Dienstag, 31. März 2009

Kapitel 145

„Hi Jon ! Warte, ich komme !“

Richie lief die Treppe herunter und kam lächelnd auf seinen Freund zu. Als er jedoch in sein Gesicht sah, erschrak er.

„Hey, Mann ! Was ist denn mit Dir passiert ?“ fragte er besorgt.

„Ich habe mit Bee telefoniert, um zu erfahren, wie die Dinge stehen und wie ich reagieren kann.“

„Ja und ?“

„Die Pressefuzzis machen einen Riesenwirbel um uns und Bee sagt, es wäre die heißeste Geschichte überhaupt. Sie meinte, wir könnten überhaupt nichts tun und es wäre das Beste, erst einmal abzuwarten.“

„Mhhhh. Denke ich auch. Hast Du schon mit dem Management gesprochen ?“

„Nein. Dafür aber mit Dorothea.“

„Oh mein Gott ! Was hat sie gesagt ?“

„Eigentlich nicht viel. Wie immer. Sie hat nur herumgebrüllt, mir Vorwürfe gemacht und mir angedroht, dass sie mich nicht mehr zu den Kindern lässt.“

„Sie hat was ?“ fragte Richie entsetzt.

Jon gab ihm keine Antwort. Er sah nur traurig zu Boden.
Richie legte ihm tröstend eine Hand auf die Schulter.

„Na, komm. Ich glaube, Du brauchst erst mal einen Drink. Lass uns auf die Terrasse gehen und in Ruhe darüber reden, okay ?“

Jon hob langsam den Kopf und sah ihn vertrauensvoll an.

„In Ordnung.“

Sie nahmen beide einen langen Schluck aus ihren Gläsern und schwiegen eine Weile, bevor Richie das Gespräch wieder aufnahm.

„Ich verstehe wirklich nicht, warum sie immer noch so einen Terz aufführt, wenn Du mit ihr telefonierst. Langsam müsste sie doch begriffen haben, dass Ihr beide getrennt seid und dass es für Dich kein Zurück mehr geben wird.“

„Du weißt doch, wie sie drauf ist. Wenn sie nicht bekommt, was sie will, macht sie Theater. Das war schon immer so. Aber dass sie nun die Kids als Geschütz auffährt, hätte ich nicht gedacht. Sie hat sie immer abgeschirmt und war ihnen gegenüber stets so verantwortungsvoll, dass sie die Sache mit uns vernünftig und ohne persönliche Wertung erklärt hat. Aber nun….“

„Womöglich machst Du Dir auch nur unnötige Sorgen. Dorothea ist vielleicht jetzt nur sehr verletzt, weil sie die Fotos und Berichte über Dich und Sandy gesehen hat. Der Rummel um Euch beide ist immens, Ihr seid wahnsinnig präsent momentan. Das belastet Dorothea sicherlich sehr. Wie man so schön sagt: Es ist Gras über die Sache gewachsen, aber wehe jemand reißt die Grasnarbe wieder auf.“

„Das mag sein. Aber dass sie mir mit dem Entzug der Kinder droht….“

„Bestimmt hat sie das nur im Zorn gesagt. Sie liebt sie über alles, und wenn sie sich wieder beruhigt hat, wird sie wissen, dass ihr das nichts einbringen wird, wenn sie die Kinder von Dir fern hält. Und so, wie ich die vier Racker kenne, werden sie sich auch nicht davon abhalten lassen, ihren Dad zu sehen.“

Richie versuchte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln seinen Freund zu beruhigen. Er verstand nur zu gut, was in ihm vorging, hatte er doch genau das selbe vor einigen Monaten erfahren müssen. Es machte ihn traurig, ihn so sehen zu müssen. Ihn, ihrer aller Sonnyboy. Jon war immer derjenige, der sagte, wo`s lang ging. Der wusste, was in schlimmen Situationen zu tun war. Der instinktiv reagierte, der unglaublich aktiv war, wenn er jemandem helfen musste.

„Jetzt lass mal den Kopf nicht hängen ! Sogar Heather hat kapiert, dass es Ava nur schadet, wenn sie nicht zu ihrem Vater darf. Du erinnerst Dich sicher daran, was die kleine Göre veranstaltet hat, damit sie mich besuchen durfte ?“

Ein leises Lächeln huschte über Jons Gesicht.

„Ja, daran kann ich mich nur allzu gut erinnern ! Sogar mich als ihren Onkel hat sie eingeschaltet.“

„Wenn ich nur daran denke, was für eine Energie sie schon als Siebenjährige freisetzte ! Setzt sich in ein Taxi, fährt zum Flughafen und will sich ein Ticket nach LA kaufen !“

„Mir läuft es heute noch kalt den Rücken hinunter, wenn mir einfällt, wie sie mich damals angerufen hat, ob ich sie denn hier am Flughafen abholen käme !“

„Gott sei Dank hat die Stewardess am Schalter richtig reagiert und gleich bei Heather anrufen lassen, als sie wusste, wer da vor ihr stand. Wenn Ava nicht die Adresse von zuhause dabei gehabt hätte….“

Ihrer beider Lächeln verschwand jedoch so schnell, wie es gekommen war. Schweigend tranken sie und starrten vor sich hin. Etliche Minuten später schenkte Richie nach und lehnte sich zurück. Er sah Jon an, der sein Glas zwischen den Händen drehte und darin, so schien es, nach einer Lösung suchte.

„Hast Du mit Sandy darüber gesprochen ?“

Jon zuckte zusammen.

„Nein, noch nicht,“ antwortete dieser und sah bedrückt auf.

Wieder legte sich ein Schweigen über die beiden.

„Ob sie mich auch noch liebt, wenn ich ihr von all diesen Problemen erzähle ?“

„Sprechen wir von der gleichen Frau ?“ fragte Richie nun etwas entrüstet. „Kennst Du eigentlich die Frau, mit der Du lebst ?“

„Rich….“

„Ne Jon ! Das ist einfach unfair ihr gegenüber ! Wir alle haben sie sofort in unser Herz geschlossen, ich vielleicht etwas schneller als die anderen. Aber Tico, Dave und Hugh mochten sie ebenfalls gleich von Anfang an. Und das nicht ohne Grund. Weil sie eine ganz tolle Frau ist. Ihr beide passt nämlich auch aus dem einfachen Grund heraus zusammen, weil ihr Euch ähnlich seid. Und genauso wie Du ist sie immer total hilfsbereit, wenn es jemandem schlecht geht. Sie wird den Teufel tun und Dich deswegen verlassen ! Also manchmal …..“

Jon versuchte einzulenken. Richie hatte ja Recht.

„Ich habe eine Mörderangst, sie zu verlieren. Und mir graut davor, ihr weh zu tun. Ich will nicht, dass sie das gleiche wie mit Joe durchmacht. Und so wie Bee geklungen hat, wird es bei uns noch schlimmer. Dann kommt noch der Krach mit Dorothea hinzu. Ich habe echt keine Ahnung, wie es weiter gehen soll.“

„Rede mit ihr. So schnell wie möglich. Sie wird es verstehen, glaube mir.“

Sein Freund sah ihn unschlüssig an.

„Sie ist eine starke Person, Jon. Den Presserummel wird sie verkraften. Es wird nicht leicht für sie werden, aber sie wird es packen. Ganz sicher. Der Stress mit Dorothea ist vielleicht nicht so heavy, wie es scheint. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Nun geh zu ihr ! Na los !“

Jon stand zögerlich auf und reichte Richie seine Hand.

„Danke Dir. Du bist ein echter Freund.“

„Schon okay. Dafür bin ich ja da.“

Mit hängenden Schultern, beide Hände tief in den Hosentaschen vergraben, ging Jon langsam zu seinem Haus zurück. Als er um die Ecke Richtung Terrasse bog, strahlte ihm Sandy von ihrer Liege aus entgegen. Sein Herz schlug schneller. Einerseits, weil sie ihn so anstrahlte, andererseits weil ihm gerade wieder bewusst wurde, was ihm nun bevorstand.

„Hey Schatz, was machst Du denn für ein Gesicht ?“

„Süße, ich glaube, wir müssen reden.“

„Ist was passiert ?“

Sie sah in sein sorgenvolles Gesicht und zuckte fast unmerklich zusammen. Aber Jon hatte es dennoch gesehen. Das machte die Sache für ihn nicht unbedingt leichter. Er wollte gerade Luft holen, um zu beginnen, als sie ihm dies abnahm.

Sonntag, 29. März 2009

Kapitel 144

„Hallo, Dorothea. Ich….“

„Du wagst es, hier anzurufen ?“ brüllte sie in den Hörer.

„Dorothea, ich….“

„Was willst Du noch ?“ schrie sie weiter.

„Das würde ich Dir gerne sagen, wenn Du mich nicht unterbrechen würdest.“

„Was willst Du mir sagen, was ich nicht schon längst wüsste. Falls Du es vergessen hast, wir haben hier in Jersey auch Zeitungen und Fernsehen.“

„Hör mich doch an ! Lass uns doch vernünftig miteinander reden !“

„Vernünftig reden ? Mit Dir ? Nach allem was geschehen ist ? Du hast es nicht eine Minute nötig gehabt, mit mir vorher zu reden. Was glaubst Du, soll ich den Kindern sagen ? Du bist so verantwortungslos. Du bist so selbstgerecht. Dir geht doch alles links am Arsch vorbei, Hauptsache, Du hast Spaß mit Deiner neuen Schickse. Und glaub ja nicht, dass ich so einem Menschen wie Dir noch einmal meine Kinder anvertraue ! Vergiss es !“

„Dorothea…,“ begann er von neuem, doch sie hatte bereits aufgelegt.

Beim Gedanken an seine Kinder schossen ihm die Tränen in die Augen. Er hatte einen entscheidenden Fehler gemacht. In den letzten Monaten hatte er nicht viel Zeit mit ihnen verbracht. Lediglich telefoniert hatte er mit ihnen. Sein Job, seine neue Beziehung…. All das hatte ihn zu sehr in Anspruch genommen. Manchmal hatte er auch nicht den Mut gehabt, bei Dorothea anzurufen, um mit seinen Kindern zu sprechen, da es jedes Mal zu bösen Streitereien und Diskussionen geführt hatte. Und oft hatte er es einfach gelassen. Er war völlig mutlos geworden.
Die Verzweiflung stieg in ihm hoch und ihm fiel nur ein Mensch ein, mit dem er über diese Sache reden konnte. Mit hängenden Schultern trat er in den Garten hinaus, um nach Sandy zu sehen. Sie lag friedlich schlafend auf einer der Sonnenliegen. Vorsichtig nahm er das Buch aus ihren Händen, um sie nicht zu wecken. Dann zog er den Sonnenschirm ein kleines Stück zur Seite, damit sie im Schatten lag. Er bog die Hecken zu Richies Grundstück auseinander und ging über den gepflegten Rasen auf das Haus zu.

Die Terrassentür stand weit offen und er rief nach Richie.

Samstag, 28. März 2009

Kapitel 143

Szenenwechsel:

Jon saß in seinem Arbeitszimmer. Grübelnd starrte auf sein Handy, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nur, was er verhindern wollte. Und das wollte er mit aller Macht. Der unerträgliche Kopfschmerz machte sich wieder bemerkbar und leise aufstöhnend rief er sich mit den Fingerspitzen beider Hände seine Schläfen. Unruhig geworden, stand er auf und trat an eines der bodentiefen Fenster. Der Garten lag in all seiner Blütenpracht vor ihm. Sandy saß mit dem Rücken zu ihm in einem der Gartenstühle, tief versunken in ein Buch, das sie gerade las. Er liebte es, sie heimlich zu betrachten. Stunden konnte er damit verbringen. Völlig in seine Gedanken vertieft stand er da, beide Hände in den Hosentaschen und blickte hinaus. Er überlegte hin und her, und endlich kam er auf eine Idee. Mit schnellen Schritten ging er zurück zum Schreibtisch, griff nach seinem Handy und wählte die Nummer von Bee Charleston, einer Journalistin, mit der er seit Jahren zusammen arbeitete und der er so etwas wie Vertrauen schenkte. Sie nahm gleich nach dem zweiten Klingeln ab.

„Hi Bee, hier ist Jon.“

„Hallo Jon ! Lange nichts mehr von Dir gehört ! Wie geht es Dir ?“

„Danke gut. Und selbst ?“

„Ach, Du weißt ja, wie es so ist in meinem Job. Ein Auf und ein Ab. Allerdings hatte ich ein kleines Ab, als ich die neuesten Stories von einem gewissen Rockstar aus New Jersey lesen konnte. Die Geschichte hättest Du nun wirklich mir zuschanzen können.“

Er hörte den vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme und konnte es ihr nicht verübeln. Die letzten Jahre hatte die Band viel mit ihr zusammen gearbeitet und sie war immer sehr fair ihnen gegenüber gewesen.

„Sorry, Bee. Aber Du weißt ja, wie es manchmal so ist. Die Dinge verselbständigen sich eben.“

„Ja, das ist wohl wahr.“

„Hör mal, Du hast ja mitbekommen, wie die Medien reagiert haben. Du kannst Dir vorstellen, wie das nun weiter laufen wird. Hast Du eine Idee, wie wir das Interesse eindämmen können oder dem ganzen entgehen können ?“

Sie schwieg eine Weile bevor sie antwortete.

„Jon, Du weißt schon, was wirklich los ist ? Du hast jahrelang den glücklichen Familienvater gegeben, total monogam verheiratet, über jeden Zweifel erhaben. Und nun kommst Du mit einer neuen Freundin daher, Sängerin, aus Deutschland, mit Euch auf Tour. Niemand wusste, dass Du von Deiner Frau getrennt bist. Niemand wusste, dass Du in Deinem Haus in LA alleine lebst. Dir ist schon klar, dass das eine der heißesten Geschichten der letzten Jahre ist ? Allein die Konstellation, dass Du mit einer Frau liiert bist, die Rocksängerin einer der angesagtesten Bands ist, bedeutet Glamour pur ! Dagegen sind Heidi und Seal nur schaler Sekt !“

„Ist es wirklich so schlimm ?“

„Glaub mir, es wird noch schlimmer. Ihr habt die letzten Jahre so gut wie keine Skandale verursacht. Dazu kommt, dass Ihr fast gar nichts über Euer Privatleben an die Öffentlichkeit gelassen habt. Von den Homestories, die Ihr mit mir gemacht habt, mal abgesehen. Die Leute reißen sich jetzt wie wild um die Geschichte, das kannst Du nicht aufhalten.“

„Du meinst, wir können gar nichts tun ?“

„Lass mich mal überlegen…. Wir könnten ein Exklusiv-Interview machen, mein Konto würde sich freuen. Aber ich will Dir nichts vormachen, es wird nicht viel bringen. Meiner Meinung nach ist es das Beste, gar nichts zu tun und abzuwarten, bis der Hype etwas abebbt.“

„Vielleicht hast Du Recht. Aber das wird wohl verdammt lange dauern.“

„Ja, denke ich auch. Und es wird sicherlich nicht sehr angenehm werden, zumindest in den nächsten Tagen.“

„Okay, Bee. Ich danke Dir !“

„Bitte, gerne geschehen. Das nächste Mal denkst Du bitte wieder an mich ?“

„Versprochen, Du kriegst die nächste Story exklusiv.“

„Danke, Ciao !“

„Ciao.“

Entmutigt legte er auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Langsam legte er das Handy auf den Schreibtisch. Seine Gedanken rasten. Verflucht, was sollte er nur tun ? Er wollte auf gar keinen Fall, dass das alles wieder durch die Medien geisterte. Nur zu gut wusste er, wie Sandy darunter leiden würde. Er musste unter allen Umständen verhindern, dass sie wieder durch machte, was sie schon einmal erlebt hatte. Ihre Liebe sollte nicht so ausgeschlachtet werden wie damals mit Joe. Er musste mit ihr reden. Und er musste mit Dorothea reden.
Kurz entschlossen wählte er ihre Nummer.

Donnerstag, 26. März 2009

Kapitel 142

„Jon`s new Darling ! Hat er die Midlife-Crisis ?“

‚Beim ersten Konzert der viel beachteten Aktion des Rocksängers Jon Bon Jovi die Welt vor der Klimakatastrophe zu retten, kam es zu einer Begebenheit, die so ganz aus dem Image der Band fällt. Normalerweise lässt der Sänger nur sehr wenig aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit gelangen. Kurz vor der Show konnten wir die Band noch für ein Interview gewinnen. Dabei zog er kurzerhand Sandy Reed, Sängerin der Band Nine Lives, in seine Arme, küsste sie und erklärte den Anwesenden seine Liebe ihr gegenüber. Als er von unserem Reporter nach seiner Frau gefragt wurde, wollte er jedoch keinen Kommentar abgeben. Lebt er von ihr getrennt ? Weiß Dorothea Hurley, was ihr Mann so treibt, wenn er unterwegs ist ? Jon und seine neue Freundin machen einen sehr verliebten und vertrauten Eindruck. Möglich, dass die beiden sich schon länger kennen.’

„Liebeserklärung auf der Bühne !“

‚Gestern Nacht in LA konnten wir Zeuge einer der emotionalsten öffentlichen Liebeserklärungen werden. Sandy Reed, Sängerin von Nine Lives, stimmte ‚Endless Love’ an, die wohl schönste Rockballade der Band. Und jedem im Stadion wurde klar, für wen sie dieses Lied an diesem Abend gesungen hat. Der Song wurde länger nicht zum Besten gegeben. Dies hängt wohl mit der unglücklichen Liebesgeschichte der Sängerin und Joe Perry, Gitarrist von Aerosmith, zusammen. Die zwei führten vor zwei Jahren eine ziemlich turbulente Beziehung. Die Ballade wurde zum Hit der Europa-Tour von Aerosmith, bei der Nine Lives Opener war und endete stets mit einem innigen Kuss der beiden. Noch während der Tour kam es zum Split und Joe Perry äußerte sich den Medien gegenüber, dass es für ihn nur eine Affäre gewesen sei. Sandy Reed gab damals keinerlei Kommentare ab, doch es war ersichtlich, wie sehr sie unter der Trennung litt. Die Band zog sich dann in das Studio zurück, um an einem neuen Album zu arbeiten. Dies wurde jedoch von einem Angebot von Jon Bon Jovi unterbrochen, der die fünf von Nine Lives als Act für seine Klimakonzerte engagierte. Die Proben fanden unter strengster Geheimhaltung in Kanada statt, wo sich Jon und Sandy offensichtlich ineinander verliebten. Augenscheinlich war der Song nicht auf der Setlist und es sollte eine Überraschung für Jon werden. Schließlich hatte er vor Beginn der Show ebenfalls alle überrascht, in dem er bei einem Interview- und Fototermin Sandy in seine Arme zog und leidenschaftlich küsste. Auf unser Nachfragen gab er zu, dass die beiden ein Paar sind. Allerdings konnten wir nicht in Erfahrung bringen, wie seine Frau Dorothea das ganze sieht. Von einer Trennung der beiden war niemandem etwas bekannt. Weiß sie davon ?’

Die nächste Zeitung wusste wohl einiges genauer:

„Jon Bon Jovi zu Hause ausgezogen !“

‚Jon Bon Jovi hat seine Familie verlassen. Verlassen für eine deutsche Sängerin, die er anscheinend bei seiner Arbeit für den Klimaschutz kennen gelernt hat. Sandy Reed, Sängerin der Rockband Nine Lives aus Deutschland, gab keinen Kommentar ab. Wieder einmal ist das Märchen einer andauernden, glücklichen Ehe im Showbiz zerbrochen. Jon Bon Jovi ist mit seiner Frau Dorothea nunmehr fast 18 Jahre verheiratet. Sie haben zusammen vier Kinder. Seine neue Flamme ist Anfang dreißig und neuesten Medienberichten Sängerin einer der Bands, die als Newcomer gehandelt werden und die von Bon Jovi unterstützt werden.’

Der Witz war, dass ich von niemandem nach einem Kommentar gefragt worden war. Mit mir hatte niemand von der Presse gesprochen, schließlich war ich von allen abgeschirmt worden. Mir wurde klar, dass in Amerika überhaupt nichts von der Trennung der beiden bekannt war. Das war aus den weiteren Berichten zu erkennen, denn alle Zeitungen schrieben völlig überrascht davon, dass Jon jemand anderen an seiner Seite hatte. Meine Gedanken kreisten jedoch immer weiter um das Thema. Warum hatte er die Seiten verschwinden lassen ? Um mich zu schützen ? Um weitere Diskussionen zu vermeiden ? Ich beschloss, alles zu verbrennen und auch nicht mit ihm darüber zu reden. Er war mir gegenüber immer absolut ehrlich und aufrichtig gewesen. Nie hatte ich wirklich Grund gehabt, an seinen Gefühlen zu zweifeln. Von Richie wusste ich, dass er selten über die Trennung von Dorothea sprach. Nicht sprechen wollte. Verdammt, warum waren meine Beziehungen immer so kompliziert ?

Mittwoch, 25. März 2009

Kapitel 141

„Jon…“

Aus seinen Gedanken gerissen, sah er auf.

„Jon, ich danke Dir für Dein Vertrauen. Ich meine, ich danke Dir, dass Du mir alles so offen gesagt hast.“

Ich nahm seine Hände in meine und er nahm dies dankbar an.

„Das ist doch selbstverständlich. Du sollst alles wissen, was in meinem Leben passiert. Macht es Sinn, einander etwas zu verschweigen ? Nein ! Ich habe leider sehr lange gezögert, damit herauszurücken, einfach, weil ich höllisch Angst hatte, Dir weh zu tun. Es soll einfach nichts zwischen uns stehen, vielleicht war ich nur feige, es Dir zu sagen.“

Er machte eine Pause und ich ließ ihn gewähren.

„Es war einfach viel zu schön zwischen uns, ich wollte nichts zerstören.“

„Aber ich wusste doch von Deiner Familie, von daher gab es keinen Grund, etwas zu verheimlichen.“

„Ja, das stimmt. Aber das ganze zu erzählen, hat mich schon sehr aufgewühlt. Und das ahnte ich vorher.“

„Du brauchst vor mir nichts zu verstecken, das weißt Du ?“

Er nickte leicht und gab mir ein Zeichen, zu ihm zu kommen. Ich stand auf und setzte mich auf seinen Schoß. Zart und sanft küssten wir uns. Wir tauschten wieder unsere langen Blicke, bis die Leidenschaft in unsere Lenden schoss. Küssend und fummelnd gingen wir ins Haus, auf der Treppe legten wir einige Pausen ein und endlich waren wir auf dem Bett angelangt. Als er zu mir kam, flüsterte er leise:

„Bleib bei mir, Babe, ich liebe Dich !“

„Ich liebe Dich auch !“ flüsterte ich zurück.

Gleich am nächsten Morgen nahm ich mir die Zeitungen genauer vor. Da bemerkte ich bewusst, dass einige Seiten fehlten. Im Müll fand ich nichts. Hatte er sie verbrannt ? Nachdem auch Rosita nicht wusste, wo sie abgeblieben waren, fuhr ich zum nächsten Supermarkt, wie immer getarnt und in der Hoffnung, dass mich niemand erkannte. Dort kaufte ich einige Exemplare, nebenbei bemerkt, musste ich nicht lange überlegen, welche. Denn unsere Konterfeis prangten von ziemlich vielen Blättern der Yellow Press. Ich beeilte mich mit dem Bezahlen und sprang ins Auto. Wieder bei Jons Haus angekommen, verkrümelte ich mich ins Schlafzimmer und begann zu blättern. Jon hatte mit seiner Kussattacke einen unglaublichen Hype entfacht.

Dienstag, 24. März 2009

Kapitel 140

„Mmmmh, das duftet ja lecker ! Was hast Du denn gezaubert ?“

„Scaloppine in Pfeffer-Sahne-Sauce, Nudeln und den Salat hat Richie gemacht !“

Die beiden Leckermäulchen lobten mich tatsächlich über den grünen Klee und ließen sich mehrfach nachlegen.

„Wusste gar nicht, dass Du so klasse kochst,“ sagte Richie mit vollen Backen.

„Doch, sie kocht wirklich gut. Sandy hat zuhause Rinderral… wie hieß das noch ?“

Ich versuchte Richie zu erklären, was Rindsrouladen waren, da unterbrach er mich.

„Rindsrouladen mit Kartoffelpüree ? Jon, sag mal, Du kennst das nicht ?“ fragte er an Jon gewandt.

„Doch, jetzt schon ! Aber beim nächsten Mal kann ich das ganz sicher wieder nicht aussprechen !“

Ich musste lachen.
Richie lehnte sich zurück und hielt sich seinen vollen Bauch.

„Ich habe viel zu viel gegessen ! Wenn Du weiter so leckere Sachen bastelst, muss ich wahrscheinlich jeden Tag mit Dir joggen gehen !“

„Vielleicht ist das ja meine Absicht ?“ neckte ich ihn und erhob mich, um das Geschirr in die Küche zu bringen. Solange ich alles aufräumte, hörte ich die beiden leise miteinander reden. Anscheinend waren sie guter Dinge, denn ab und zu lachten sie herzlich. Als ich fertig war, setzte ich mich dazu. Jon hatte sich wieder gefangen, er machte nicht den Eindruck, als ob etwas nicht in Ordnung wäre. Wir unterhielten uns über dies und das. Richie sagte unvermittelt:

„Ich bin froh, dass Ihr das heute geklärt und miteinander gesprochen habt !“

Jon und ich schwiegen, bis ich das Wort ergriff.

„Ich bin auch sehr erleichtert, dass nun nichts mehr zwischen uns steht. Obwohl mich nun doch sehr interessieren würde, was in den Zeitungen steht !“

Jon sah mich an.

„Lass es für heute, okay ?“

„Okay !“ antwortete ich zögernd, ich begriff, dass er nun einfach seine Ruhe wollte. Wir hatten für heute genug aufgearbeitet, es reichte. Richie verabschiedete sich kurz darauf und wir beide saßen schweigend da. Eine unerträgliche Stille lag über uns.

Montag, 23. März 2009

Kapitel 139

„Richie, wie kannst Du mich das fragen ? Ich liebe diesen Mann. Mehr, als ich jemals jemanden geliebt habe. Und ich werde um dieses Glück kämpfen, das verspreche ich.“

„Das freut mich ! Ehrlich !“

Er zog mich an sich und drückte mich.

„Aber wird er bei mir bleiben ? Was, wenn er seiner Kinder zuliebe zu ihr zurück geht ?“

„Mach Dir da mal keine Gedanken ! Sie hat es echt überzogen, so wie sie ihn behandelt hat. Jon kann viel ab, aber wenn man versucht ihm seine Musik zu nehmen, sieht er rot. Die Musik ist sein Leben, ohne sie ist er nur ein halber Mensch. Dorothea kann froh sein, wenn er auch nur ein normales Wort an sie richtet.“

„Hasst er sie etwa ?“

„Nein, es ist schlimmer. Sie ist ihm egal !“

Wir blieben stehen und sahen uns lange schweigend an.

„Hey, komm ! Jetzt sieh mal nicht so schwarz ! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er hier noch überlegt !“

„Aber Jon war so nachdenklich, so bedrückt.“

„Ja, das war er bestimmt ! Aber nur, weil er Angst hatte, Dir weh zu tun. Er will mit Dir einfach nur leben, glücklich sein. Weiter nichts !“

„Meinst Du ?“

Richie lachte und nahm mich wieder in seine Arme. Beruhigend strich er mir über den Rücken und hielt mich fest. Er tat mir so gut.

„Richie, ich bin sehr froh, Dich als Freund zu haben !“

Er lachte wieder und sagte:
„Ich bin auch froh, Dich als Freund zu haben !“

Mit seiner Art zauberte er mir ein Lächeln aufs Gesicht.

„Willst Du noch ein wenig laufen, oder lieber zurück ?“

„Laufen ?“ fragte ich zurück.

„Laufen !“

Und so liefen wir einträchtig nebeneinander eine große Runde, bis wir völlig ausgepowert vor Jons Auffahrt standen.

„Kommst Du noch mit rein ? Es geht auf den Abend zu, ich könnte für uns drei kochen ?“

„Wenn Du mich einlädst ?“

„Ja sicher !“

„Ich geh kurz duschen und komm dann, okay ?“

„Ja !“

Bevor ich hoch ging, um ebenfalls zu duschen, schaute ich noch schnell in die Küche, was an Vorräten da war und um zu überlegen, was ich kochen konnte. Rosita war bestens ausgestattet, es war so viel da, dass ich sogar zwischen verschiedenen Gerichten auswählen konnte. Leise schlich ich ins Schlafzimmer, wo Jon friedlich schlummernd im Bett lag. Ich beeilte mich mit meiner Dusche und ging wieder hinunter um das Essen vorzubereiten. Kurz darauf traf Richie ein, wie immer fein duftend.

„Kann ich Dir helfen ? Allerdings bin ich kein Sternekoch !“

Ich musste lachen.

„Das seid Ihr Rockstars alle nicht !“

Ich gab ihm dem Kopfsalat, das würde er wohl schaffen. Ich würzte das Fleisch und spähte heimlich, was mein Lieblingsgitarrist so machte. Die Sorge war jedoch unbegründet, da Richie den Salat sehr geschickt zerpflückte und wusch. Wir unterhielten uns über belanglose Dinge und bemerkten gar nicht, dass Jon erschienen war.

„Was macht Ihr zwei denn da ?“ fragte er verwundert.

„Kochen vielleicht ?“ kam es wie aus einem Mund.

„Ihr beide kocht ?“

„Ja, warum ? Hast Du keinen Hunger ?“ Ich ging zu ihm und umarmte ihn.

„Doch, eigentlich schon. Was gibt es denn ?“

„Lass Dich überraschen !“

Rasch drückte ich ihm einen Kuss auf die Wange und ging zurück zu meinen Zutaten. Die beiden verschwanden mit einer Flasche Wein hinaus auf die Terrasse und ich hatte die Küche für mich allein. Ich genoss es, in dieser traumhaften Küche zu kochen. Kochen hatte auf mich eine ähnlich heilsame Wirkung wie meine Putzerei. Dabei kann man herrlich nachdenken und entspannen. Ich jedenfalls. Und hier machte es wirklich Spaß ! Kurz darauf war alles fertig, ich deckte schnell den Tisch und trug das Essen auf.

Freitag, 20. März 2009

Kapitel 138

Als Jon schlief, zog ich mich leise an. Ich schnappte mein Handy und lief los. Wie immer, wenn in meinem Leben etwas außergewöhnliches passierte, versuchte ich die Dinge beim Laufen auf die Reihe zu bekommen. Zwar taten mir die Glieder noch höllisch weh, aber das war mir egal. Ich musste raus, musste meine Gedanken ordnen. Nach einer Weile wurde ich ruhiger, mein Kopf wurde freier und ich konnte wieder denken. Ich versuchte die Situation zu analysieren, mir wurde jedoch schnell klar, dass ich das allein nicht schaffen würde. Ich wählte entschlossen die Nummer des einzigen Menschen, der mir hier helfen konnte.

„Hi“.

„Hi, Süße ! Wie geht es Dir ?“

„Na ja, ich weiß es noch nicht so genau.“

„Wo bist Du ?“

„Beim Laufen.“

„Und wo läufst Du gerade ?“

„Ich bin in diesem Park, der gleich an das Grundstück angrenzt.“

„Sollen wir uns dort treffen ?“

„Ja, bitte komm ! Ich brauche Dich jetzt echt !“

„Lauf zu diesem Imbiss, ich bin gleich da, okay ?“

„Okay !“

Ich rannte dorthin und setzte mich auf eine Bank. Er hatte Wort gehalten und mich nicht lange warten lassen. Besorgt nahm er mich in seine Arme.

„Ihr habt miteinander gesprochen ?“ Richie hielt mich ein Stückchen von sich weg und sah mir mit sorgenvoller Miene in die Augen.

„Ja, er hat mir alles erzählt.“

„Wie fühlst Du Dich jetzt ?“

„Kann ich echt nicht sagen.“

„Komm, lass uns ein Stück gehen, hier sind zu viele Menschen.“

Wir gingen ein paar Meter, bis wir alleine waren. Ich begann Richie von unserem Gespräch zu erzählen.

„Richie, ich habe mir nichts vorgemacht. Ich wusste, dass er verheiratet ist und vier Kinder hat. Irgendwann musste es auf den Tisch kommen.“

„Sicher, aber wenn es dann soweit ist ?“

„Schon, aber er tut mir so unendlich leid !“ Ich bekam nasse Augen. Hatte ich nicht langsam genug geheult ? „Du hättest ihn sehen müssen, wie er da saß und sich quälte. Er sprach wie ein Wasserfall, ließ sich nicht unterbrechen. Ich konnte es ihm nicht leichter machen, vielleicht wollte er es so. Aber es tut mir so weh, ihn so leiden zu sehen.“

„Du hättest ihn in dieser Zeit sehen sollen. Manchmal zerriss es mir fast das Herz, weil wir ihm nicht helfen konnten. Er musste da alleine durch, ob er wollte oder nicht. Aber glaube mir, er liebt Dich wirklich ! Ich habe nach Eurem ersten Treffen gleich bemerkt, dass sich in ihm was verändert hat. Und langsam, ganz langsam wurde er wieder der Alte. Überhaupt seit der Zeit in Kanada. Er hat sich wahnsinnig gefreut, dass das mit Euch geklappt hat und Ihr bei der Tour dabei sein könnt. Jon rief, als Eure Zusage eintraf: „Rich, sie kommt ! Ich hab es geschafft !“ Ich wollte ihn ein wenig bremsen, damit er sich nicht unnötige Hoffnungen macht, aber da stieß ich auf taube Ohren.“

Wir mussten beide lächeln.

„Wirst Du bei ihm bleiben ?“

Donnerstag, 19. März 2009

Kapitel 137

„Ja, genau Du ! Ich sah Dich auf der Bühne, damals bei Eurem Soundcheck und ich konnte die Augen nicht mehr von Dir abwenden. Als wir uns dann trafen, und Du – ich habe es Dir ja schon einmal gesagt – so süß und schüchtern vor mir gestanden bist, sah ich einen kleinen Sonnenstrahl in meinem Leben. Ich wollte Dich unbedingt kennen lernen, wollte unbedingt mit Dir reden. Deswegen wollte ich Dich damals nicht einfach wieder so gehen lassen, ohne mehr von Dir zu wissen.“

„Ich….“ begann ich.

„Nein,“ unterbrach er mich. „Lass mich bitte weiterreden. Kurz darauf wusste ich, dass es die Liebe auf den ersten Blick wirklich gibt ! Ich hatte mich Hals über Kopf in Dich verknallt. Wie ein Irrer begann ich, Euch zu beobachten. Dich und Nine Lives. Alles, was in den Medien über euch erschien, ließ ich mir bringen. Ich wollte alles über Dich wissen, und jedes Mal, wenn ich Dein Bild sah, überkam mich diese unglaubliche Sehnsucht nach Dir. Deswegen habe ich auch alles daran gesetzt, dass Ihr bei den Klima-Konzerten dabei seid.“

„Aber…“ wollte ich unterbrechen.

„Halt, nicht was Du denkst ! Natürlich hätte ich Euch auch so eingeladen, weil Ihr mir als Band unwahrscheinlich gut gefallen habt. Und der gestrige Erfolg gibt Euch Recht ! Ihr wärt sowieso irgendwann in den Staaten aufgefallen, aber so hatte ich einen Vorwand, damit ich Dich wieder sehen konnte. Und Du mich besser kennen lernen konntest. Mir war ja auch bekannt, was zwischen Dir und Joe abgelaufen war. Ich fühlte damals schon die Seelenverwandtschaft zwischen uns, weil Du ähnliches durchgemacht hast.“

Er schwieg und sah in das Tal hinunter, das in hellem Sonnenlicht unter uns lag.

„Jon, ich….“ Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Er kam um den Tisch herum und kniete sich vor mich.

„Sandy, Du weißt, dass ich Dich über alles liebe. Wenn wir auch noch nicht lange zusammen sind. Du bist die Frau, mit der ich mein restliches Leben verbringen möchte. Ich will mit Dir lachen, Motorrad fahren, zusammen auf der Bühne stehen, ich will Dich in meinen Armen halten, wenn Du einschläfst. Ich will Dich neben mir spüren, wenn ich morgens aufwache, ich will die Nächte mit Dir verbringen, ich will mit Dir weinen.“

Das konnte ich ihm gleich erfüllen, denn so wie er vor mir kniete, so wie er mich ansah, mit seinem bittenden Blick, war es um mich geschehen. Die Tränen liefen mir in Sturzbächen über die Wangen. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste die Tränen zärtlich weg. Wir hielten uns in den Armen und alle Probleme dieser Welt waren ausgelöscht. Er zog mich hoch und trug mich auf seinen Armen in sein Schlafzimmer. Wir liebten uns mit dieser unerklärlichen Verzweiflung, die einen großen Teil Traurigkeit enthält. Aber es war ein Befreiungsschlag. Für uns beide. Danach fühlte ich mich wieder optimistischer. Jon hielt mich fest in seinen Armen. Lange Zeit sprachen wir beide kein Wort. Ich brach die Stille.

„Wie soll es nun weiter gehen ?“ fragte ich und meine Stimme zitterte.

„Honey, was stellst Du nur für Fragen ? Glaubst Du mir immer noch nicht ?“

„Doch, natürlich glaube ich Dir, aber wie soll es mit Deiner Familie weitergehen ?“

„Ich werde mich scheiden lassen und um das anteilige Sorgerecht kämpfen. Was bleibt mir denn anderes übrig, wenn ich meine Kinder nicht verlieren will !“

„Und was ist mit ihr ?“

„Sie ist mir eigentlich völlig egal. Das was sie getan hat, ist für mich unverzeihlich ! Sie hat mich mit Füssen getreten, hat mir alles genommen, was für mich wertvoll war. Wer weiß, was mit mir passiert wäre, wenn es Dich nicht gäbe ?“

Er lächelte mich liebevoll an.

„Was wäre mit mir passiert, wenn es Dich nicht gäbe ?“ fragte ich zurück und gab ihm einen Kuss.

„Willst du trotzdem bei mir bleiben ?“ fragte er mich etwas ängstlich.

„Honey, was stellst Du nur für Fragen ?“ wiederholte ich ihn.

Mittwoch, 18. März 2009

Kapitel 136 - Er lüftet sein Geheimnis

„Jon, jetzt rede endlich !“ Langsam wurde ich ungeduldig.

„Okay,“ er holte tief Luft. „Du weißt, dass ich mit Dorothea verheiratet bin. Und Du weißt auch, dass ich mit ihr vier Kinder habe.“

„Ja,“ sagte ich langsam.

„Das ganze hat mir Dir eigentlich gar nichts zu tun,“ versuchte er mich zu beruhigen. Er wusste genau, was in mir los war.

„Wir waren lange Zeit sehr glücklich miteinander und ich war sehr stolz auf meine Familie. Sie bedeutete mir alles auf dieser Welt und ich hätte alles für sie getan. Dorothea begann irgendwann, ständig herumzunörgeln, weil ich so viel unterwegs war. Sie wollte, dass ich die Herumreiserei einschränke und mehr zu Hause wäre. Gut, das habe ich dann auch getan. Ich konnte es verstehen, dass sie mit den Kindern nicht ständig alleine zu Hause sitzen wollte und von mir so gut wie keine Unterstützung bekam. Aber dann begann sie damit, meine Musik und die Band schlecht zu machen. Es war alles falsch, was ich tat. Ich konnte ihr überhaupt nichts mehr recht machen. Wir nahmen dann eine Auszeit, um getrennt voneinander zu uns selbst zu finden. Ich stimmte dem allem zu, da ich meine Ehe und meine Familie retten wollte. Als wir dann wieder zueinander fanden, war es für eine kurze Zeit auch wieder wie früher. Doch dann verlangte sie von mir, ich solle keine Touren mehr machen, vor allem sollte ich mit Bon Jovi, wenn überhaupt, nur noch Alben aufnehmen. Sie versuchte mir alles zu verbieten. Ich durfte keine Interviews, keine Fernsehauftritte mehr machen. Richie sah sich das eine Weile an und nahm mich zusammen mit Tico ins Gebet. Sie redeten mir ins Gewissen. Mir wurde klar, dass ich von ihr weg musste. Und da kaufte ich dieses Haus hier. Damit wurde alles nur noch schlimmer. Sie bombardierte mich mit Anrufen, schrieb mir einen Haufen voll Hass-Mails und so weiter. Ich hatte keine ruhige Minute mehr. In gewisser Weise kann ich es also verstehen, was Du mit Joe durchgemacht hast.“

Er lachte bitter auf.

„Irgendwann in einer stürmischen, regnerischen Nacht flog ich von hier nach Jersey, um mit ihr zu reden. So konnte es nicht weitergehen. Wir hatten einen fürchterlichen Streit, in dem sie mich böse beschimpfte, mir all meine Fehler vorhielt und mich anschließend aus dem Haus warf. Ich flog nach LA zurück und als ich vom Flughafen hierher fuhr, baute ich auch noch einen Unfall, bei dem ich sehr, sehr viel Glück hatte. Gott sei Dank war sonst niemand daran beteiligt und mir war nichts passiert.“

Ich ließ ihn reden und versuchte ruhig zu bleiben. Was kam hier wohl auf mich zu ? Wie würde dieses Gespräch für mich enden ? Jon sah mich an und griff nach meiner Hand, die er aber gleich wieder losließ.

„Die kommenden Monate war ich vollkommen durcheinander und stand neben mir. Heute weiß ich von diesen Tagen nicht mehr viel. Ich trank Unmengen an Alkohol und schluckte Tabletten. Meine einzige Flucht aus dem Dilemma war für kurze Augenblicke die Musik. In der Öffentlichkeit funktionierte ich, gab den strahlenden Superstar, den glücklichen Familienvater.“

Wieder folgte dieses bittere Lachen. Er sah mich an und sein Blick wurde weich. Ein leichtes, fast unmerkliches Lächeln umspielte seine Augen.

„Und dann kamst Du !“

Überrascht sah ich auf.

Dienstag, 17. März 2009

Kapitel 135

„Eigentlich sollte man so etwas mit Champagner begießen !“ schlug Richie vor.

Dies stieß jedoch glücklicherweise auf wenig Gegenliebe. Wir alle hatten noch Reste vom gestrigen Abend und so prosteten wir uns mit unseren Kaffeetassen zu. Die Jungs brachen kurze Zeit später auf, um nach Hause zu fahren. Lediglich Richie blieb noch sitzen. Wir verabschiedeten uns herzlich voneinander.

Als wir wieder beisammen saßen, fragte ich Jon:

„Und von uns beiden steht nichts drin ?“

Er sah mich erschrocken an und Richie blickte betreten zu Boden.

„Was ?“ fragte ich nach und sah die zwei verständnislos an.

Da von keinem immer noch keine Antwort kam, fragte ich noch mal.

„Hallo ? Warum sagt denn von Euch beiden keiner was ?“

„Jon, ich glaube, jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Ihr zwei reden müsst !“

Richie schob seinen Stuhl zurück und stand auf.

Er gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, nickte Jon kurz zu und ging.
Jon saß da, hatte ein Bein übergeschlagen, den Zeigefinger an die Lippen gelegt. Unbewegt sah er zu Boden.

„Jon ?“ sagte ich leise.

Er sah mir kurz in die Augen um sofort wieder die Augen niederzuschlagen. Eine eiskalte Hand griff nach mir. Er räusperte sich kurz und fuhr sich durch die Haare.

„Verdammt, ich wollte diesen Moment so lange wie möglich hinausschieben !“

Mein Herz begann zu rasen und ich spürte eine mächtige Angst in mir hochsteigen. Eine tiefe Traurigkeit überkam mich, als ich ihn so dasitzen sah. Er rückte seinen Stuhl näher an den Tisch und stütze beide Ellenbogen auf. Die Hände aneinander gelegt und gegen seinen Mund gepresst, sah er mir in die Augen.

„Aber es hilft nichts, wir müssen es klären.“

Montag, 16. März 2009

Kapitel 134

„Guten Morgen, Süße !“

Mein Kopf dröhnte, alle Glieder schmerzten. Meine Augen tränten, als ich gegen das grelle Licht anblinzelte. Ich stöhnte leise auf und nahm dankbar das Glas mit Aspirin an, dass er mir entgegenstreckte.

„Ich habe gestern entschieden zu viel getrunken !“

„Das haben wir wohl alle !“ gab er lächelnd zurück.

„Ich werde in Zukunft keinen Alkohol mehr zu mir nehmen, das ist sicher !“

„Haben wir das nicht alle schon einmal geschworen ?“

Ich quälte mich aus dem Bett. Duschen, heiß duschen war hoffentlich ein Hilfsmittel, um einigermaßen klar zu werden. Diese bescheuerten Cocktails würde ich nie wieder trinken ! Und schon gar nicht durcheinander. Das heiße Wasser half mir einigermaßen über das schlimmste hinweg. In Zeitlupe trocknete ich mich ab und ging wieder ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Ich kramte nach meinem Schnuffelanzug, einem hellgrauen unwahrscheinlich bequemen Teil und streifte ihn über. Auf Schuhe verzichtete ich an diesem Morgen, oder war es bereits Mittag ? Die konnte ich nun wirklich nicht vertragen. Barfuss tapste ich nach unten auf der Suche nach einem starken Kaffee, als ich von der Terrasse her Stimmen hörte. Neugierig ging ich nach draußen um dort Hugh, Tico, Richie, Dave und natürlich Jon zu erblicken. Sie begrüßten mich mit einem lauten Hallo. Wie konnte man an diesem Morgen, nach dieser Nacht nur so unwahrscheinlich gut drauf sein ? Es war mir ein Rätsel….
Richie rückte mir meinen Stuhl zurecht und als ich mich gesetzt hatte, versorgte er mich mit heißem, starken Kaffee. Jon gab mir meine Sonnenbrille. Nach der zweiten Tasse wurde ich schließlich wieder munter und konnte mich endlich auch am Gespräch beteiligen.

„Na, das war ja gestern echt der Hammer !“ grinste mich Tico an. „Euer Endless Love, und dann nur Du und Steff, echt eine coole Idee ! So eine Liebeserklärung hätte ich auch mal gerne, aber an mich denkt ja keiner !“

„Ja, unser schöner Jon, der hat halt echt Glück im Leben !“ frotzelte Richie.

„Mir ist das auch noch nie passiert,“ sagte Dave mit seinem herzzerreißenden Hundeblick.

„Bei Dir ist das etwas anderes, das kommt von den vielen Adidas-Klamotten ! Auf so was stehen die Frauen halt nicht so. Du musst die Klamotten von Jon anziehen, dann liegen sie Dir auch zu Füßen !“ gab Tico zum Besten.

„Das liegt nicht an den Klamotten von Jon, das liegt an seinen immer perfekt gestylten Haaren, an seinen wunderschönen weißen Beißerchen und an seinem Knackarsch !“ Richie grinste in die Runde.

„Vielleicht sollte sich Dave auch so ein Superman-Tattoo stechen lassen ?“ gab Hugh zu bedenken.

„Dann müsste er aber auch so blaue Augen haben, wie Jon ! Hier helfen vielleicht Kontaktlinsen ?“ Tico wieder.

„Ja ja, jetzt bin ich mal wieder dran !“ Jon lachte herzlich über die Witze seiner Freunde.

„Was macht Ihr eigentlich heute früh schon alle hier ?“ fragte ich.

„Heute früh ? Es ist später Nachmittag, meine Liebe !“ Richie schenkte mir noch Kaffee nach.

„Später Nachmittag ? Wie viel Uhr ist es denn ?“ Ich war völlig verpeilt.

„So um vier herum wird`s schon sein. Du hast ziemlich lange geschlafen !“ Jon lächelte mich liebevoll an. „Die Jungs haben heute hier übernachtet, hast Du davon gar nichts bemerkt ?“

„Ne, ich hab geschlafen wie eine Tote !“

„Das hätte ich auch nach dem Auftritt und nach der Party. Ihr fünf habt schon Recht, wenn Ihr das so feiert, das habt Ihr Euch redlich verdient !“ Tico sah mich grinsend an.

„War`s denn wirklich so toll ?“

„Ja, Du kannst ja nachher mal die Zeitungen anschauen, stehen sehr gute Berichte drin. Außerdem habt Ihr wahnsinnig gute Kritiken gekriegt.“

„Echt ? Wir ?“

„Ja, Ihr !“ lachte Jon. „Wirklich und tatsächlich ! Euer Auftritt wurde von allen sehr beachtet und gelobt. Da kommt die nächste Zeit einiges auf Euch zu, soviel ist sicher !“

Nun war ich doch neugierig geworden und schnappte mir den Berg Zeitungen. Sie hatten nicht übertrieben, es stimmte. Unser Gig wurde von allen am meisten gelobt und wir wurden bereits als die Newcomer gehandelt. Es war unglaublich, wenn man bedenkt, dass gestern die Sahnstückchen der Musikszene aufgetreten waren. Und wir kleine Lichtchen aus Good old Germany waren die Helden ! Überrascht, wie ich war, fiel mir nur unbewusst auf, dass einige Seiten, darunter auch die Titelseiten fehlten.

Donnerstag, 12. März 2009

Kapitel 133 - The show goes on....

Wir machten am Rand Party ohne Ende, tanzten, klatschten, und grölten lauthals mit. Als Jon mich bemerkte, lächelte er mir immer wieder zu. Richie und er waren ein unglaubliches Team, dem man die Spielfreude an diesem Tag sofort ansehen konnte. Dies hatten nicht nur wir bemerkt, sondern natürlich auch das Publikum. Als sie von der Bühne abgingen, riefen die Leute nach Zugaben, welche ihnen dann in Form von „Wanted dead or alive“ und schließlich „Have a nice day“ auch gewährt wurden. Dann gingen die Lichter aus, und Jon sah sich suchend nach mir um. Er flitzte auf mich zu und nahm mich küssend in seine Arme.

Die Euphorie, die man nach einem solchen Auftritt hat, ging auch an einem Superstar wie ihm nicht spurlos vorbei. Die Menge jubelte noch immer und versteckt im Dunkeln ließen wir Arm in Arm unsere Blicke über das Stadion schweifen, um das ganze noch etwas zu genießen. Dave klopfte Jon auf die Schulter und meinte:


„Kommt, lasst uns gehen. Ich habe einen Riesenhunger !“

Wie er da so stand, mit seinem Handtuch um den Hals, sein unschuldiger, bittender Blick, die Hände in den Potaschen seiner Jeans vergraben, brachte uns zum Lachen. Hinter der Bühne stellten wir uns im Kreis auf, um uns gegenseitig zu beglückwünschen. Richie fing an, allen ein High Five zu geben und so machten wir die Runde.

An diesem Abend waren wir alle total gut drauf und hungrig, das Konzert und die Stimmung zu feiern und so gingen wir gleich anschließend in einen Club, der für uns reserviert war. Nach und nach trudelten auch einige andere Bands ein. Gepusht von der Euphorie und voll mit Adrenalin, dass wir unser erstes Konzert in den Staaten gespielt hatten, ließen wir fünf uns treiben. Der Alkohol und die Musik tat ein übriges. Es war einer dieser Abende, an denen mein Glück vollkommen schien und ich daran zweifelte, ob dies tatsächlich auch die Realität war. Wir hatten es innerhalb von nicht einmal zwei Jahren bis hierher geschafft. Gut, wir waren in den USA noch nicht so bekannt, aber immerhin hatten die Leute heute Abend unsere Lieder erkannt ! Viele der Musiker klopften uns auf die Schultern, machten uns Mut und wir hörten einige Male großes Lob über unseren Auftritt. Vor allem „Endless Love“ und „Out of the chains you got me in“ hatte es ihnen am meisten angetan.

Jon ließ mich die ganze Zeit nicht aus den Augen, beziehungsweise aus seinen Händen. Er war ständig in meiner Nähe, suchte meine Blicke und Körperkontakt zu mir. Völlig betüdelt und müde fuhren wir erst in den frühen Morgenstunden nach Hause. Es war bereits hell, als er die Tür zu seinem Haus aufschloss.

Mittwoch, 11. März 2009

Kapitel 131-132

Als ich den Kopf hob, sah ich, dass es Tico war. Er drückte mich noch kurz an sich und verließ den Raum. Da sah ich Jon, wie er an der Tischkante lehnte. Und ich sah sein Gesicht. Er trat einige Schritte auf mich zu. Und da sah ich auch das Glitzern in seinen Augen.

„Danke,“ sagte er mit brüchiger Stimme. „Danke, Babe.“

Langsam ging ich auf ihn zu und ließ mich von ihm halten. Oder ließ er sich von mir halten ?
Endlich traute ich mich zu ihm aufzusehen.

„Das war die schönste Liebeserklärung, die ich je bekommen habe, Sandy.“

„Glaubst Du mir jetzt, dass ich Dich wirklich liebe ? Dass Deine Zweifel unnötig sind ?“

„Richie ?“

„Ja, er hat es mir gesagt. Sei ihm bitte nicht böse, er meinte es nur gut.“

„Ich bin ihm nicht böse, ich bin ihm dankbar. Und Dir erst ! Dass Du das für mich tust ? Und ausgerechnet diesen Song ? Ja, und ich weiß auch, was dieser Song für Dich bedeutet. Bedeutet hat. Deswegen kann ich es echt nicht glauben, dass Du ihn tatsächlich wieder gesungen hast. Und dann noch für mich ?“

„Vielleicht habe ich den Text damals schon für Dich geschrieben, wer weiß ?“

„Ja, wer weiß..... Oh Sandy ! Du bringst mein Gefühlsleben ganz schön durcheinander !“

Er drückte mich noch fester an sich und holte tief Luft.

„Ist das schlimm ?“ fragte ich mit dem letzten Rest Atem, den er mir ließ.

„Nein, wunderschön ! Und ich will, dass es immer so bleibt !“

Er küsste mich mit einer Intensität, die ich nie wieder bei einem anderen Mann spüren würde, dessen war ich mir sicher. Wir vergaßen die Welt um uns herum. Jon hielt mich etwas von sich weg und sah mich eindringlich an.

„Ich glaube, ich muss Dir noch einiges erklären. Es gibt einige Dinge, die Du wissen solltest.“

„Jon, Du musst mir nichts erzählen, was Du nicht willst.“

„Doch, es ist wichtig für mich ! Du sollst alles über mich wissen, ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht. Aber, das machen wir ein anderes Mal, hier ist nicht der richtige Ort.“

„Sag es mir, wenn Du dazu bereit bist. Ich will nicht, dass Du Dich zu etwas gedrängt fühlst. Wir haben alle Zeit der Welt.“ Ich lächelte ihn an.

„Ja, die haben wir,“ lächelte er zurück.

Kapitel 132

Tico steckte den Kopf herein.

„Ähm, Ihr zwei, ich möchte nicht stören, aber wir müssen, Jon !“

Wir lösten uns aus unserer Umarmung und Jon ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um.

„Eigentlich habe ich nie wirklich gezweifelt, aber es ist einfach viel zu schön mit Dir, um wahr zu sein !“

Wir tauschten noch einen langen Blick und dann ging er. Er ging, um die 75.000 Menschen zu rocken und um seine Botschaft, die Welt vor der Klima-Katastrophe zu retten, weiter zu geben.
Ich verließ den Raum, um nach den anderen zu sehen und fand sie im Catering-Bereich. Natürlich feiernd ! Als sie mich sahen, sprangen sie auf und umringten mich. Sie waren total happy, dass ich Endless Love vorgeschlagen hatte denn wir alle liebten es eigentlich und spielten es auch gerne live. Sie rissen mich mit ihrer Begeisterung mit, aber zum Feiern hatten wir keine Zeit. Wir wollten unbedingt Bon Jovi sehen und stellten uns an den Seitenrand der Bühne. Es waren viele andere Musiker da, die wie wir gespannt auf den Auftritt warteten. Die Jungs betraten die Bühne von der anderen Seite. Ein wahnsinniger Tumult brach los, als das Intro von "Living on an prayer" erklang. Die Fans tobten, jubelten und sangen jede einzelne Strophe mit. Jon besitzt ein Charisma, eine Ausstrahlung, die seines gleichen sucht und er kann dies sehr geschickt einsetzen. Jeder Mensch in der Arena hat das Gefühl, er singt einzig und allein nur für ihn. Wenn er in die Menge schaut, denkt man sofort, er habe nur Augen für einen selbst. Er hielt eine kurze, bemerkenswerte Ansprache, in der er die Menschen dazu aufrief, im kleinen für den Klimaschutz zu arbeiten. Jeder habe die Möglichkeit, in seiner eigenen kleinen Welt etwas dafür zu tun. Danach spielten sie "Dry county" und ich war wieder einmal von Richies Gitarrenkünsten fasziniert. Bei "Who says you can`t go home" kam dann wieder die Party-Stimmung auf, die ich bei Konzerten von Bon Jovi so liebte und wurde dann von "It`s my life" noch getoppt.

Dienstag, 10. März 2009

Kapitel 129 - 130

„So, nun ist es raus !“ sagte er aufatmend. „Wie fühlst Du Dich ?“

„Weiß ich nicht, ich fühle mich total überrollt !“

„Ich mich auch !“

„Du ? Du hast das ganze doch provoziert !“

„Bist Du sauer ?“ fragte er schuldbewusst.

„Nein, irgendwann wäre es ja doch herausgekommen. Aber ich war nicht vorbereitet.“

„Honey, darauf ist man nie vorbereitet.“

Wieder einmal lachte er mich mit seinem wahnsinnigen Lächeln an, zog mich in seine Arme und unter seinen Küssen vergaß ich den Presserummel, der die nächste Zeit auf uns herein einbrechen würde.
Richie steckte den Kopf herein.

„Alles klar bei Euch ?“

„Ja, alles okay. Komm doch rein !“ Ich winkte ihn zu mir und er drückte mich fest an sich.

„Jetzt ist es also soweit, Ihr habt es offiziell gemacht !“

Jon wollte gerade etwas dazu sagen, als die Tür wieder aufging und Tico nach ihm verlangte.

„Jon, kannst Du mal….“

Er nickte und ging hinaus.

„Was sagst Du dazu ?“ fragte Richie.

„Ich weiß es nicht. Ich bin immer noch völlig überrascht. Aber es freut mich unheimlich, irgendwie. Und irgendwie möchte ich mich ihm gegenüber bedanken, keine Ahnung warum.“

„Dann mach das doch !“

„Aber wie ?“ grübelte ich.

Und da kam mir plötzlich eine Idee.
Wir wurden auf die Bühne gerufen. Es ging also los ! Unser erstes Konzert in den Staaten. Durch die vielen neuen Eindrücke, durch das „Outing“ von Jon hatte ich meine Aufregung vor unserem Auftritt ganz vergessen. Dafür traf das Lampenfieber nun mit aller Macht auf mich. Wie immer tauschte ich meinen Blick mit Stefan und wir legten los. Ich war völlig überrascht, wie das Publikum mitging. Das hätte ich nicht gedacht ! Sie sangen sogar den Refrain unserer Songs mit ! Woher kannten die uns ? Der Hammer war, dass sie sogar nach Zugaben riefen. Das hatte nun wirklich keiner von uns erwartet. Also gingen wir nochmals auf die Bühne und spielten unser "Out of the chains you got me in". Da es so wunderbar war, an diesem Abend und ich meine Idee noch in die Tat umsetzen wollte, lief ich nach dem Ende des Songs zu Stefan und winkte die anderen auch zu uns.

„Was ?“ rief Stefan entgeistert. „Du willst was singen ?“

Auch die anderen sahen mich verständnislos an.

Kapitel 130

„Ja, ich möchte es. Und ich möchte, dass mich Stefan begleitet, so wie früher.“

„Bist Du Dir wirklich ganz sicher ? Du musst das nicht machen !“

„Doch, Ihr Süßen, das muss ich ganz bestimmt !“ sagte ich lächelnd.

Stefan zuckte grinsend die Schultern und ging nach hinten, um eine andere Gitarre zu holen.
Wie aus einem vergangenen, weit entfernten Leben hörte ich hinter mir die ersten, zarten Akkorde von "Endless Love". Ja, "Endless Love"....
Ich versuchte, mich zusammen zu reißen und griff zitternd nach dem Mikro. Sollte ich das, was ich vorhatte, wirklich tun ? Sollte ich das, was ich sagen wollte, wirklich sagen ? Mein Körper bebte von oben bis unten, aber dann war meine Klappe wieder mal schneller als mein Gehirn.

„And now, this song is dedicated to a very important person in my life. It´s for the one and only, he means everything to me. It´s for the guy, who picked me out of the dark and loved me back to life. Thank you for everything, Babe !”

Ich hatte diesen Song bereits für einen Mann gesungen. Damals dachte ich, es wäre Liebe, die ich empfand. In diesem Moment, in diesem Stadion in LA wurde mir klar, dass das damals keine echte, wahre Liebe war. Es waren starke Gefühle, sexuelle Begierde, Lust auf Neues, nicht mehr. Hier und jetzt, das war die wahrhaftige Liebe. Mir lief fast mein Herz über, an Jons Gesicht wagte ich nicht zu denken. Sonst wäre ich in Tränen ausgebrochen. Tränen voller Glück. Tränen voller Dankbarkeit. Tränen voller Liebe. Meine Jungs hielten sich vollkommen zurück und ich wurde nur von Stefan begleitet. Seine Gitarre und meine Stimme. Wir saßen nebeneinander auf zwei Barhockern. Es war totenstill, als wir endeten. Ich kam mir so klein vor, so unglaublich mickrig. Voller Emotionen fiel ich in Stefans Arme. Die Menge klatschte erst nur zögerlich. Der Beifall stieg dann jedoch wahnsinnig an und brandete gegen die Bühne. Wir verneigten uns mehrere Male, und doch klatschten die Menschen immer noch begeistert. Sie hatten verstanden.
Dann gingen wir von der Bühne.
Und nun flossen sie endlich, die Krokodilstränen. Ich nahm die Menschen, die uns zu unserem Auftritt gratulieren wollten, überhaupt nicht wahr. Wie in Trance ging ich weiter, ohne zu sehen wohin. Ich spürte einen starken Arm auf meiner Schulter und jemand führte mich mit sanfter Gewalt in eine Garderobe.

Montag, 9. März 2009

Kapitel 128 - Das Outing

„Jon hat wahnsinnig Angst, Dich zu verlieren.“

Mit einem Ruck blieb ich stehen.

„Ja, wirklich ! Ich habe bereits mehrfach versucht, ihn davon zu überzeugen, dass das Quatsch ist, aber er ist einfach voller Zweifel.“

Ich schwieg.

„Ich dachte, Du solltest das wissen.“ Richie strich mir vorsichtig über den Arm.

„Schon okay. Lass uns zurück laufen, okay ?“

Richie nickte nur mitfühlend und wir legten einen Spurt ein, bis wir an Jons Haus angekommen waren.
Jon saß mit dem Telefon am Ohr in seinem Büro, warf mir nur eine kurze Kusshand zu und so ging ich nach oben, um zu duschen. Da wir bereits eine Stunde später zu unserem ersten Konzert für die Klimakampagne abgeholt würden, beeilte ich mich. Ich war gerade fertig, als Jon auch schon nach mir rief.

„Schatz, bist Du fertig ? Wir müssen !“

Ich ging die Treppe hinunter. Er stand unten und wartete auf mich.

„Wow, Du siehst toll aus !“ musterte er mich bewundernd.

„Danke, Du aber auch !“

Er nahm mich in die Arme und küsste mich.

„Ich bin unheimlich stolz !“ sagte er strahlend.

„Auf was ?“

„Darauf, dass Du heute Abend mit mir zusammen auf der Bühne stehen wirst ! Darauf, dass wir das zusammen machen ! Und darauf, dass Du mit mir zusammen bist !“

„Jon Bon Jovi ! Glaubst Du nicht, dass ich darauf genauso stolz bin ? Auf genau das, was Du gerade gesagt hast ?“

Lachend verwuschelte ich seine Haare und gab ihm einen Klaps auf seinen Hintern.

„Komm, lass uns gehen. Richie wartet sicher schon !“

Händchen haltend gingen wir zur Haustür, wo auch gerade der Wagen vorfuhr. Richie flitzte aus seinem Garten auf uns zu, warf seine Tasche in den Kofferraum und ließ sich schwer atmend neben mir auf den Rücksitz fallen. Mit einer rasanten Fahrt brachte uns der Fahrer zum Stadion. In den Katakomben angekommen, trafen wir auf den Rest unserer Bands, lediglich Tico fehlte noch. Wir stießen miteinander an und mir fiel wieder einmal das unglaubliche Chaos auf, das hinter den Kulissen herrschte. Manchmal war es mir ein Rätsel, wie solche große Veranstaltungen überhaupt funktionieren konnten. Stella und Romy waren zu diesen Konzerten nicht eingeplant und so ließ ich mich von fremden Stylisten und Friseuren herrichten. Jon begrüßte die anderen Musiker, die nach und nach eintrafen. Ich hielt mich im Hintergrund. Tico traf endlich ein und nahm mich herzlich in den Arm. Alle redeten aufgeregt durcheinander und ich hatte zuerst nicht bemerkt, dass Jon zu mir herüber winkte. Schließlich ging ich zu ihm.

„Babe, wo bist Du denn ?“ flüsterte er mir ins Ohr.

„Ich wollte Dich nicht stören, es ist Dein Abend !“ flüsterte ich zurück.

„Und an diesem Abend gehörst Du an meine Seite !“

Ich sah ihn unschlüssig an.

„Aber….“

„Nichts aber ! Es ist mir vollkommen egal, ob wir morgen in der Zeitung stehen oder nicht !“

„Jon….“

Statt einer Antwort riss er mich in seine Arme und küsste mich. Vor allen Leuten. Vor allen Fotografen. Wie erwartet brach ein Blitzlicht-Gewitter los. Unzählige Fragen stürmten auf uns ein. Die Leute drängten sich immer dichter um uns und so langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. So was hatte ich schließlich noch nie erlebt. Um mich zu schützen trat Jon einen Schritt vor und gab geduldig die Antworten.

„Ich glaube, man sieht schon, dass wir ein Paar sind, oder ?“ „Ja, wir sind sehr glücklich.“ „Wie lange wir zusammen sind ?“ „Wir sind frisch verliebt und das bleibt hoffentlich für immer so !“ „Nein, wir wohnen noch nicht zusammen.“ „Könnten Sie dieser Frau widerstehen ? Also ich auf keinen Fall !“

Nach einer – so kam es mir vor – unendlichen Zeit wehrte Jon die Fotografen ab und zog mich in seine Garderobe.

Freitag, 6. März 2009

Kapitel 127

„Na ja, was heißt beobachtet. Ich wollte nur auf einen Kaffee hier rüber, und da sah ich Euch beide hier miteinander kuscheln. Und da habe ich natürlich sofort kehrt gemacht.“

„Richie !“ rief ich laut aus.

„Nein, ehrlich ! Ich hab nichts gemacht !“ Er hob beschwörend beide Hände.

Er machte ein so harmloses, unschuldiges Gesicht, dem weder Jon und ich schon gar nicht widerstehen konnten. Ich ging in die Küche, um für Richie ein Gedeck zu holen. Als ich durch das Fenster schaute, beobachtete ich die beiden. Es war schön zu sehen, wie die zwei Freunde miteinander da draußen saßen, sich angeregt unterhielten, miteinander lachten.
Wir verbrachten einen entspannten Abend miteinander, bis sich Richie ziemlich früh entschuldigte, um zu Bett zu gehen.

„Wollen wir noch zusammen einen Film anschauen ?“ Jon strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Okay, haben wir ja auch noch nie gemacht !“

„Haben wir wirklich noch nie ! Also los !“

Jon suchte nach einem Thriller und wir machten es uns auf dem breiten Sofa bequem. Irgendwann schliefen wir eng aneinander gekuschelt dort ein. Am nächsten Morgen wurden wir jedoch unsanft von Richie, der in Trainingsklamotten vor uns stand, geweckt.

„Richie ! Weißt Du eigentlich, wie viel Uhr es ist ?“ Jon fuhr erschrocken hoch.

„Ja, weiß ich ganz genau, es ist jetzt neun ! Und ich will mit Sandy zum Joggen !“

„Och, komm ! Wir haben noch nicht mal gefrühstückt !“

„Ich auch nicht ! Ich dachte, zu dritt ist es netter !“

„Richie !“ fauchte Jon.

„Ich bereite auch alles vor !“ Richie machte sein unschuldigstes Gesicht.

Also befreiten wir uns von unserer Decke und gingen ins Bad. Richie polterte so lange in der Küche herum. Ich war wirklich gespannt, wie das Frühstück aussehen würde und schlüpfte schnell in meine Laufhose und ein Shirt. Nachdem ich nach meinen Schuhen geangelt hatte, sprang ich die Treppen hinunter, um das schlimmste zu verhindern. Aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht. Nicht alle Rockstars waren Küchenfeinde ! Er hatte den Tisch auf der Terrasse liebevoll gedeckt, der Kaffee war fertig und der Toast war nicht ein bisschen verbrannt. Ich wollte ihm noch helfen, aber er wehrte lachend ab.

„Lass nur, ist ja das mindeste, was ich tun kann, ich hab mich ja schließlich selbst eingeladen !“

Jon kam nun ebenfalls und setzte sich zu mir. Er lächelte nur, als Richie voll beladen aus der Küche kam und uns sein Frühstück vorsetzte. Aber er hatte sich alle Mühe der Welt gegeben. Wir frühstückten gemütlich und ausgiebig zusammen, bis Richie zum Aufbruch mahnte.

„Jetzt müssen wir aber los, sonst lohnt es sich nicht mehr !“

Ich gab Jon zum Abschied einen schnellen Kuss und rannte Richie nach. Wir liefen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her, bis er fragte:

„Bist Du glücklich mit ihm ?“

Überrascht sah ich ihn an.

„Ja sicher, Rich ! Warum fragst Du ?“

„Nun ja, ich mach mir halt so meine Gedanken um Dich ! Du bist mir in der letzten Zeit schwer ans Herz gewachsen. Und da Du anfangs so unglücklich warst….“

„Komm, lass doch die alten Geschichten ! Ich bin endlich darüber hinweg, und kann wieder einem Mann vertrauen. Ich liebe Jon mit meinem ganzen Herzen. Und Du kannst mir glauben, ich bin total glücklich mit ihm.“

„Ich bin echt froh, dass das mit Euch beiden so gekommen ist. Ihr passt unheimlich gut zusammen.“

„Was ist eigentlich mit Dir ? Keine Frau in Sicht ?“

Richie zögerte, bis er antwortete.

„Nein, ich will momentan auch nicht. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer, wie man so schön sagt.“

„Na super ! Mich verkuppelst Du und Du selbst ? Ich hätte den Spruch wirklich auch anbringen können !“

„Willst Du nicht jetzt doch mal mit Joe reden, jetzt wo Du sagst, Du bist drüber hinweg ?“

„Nein, es ist vorbei. Es gibt nichts mehr zu reden. Es ist für mich erledigt.“

„Sicher ?“

„Ja, ganz sicher. Ich liebe Jon. Er gibt mir alles, er ist für mich alles.“

Schweigend trabten wir weiter. Aber Richie hatte mich doch nachdenklich gemacht. Vielleicht sollte ich das Gespräch mit Joe doch führen, um es endlich abzuschließen, auch für Joe. Richie riss mich aus meinen Gedanken. Mit nur einem Satz.

Donnerstag, 5. März 2009

Kapitel 126

„Jon ! Jetzt ! Sofort !“

Erstaunt sah er mich an.

„Hier ?“

„Ja, hier und jetzt ! Übrigens haben wir schon hier miteinander geschlafen, falls Du Dich erinnerst ! Und da hast Du mich verführt !“

„Ja, schon. Aber Richie ist zuhause und bei ihm weiß man nie, wann er hier ankommt.“

Er bemerkte das Verlangen in meinem Gesicht und plötzlich sah ich das bekannte Glitzern in seinen Augen. Ich zog ihn mit mir in sein Schlafzimmer. Knutschend fielen wir auf sein Bett.

„Eigentlich bin ich viel zu müde. Könnten wir nicht ein anderes Mal….“

Ich kniete auf ihm, zog langsam und unauffällig den Gürtel aus meinem Bademantel. Da er die Augen geschlossen hatte, hatte er nichts bemerkt. Ich beugte mich über ihn, küsste ihn in die Halsbeuge und knabberte sachte an seiner Haut.
Seine Hände umfassten meine Brüste, strichen fast unmerklich an meinen Seiten entlang. Ich erschauderte bis ins Innerste. Er ließ sie an meinen Hüften liegen…..
Ich griff danach und bog sie über seinen Kopf. Es musste schnell gehen, würde er ahnen, was ich vorhatte, hätte ich keine Chance, mein Vorhaben auszuführen.
Doch nicht zu schnell, das hätte mich auch verraten….
Er öffnete die Augen und sah mich überrascht an.
Rasch zog ich den Gürtel aus seinem Versteck unter dem Kopfkissen und band seine Handgelenke am Kopfende fest.

„Sandy, komm, das kannst Du echt nicht ….“ Stöhnend bäumte er sich auf.

„Doch, kann ich !“

Ich verführte in nach allen Regeln der Kunst. Anfangs versuchte er sich zu wehren, was ihm aber gründlich misslang. Betont langsam beugte ich mich über den durchtrainierten Oberkörper, der da unter mir lag. In seinen Augen lag eine Mischung aus Wollen und Abwehr. Nur zu gerne hätte er das Kommando übernommen. Ich bedeckte ihn mit kleinen Küssen, ließ meine Zunge um seine Brustwarzen kreisen. Langsam bewegte ich mich weiter nach unten….

„Du bist absolut wahnsinnig, weißt Du das eigentlich ?“ keuchte er.

„Ich habe einen guten Lehrmeister im Wahnsinn, zumindest was das Bett betrifft.“

Er stöhnte laut auf und ergab sich seinem Schicksal. Dieses Mal nahm ich mir, was ich wollte. Jon hatte keine Möglichkeit, irgendetwas zu tun, ich hatte ihn in der Hand…
Zitternd und völlig erschöpft lagen wir nebeneinander. Das Bettzeug war total feucht von uns, die Kissen lagen verstreut auf dem Boden.

„Machst Du mich irgendwann auch mal wieder los ?“ kam es da leise von der Seite.

„Oh, sorry ! Natürlich !“

Ich löste die Fessel und küsste ihn. Unser beider Atem ging immer noch sehr schnell und unsere Herzen rasten. Was ihn aber nicht davon abhielt, sich sofort auf mich zu stürzen.

„Babe, Du weißt, dass das Rache gibt ?“ fragte er mit einem hinterhältigen Grinsen.

„Da hab ich jetzt aber schon Angst !“ frotzelte ich zurück.

Er bog meine Arme nach hinten und stützte sich auf meine Hände. Er beugte sich langsam über mein Gesicht und küsste mich mit einem dieser Küsse, bei denen man sich wünscht, sie mögen nie zu Ende gehen.
Sein Magen begann zu knurren.

„Die perfekte Frau ….“ begann er.

„....verwandelt sich nach dem Sex in eine Pizza !“ vollendete ich.

Lachend zogen wir uns an und gingen nach unten auf die Suche nach etwas Essbarem. Rosita hatte vorgesorgt. Auf einem Zettel teilte sie uns mit, dass unser Abendessen im Kühlschrank stünde und nur noch aufgewärmt werden müsse.
Sie hatte Maisfladen und eine scharfe Füllung vorbereitet. Diese gab ich rasch auf die Fladen, rollte sie auf und legte das Ganze auf ein Backblech. Während sie im Ofen aufgebacken wurden, machte ich einen frischen Salat an.
Ich richtete alles auf einem Tablett her und trug es auf die Terrasse. Jon grinste mich mit seinem unverschämten Grinsen an.

„Was ?“ fragte ich.

„Heute verwöhnst Du mich aber ! Vorher im Schlafzimmer und jetzt hier ?“

„Ich weiß auch nicht, womit Du das verdient hast !“

„Hab ich doch, oder ?“

Lachend gab ich ihm einen Kuss und begann die Teller anzurichten.

„Mmmhhh ! Das riecht aber lecker ! Ich komme wohl gerade richtig !“ Richie lugte durch die Hecken und bog diese auseinander, um durchzukommen.

„Kann ich mit Euch essen ?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Ja sicher, es ist genug da !“ antwortete Jon lächelnd.

„Siehst Du, Honey, bei Richie weiß man nie, wann er hier auftaucht !“

„Du glaubst doch nicht im Ernst, ich hätte Euch vorhin wirklich gestört ?“ fragte Richie empört.

„Du hast uns beobachtet ?“ fragte ich entgeistert.

Mittwoch, 4. März 2009

Kapitel 125

Am Flughafen checkten wir mit Base-Cap und Sonnenbrille getarnt ein und baten am Schalter der Leihfirma, den Wagen vom Parkplatz abholen zu lassen. Der Angestellte wollte zuerst nicht, da dies nicht üblich sei. Als sich Jon jedoch zu erkennen gab und ihm ein großzügiges Trinkgeld über den Tresen schob, war er dann plötzlich doch dazu bereit.
Wir gingen schnell durch die Absperrungen und Kontrollen, um nicht von Fans erkannt zu werden. Ich holte uns beiden Kaffee und wir setzten uns in einen etwas abgelegenen Bereich. Es dauerte nicht allzu lange, bis meine vier Jungs eintrafen. Sie freuten sich ebenfalls sehr, als sie Jon sahen und ein großes Hallo mit Erzählungen und Fragen folgte.
Unser Flug wurde aufgerufen und wir stiegen ein. Jon hatte für uns beide Plätze nebeneinander gebucht. Wie immer, wenn ich flog, war ich äußerst nervös. Es war keine Flugangst, ich wurde aber erst ruhig, wenn der Vogel in der Luft war. Er bemerkte es und zog mich in seine Arme. Beruhigt kuschelte ich mich an ihn und kurze Zeit später glitten wir ruhig durch die Nacht.

Zwölf Stunden später landeten wir im sonnigen LA. Meine Jungs hatten Zimmer in einem Hotel mitten in der Stadt, daher verabschiedeten wir uns von ihnen und fuhren zu Jons Haus. Es war schön, wieder hier zu sein. In diesem Haus hatte ich mich vom ersten Tag an wohl gefühlt. Rosita freute sich riesig, als wir ankamen und bemutterte uns natürlich sofort wieder. Sie machte uns ein echt amerikanisches Frühstück mit Hush-browns, Spiegeleiern, Pancakes und Speck. Sie war der Ansicht, dass wir viel zu dünn wären und im Ausland nichts richtiges zu Essen bekämen. Lachend ließen wir sie gewähren. An den dünnen Kaffee würde ich mich allerdings nie gewöhnen können.

„Sandy, ich müsste jetzt eigentlich in mein Büro, ein paar wichtige Telefonate führen. Macht Dir das was aus ?“ Er hatte sein schuldbewusstes Gesicht aufgesetzt.

„Sei nicht albern ! Natürlich nicht ! Ich geh schwimmen und leg mich eine Weile an den Pool.“

Er stand auf, drückte mir noch einen leichten Kuss auf die Wange und ging davon.
Stolz sah ich ihm nach. Dieser wunderbare, traumhafte Mann war mit mir zusammen ! Ungläubig über mein Glück schüttelte ich den Kopf und stand ebenfalls auf, um meine Badesachen anzuziehen und das üppige Frühstück gleich wieder abzustrampeln.
Nach dem Schwimmen legte ich mich auf eine der Liegen und ruhte mich aus. Ich war einige Bahnen geschwommen und der Jetlag tat sein übriges. Leise hörte ich dann und wann Jons Stimme. Eine sanfte Brise wehte vom Meer herauf, die Palmen bogen sich leicht im Wind und die Sonne schien. Diese traumhafte Atmosphäre ließ mich schläfrig werden und so döste ich ein.

Eiskalte Spritzer Wasser auf meinem Bauch ließen mich hochfahren. Erschrocken richtete ich mich auf. Was zum …. ?
Da hörte ich sein helles Lachen und sah zwei Beine, die versuchten, sich möglichst schnell aus dem Staub zu machen. Jon hatte die Rechnung jedoch ohne mich gemacht. Blitzschnell fasste ich nach einem Stück seiner Hose und hielt ihn fest. Er kam ins Straucheln und fiel fast hin. Während dessen war ich aufgestanden und hielt ihn nun an seinem Shirt fest. Da er immer noch weglaufen wollte, ich ihn aber nicht los ließ, begannen wir eine wilde Rangelei. Die endete dann damit, dass wir beide verhakt ineinander in den Pool fielen. Prustend tauchte ich auf und wollte nach Luft schnappen. Dazu blieb mir nur wenig Zeit, da mich zwei kräftige Hände auf meinen Schultern wieder nach unten drückten. Okay Baby, sann ich auf Rache ! Ich tauchte unter ihm weg und zog an beiden Hosenbeinen, so dass er das Gleichgewicht verlor. Überrascht von meiner Attacke ließ er von mir ab und ich konnte ihn, als er versuchte aufzutauchen ebenfalls nach unten drücken. Das ganze ging noch eine Weile so weiter, bis er, sein Shirt über dem Kopf schwenkend rief:

„Waffenruhe ! Bitte, ich kann nicht mehr !“

Als ich wieder einigermaßen Atem hatte, schwamm ich zu ihm. Wir brachen beide in schallendes Gelächter aus, ob unserer Kindereien. Er nahm mich in seine Arme und zog mich an sich.

„Jon !“

„Nein, ich habe nichts schlimmes vor, ehrlich ! Ich will nur einen Friedenskuss von Dir, bitte !“

Lachend ließ ich ihn gewähren kurz darauf krochen wir beide aus dem Pool. Jon zog seine nassen Sachen aus und wir kuschelten miteinander auf den Liegen, bis die Sonne langsam unterging. Es fiel mir schwer, nur neben ihm zu liegen. Ich wusste genau, dass er unter seinem schmalen Handtuch nichts anhatte. Die Spannung, die zwischen uns war, wuchs ins Unermessliche. Wir tauschten wie auf Kommando unsere viel sagenden Blicke. Und doch blieb es von Jons Seite aus dieses Mal nur beim Küssen und Streicheln.

Dienstag, 3. März 2009

Kapitel 124

Unfähig, mich zu bewegen, oder etwas zu sagen, saß ich da.
Er kramte in seiner Hosentasche und die Verpackung die zum Vorschein kam, ließ einen Geistesblitz durch meine grauen Zellen fahren. Tini hatte gestern Nachmittag Recht gehabt, sie hatte Jon tatsächlich in unserer Stadt gesehen. Das Schächtelchen, das Jon gerade öffnete, war von unserem Juwelier.
Er drehte sich zu mir, nahm meine rechte Hand und streifte mir einen schmalen, goldenen Ring über.

„Jon ! Das ist ja genau der gleiche, den ich Dir geschenkt habe ! Wie kommst Du ….?“

Er strahlte mich an.

„Als ich gestern ankam, hatte ich bereits den Plan, Dir einen Ring zu kaufen. Tja, und dann ging ich zu dem Juwelier. Die Dame, die mich dort bediente, legte mir einige Stücke vor. Da ich aber weiß, dass Du es eher etwas schlichter magst, zeigte ich ihr den Ring an meiner Kette und sie haben mir den angefertigt. Ich musste zwar dort ewig warten, bis er fertig war, aber das war es mir wert. Ich finde es sehr schön, dass wir genau die selben haben.“

„Och, Du bist so süß, ich danke Dir !“

Ich fiel ihm um den Hals. Er küsste mir zart die Tränen von den Wangen und hielt mich lange, sehr lange fest.

„Danke, für alles !“ flüsterte er in mein Ohr.

Das Klingeln an der Tür riss uns leider aus unserer Umarmung.

„Immer, wenn’s am schönsten ist ! Ich hasse Türen !“ maulte ich vor mich hin.

„Wir wollten uns nur noch kurz von Dir verabschieden !“ Tini und Tom standen da.

„Na, dann kommt mal rein !“

Die beiden staunten nicht schlecht, als sie meinen Besuch auf dem Sofa sahen. Tini war mal wieder von Jon und seiner Idee hierher zu fliegen, restlos begeistert.

„Ach, Du bist ja so romantisch !“ schmachtete sie.

Als sie den Ring an meinem Finger sah und die Geschichte hörte, war sie hin und weg.

„Ich hab Dir doch gesagt, ich habe Jon gesehen ! Und Du hast mir nicht geglaubt !“ fuhr sie mich vorwurfsvoll an.

„Gott sei Dank, sonst wäre meine Überraschung beim Teufel gewesen !“ lachte Jon.

Wir leerten gemeinsam die Flasche Champagner und verabschiedeten uns tränenreich. Ich griff nach dem Telefonhörer, um ein Taxi zu rufen, als Jon seine Hand auf die meine legte.

„Schatz, brauchst Du nicht ! Ich hab doch einen Leihwagen unten stehen !“

„Echt ?“

„Ja klar, ich fahr selbst zum Flughafen. Es ist alles organisiert, wir fliegen zudem auch gemeinsam !“

Jubelnd fiel ich ihm um den Hals. Ausnahmsweise hatten wir an diesem Abend genügend Zeit und die übliche Hektik fehlte. Als wir unsere Koffer hinunter schleppten, wurde mir auch klar, wem der schwarze Wagen, den ich gestern bemerkt hatte, gehörte. Ich schloss noch schnell meine Wohnung ab und die Fahrt ging los. Das Navi konnte kein Englisch und so lotste ich Jon aus der Stadt Richtung Autobahn. Mir fiel sofort auf, dass Jon zwar ein rasanter, aber sehr sicherer Fahrer war. Per Handy gab ich meinen Jungs Bescheid, dass sie mich nicht abholen mussten und ich bereits mit Jon unterwegs war. Wir wollten uns dann am Gate treffen, da es mit Jon sicherlich nicht einfach werden würde, unerkannt an Bord zu kommen.

Montag, 2. März 2009

Kapitel 123

Ich half noch schnell, den Tisch abzuräumen. Mein Dad war mit Jon bereits in die Diele gegangen. Sie sprachen leise miteinander, dennoch konnte ich verstehen, was sie sagten.

„Ich bin froh, dass Sandy mit Ihnen zusammen ist. Sie tun ihr gut ! Ich habe sie lange nicht so glücklich und gelöst gesehen. Das letzte Jahr war schrecklich für uns, da wir nichts tun konnten. Sie ging durch „ihr Tal der Tränen“, wie sie es immer nannte. Manchmal dachten wir, sie käme da nie wieder heraus. Aber nun ist sie – so wie ich es sehe – wieder ganz die alte. Passen Sie auf sie auf, okay ?“

„Ich verspreche es ! Sie hat mir übrigens ebenfalls aus einer schweren Phase geholfen. Ich dachte nämlich auch, bis ich Sandy traf, die Liebe wäre für mich vorbei. Aber nun, bin ich glücklicher denn je. Mit ihr !“

Dad nahm Jon in den Arm und klopfte ihm auf den Rücken. Mam wollte hier natürlich nicht zurückstehen – wäre auch unmöglich bei Sonnenschein Jon – und drückte ihn fest an sich.

„Macht`s gut Ihr beiden !“ gab sie uns mit auf den Weg.

Mit tränennassen Augen verabschiedete ich mich von den beiden und Hand in Hand ging ich mit Jon zurück zu meiner Wohnung.

„Du magst Deine Eltern sehr ?“

Ich nickte. „Ja, ich liebe sie über alles. Sie waren immer für mich da, haben mir immer beigestanden. Egal, was ich vorhatte, sie haben mich mit allen Kräften unterstützt. Mir tut es jedes Mal sehr weh, wenn ich mich von ihnen verabschieden muss. Ich weiß, dass sie sich große Sorgen machen, weil ich so viel unterwegs bin.“

„Das ist wohl unser Schicksal. Die Abschiede, die Sorgen, das Warten. Aber es gehört leider zum Job.“

Nachdenklich schloss ich die Tür zu meiner Wohnung auf. Da mein Koffer noch fertig gepackt werden musste, ging ich gleich ins Schlafzimmer. Jon machte es sich so lange vor dem Fernseher gemütlich. Gerade, als ich die Schlösser zuschnappen ließ, hörte ich ein lautes „Plopp“. Ich flitzte rüber ins Wohnzimmer, wo ich Jon mit zwei Gläsern Champagner stehen sah. Er strahlte über das ganze Gesicht.

„Haben wir was zu feiern ?“

„Ja, ich denke schon ! Komm her zu mir.“ Einladend streckte er seinen Arm nach mir aus.

Sein ernstes Gesicht weckte eine gewisse Unruhe in mir. Was hatte er vor ? Er nahm meine Hand und zog mich auf meine Couch.

„Ich muss Dir etwas sagen,“ begann er.

Ich holte tief Luft.

„Wir beide sind noch nicht sehr lange zusammen, mir kommt es aber vor, als würde ich Dich schon mein ganzes Leben kennen. Ich …. Nun…. ich habe ziemlich schlechte Zeiten hinter mir, lange dachte ich, mein privates Glück wäre vorbei. Aber dann bist Du in mein Leben gewirbelt, ja gewirbelt. Ich werde den Moment, als Du in München vor mir standest, niemals vergessen. Du hast alles, was bisher war, total auf den Kopf gestellt. Wenn Du bei mir bist, ist für mich alles in Ordnung, es ist einfach alles okay. Und dafür möchte ich mich bei Dir bedanken.“