Samstag, 28. Februar 2009

Kapitel 122 - Kaffeeklatsch

Gleich nach dem ersten Klingeln öffnete mein Dad. Er umarmte mich und hatte Jon zuerst nicht bemerkt. Als er mich wieder los ließ, fiel sein Blick auf ihn.

„Ach, und Sie sind ….“

Jon trat vor und stellte sich formvollendet vor.

„Guten Tag, Mr. Reed, mein Name ist Jon Bon Jovi.“

Meine Mam kam dazu und Jon wäre nicht Jon, hätte er auf dem Weg hierher nicht darauf bestanden, für sie Blumen zu besorgen. Instinktiv hatte er orangefarbene Gerbera ausgesucht. Die Lieblingsblumen von ihr.
Sie zwinkerte mir wissend zu, was ich aber gleich richtig stellte.

„Ne, Mam, die hat er selbst und ganz alleine ausgesucht !“

Somit hatte der liebe Jon bei ihr gewonnen !
Während unseres Kaffeeklatsches wurde er natürlich von beiden sehr genau beobachtet. Es wurde sehr lustig, als wir erzählten, wie wir in Kanada eingeschneit waren und niemand mehr zu uns durchkam.

„Ich möchte aber dann doch noch genau wissen, was es mit der Entführung auf sich hat !“ fragte Dad bestimmt.

Jon wand sich ein wenig.

„Nun ja. Ich habe Sandy in München vor dem Konzert getroffen und da sie mir auf der Bühne und auch bei unseren Gesprächen nachher sehr gefiel, wollte ich sie unbedingt näher kennen lernen. Leider sah sie das nicht genauso. Ich wollte sie einladen, mit mir noch woanders hinzugehen und das hat sie offensichtlich falsch verstanden und ist weggelaufen. Als wir dann die Konzert-Tour durch die Staaten organisierten, kam mir die Idee, die Band zu engagieren, damit ich sie überzeugen konnte, dass ich kein so schlechter Mensch bin, wie sie denkt. Ich habe einfach gehofft, wenn sie mich näher kennt, wird sie feststellen, dass ich nicht auf das „Eine“ aus bin. Da habe ich aber leider die Rechnung ohne Ihre Tochter gemacht ! Sie hat mich abblitzen lassen, wo sie nur konnte. Zu dem Zeitpunkt war ich bereits über beide Ohren in sie verknallt. Zusammen mit Tini, Tom, Stefan und meinem Gitarristen Richie haben wir uns das Kidnapping ausgedacht. Unter dem Vorwand eines geplanten Videodrehs lockte ich sie zur mir nach Hause, damit wir für uns sein konnten. Glücklicherweise hat es funktioniert !“

Er lächelte mich zufrieden an.
Dad legte seine Unterarme übereinander auf den Tisch und beugte sich etwas vor. An Jon gewandt sagte er dann:

„Wissen Sie, sie hat in der letzten Zeit einiges durch gemacht. Sie hat sehr darunter gelitten, wie dieser Joe sie behandelt hat. Ich kann es durchaus verstehen, dass sie so reagiert hat.“

Nun drehte er sich zu mir:

„Aber ich hoffe, Du hast diesen netten jungen Mann nicht allzu sehr malträtiert !“

„Das hoffe ich auch !“ kam nun von meiner Mutter.

„Er kann ja schließlich nichts dafür, was vorher war. Ich hoffe, Du hast Dich nicht allzu schlecht benommen. Oder hast Du die Superzicke gegeben ?“

Ich verzog mein Gesicht.

Jon antwortete für mich:

„Doch, hat sie ! Es war aber okay ! So musste ich ganz schön um sie kämpfen und sie wurde um so interessanter für mich !“

Nach unseren Erzählungen von unserem Wochenende in LA und den letzten Tagen in Kanada berichtete ich noch kurz von den Aufnahmen im Studio. Und dann war es bereits wieder Zeit, aufzubrechen.

Freitag, 27. Februar 2009

Kapitel 121

„Es schmeckt fantastisch !“

„Wirklich ?“ fragte ich nach.

„Ja ! Es ist sehr lecker ! Du bist eine wunderbare Köchin, was kannst Du eigentlich sonst noch alles, was ich noch nicht weiß ?“

Lachend gab ich zurück:
„Lass Dich überraschen !“

Er vertilgte seine Portion in Windeseile und ließ sich anschließend noch zweimal nachlegen. Nach dem Essen räumte ich die Küche wieder auf und Jon half mir wie selbstverständlich beim Abtrocknen. Da kam mir eine Idee.

„Jon ?“ begann ich zögernd.

„Ja, mein Herz ?“ Er sah mich fragend an.

„Ähm, also, ich habe meinen Eltern von Dir erzählt. Ich wollte nicht, dass sie wieder aus der Zeitung erfahren, dass ich mit jemandem zusammen bin. Und nun, ja sie kennen Dich natürlich von den Postern aus meinem Jugendzimmer.“

Er hatte sich an meinen Küchenblock, der in der Mitte stand, gelehnt und die Arme verschränkt.

„Und jetzt ?“ fragte er grinsend.

„Würde es Dir sehr viel ausmachen, wenn wir nachher bei Ihnen vorbeischauen ?“

„Du willst mich ihnen also vorstellen, sehe ich das richtig ?“ Er grinste immer noch unverschämt.

„Jaaaa !“ sagte ich erleichtert.

„Honey, das freut mich unheimlich ! Natürlich möchte ich Deine Eltern kennen lernen ! Und ich finde es sehr süß von Dir, dass Du mich ihnen vorstellen möchtest. Ich hab allerdings eine Bedingung !“

„Welche denn ?“

„Du musst öfter für mich kochen !“

Erleichtert warf ich mein Küchentuch nach ihm und traf ihn mitten ins Gesicht. Er warf allerdings zurück und auch er traf, mitten in mein Gesicht. Lachend ging ich auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals.

„Von mir aus koche ich mein restliches Leben für Dich !“

„Versprochen ?“

„Hoch und heilig !“

Da standen wir nun in meiner Küche und knutschten uns wie wild ab. Später war ich dann froh, dass ich damals eine stabilere Variante eines Küchenblocks gekauft hatte.

„Du bist unersättlich !“ Ich war immer noch atemlos.

„Und Du bist besser ? Wer lässt sich denn immer wieder von mir verführen ?“

Kichernd gab ich mich seinen Küssen hin.

„Wir müssen demnächst los, sonst wird es zu knapp ! Wir fliegen um 20.00 Uhr !“ mahnte ich zum Aufbruch.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, zogen wir los, um meine Eltern zu besuchen. Ich hatte vorher angerufen, um ihnen zu sagen, dass ich gegen 15.00 Uhr zum Kaffee trinken käme. Von Jon hatte ich ihnen nichts gesagt.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Kapitel 120 – Cappuccino und Rindsrouladen

In meinem Schlafzimmer war es heiß, sehr heiß geworden. Meine Kehle war trocken und ich brauchte dringend etwas zu trinken. Also stand ich auf und ging in die Küche. Es war nicht zu fassen, Jon war hier ! Er hatte sich in einen Linienflieger gesetzt, nur um mich zu überraschen. Er flog um die halbe Welt, um mich zu sehen. Morgen würden wir zusammen nach Amerika fliegen und in den nächsten Tagen zusammen auf der Bühne stehen, um für den Klimaschutz zu werben. Was hatte das Schicksal vor mit mir ? War dies die Entschädigung für die fürchterliche Zeit, die ich durchlebt hatte ? Durfte ich nun endlich die wahre Liebe erleben ? Und was zur Hölle ging da nur wieder durch meinen Kopf ? Ich beschloss, es zu genießen, so gut ich es vermochte und ging zurück.
Ein warmes Gefühl, ein Ziehen von den Füßen bis zu meinem Herzen durchzog meinen Körper, als ich Jon im Bett liegen sah. Er schlief tief und fest. Dachte ich zumindest. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schlüpfte ich unter die Decke. Doch da riss er plötzlich die Augen auf und lachte lauthals über mein erschrockenes Gesicht.

„Ich dachte, Du schläfst ?“

„Dachtest Du ? Du dachtest wahrscheinlich auch, dass mir einmal mit Dir reicht ?“

Er zog mich an sich und ich genoss seine Zärtlichkeiten ein weiteres Mal. Wir liebten uns wild und leidenschaftlich, bis wir endlich erschöpft einschliefen.
Am nächsten Morgen ließ ich ihn schlafen. Er hatte bestimmt Schlaf nachzuholen und der Jetlag würde seinen Tribut auch bei ihm holen. Nachdem ich mich fertig gemacht hatte und angezogen war, trank ich noch einen schnellen Kaffee und machte mich auf den Weg, um einzukaufen. Schließlich hatte ich ihm versprochen, für ihn zu kochen. Da die Straßen glatt waren, machte ich mich zu Fuß auf den Weg. Glücklicherweise waren die Läden alle in der Nähe und ich hatte meine Einkäufe rasch erledigt. Als ich zurück war, schlummerte er immer noch friedlich. Leise zog ich die Schlafzimmertür zu.
Mitten in den Vorbereitungen für unser Mittagessen, ich hatte mich für Rindsrouladen entschieden und die brauchen bekanntlich ihre Zeit, kam er verschlafen in die Küche. Die Haare verstrubbelt und nur in Boxershorts stand er vor mir.

„Hi ! Kaffee ?“ fragte ich.

„Guten Morgen, mein Schatz ! Ja, aber bitte einen Eimer voll ! Die blöde Zeitverschiebung ! Ich werde mich nie daran gewöhnen.“

„Setz Dich doch !“

Ich stellte ihm den Cappuccino hin und gab ihm einen Kuss.

„Was riecht denn hier so gut ? Ich glaube, davon bin ich aufgewacht !“

Neugierig stand er auf, lugte in den Kochtopf und wollte gerade nach dem Kochlöffel greifen. Ich gab ihm schnell einen Klaps auf seine Hand.

„Stop, die müssen noch eine ganze Weile vor sich hin kochen !“

„Süße, was ist das ?“

„Das sind – wie heißen eigentlich Rindsrouladen auf englisch ?“ Ich beschrieb es ihm und er sah mich verständnislos an.

„Was gibt es ?“

Ich erklärte es ihm nochmals geduldig. Als er mich fragte, was es dazu als Beilage gäbe, strich ich die Segel und bat ihn, sich einfach überraschen zu lassen. Wie in aller Welt erklärt man einem Amerikaner Kartoffelpüree ?
Jon sah mir beim Kochen zu und wir unterhielten uns angeregt. Er erzählte von den Proben, von den Schwierigkeiten, die noch aufgetaucht waren. Sie hatten einige Nachtschichten eingelegt, um alles noch termingerecht zu erledigen. Ich berichtete von den Aufnahmen im Studio und von unseren vielen Terminen. Jon war ein Mensch, der wenn er sich mit jemandem unterhielt, diesem das Gefühl gab, er wäre für ihn in diesem Moment der einzige Mensch auf der Welt. Daher wollte er jede Einzelheit genau wissen und fragte immer nach, wenn er etwas nicht verstanden oder ganz mitbekommen hatte. Es war unheimlich schön, sich mit ihm zu unterhalten und die Zeit verging wie im Flug. Ich deckte den Tisch und er zog sich so lange an. Natürlich war ich gespannt wie ein Flitzebogen, als er das erste Stück Fleisch abschnitt und aß. Mittlererweile wusste er auch, was Kartoffelpüree war… Zuerst sagte er überhaupt nichts und aß ruhig weiter. So langsam wurde ich unruhig.

Montag, 23. Februar 2009

Kapitel 119 - Vulkane brodeln....

„Sandy, ich bin sehr froh über das, was Du mir zum Abschied gesagt hast. Ich habe mich unheimlich über den Ring gefreut, den Du mir geschenkt hast.“

„Der ist aber nicht sehr viel wert....“

„Das spielt für mich keine Rolle. Ein Ring ist für mich ein Zeichen der Unendlichkeit, er hat kein Ende, er fängt da an, wo er aufhört. Und er ist für mich ein Zeichen der Verbundenheit zwischen uns.“

Er atmete tief ein, bevor er weiter sprach.

„Ich hatte eine Riesen-Angst vor diesem Abschied. Dachte, dass es ein Abschied für immer sein könnte. Schließlich habe ich Dich mit Gewalt, wenn auch mit sanfter, in mein Haus gelockt. Es hätte ja auch sein können, dass Du hier in Deiner Welt alles nochmals überdenkst und Dich anders entscheidest. Das ging mir gestern den ganzen Tag durch den Kopf und ich wäre fast verrückt geworden.“

Nachdenklich senkte er den Kopf.

„Rich hat es mir angemerkt und sagte einfach: „Flieg zu ihr !“ Ja, und da dachte ich, Du hast mir was zum Abschied geschenkt, dann schenk ich Dir was zum Wiedersehen !“

Die Tränen rannen nur so über mein Gesicht und ich konnte nicht mehr an mich halten.

„Du bist so unglaublich süß ! Ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen soll !“

Ich legte mein Gesicht in die Beuge zwischen seinem Gesicht und seinem Hals. Er ließ mich weinen, bis ich mich wieder gefasst hatte.

„Ich liebe Dich, mehr als mein Leben ! Und ich bin Dir unendlich dankbar, dass Du in mein Leben getreten bist. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass das erst ein paar Wochen her ist. Und es kommt mir immer noch wie ein Traum vor !“

„Ein Traum, der Wirklichkeit wurde !“

Unsere Blicke verhakten sich ineinander und langsam, ganz langsam kamen sich unsere Gesichter näher. Zuerst küssten wir uns zögerlich und zart, dann leidenschaftlich. Er löste vorsichtig den Knoten meines Tops und zog es mir langsam aus. Fast unbemerkt zog er mir meine Cargohose herunter. Geschickt öffnete er den Verschluss meines BHs und beugte sich über mich. Ich hatte ihn über zwei Wochen nicht spüren, riechen, schmecken können. Ungeduldig drängte ich mich an ihn. Er streifte sich seinen Rollkragen-Pullover über den Kopf. Während dessen öffnete ich die Knöpfe seiner Jeans. Da ich es nicht schaffte, sie herunter zu ziehen, half er mir dabei.

„Deine Augen glitzern,“ sagte er leise.

„Lass Dein Million-Dollar-Lächeln weg, ich bin Dir eh hilflos ausgeliefert.“

„Du bist was ?“ Als ob er es nicht verstanden hätte !

„Du hast mich genau verstanden….“

Er grinste, und ich sah den kleinen Triumph in seinen Augen. Wir gaben uns der schönsten Sache der Welt hin, und mit ihm war es wirklich die schönste. Seine Finger glitten langsam tastend über die Spitze meiner Unterwäsche, fast als ob sie sie liebkosen würde. Ich erschauderte am ganzen Körper und konnte das Zittern nicht länger verbergen. Langsam sank ich in seine Arme, ließ mich von ihm halten, ließ mit mir spielen…. Gierig sog ich seinen Geruch ein, ich brauchte ihn wie die Luft zum Atmen, mein Herz raste. Sein Atem dagegen streifte meine Haut wie ein leichter, zarter Luftzug und ein Gänsehautschauer folgte auf den anderen.

„Jon bitte….“

Er sah mich nur mit diesem einen Blick an, dieser Blick, der mich nochmals betteln ließ. Betteln, damit ich ihn endlich spüren konnte. Er kostete den Augenblick unnötig lange aus, er genoss das Gefühl, mich in der Hand zu haben und ließ mich das wissen. Seine Berührungen, wie er nach mir griff, so neu, so aufregend und doch so vertraut, so selbstverständlich. Er nahm sich, was er wollte mit der ihm so eigenen Männlichkeit. Dann, endlich war es endlich soweit, tief in mir spürte ich ihn, der Vulkan, der wie mir schien, unendlich lange gebrodelt hatte, kam zum Ausbruch…..

Kapitel 118

Er ließ seinen Arm sinken und endlich tauchte sein lächelndes Gesicht auf. Seine blauen Augen strahlten vor lauter Vorfreude. Ich konnte immer noch nichts sagen.

„Lässt Du Deinen Besuch immer so lange in der Tür stehen ?“ fragte er grinsend.

„Was… wie…. ? Oh mein Gott !“

„Darf ich jetzt reinkommen, oder soll ich hier Wurzeln schlagen ?“ fragte er und neigte seinen Kopf abwartend zur Seite.

Ich fiel ihm jubelnd um den Hals und wollte ihn nicht mehr loslassen. Mit dem riesigen Strauß in der Hand drückte er mich fest an sich und endlich küssten wir uns. Mit einem nicht enden wollenden, traumhaften Kuss.

„Hey, Du hast mir so gefehlt !“ sagte ich atemlos.

„Du mir aber auch !“

Ich zog ihn in die Wohnung, nahm im die Blumen ab und ließ mich von ihm wieder in seine Arme ziehen. Er küsste mich mit einer Intensität und einem Verlangen, und mir wurde schwindlig. Wir standen ewig da, eng umschlungen und konnten nicht voneinander lassen.

„Was machst Du hier ?“

„Dich besuchen ?“

„Aber Du sagtest doch gestern….“

„Ja hab ich. Hätte ich sagen sollen, ich bin mit meinem Job hier fertig, habe jetzt frei und komm morgen zu Dir ? Dann wäre ja die Überraschung weg gewesen !“

„Aber ich wäre übermorgen sowieso bei Dir gewesen !“

„Sicher, so lange wollte und konnte ich nicht mehr warten. Außerdem habe ich Dir nicht getraut, ob Du wirklich kommst.“

„Jon !“ sagte ich vorwurfsvoll.

Er kam mir wieder näher und sein Blick zog mich magisch an. Ich versank in diesem unglaublichen Blau und spürte seine Lippen auf meinen. Sein Atem wehte sanft in mein Gesicht. Er strich mir leicht über die Haare. Ich merkte, wie ich wieder völlig wehrlos in seinen Armen hing.

„Du fliegst um die halbe Welt, nur um mich einen Tag früher zu sehen ?“

„Jep !“

„Du bist wahnsinnig !“

„Da sind wir ja schon zwei !“

Doch da hörte ich das Knurren seines Magens. Wir mussten beide lachen.

„Hast Du Hunger ?“

„Ja, ziemlich. Das Essen im Flugzeug vertrage ich nicht und ich bin schon eine Weile unterwegs.“

Da mein Kühlschrank wie üblich nichts wirklich verwertbares enthielt, aus dem ich etwas zaubern konnte, schlug ich unseren Pizzaservice vor. Jon stimmte zu und ich griff zum Hörer.

„Aber morgen koch ich für uns !“

„Typisch deutsch ?“ fragte er hoffnungsvoll.

„Ja sicher, wenn Du schon mal hier bist !“

„Mmmhhh, da freu ich mich doch jetzt schon !“

Ich deckte rasch den Tisch, holte eine Flasche Wein und zündete ein paar Kerzen an. Jon sah sich derweil in meiner Wohnung um. Er grinste, als er die Kinderbilder von mir und Tini erspähte. Es gab eines, auf dem wir beide als fünfjährige mit den gleichen rot karierten Kleidchen und mit blonden Pferdeschwänzchen abgebildet waren. Wir grinsten mit unseren Zahnlücken in die Kamera.

„Kaum zu glauben, was aus diesen frechen Gören geworden ist !“

„Wie meinst Du das denn ?“

„Na, zwei bildhübsche, sexy junge Frauen natürlich !“ Er lachte mich mit diesem offenen, jungenhaften Lachen an.

„Danke für`s Kompliment !“ erwiderte ich geschmeichelt.

„Du hast eine sehr schöne, gemütliche Wohnung. Jetzt verstehe ich auch, warum es Dir in LA so gefallen hat ! Du stehst auf den mediterranen Stil ?“

„Ja, sehr ! Ich liebe die warmen Erdfarben und die Materialien.“

„Sie passt zu Dir, Deine Wohnung.“

Das Essen wurde geliefert und wir setzten uns an den Tisch.

„Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Du wirklich da bist !“

„Ich könnte es Dir nachher beweisen !“ sagte er mit diesem Lächeln, aus dem ich genau lesen konnte, an was er dachte.

Wir stießen mit unseren Gläsern an und begannen zu essen. Jon hatte wirklich einen guten Appetit, er war ruck zuck fertig.

„Möchtest Du noch was ?“ fragte ich.

„Ja, aber nichts zu essen !“ antwortete er viel sagend.

Er kam um den Tisch herum, zog mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer. Jon war ein Mann. Noch dazu war er ein Mann, der gewohnt war, dass er bekam, was er wollte. Von diesem Gesichtspunkt aus hätte ich in diesem Moment erwartet, dass er über mich herfallen würde. Aber er hielt inne.

Sonntag, 22. Februar 2009

Kapitel 117

Frühmorgens ging ich mit Tini endlich wieder einmal in unseren Wellness-Tempel und wir ließen uns nach allen Regeln der Kunst verwöhnen. Nach der Massage und einem Entspannungsbad gönnte ich mir noch einen Besuch bei der Hair-Stylistin. Meine Haare hatten es auch bitter nötig. Während die Pflegepackung auf meinem Kopf einwirkte, ließ ich meine Hände und Nägel auf Vordermann bringen. Danach gingen wir zwei Mädels noch gemütlich Kaffee trinken. Ich bewunderte gerade meine frisch manikürten Fingernägel, als Tini, die die ganze Zeit über munter drauf losgeplappert hatte, inne hielt und mit offenem Mund aus dem Fenster des Cafes starrte.

„Was ist denn ?“ fragte ich und folgte ihrem Blick.

„Ach… aber…. Ach nichts !“ stotterte sie und widmete sich rasant wieder ihrer Tasse.

„Tini ?“ fragte ich nun drängend.

„Na ja, halt mich nicht für verrückt, aber ich meine, ich hätte Jon gesehen.“

„Ja genau ! Jon Bon Jovi taucht in unserem Kaff auf !“ meinte ich kopfschüttelnd.

„Wieso ? Könnte doch gut möglich sein, dass er hierher kommt und Dich besucht, oder ?“

„Tini, er steckt bis über beide Ohren in Arbeit, das hat er mir erst gestern Nacht gesagt. Und außerdem hätte ich ihm was angemerkt, wenn er was vorgehabt hätte.“
„So, hättest Du ?“

„Ja, Schätzchen, hätte ich.“

Schmollend rührte sie weiter in ihrem Kaffee und schwieg. Ich legte nach und sagte abschließend:
„Unsere Kleinstadt sieht man ja nicht einmal auf jeder Landkarte! So, nun lass uns aber gehen, ich muss noch Wäsche bügeln und meine Wohnung auf Vordermann bringen. Schließlich fliege ich morgen Abend.“

„Okay, ich muss auch noch einiges erledigen. Wir kommen zwar erst am Donnerstag nächste Woche, aber ich sollte noch bei meinen Eltern vorbei und zur Apotheke.“

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, fuhr ich mit meinem Rad nach Hause. Es lag immer noch Schnee, aber es war nicht mehr so eisig kalt wie die letzten Tage.
Als ich in meine Straße einbog, fiel mir ein großer, schwarzer Wagen auf, der hier nicht hingehörte, vor allem blockierte er unsere Einfahrt. Das Nummernschild zeigte eine Frankfurter Nummer, sicherlich ein Versicherungsvertreter oder Besuch bei den Nachbarn. Können diese Leute mit ihren großen Limousinen auf einmal nicht mehr einparken ? Dabei hatte diese Karre sicherlich auch noch Einparkhilfe ! Kopfschüttelnd und verärgert stieg ich ab, verstaute mein Rad und ging nach oben. Im Flur staunte ich nicht schlecht, denn da stand mein Wäschekorb mit meinen Sachen und die waren gebügelt ! Obenauf lag ein Zettel. Ich erkannte sofort die Handschrift meiner Mutter.

„Hallo Liebes, hoffe, Du hattest einen schönen Tag und hast Dich entspannt ! Ich dachte mir, ich mach das für Dich, dann hast Du nicht soviel Stress und kannst Dich ein wenig ausruhen. Du kommst doch morgen vorbei und sagst Tschüß ?
Liebe Grüße Mam
P.S. Wann stellst Du uns eigentlich Deinen Freund vor ? Bin schon sehr gespannt !“

Ich trug den Korb in mein Schlafzimmer und legte die Kleidungsstücke gleich in meinen Koffer. Dann begann ich die restlichen Sachen zusammen zu tragen, die ich mitnehmen wollte. Es waren nur meine privaten Klamotten, da die Bühnensachen ja von Romy und Stella versorgt wurden. Gerade als ich einen Stapel Tops und Shirts auf dem Arm hatte, hörte ich die Türklingel. Verwundert ging ich zur Tür, da ich keinen Besuch erwartete und öffnete.
Alles, was ich sah, war ein riesiger Strauß roter Rosen. Ich war sprachlos. Wer schickte mir Blumen und warum sagte der Bote nichts ? Warum zeigte er sein Gesicht nicht ?

Samstag, 21. Februar 2009

Kapitel 116

Wir waren gerade dort angekommen, als mein Handy vibrierte. Freudig sah ich, dass Richie dran war.

„Hallo Süße ! Ich kann Dir sagen, es ödet mich total an, ohne Dich zu joggen ! Kannst Du nicht wieder herkommen ?“

Ich lachte laut auf.

„Richie, trainier doch mit Tico ! Mit ihm macht es doch auch unheimlich Spaß !“

„Glaubst Du, ich will mich umbringen ? Du weißt schon, wie Tico trainiert ? Das würde ich auf keinen Fall überleben ! Außerdem gönne ich ihm die Freude nicht, mich total fertig zu machen !“

Wieder musste ich lachen. Ja, Tico war ein echter Sklaventreiber.

„Wie geht es Dir denn so ?“ fragte er besorgt.

„Ach, geht schon, Jon fehlt mir halt unheimlich. Ich bin es einfach gewohnt, dass er immer um mich herum ist.“

„Er hat sich übrigens unheimlich darüber gefreut, was Du ihm zum Abschied gesagt hast.“

„Ja ?“

„Ja, wie ein kleiner Junge. Ich glaube, er hat es mir fünf Mal bestimmt erzählt. Und Deinen Ring trägt er mit einem unglaublichen Stolz. Allerdings ist er ein bisschen betrübt, weil er Dir nichts geschenkt hat. Aber er war wohl so überrascht, dass Du ihm gesagt hast, dass Du ihn liebst, da hat er einfach nicht daran gedacht.“

„Ich hab ihm den Ring nicht geschenkt, weil ich auch was haben wollte, sondern dass er was von mir hat, und damit er ab und zu an mich denkt.“

„Sandy, er weiß das und ich weiß das auch.“

„Ich hab ihm gesagt, dass ich ja meine Erinnerungen habe.“

„Oh wie schön ! Aber Du fehlst uns hier !“

„Ach komm !“

„Nein im Ernst ! Und nicht nur wegen der Joggerei !“

„Das ist süß von Dir, aber ich bin vielleicht in zwei Wochen schon wieder da.“

„Bitte mach das, wenn es irgend geht !“

„Du, die anderen winken mir zu, ich muss rein !“

„Schon okay, wir können ja ein anderes Mal weiter quatschen !“

Wir verabschiedeten uns und ich huschte in den Aufnahmeraum. Die Aufnahmen gestalteten sich ziemlich hektisch, da wir ja zwischendurch pausiert hatten, und nun jeder von uns besser wissen wollte, was wir vor ein paar Wochen besprochen hatten. Die Änderungen auf den Notenblättern waren nicht identisch, meine Schrift konnte keiner lesen, nicht mal ich selbst und Jimmy machte mal wieder was er wollte, nicht was er sollte. In der Mittagspause kam dann auch noch Tom vorbei und briefte uns mit den neuesten Terminen. Er hatte uns ziemlich viele verschafft und ich sah unseren Zeitplan von zwei Wochen dahin schmelzen.
So vergingen ein paar Tage. Jon und ich telefonierten jede Nacht miteinander. Es war oft sehr schwierig aufgrund der Zeitverschiebung. Daher kam ich morgens nur schlecht aus dem Bett. Abends wartete ich, bis er anrief und als wir aufgelegt hatten, konnte ich nicht mehr einschlafen. Die Arbeit im Studio machte jedoch riesigen Spaß. Wir alle fanden, dass das Album klasse werden würde. Vor allem Stefan machte mir immer wieder Komplimente über meinen Gesang.

„Mädel, Du singst viel gefühlvoller als früher. Frag mich nur, woher das kommt.“

„Ja ja, die Liebe ist eine Himmelsmacht !“ witzelte Marc.

Zwischen den vielen Terminen, die Tom arrangiert hatte, hatten wir nicht sehr viel Zeit für uns privat. Wir hüpften vom Studio zum Fernsehen, von dort zu irgendeinem Radiosender, danach wieder ins Studio und von dort zu der schreibenden Gattung. Ich war heilfroh, dass meine Beziehung zu Jon noch nicht bekannt geworden war, sonst wäre ein sinnvolles Arbeiten sicherlich nicht möglich gewesen. Da uns fünf die Kreativität mit voller Wucht gepackt hatte, waren wir früher als geplant mit dem Abmischen fertig und konnten uns einen Tag freischaufeln, an dem keine Verpflichtungen anstanden.

Freitag, 20. Februar 2009

Kapitel 115

„Schätzchen, was ist los ?“ fragte sie unvermittelt.

Ich legte die Kuchengabel zur Seite, nahm aber noch einen Schluck Kaffee, bevor ich antwortete.

„Mam, ich bin schrecklich verliebt !“

„Schrecklich verliebt sieht aber anders aus !“ meinte mein Dad trocken. „Oder meinst Du mit ‚schrecklich’ wirklich schrecklich ?“

„Nein, nein !“ wehrte ich ab.

„Du hast doch nicht etwa wieder mit diesem Joe angebandelt ?“ fragte er entsetzt.

„Nein, er heißt Jon. Jon Bon Jovi.“

„Du meinst aber nicht den Bon Jovi, der an allen Wänden in Deinem Zimmer hängt ?“

„Doch, genau den.“

Sie schauten mich beide irritiert an.

„Der mit den langen Haaren und den engen Hosen ?“

„Ja, aber er hat keine langen Haare mehr, und die Hosen sind auch nicht mehr so eng.“

„Aber Du wolltest Dich doch nie wieder mit einem Rockstar einlassen !“

„Wollte ich auch nicht, aber es ist eben doch passiert. Ich habe mich dagegen gewehrt, aber ich konnte es dann halt nicht mehr. Jon ist ganz anders, die Beziehung mit ihm ist ganz anders. Ich war eine richtig fiese Zicke ihm gegenüber, und trotzdem hat er sich nicht davon abhalten lassen, um mich zu kämpfen.“

Die beiden sahen mich erstaunt an.

„Okay, ich erzähl Euch dann mal am besten alles !“

Und ich begann mit meiner Geschichte. Wie wir uns in München zum ersten Mal trafen. Wie ich davon gerannt war. Dass wir auf sein Betreiben zu den Konzerten eingeladen wurden. Vom Schneechaos, von seinem Kidnapping, dem Wochenende und vor allem von ihm. Als ich geendet hatte, schwiegen beide.

„Er hat Dich entführt ? Mit seinem Privat-Jet ?“

„Ja, hat er.“

Mein Vater begann zu lachen.

„Der Junge gefällt mir !“

Nun war ich ratlos. Mein Vater grinste mich an.

„Da brauchst Du gar nicht so zu kucken ! Dieser Jon weiß anscheinend ganz gut, wie er Dich behandeln muss. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Du mit ihm umgegangen bist. Er tut mir fast ein wenig leid. Hoffentlich hast Du heute wenigstens ein schlechtes Gewissen, wie Du Dich benommen hast !“

„Ja, habe ich.“

Meine Mam unterbrach meinen Dad in seinem Eifer.

„Du weißt aber schon noch, was sie durchgemacht hat, mit diesem Joe ? Und Du weißt auch noch, wie sie gelitten hat, nachdem sie all das in der Zeitung lesen musste ?“

„Natürlich weiß ich das, aber dieser Jon kann ja schließlich nichts dafür, oder ? Ich muss diesen Mann unbedingt kennen lernen ! Wann stellst Du ihn uns vor ?“

Nun musste ich lachen. Das war typisch mein Herr Vater ! Er gab mir all seine Gene mit, all seine Wesenszüge und vor allem seine ganzen Macken. Ich war quasi sein Ebenbild und dann so was !
Auf dem Heimweg spürte ich, dass mir der Besuch bei meinen Eltern sehr gut getan hatte. Ich freute mich, dass sie so positiv auf meine Neuigkeiten reagiert hatten. Sie waren sehr erleichtert, als sie sahen, dass es mir wieder gut ging und ich mit der alten Geschichte endgültig abgeschlossen hatte. Und ich war auch erleichtert.
Meine Jungs holten mich am nächsten Morgen ab, schließlich wollten wir ins Studio um am Album weiter zu basteln. Es tat mir sicher gut, mich in die Arbeit zu stürzen und vielleicht vergaß ich dabei – zumindest zeitweilig – meine Sehnsucht nach Jon.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Kapitel 114

Der Flug verlief ruhig und ohne Zwischenfälle. Wie in Trance brachte ich die Heimfahrt auf der Autobahn hinter mich. Bis heute habe ich keine Erinnerung daran.
Ich war unendlich erleichtert, als ich meine Wohnung betrat und die Tür hinter mir zufiel. Die Koffer ließ ich unbeachtet im Flur stehen und ging mit einer Flasche Rotwein auf meine Terrasse. Es war mir vollkommen gleichgültig, dass dort Schnee lag und dass es kalt war. Ich leerte die Flasche bis auf den letzten Tropfen. Nüchtern hätte ich diese Nacht ganz sicher nicht ertragen.
Die Traurigkeit war auch am nächsten Morgen da. Und auch am Mittag. Ich beschloss, meine Eltern in diesem Zustand nicht gegenüber zu treten und rief sie kurz an, ich wäre total erschöpft von der Reise und würde am nächsten Tag bei ihnen vorbeischauen. Am Abend war es noch schlimmer geworden. Ich fühlte mich unendlich leer, alles kam mir klein und sinnlos vor. Ich konnte nicht einmal mehr heulen. In allem, was ich sah, sah ich Jon. Jon, wie er mich ernst ansah, Jon wie er den Kopf zurückwarf und lauthals lachte, Jon, wie er grinste, wenn er etwas unanständiges ausheckte. Ich sah ihn von hinten, wie er ging. Ich sah, wie er auf mich zukam. Ich sah ihn beim Essen, ich sah ihn, wie er aus der Dusche kam. Wie er auf seiner Harley saß. So langsam würde ich wohl komplett wahnsinnig werden….
Da klingelte mein Handy.

„Jon ! Ich bin so froh, dass Du Dich meldest !“

„Honey, was ist denn, Du klingst so komisch ?“

„Nichts, ich freu mich nur so sehr, dass Du anrufst. Wie geht`s Dir ?“

„Hey, wie geht`s Dir ?“ fragte er zurück.

„Du fehlst mir so schrecklich !“

„Jetzt schon ?“ Er lachte. „Nein, im Ernst. Du fehlst mir auch !“

„Was machen die Proben ? Funktioniert bei Euch alles wieder ?“

„Ja, endlich, mach Dir darüber keine Gedanken. Die Jungs haben mich kräftig unterstützt und sogar Richie hat mal ausnahmsweise genau gemacht, was ich zu ihm gesagt habe. Doch, es geht jetzt gut voran. Die meisten werden die Tage auch wieder abreisen.“

Wir schwiegen beide. Ich wollte ihm soviel sagen, wusste aber nicht, wo anfangen.

„Danke übrigens noch für Deinen Ring. So habe ich wenigstens immer was von Dir bei mir ! Schade, dass Du nichts von mir hast.“

„Ich habe meine Erinnerungen,“ sagte ich leise und spürte, wie wieder mal die Tränen hochstiegen.

„Die habe ich auch, wunderschöne übrigens….“

„Ich liebe Dich.“ Meine Beherrschung war beim Teufel. Verflucht ! Ich wollte ihm am Telefon nichts vorheulen !

„Ich liebe Dich auch !“

Wieder schwiegen wir. Es war so schwer, soweit voneinander entfernt zu sein.

„Sandy, nimm`s nicht so tragisch. Wir werden uns bald wieder sehen, okay ?“

„Okay, aber melde Dich bitte, wenn Du kannst !“

„Du weißt, Du kannst mich immer anrufen, wenn Du willst ?“

„Ja,“ flüsterte ich.

„Ich wünsch Dir eine gute Nacht und schlaf schön !“

„Du auch und träum was schönes !“

Als ich auflegte, war ich vollkommen aufgelöst. Ich schwankte zwischen Trauer und Freude. Der Taschentuch-Berg wuchs ins Unermessliche, ich heulte mein Kopfkissen nass, bis ich irgendwann endlich einschlief.
Am nächsten Tag versuchte ich, mich zusammen zu reißen und fuhr mit dem Rad zu meinen Eltern. Deren Freude, mich mal wieder zu sehen, war riesig. Beide betüdelten und umsorgten mich. Meine Mutter hatte natürlich sofort bemerkt, dass mit mir etwas passiert war. Als wir am Kaffeetisch saßen, sah sie mich prüfend an.

Mittwoch, 18. Februar 2009

Kapitel 112-113 - Tränen und Abschiede

In dieser Nacht plagte mich ein schlimmer Alptraum. Ich flog nach LA, um Jon zu überraschen. In seinem Haus angekommen, stellte ich fest, dass es leer war. Es waren keine Möbel drin, keine Vorhänge an den Fenstern, die Terrasse war mit Laub übersät und im Pool befand sich kein Wasser. Ich ging verwirrt über das ganze Anwesen. Plötzlich tauchte ein alter Mann im Garten auf, der auf meine Frage, wo Jon wäre, nur zur Antwort gab, er würde ihn nicht kennen und hätte ihn noch nie gesehen. Als ich nach Rosita fragte, schüttelte er nur den Kopf und meinte, dieses Haus stünde schon jahrelang leer. Ich wachte schweißgebadet auf. Jon lag neben mir und schlummerte tief und selig. Klatschnass, wie ich war, stand ich auf und ging ins Bad, um mich etwas frisch zu machen und trockene Sachen anzuziehen.

„Baby, was ist denn ?“

Jon stand verschlafen und verstrubbelt vor mir. Besorgt kam er auf mich zu und nahm mich in seine Arme. Ich erzählte ihm von meinem Traum. Er strich beruhigend über meine Haare und sagte leise:

„Hey, Du hast Angst mich zu verlieren !“

Ich suchte seinen Blick.
Er lächelte mich liebevoll an.

„Schätze mal, das ist der Trennungsschmerz !“

„Ach, Jon, ich glaube ich bleibe doch hier und fliege nicht zurück nach Deutschland !“

Die Tränen schossen mir in die Augen. Er küsste sie behutsam weg.

„Jetzt beruhige Dich erst mal. Ich hol Dir was zu trinken, okay ?“

Als er mit einem Glas Wasser in der Hand zurück kam, heulte ich wie ein Schlosshund.

„Ach komm, Süße ! Die zwei Wochen sind ruckzuck vorbei, hast Du selbst gesagt. Außerdem freust Du Dich doch auch tierisch, wieder an Eurem Album weiterzumachen. Schau, Du hast heute gesehen, was hier los ist. Ich hatte überhaupt keine freie Minute für Dich, und das an unserem letzten Tag !“

„Ja,“ schniefte ich. „Stimmt schon. Ich freu mich auch auf meine Familie und meine Freunde, aber ich glaube, Du fehlst mir jetzt schon !“

„Du mir auch !“ flüsterte er leise. „Du kannst Dir gar nicht vorstellen, wie !“

Er führte mich zum Bett zurück und durch sein Streicheln und seine Ruhe, die er ausstrahlte, schlief ich endlich wieder ein.

Kapitel 113

Ich packte meine Koffer, natürlich war ich wie immer zu spät dran. Jon organisierte unser Frühstück, so dass wir wenigstens dieses noch in Ruhe einnehmen konnten. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger und so trank ich nur Kaffee. Meine Laune war auf dem Nullpunkt angelangt, als das Hotelpersonal kam, um meine Sachen nach unten zu bringen. Tico, Dave, Hugh und Richie kamen, um sich von mir zu verabschieden. Vor allem von Richie fiel mir der Abschied sehr, sehr schwer.

„Pass auf Dich auf, und ich freu mich schon, wenn Du wieder hier bist ! Wir telefonieren ?“

„Danke, Rich. Sicher telefonieren wir, was würde ich ohne Onkel Richie nur anfangen ?“

Er grinste und winkte mir zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.

„So, nun ist es soweit. Ich muss dann ….“

Jon sah mich mit einem merkwürdigen Blick an. Ich konnte ihn nicht deuten. Hilflos griff ich nach meiner Handtasche.

„Komm her !“

Ich lief auf ihn zu und ließ mich in seine weit geöffneten Arme fallen. Er drückte mich so fest an sich, dass mir fast die Luft wegblieb.

„Du kommst sicher zurück zu mir ?“

Ich nickte nur, da mir die Tränen hochstiegen. Wenn ich jetzt ein Wort sagen würde, würden die Krokodilstränen nur noch so rollen. In diesem Augenblick war mir klar, so klar wie nie zuvor, was ich zu tun hatte. Ich straffte meine Schultern und hob meinen Kopf, so dass ich ihm in die Augen schauen konnte.

„Ich liebe Dich !“

Fast zuckte er zusammen. Erstaunt sah er mich an.

„Ich weiß,“ fuhr ich fort, „wir sind erst ein paar Tage zusammen. Aber ich habe in Dir mein Leben gefunden. Endlich konnte ich wieder ich selbst werden und dafür danke ich Dir. Du hast mir geholfen, die ganzen schlechten Erfahrungen beiseite zu schieben. Vor allem hast Du mir mein Vertrauen in die Menschen zurückgegeben. Vielleicht kann ich das nie wieder gutmachen, aber ich versuche es. Jon,“ ach verdammt, die Tränen ! „ich liebe Dich, wie ich noch nie einen Mann geliebt habe und ich werde es immer tun !“

Es glitzerte verdächtig in seinen Augen. Und zum ersten Mal erlebte ich Jon Bon Jovi sprachlos. Er wischte sich über die Augen und sah mich einfach nur an. Ich streifte meinen goldenen, schmalen Ring vom Finger und löste die Kette von seinem Hals. Als ich den Ring daran gehängt hatte, legte ich sie ihm wieder um.

„Sandy….“ begann er mit brüchiger Stimme.

„Pst !“ sagte ich sehr leise und küsste ihn ein letztes Mal. Dann drehte ich mich um und verließ unsere Suite. Nie hätte ich gedacht, dass mir der Abschied von ihm so schwer fallen würde. Still ging ich nach unten in die Hotellobby, wo mein Clan komplett versammelt auf mich wartete. Ich schaute in ihre betretenen Gesichter und setzte meine Sonnenbrille auf. Sie hatten mich in der letzten Zeit genug weinen sehen.

Dienstag, 17. Februar 2009

Kapitel 110-111 Chaos und ein Workaholic

Da heute ein wunderschöner Tag war, mit stahlblauem Himmel und Sonnenschein, beschloss ich, im Park eine Runde zu laufen. Richie nahm sein Handy nicht ab, so ging ich alleine los. Die Luft war eisig, es war klirrend kalt, doch ich genoss es trotzdem und zog meinen Schal über den Mund. Links und rechts türmten sich die Schneemassen meterhoch auf, zeitweise hatte ich das Gefühl, durch einen Tunnel zu laufen. Bald hatte ich meinen Rhythmus gefunden und stellte fest, dass ich heute sehr leicht lief, im Gegensatz zu den Tagen, an denen ich mich fürchterlich quälte und meinte, meine Beine wären aus Blei. Heute aber fühlte ich mich federleicht. In weiter Ferne sah ich eine hoch gewachsene Gestalt entgegen kommen. Wir rannten direkt aufeinander zu und waren schließlich nur noch ein paar Meter voneinander entfernt.

„Hi Richie ! Ich wollte Dich anrufen, damit wir gemeinsam laufen.“

„Schade, ich dachte, Ihr wollt heute alleine sein und den Tag genießen. Da wollte ich nicht stören.“

„Jon ist gerade `rüber gegangen.“

„Und hat Dich allein gelassen ?“

„Ja, aber ich kann es schon verstehen. Schließlich sind wir ja eigentlich zum Arbeiten hier.“

„So kann man es auch sehen ! Aber an Eurem letzten Tag ? Du bist echt viel zu gut für diese Welt. Du fliegst doch morgen früh ?“

„Ja, ich habe mich dazu entschlossen. Morgen früh geht`s nach Hause.“

„Wann kommst Du wieder ?“

„Weiß ich noch nicht genau, aber frühestens in zwei bis drei Wochen.“

„Haltet Ihr es solange ohne einander aus ?“ fragte Richie grinsend.

„Müssen wir wohl !“

Schweigend und in etwas gemächlichem Tempo liefen wir weiter.

„Weißt Du was ? Ich schau nach dem Laufen mal nach Jon, vielleicht kann ich seine Arbeitswut etwas verkürzen, so dass Ihr noch ein wenig Zeit füreinander habt.“

„Das würdest Du tun ?“ fragte ich hoffnungsvoll.

„Wenn ich nicht `rüber gehe, vergisst er sich wieder ganz. Jon ist ein echter Kontrollfreak und Perfektionist. Tico oder ich könnten einen Teil übernehmen, Dave hilft sicherlich auch mit.“

Richie ging gleich nach unserem Lauf zur Halle. Beschwingt ging ich unter die Dusche und dann anschließend in den Speisesaal, um zu frühstücken. Gerade, als ich mich setzen wollte, kam Richie mit sorgenvoller Miene herein.

„Sandy, es wird wohl nichts. Drüben ist der Teufel los. Sie haben wohl Probleme mit der Technik, die Anlage ist ausgefallen. Momentan probt eine Band, die nicht so bekannt ist und gerade die machen Zicken ohne Ende. Jon ist stinksauer und tobt. Sein ganzer Terminplan ist durcheinander und heute Nachmittag hat er noch eine Fernseh-Aufzeichnung, in der er bezüglich der Konzerte und der Proben interviewt wird.“

Meine Hoffnung auf einen Tag, den ich mit Jon verbringen konnte, schwand.
Traurig sagte ich:

„Kann man leider nichts machen, der Job geht vor.“

Nun war mir der Appetit vergangen, obwohl ich vorher großen Hunger hatte. Meine Jungs samt Tini und Tom trudelten ein. Da ich ziemlich mutlos und traurig war, entschuldigte ich mich nach kurzer Zeit und ging in die Halle, um zu sehen was wirklich los war.
Jon stand mit ein paar Leuten zusammen und gestikulierte wild. Vorsichtig trat ich ein paar Schritte näher, damit ich verstehen konnte, was sie redeten. Er war wirklich sauer ! Vorher hätte ich mir nicht vorstellen können, Jon schreien zu hören. Es war wohl besser, ihn nicht zu stören. Daher entschloss ich mich, leise wieder zu gehen.
Zurück in unserer Suite setzte ich mich an das Fenster, um weiter an meinen Songtexten zu feilen. Das war immer noch die beste Methode, um mich abzulenken. Es war bereits später Nachmittag, als Jon anrief.

Kapitel 111

„Babe, es tut mir unendlich leid, aber hier geht alles drunter und drüber. Ich kann hier wirklich nicht weg, sonst bricht noch das volle Chaos aus.“

„Mach Dir keine Gedanken, Richie hat mir Bescheid gegeben.“

„Ja, aber heute ist unser letzter Tag, und den hätte ich schon lieber zu großen Teilen mit Dir verbracht.“

„Ich auch, aber Dein Job geht eben vor. Außerdem ist es nur unser letzter Tag auf Zeit, wir sehen uns ja bald wieder, oder ?“

„Schon, aber Du bist jetzt ein paar Wochen weg, und ich vermiss Dich jetzt schon !“

Ich musste lächeln.

„Noch bin ich ja hier ! Spätestens heute Nacht wirst Du ja sicher fertig sein ?“

„Hmhm, ich glaub schon, dass es heute ziemlich spät wird,“ sagte er zerknirscht.

„Mach Dir keine Gedanken, ich warte auf Dich !“

„Ich beeile mich, so gut es geht !“

Wir legten auf und ich kehrte an den kleinen Schreibtisch zurück. Nachdenklich sah ich aus dem Fenster. Was, wenn ich doch nicht fliegen würde ? Aber dazu war es zu spät. Ich hatte meinen Jungs bereits versprochen, dass wir die zwei Wochen nutzen würden, um endlich an unserem Album weiter zu arbeiten. Ich wischte den Gedanken schnell beiseite.
Abends holten mich Tini und Tom zum Essen ab. Auf dem Weg nach unten erfuhr ich, dass Richie und Tico bei Jon waren, um ihm wenigstens das Organisatorische abzunehmen. Er hatte sich nicht mehr bei mir gemeldet, und ich hatte auch nicht mehr bei ihm angerufen. Ich wollte ihm nicht auch noch auf die Nerven gehen und dachte bei mir, wenn er in Ruhe arbeiten konnte, ging es vielleicht auch schneller.
Nach dem Essen gingen wir wie üblich an die Bar.
Meine Freunde versuchten mich aufzuheitern, was ihnen aber gründlich misslang. Irgendwann hörte ich auf, nach Jon Ausschau zu halten und trank mürrisch meinen Cocktail. Ich hatte die Hoffnung aufgegeben, dass er noch auftauchen würde, als mich jemand von hinten plötzlich umarmte und mir mit eiskalten Lippen einen Kuss auf die Wange drückte. Er wirbelte mich herum und als ich sein Strahlen sah, war der ganze Ärger vergessen.

„Sorry, dass es so spät wurde, aber ….“

Ich ließ ihn nicht ausreden, ich wollte seine Entschuldigung nicht hören, um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden. Statt dessen stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Erstaunt sah er mich an. Ich zwinkerte ihm zu.

„Schon in Ordnung, vergiss es !“

Erleichtert bestellte er ein Bier, das er, als er es hingestellt bekam, auch sofort in einem Zug leerte. Lachend gab ich dem Barkeeper ein Zeichen, dass er noch eines bringen sollte.
Ich sah Jon den anstrengenden Tag an und strich ihm zärtlich über die Wange. Er nahm meine Hand und wir tauschten einen der Blicke, bei dem der eine in den Augen des anderen las.

„Danke !“ sagte er ernst.

„Danke für was ?“

„Danke, dass Du mir keine Vorwürfe machst.“

„Und warum sollte ich ? Du kannst doch am wenigsten dafür !“

„Du bist mir nicht böse ?“ fragte er mit einem unschuldigen Ausdruck im Gesicht.

„Nein, natürlich nicht !“

Er zog mich an sich und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.

„Wollen wir hoch gehen ?“ fragte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Ich nickte und wir verabschiedeten uns von den anderen.

„Hey, Du bist doch sicher total geschafft ?“ fragte ich ihn, als er die Tür hinter sich schloss.

„Aber nicht zu geschafft….“ grinste er mich frech an.

Montag, 16. Februar 2009

Kapitel 109

Er gab mir noch einen Kuss und Arm in Arm huschten wir schnell zurück ins Warme. Die Partymeute an der Bar begrüßte uns überschwänglich und bald darauf tat der Alkohol seine Wirkung. Es war eine der schönsten Partys überhaupt. Tico und Dave wetteiferten mit Witzen und Frotzeleien, an denen sich sogar Hugh beteiligte. Zu dritt veräppelten sie Richie, der bald darauf Jon um Hilfe anflehte. Daves Adidas-Sucht kam ebenso zu Sprache, wie die Farbkleckse, die Tico überall hinterließ. Sie machten sich über Jons Haarspleen lustig und über Hughs ständig blauen T-Shirts.
Unsere Band erzählte von lustigen Begebenheiten und amüsanten Anekdoten die uns passiert waren. Lachend und trinkend vergaßen wir die Zeit und irgendwann spät in der Nacht hob Richie so ernsthaft, wie es ihm möglich war sein Glas, um einen Trinkspruch zum Besten zu geben.

„Iff bin so ffrooho, dasch wir Eusch, aaaaalso soooo, dass wir Eusch kennen gelernt durffte. Wär escht so schaaade, wenn wir uns niffft getroffen täten.“

Wir brachen in schallendes Gelächter aus, das nicht mehr enden wollte.

„Abba, iff glaub iff muff jetzt in mein Bett !“

Schwankend stand er auf und fragte noch in die Runde:
„Komm jetzt noch eina midd, oder soll iff alleine hoch ?“

Jon und ich erbarmten uns und torkelten mit Richie zu den Aufzügen. Wir versuchten, ihn ins Bett zu bringen. Als er endlich lag und alle viere von sich gestreckt hatte, zog ihm Jon die Klamotten aus und deckte ihn zu. Ich hatte derweil im Badezimmer nach Aspirin gesucht und eine Tablette aufgelöst. Jon hob seinen Kopf an und ich flösste ihm die Flüssigkeit so gut es ging, ein. Auf Zehenspitzen verließen wir seine Suite und lehnten uns aufatmend an die Tür.

„Uff, das war ja ein schwerer Brocken !“ schnaufte ich.

„Stimmt, einfach war das nicht ! Vor allem, wieso wehrt der sich, wenn ich ihn ausziehe ? Ist schließlich nicht das erste Mal !“

Lachend machten wir uns auf den Weg zu unserem eigenen Bett.

Am nächsten Morgen wachten wir fast gleichzeitig auf. Jon sah auf seine Uhr und sprang hektisch aus dem Bett.

„Was ist denn los ? Brennt es irgendwo ?“ fragte ich gähnend.

„Hoffentlich nicht. Ich bin wieder mal viel zu spät. Eigentlich sollte ich schon längst in der Halle sein. O Mann !“

Im Bad folgte eine Katzenwäsche, er strich sich kurz durch die Haare, schnappte sich ein herumliegendes Shirt und zog seine Jeans an.

„Kann ich Dir helfen ?“ fragte ich, als ich ihn so durch den Raum rennen sah.

„Ne, geht schon. Aufs Frühstück mit mir musst Du heute leider verzichten, sorry !“

„Also einen Kaffee hätten wir doch noch zusammen trinken können, oder hast Du`s echt so eilig ?“

„Holen wir alles nach, versprochen !“

Er drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn und flitzte auch schon davon.
Auch schön ! Unser letzter gemeinsamer Tag begann also ohne Frühstück und in Hektik. Missmutig stand ich auf und ging ins Bad.

Samstag, 14. Februar 2009

Kapitel 108

„Hey, traurige Lady ? Kann ich Ihr Gemüt etwas aufhellen ?“

Ich drehte mich um und sah in Jons strahlend blaue Augen. Ich fiel in seine ausgebreiteten Arme und er zog mich einfach mit sich. Im Vorbeigehen schnappte er meine Jacke und legte sie mir um die Schultern.

„Wohin gehen wir ?“

„Komm einfach mit, vertrau mir !“ lächelte er.

Er führte mich auf die verschneite Terrasse, die mit brennenden Fackeln erleuchtet war.

„So, und nun will ich wissen, warum Du inmitten lauter feiernder Typen ein Gesicht machst, wie zehn Tage Regenwetter !“

Er hatte sich auf eine Steinsäule gesetzt, ich stand vor ihm. Die Hände an meinen Hüften zog er mich näher zu sich. Als ich immer noch nicht sprach, legte er den Kopf schief und strahlte mich an.

„Schatz, raus mit der Sprache. Du kannst vor mir nichts verheimlichen, das weißt Du doch.“

„Es ist …. Jon, ich …. Ach, ich weiß echt nicht, wie ich es sagen soll.“

„Sag einfach, was Dich bedrückt.


„Morgen ist unser letzter Tag, und was danach kommt, weiß ich nicht !“ brach es aus mir heraus.

„Wie, Du weißt nicht was danach kommt ?“

„Ja, wir fliegen zurück nach Deutschland und Du bleibst hier. Und dann weiß ich auch nicht, wie es zwischen uns weitergehen soll.“

Diese verfluchten Tränen ! Ich wollte in diesem Moment nicht weinen, sondern mit ihm normal reden. Vor allem wollte ich kein Mitleid in ihm wecken. Aber sie rannen mir die Wangen hinunter und nichts auf der Welt schien sie stoppen zu können.

„Wie es zwischen uns weitergehen soll ? Machst Du Dir darüber tatsächlich Gedanken ?“

Er hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt und lächelte immer noch.

„Ja, darüber mache ich mir meine Gedanken.“

„Okay,“ sagte er und rieb sich mit Zeigefinger und Daumen die Nase. „Du hast zwei Möglichkeiten. Du fliegst nach Deutschland und ich bin spätestens nach einer Woche bei Dir, weil ich es vor lauter Sehnsucht nicht mehr aushalte. Oder aber Du bleibst hier bei mir, und wir fliegen nach den Proben in mein Haus nach LA. Du hast die Wahl !“

„Du willst mit mir zusammen bleiben ?“

„Ja ! So einfach ist das ! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich Dich nach all meinen Anstrengungen und Bemühungen einfach wieder so ziehen lasse ? Kann es sein, dass Du immer noch denkst, dass ich es nicht ernst mit Dir meine ?“

„Ich weiß ja nicht….“

„Sandy, wenn Du auf Dein Herz hörst, wirst Du merken, dass ich Dich über alles liebe. Himmel, ich habe noch nie eine Frau so geliebt wie Dich ! Und weil ich nämlich auf mein Herz höre, weiß ich genau, dass Du genauso empfindest. Auch wenn Du es mir noch nie gesagt hast.“

Ich holte Luft und wollte ihm antworten. Aber er legte nur seinen Zeigefinger auf meine Lippen und sagte:
„Pst ! Sag es mir einfach, wenn Du dazu bereit bist, okay ?“

Er stand auf, legte seine Hand unter mein Kinn und küsste mich so intensiv, dass mir schwindlig wurde. Langsam trennten sich unsere Lippen und er sah mich eindringlich an.

„Honey, es ist ein Traum zwischen uns. Ein Traum der Wirklichkeit wurde. Ich werde alles tun, damit Du mir glaubst und dass Du die dunklen Schatten vergessen kannst.“

Ich nickte leicht.

„Und jetzt komm, bevor wir noch erfrieren. Lass uns zu den anderen gehen. Oder willst Du lieber hoch ?“ Er nahm meine Hände und hielt sie fest.

„Nein, ich beginne lieber gleich damit, die Schatten verschwinden zu lassen.“

„Klingt gut !“ lachte er.

Freitag, 13. Februar 2009

Kapitel 107 - Ein ungebetener Gast

Nachmittags stiefelte ich mit meinen Jungs dann in die Halle. Die Probe stand bevor. Komisches Gefühl eigentlich. Jon Bon Jovi sah uns dabei zu. Mein Idol bereits aus Teenie-Tagen, und jetzt, da ich erwachsen war…. Seltsam, ich war plötzlich sehr nervös geworden. Quatsch, er hatte mich doch auch schon live gesehen ! Als ich dann die Bühne betrat und ihn davor sitzen sah, mit dem Schreibblock auf den Knien, hatte ich entsetzliches Lampenfieber. Mir war schlecht, meine Gedanken spielten in meinem Hirn Jojo, die Knie zitterten und mein Herz raste. Stefan bemerkte es und zwinkerte mir zu.

„Geht schon, Liebes ! Lass Dich davon nicht durcheinander bringen ! Er liebt Dich !“

Mein Puls ging und mein Herz raste. Aber es half nichts und so legten wir los. Ich hoffte inständig, dass er nichts daran auszusetzen hatte. Meine Stimme klang mir viel zu dünn, zu kraftlos. Als Stefan ein längeres Solo hatte, ging ich schnell zur Seite und ließ mir einen Kaffee geben. Kurz vor meinem Einsatz stand ich wieder vor dem Mikro. Ich holte tief Luft und legte meinen Kopf etwas in den Nacken. Und da sah ich ihn. Er saß etwas versteckt im Dunkeln des hinteren Drittels. Trotzdem erkannte ich ihn sofort. Der Ruck, der sonst immer durch mich ging, wenn ich eine Bühne betrat und der vorhin gefehlt hatte, durchfuhr mich mit aller Macht. Jetzt erst mit Recht ! Stefan sah mich fragend an und als ich ihm durch Zeichen verständlich machte, was los war, schüttelte er ärgerlich den Kopf und verdrehte die Augen. Ob Jon etwas mitbekommen hatte, konnte ich nicht ausmachen. Er saß reglos auf seinem Platz und machte sich gerade Notizen. Stefan kam zu mir und fragte:

„Was willst Du tun ?“

Er wusste wie immer genau, was in mir drin los war und dass ich etwas vorhatte.

„Out of the chains you got me in !”

“Sicher ?”

“Ganz sicher !”

Wir gaben den anderen Bescheid und Marc begann mit dem Intro.
Ich sang mir den ganzen Frust, den ganzen Ärger den ich immer noch wegen Joe hatte, von der Seele. Der Song war insgesamt ein ruhiger, hatte aber auch Passagen, in denen ich aggressiv und mit krächzender Stimme sang. Diese Teile sang ich nun ziemlich wütend. Als ich die Augen wieder öffnete, stand Jon direkt von der Bühne und applaudierte.
Er sprang zu mir hoch und riss mich in seine Arme.

„Honey, das war fantastisch ! Der Song ist der Wahnsinn !“

Er wandte sich zu meinen Jungs um.

„Den müsst Ihr unbedingt hier in den Staaten veröffentlichen ! Der ist echt toll !“

Etwas leiser und nur an mich gewandt fuhr er fort.

„Aber Du hast mit einer unheimlichen Wut gesungen. Ich versteh ja den Zusammenhang, ist es denn immer noch so schlimm für Dich ?“

Er sah mir direkt in die Augen und ich war mir sicher, dass er ahnte, was ich fühlte.

„Jon, Joe ist hier !“

„Wo ?“ Er drehte sich abrupt um.

Aber Joe war verschwunden.

„Bist Du sicher, oder hast Du vielleicht nur ein Gespenst gesehen ?“

„Nein, ich hab ihn auch gesehen,“ warf Stefan ein.

Ich winkte ab und drehte mich weg, um an meinem Kaffee zu nippen.

„Kommt, lasst uns davon nicht in unserer Probe stören !“

Wir konzentrierten uns wieder auf unsere Aufgabe und Jon kehrte zu seinem Platz zurück. Die Musik half mir, das Erlebnis zu vergessen. Jon war begeistert und wollte die Setlist genauso haben, wie wir sie uns zusammengestellt hatten. Erleichtert verließen wir die Halle, um zurück zum Hotel zu gehen. Hungrig wie wir waren, gingen wir ohne Umwege gleich zum Speisesaal. Bon Jovi verließen uns kurz darauf, um die eigene Probe zu machen. Der Rest von uns verkrümelte sich an die Hotelbar. Es war unser vorletzter Abend hier und wir wollten miteinander feiern, bevor wir nach Deutschland zurück flogen. Himmel, das hatte ich ja total verdrängt ! Wir waren nur noch einen Tag zusammen hier ! Was danach war, wusste ich wieder einmal nicht. Wie würde es mit Jon weitergehen ? Würde es überhaupt weitergehen ?
Da lehnte ich an der Bar, zwischen meinen lärmenden und lachenden Freunden und schob Trübsal. Langsam aber sicher hatte ich einen Zacken in der Krone, aber so ließen sich die dunklen Gedanken leichter ertragen.

Donnerstag, 12. Februar 2009

Kapitel 106

Er küsste mich auf den Hals und flüsterte in mein Ohr.

„Dazu lass ich mich nicht zweimal bitten. Es könnte jedoch sein, dass Du es bereust.“

„Wieso bereuen ?“

„Weil Du danach nicht mehr wissen wirst, wie Dein Name lautet !“

Wir tauchten ab in die Welt der Küsse, des Streichelns, der Berührungen und der tiefen Blicke. Als ob wir ewig nicht miteinander geschlafen hätten, fielen wir mit der gleichen Begierde übereinander her. Seine Hände waren überall, es verging keine Sekunde, in der wir einander nicht gaben, was wir begehrten. Ich hielt es nicht mehr aus und flehte ihn, zu mir zu kommen. Jon ließ sich nicht lange bitten, und endlich fanden wir unseren Rhythmus. Trotz der Leidenschaft, die in uns beiden tobte, ließen wir uns Zeit, genossen es. Die Gefühle explodierten in mir, Sterne tanzten durch meine Gedanken….
Danach wusste ich wirklich nicht mehr, wie ich hieß, geschweige denn wo ich war. Jon hielt mich fest in seinen Armen und streichelte mit seinen Fingerspitzen über mein Schulterblatt. Ich lauschte seinem ruhigen Atem, der mich schließlich einschlafen ließ.
Ich wachte von meinem knurrenden Magen auf, der rumorte so laut, dass es fast schon wehtat. Als die Erinnerung an die letzte Nacht wieder zurückkehrte, musste ich lächeln. Jon kam bereits aus dem Bad.

„Hallo Du Faulpelz !“ begrüßte er mich.

„Hallo Frühaufsteher !“ gab ich zurück.

„Wie sieht`s aus, wollen wir runter und das Frühstücksbuffet stürmen ?“

Schnell schwang ich meine Beine aus dem Bett und stürmte Richtung Bad.

„Ich bin sofort fertig ! Ich habe nämlich einen Riesenhunger.“

„Sofort fertig ? Das halte ich für ein Gerücht !“ frotzelte er und lachte spöttisch.

Das werden wir doch mal sehen ! In Windeseile machte ich mich fertig, bürstete meine Haare durch, flitzte Richtung Schrank und zog mich an. Schnell noch ein bisschen Farbe ins Gesicht.

„Können wir ?“ fragte ich etwas atemlos.

„Du bist deutlich unter 60 Minuten geblieben ! Das ist absolut neuer Rekord.“

Jon setzte sein berühmtes Lächeln auf und gab mir einen liebevollen Kuss. Da sich nun auch sein Magen lauthals bemerkbar machte, brachen wir auf.
An unserem Tisch saßen bereits ein paar Gestalten, allesamt mit Sonnenbrille, starkem Kaffee und Wasserflaschen bewaffnet. Tini, Tom, Stefan, Dave und Tico. Müde und mit teilweise schmerzverzerrten Gesichtern wünschten sie uns einen Guten Morgen.

„Was ist mit Euch heute Nacht passiert ?“ fragten wir verwundert.

„Frag uns lieber nicht ! Es fängt mit Bloody an und hört mit Mary auf,“ stöhnte Tico.

„Ihr alle ?“

„Ja, leider !“ nuschelte Dave und nahm einen großen Schluck Wasser.

„Wir haben auf Daves Zimmer noch weiter gemacht, bis die Bar leer war.“

Wir ließen die leidenden Gestalten sitzen und machten uns daran, das Buffet zu plündern.

„So haben wir wenigstens Ruhe beim Essen. Die sind wahrscheinlich froh, so wenig wie möglich reden zu müssen !“ Jon war sichtlich amüsiert.

„Dann werde ich mir mal wieder eine Zeitung zu Gemüte führen.“

So frühstückten wir gemütlich, zumindest bis unser Sonnenschein Richie auftauchte und die bisherige Stille empfindlich störte. Was heißt hier störte, er vernichtete sie !

„Hallo allerseits ! Wie geht`s uns denn heute so ?“ rief er laut und ging von einem zum anderen. Er begrüßte jeden mit Schulterklopfen und lautem Geplapper. Richie machte sich einen riesigen Spaß daraus, wie jeder unter seinem Geklopfe und Gerufe zusammenzuckte. Lustigerweise fasste sich jeder von ihm so angesprochene an den wohl noch immer schmerzenden Kopf.

„Richie, lass das ! Setz Dich hin und gib Ruhe !“ mahnte Jon.

„Jetzt bin ich einmal freundlich und aufmerksam und schon ist es wieder falsch !“ Er ließ sich auf einen Stuhl fallen.

„Sag mal, Rich, Du warst doch gestern auch bis zum Schluss dabei, wieso bist Du so fit ?“ fragte Tico.

„Tja, das sind eben meine indianischen Gene. Ich bin einfach härter im Nehmen als Ihr !“

Jon und ich brachen in schallendes Gelächter aus, die anderen jedoch bewarfen ihn mit Servietten und dergleichen.
Nachdem Richie seinen Kaffee ausgetrunken hatte, brachen er und Jon auf, um bei den Proben nach dem Rechten zu sehen. Ich ging zurück in unser Zimmer, da ich endlich mal wieder an meinen Songtexten arbeiten wollte. Stefan wollte sich noch eine Weile hinlegen und vor unserer Probe ausruhen. Ein paar Mal ging mein Handy, da jedoch nur „unknown“ auf dem Display erschien, ging ich nicht ran

Mittwoch, 11. Februar 2009

Kapitel 105

Ich ließ mich treiben, die Müdigkeit war von mir abgefallen und ich genoss jede seiner Berührungen. Jon spielte sein Spiel. Zwischen seinen unglaublichen Küssen, die immer intensiver wurden, sah er mich mit diesen Blicken an, ließ mich eintauchen in dieses tiefe Blau. Ich lag unter ihm und war ihm völlig ausgeliefert. Ich atmete seinen Duft ein, als ob er mein Lebenselixier wäre. Er wusste genau, was er wann machen musste, damit ich Wachs in seinen Händen wurde. Und er wusste ebenfalls, wann er welche Worte sagen musste. Die Welt versank um uns und es gab nur noch uns beide. Als er sich an meinem String zu schaffen machte, flüsterte ich:

„Lass ihn bitte ganz !“

„Fällt mir aber schwer !“ keuchte er atemlos.

Er nahm meine Arme und legte sie neben meinen Kopf. Er hielt meine Hände mit den seinen fest.

„Jon, bitte komm !“ bat ich ihn, da ich es nicht mehr aushielt. Ich wollte nur noch von dieser unbeschreiblichen Spannung erlöst werden. Ich wollte ihn spüren, mit ihm eins werden. Er gab mir, was ich verlangte und nahm sich was er wollte.
Zitternd und erschöpft lag ich in seinen Armen. Unser beider Atem ging sehr schnell.

„Geht`s wieder ?“

Ich schüttelte nur mit dem Kopf.

„Kreislauf !“

„Soll ich Dir was holen, brauchst Du was ?“ fragte er besorgt.

„Nein, geht schon, ich muss nur ein Weilchen ausruhen.“

Er strich über meine Haare.

„Es ist der Wahnsinn mit Dir, ich kann nicht genug davon bekommen,“ sagte er leise. „Wie mach ich das nur, wenn wir mal getrennt sind ?“ Und schon grinste er wieder.

„Du hast mir heute ganz schön gefehlt.“ Ich drehte mich zu ihm um.

„Ich hab Dir gefehlt ? Aber ich war doch nur neben an, Du weißt, dass Du immer zu mir kommen kannst ?“

„Nein, ich will Dich nicht bei Deiner Arbeit stören. Außerdem muss ich damit klar kommen, dass wir beide uns immer mal wieder nicht sehen können.“

„Stimmt, Du hättest mich eh nur wieder auf unanständige Gedanken gebracht.“

„Auf welche denn ?“

„Verrat ich Dir lieber nicht. Übrigens warst Du bei den unanständigen Gedanken gerade doch live dabei !“

„An solche Sachen denkst Du, wenn ich angezogen vor Dir stehe ?“ fragte ich empört.

„Und an noch viel schlimmere !“ schützend hielt er die Arme vor sein Gesicht.

„Jon Bon Jovi ! Du bist echt ein schlimmer Finger !“ Ich wollte mit dem Kissen nach ihm werfen.

„Ich kann nun wirklich nichts dafür, dass Dir der liebe Gott diesen Körper mitgegeben hat !“ Schmunzelnd hängte er noch dran: „Aber ich bin ihm sehr dankbar dafür !“

„Hey, Du bist einfach unmöglich !“ Nun warf ich mit dem Kissen.

„Ich ? Und Du bist besser ? Hast Du Deinen Blick vorher gesehen, als ich nach dem Duschen hier herein kam ?“

„Ja und genau diesen Blick hast Du provoziert. Du hättest ja schließlich einen Pyjama anziehen können. Du weißt genau, wie sexy Du aussiehst und Du nutzt das ganz gemein aus, mein Lieber !“

„Ja, und Madame trägt nur züchtige Baumwoll-Unterwäsche ! Strings und Push-Ups sind Dir ja wirklich kein Begriff !“

„Vielleicht sollte ich tatsächlich die Baumwoll-Wäsche anziehen, dann würde man mir die nicht dauernd zerreißen !“

„Nein, tu mir das bitte nicht an ! Trag bitte keine solche Unterwäsche !“ flehte er lachend.

„Okay, ich trage keine solche Unterwäsche. Aber ich verlange dafür etwas !“

„Was denn ?“ fragte er neugierig.

„Dass Du noch mal mit mir die Dinge tust, die Du eben getan hast !“

„Noch mal ? Jetzt ?“

„Ja ! Und frag nicht so lange.“

Montag, 9. Februar 2009

Kapitel 104

Er zog sich noch schnell frische Klamotten an und wir gingen hinunter zu meinen und zu seinen Jungs. Es war herrlich, abends zusammen zu essen. Ich genoss das sehr, es war fast wie in einer großen Familie. Daher herrschte eine ausgelassene, fröhliche Stimmung und wir lachten und alberten viel herum.
Jon erhob sich und küsste mich zum Abschied leicht auf die Stirn.

„Bis später, ich weiß allerdings nicht, wann ich fertig bin. Pass auf Dich auf und bleib nicht alleine, okay ?“

„Okay !“

„Versprochen ?“ fragte er mit einem eindringlichen Blick.

„Hoch und heilig !“

Als der Alkoholpegel stieg, holte Richie seine Gitarre. Zuerst spielte er ein spanisches, langsames Lied, bis er merkte, dass wir alle einen etwas wehmütigen Ausdruck auf unseren Gesichtern hatten. Er tauschte einen kurzen Blick mit Tico, der sich nach etwas umsah, dass er als Drumsticks zweckentfremden konnte und die beiden legten los. Jimmy stieg in den Rock `n Roll-Song sofort ein und machte mit seinem Mund Geräusche, die entfernt aber nur sehr entfernt an Musik erinnerten. Wir anderen grölten dazu, bis wir alle vor Lachen fast von den Stühlen fielen. Es war ein superlustiger Abend, der viel zu schnell vorbei war.

„Jungs und Mädels, es ist Zeit ins Bett zu gehen !“ versuchte Dave uns aufzuscheuchen. „Morgen müssen wir alle ein bisschen arbeiten, also Schluss mit Party und ab in die Heia !“

Wir maulten im Spaß, aber er hatte ja Recht. Bon Jovi hatte morgen Probe und wir auch. Da Jon noch nicht zurückgekehrt war, plagte mich das schlechte Gewissen.
Die anderen erhoben sich, um auf ihre Zimmer zu gehen. Ich hielt Richie am Arm zurück.

„Sollen wir noch schauen, was Jon macht ?“

„Oh je, den habe ich ja total vergessen !“

Zusammen gingen wir durch die Nacht auf die Halle zu. Von weitem hörten wir die Musik. Die Foo Fighters gaben gerade ihr Repertoire zum besten und sie waren ziemlich laut.

„Da ist wohl noch schwer was los !“

„Scheint so, und der liebe Jon ist wieder in seinem Element.“

Ich blieb stehen, um ihn zu beobachten. Unendlich viele Kaffeebecher lagen vor ihm auf dem Boden. Er saß zurückgelehnt auf einem Stuhl, einen Schreibblock auf den Knien und war höchst konzentriert. Ab und zu machte er sich Notizen und nahm einen Schluck. Ich gab Richie ein Zeichen und wir schlichen uns von hinten an.

„Kann es sein, dass Jon ein Workaholic ist ?“ flüsterte ich Richie zu.

„Ja, aber der schlimmste von allen !“

Ich schlang meine Arme um Jon und küsste ihn auf die Wange. Er fuhr ganz schön zusammen.

„Boah, habt Ihr mich erschreckt !“

„Wie läuft es denn so ?“

„Ach, ganz gut, es sind ja alle Profis. Aber der verdammte Zeitdruck hängt uns im Nacken und wir müssen bei einigen ein paar Songs streichen.“

„Wie lange machst Du heute noch ?“ fragte Richie.

„Ich schätze mal zwei Stunden mindestens. Es sind nach den Foo Fighters noch zwei Bands, die spielen.“

„Jon, komm ich löse Dich ab ! Geh mit Sandy zu Bett, Du hast für heute genug gemacht !“

„Ist das Dein Ernst ?“

„Sicher, ich bin ja schließlich nicht frisch verliebt, sondern Du ! Ich verspreche auch, dass ich nichts durcheinander bringen werde.“

„Und es macht Dir nichts aus ?“

„Sonst hätte ich es nicht angeboten, also ab mit Euch !“

„Aber kein Chaos bitte ?“

„Nein, Jon. Ehrenwort, ich streng mich echt an !“

Dankbar stand Jon auf und wir verließen die Halle Hand in Hand. Als wir im Hotel zurück waren, sah ich den angestrengten Ausdruck auf seinem Gesicht. Erst jetzt fielen mir die schwarzen Schatten unter seinen Augen auf.

„Du arbeitest zuviel und Du trinkst zuviel Kaffee !“

Er lächelte mich müde an.

„Ich will nur, dass das ganze perfekt organisiert ist und reibungslos abläuft. Es war meine Idee und nun muss ich das auch durchziehen.“

„Ja aber….“

„Nichts aber, ich geh jetzt schnell duschen und dann bin ich wieder fit !“

„Es ist zwei Uhr nachts !“

Grinsend verschwand er im Bad und kurz darauf ertönte das Rauschen des Wassers. Da ich nun auch ziemlich müde war, zog ich mich aus und schlüpfte unter die Bettdecke. Fast wäre ich eingedöst, als ich seine leisen Schritte hörte.
Da stand er, nur mit einem Handtuch um seine Hüften. Die Haare nass und kleine Rinnsale Wasser rannen über seinen durchtrainierten, braungebrannten Körper. Er sah einfach unwiderstehlich aus. Und er war sich dessen vollkommen bewusst.

„Eigentlich wollte ich schlafen.“

Er kroch über das große Doppelbett und sah mich wieder mit diesem Blick an, den ich ohne zu überlegen zu deuten wusste.

„Kannst Du, aber leider erst nachher !“

Sonntag, 8. Februar 2009

Kapitel 103

Schief grinsend stand er vor mir und amüsierte sich über mein erschrockenes Gesicht.

„Hi !“ brüllte er gegen den Lärm an.

„Hallo !“ sagte ich nun leiser, als ich ausgeschaltet hatte.

„Wie geht es Dir ?“ fragte er vorsichtig.

„Ganz gut, ich war mit Tico trainieren und das war echt witzig.“

„Und sonst ?“

„Falls Du die leidige Geschichte meinst, die mich anscheinend den Rest meines Lebens verfolgen wird, auch ganz gut. Und Du ? Wie geht`s Dir dabei ?“

„Mich nervt das ganz gewaltig. Ich kann ihn wirklich nicht mehr verstehen, ich kenne ihn auch nicht so. Bisher sind wir immer ganz gut miteinander ausgekommen. Aber heute Morgen an der Rezeption….“

„Jon, es tut mir unendlich leid, dass Du damit hinein gezogen wirst.“

„Du kannst am allerwenigsten dafür, wenn er so spinnt. Ich weiß nur leider keinen Ausweg. Wir können ja nicht immer auf Dich aufpassen. Jetzt war zum Beispiel niemand bei Dir. Was, wenn Du die Tür aufmachst und er davor steht ?“

„Nun, ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir wirklich was antun würde.“

„Nein, ich auch nicht. Aber wir wissen alle, dass Du nichts mehr mit ihm zu tun haben willst und Dich belästigt fühlst. Soll ich mit ihm reden ?“

„Nein. Ich weigere mich einfach, dass das zum Thema bei uns werden soll. Ich will, dass endlich Ruhe ist. Bis jetzt wollte er auch nichts mehr von mir wissen. Und auf einmal….“

Er sah mich an und dieses Mal konnte ich seinen Blick nicht deuten. Ich fühlte mich so hilflos und ich fühlte mich Jon gegenüber total mies. Was dachte er von mir ? Was hielt er von der blöden Geschichte ? Was, wenn ihm das ganze so auf die Nerven ging, dass er….

„Hey hey ! Süße ! Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht !“

Er kam nahe zu mir und streichelte mir über die Wange. Sein Blick war nun besorgt.

„Honey, mach Dir bitte keine Gedanken wegen mir. Wir beide stehen das zusammen durch, das verspreche ich Dir. Ich werde Dir helfen, wo ich kann.“

„Danke Dir.“ Mehr brachte ich in diesem Augenblick nicht heraus, die Gefühle für ihn übermannten mich.

„Tom hat mit ihm gesprochen ?“ fragte Jon nach einer kleinen Pause.

„Ja, ich hab nur leider keine Ahnung, ob das was bringt. Wir werden wohl abwarten müssen.“

Ich straffte meine Schultern, als ob ich den ganzen Ärger damit abschütteln könnte und versuchte, das Thema zu wechseln.

„Wie war Dein Tag ? Hat alles geklappt ?“

Er lächelte.

„Du kannst Dir sicher vorstellen, wie es ist, lauter durchgeknallte, verwöhnte Leute unter einen Hut zu bringen. Dem einen gefällt das Licht nicht, der anderen passt das Mikro nicht, der nächste findet die Bühne zu klein oder zu groß. Es ist nicht gerade einfach.“

„Och, Du tust mir leid !“ Ich trat auf ihn zu und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber mein Superman schafft das schon !“ Leicht spöttisch zeigte ich auf sein Tattoo am Oberarm.

„Na ja, nachdem Richie bei Dir als Seelentröster Feierabend hatte, versuchte er mir zu helfen. Aber Richie ist für so was nun echt nicht geschaffen. Das Chaos, das ich gerade beseitigt hatte, hatte Richie innerhalb von fünf Minuten wieder angerichtet.“

Er lachte in Gedanken daran laut auf.

„Was hat der Arme denn angestellt ?“

„Wir sind die Pläne durchgegangen, wer bereits da ist und wer schon geprobt hat. Dann haben wir die Halle geteilt, so dass zwei Bands gleichzeitig rein können. Das hat dem einen oder anderen natürlich wieder nicht gepasst und so haben wir alles wieder rückgängig gemacht. Tja, und dann kam mein bester Freund Richard und wir wussten ruck zuck nicht mehr wo vorne und hinten ist. Wir haben ihn dann weggeschickt, er solle sich ums Catering kümmern, da kann er ja wohl nicht allzu viel verbocken, hoffe ich jedenfalls.“

Wir mussten beide herzhaft lachen.

„Und wie geht`s jetzt weiter ?“ fragte ich.

Er zögerte mit der Antwort.

„Hm, ja…. Also, ich würde jetzt gerne mit Euch zu Abend essen und dann müsste ich noch mal rüber, um die Bands anzuschauen, die heute noch dran sind. Es macht Dir doch nichts aus ?“

Er war einfach so süß, wie er da vor mir stand. Hoffnungsvoll schaute er mich an.

„Jon, natürlich macht mir das nichts aus ! Es ist Dein Job und Du machst ihn gerne. Ich hab vorher gewusst, dass Du nicht von neun bis fünf arbeitest. Außerdem kann ich mich gut alleine beschäftigen.“

Freitag, 6. Februar 2009

Kapitel 102

„Dann sind wir mal gespannt, ob das was bewirkt,“ meinte Richie.

„Ach ich glaube schon. Joe ist normalerweise ja echt ein netter Typ. Unverständlich, warum er auf ein Mal so ein Theater aufführt.“

„Vor allem, weil er sich die ganze Zeit fast nie bei mir gemeldet hat. Erst jetzt, da er weiß, dass Jon im Spiel ist,“ warf ich ein.

Mein Handy klingelte. Vorsichtig, wie ich geworden war, schaute ich erst aufs Display und als ich sah, wer anrief, stellte ich auf laut.

„Hallo Tom.“

„Hallo Sandy. Ich kann mich nur entschuldigen, ich hätte es vorhersehen müssen. Es tut mir sehr leid. Ich habe jetzt außerdem mit Joe gesprochen.“

Ich hielt den Atem an.

„Und ?“

„Er sagte mir, er sei vorhin einfach ausgerastet, als er Jon sah. Er wolle nur mit Dir reden, um die Dinge zu erklären, die er falsch gemacht hat. Er will sich mit Dir versöhnen und Dir seine Freundschaft anbieten. Er ist auch bereit, dass Du von jemandem begleitet wirst.“

„Tom, zum allerletzten Mal: Ich werde nicht mit ihm reden ! Auch nicht zu dritt ! Er hätte damals mit mir reden müssen, und er hätte nicht allen Zeitungen ein Interview geben müssen, ich sei nur eine unwichtige Affäre für ihn gewesen.“

„Du willst also nicht ?“

„NEIN ! Er soll mich einfach in Ruhe lassen, es ist zu spät !“

„Okay, ich warte noch bis morgen, bis ich ihn davon unterrichte.“

„Mach das.“

Wir legten auf und ich ließ mich auf den nächst besten Stuhl fallen.
Die beiden sahen mich erwartungsvoll an.

„Was ?“

„Du solltest vielleicht….“ begann Richie vorsichtig.

„Vergiss es. Ich geh runter in den Fitness-Raum, mich abreagieren. Geht jemand mit ?“

Tico stand auf und grinste mich an.

„Ich helfe Dir beim Abreagieren. Was ist mit Dir Rich ?“

„Ach ne, ich leide noch wegen gestern. Ich geh mal nach Jon schauen !“

Tico wartete, bis ich mich umgezogen hatte und wir gingen noch bei ihm vorbei, damit er seine Trainingsklamotten holen konnte. Er hielt Wort, denn als wir im Keller angekommen waren, begann Tico sofort damit, mein Training in seine Hände zu nehmen. Er plagte mich ganz schön und innerhalb kürzester Zeit war ich vollkommen durchgeschwitzt. Aber es machte riesigen Spaß mit ihm, er spornte mich unheimlich an.

„So, jetzt haben wir unser Abendessen aber redlich verdient !“ lachte er mich an.

„Hey, Du hast mich ganz schön ausgepowert !“

„Noch eine schöne Dusche und wir sind wie neu.“

Da mein Fön sehr laut war, hörte ich nicht, wie Jon zurück kam. Ich erschrak, als ich vorn über gebeugt plötzlich zwei Füße mit Schuhen dran vor mir auftauchen sah.