Kapitel 98

Als das Lied zu Ende war, tauchte Richie neben uns auf und sagte grinsend:

„Bevor das hier noch jugendgefährdend wird, muss ich abklatschen !“

Lachend ließ Jon mich los und ich tanzte mit Richie.

„Ist wieder alles okay ?“ fragte er mich nach einer Weile.

„Ich denke schon, aber hier werde ich ihm nicht auf Dauer entkommen können.“

„Glaube ich auch nicht, vielleicht solltest Du wirklich mit ihm reden.“

„Will ich aber nicht. Ich will ehrlich gesagt gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Vorhin, das war einfach zu unverschämt von ihm. Ich hab keine Ahnung, warum er Jon so angreifen muss ! Aber jetzt will ich nicht mehr darüber nachdenken, sondern einen schönen Abend erleben.“

Wir fegten über das Parkett, bis wir völlig außer Atem waren und gingen zu unserem Tisch zurück. Dort herrschte, wie sollte es anders sein, eine ausgelassene Stimmung. Dave und Tico erzählten einen Witz, eine lustige Geschichte nach der anderen. Wir hielten uns den Bauch vor Lachen.
Als „Every rose has it’s thorn“ von Poison erklang, sah ich Jon an. Er zwinkerte mir zu und wir erhoben uns beide wie auf ein geheimes Stichwort. Wir kehrten auf die Tanzfläche zurück und ich ließ mich von seinen Bewegungen leiten. Er wusste genau, wie er mit seinen Blicken und Gesten spielen musste und tat das auch. Wäre ich nicht bereits total verliebt in ihn gewesen, spätestens jetzt wäre es um mich geschehen. Seine Lippen knabberten an meinem Ohr.

„Der Text passt zu Dir, Sandy.“

„Findest Du ? Warum ?“

„Weil Du wie eine Rose bist, mit Dornen.“

Ich bog meinen Kopf zurück, um ihn anschauen zu können.

„Ja, es war nicht einfach, Dich zu knacken, Süße. Hat mich ganz schön Mühe gekostet ! Und Nerven !“

„Hat es sich gelohnt ?“

„Jede Sekunde, die ich gebangt habe ! Ehrlich !“

Wieder traf mich dieses unwiderstehliche Lächeln.
Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn.

„Sollen wir dann langsam die Biege machen ?“ fragte ich.

„Ja, sonst vernasche ich Dich noch hier auf der Tanzfläche !“

„Dann kommt bestimmt gleich ‚Sittenwächter Richie’ !“

Lachend gingen wir zu den anderen zurück und wünschten allen eine gute Nacht. Rasch durchquerten wir den Saal und erreichten ohne viel Aufhebens die Aufzüge.
Die Türen hatten sich kaum geschlossen, als wir uns knutschend in die Arme fielen. Als ob wir uns schon seit Tagen nicht berührt hätten, fielen wir übereinander her. Seine Hände waren überall und ich hatte Mühe, angezogen zu bleiben. Die Träger meines Kleides schob ich unzählige Male wieder hoch und an den Reißverschluss am Rücken ließ ich ihn gar nicht erst kommen. Sein Jackett fiel zu Boden, ich öffnete mit flinken Fingern die Knöpfe seines Hemdes. In unserer Etage angekommen, stolperten wir knutschend und ohne voneinander abzulassen, Richtung Suite. Er drückte mich mit dem Rücken an die Wand und versuchte mit seiner freien Hand, die Tür per Karte zu öffnen. Das hielt Jon jedoch nicht davon ab, mich weiter zu küssen und mit der anderen Hand den Reißverschluss meines Kleides zu öffnen.

„Kannst Du vielleicht zuerst die Tür öffnen, bevor ich hier völlig nackt herumstehe ?“ fragte ich hilflos.

„Könnte ich, wenn Du nicht so verdammt sexy wärst !“

Endlose Sekunden später machte es endlich Klick und die Tür ging auf. Mein Kleid fiel zu Boden, ebenso sein Hemd, seine Hose. Wir schafften es nicht mehr bis ins Schlafzimmer. Jon schob mich rückwärts auf die Couch zu. Ich konnte es nicht erwarten, ihn zu spüren. Jeder Zentimeter meines Körpers schrie nach seinen Berührungen. Seine Ungeduld äußerte sich dann wieder einmal mit einem „Ratsch“, als er mein Höschen zerriss. So leidenschaftlich und wild hatten wir uns noch nie geliebt. Es war, als ob wir in dieser Nacht nicht genug voneinander bekämen und es kein Morgen gäbe.
Völlig erschöpft und mit einer Decke zugedeckt blieben wir dort liegen. Als der Morgen graute, schliefen wir ein.