser an, somit hatte ich etwas, an dem ich mich festhalten konnte. Richie gab den vollkommenen Gastgeber, formvollendet servierte er die Vorspeise. Wunderschön angerichtet lagen auf dem großen, weißen Teller in Knoblauch eingelegte Scampis, eine kleine Scheibe Fischpastete, geräuchertes Fischfilet mit einem Klecks Meerrettich-Sahne und winzige Cocktailtomaten, die mit einem Hauch Dressing beträufelt waren. Das alles war auf einem Palmenblatt arrangiert, welches über den Tellerrand hinausragte. Dazu reichte er warmes Baguette, eingeschlagen in weißem Stoff in einem kleinen Brotkorb.

„Guten Appetit !“ wünschte er uns, bevor wir uns über das Essen hermachten.

„Danke, gleichfalls !“

Wir schwiegen ein paar Minuten und genossen den Fisch, es schmeckte hervorragend. Dann und wann musterte ich Jon, doch er verhielt sich unauffällig, das heißt, ich konnte nichts ungewöhnliches feststellen. Das einzige, das auffiel, war, dass er sich sehr für die Herkunft des Essens interessierte. Danach fragte er sonst nie, außer, ich hatte für uns gekocht. Irgendwie schleppte er sich durch das Gespräch, das doch immer wieder ins Stocken geriet. Ach, wäre doch nur Tini hier ! Sie hätte mit ihrem Geplapper ganz bestimmt für eine andere Stimmung gesorgt.

„Wo sind eigentlich Deine Mitbewohner ?“ fragte ich.

„Ich schätze mal, noch im Büro. Warst Du heute nicht dort ?“

„Nein, ich genieße die letzten freien Tage, bevor die mit ihrem „Verwöhn-Programm“ für mich anfangen.“

„Nächste Woche geht`s los ?“

„Ja, und als wäre das alles nicht schon schlimm genug, gleich Montag früh um acht.“

„Warum so schlimm ? Ich finde es toll, dass Du bei einem Modeltrainer Unterricht nimmst,“ Jon lachte sich allein bei dem Gedanken schon scheckig.

„Modeltrainer ?“ brüllte nun auch Richie und hielt sich die Serviette vor den Mund.

„Jep, Modeltrainer. Damit ich richtig schön posen kann und nicht daher latsche wie eine Landpomeranze. Anscheinend denken das einige Leute von mir,“ grummelte ich vor mich hin.

„Nein Schatz ! Keiner denkt das von Dir !“

Jon hatte sich zu mir herüber gebeugt und strahlte mich an. Der Schalk in seinen Augen war dabei nicht zu übersehen. Er stupste mich mit dem Finger an die Nasenspitze und grinste.

„Also ich finde das herrlich, darf ich zum Training mit ?“ frotzelte Richie.

„Zu diesem Termin gehe ich ganz bestimmt ganz alleine ! Soviel ist sicher ! Ich mach mich doch vor Euch nicht zum Affen !“

Richie schenkte uns noch Wein nach, nicht ohne dabei zu lachen.

„Wie heißt der Typ eigentlich ?“ erkundigte er sich dann.

„Pherson. Sein Name ist Rick Pherson.“

Dabei ahmte ich den Tonfall von James Bond nach und verursachte eine neuerliche Lachsalve der zwei. Jon wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und sah mich liebevoll an.

„Süße, ich finde es wirklich gut, dass Tini und Tom das für Dich arrangiert haben. Ganz ehrlich ! Es wird Dir echt helfen.“

„Da bin ich mir sicher !“ antwortete ich mit einiger Ironie in meiner Stimme. „Vor allem auf der Bühne, bei einem Auftritt, wenn es regnet oder windig ist. Genau da kommt es auf die perfekte Haltung einer Frau an ! Verdammt, eigentlich dachte ich, ich bin Sängerin.“

„Das bist Du doch auch ! Aber Du hast auch Fototermine, Videodrehs, dann und wann wirst Du auf einem roten Teppich erscheinen müssen. Und genau für solche Gelegenheiten ist das gedacht.“

„Jon, falls ich mal in die Verlegenheit kommen sollte über einen roten Teppich schreiten zu müssen, achtet auf mich sowieso keiner.“

Irritiert sah er mich an.
 
„Wie kommst Du auf die Idee ?“

„Weil alle Welt nur auf Dich, Deine weißen Beißerchen und Deinen Hintern starrt !“

Nun war es Richie, der lauthals los lachte. Unter Tränen versuchte er meinen Spruch zu entkräften.

„Also ich würde schon auf Dich schauen !“

„Ja ja, lass stecken ! Ich bin lange genug im Internet unterwegs um zu wissen, was die Mädels so schreiben, wenn Mr. Jon Bon Jovi auch nur mit Jogging-Klamotten und dem Handy am Ohr vor der Haustüre geknipst wird !“

„Was schreiben die denn ?“ fragte Richie anzüglich.

„Das wollt Ihr nicht wirklich wissen ! Und ich werde das jetzt bestimmt nicht verraten ! Wie sieht`s eigentlich mit Deinem Hauptgang aus ?“

„Oh !“ rief er erschrocken und sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

„Soll ich Dir vielleicht helfen ?“ bot ich ihm an.

„Nein, geht schon…..“

Mit diesen Worten wandte er sich um, griff sich die leeren Teller und ging schnellen Schrittes ins Haus. Ich sah zu Jon, der gedankenverloren an seinem Wein nippte, das Glas jedoch weiter in seiner Hand hielt und starr auf die Tischplatte schaute.