Donnerstag, 23. April 2009

Kapitel 159

Das wäre uns überhaupt nicht aufgefallen ! Und so griffen wir nach unseren Taschen mit den Bühnenklamotten und begaben uns auf den Weg ins Stadion. Wir drängten uns durch die Menschenmassen, die sich dort bereits versammelt hatten. Wieder einmal ging mir das Durcheinander gehörig auf die Nerven und ich suchte nach dem Weg ins Stadion, um mich alleine auf die Stufen zu setzen. Doch da rannte mir Stefan hinterher und hielt mich zurück.

„Wir müssen sofort zum Soundcheck. Irgendein Dödel hat den Plan durcheinander gebracht und wir sind jetzt dran !“

Also flitzten wir zurück und gingen gleich auf die Bühne. Es klappte hervorragend, wir waren frühzeitig fertig. Gerade, als ich hinter meinen vier Jungs die Treppen hinunter ging, trat mir jemand in den Weg.

„Hi.“

„Hi“, entgegnete ich erschrocken. Mein Puls raste, ich fing an zu zittern und hatte keine Ahnung, wie ich mich verhalten sollte.

„Wollen wir ?“ fragte er einfach.

„Ja…. Wir…. Also…. Okay ! Lass uns gehen.“ stotterte ich.

Er führte mich zu einem bereits wartenden Wagen, der nur wenige Minuten später vor einem kleinen Cafe hielt. Noch immer sprachen wir beide kein Wort. Ich fühlte mich äußerst unwohl und ein Gedanke schwirrte durch meine Hirnwindungen:
„Herr, lass den Boden aufgehen und mich darin verschwinden !“
Aber es half alles nichts, ich musste da jetzt durch.
Er bestellte, nachdem er mich gefragt hatte, für uns beide Kaffee.
Dann ließ er seinen Blick auf mir ruhen. Dieser unbewegte, tiefe Blick aus seinen dunklen, fast schwarzen Augen. Er sah gut aus. Die Haare waren länger, seine Haut etwas gebräunt. Und da sah ich es.

„Du trägst immer noch unser Kreuz ?“ Fast konnte ich nicht atmen und so klang meine Frage in meinen Ohren etwas gepresst.

„Ja, sicher. Ich werde es immer tragen.“

„Joe, ich….“

Verflucht ! Was sollte ich sagen ? Was wollte ich sagen ?

„Bist Du glücklich mit ihm ?“ fragte er unvermittelt, nippte kurz an seiner Tasse und sah mich wieder mit diesem Blick an.

„Ja, ich bin sehr glücklich mit ihm.“

Wir schwiegen, sahen uns beide an und ich nahm all meine Kraft zusammen, um seinem Blick stand zu halten.

„Er hat Dich nicht verdient.“

„Aber Du ?“ fragte ich nun etwas zornig.

„Eher wie er. Glaubst Du, er meint es tatsächlich ehrlich ?“

„Ja, Joe. Und ich glaube es nicht, ich weiß es. Was soll das ? Warum stellst Du Jon in Frage ? Außerdem geht es hier nicht um ihn, sondern…“

„Sondern ?“ unterbrach er mich.

„Es geht darum, warum Du mich einfach vor vollendete Tatsachen gestellt hast und anstatt mit mir mit der Presse gesprochen hast.“

„Warst nicht Du diejenige, die Schluss gemacht hat ? Die einfach abgehauen ist ?“

„Wie konnte ich bei Dir bleiben, nachdem Du mich ständig kontrolliert und überwacht hast ? Du bist dauernd ausgeflippt, wenn Du mich nicht an Deiner Seite hattest und mich nicht sofort erreichen konntest. Das war einfach nicht normal !“

„Okay, das war sicherlich nicht in Ordnung.“ Plötzlich stockte er. „Ich habe Dich einfach zu sehr geliebt. Und das tue ich immer noch.“

Er zerknüllte seine Zigarettenschachtel so sehr, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Ich hielt den Atem an. Damit hatte ich niemals gerechnet.

„Hast Du nicht der Presse mitgeteilt, ich wäre nur eine kleine Affäre gewesen, die dazu beiträgt, dass Deine Ehe so glücklich ist ?“ schleuderte ich ihm entgegen.

„Das habe ich niemals gesagt !“

„Ach komm, Joe ! Sei doch wenigstens jetzt ehrlich !“

„Ich bin ehrlich ! Ich war zu Dir immer absolut ehrlich ! Warum sollte ich jetzt lügen ? Was habe ich noch zu verlieren ? Außer meinem Verstand, wenn ich Euch beide zusammen sehe.“

So langsam aber sicher war ich dabei, überhaupt nicht mehr durchzublicken.

„Willst Du mir etwa sagen, die Journalisten haben sich das alles ausgedacht ? Das kannst Du mir nicht weiß machen ! Das glaube ich Dir nicht !“

„Ich habe zu der Zeit mit keinem, absolut keinem Reporter gesprochen. Als mir klar wurde, dass Du ernst machst, habe ich mich in meine Hütte verzogen, um über alles nachzudenken. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet, mich so zu verlieben und solche Gefühle in mir zu spüren. Du bist ein Mensch, der viel Freiheit braucht und ich war voller Angst, Dich wieder zu verlieren. Der Gedanke, wieder ohne Dich zu sein und die paar Jahre, die mir noch bleiben, ohne Dich verleben zu müssen, bringt mich fast um. Heute noch.“

„Joe…“

„Lass es ! Alles, was Du jetzt sagen willst, ist falsch ! Du wirst weiter bei Deinem Sonnyboy bleiben und ich werde weiter alleine bleiben. Ich kann Dir nur sagen, hättest Du mir noch ein klein wenig Zeit gegeben, mit allem klar zu kommen, hätte ich sicher aufgehört, Dir nachzuspionieren und Dich zu kontrollieren. Irgendwann hätte ich Dir vertrauen können. Ich war auf dem besten Weg dahin. Aber nun ist es zu spät. Es ist vorbei.“

Fassungslosigkeit machte sich in mir breit. Ich sah, dass seine Augen nass waren. Rasch wischte er sich darüber. Seine Hände zitterten, er versuchte es zu verstecken.

„Es tut mir leid, Joe. Aber ich habe es damals nicht mehr ausgehalten. Es war zuviel für mich. Manchmal hatte ich sogar Angst vor Dir.“

„Ich weiß. Heute kann ich es sogar verstehen, und ich wundere über mich selbst, warum ich manche Sachen gemacht habe.“

„Du hast mir sehr weh getan.“

„Auch das weiß ich. Ich habe gesehen, wie abgespannt Du im Fernsehen und auf Fotos ausgesehen hast. Allerdings habe ich auch gesehen, dass Du, seit Du mit Jon zusammen bist, sehr viel glücklicher bist. Und dem kann ich mich nicht entgegenstellen.“

Er trank seine Tasse aus. Nervös griff ich nach der meinen und zündete mir noch eine Zigarette an.

„Wie geht es bei Dir ? Bist Du noch mit Deiner Frau zusammen ?“

„Nein, ich habe mich nach unserem Split von ihr getrennt und bin ausgezogen.“

„Du lebst allein ?“

„Ja, und das wird auch so bleiben. Babe, ich wünsche Dir alles Glück der Welt. Aber einen kleinen Wunsch hätte ich.“ Ein kleines, zaghaftes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Welchen ?“

„Ich möchte, dass wir Freunde werden, okay ?“

„Ich werde es versuchen !“

Er stand auf, ich tat es ihm nach und dann nahmen wir uns in die Arme. Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich roch seinen vertrauten Geruch, alles war mir vertraut und doch so fremd. Weit weg, und doch so nah. Komischer Moment. Ich kann ihn heute noch nicht beschreiben oder einordnen.

„Wir gehen jetzt besser zurück,“ sagte er schließlich.

„Ja.“

Er warf ein paar Dollarnoten auf den Tisch und wir fuhren zurück zum Stadion. Noch im Auto verabschiedeten wir uns voneinander. Wir beide wollten das so, um kein Aufsehen zu erregen. Irgendeiner hätte uns ja doch wieder dabei gesehen. Getrennt voneinander gingen wir durch den Eingang. Im Getümmel verloren wir uns rasch aus den Augen und ich wurde sofort von einer ziemlich hektischen Tini in Beschlag genommen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Endlich geht es weiter.

Oh je, jetzt ist der Kompost aufeinmal so nett. Ich hatte schon Angst, das sie rückfällig wird. Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin. Ich finde und hoffe das sie den Kompost aus ihren Leben streicht und bei Jon Sonnyboy bleibt!

Bitte Missi keine Pause mehr, schnell weiter!!!

LG
Waldhexe

Mabel hat gesagt…

warum soll sich der boden denn auftun, um sandy zu verschlucken? man gräbt doch kompost unter! *stöhn* und nun schreib ihn mal wieder fix zurück in seine hütte, den ollen! aber natüüüüüüüüürlich glauben wir alle, daß er aufgehört hätte, sandy zu kontrollieren-klaaar!*lautstöhn*
@missi: schön, daß du wieder postest, aber für die tüte nougateier kommt jede rettung zu spät!!! *sehrlautstöhnweilaufwaagegewesen*
glg mabel

Sam hat gesagt…

Shit, wußte ich doch, das ist nicht gut....
Trägt der noch das Kreuz, verlässt seine Frau und liebt Sandy immernoch...

Nee, meine Welt steht gerade Kopf, glaube die Schokolade von gestern kommt wieder hoch...

Was soll das jetzt????
Freunde bleiben....klar, das sagte der Wolf auch zum Hasen bevor er ihn gefressen hat...
*ichvölligfassungslossei*

@mabel: her mit der Schaufel, ich grab mit...*grins*

Drückerle

Missi68 hat gesagt…

Eben eine total verwirrte Sandy.... fast wie im richtigen Leben....

Und Nougateier gehen immer, egal was die Waage zeigt !!!!

Eines meiner Lebensmottos ist:
Ich habe nie, aber auch wirklich gar nie ein schlechtes Gewissen, weil ich etwas esse, oder trinke.
Sobald ich ein schlechtes Gewissen habe, tut mir das dann nämlich nicht gut, jep, so ist das. nWenn mein Körper nach etwas verlangt, dann kriegt er es. Sonst würde er es ja nicht verlangen *dickfettgrins*

Missi68 hat gesagt…

Ach ja, für die Pause konnte ich nix, ich konnte mal wieder nicht ins Internet..... Danke auch an meinen Mitbewohner :-)

Mabel hat gesagt…

@missi: wenn du nich ins internet kannst, dann meißel auf ne steintafel, gib rauchzeichen oder gib die fortsetzung telefonisch durch, aber laß die süchtigen nich wartäääääään!!!!
und ich probier jetzt gleich mal an der nächsten tüte nougateier, wie sie so ohne schlechtes gewissen schmecken...und irgendwie wolltest du mir doch auch nen freßpaket mit zwiebelkuchen schicken, oder war das ne halluzidingsbums? grins

Missi68 hat gesagt…

Steintafel ? Rauchzeichen ? Du kommst ja auf Ideen ! Süße, das dauert ja noch länger als zwei Tage ohne Internet *grins*
Wie haben denn die Nougateier ohne schlechtes Gewissen geschmeckt ?
Und in Sachen Zwiebelkuchen war`s doch eigentlich nur das Rezept, oder ? *lautloslach*