Mittwoch, 29. April 2009

Kapitel 163 - Katerstimmung

Wir erwachten sehr früh. Jon blinzelte verschlafen zu mir herüber. Als er sah, dass ich ebenfalls wach war, schenkte er mir sein süßestes Lächeln.

„Hey.“

„Guten Morgen, mein Schatz !“

„Gibt’s auch einen Gute-Morgen-Kuss ?“

„Natürlich !“

Unser Schmusen wurde dann allerdings recht unsanft von meinem laut knurrenden Magen unterbrochen.

„Hahaha ! Sag mal, hast Du schon wieder Hunger ?“

„Jon, weißt Du eigentlich, wann ich das letzte Mal gegessen habe ?“

„So verfressen, wie Du bist, wahrscheinlich heute Nacht ! Ich kann mir gut vorstellen, dass Du heimlich aus dem Zimmer geschlichen bist, in die Hotelküche eingebrochen bist und sämtliche Kühlschränke geleert hast !“

„Du bist so was von gemein !“

Empört warf ich mein Kissen nach ihm. Lachend wehrte er es ab.

„Wann hast Du denn zum letzten Mal was gefuttert ?“ fragte er spöttisch.

„Gestern morgen, in Deinem Haus, nur zur Info !“ gab ich schnippisch zurück.

„Das ist nicht Dein Ernst ?“ Nun sah er mich erschrocken an. „Und warum ? Es war doch immer was da ?“

„Ganz einfach. Weil ich nicht wusste, was mit Dir los war !“

Ich drehte mich um und ging ins Bad.

„Hey, das tut mir leid. Du hast wegen mir nichts gegessen ?“

„Ja, weil ich nicht konnte.“

„Ach, Honey, sorry, das wollte ich nicht.“

Er war hinter mich getreten und schlang seine Arme um mich. Da ich vor dem Waschbecken stand, konnte ich im Spiegel unsere Gesichter sehen. Und so auch seinen besorgten Blick.

„Ist schon gut.“

„Dann gehen wir wohl am besten ganz schnell frühstücken, oder ?“

Ich sah wieder hoch und musste lächeln. Jon sah mich schuldbewusst an. Und dabei wirkte er so unglaublich süß !

„Du weißt ganz genau, welchen Blick Du aufsetzen musst, damit Dir verziehen wird, was ?“

„Aber nein ! Niemals !“

Nun musste ich lachen und er stimmte mit ein.
Nachdem wir uns angezogen hatten, packten wir rasch unsere Sachen zusammen und gingen zu den Aufzügen. Richie schlüpfte mit Ava an der Hand noch schnell mit in die Kabine.

„Hallo Ihr zwei ! Ausgeschlafen ?“

„Auch hallo und ja, wir waren gestern nicht sehr lange in der Hotelbar mit dabei," antwortete Jon.

„Wieder alles okay ?“ Richie sah uns aufmerksam an.

„Ja, alles okay !“

Der Speisesaal war zu dieser Zeit noch fast leer. Nur ein paar Paare saßen vereinzelt an den Tischen und musterten uns neugierig. Das war für uns das Signal, die Sonnenbrillen zu zücken. Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen können. Noch immer erstaunte es mich, erkannt zu werden. Mit oder ohne Jon. Ava wich mir wieder nicht von der Seite und wollte unbedingt, dass ich mit ihr die Frühstückssachen für uns vier zusammen suchte. Als wir alles hatten, gingen wir zu den beiden Jungs zurück, die sich entspannt zurückgelehnt hatten.
Ich konnte mir meine Frage nicht verkneifen.

„Kann es eigentlich sein, dass Ihr beide Euch so langsam zu richtigen Machos entwickelt ?“

Sie taten mächtig erstaunt.

„Wir ? Wieso ? Wie kommst Du darauf ?“ fragte Richie gespielt erstaunt.

„Also, ich wollte Euch zwei Ladies nur den Vortritt lassen !“ Jon gab den Kavalier.

„Ja, genau !“ lachte ich. Gegen die zwei zusammen hatte ich sowieso nicht den Hauch einer Chance.

„Ich lasse mich eben gerne von Dir verwöhnen. Und ich komme noch immer nicht darüber hinweg, dass Jon Dich mir weggeschnappt hat.“

Richie biss grinsend in ein Brötchen, wurde aber von Jons Serviette mitten im Gesicht getroffen.

Was ? Essenstechnisch gesehen, natürlich !“ verteidigte er sich.

„Na, hoffentlich ! Sonst bekommst Du nämlich großen Ärger !“

„Da hab ich aber jetzt schon Angst !“

Lachend schüttelte ich den Kopf. Die beiden musste man einfach gern haben. Und einen davon besonders…..

„Wieso seid Ihr alle schon wieder so unverschämt fit heute ?“

Tico war gekommen. Und er sah dermaßen zerstört aus.

„Hast Du unter einem Bagger geschlafen ?“ fragte Jon.

Dienstag, 28. April 2009

Kapitel 162

Im Vorbeigehen nahm ich zwei frische Gläser und eine Flasche mit und öffnete die Glastür nach draußen. Er saß auf einem Stuhl und nahm gerade einen Schluck aus einer Bierflasche.

„Hallo,“ sagte ich leise.

„Hi.“

Er wollte aufstehen, aber ich bedeutete ihm, er solle sitzen bleiben und zog mir einen Stuhl nahe an ihn heran, schenkte beide Gläser ein und reichte ihm eines davon.

„Cheers !“

„Cheers !“

„Ava war total begeistert. Sie war außer Rand und Band. Ich glaube, Ihr habt heute Abend einen neuen Fan gewonnen !“

„Mmhhh.“

„Bist Du immer noch sauer ?“

Er ließ sich mit seiner Antwort lange Zeit. Endlich wandte er sich zu mir, stellte sein Glas ab und nahm meine Hände in die seinen.

„Ich war nicht sauer, jedenfalls nicht wirklich. Es war nur schwer zu verstehen, dass Du mir nichts gesagt hast, sondern heimlich zu ihm gegangen bist. Mein einziger Gedanke war, dass Du zu ihm zurück gehen könntest.“

Seine Augen blickten auf den Boden und er holte tief Luft, bevor er weiter sprach.

„Ich habe mitgekriegt, wie Ihr zusammen das Stadion verlassen habt und es tat mir unheimlich weh, Dich mit ihm zu sehen.“

„Du hast uns gesehen ?“

Er nickte nur leicht und nahm einen Schluck.

„Ich vertraue Dir, ehrlich. Aber trotz allem packe ich es nicht, wenn ich Euch beide zusammen sehe.“

„Du weißt, dass ich Dich liebe. Dass ich Dich liebe, wie ich noch niemals vorher einen Mann geliebt habe. Ich habe es für uns getan, für uns beide. Es fiel mir unendlich schwer, mich dazu durchzuringen, mit ihm zu reden. Und es wäre für mich viel leichter gewesen, einfach zu sagen, nein, will ich nicht. So hätte ich es aber wahrscheinlich noch ewig mit mir herumgeschleppt und es wäre auch zwischen Dir und mir gestanden.“

Ich strich ihm sanft über die Wange.

„Jon, es war der Abschluss, das Ende. Das weiß ich jetzt ganz genau.“

„Sicher ?“

„Ganz sicher !“

Unsere Gesichter näherten sich einander und wir sahen uns lange, sehr lange in die Augen. Seine Hand griff in meine Haare und er zog meinen Kopf noch näher zu sich. Das Blau in seinen Augen wurde dunkler, sein Blick war unglaublich intensiv. Ich beugte mich vor und endlich spürte ich seine Lippen auf den meinen.

„Lass mich nie wieder allein !“ flüsterte er.

„Lass Du mich nie wieder allein !“

Ich griff nach seiner Hand und zog daran.

„Was ?“ fragte er mich erstaunt.

„Komm, lass uns nach oben gehen !“

„Und die anderen ?“

„Sind mir heute, ehrlich gesagt egal !“

Wir schlichen unbemerkt in unsere Suite und sanken auf das Bett. Unendlich zärtlich zog er mir ein Kleidungsstück nach dem anderen aus. Wir küssten uns unzählige Male und Jon spielte mit seinen Blicken. Seine Fingerspitzen strichen sanft über meine Haut. Ein wahnsinniges Kribbeln fuhr durch meinen Körper. Er bemerkte es und quittierte es mit seinem unverschämten Lächeln.

„Weißt Du eigentlich, dass ich niemals genug von Dir bekommen kann ?“ hauchte er nahe meinem Ohr.

„Das hoffe ich doch !“ gab ich zufrieden zurück.

Das Verlangen machte mich fast wahnsinnig und ich bäumte mich ihm ungeduldig entgegen.
In dieser Nacht gab ich alles von mir preis, ich gab mich ihm völlig hin.

Samstag, 25. April 2009

Kapitel 161

„Herrje ! Du warst ja noch nicht einmal in der Maske ! Umgezogen bist Du auch noch nicht ! Was ist denn ?“

Ich winkte nur ab und stand auf. Wie eine Marionette zog ich mich um, schaute schnell in den Spiegel, zupfte an meinen Haaren und frischte mein Make-up etwas auf.

„Können wir ?“ fragte ich schließlich.

„Von mir aus schon !“

Als ich an ihm vorbeiging, hielt er mich am Arm zurück.

„Geht es ?“

„Ja, muss ja !“

Draußen standen Marc, Jimmy und Eddy und warteten auf uns.

„Na dann los. Lasst uns den Amis zeigen, wer wir sind !“

Wir hielten die Hände in die Mitte und klatschten anschließend ab. Von Jon war meilenweit nichts zu sehen. Tico und Hugh wünschten uns viel Glück. Richie warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Ava klatschte aufgeregt in die Hände und jubelte.

„Endlich geht es los !“ Sie strahlte über das ganze Gesicht.

Wider Willen musste ich lächeln. Was das Lachen eines Kindes bewirken konnte ! Ich fühlte mich plötzlich um einiges besser und zwinkerte ihr zu.
Im Stadion war die Stimmung gigantisch. Mittlererweile wussten wir, dass das Publikum in den Staaten um einiges zurückhaltender war, als bei uns in Europa. Aber so gesehen, war es heute ganz schön gut drauf. Wir begannen mit unserer Show und sie gingen toll mit. Nach dem zweiten Song brachte ich mein Sprüchlein über Umwelt- und Klimaschutz und sie jubelten. Als wir durch waren, hörten wir zuerst vereinzelt, dann immer stärker die Rufe nach Zugaben. Wir spielten "Out of the chains you got me in", wollten von der Bühne gehen, jedoch riefen sie dann nach
"Endless Love". Wie immer war es ein besonderer Moment für unsere Band. Ich holte meinen Barhocker, Stefan den seinen. Ich dachte an Jon, an unser Gespräch vorher und ich hoffte, dass er wenigstens zuhörte. Irgendwie war es doch unser Lied ! Dieses Mal konnte ich in den ersten Reihen sogar Fans sehen, die den Text komplett mitsangen ! Es war unglaublich schön ! Schade, dass wir aufhören mussten. Wir alle hätten so gerne weitergespielt, aber die nächste Band, der Headliner wartete schon. Bon Jovi.

Ich lief im Halbdunkel zurück, ich hatte ihn nicht gesehen, er hielt mich am Arm fest und zog mich an sich.

„Ich liebe Dich, Babe.“

Seine Lippen suchten die meinen und er küsste mich. Er hielt kurz inne, sah mich an, drückte mich noch fester an sich und küsste mich abermals.

„Jon….“

„Sorry, ich muss !“

Im Gehen drehte er sich nochmals zu mir um und warf mir eine Kusshand zu.
Was jetzt ? Vorher ließ er mich stehen, machte mir Vorhaltungen, die ich nicht verstehen konnte und nun ? War es der Song ? Zu langen Überlegungen kam ich jedoch nicht, da sich eine kleine Hand in die meine schob. Ich sah nach unten und Ava strahlte mich an.

„Nun kommt mein Dad !“

Stolz wie Bolle grinste sie mich an. Ich konnte nicht anders, ich musste sie in meine Arme nehmen und ganz fest an mich drücken. Sie gab mir einen kleinen Schmatzer auf die Wange und wir hörten die ersten Töne von Living on a prayer.

Stefan hatte mir einen Becher mit Cola-Rum in die Hand gedrückt. Auf meinen fragenden Blick raunte er mir nur zu:

„Trink ihn einfach, ich glaube, Du brauchst das jetzt !“

Sie spielten ihr Programm und wir machten wie immer ordentlich Party, sangen mit, malträtierten unsere Hände durch unser Klatschen. Jon drehte sich mehrfach zu uns um. Wollte er sich vergewissern, ob ich noch da war ? Als sie nach den Zugaben abgingen und die Lichter in der Arena aufblitzten, meinte Ava nur:

„Schade, ich hätte noch gerne weiter zugehört !“

Das ging hier wahrscheinlich noch ein oder zwei weiteren Leuten auch so !

„Wie sieht`s aus, gehen wir noch was trinken ?“ Tico sah erwartungsvoll in die Runde.

„Also, ich bring meine kleine Lady ins Bett !“ Richie winkte ab.

„Ach, Dad, muss ich wirklich schon ins Bett ? Kannst Du heute mal keine Ausnahme machen ?“

„Nein, ganz bestimmt nicht ! Es ist schon sehr spät, normalerweise wärst Du schon längst in der Falle !“

„Och menno !“ maulte sie, aber er ließ sich nicht erweichen.

Jon musste sich noch bei den anderen Bands sehen lassen und so fuhren wir ohne ihn. Im Hotel angekommen, steuerten wir gleich die Bar an. Tom brachte die ersten Kritiken mit.

„Was, jetzt schon ? Das Konzert ist kaum vorbei, da haben die ihre Ergüsse schon fertig ?“

Jimmy war Kritiken gegenüber schon immer äußerst skeptisch und brachte dies grundsätzlich jedes Mal unmissverständlich zum Ausdruck. An diesem Abend hatten wir jedoch allen Grund zur Freude. Wieder einmal waren die Stimmen voll des Lobes. Wir waren die Helden ! Tom orderte Champagner und wir stießen darauf an. Kurz darauf waren wir ziemlich ausgelassen und die Stimmung stieg. Andere Musiker trafen ein und beteiligten sich an unserer Party. Mir war nicht aufgefallen, dass Jon angekommen war. Tico winkte mich zu sich und nickte Richtung Garten.

„Er ist draußen !“

„Alleine ?“

„Geh schon !“

Freitag, 24. April 2009

Kapitel 160

„Sag mal, wo warst Du ? Jon sucht Dich, und zwar schon eine ganze Weile !“

Sie sah mich an. Kontrollblick Tini.

„Ha ! Du hast Dich mit Joe getroffen !“

„Mensch, Tini ! Woher weißt Du das denn schon wieder ?“

„Vielleicht, weil ich Dich mein ganzes Leben kenne !“

„Ja, ich hab mich mit ihm getroffen.“

„Ja, und ?“

„Wir haben uns ausgesprochen, ach, ich weiß nicht mal, ob wir das haben.“

„Wie jetzt ?“ fragte sie ungeduldig.

Jemand tippte mir auf die Schulter. Richie stand hinter mir.

„Liebes, Jon sucht Dich. Und er ist, glaube ich, ziemlich sauer.“

„Auch das noch !“

Aufgelöst rannte ich zu seiner Garderobe. Da auf mein Klopfen niemand antwortete, öffnete ich. Er stand angelehnt an einen Tisch, einen Fuß auf einen Stuhl gestellt und spielte auf seiner Gitarre. Als er mich bemerkte, legte er sie zur Seite, faltete seine Hände im Schoß und sah mich an.

„Du hast mich gesucht ?“

„Wo warst Du ?“

„Bei Joe.“

„Warum weiß ich nichts davon ?“

„Jon, ich musste das machen. Für mich allein.“

„Hast Du so wenig Vertrauen zu mir ?“

„Das hat mit Vertrauen nichts zu tun. Ich wollte mit ihm reden, unvoreingenommen, ohne Ratschläge von Dir oder den anderen. Es war für mich wichtig, das ich das alleine mache.“

„Okay“, sagte er gedehnt.

„Jon, Du hast mir doch selbst dazu geraten !“

„Ich dachte eigentlich, wir beide sprechen über alles. Anscheinend ist dem nicht so.“

„Ach komm ! Ich habe nur mit ihm gesprochen ! Wir saßen in einem Cafe und haben nur geredet ! Sonst ist nichts passiert ! Was denkst Du denn von mir ?“

Er gab mir keine Antwort, sondern starrte vor sich auf den Boden.

„Warum bist Du die ganze Zeit schon so komisch ?“ fragte ich schließlich.

„Ich bin komisch ?“

„Ja, seit heute morgen sprichst Du fast nicht mit mir. Einzig Ava gegenüber hast Du Dich normal verhalten. Was ist es in Wirklichkeit ?“

Noch immer schaute er auf den Boden, nervös drehte er ein Gitarrenblättchen zwischen den Fingern.

„Jon !“

Achtlos schnippte er das Blättchen in die Ecke und holte tief Luft.

„Ich habe Dich belauscht, ja, als Du gestern Abend verschwunden bist, bin ich Dir nachgegangen.“

„Du hast es gewusst ?“

Er nickte nur.

„Warum hast Du dann kein Wort gesagt ?“

„Weil es an Dir war, mir davon zu erzählen.“

„Und deswegen….“

„Ja ! Deswegen habe ich gestern den restlichen Abend und heute den ganzen Tag darauf gewartet, dass Du mir sagst, was Du vor hast.“

Das war es also ! Er wartete und wartete, und als von mir nichts kam, hat es sich in ihm aufgebauscht. Stolz, wie er war, hat er das dann in sich hineingefressen und sich wer weiß was gedacht ! Tini hatte es voraus gesehen. Wer weiß, was ein Mann so denkt ! Was er wirklich denkt !
Ich trat auf ihn zu und nahm sein Gesicht zwischen seine Hände.

„Jon, Jon, Jon ! Ich habe mit ihm gesprochen und ….“

Er zog meine Hände weg und sagte mit leiser Stimme:

„Lass es. Wenn Du wirklich gewollt hättest, dass ich Bescheid weiß, hättest Du mir vorher was gesagt. Anscheinend willst Du nicht, dass ich an Deinem Leben teilnehme.“

Er stand auf und verließ wortlos den Raum. Völlig konsterniert saß ich da. Ich verstand es nicht. Ich weiß nicht, wie lange ich dort saß. Stefan kam, um mich abzuholen.

Donnerstag, 23. April 2009

Kapitel 159

Das wäre uns überhaupt nicht aufgefallen ! Und so griffen wir nach unseren Taschen mit den Bühnenklamotten und begaben uns auf den Weg ins Stadion. Wir drängten uns durch die Menschenmassen, die sich dort bereits versammelt hatten. Wieder einmal ging mir das Durcheinander gehörig auf die Nerven und ich suchte nach dem Weg ins Stadion, um mich alleine auf die Stufen zu setzen. Doch da rannte mir Stefan hinterher und hielt mich zurück.

„Wir müssen sofort zum Soundcheck. Irgendein Dödel hat den Plan durcheinander gebracht und wir sind jetzt dran !“

Also flitzten wir zurück und gingen gleich auf die Bühne. Es klappte hervorragend, wir waren frühzeitig fertig. Gerade, als ich hinter meinen vier Jungs die Treppen hinunter ging, trat mir jemand in den Weg.

„Hi.“

„Hi“, entgegnete ich erschrocken. Mein Puls raste, ich fing an zu zittern und hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte.

„Wollen wir ?“ fragte er einfach.

„Ja…. Wir…. Also…. Okay ! Lass uns gehen.“ stotterte ich.

Er führte mich zu einem bereits wartenden Wagen, der nur wenige Minuten später vor einem kleinen Cafe hielt. Noch immer sprachen wir beide kein Wort. Ich fühlte mich äußerst unwohl und ein Gedanke schwirrte durch meine Hirnwindungen:
„Herr, lass den Boden aufgehen und mich darin verschwinden !“
Aber es half alles nichts, ich musste da jetzt durch.
Er bestellte, nachdem er mich gefragt hatte, für uns beide Kaffee.
Dann ließ er seinen Blick auf mir ruhen. Dieser unbewegte, tiefe Blick aus seinen dunklen, fast schwarzen Augen. Er sah gut aus. Die Haare waren länger, seine Haut etwas gebräunt. Und da sah ich es.

„Du trägst immer noch unser Kreuz ?“ Fast konnte ich nicht atmen und so klang meine Frage in meinen Ohren etwas gepresst.

„Ja, sicher. Ich werde es immer tragen.“

„Joe, ich….“

Verflucht ! Was sollte ich sagen ? Was wollte ich sagen ?

„Bist Du glücklich mit ihm ?“ fragte er unvermittelt, nippte kurz an seiner Tasse und sah mich wieder mit diesem Blick an.

„Ja, ich bin sehr glücklich mit ihm.“

Wir schwiegen, sahen uns beide an und ich nahm all meine Kraft zusammen, um seinem Blick stand zu halten.

„Er hat Dich nicht verdient.“

„Aber Du ?“ fragte ich nun etwas zornig.

„Eher wie er. Glaubst Du, er meint es tatsächlich ehrlich ?“

„Ja, Joe. Und ich glaube es nicht, ich weiß es. Was soll das ? Warum stellst Du Jon in Frage ? Außerdem geht es hier nicht um ihn, sondern…“

„Sondern ?“ unterbrach er mich.

„Es geht darum, warum Du mich einfach vor vollendete Tatsachen gestellt hast und anstatt mit mir mit der Presse gesprochen hast.“

„Warst nicht Du diejenige, die Schluss gemacht hat ? Die einfach abgehauen ist ?“

„Wie konnte ich bei Dir bleiben, nachdem Du mich ständig kontrolliert und überwacht hast ? Du bist dauernd ausgeflippt, wenn Du mich nicht an Deiner Seite hattest und mich nicht sofort erreichen konntest. Das war einfach nicht normal !“

„Okay, das war sicherlich nicht in Ordnung.“ Plötzlich stockte er. „Ich habe Dich einfach zu sehr geliebt. Und das tue ich immer noch.“

Er zerknüllte seine Zigarettenschachtel so sehr, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ich hielt den Atem an. Damit hatte ich niemals gerechnet.

„Hast Du nicht der Presse mitgeteilt, ich wäre nur eine kleine Affäre gewesen, die dazu beiträgt, dass Deine Ehe so glücklich ist ?“ schleuderte ich ihm entgegen.

„Das habe ich niemals gesagt !“

„Ach komm, Joe ! Sei doch wenigstens jetzt ehrlich !“

„Ich bin ehrlich ! Ich war zu Dir immer absolut ehrlich ! Warum sollte ich jetzt lügen ? Was habe ich noch zu verlieren ? Außer meinem Verstand, wenn ich Euch beide zusammen sehe.“

So langsam aber sicher war ich dabei, überhaupt nicht mehr durchzublicken.

„Willst Du mir etwa sagen, die Journalisten haben sich das alles ausgedacht ? Das kannst Du mir nicht weiß machen ! Das glaube ich Dir nicht !“

„Ich habe zu der Zeit mit keinem, absolut keinem Reporter gesprochen. Als mir klar wurde, dass Du ernst machst, habe ich mich in meine Hütte verzogen, um über alles nachzudenken. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, mich so zu verlieben und solche Gefühle in mir zu spüren. Du bist ein Mensch, der viel Freiheit braucht und ich war voller Angst, Dich wieder zu verlieren. Der Gedanke, wieder ohne Dich zu sein und die paar Jahre, die mir noch bleiben, ohne Dich verleben zu müssen, bringt mich fast um. Heute noch.“

„Joe…“

„Lass es ! Alles, was Du jetzt sagen willst, ist falsch ! Du wirst weiter bei Deinem Sonnyboy bleiben und ich werde weiter alleine bleiben. Ich kann Dir nur sagen, hättest Du mir noch ein klein wenig Zeit gegeben, mit allem klar zu kommen, hätte ich sicher aufgehört, Dir nachzuspionieren und Dich zu kontrollieren. Irgendwann hätte ich Dir vertrauen können. Ich war auf dem besten Weg dahin. Aber nun ist es zu spät. Es ist vorbei.“

Fassungslosigkeit machte sich in mir breit. Ich sah, dass seine Augen nass waren. Rasch wischte er sich darüber. Seine Hände zitterten, er versuchte es zu verstecken.

„Es tut mir leid, Joe. Aber ich habe es damals nicht mehr ausgehalten. Es war zuviel für mich. Manchmal hatte ich sogar Angst vor Dir.“

„Ich weiß. Heute kann ich es sogar verstehen, und ich wundere über mich selbst, warum ich manche Sachen gemacht habe.“

„Du hast mir sehr weh getan.“

„Auch das weiß ich. Ich habe gesehen, wie abgespannt Du im Fernsehen und auf Fotos ausgesehen hast. Allerdings habe ich auch gesehen, dass Du, seit Du mit Jon zusammen bist, sehr viel glücklicher bist. Und dem kann ich mich nicht entgegenstellen.“

Er trank seine Tasse aus. Nervös griff ich nach der meinen und zündete mir noch eine Zigarette an.

„Wie geht es bei Dir ? Bist Du noch mit Deiner Frau zusammen ?“

„Nein, ich habe mich nach unserem Split von ihr getrennt und bin ausgezogen.“

„Du lebst allein ?“

„Ja, und das wird auch so bleiben. Babe, ich wünsche Dir alles Glück der Welt. Aber einen kleinen Wunsch hätte ich.“ Ein kleines, zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Welchen ?“

„Ich möchte, dass wir Freunde werden, okay ?“

„Ich werde es versuchen !“

Er stand auf, ich tat es ihm nach und dann nahmen wir uns in die Arme. Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich roch seinen vertrauten Geruch, alles war mir vertraut und doch so fremd. Weit weg, und doch so nah. Komischer Moment. Ich kann ihn heute noch nicht beschreiben oder einordnen.

„Wir gehen jetzt besser zurück,“ sagte er schließlich.

„Ja.“

Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und wir fuhren zurück zum Stadion. Noch im Auto verabschiedeten wir uns voneinander. Wir beide wollten das so, um kein Aufsehen zu erregen. Irgendeiner hätte uns ja doch wieder dabei gesehen. Getrennt voneinander gingen wir durch den Eingang. Im Getümmel verloren wir uns rasch aus den Augen und ich wurde sofort von einer ziemlich hektischen Tini in Beschlag genommen.

Dienstag, 21. April 2009

Kapitel 158

Nach dem Frühstück war es soweit, wir machten uns auf den Weg nach Chicago. Ava war fürchterlich aufgeregt. Natürlich wollte sie unbedingt mit Jon und mir fahren.

„Tini muss aber auch mit !“ verlangte sie hüpfend.

Richie teilte sich die andere Limousine mit Tom. So fuhren wir ziemlich beengt zum Flughafen. Dort angekommen, durchquerten wir schnell die Hallen und begaben uns in die Vip-Lounge, bis unser Flug aufgerufen wurde. Es gab ein großes Hallo, als meine Jungs endlich eintrudelten und alle sprachen wild durcheinander. Außer einem. Jon war auffallend ruhig und reserviert.

„Hast Du was ?“ fragte ich ihn.

„Ne ne, alles in Ordnung.“

Ich sah ihn noch lange an, aber er wandte sich mit gesenktem Kopf ab. Richie hatte neben uns gestanden und sah Jon verwirrt nach.

„Was ist denn jetzt los ?“

„Keine Ahnung, Rich.“

„Hattet Ihr Streit ?“

„Überhaupt nicht.“

Er zuckte mit den Schultern und wollte noch etwas sagen, als Ava herangestürmt kam und nach seiner Hand griff.

„Dad, kann ich zwischen Sandy und Tini sitzen ?“

„Kleines, jetzt steigen wir erst mal ein und dann schauen wir mal !“

„Och, bitte bitte !“

Unser Flug wurde aufgerufen, der Privat-Jet von Bon Jovi war bereit und wir schnappten unsere Taschen, um einzusteigen. Wie immer bekam Ava ihren Willen und saß zwischen uns Mädels. Jon saß neben mir am Fenster. Jedoch immer noch schweigsam. Seine Wangenknochen mahlten und er sah unbewegt zum Fenster hinaus. Seine Haltung hielt mich davon ab, ihn nochmals zu fragen, ich wollte nicht in ihn dringen. Tini und ich spielten mit Ava ‚Schiffe versenken’ und ‚Ich sehe was, was du nicht siehst’. Die Stunden vergingen recht schnell, da uns die Kleine mächtig auf Trab hielt. Wir landeten am frühen Nachmittag und fuhren zuerst ins Hotel, bevor wir uns ins Stadion aufmachen wollten.
In unserer Suite trat ich auf Jon zu und zwang ihn, mich anzusehen.

„Schatz, was ist los ?“

„Es ist nichts, ich bin nur etwas angespannt.“

„Kann es sein, dass Dich etwas beschäftigt und Du mit mir reden solltest ?“

„Nein, es ist nichts, wirklich !“

Er begann, seine Tasche auszupacken und da er keinerlei Anstalten machte, mit mir zu reden, beließ ich es dabei. Richie kam herein und war, so wie es aussah, völlig entnervt.

„Meine kleine Kröte will unbedingt mit zum Konzert ! Sie will unbedingt Sandy beim Auftritt sehen und so wie es aussieht, lässt sich meine Tochter nicht davon abhalten. Was machen wir jetzt ?“

„Nimm sie halt mit !“ grinste Jon.

„Ich kann doch meine Tochter nicht auf ein Konzert mitnehmen, sie ist schließlich erst acht !“

„Alt genug !“ gab Jon zurück.

„Also, ich sehe darin auch kein Problem, wenn sie mitkommt. Tini kann statt hier im Hotel eben im Stadion auf sie aufpassen. Es gibt doch bestimmt noch Plätze, wo die beiden zuschauen können, ohne dass Ava einen Hörschaden erleidet ! Außerdem gibt es Ohrstöpsel,“ schlug ich vor.

„Na gut, aber ich bin dagegen, dass sie wirklich immer ihren Willen bekommt !“ schimpfte Richie vor sich hin.

„Ganz der Vater !“ stichelte Jon.

„Von wegen, Du kennst doch ihre Mutter oder ?“

Und damit ging er aus dem Zimmer und wir beide waren wieder alleine. Zumindest einige Sekunden, denn die Tür wurde aufgestoßen und Ava kam hereingewirbelt.

„Danke, danke ! Ihr seid so spitze, Onkel Jon !“ Sie schlang beide Arme um seine Hüfte und drückte ihren Kopf an seinen Bauch. Er lächelte auf sie herab und strich ihr über die Haare.

„Aber Du musst schön bei Tini bleiben, nicht dass Du uns noch verloren gehst, okay ?“

„Versprochen ! Ich werde ganz brav sein ! Gehen wir dann, ich bin nämlich schon ganz aufgeregt !“

Sonntag, 19. April 2009

Kapitel 157

„Aber ein letztes Glas Wein trinken wir noch zusammen ?“ Jon war bereits dabei einzuschenken. Und so standen wir drei in der Küche und tranken unseren Absacker.

„Es war ein wunderschöner Tag heute !“ Tini drehte gedankenverloren ihr Glas in der Hand.

„Ja, das war er !“ Auch Jon starrte nachdenklich in seinen Weinglas.

„Was mich am allermeisten freut, ist, dass meine Freundin endlich wieder lachen kann und das aus vollem Herzen.“

Überrascht sah ich sie an.

„Tini….“

„Nein !“ Sie leerte ihren Wein auf einen Rutsch. „Das lasse ich mal so stehen. Nur eines noch: Ich danke Dir Jon, von ganzem Herzen dafür !“

Sie trat auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange, drehte sich um, sagte noch leise „Gute Nacht !“ und ging.

„Hey, was war denn das ?“ Jon sah mich überrascht an.

„So ist sie ! Sie knallt Dir ihre Meinung hin und bevor Du etwas sagen kannst, rauscht sie auch schon davon.“

Verwundert, aber doch mit seinem süßen Lächeln im Gesicht schüttelte er den Kopf.

„Es stimmt aber, was sie gesagt hat ! Ich habe Dich noch nie so fröhlich gesehen, so locker, so entspannt. Noch eine neue Seite, die ich noch nicht kannte.“

Verlegen sah ich zu Boden.

„Was mir aber auch sehr gefallen hat, ist dass Du Dich mit Ava so gut verstehst. Es freut mich total, dass Du so einen klasse Draht zu Kindern hast. Die kleine Göre betet Dich ja jetzt schon an !“

„Ich mag die kleinen Zwerge halt sehr, und Ava ist ja auch wirklich eine Süße !“

Er schenkte sich noch nach und lehnte mit verschränkten Armen an der Arbeitsplatte. Irgendwas überlegte er, über irgendwas grübelte er. Dann besann er sich jedoch anders und fragte:
„Ich bin ziemlich erledigt, wollen wir ins Bett gehen ?“

„Okay !“

Als ich nach dem Zähneputzen aus dem Bad kam, lag er schon mit geschlossenen Augen im Bett. Leise tastete ich mich voran, um ihn nicht zu wecken. Gerade, als ich mich in meine Decke eingemummelt hatte, flüsterte er müde:

„Babe, sei mir nicht böse, aber ich muss schlafen.“

Der Mond schien hell durch das Fenster und er musste auf der Stelle weg gewesen sein.

Rosita schimpfte am nächsten Morgen mit uns.

„Warum sagt Ihr mir nicht, wenn Ihr was braucht ? Ihr müsst doch wirklich nicht selbst kochen ! Dafür bin ich doch da, oder schmeckt es Euch nicht mehr bei mir ?“

Jon versuchte, sie zu beruhigen.

„Rosita, die Mädels kochen halt gerne und es war spontan, wir wollten Dich nicht stören. Du hast doch genug Arbeit hier !“

„Schon gut. Ich will mich ja nicht beklagen, aber Ihr könnt mir ruhig sagen, wenn Ihr was braucht. Dafür werde ich schließlich bezahlt !“

„Rosita, Du weißt ganz genau, dass ich das niemals so gesehen habe und auch in Zukunft nicht so sehen werde. Sag das bitte nie wieder ! Versprich mir das !“

„Ach, Jon ! Vielleicht werde ich langsam alt !“

„Hey, jetzt reicht es aber !


Er ging auf sie zu und legte seinen Arm um ihre Schultern.

„Was hältst Du davon, wenn Du uns jetzt ein anständiges Frühstück zauberst ?“

„Für alle ?“

„Ich glaub schon ! Sandy, weißt Du, ob Richie und Co. auch herkommen ?“

„Wir sind schon da !“ rief Richie von der Tür her.

Tini half Rosita in der Küche und Jon und ich packten unsere Taschen, damit wir nach dem Frühstück gleich los konnten.

Samstag, 18. April 2009

Kapitel 156

Ich entschuldigte mich und ging ins Haus. Im Schlafzimmer wählte ich diese Nummer, die ich noch immer auswendig kannte.

„Hi Joe, hier ist Sandy.“

„Hi,“ antwortete er zögernd.

„Joe, ich falle jetzt wahrscheinlich mit der Tür ins Haus. Aber ich wollte Dich fragen, ob wir uns treffen könnten.“ So, jetzt war es raus.

„Du willst Dich mit mir treffen ?“

„Ja, ich würde gerne mit Dir über alles reden. Ich meine, über alles, was passiert ist.“

„Okay ! Wann und wo ?“ fragte er mit gepresster Stimme.

„Wir sind ja beide morgen in Chicago. Vielleicht nach dem Soundcheck ?“

„In Ordnung, aber nicht im Stadion !“

„Nein, dort macht es wenig Sinn, wir wären wohl kaum ungestört.“

Er sagte zu, nannte mir noch die Adresse eines Restaurants in der Nähe der Arena und wir legten auf. Jon rief nach mir, und so lief ich eilig aus dem Zimmer.

„Hey, wo bleibst Du denn ?“

„Ich komm schon !“

Er sah mich prüfend an, ich konnte ihm jedoch nicht lange in die Augen schauen. Irgendwie plagte mich ein schlechtes Gewissen. Ich wandte mein Gesicht schnell ab. Bei den anderen draußen war die Stimmung immer noch prächtig.

„Was haltet Ihr davon, wenn wir heute noch ein Barbecue machen ?“ Richie sah erwartungsvoll in die Runde.

„Au ja, Dad !“ jubelte Ava.

„Genau, mal wieder ausgiebig grillen, das wär`s !“ rief nun auch Tini begeistert aus. „Komm, Sandy, lass uns mal nachschauen, was Küche und Keller noch hergeben.“

„Ihr wisst aber schon, wie ein Amerikanisches Barbecue funktioniert ?“ fragte Jon spöttisch.

„Arg viel anders wie in Deutschland wird`s schon nicht sein !“ verteidigte sich Tini.

„Okay, ich glaub ich muss Euch dabei helfen !“

„Ja genau, Dich Fünf-Sterne-Koch brauchen wir unbedingt dabei !“ frotzelte Tini Jon an.

„Moment mal ! Also Jon kann nicht kochen, aber beim Grillen ist er echt spitze ! Das kann er wirklich !“ verteidigte Richie Jon.

„Frag meinen Freund, der übertreibt genauso wie ich !“ stichelte ich.

„Ich werde es Euch beweisen !“

Er ging hinter uns zwei Mädels her Richtung Küche. Tini und ich teilten uns wie üblich die Arbeit, ich würzte das Fleisch, schnitt die Würstchen ein und Tini schnibbelte dieses Mal die Salate. Jon hatte sich ein großes Stück Rindfleisch geschnappt und drehte es durch den Fleischwolf. Anscheinend machte er Ernst. Ava kam herein geflitzt und fragte aufgeregt:

„Onkel Jon, darf ich Dir helfen ?“

„Sicher, Kleine !“

Die beiden begannen Zwiebeln fein zu hacken und die Tränchen flossen, zuerst bei Jon und dann bei Ava. Jedoch waren beide viel zu stolz, um zu jammern. Heimlich, damit wir es nicht mitbekommen sollten, wischten sie diese einander weg. Es war total süß, die zwei zu beobachten. Tini und ich grinsten uns immer wieder an. Erstaunt sahen wir, wie Jon nach Salz und Pfeffer griff, um das Hackfleisch zu würzen. Tini wollte einschreiten, legte gerade ihr Messer beiseite um zu ihm hinüber zu gehen, aber mein warnender Blick hielt sie zurück.
Sie zwinkerte mir zu und wir arbeiteten weiter. Jon und Ava waren gerade damit fertig geworden, aus dem Hackfleisch Patties für Burger zu formen, da kamen Richie und Tom herein.

„Wie sieht`s aus ? Die Kohle ist soweit, wir könnten also loslegen !“

Die Jungs schnappten sich alles, was nach Fleisch oder Wurst aussah und gingen eilig hinaus.

„Da sind sie doch alle gleich ! Die letzte wahre Männerdomäne !“ spottete Tini.

Ich prostete ihr mit meinem Weinglas zu. Wir richteten noch die letzten Sachen wie Ketchup, Grillsaucen und so weiter her und gesellten uns zu unseren Jungs in den Garten. Dort staunten wir nicht schlecht !
Jon stand am Grill und er machte seinen Job wirklich gut. Es duftete verführerisch nach gegrilltem und so langsam bekamen wir alle Hunger. Natürlich drängte Jon darauf, dass wir seine Burger als erstes probierten. Folgsam taten wir ihm den Gefallen und stellten fest, dass sie wirklich sehr gut schmeckten.

„Na, Süße ? Willst Du jetzt immer noch über meine Kochkünste lästern ?“

Ich konnte nicht anders, ich musste lachen.

„Nein, Jon, nie wieder ! Das sind die besten Burger, die ich in meinem Leben gegessen habe ! Gaaaanz ehrlich !“

Und wie am Nachmittag Ava um einige Zentimeter gewachsen war, wuchs auch Jon, beinahe platzend vor Stolz.
Richie erhob lachend sein Glas.

„Auf diesen Abend und auf unsere drei Mädels ! Auf dass sie uns immer so gut bekochen !“

„Dann wird`s wohl nichts mehr mit Deinem Sixpack !“ grinste Jon.

„Ach, wisst Ihr, den suche ich ja schon länger und finde ihn nicht !“

Wir brüllten vor Lachen.
Es wurde ein wunderschöner, geselliger Abend und es tat uns fast leid, dass wir ins Bett mussten. Tini half Jon und mir noch ein wenig aufzuräumen. Richie brachte Ava zu Bett, die schon lange vorher in meinen Armen eingeschlafen war.

Freitag, 17. April 2009

Kapitel 155

„Du willst mir etwas sagen ?“

„Ach Tini, Du liest in mir wie in einem offenen Buch !“

„Wäre ja auch schlimm, wenn das nach so vielen Jahren nicht so wäre ! Schieß los !“

Ich berichtete ihr von meinem Gespräch mit Jon, und dass ich ihm versprechen musste, mich mit Joe auszusprechen.

„Dann mach das doch endlich ! Ich habe Dir schon so oft gesagt, Du sollst das tun ! Ich stimme ihm völlig zu, wenn er sagt, dass es Dir danach besser geht !“

„Meinst Du ?“

„Ja ! So ist doch ständig etwas unerledigtes, unausgesprochenes zwischen Euch ! Übrigens auch zwischen Dir und Jon !“

Tini hatte ihren mahnenden Blick aufgesetzt.

„Im übrigen finde ich es wahnsinnig toll von Jon, dass er so darauf drängt.“

„Warum meinst Du ?“

„Na, er könnte ja auch Angst haben, dass Du, wenn Du Deinen ehemaligen Lover vor Augen hast, wieder schwach werden könntest !“

„Du spinnst ja !“

„Nein, tue ich nicht ! Du warst schließlich ziemlich verknallt in ihn, und das weiß auch Jon. Da könnte Mann schon auf den Gedanken kommen, dass….“

„Tini !“ rief ich empört aus.

„Ist ja nur ein Gedanke ! Aber wer weiß, was ein Mann so denkt ? Wirklich denkt ?“

Sie drehte sich um und trug das Tablett mit den Tassen und Kuchentellern hinaus. Nachdenklich blieb ich zurück. Eigentlich hatte sie Recht ! Es war außergewöhnlich von Jon, dass ausgerechnet er mir nahe legte, ich sollte mich mit Joe treffen. Unbegründet wäre es bestimmt nicht, wenn er sich Gedanken machen würde. Richie hatte mir, es war erst ein paar Tage her, von Jons Zweifeln erzählt. Von Zweifeln, die er an meiner Liebe hatte. Angst, mich zu verlieren. Klar, hatte ich ihm mit Endless Love eine Liebeserklärung vor einem riesigen Publikum gemacht. Andererseits hatte ihn seine Frau nach fast zwanzig Jahren so sehr enttäuscht, wie er es sich vorher bestimmt nicht hätte ausmalen können. Jon war ebenfalls ein gebranntes Kind, so wie ich. Auch er hatte eine schwere Enttäuschung erlebt, eine Enttäuschung, die jedoch um einiges schwerer wog, als meine.

„Kommst Du ?“ rief Tini von der Tür her.

„Ja, gleich !“ Rasch goss ich den Kaffee in die Kanne, schnappte die Platte mit den Muffins und ging wieder hinaus.

„Dad muss unbedingt zuerst probieren !“ verlangte Ava und reichte Richie einen Teller mit einem Muffin. Erwartungsvoll sah sie ihn an.

„Oh, lecker ! Das sind die allerbesten Muffins, die ich in meinem Leben gegessen habe !“ lobte er seine Tochter. Fast konnte man meinen, Ava wuchs in diesem Moment um einige Zentimeter.

Die Unbeschwertheit dieses Kindes und die bedingungslose Liebe, die man zwischen den beiden von weitem spüren konnte, breiteten eine tiefe Zufriedenheit in mir aus. In diesem Augenblick fasste ich einen Entschluss.

Donnerstag, 16. April 2009

Kapitel 154

Wir fuhren auseinander und sahen, wie Ava auf uns zugestürmt kam. Wir mussten beide lachen, wie sie fast den kleinen Hügel hinunter purzelte und beinahe über ihre Beine stolperte.

„Hallo Ava !“

„Langsam, langsam ! Wir rennen doch nicht vor Dir weg !“

Als sie bei uns angekommen war, sah sie uns mit zusammen gepressten Lippen an.

„Habt Ihr Euch geküsst ?“

„Ja,“ erwiderte Jon grinsend.

„Warum ?“ fragte die Kleine neugierig.

„Weil wir uns sehr lieb haben, darum !“

„Okay,“ sagte sie gedehnt und sah uns schüchtern an. „Aber ich will unbedingt was ganz wichtiges wissen !“

„Was denn ?“

„Tini hat gesagt, Sandy kann unheimlich gute Muffins machen. Und Ihr habt doch gestern gesagt, dass Ihr zusammen kochen wollt und wir das dann alle zusammen essen könnten.“

„Ja ?“ fragte ich nun und konnte mir das Lachen fast nicht mehr verkneifen.
Man konnte sehen, wie sie ihren ganzen Mut zusammen nahm, bevor sie die alles entscheidende Frage stellte.

„Kannst Du auch Schoko-Muffins ?“

„Ja, Ava, die kann ich auch. Sollen wir die gemeinsam machen ?“

„Au ja ! Dann könnten wir nach dem Mittagessen zusammen Kaffeetrinken !“

„Dann gehen wir am besten gleich mal los, und schauen, ob Rosita alle Zutaten dafür da hat.“

„Jippieeehhh ! Wir machen Muffins ! Wir machen Muffins !“

Ich nahm sie bei der Hand und sie hüpfte den ganzen Weg bis zum Haus aufgeregt neben mir her. Als ich mich umdrehte, konnte ich sehen, wie Jon lachend den Kopf schüttelte und uns nachsah.
In der Küche angekommen, gingen wir in den Vorratsraum gleich nebenan.

„Was brauchen wir denn wohl alles ?“ fragte ich Ava.

„Schokolade !“

„Ja, die haben wir. Und Mehl, und Eier, und Zucker….“

Wir suchten uns die Sachen zusammen und kehrten in die Küche zurück. Dort setzte ich Ava auf die Arbeitsplatte, damit sie mir zuschauen konnte. Jedoch merkte ich bald, dass sie ganz klar Richies Tochter war. Ihre Augen huschten hin und her. Sie stellte unheimlich viele Fragen und beobachtete ungeduldig jeden Handgriff von mir.

„Schätzchen, lass mich mal alles zurecht stellen, damit wir nichts vergessen und dann kannst Du mir helfen, okay ?“

„Okay !“

Ich suchte nach einem kleinen Hocker, damit ich sie vor mir darauf stellen konnte. So konnte sie den Teig rühren und ich konnte die Zutaten nacheinander zugeben. Vor lauter Anstrengung hatte sie ganz rote Backen bekommen und war eifrig bei der Sache. Ich hielt die Papierförmchen fest, damit sie sich beim Füllen leichter tat.

„So, fertig, das Blech ist voll. Nun kommen sie in den Ofen !“

„Wie lange denn ?“ fragte sie mit roten Wangen.

„Ja, so zwanzig, fünfundzwanzig Minuten müssen sie schon drin bleiben !“

Mit meiner Hilfe schob sie das Blech hinein und sah mich freudig strahlend an.

„Das wäre geschafft ! Hoffentlich werden die auch was !“

„Ganz bestimmt Ava !“

Ich begann das Geschirr abzuspülen und sie kam angeflitzt, um mir zu helfen. Als ich den Kopf hob, sah ich Jon, wie er grinsend im Türrahmen stand, die Arme verschränkt. Ich lächelte zurück und er ging wieder hinaus in den Garten.

„Aber das Mittagessen machen wir doch mit Tini gemeinsam, oder ?“ fragte Ava hoffnungsvoll.

„Und Tini ist schon da ! tönte es von der Tür. „Mhhhm, hier duftet es aber lecker ! Schoko-Muffins ?“

„Ja, die haben wir gerade zusammen gemacht !“ sagte Ava stolz.

Zusammen machten wir uns über das Mittagessen Gedanken. Schließlich entschieden wir uns für selbst gemachte Gnocchi mit Kräuterpesto und frischen Salaten. Tini kochte die Kartoffeln und ich schnibbelte mit Ava zusammen die Salate. Es war ein Heidenspaß mit der Kleinen zusammen die kleinen Teigkügelchen zu rollen und zu Gnocchi zu formen. Da wir sechs Personen zum Essen waren, war es aber auch eine Heidenarbeit ! Da wir zwei so unendlich lange brauchten, machte Tini noch nebenbei frische Tomatensauce.

„Ava, holst Du Deinen Dad und Tom bitte zum Essen ?“

„Jaaa !“ rief sie und flitzte los.

Gerade, als wir mit dem Decken des Tisches fertig waren, kamen auch schon alle hungrigen Mäuler.

„Dad ! Schau mal, was ich mit Sandy gebacken habe !“ Ava hielt Richie einen Muffin direkt vor die Nase.

„Toll, die schauen aber lecker aus ! Und Du hast ihr dabei geholfen ?“

„Ja, und es hat so viel Spaß gemacht !“

„Aber nun lasst uns essen !“ Tini rief alle an den Tisch.

„Wow ! Das sieht ja super aus !“ Richie rieb sich mal wieder vor lauter Vorfreude die Hände. „Selbst gemachte Gnocchi ! Ich glaube, ich habe einen Riesenfehler gemacht !“

„Welchen denn ?“ fragte Jon.

„Ich war so blöd und habe Dir diese Superköchin überlassen ! Wenn ich das mal vorher gewusst hätte !“

„Zu spät, mein Lieber !“ gab Jon zurück.

„Gott sei Dank bin ich Dein Nachbar und kann mich wenigstens ab und zu hier selbst einladen !“

Wir brachen in schallendes Gelächter aus.
Jon ließ es sich nicht nehmen, allen die Teller zu füllen und wir verbrachten ein wunderschönes, lustiges Mittagessen auf der Terrasse. Danach räumten wir drei Mädels, Ava natürlich an vorderster Front, die Küche auf. Die Jungs saßen gemütlich auf der Terrasse und ließen es sich gut gehen, als wir wieder zu ihnen zurückkehrten. Später holten wir unsere Badesachen und planschten ausgelassen im Pool. Ava war natürlich der Star. Sie ließ sich von Richie, Jon und Tom hin und her werfen und schnappte vor lauter Lachen nach Luft. Die drei ließen sich von ihr untertauchen und sie war mächtig stolz über ihre vermeintlichen Bärenkräfte.
Als es Zeit für den Nachmittagskaffee war, zog ich Tini mit mir ins Haus, um alles herzurichten.

Montag, 13. April 2009

Kapitel 153

Vogelzwitschern. Sonnenstrahlen. Körperwärme.
Vorsichtig schälte ich mich aus der Bettdecke, um Jon nicht zu wecken. Die unendliche Wärme, die mich überkam, als ich ihn betrachtete, überwältigte mich. Gab es diesen Mann wirklich ? Ich musste unwillkürlich lächeln und gab ihm einen sanften Kuss. Leise schlich ich in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Ich ließ mir von der Maschine eine große Tasse Milchkaffee aufbrühen und ging in den Garten. Dort setzte ich mich auf die niedrige Mauer, die davor schützte, den steilen Abhang hinunter zu fallen. Der Blick ins Tal war einmalig. Die Sonne sog die letzten Nebelschwaden der Nacht auf, Palmen wogten leicht im Wind und die leichte Brise vom Meer zauberte einen salzigen Geschmack auf meine Lippen. Gedankenverloren und in mich gekehrt saß ich dort und ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen. Ich merkte nicht, dass Jon hinter mich getreten war. Er schlang seine Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Besser ?“ fragte er leise.

„Viel besser ! Tut mir leid, wegen gestern !“

„Dafür brauchst Du Dich nicht zu entschuldigen !“

„Trotzdem danke !“

„Honey, es ist okay. Dafür bin ich doch da.“

Wir setzten uns im Schneidersitz gegenüber. Er spielte mit meinen Haaren und sah mich nachdenklich an. Ich reichte ihm meinen Kaffee und er nippte daran. Als er ein paar Schlucke getrunken hatte, ließ er seinen Blick über das Tal unter uns schweifen.

„Meinst Du nicht, es wäre langsam an der Zeit, mit dem Ganzen abzuschließen ?“

Ich sah ihn fragend an.

„Was meinst Du ?“

„Die Sache mit Joe.“

„Jon, ich habe damit ab….“

„Nein, Süße ! Hast Du absolut nicht ! Du trägst das immer noch tief in Dir. Ich merke es so oft. Wie gestern, als wir die kleine Diskussion bei Richie hatten. Der Grund ist nicht, dass wir Euch als Band helfen könnten. Der wahre Grund ist, dass die Geschichte immer noch Deine Gedanken beherrscht.“

Er legte eine Pause ein und sah zu Boden. Bevor er weiter sprach, holte er tief Luft und sah mich ernst an.

„Ich habe einfach eine Scheißangst davor, was auf uns zukommt, wenn bekannt wird, dass ich mich scheiden lasse. Die Journalisten drehen ja jetzt schon am Rad weil wir zusammen sind. Der Hype, den Ihr beide damals entfacht habt war enorm. Was glaubst Du, werden sie sich jetzt ausdenken ?“

„Mir graut davor ! Ich bin mir sicher, dass es viel schlimmer werden wird, als das, was ich bisher erlebt habe.“

Schaudernd zog ich meine Schultern zusammen. Jon bemerkte es und lächelte mich an. Er lächelte einfach nur.

„Ich pass schon auf Dich auf ! Aber Du musst mir eins versprechen.“ Er hielt inne. „Versprich mir, dass Du Dich endlich mit ihm aussprichst. Glaub mir, es ist wirklich sehr wichtig für Dich ! Lass den alten Groll beiseite und klär es mit ihm !“

„Aber, ich ….“

„Nichts aber ! Hör ihn an, was er dazu zu sagen hat. Und sag ihm, was Du gefühlt, was Du durchgemacht hast. Ich bin mir sicher, es geht Dir nachher besser.“

„Vielleicht. Vielleicht hast Du Recht.“

Wir schwiegen eine Weile.

„Wir haben beide unser Päckchen zu tragen,“ sagte ich leise.

„Ja, Sandy, das haben wir. Um so wichtiger ist es, dass wir beide – Du und ich – unsere Beziehung ohne diese ganzen Altlasten aufbauen.“

„Ich will einfach nur mit Dir leben, mit Dir glücklich sein.“

„Das will ich auch, glaube mir. Wir können es aber nur, wenn wir mit unserem vorherigen Leben abschließen. Wir müssen beide einen Schlussstrich ziehen, jeder auf seine Weise.“

„Okay,“ sagte ich schließlich, „ich ruf ihn an.“

„Okay, Süße. Das freut mich ehrlich !“

Seine blauen Augen strahlten, als er meinen Kopf in seine Hände nahm und mich zärtlich küsste.

„Onkel Jon ! Onkel Jon !“

Donnerstag, 9. April 2009

Kapitel 152

Als es Abend wurde, stand Jon grinsend auf und meinte:

„Es ist glaube ich Zeit, mal wieder nach Hause zu gehen ! Kommst Du mit ?“ und schaute zu mir.

„Ja, natürlich !“ Ich stand ebenfalls auf. „Wo schlaft Ihr eigentlich ?“ fragte ich Tini und Tom.

„Zuerst hatten wir uns ein Hotelzimmer bei Deinen Jungs gebucht, aber die Burschen sind wieder mal in so einer In-Absteige mit lauter Musik, auf jeder Etage eine Bar und so weiter, untergebracht. Keine Ahnung, wie die immer die gleichen chaotischen Unterkünfte finden, aber dort fühlen sie sich wohl ! Dann fuhren wir wegen Ava zuerst hierher, und wollten nachher schauen, wo wir noch reservieren können. Aber Richie war so lieb, uns einzuladen !“ Tini grinste Richie frech an.

„Aber Ihr hättet doch auch bei uns übernachten können ?“ sagte Jon schuldbewusst.

„Schon, aber so verliebt wie Ihr beide seid, da wollten wir auf keinen Fall stören !“ gab Tom lachend zurück.

„Ach kommt ! Mein Haus ist groß genug !“ lachte Jon.

„Ich finde es trotzdem schön, dass Ihr hier in der Nähe seid. Wir können ja die nächsten Tage immer zusammen essen, oder ?“ schlug ich vor.

„Und zusammen kochen !“ rief Tini. Freudig stimmte ich ihr zu und wir umarmten uns.

„Na dann können wir uns ja auf einige kulinarischen Genüsse freuen !“ rieb sich Richie erwartungsvoll die Hände gab Jon High Five, der sich anscheinend ebenfalls darauf freute.

Wir verabschiedeten uns lachend und scherzend. Durch die Zeitverschiebung waren Tini und Tom ziemlich müde und Richie wollte sich noch seiner Tochter widmen.

„Märchen vorlesen !“ flüsterte er grinsend in mein Ohr.

„Au ja ! Märchen ! Märchen ! Märchen !“ jubelte die Kleine und zog ihren Dad ungeduldig mit sich.

„Du hörst aber auch alles, meine kleine Kröte !“ hörten wir Richie sagen.

„Ja Dad, vor allem was ich nicht hören soll !“ Kicher Kicher.

Jon hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt, ich meinen um seine Hüfte. Langsam schlenderten wir durch den Garten auf sein Haus zu.

„Sollen wir beide noch einen Sundowner zu uns nehmen ?“

Ich nickte und setzte mich auf die Terrasse. Jon kam mit einer Flasche Wein zurück, öffnete sie und schenkte uns beiden an. Schweigend sahen wir dem Sonnenuntergang zu.

„Willst Du reden ?“ fragte er, an seinem Weinglas nippend.

„Meinst Du was bestimmtes ?“

„Honey, wir sind zwar noch nicht allzu lange zusammen, aber ich merke doch ganz genau, wenn Dich was beschäftigt. Also, raus damit !“

Ich schwieg.

„Wenn Du nicht willst ….“

Eine lange Pause entstand.

„Jon…,“ begann ich zögernd, fasste mir jedoch Mut und es sprudelte alles aus mir heraus. All die Fragen, auf die ich keine Antwort hatte, all die Vermutungen und all meine Ängste.
Als ich geendet hatte, sah er mich erschrocken an.

„Babe, wenn ich gewusst hätte, was in Deinem Kopf so vor sich geht !“

Langsam kam er zu mir, ging vor mir in die Hocke. Sein Blick war mehr als betroffen, als die verfluchten Tränen in mir aufstiegen. Ich fühlte mich so hilflos, so nackt.

„Mach Dir doch nicht immer solche Gedanken ! Ihr seid gut und Ihr hättet es irgendwann sowieso ohne Schützenhilfe von uns geschafft. Dass wir uns ineinander verliebt haben, spielt bei Eurer Karriere nur bedingt eine Rolle. Schließlich wusste bis jetzt niemand davon und trotzdem reißen sich die Medien um Euch. Ihr seht und hört nicht alles, was Tom und Tini mit den Medien arrangieren. Schau, Eure Tour mit Aerosmith hat Euch in Europa wahnsinnig bekannt gemacht. Wenn einem so etwas passiert, bekommt man das erst viel später mit, das war bei uns genauso. Vergleich es mit einer Lawine. Zuerst ist sie ganz klein, dann rollt und rollt sie und wird immer größer und mächtiger. Uns wurde auch erst viel später bewusst, wie erfolgreich wir wirklich waren. Verlass Dich endlich auf Euer Talent.“

Seine Hand strich sanft über meine Wange. Er sah mich aufmunternd an.

„Versprich mir, dass Du mir endlich vertraust ! Und dass Du auf Euch als Band vertraust.“

Er nahm mich bei der Hand und zusammen gingen wir die Treppe hoch. In dieser Nacht schliefen wir nicht miteinander. Jon spürte instinktiv, dass alles was ich brauchte, seine Nähe, sein Verständnis, er selbst war. Sein Streicheln, seine sanften Küsse, seine liebevollen Blicke und seine vorsichtigen Berührungen zerstreuten spät in der Nacht all meine dunklen Gedanken und von seinen Armen geborgen und umfangen glitt ich ins Reich des Vergessens.

Mittwoch, 8. April 2009

Kapitel 151 - Zweifel

„Süße, wo warst Du denn so lange ? Ich hab Dich schon vermisst !“

Er legte die Hand an mein Kinn, hob es etwas an und küsste mich sanft.

„Ich war bei Charlene`s und anschließend noch etwas shoppen, aber Du wusstest doch Bescheid ?“

„Schon, aber ich dachte, Du wärst bei Tini`s Ankunft da. Du warst doch so aufgeregt wegen Ava !“

Lächelnd sah er auf sie, man konnte einen feinen Anflug von Stolz in seinem Gesicht erkennen.

„Sie ist so unglaublich süß !“

„Ja, das ist sie !“ stimmte ich zu.

Richie unterbrach uns und rief uns zum Kaffee trinken. Wir setzten uns zu den anderen und verbrachten einen relaxten Nachmittag in Richies Garten. Ava hatte bereits einen Narren an Tini gefressen und saß friedlich auf ihrem Schoß. Die beiden tuschelten geheimnisvoll miteinander und kicherten vor sich hin. Tom brachte mich in Sachen Nine Lives auf dem laufenden. Er hatte unglaublich viele Anfragen von amerikanischen Event-Agenturen, Konzertveranstaltern, Radiostationen und dem Fernsehen erhalten. Man war auf uns aufmerksam geworden. Ungläubig sah ich ihn an.
Eigentlich wollten wir unsere CD zuerst in Deutschland herausbringen, abwarten wie es läuft, bis wir dann in Europa loslegen wollten. Die Tour mit Aerosmith hatte uns wahnsinnig bekannt gemacht, das war mir bisher nicht so richtig klar gewesen. Aber hier in den Staaten ? Das konnte ich nicht recht glauben. Andererseits würde Tom keine Geschichten erfinden, warum auch ? Mir fiel die Bemerkung einer Zeitung ein, dass wir als Newcomer gehandelt würden, die von Bon Jovi betreut würde. Hing es damit zusammen ? Oder war es die Publicity auf Grund meiner Beziehung zu Jon ? Ich fragte Tom gerade heraus danach.

„Tom, hängt das alles damit zusammen, weil ich mit Jon zusammen bin ?“

Die anderen am Tisch waren still geworden. Richie stellte seine Kaffeetasse hart auf den Unterteller, so dass dieser klirrte. Rasch blickte ich zu Jon. Der saß jedoch entspannt, die Hände gefaltet im Schoß liegend, da und sah mich erstaunt an. Tom machte sich endlich daran, mir eine Antwort zu geben.

„Sandy, die Anfragen kamen doch schon die letzten Wochen herein, da wusste noch niemand von Euch beiden ! Und selbst wenn, was macht es ?“

„Tom !“ Ich wurde ein wenig lauter und ein unbändiger Zorn stieg in mir hoch. „Du weißt ganz genau, dass ich so keine Karriere machen will ! Und Du weißt ganz genau, was ich von Frauen halte, die sich hoch schlafen ! Dir ist sicherlich noch in Erinnerung, dass es mich verdammt wütend gemacht hat, als ich checkte, wie Du und Dan die Story mit Joe ausgeschlachtet habt !“

Ich sah ihn an.

„Hey hey, bleib mal ruhig !“ fiel mir Jon ins Wort. „Ich habe schließlich auch von Euch gehört und Ihr wart in Deutschland unsere Vorband, falls Du das vergessen hast ! Andere amerikanischen Bands interessieren sich auch für die Musiker aus Deutschland, dies ist schließlich der größte Musikmarkt nach den Staaten.“

„Eben ! Sandy, Du weißt doch ganz genau, dass ich Dir bereits vor Wochen erzählt habe, dass ich Anfragen von hier habe. Nur waren mir die zu windig, oder zu unwichtig um sie tatsächlich ernst zu nehmen.“

Langsam hatte ich mich wieder etwas im Griff und meine Wut flaute ab.

„Tut mir leid, dass ich so ausgeflippt bin, aber ich bin in dieser Beziehung etwas empfindlich. Entschuldigt bitte !“

Einerseits war es mir unangenehm, das Thema angesprochen zu haben, auch, dass ich so etwas in Erwägung zog. Andererseits hatte ich schon ein schlechtes Gefühl.
Die restliche Zeit schwieg ich und hörte den Gesprächen nur mit halbem Ohr zu. Tini sah mich dann und wann fragend an, ich schüttelte jedoch unmerklich für die anderen nur ablehnend meinen Kopf. Aber die Zweifel nagten weiter in mir.

Dienstag, 7. April 2009

Kapitel 149 - 150

Und dann war der Tag da. Komisch, dass ich so aufgeregt war ! Aber ich hatte Richie mittlererweile sehr lieb gewonnen, eigentlich konnte ich mir mein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Und heute würde ich endlich seine Tochter kennen lernen ! Wie würde es mir einmal mit Jons Kindern gehen ? Er sagte zu dem Thema jedoch nichts, und da ich ahnte, wie schwer ihm die Trennung von ihnen fiel, drang ich nicht in ihn. Natürlich wollte ich sie gerne kennen lernen, wollte wissen, wie sie waren. Aber es war nicht an mir, das vorzuschlagen, das spürte ich intuitiv.

Frühmorgens ging ich zu Charlene`s, um mich vor dem Wochenende etwas zu entspannen. Ich wollte unbedingt einmal die Hot Stone Massage probieren, alle Welt schwärmte davon. Jon blieb mit dem Telefon am Ohr in seinem Büro zurück und so tigerte ich alleine los. Das heißt, ich ließ mich von einem Angestellten dort hin fahren, so gut kannte ich mich in der riesigen Stadt immer noch nicht aus, wahrscheinlich würde ich das nie ! Bei Charlene`s angekommen, wurde ich wie immer sehr zuvorkommend behandelt und die Massage war das absolute Highlight. Selten tat mir etwas so unscheinbares so gut, wie diese heißen Steine. Total gelöst und locker verließ ich den Wellness-Tempel und machte mich zu Fuß auf, um in den anliegenden Geschäften nach neuen Klamotten zu stöbern. Tini hatte sich zwischendurch gemeldet, wenn mit ihrem Anschlussflug nach LA alles klappen würde, wären sie mit Ava bereits um 17.00 Uhr da. Heather wollte die Kleine ins Büro des Bon Jovi Managements bringen. So hatte ich noch genügend Zeit, mich umzuschauen. Ich besorgte mir ein paar neue Shirts, Jeans und auch für Jon fand ich zwei wunderschöne, eng anliegende Hemden, die ihm sicher gut stehen würden. Schwer beladen, rief ich den Fahrer an, der mich zurück bringen sollte.

„Jon ?“ rief ich, als ich in der Eingangshalle stand. Doch niemand antwortete mir. Ich stellte die Taschen ab und ging Richtung Terrasse, um nach ihm zu suchen. „Jon ?“ rief ich nochmals. Im Garten konnte ich ihn nicht finden, also ging ich zurück und in die Küche. Doch auch hier war er nicht. Ich schnappte mir die Einkaufstüten und ging nach oben, um die Sachen zu verstauen. Jons Hemden ließ ich auf dem Bett liegen, damit er sie nachher anprobieren konnte. Im ganzen Haus war immer noch nichts zu hören, also holte ich mir was kaltes zu trinken und setzte mich auf der Terrasse in die Sonne. Plötzlich sah ich zwischen den Hecken ein kleines Mädchen von ungefähr 8 Jahren stehen. Die Hände ineinander verschränkt, sehr unschlüssig und mit schüchternem Blick stand es da und sah zu mir.

Kapitel 150

„Ja, hallo ! Wer bist Du denn ?“ fragte ich.

Es sagte nichts, sondern blieb immer noch unschlüssig dort stehen. Ich stand auf und ging zu der kleinen Schönheit und kniete mich vor ihr nieder.

„Hast Du denn einen Namen ?“

Sie presste die Lippen aufeinander und knetete den Saum des hübschen, geblümten Kleidchens in den Händen.

„Also, dann sag ich Dir mal meinen. Ich bin Sandy !“ Ich streckte ihr meine Hand entgegen.

„Mein Name ist Ava.“

„Hab ich es mir doch gedacht, Du bist bei Deinem Dad zu Besuch !“

„Ja, bin ich. Und wer bist Du ?“

„Ich bin die Freundin von Jon, den kennst Du doch sicher ?“

„Onkel Jon ? Klar kenne ich den, Du kennst ja auch Deinen Onkel oder ?“ fragte sie altklug.

Ich musst unwillkürlich lachen. Sie war ein wirklich hübsches, kleines Ding und ich konnte ihr ansehen, dass sie einiges von Richie hatte.

„Was machst Du denn hier so ganz alleine ?“

„Ach, weißt Du, die sind alle bei Paps, das Haus anschauen. Da war mir langweilig, das kenne ich doch schon, das Haus !“

Wieder musste ich grinsen, so ernsthaft sie versuchte zu antworten, so lustig war es für mich als Erwachsene.

„Willst Du trotzdem mit mir wieder rüber gehen, nachschauen was die da noch machen ?“

„Okay !“ sagte sie und lächelte mich an. „Aber, könntest Du machen, dass die nicht noch so lange im Haus rumlaufen, mir ist nämlich wirklich sehr langweilig ?“

„Versprochen !“

Sie streckte mir vertrauensvoll ihre Hand entgegen und so gingen wir gemeinsam durch die Hecken auf Richies Haus zu. Tini sah ich schon von weitem vor dem Haus stehen. Als sie mich sah, drehte sie sich um und flitzte auch schon auf mich zu.
Die Wiedersehensfreude war riesig ! Ich hatte Tini sehr vermisst. Gut, wir hatten uns nur eine Woche nicht gesehen, aber getrennt durch einen Ozean und beide Mädels auf zwei Kontinenten, das ließ mir die Zeit viel länger erscheinen. Als wir uns wieder voneinander lösen konnten und ich auch Tom begrüßt hatte, bemerkten wir amüsiert, wie Jon und Richie den Tisch für einen Kaffeeklatsch deckten. Jon ließ, als er mich sah, sofort das Geschirr stehen und kam auf mich zu. Er lächelte mich liebevoll an und zog mich ein wenig zur Seite um sich mit mir ungestört zu unterhalten.

Montag, 6. April 2009

Kapitel 148

„Hey, so schlimm ist das doch nicht ! Tini und Tom kommen doch am Donnerstag !“

Die beiden sahen mich verständnislos an.

„Das ist die Lösung !“ legte ich nach.

„Was ist denn nun die Lösung ? Also, ich komm gerade echt nicht mit !“ fragte Jon.

„Na ja, Tini hat meist tagsüber zu tun und abends, wenn wir eingespannt sind, könnte sie auf Ava aufpassen ! Außerdem liebt Tini Kinder und kann total gut mit ihnen umgehen !“

„Meinst Du ?“ fragte Richie hoffnungsvoll.

„Rich, glaub mir, ich würde es nicht vorschlagen, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass es funktioniert !“

„Ja, da wäre aber immer noch die Sache mit dem Flug !“ warf Jon ein.

„Ava ist doch in New York, oder ?“ erkundigte ich mich bei Richie.

„Ja, sicher, sie ist zuhause.“

„Tini und Tom fliegen sowieso über New York, da sie am Donnerstag Vormittag einen Termin mit Euren PR-Leuten haben. Da könnten die beiden Ava doch mitnehmen und auf dem Flug auf sie aufpassen ? Ich meine, wenn die Kleine mit den beiden mitgehen würde.“

„Sandy, Du bist echt die Beste !“ jubelte Richie und gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange. „Das ist wirklich die Lösung ! Ich ruf gleich mal bei meiner Ex an und klär das mit ihr. So müsste es wirklich gehen !“

Richie sprang auf, um Heather zurück zu rufen. Zufrieden nippte ich an meinem Kaffee und lehnte mich zurück.

„Also, organisatorisch bist Du wirklich klasse, Lady !“ Jon schmunzelte mich an.

„Danke, mach ich auch total gerne !“ gab ich zurück.

Als Richie zurückkam, grinste er über das ganze Gesicht.

„Super, es funktioniert ! Und ich freu mich wahnsinnig, dass ich meine Tochter endlich mal wieder zu Gesicht bekomme ! Danke Dir Sandy, das war eine super Idee von Dir !“

Er fasste mich an den Schultern und gab mir nochmals einen Kuss auf die Wange.

„Hey, das ist immer noch meine Freundin !“ spielte Jon den Eifersüchtigen.

„Ja ja ! Schon gut !“ lachte Richie.

Ich ging ins Haus, um Tini anzurufen und nachzufragen, ob es auch für sie funktionieren würde. Und da ich meine beste Freundin eben schon mein ganzes Leben kannte, war dies eigentlich nur ein Bestätigungsanruf, denn sie stimmte sofort begeistert zu.

„Juhuuu ! Dann lerne ich endlich mal ein Bon Jovi-Kind kennen ! Natürlich machen wir das, darauf freue ich mich jetzt schon !“

Zufrieden ging ich zu den beiden auf die Terrasse zurück und teilte ihnen mit, dass es nun wirklich klappen würde.

„Wann siehst Du Deine Kids wieder ?“ fragte Richie.

„Nun, ich habe es eigentlich für die Zeit nach den Konzerten geplant. Allerdings habe ich Sandy bereits versprochen, dass wir eine Bike-Tour durch die Staaten machen. Und außerdem wird mir jemand gewisses da bestimmt auch noch einen Strich durch die Rechnung machen.“

Nachdenklich sah er zu Boden.

„Ach komm, Jon ! Das kannst Du wirklich noch auf später verschieben ! Wenn Du was mit Deinen Kindern machen willst, dann geht das auf jeden Fall vor !“ warf ich ein.

Er sah mich verwundert an.

„Aber ich hab`s Dir doch versprochen !“

„Schon, aber Du hast ihnen bestimmt auch was versprochen, oder ? Und außerdem kann ich mit der Bike-Tour warten, so eilig ist das dann auch wieder nicht !“

Er biss sich auf die Lippen und sah mich immer noch an.

„Du kannst doch mit den vieren für zwei, drei Wochen in Urlaub gehen ! Ich habe zwei Monate frei, da können wir immer noch danach durch die Lande gurken !“

„Echt ?“ fragte er zögerlich. „Dir macht das wirklich nichts aus ?“

„Nein, überhaupt nicht ! Ich hätte eher ein schlechtes Gewissen, wenn Deine Kinder wegen mir zurück stehen müssten, das will ich auf gar keinen Fall ! Ich meine natürlich, wenn Deine Frau zustimmt.“

Dankbar nahm er mich in die Arme und sagte:
„Richie hat Recht, Du bist echt die Beste !“

„Danke für`s Kompliment !“ lächelte ich ihn an.

So verging die Zeit und ich wartete ungeduldig auf Donnerstag. Erstens weil ich Tini und Tom endlich wieder sehen würde und zweitens war ich auf Ava gespannt. Mit meiner Idee, Jon sollte seine Kinder zu einem Urlaub einladen, hatte ich ihn um eine Sorge erleichtert, das konnte ich ihm anmerken. Wahrscheinlich hatte er das Problem schon länger mit sich herumgetragen und sich nicht getraut, darüber zu sprechen. Da ich nun die Lösung vorgeschlagen hatte, hatte ich ihm sicherlich einiges abgenommen.

Ich wusste damals ja nicht, dass es anders sowieso nicht gegangen wäre.

Donnerstag, 2. April 2009

Kapitel 147

Die nächsten Tage verbrachten wir bei Jon zuhause. Uns blieb auch nichts anderes übrig, denn vor der Hofeinfahrt lungerten ständig Paparazzi herum. Das Anwesen konnte somit nicht verlassen oder betreten werden, ohne dabei angesprochen oder fotografiert zu werden. Wir zogen uns zurück, relaxten, schwammen, redeten viel. Die Sache mit Dorothea hing ihm mächtig in den Knochen, jedoch hatte ich den Eindruck, dass bei Jon der Knoten geplatzt war. Endlich sprach er mit mir über seine Probleme und fraß nicht wie in der Vergangenheit alles in sich hinein.

Morgens ging ich regelmäßig mit Richie zum Joggen, dies war zu einer festen Gewohnheit bei uns beiden geworden. Dafür hatten wir in Richies Garten eine Möglichkeit gefunden, ungesehen zu verschwinden. Wir bogen einfach die Hecken, die zu dem riesigen angrenzenden Park standen, um. Darin hatten wir alle ja genügend Übung, das gleiche machten wir ja auch von Richies zu Jons Grundstück hinüber. Dann und wann machte ich den Vorschlag, die Hecken zu entfernen und statt dessen ein Gartentor anzubringen, damit stieß ich jedoch auf wenig Gegenliebe. Jon und Richie wollten es unbedingt dabei belassen. Sie meinten einstimmig, dann wäre es nicht mehr so „verboten“. Ich brach in schallendes Gelächter aus, als die beiden mit ihrem jungenhaften Ausdruck auf dem Gesicht vehement dagegen protestierten.
Mittags aßen wir meist zu dritt, Richie gehörte einfach dazu. Jon verbrachte viel Zeit in seinem Arbeitszimmer, um die restlichen Dinge für die kommenden Konzerte abzuklären. Wir saßen gerade nach dem Mittagessen auf der Terrasse, als Richies Handy klingelte.

„Heather !“ „Was gibt es denn ?“ „Sicher kann Ava zu mir kommen, allerdings bin ich am Wochenende in Chicago, Du weißt wir haben dort einen Gig !“ „Wie stellst Du Dir das wieder vor ?“ „Nein, ich kann sie doch nicht dorthin mitnehmen !“ „Überhaupt nicht !“ “Ich finde das überhaupt nicht okay !“ „Was ist denn so wichtiges ?“ „Und das kannst Du nicht verschieben ?“ „Na dann okay, aber in Ordnung ist es nicht, das ist Dir klar ?“ „Ich muss erst abklären, wie wir das handeln können, ich melde mich dann bei Dir.“ „Okay, bye !“

Wütend legte er auf. Seine Wangenknochen mahlten und er starrte mit finsterem Blick auf die Tischplatte. Jon sah ihn lange aufmerksam an und schien abzuwarten, dass Richie etwas sagte. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus und fragte:

„Richie, was ist denn ?“

„Ach, Madame hat diese Woche anscheinend ein megawichtiges Foto-Shooting, das mehrere Tage dauert und sie kann deswegen nicht für Ava da sein. Ihre Eltern sind in Florida im Urlaub und meine sind ebenfalls unterwegs.“

„Und Du sollst sie auf das Konzert mitnehmen ?“ fragte ich erstaunt.

„Ja, und außerdem schickt Heather unser Kind so einfach mit einer fremden Begleiterin der Fluggesellschaft hierher ! Das muss man sich mal vorstellen ! Als ob man solche Sachen nicht besser timen könnte !“

Ratlos sah Jon mich an. Ich wusste auch nicht, was ich sagen oder tun sollte. Doch da ratterte es in meinem Kopf.

Mittwoch, 1. April 2009

Kapitel 146 - Drohungen und Galgenhumor

Szenenwechsel:

„Ich habe die Zeitungen gelesen.“

„Warum denn bloß ?“ fragte er atemlos.

„Weil ich wissen wollte, warum Du die Seiten vor mir versteckst.“

„Genau deswegen ! Ich habe geahnt, dass Du Dir irgend was zusammen spinnst. Das wollte ich vermeiden.“

„Jon, Du hast selbst gesagt, Du willst, dass ich alles von Dir weiß ! Warum verheimlichst Du mir das dann ?“

„Weil es nicht wichtig ist ! Wichtig sind wir beide und nicht das, was irgend ein Reporter in irgend einer Zeitung schreibt ! Du hast damit bereits schlechte Erfahrungen gemacht, oder ? Ich habe Dir alles von mir gesagt, was wichtig ist. Mit dem Rest will ich Dich nicht belasten. Es hat mit uns auch nichts zu tun, es war mein Leben vorher.“

Sein Blick ruhte auf mir. Seine Augen blickten mich unverwandt an.

„Warum wusste niemand in ganz Amerika, dass Ihr getrennt lebt ?“

Da sah er zu Boden, knetete nervös seine Hände und ließ sich Zeit, bevor er weiter sprach.
Es fiel ihm alles andere als leicht.

„Anfangs wusste ich ja nicht, wie es mit meiner Ehe weiter gehen würde. Ob es weiter gehen würde. Dann überschlug sich alles in meinem Leben, ich lernte Dich kennen, der Stress mit den Konzerten, die viele Herumreiserei. Später hatte ich einfach nicht mehr den Mut dazu. Ich wollte nicht, dass unsere Beziehung schon so früh mit so etwas belastet wird. Du hast es mir schließlich nicht gerade einfach gemacht.“

Er sah mich mit einem Blick an, der mein Herz zerfließen ließ.

„Nach all dem, was zwischen Dir uns Joe passiert war, der ganze Presserummel um Euch…. Ich wollte verhindern, dass das bei uns beiden auch geschieht.“

Ich nahm seine Hände zwischen meine und zwang ihn mit meinem Blick, mich anzusehen.

„Jon, ich sag Dir jetzt etwas. Und das sage ich nur ein einziges Mal.
Den Pressefuzzis kann ich gegenübertreten. Das macht mir nicht mehr allzu viel aus. Aber unsere Liebe kann nur bestehen, wenn wir beide solche Dinge voneinander wissen. Wir müssen vorbereitet sein, wenn die Öffentlichkeit ein solches Interesse an uns hat. Stell Dir vor, ein Reporter hätte mich einfach so aus dem Hinterhalt damit konfrontiert. Was hätte ich sagen sollen? Wie hätte ich reagieren können?“

„Stimmt schon. Das tut mir auch leid. Aber da ist noch etwas….“

„Was denn ?“

„Dorothea hat….“ Seine Stimme wurde brüchig und er sprach nicht weiter.

„Sie hat was ?“ fragte ich vorsichtig. Ich wollte ihn nicht drängen.

Er seufzte tief.

„Ich rief sie an, um mit ihr über alles zu sprechen. Sie schrie mich die ganze Zeit nur an und zum Schluss nannte sie mich verantwortungslos und selbstgerecht. Das schlimmste jedoch ist, sie hat gedroht, mir die Kinder zu entziehen.“

„Sie hat was ?“ wiederholte ich mich, nun allerdings mit einer gehörigen Wut im Bauch.

„Du hast richtig verstanden. Sie will mich nicht mehr zu ihnen lassen.“

„Das kann sie nicht. Jedes Gericht der Welt wird dagegen entscheiden. Du hast nichts böses getan, man kann Dir nichts schlechtes nachsagen.“

„Das sagt sich so leicht. Die letzten Monate habe ich nicht allzu viel Zeit mit ihnen verbracht. Und das kann man mir vorwerfen.“

„Schatz, das hilft jetzt alles nichts. Über Spekulationen kommen wir nicht hinaus. Willst Du nicht noch einmal mit ihr reden ?“

„Ich glaube nicht, dass das viel bringt. Vielleicht muss ein wenig Zeit vergehen.“

Er zog mich an sich und ich barg meinen Kopf an seiner Schulter.
Eine Zeit lang hörten wir nur auf den Atem des anderen und hielten uns in den Armen.

„Ganz schön chaotisch mit uns, oder ?“ fragte er leise.

„So wird`s wenigstens nicht langweilig.“

„Du und Dein Galgenhumor !“

Wieder sprachen wir nicht mehr und lauschten aufeinander.

„Jon ?“

„Sag schon, was Du auf dem Herzen hast.“

„Ich liebe Dich und ich verspreche Dir, dass ich bei dem ganzen hinter Dir stehen werde, egal was kommt.“

„Ich liebe Dich auch ! Und glaub mir, so schnell gebe ich nicht auf !“

Nun konnten wir zwei endlich wieder lächeln, wenn auch unter Tränen.