Freitag, 31. Juli 2009

Kapitel 197

Jon deckte doch tatsächlich den Tisch ! Ich wich zurück, damit er mich nicht bemerkte und ich ihn weiter beobachten konnte. Vorsichtig schob er die Teller ein wenig nach links, dann wieder nach rechts. Mit spitzen Fingern drehte er die Henkel der Kaffeetassen, mit dem Zeigefinger rückte er am Besteck. Mit prüfendem Blick ging er um den Tisch herum, beugte sich etwas vor und arrangierte die Blumen. Er hob leicht den Arm und sah auf seine Uhr. Es war so goldig ! Ich hielt es nicht länger in meinem Versteck aus und machte mich bemerkbar. Mit einem Strahlen auf dem Gesicht kam er auf mich zu und breite die Arme aus.

„Guten Morgen, mein Schatz ! Hast Du gut geschlafen ?“

„Ja, Du auch ? Guten Morgen ! Hey, Du bist so süß ! Du hast Dich um das Frühstück gekümmert ?“

„Jep ! Kann ich doch auch mal ? Außerdem kann ich solche Sachen auch, ich kann nicht nur singen.“

Ich musste lachen. Er stand da wie ein kleiner Junge und freute sich wie Bolle.

„Ich hab nie was anderes behauptet !“

„Setz Dich Süße.“

Er goss uns Kaffee ein und reichte mir den Korb mit den Brötchen.

„Leider ist das unser vorletztes Frühstück hier,“ sagte er bedauernd.

„Das ist es wohl,“ seufzte ich. „Ehrlich gesagt, ich will hier nicht wieder weg. Die zwei Wochen sind wie im Flug vergangen. Es kommt mir vor, als wären wir erst gestern angekommen.“

„Einen Tag haben wir ja noch. In einer halben Stunde werden wir abgeholt und wir haben heute noch ein volles Programm.“

„Warum geht die schöne Zeit immer so schnell vorbei und die schlimme dauert immer ewig ?“

„Och komm Schatz ! Bisher hatten wir zwei doch nur schöne Zeiten, oder ?“ antwortete er und biss lächelnd in sein Marmeladebrötchen.

„Schon, aber wenn ich an den ganzen Stress zuhause denke….. es graut mir echt davor.“

„Mir auch ! Aber ich verspreche Dir eins: Wenn es uns zu blöd wird, hauen wir einfach ab !“

„Ja, wenn das nur so einfach wäre ! Du weißt doch auch, dass das nicht immer so geht. Bei uns beiden ist es ja noch doppelt kompliziert. Du bist Sänger einer Rockband, ich bin Sängerin einer Rockband. Wir müssen ins Studio, zu Videodrehs, zu Interviews, zu Fototerminen, die Touren…. Glaubst Du, dass wir das immer so miteinander vereinbaren können ? Also ich nicht….“

„Hundertprozentig wird das sicher nicht immer funktionieren. Wir werden oft getrennt sein. Aber bisher hab ich mir meine Auszeiten genommen und das werde ich auch weiter tun. Ich kann nur die volle Leistung bringen, wenn ich mental gut drauf bin. Und das bin ich nur, wenn ich mit meinem Privatleben zufrieden bin.“

Ich sah ihn nachdenklich an. Was meinte er damit ? Er hatte auf mich immer einen zufriedenen, gelassenen Eindruck gemacht. Für mich war er von Beginn unseres Kennenlernens an ein in sich ruhender Mensch gewesen. Ein Mensch, der aufgrund seiner Erfolge, seiner Erlebnisse und Erfahrungen nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen war. Er bekam, was er wollte und das auch, weil er zielstrebig und ehrgeizig war. Und selbst wenn er ein Ziel nicht erreichte, nahm er die Niederlage mit Humor und machte das Beste daraus. Was also wollte er mit seiner Äußerung sagen ?

Bevor ich jedoch weiter grübeln konnte, ertönte das Knattern des kleinen Bootes.

Wir leerten schnell unsere Tassen und ich wischte mir dem Mund mit einer Serviette ab, bevor ich zurück ins Haus ging, um meine Handtasche zu holen. Jon lehnte am Balken, der das Dach der Terrasse abstützte, und sah gedankenverloren auf die See hinaus. Das Sonnenlicht malte so was wie einen Heiligenschein um seine Silhouette. Ich musste lächeln. Das war echt wieder typisch er – großes Kino. Manchmal fragte ich mich, ob er sich dessen bewusst war.

„Hey !“

Er zuckte ein klein wenig zusammen, als ich ihn aus seinen Gedanken riss.

„Erde an Jon ?“ fragte ich.

„Paradies an Sandy ?“ fragte er grinsend zurück.

Ich ging zu ihm, schlang meine Arme um seine Hüften und sah zu ihm auf.

„Wollen wir dann ?“

Er nickte nur, immer noch grinsend und die Arme um unsere beiden Hüften gelegt, schlenderten wir langsam zum Steg hinunter. Augenblicke später waren wir eingestiegen und legten ab.

Donnerstag, 30. Juli 2009

Kapitel 196

„Du zitterst ja ?“

„Du weißt warum.“

Ich hauchte nur mehr, meine Stimme hatte den Geist aufgegeben.

„Ich weiß warum ?“

„Du weißt das ganz genau !“

„Ich glaub, ich hab das irgendwie vergessen. Kannst Du mir noch mal sagen, warum ?“

„Jon !“

„Was „Jon“ ?“

„Weil Du mich wahnsinnig machst,“ gab ich mit dem letzten Rest Beherrschung zurück.

„Gefällt Dir nicht, was ich mache ?“

„Doch !“

„Ich kann auch aufhören. Wir könnten lesen.“

„Jon ! Ich will jetzt ganz bestimmt nicht lesen.“

„Was willst Du denn ?“ fragte er mich mit seinem unverschämten Grinsen.

„Ich will jetzt mit Dir….“ Wieder versagte meine Stimme.

„Was ? Sag es !“

Ich flüsterte es in sein Ohr und sein Grinsen wurde umso breiter.

„Na dann…..“ flüsterte er zurück und beugte sich über mich.

Seine Hände gingen wieder auf Wanderschaft. Als er bestimmte Stellen erreichte, hielt ich es nicht mehr aus und ich griff nach seinen Handgelenken. Sich sofort ergebend, setzte er seinen Unschuldsblick auf.

„Ich kann auch wirklich aufhören, wenn Du das möchtest.“

„Manchmal steigt so ein kleines Gefühl in mir auf.“

„Welches denn ?“

„Dass ich jemand erwürgen könnte !“

„Dann lass uns doch einfach weiter machen, wo wir gerade aufgehört haben,“ grinste er wieder.

Und er machte weiter, ließ mir keinen Moment zum Atmen. Er nahm sich was er wollte, doch er gab mir auch alles zurück. Unter meinen Händen, die seine Oberarme hielten, konnte ich das Spiel seiner Muskeln spüren. Die Kraft, die in ihm ruhte, fast war es mir, als könnte ich seine Nerven fühlen.

„Du riechst so gut. Nach Sonne, nach Meer. Deine Haut ist so wunderbar zart. Mmmmhhhh…“

Sein Atem strich sanft über meine Haut und ließ mich vollends erzittern.
Wir strebten nur noch nach unser beider Erlösung. Eine Ewigkeit später hatten wir diese erlangt, wann das war, oder wie viel Zeit vergangen war, konnte ich nicht sagen. Völlig erschöpft und fertig lagen wir eng umschlungen da und nur wenig später schlief ich selig ein.

„Süße ? Du wolltest doch auf den Markt ?“

Unwillig drehte ich mich auf die andere Seite. Spinnt der jetzt total ? Mitten in der Nacht auf einen Markt gehen ?

„Hey, Baby ! Aufwachen ! Wir wollen los.“

„Aber jetzt ganz bestimmt nicht, ich glaub Du hast sie nicht mehr alle ! Lass mich in Ruhe, es ist mitten in der Nacht und irgendwann muss selbst ich mal schlafen !“

„Es ist 9.00 Uhr morgens und die Sonne scheint !“

Verwundert rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und versuchte, die Müdigkeit wegzublinzeln. Tatsächlich. Es war taghell. Die Sonnenstrahlen warfen ihren Schein auf den Holzboden. Ich setzte mich auf und sah mich im Zimmer um. Jon war wieder nach draußen gegangen. Hörte ich ihn tatsächlich mit Geschirr klappern ? Nein, das war sicher das Hotelpersonal. Müde, verwirrt und mit einem kleinen, gemeinen Muskelkater machte ich mich auf, um mich salonfähig zu machen.
Unter der Dusche ließ ich das kalte Wasser auf mich herunter prasseln. Irgendwann kehrten endlich meine Lebensgeister zurück. Mit einer Tasse Kaffee würde ich den Rest sicherlich auch noch schaffen.
Im Schrank kramte ich nach frischer Unterwäsche und zog ein weißes Top heraus. Über dem Stuhl hing ein bunter Pareo, den ich eigentlich vorgestern anziehen wollte, mich aber für etwas anderes entschieden hatte. Als ich fertig angezogen war, angelte ich noch nach meinen Flip-Flops und ging hinaus, um mich um das Frühstück zu kümmern. Und da traf mich fast der Schlag.

Mittwoch, 29. Juli 2009

Kapitel 195

Jon rief rasch in unserer Anlage an, um das Boot zu bestellen, dass uns wieder zurück bringen sollte. Zu dritt gingen wir hinüber an den Anlegesteg und Wolfgang ließ es sich nicht nehmen, uns für so bald wie möglich wieder einzuladen. Wir bedanken uns und verabschiedeten uns von ihm. Ein wenig wehmütig war ich schon, als er so herzlich Adieu sagte. Er war so nett gewesen, hatte alles so toll organisiert und sich so sehr um uns bemüht. Keine Sekunde hatte er uns das Gefühl gegeben, dass er nur nett war, weil wir beide bekannt waren. Nein, er machte eher den Eindruck, dass er uns wirklich mochte, dass er uns wegen uns selbst mochte. Das kam ja leider immer weniger vor.
Die beiden Jungs kamen wenig später angedüst um uns abzuholen und wir stiegen ein. Während der Fahrt kuschelte ich mich gemütlich an Jon, der seinen Arm fest um meine Schultern gelegt hatte.

„Jon ? Was ist eigentlich mit dem Markt, den Du mir versprochen hast ?“

Er lachte leise auf.

„Das hab ich mir gedacht ! Du vergisst doch wirklich nichts, was man Dir irgendwann einmal gesagt hat ?“

„Nö. Da bin ich wie ein Elefant. Der vergisst auch nix !“

Er lachte wieder und setzte seinen Entschuldigungsblick auf.

„Bist Du sehr enttäuscht, wenn wir das auf morgen verschieben ?“

„Hmmmm…. doch….jaaahh….“

Da war es wieder ! Dieses unglaubliche Blau, dass mich ihm alles verzeihen ließ, dem ich in diesem Leben ganz sicher niemals widerstehen konnte. Er zwinkerte mir zu und wir mussten beide laut loslachen. Er zog mich an sich und küsste mich mit einem Kuss, den wir beide nicht enden lassen wollten. Allerdings hatten unsere zwei Chauffeure offensichtlich etwas dagegen, denn beide räusperten sich vernehmlich laut.

Wir verließen das Boot und Jon half mir beim Aussteigen. Er hob mich hoch und trug mich zu unserem Haus. Im Weggehen drehte er sich halb um und bedankte sich bei den beiden. Die Tür öffnete er rasch mit der kleinen Karte und drückte die Klinke mit dem Ellenbogen hinunter. Ohne zu zögern ging er mit weit ausholenden Schritten auf das Bett zu. Dort ließ er mich sachte hinunter gleiten und beugte sich über mich.

„Lass uns den Kuss von gerade eben fortsetzen,“ hauchte er dicht über meinem Gesicht.

„Nichts dagegen.“

Und er tat es. Seine Lippen drückten sich erst sanft, dann immer fordernder auf meine und seine Zunge suchte sich seinen Weg. Ich spürte die Wärme dieser Zunge und die kleinen Unebenheiten. Er spielte gekonnt mit der meinen. Seine Haut strahlte die Wärme der Sonne zurück, seine Hände wanderten langsam über meinen Körper. Seine Blicke waren wie Pfeile, die umher schossen und ihre Ziel nicht ein einziges Mal verfehlten. Ich war ihm rettungslos verfallen.

Er spielte sein nur zu bekanntes Spiel, dass jedoch für mich immer wieder neu und aufregend war. Die Schlaufe meines Wickelrockes zog er mit seinen Zähnen auf, den zugehörigen Stoff zog er mit einem kurzen Ruck unter mir weg und warf ihn achtlos beiseite. Mit beiden Händen schob er langsam mein Top hoch und zog es über meine Schultern. Mit flinken Fingern öffnete er seine Hose und zog sie aus. Dann beugte er sich wieder über mich und mit gespielt erstauntem Ausdruck im Gesicht sah er mich an.

Montag, 27. Juli 2009

Kapitel 194

Doch es war zu spät. Ich heulte wie ein Schlosshund und er hielt mich fest in seinen Armen. Er hielt mich umschlungen und hauchte mir kleine Küsse auf meine nassen Haare. Dieser Augenblick war zu schön, um wahr zu sein. Ich liebte diesen Mann. Mit allem was ich hatte. Die Gefühle spielten Achterbahn, tobten wie ein Rockkonzert, flogen hin und her wie ein Tischtennisball, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sanft und kaum spürbar strich er über meinen Rücken. Er wusste genau, was in mir los war und ebenso wusste er, wie er mich beruhigen konnte.
Wir hatten nicht bemerkt, dass das Boot bereits wieder zurück gefahren war und wir am Anlegesteg angekommen waren. Wolfgang kam lächelnd auf uns zu.

„Na Ihr zwei ? Hat es Euch gefallen ?“

Mühsam lösten wir uns voneinander und Jon stellte sich etwas vor mich. Ich war ihm dankbar, denn so konnte ich meine Tränen ungesehen abwischen. Dachte ich zumindest.

„Es war traumhaft ! Unbeschreiblich schön !“ antwortete Jon.

Wolfgang beugte sich etwas vor und sah mich mit seinem gewinnenden Lachen an.

„Du brauchst Dich nicht zu genieren, Sandy ! Du bist nicht die erste, die hier weint !“

Unkompliziert und offen, wie er war, zog er mich einfach in seine Arme und drückte mich kurz.

„Es freut mich immer, wenn jemand von der Schönheit da unten so begeistert ist. Viele Menschen, die hier her kommen, tauchen just for fun und haken es als Urlaubserinnerung ab. Da ist es etwas besonderes, wenn jemand seinen Gefühlen freien Lauf lässt !“

Ich lächelte ihn dankbar an.

„Ich möchte Euch zwei noch auf einen Drink bei mir einladen. Natürlich nur, wenn Ihr wollt ?“ fragte Wolfgang.

„Das ist nett von Dir. Danke für die Einladung ! Können wir vorher noch duschen ?“ lachte Jon.

„Sicher. Ihr wisst ja, wo alles ist ? Wenn Ihr fertig seid, kommt einfach an die Bar auf der Terrasse, ich warte dort auf Euch, okay ?“

„Okay !“ nickten wir beide.

Wir sammelten unsere Habseligkeiten ein und gingen Hand in Hand zurück zur Tauchbasis.
Als wir wieder vor den Umkleideräumen standen, drückte Jon meine Hand fester und sah mich fürsorglich an.

„Geht`s wieder Schatz ?“

„Ja, alles bestens !“

Er zog mich noch einmal an sich und küsste mich auf die Stirn. Ich fühlte, wie diese Gefühlswallung von vorher wieder in mir aufzusteigen begann und ich befreite mich schnell aus seinen Armen. Ein kurzes Stirnrunzeln, doch Jon hatte verstanden. Ich drehte mich rasch um, da mir die Tränen schon wieder in den Augen standen. Verwirrt und vollkommen neben mir suche ich nach meinem Spind und kramte nach meinen Sachen.
In den Waschräumen angekommen, staunte ich nicht schlecht. Die Duschen waren mit allem möglichen Komfort ausgestattet. Der Boden und die Wände waren mit wunderbarem Marmor verkleidet und als ich das Wasser anstellte, merkte ich, das der Brausekopf sogar eine Funktion hatte, mit der man tropischen Regen imitieren konnte. Behaglich lief das heiße Wasser über meinen Körper und die Entspannung war vollkommen. Ich beeilte mich mit dem Fönen und zog mich an. Jon war sicherlich schon fertig und saß an der Bar. Vorsichtig klopfte ich an die Tür der Männerumkleide, doch da öffnete sich schon die Tür und ein strahlender, perfekt gestylter Jon trat heraus.

„Bereit ?“ grinste er, als er meinen bewundernden Blick sah.

„Jep !“ lachte ich zurück und händchenhaltend gingen wir auf die Terrasse.

Von dort hatte man einen unsagbar schönen Blick über den goldgelben Sandstrand aufs Meer hinaus. Kleine, weithin leuchtend weiße Boote dümpelten auf der ruhigen, spiegelglatten See, eine leichte, hauchzarte Brise wehte herauf.
Wolfgang hatte schon auf uns gewartet und fragte nach unseren Wünschen. Wir bestellten Wasser und Kaffee. Mit schnellen Schritten ging er an die Bar zurück und sprach dort mit einer der Angestellten. Sie nickte und machte sich daran, unsere Getränke zu richten, die sie kurz darauf brachte. Er hatte uns an einen etwas abseits gelegenen Tisch geführt, der von Palmen und allerlei exotischen Pflanzen umgeben war.

„Ich dachte, wir setzen uns etwas weg von den anderen. So sind wir ungestört.“

„Eigentlich wollten wir hier ja keine Ungelegenheiten bereiten,“ lächelte Jon ihn an.

„Habt Ihr überhaupt nicht ! Ich bin überrascht, dass Euch niemand angesprochen oder belästigt hat. Hätte ich nicht gedacht.“

„Ja, das ist ungewöhnlich. Aber es tut gut, sich einmal so normal und unbefangen zu bewegen,“ gab ich zu.

Jon nickte und griff nach seiner Kaffeetasse.

„Habt Ihr Hunger ?“ fragte Wolfgang.

„Ne, ich nicht. Du ?“

Ich schüttelte mit dem Kopf.

„Ich auch nicht. Ich könnte jetzt sowieso nichts essen, nach dem tollen Tauchgang.“

„Noch zu aufgeregt ?“

„Ja. Es war unfassbar schön. Ich kann das alles noch gar nicht realisieren.“

„Es freut mich immer sehr, wenn ich Leute da habe, die sich so total dafür begeistern können. Die meisten….“

Er wurde von seiner Angestellten unterbrochen, die mit drei kunterbunt gefüllten Gläsern wieder auftauchte. Auf unsere fraglosen Gesichter hin, lachte er wieder und begann zu erklären.

„Das ist ganz harmlos ! Nur frisch gepresste Fruchtsäfte und ein paar Vitamine. Tut ganz gut und schmeckt lecker nach dem Salzwasser !“

Er hatte Recht. Der Drink schmeckte wirklich super lecker und wir bestellten uns gleich noch eine Runde nach.

„….die meisten tauchen hier, „Danke war sehr nett !“ und hauen wieder ab. Das war bei denen, die heute bei Euch dabei waren, genau so. Schade, dass sie die Schönheit der Unterwasserwelt nicht so zu schätzen wissen.“

„Das kann ich nicht verstehen. Für mich war die Zeit dort unten viel zu kurz. Am liebsten würde ich morgen gleich noch mal runter gehen !“

Ich teilte Jons Wunsch nur zu gerne und fragte mich, warum wir in vergangenen 12 Tagen nicht schon eher getaucht waren. Er sah mich fragend an, wahrscheinlich las er gerade wieder mal meine Gedanken.

„Leider reisen wir übermorgen bereits wieder ab.“

„Schade. Aber Ihr kommt doch bestimmt wieder ?“

„Ja !“ lachten wir wie aus einem Mund.

Wir unterhielten uns noch eine Weile über das Tauchen und die Gegend. Wolfgang erzählte uns, wie er auf den Inseln angekommen war und mit so gut wie nichts in der Tasche diese Tauchbasis aufgebaut hatte. Er lebte mittlererweile bereits seit über zwanzig Jahren hier und wollte sein Leben lang nicht mehr weg. Die Zeit verging wie im Fluge und schließlich mussten wir wohl oder übel wieder aufbrechen.

Freitag, 24. Juli 2009

Kapitel 193

Das Riff begann in einer Tiefe von schätzungsweise 5 Metern und fiel sanft und weit ab. Auf dem Riffdach tummelten sich allerlei Fische, allesamt bunt und in den schillerndsten Farben. Es wuselte nur so vor sich hin. Die Aufregung in mir wuchs ins Unermessliche und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was sich meinen Augen bot, war einfach wunder-wunderschön! Die leuchtenden Farben der Fische, das Zwielicht so knapp unterhalb der Wasseroberfläche, die Sonnenstrahlen, die im Wasser glitzerten. Es war unbeschreiblich! Ich bemerkte, dass Jon mich beobachtete und ich wusste ganz genau, wie sein er-wartungsvoller Blick, gepaart mit einem kleinen Triumph, aussah. Ich schüttelte ungläubig mit dem Kopf, um ihm zu zeigen, wie begeistert ich war. Ein klein wenig konnte ich erahnen, dass er sich das Lachen verbiss.

Das Riff selbst war geprägt von großen Korallen, die ebenfalls in verschiedenen Farben leuchteten. Als wir etwas tiefer kamen, so in den Bereich zwischen 15 und 20 Metern, wurde es etwas dunkler, dennoch kam noch genug Sonnenlicht hindurch so dass wir noch einwandfrei sahen. Jon winkte mich mit seiner Hand zu sich - er schwebte vor einem Spalt in den Felsen und leuchtete mit seiner Lampe direkt hinein. Ich schwamm zu ihm und blickte direkt in das Maul einer riesigen Muräne, die halb aus dem Spalt heraus ragte und ihr Maul weit aufgerissen hatte. Ich gab ihm das Okay-Zeichen und wir schwammen weiter, nebeneinander hinter Wolfgang her. Dieser war es auch, der uns eine Languste zeigte welche sich in einem anderen Spalt unter den Korallen versteckt hatte. Plötzlich zog mich Jon energisch an meiner linken Flosse und deutete auf den Sandgrund, eine Schule von kleinen Ammenhaien zog dort vorüber.

Wir bewunderten gerade eine große, weit verzweigte rote Fächerkoralle, als uns Wolfgang aufgeregte Zeichen gab. Er deutete mit dem Zeigefinger nach oben. Wir folgten seinem Blick und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Über uns schwebte ein großer Mantarochen im Wasser. Majestätisch und erhaben in seinen Bewegungen glitt er einfach so dahin. Vor Begeisterung blieb mir fast der Atem stehen. Jon bemerkte es und schüttelte leicht mit dem Kopf. Ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen. Dann war das große Tier, er hatte so ca. 3 m Spannweite, auch schon wieder weiter gezogen. In einem der Überhänge kurz vor der Kanalmündung konnten wir einen großen Schwarm Glasfische ausmachen. Doch kaum hatten wir uns an diesen satt gesehen, schwammen drei Tunfische an uns vorbei. In dem Moment schwor ich mir, niemals mehr wieder eine Tunfischpizza mit Zwiebeln zu essen. Wir tauchten noch eine Zeitlang, immer bedacht, nirgends anzustoßen oder irgendetwas zu berühren, als uns Wolfgang das Zeichen zum Auftauchen gab. Schade, bedauerte ich. Die Zeit war viel zu schnell vorbeigegangen.

Ich warf einen Blick auf meinen Tauchcomputer um zu überprüfen wie lange ich noch bis zur Dekompression hatte, stellte dann aber fest dass noch massig Zeit übrig war. Jon war die ganze Zeit über dicht an meiner Seite geblieben und auch jetzt, als wir langsam höher stiegen, zeigte er mir noch jede Menge Kleingetier, das sich auf den Korallen versteckte. Nachdem wir auch die vorgeschriebenen 3 Minuten auf 5 Metern Tiefe abgesessen hatten, tauchten wir endgültig auf und zwar genau an der Einstiegsleiter vom Dhoni.

Wolfgang hatte uns aus dem Riff heraus geführt direkt zum Dhoni hin. Jon war der erste der an die Leiter ging, sich fest hielt, seine Flossen an einen der Helfer nach oben reichte und hinaus kletterte. Mit Abstand beobachtete ich ihn, schließlich wollte ich nicht von seinem Gewicht erschlagen werden falls er von der Leiter rutschte und ins Wasser fiel. Wolfgang schickte mich als nächstes die Leiter hoch und bildete dann den Schluss, wir drei waren die letzte Gruppe die an Bord ging. Die anderen fünf waren schon länger zurück.

Erschöpft, aber unsagbar glücklich schälte ich mich aus dem Neoprenanzug. Jon hatte sich von seinem bereits befreit und grinste zu mir rüber. Ich drehte meine langen Haare zusammen und drückte das Wasser heraus. Jon reichte mir mein Handtuch und ich trocknete mich sorgfältig ab. Er hatte den Kopf etwas zur Seite gelegt und rubbelte seine Haare trocken.

„Na ?“ fragte er erwartungsvoll.

„Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll Jon ! Das war der allerschönste Tauchgang, den ich je gemacht habe. Ich bin ganz erschlagen von den vielen Eindrücken !“

„Jaaahhh ! Es war der echt der Wahnsinn ! Die Farben, das Licht, die Fische ! Ich glaube nirgendwo auf der Welt ist es so schön, wie hier.“

„Warst Du eigentlich schon einmal hier ?“

„Ja, ist aber schon ein paar Jahre her. Und es war nicht so schön wie dieses Mal.“

„Warum ?“

„Weil Du damals nicht dabei warst !“

„Ach komm….“

Er nahm mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. Ich konnte jede Faser, jeden Muskel seines Körpers spüren. Seine Nähe, physisch und psychisch war so unglaublich, dass es mir den Atem nahm. Dieser Moment und die Eindrücke, die in mir Purzelbäume schlugen, nahmen völlig von mir Besitz. Ich holte mit dem letzten Rest Beherrschung tief Luft und konnte mich doch nicht dagegen wehren, dass die Tränen in mir hochstiegen. Er sah mir tief in die Augen.

„Doch, es ist mein Ernst. Es ist ein Traum, das erleben zu dürfen. Mit Dir !“

„Jon….“

Donnerstag, 23. Juli 2009

Kapitel 192

Wolfgang schleppte mir - ganz Gentleman - die schwere Flasche an meinen Platz, stülpte das Jacket drüber und zog das Flaschenband fest, damit sie nicht raus rutschen konnte. Den Lungenautomaten jedoch schraubte ich selber an die Flasche, das war Taucherehre und das überlies man auch keinem anderen. Verwundert stellte ich fest, dass das Ding sogar neuen Tüv hatte. Und auch jetzt grinste Jon nur dümmlich vor sich hin, während er mit seinem eigenen Zeug beschäftigt war.

Wolfgang erklärte mir in welche Tasche er die Safetyboje gesteckt hatte und wo er die Signalpfeife und den Kompass eingehakt hatte.

Einer der Guides prüfte derweil mit einer Strömungsleine die Strömung, winkte dann aber ab und gab das Zeichen zum Anker lichten. Verwundert sahen Jon und ich uns an, wir wussten nicht was das jetzt sollte.

„Die Strömung ist zu stark, wenn wir hier ins Wasser gehen, dann bläst es uns bis Timbuktu ! Schade, ich hätte euch gerne die Mantarochen gezeigt.“

Er pfiff auf seinen Fingern und meinte dann, dass sie es auf der Rückseite des Riffs versuchen würden, wo es eigentlich ruhig sein müsste. Der Kapitän warf den Motor an und wir tuckerten von dannen, nur um zehn Minuten später wieder fest zu machen und die Strömungsleine erneut auszuwerfen. Diesmal war alles in Ordnung.

Wolfgang gab uns ein kurzes Tauchplatzbriefing, es sollte nicht tiefer als 20m und nicht länger als 45 Minuten gehen. Rasch quälten wir uns in unsere Anzüge – bei 32°C kein wirkliches Vergnügen, schnallten die Bleigurte um und machten die Brillen anlaufsicher.
Wolfgang half mir wieder ganz Gentleman beim Anlegen des Tauchjackets, war ja nicht gerade leicht das Ding wenn da die Flasche dran hing.

„Geht`s Schatz ?“ fragte Jon besorgt.

„Jon! Ich bin nicht aus Zucker!“

„Ich dachte nur, wegen Deinem Rücken.“

„Nein, es ist alles okay,“ beruhigte ich ihn.

Als ich fertig ausgerüstet war, checkte Wolfgang Jons Anschlüsse und machte sich selbst tauchfertig. Jon und ich führten den gegenseitigen Buddycheck durch, überprüften ob alles funktionierte, alle Ventile aufgedreht waren und kletterten dann in das bereitstehende Zodiac, das uns inmitten des Riffs bringen sollte.

Unsere Flossen wurden uns von einer hilfreichen Hand vom Dhoni herunter gereicht, wir zogen sie an und los ging die Fahrt. Ich saß mit dem Rücken zum Wasser, als das Zodiac hielt, Jon neben mir. Er nahm mir lächelnd mein Mundstück heraus. Auf meinen fragenden Blick antwortete er:

„Bevor mich das Ding hier vom Küssen abhält, will ich noch einen auf Vorrat.“

Er küsste mich, ohne abzuwarten und schenkte mir einen sehr intensiven Blick. Wolfgang saß grinsend neben uns und schien geduldig zu warten.

„Entschuldigung,“ stotterte ich und an der Hitzewelle, die ich in meinem Gesicht spürte, konnte ich ahnen, dass ich wohl ziemlich rot geworden war.

„Seid Ihr bereit?“

„Ja !“ lachten wir, nahmen unsere Mundstücke in den Mund und hielten mit einer Hand gleichzeitig den Atemregler und die Brillen fest. Der Zodiacfahrer zählte auf drei und ohne zu fackeln ließen wir uns alle gleichzeitig nach hinten fallen. Mit einem lauten Platsch landeten acht Taucher in fünf Meter Tiefe im Wasser, es waren wegen der Gewichtsverteilung auf jeder Seite vier gesessen und damit niemand die Flasche des anderen auf den Kopf bekam und das Zodiac auch nicht umkippte, musste der Ausstieg auf Kommando synchron erfolgen.

Wir bremsten unseren Fall und tarierten uns aus, mussten wir doch unsere Ausrüstung noch mal überprüfen, ob sie den Ausstieg überstanden hatte. Jon gab mir das Okayzeichen, und ich ihm, es war alles in bester Ordnung. Als ich das erste Mal die Pressluft unter Wasser einatmete, war dies ein ungewohntes, aber auch unvergessliches Gefühl. Wie sehr hatte ich es vermisst ?

Dienstag, 21. Juli 2009

Kapitel 191 - Summer Island

Die Tage verflogen und unsere letzten beiden Tage standen uns bevor. Wir hatten beschlossen, wieder unter Leute zu gehen und hatten uns zum Tauchen angemeldet. Jon meinte lachend, dass wir, um einen totalen Kulturschock vor unserer Abreise zu vermeiden, vielleicht doch langsam in die Zivilisation zurückkehren sollten. Zu meiner Überraschung war das Tauchen wieder eine Gemeinsamkeit zwischen uns beiden. Ich hatte noch nie vorher etwas darüber gehört oder gelesen, dass Jon tauchte. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen und freute mich wahnsinnig darauf, mit ihm die Unterwasserwelt der Malediven zu erkunden.

Schon früh am Morgen wurden wir von unseren beiden Versorgungsjungs abgeholt. Ich rätselte, wann und wie Jon das nur wieder organisiert hatte. Jedenfalls hatte ich nix davon mitgekriegt. Außerdem, woher wusste er eigentlich, dass ich tauchte ? Gut, die letzten Jahre war nicht mehr viel Zeit dafür übrig, geschweige denn Geld vorhanden. Von beidem steckte ich alles in die Band. Und nun sollte ich am Nordmale-Atoll tauchen ! Ich lehnte mich auf der Holzbank zurück und schloss versonnen meine Augen. Das letzte Mal war ich im Bodensee unter Wasser gegangen, natürlich nicht vergleichbar mit dem, was mich hier erwarten würde.

„Na Süße, träumst Du schon ?“ fragte er mich lächelnd und sein Gesicht kam meinem gefährlich nahe.

„Ja, und ich frage mich, wann und wie Du das arrangiert hast ?“

Er grinste schelmisch und küsste mich sanft auf die Stirn.

„Du hast nichts mitbekommen ?“

„Nein.“

„Na dann ist ja gut !“

Wieder dieses Grinsen, und ich wollte gerade zu frotzeln anfangen, als wir an einer Tauchbasis hielten. Bunte Plakate wiesen darauf hin, dass hier sogar ein Hausriff vorhanden war. Wir mussten also nicht weiter transportiert werden, sondern konnten hier direkt unter Wasser gehen.

„Wo sind wir hier ?“ fragte ich Jon.

„In Summer Island Village, ganz in der Nähe von Male. Nachher könnten wir, natürlich nur wenn Du Lust hast, noch auf einen Markt der Einheimischen gehen.“

„Au ja !“ jubelte ich. „Shoppen !“

„Das ist wieder mal typisch Du !“ lachte er.

Wir wurden gleich am Eingang vom Besitzer empfangen, der sich zu meiner riesigen Überraschung auch noch als Deutscher herausstellte.

„Willkommen im Diverland auf Summer Island ! Es freut mich sehr, Sie beide auf meiner Tauchbasis begrüßen zu dürfen ! Ich hoffe, Sie werden sich wohl fühlen und den Tauchgang genießen !“

Er schüttelte uns beiden die Hand und sein offenes Lächeln war sehr ansteckend.

„Bitte machen Sie sich wegen uns keinerlei Umstände. Wir möchten kein Aufsehen erregen oder die anderen Gäste stören,“ sagte Jon.

Der Besitzer geleitete uns zu den Umkleideräumen.

„Männer oder Frauen ?“ fragte ich grinsend.

Jon lachte nur und schob mich in die Damenumkleide. Dort händigte mir Wolfgang, der Inhaber, einen Neoprenanzug und Flossen in meiner Größe aus. Ich machte mich auf den Weg zu einer der Kabinen und zog mich aus. Ich schlüpfte schnell in meinen Bikini und warf meine Sachen in einen der Spinde.

Meine Hände zitterten vor lauter Aufregung, so sehr freute ich mich aufs Tauchen. Wie lange hatte ich das nicht mehr gemacht ? Fast konnte ich nicht abschließen. Nervös ging ich zurück auf den Gang und machte mich auf die Suche nach Jon. Und da blieb mir buchstäblich das Herz stehen. In seiner Badehose, wenn man diese als solche bezeichnen konnte, den Hintern knackig verpackt, sah er mich von unten heraus abwartend an.

„Sag mal, eigentlich wollten wir doch Tauchen gehen ?“

„Machen wir doch auch ?“ gab ich betont unschuldig zurück.

„Du glaubst doch nicht, dass ich, wenn ich Dich so anschaue, noch ans Tauchen denken kann ?“

„Danke ! Das Kompliment kann ich nur zurückgeben !“

Wir grinsten uns beide wissend an, wurden jedoch sogleich gestört.

„Sind Sie beide soweit ?“ fragte Wolfgang.

Als wir nickten, lächelte er.

„Na dann mal los ! Ich werde mich persönlich um Sie kümmern.“

Jon wollte wieder abwehren.

„Ich möchte aber wirklich keine Umstände bereiten !“

„Nein, nein ! Das sind keine Umstände. Heute ist sowieso nicht viel los und ich war schon die ganze Woche nicht mehr draußen. Dieser Schreibtisch ließ mich einfach nicht los ! Außerdem würde ich mir das ganz sicher niemals nehmen lassen !“

„Okay, aber dann hätte ich noch einen Wunsch,“ lachte Jon.

„Und der wäre ?“

„Das wir uns duzen, ich denke, das ist einfacher so ?“

„In Ordnung, ist mir auch lieber.“

Er lächelte uns mit seinem offenen Lächeln an und ging voraus.

„Ich hab für Euch eine leichtere Tour ausgesucht, da Jon ja sagte, Du wärst schon länger nicht mehr getaucht ?“

„Ja ! Das letzte Mal vor Jahren im Bodensee !“ prustete ich.

„Ach komm ! Das war doch bestimmt auch schön !“

„Schon, aber bestimmt nicht so aufregend, wie das was auf uns wartet.“

„Zu welchem Tauchplatz gehen wir denn ?“ fragte Jon neugierig.

„Ich hab für Euch Ziyaara Corner ausgewählt, das liegt am Makunudu Kanal. In einer guten Viertelstunde sind wir da.“

Wir gingen zur bereits wartenden Tauch-Dhoni, auf der auch schon die Ausrüstung für uns verstaut war. Woher wusste dieser Mr. Bongiovi eigentlich schon wieder, dass ich tauchen konnte? Dass ich schon länger nicht mehr getaucht war? Also eins musste man ihm lassen – der Urlaub war perfekt organisiert und er hatte augenscheinlich vorher genau recherchiert. Wie gut, dass meine Freundin Tini immer so schweigsam und verschlossen war!
Ich musste über dem Gedanken grinsen. An ihrer Stelle hätte ich genauso gehandelt, und dass sie Jons Informantin war, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
Nach einer kurzen Zeit, die mir nicht wie eine Viertelstunde vorgekommen war und in der wir ein erstes Briefing von Wolfgang bekamen, ankerten wir und wir machten uns daran, die Ausrüstung anzulegen.
Ich bekam große Augen, in der Box lag doch tatsächlich mein eigener Krempel von zu Hause! Ich sah Jon nur an und schüttelte mit dem Kopf. Der Kerl grinste aber nur vor sich hin.

Sonntag, 19. Juli 2009

Kapitel 190

„Das war übrigens meine Rache,“ murmelte er leise.

„Also, wenn das Deine Rache war, kann ich ja noch eine Weile weiter rumzicken !“ grinste ich vor mich hin.

Er hob den Kopf und sah mich lächelnd an.

„Wag es nicht ! Sonst….“

„Was sonst ?“

„Fang nicht schon wieder an ! Ich bin jetzt echt erledigt.“

„So, bist Du ?“

„Ja, ich bin ja schließlich nicht mehr der Jüngste.“

„Ha ha ha !“ lachte ich laut los. „Ja genau, und was war das gerade eben ?“

„Meine allerletzten Reserven.“

Er setzte seinen mitleidserregenden Blick auf und fiel in mein Lachen mit ein.

„Wollen wir schwimmen gehen ?“

„Jetzt noch ? Draußen ist rabenschwarze Nacht, mein Lieber !“

„Hast Du etwa Angst ?“

„Ne, aber….“

„Aber was ? Na komm schon ! Das macht sicher Spaß.“

Etwas unwillig ließ ich mich von ihm hochziehen und ging auf die Suche nach meinem Bikini. Jon sah mir stirnrunzelnd zu.

„Wo ist denn das blöde Ding nur ?“

„Was suchst Du eigentlich ?“

„Meinen Bikini !“

„Honey, wir zwei sind alleine und es ist Nacht ! Also komm !“

An seiner Hand ging ich mit ihm hinunter zum Strand. Es war Vollmond und sein schmeichelndes Licht tanzte auf den Wellen umher. Oder spielte das Wasser mit ihm ? Die Palmen wiegten sich sanft in der leichten Brise und warfen bewegte Schatten auf den Sand. Etwas unheimlich war mir schon, als wir in das schwarze Wasser gingen, aber er nickte mir aufmunternd zu und ich sprang hinein. Er schwamm mit schnellen Kraulzügen zu mir. Seine Arme umschlossen mich fest, als er bei mir angelangt war.

„Hey, das ist doch wunderschön !“

„Ja, aber mir ist etwas unheimlich !“

„Süße ich bin doch bei Dir ! Ich gebe schon auf Dich acht, das weißt Du doch ?“

Ich gab ihm als Antwort einen langen Kuss. Oh mein Gott, wie ich diesen Mann liebte ! Kann ein Mensch allein soviel Glück aushalten ? Wir schwammen eine Weile, und langsam verlor ich meine Angst. Trotzdem war ich erleichtert, als wir zurück zum Haus gingen.
Und ich war hundemüde, als wir endlich ins Bett fielen.

Freitag, 17. Juli 2009

Kapitel 189 - Some like it hot....

„Sandy ?“

„Ich bin hier draußen !“

Er kam heraus und ich war wieder einmal baff. Die blonden Haare vom Frottieren noch verwuschelt, aber so, dass es gewollt aussah. Ein enges, schwarzes Shirt und eine leichte, weiße Cargohose. Barfuss. Braungebrannt. Strahlendes Lächeln. Eigentlich wollte ich mit ihm essen und ihn nicht nur anstarren, ermahnte ich mich. Jon wäre nicht Jon, hätte er meinen Blick nicht sofort bemerkt und richtig gedeutet. Er grinste mich unverschämt an und ich wusste genau, dass er meine Gedanken las.

„Alles okay bei Dir ?“ fragte er frech, als er mir gegenüber saß.

„Ja, und selbst ?“ gab ich spöttisch zurück.

„Alles bestens. Sollen wir das Essen besser warm stellen ?“

„Ich wüsste nicht, warum.“

„Damit es später noch warm ist ?“

„Wieso später ? Wir essen doch jetzt ?“ Ich griff nach der Schüssel Gemüse und legte ihm demonstrativ eine große Portion davon auf seinen Teller.

„Okay, dann essen wir eben jetzt.“

Er griff nach seinem Besteck und begann zu essen. In aller Ruhe suchte ich mir die Sachen aus, nach denen mich gelüstete, faltete sorgfältig meine Serviette auseinander, legte diese bedächtig auf meinen Schoss und nahm einen genüsslichen Schluck aus meinem Weinglas. Ich sah nicht auf, sondern beschäftigte mich konzentriert mit meinem Teller. Wir aßen beide schweigend, jedoch huschte dann und wann sein Blick zu mir. Ich tat, als ob ich es nicht bemerken würde.

„Wie kannst Du jetzt eigentlich seelenruhig hier sitzen und essen ?“

„Was sollte ich sonst tun, Deiner Meinung nach ?“ fragte ich betont unschuldig.

„Du weißt ganz genau, was ich meine !“

„Nö, weiß ich nicht. Was denn ?“

„Sandy, komm schon !“

„Ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Du sprichst !“

Er räusperte sich, wischte sich den Mund mit der Serviette ab und sah mich an.

„Muss ich es tatsächlich sagen ?“

„Wirst Du wohl müssen, denn ich weiß leider immer noch nicht, was Du meinst.“

Ich wollte noch etwas Salat nachschöpfen, als er nach meiner Hand griff und mich eindringlich ansah.

„Babe, ich kenne Dich so langsam und ich weiß, was ich von Deinen Blicken und Gesten halten kann.“

„Von welchen Blicken und Gesten ?“

„Oh Mann ! Manchmal machst Du mich fast wahnsinnig ! Seit heute Nachmittag kribbelt es gehörig zwischen uns und ich weiß ganz genau, dass Du….“

Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare, verschränkte diese in seinem Nacken und ließ sich in die Stuhllehne zurückfallen.

„Jon, dass ich was ?“

„Jetzt reicht`s !“

Er sprang auf, zog mich von meinem Stuhl hoch, dass dieser umkippte, schnappte mich und trug mich auf seinen Armen in unser Haus. All mein Wehren machte auf ihn überhaupt keinen Eindruck und er ging schnurstracks ins Schlafzimmer. Mit mir auf dem Arm schob er den Baldachin zur Seite und legte mich, etwas unsanft, auf das Bett. Er begann mich wie wild zu küssen und machte sich sofort an meinem Oberteil zu schaffen.

Mit einem gehauchten „Jon….“ versuchte ich ihn in seiner Leidenschaft zu bremsen, aber ich war machtlos.
Er verschloss meine Lippen mit endlosen Küssen und zog mit geübten Griffen mein Top aus. Er sprach kein Wort, warf mir nicht wie sonst seine Blicke zu. Mein Rock flog kurz darauf quer durchs Zimmer und nachdem ihm der Bra gefolgt war, hörte ich das allzu vertraute „Ratsch“.

„Hey ! Der war neu !“

„Ist mir total egal. Du hast mich jetzt lange genug auf die Folter gespannt !“

„Hab ich nicht.“

„Hast Du doch.“

„Hab ich nicht !“

„Sei nicht immer so quengelig, Du kleine Zicke !“

Sein intensiver und entschlossener Blick ließ mich innehalten und als ich das Funkeln in seinen Augen sah, war es um mich geschehen. Meine Abwehr war zu Staub geworden und ich gab mich ihm willenlos hin. Jon war ein leidenschaftlicher Liebhaber. Aber heute toppte er die bisherigen Male. Seine Hände schlossen sich fest um meine Brüste, dann fühlte ich seine Zähne an meinen Brustwarzen. Ich atmete schneller. Er nahm sich zu hundert Prozent, was er wollte. Seine Begierde war stärker zu spüren als je zuvor und raubte mir den Verstand. Mir wurde heiß und wieder kalt, er ließ mir keine Sekunde Zeit, auch nur Atem zu schöpfen. Jon wusste genau, was in mir vorging und er kostete es aus. Er spielte gekonnt mit mir. Als ich ihn in mir spürte, war alles zu spät. Bereits beim zweiten Stoß schrie ich laut auf und sah die Sterne funkeln hinter meinen geschlossenen Augen. Ich rang nach Luft und sah ihn an. Sein triumphierender Blick, den er mir zudachte, machte mich rasend. Und er ließ sich Zeit, langsam, sehr langsam bewegte er sich in mir. Er kostete es aus, unendlich lange……Sein lautes „aaaaahhhhhh“ vermischte sich mit meinem zweiten Aufschrei.
Später lag ich erschöpft in seinen Armen, den Kopf in seiner Halsbeuge vergraben. Jon strich mit seinen Fingerspitzen sanft über meinen Rücken und ich lauschte seinem Atem.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Kapitel 188

„Hey, Du bist wirklich so abgrundtief böse, schlimmer geht es nicht mehr !“

Er stand da und bog sich vor Lachen. Die Tränen liefen ihm über die Wangen und er kriegte sich nicht mehr ein.

„Ich glaub das einfach nicht ! Wie kann man nur so durchtrieben sein ?“

Am Boden lagen Palmwedel. Ich bückte mich danach und wollte damit auf ihn losgehen. Doch Jon hatte sofort erkannt, was ich vorhatte und kam mir zuvor. Blitzschnell hatte er nach meinen Handgelenken geschnappt und die Oberhand gewonnen. Überrascht davon verlor ich das Gleichgewicht und wollte mich an ihm festhalten. So fielen wir beide miteinander um und purzelten auf dem Sand umher. Jon lag halb auf mir und nun musste ich ebenfalls schallend lachen, da ich mir vorstellte, wie es für einen Außenstehenden wohl aussehen würde, was wir zwei hier anstellten.
Es kam, wie es immer bei uns beiden kam und wir knutschen miteinander herum. Irgendwann hob Jon den Kopf und sah mich zärtlich an.

„Süße, Du bist ein paniertes Schnitzel.“

„Ich bin ein was ?“

Er lachte laut los über seinen eigenen Witz und ich schnallte, was er meinte.

„Ein paniertes Schnitzel !“

„Hey, wer hat das warme Wasser abgestellt, mich hier herausgejagt und mich dann in den Sand geworfen ?“

„Sorry, echt ! Aber ich konnte nicht anders! Tut mir so leid !“

Er hob abwehrend seine Hände und hatte wieder einmal seinen Unschuldsblick aufgesetzt, dem keiner, am allerwenigsten ich widerstehen konnte. Und er lachte immer noch sein ansteckendes Lachen. So leicht wollte ich es ihm dieses Mal jedoch nicht machen und wandte mich schnell ab, damit er das Zucken um meine Mundwinkel nicht sehen konnte. Ich klopfte den Sand so gut es ging von meiner Haut und baute mich drohend vor ihm auf.

„Honey, es tut mir leid, wirklich !“

Er lag am Boden und spielte den Angsterfüllten.

„Kann ich das wieder gut machen ?“

„Mal sehen ?“

Der Zwang laut loszulachen wurde in mir immer stärker und so stapfte ich nur mit den Worten „Ich geh jetzt noch mal duschen. Und ich hoffe für Dich, dass das Wasser wieder warm aus den Hahn kommt !“ davon.

Im Haus angekommen, platzte es aus mir heraus. Ich war doch wirklich nirgends vor seinen Scherzen sicher ! Und so ging ich leise vor mich hinprustend wieder ins Badezimmer, warf das sandige Handtuch in den Wäschekorb und stellte das Wasser an, das ich allerdings erst mit der Hand prüfte, bevor ich mich ganz darunter stellte.

„Es ist wieder warm,“ konnte ich seine leise Stimme hinter mir hören.

„Wag es ja nicht !“ zickte ich ihn an, als er auf mich zukam.

„Wir könnten doch gemeinsam….“

„Könnten wir, aber Strafe muss sein !“

„Ich darf also nicht mit unter die Dusche ?“

„Nein, darfst Du nicht !“

Beleidigt zog er von dannen und ich genoss den warmen Wasserstrahl und das sanft duftende Duschgel, mit dem ich mich einseifte. Danach föhnte ich meine Haare kurz an, verteilte etwas Schaumfestiger darin und zupfte meine Locken zurecht. Mein Spiegelbild zeigte mir, dass ich immer wieder über Jon lächeln musste. Er war manchmal wie ein kleiner Junge, wenn es darum ging, anderen Streiche zu spielen. Gut, es war allgemein in der Band eine Sportart, die vor allem in Jon und Richie ihre wahren Meister gefunden hatte. Tico, Dave und Hugh waren eher die Frotzler, die einander gerne durch den Kakao zogen.

Er sollte ruhig ein bisschen leiden, dafür brezelte ich mich heute Abend richtig auf. Ich hatte mir bei meiner letzten Shopping-Tour in LA ein schwarzes, kurzes und daher fast bauchfreies Top und einen dazu passenden Wickelrock gekauft. Ich fand, das Teil stand mir sehr gut. Zufrieden drehte ich mich vor dem Spiegel, legte noch ein wenig Farbe auf und wollte gerade das Bad verlassen, als Jon wieder herein kam.

„Pffffft !“ pfiff er anerkennend durch die Zähne.

„Was für eine wunderschöne Freundin ich doch habe !“

Strahlend fasste er mich bei beiden Händen und ließ seine Augen über meinen Körper wandern. Ich ließ ihn gewähren und seine Bewunderung schmeichelte mir natürlich. Welcher Frau gefiele das nicht ? Trotzdem war ich mit der Rache meinerseits noch nicht fertig. Aber das wurde er schon noch merken.

„Süße, bist Du mir noch böse ?“

„Quatsch ! War ich nie, aber ein bisschen Strafe musste sein !“

Lachend ließ ich mich von ihm in die Arme ziehen und gab ihm einen langen Kuss.

„Ich hüpf jetzt mal auch noch unter die Dusche und dann können wir essen, okay ?“

„Okay, Schatz !“

Mit einem Zwinkern ließ ich ihn allein und machte mich daran, den Tisch zu decken. Normalerweise wurde das vom Hotelpersonal erledigt, aber ich hatte in einem kleinen Schrank zwei wunderschöne Kerzenhalter entdeckt, die ich mit Kerzen bestückt auf den Tisch im Freien stellte. Dann dekorierte ich noch ein paar frische Blüten drum herum und stellte das Geschirr an seinen Platz. Von weit entfernt, so schien es mir, konnte ich das leise Brummen eines Motorbootes hören. Wenige Minuten später kam es an und ich half den beiden Angestellten, das Essen auf dem Tisch zu platzieren.

Mittwoch, 15. Juli 2009

Kapitel 187

„Ich meine, wann wirst Du endlich zu mir ziehen ?“

„Aber ich wohne doch bei Dir.“

„Sandy, ich weiß, dass Du in Deiner Wohnung einige sehr schöne Stücke hast, an denen Du unheimlich hängst. Und ich weiß auch, dass Dir Deine eigenen Sachen fehlen. Also, wann holst Du sie und bringst sie zu mir ?“

„Aber ich hab meine Sachen doch bei Dir ?“

„Deine Klamotten, Deine Toilettenartikel und so Kleinkram. Ich meine Deine Möbel, Deine persönlichen Dinge wie Bilder, Fotos.“

Nun legte ich mein Besteck ebenfalls zur Seite.

„Dann muss ich nach Deutschland fliegen, die Sachen in irgendwelche Container verpacken und nach LA verschiffen lassen. Das heißt, ich muss Dich alleine lassen.“

„Nö, musst Du nicht. Denn ich fliege mit.“

„Waaas ?“

„Du glaubst doch nicht, dass ich Dich das alleine machen lasse ? Nachher hilfst Du noch den Möbelpackern und vergisst, dass Du vor wenigen Wochen nicht einmal gehen konntest. Ich kenn Dich mittlererweile.“

Freudig sprang ich auf und flitzte um den Tisch herum. Er zog mich grinsend auf seinen Schoß.

„Dann könnten wir mit meinen Eltern fliegen, ich meine, wenn sie nach Hause fliegen. Sie wären nicht alleine und ich könnte noch ein wenig Zeit mit ihnen verbringen.“

Er lachte laut auf.

„Oh je, das Organisationsgenie bricht wieder heraus ! Scherz beiseite, ist eine echt gute Idee. So machen wir das !“

Vor lauter Freude bedeckte ich sein ganzes Gesicht mit meinen Küssen, bis er vollkommen außer Atem meine Schultern festhielt und mich ansah.

„Ich hab allerdings eine kleine Bedingung.“

„Und die wäre ?“

„Du zeigst mir Deine Heimat. Ich kenne Deutschland ja leider nur von Stadien, Hallen und Hotelzimmern.“

„Wenn das alles ist ! Den Wunsch kann ich Dir erfüllen. Mach ich sogar sehr gerne.“

Knutschend und ohne voneinander abzulassen gingen wir in unser Haus zurück. Jon schlug den Baldachin zurück und zog mich an seine Brust.

„Es ist schön mit Dir,“ flüsterte er leise in mein Ohr. „So unbeschwert und leicht. Am liebsten bliebe ich für immer hier mit Dir.“

Ich schenkte ihm ein Lächeln und gab ihm einen Kuss. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich einen dunklen Schatten über sein Gesicht huschen.

„Was hast Du ?“ fragte ich vorsichtig.

„Ach, nichts. Mach Dir keine Gedanken.“

Er griff in meine Haare und zog meinen Kopf zu sich. Mit seinen Zärtlichkeiten zerstreute er rasch meine Sorge, etwas wäre nicht in Ordnung.

„Willst Du mir etwas aus Deinem Leben erzählen ?“

„Was willst Du denn wissen ?“

„Wenn ich ehrlich bin, eigentlich alles,“ sprachs und grinste mich mit seinem schönsten Lächeln an.

„Na gut, dann fang ich mal an….“

Ich begann mit der Story of my life und Jon hörte mir, wie er es immer tat, sehr aufmerksam zu. Er ließ mich reden, unterbrach nur dann und wann mit einer kleinen Zwischenfrage. Wie immer gab er mir das Gefühl, ich wäre im Moment der einzige Mensch auf der Welt. Abgesehen davon, dass wir zwei ja wirklich mutterseelenallein waren.
Wir lagen gemütlich auf unserem Bett, ich kuschelte mich an ihn und er zupfte dann und wann an einer Haarsträhne von mir. Die Sonne ging bereits unter, als ich mit meiner Geschichte endete.

„Ja, und irgendwann stand ich vor einem blonden Amerikaner, war fürchterlich aufgeregt und brachte kein einziges Wort heraus. Ich habe mich bestimmt noch nie so dämlich aufgeführt, wie in diesem Augenblick.“

Er lachte leise auf.

„Nein, Süße. Das hast Du ganz sicher nicht. Ich werde dieses Zusammentreffen mit Dir niemals vergessen. Du warst so süß, so schüchtern und verlegen.“

Er küsste mich sanft auf die Stirn und zog mich noch enger an sich.

„Wie sieht`s aus ? Hast Du eigentlich noch keinen Hunger ?“

Plötzlich hörte ich das Rumoren in meinem Bauch.

„Ha ha ha ! Hab ich`s doch gewusst ! Mein kleiner Vielfraß !“

Er lachte sich fast kaputt über mich.

„Jon, Du bist unmöglich ! Ich hab schließlich seit dem Mittagessen nichts mehr gegessen. Nicht mal Obst zwischendurch !“

„Okay, okay ! Ich ruf ja schon an !“

Er stand auf, wickelte rasch noch ein Laken um seine Hüften und ging zum
Telefon. Ich rückte das Kissen in meinem Rücken zurecht und beobachtete ihn. Allein sein Anblick, braungebrannt, muskulös und so sexy, dass er eigentlich einen Waffenschein auf seinem Hintern haben müsste…. Er brachte mich immer wieder um den Verstand. Obwohl er mit dem Rücken zu mir stand, bemerkte er meine Blicke, drehte er sich um und hatte wieder sein unwiderstehliches Lächeln aufgesetzt.

„Was ?“ fragte er mit gespielt unschuldiger Miene.

„Du weißt genau was !“

„Sag es !“

„Nein !“

„Doch, sag es !“ forderte er grinsend.

„Im Leben nicht !“ wehrte ich ab.

Er bestellte unser Abendessen und drehte sich wieder zu mir um.

„Ich bin noch jung. Ich hab Zeit. Ich kann warten. Und meine Rache wird fürchterlich sein.“

„Da bin ich aber sehr gespannt !“

„Da lass ich Dich noch ein Weilchen zappeln. Ich geh vorher eine Runde schwimmen.“

„Jon !“

„Außer, Du kommst mit ?“

„Nö, lieber nicht. Ich geh duschen.“

Als ich die Dusche betrat, dachte ich wieder einmal, dass es ein sehr komisches Gefühl war, unter freiem Himmel zu duschen, zu baden oder sich die Zähne zu putzen. Es war nicht unangenehm, nein, eigentlich war es wirklich sehr schön. Ich ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen und überlegte dabei, was ich heute Abend anziehen würde. Doch da plötzlich zuckte ich am ganzen Körper zusammen und schrie laut auf. Was zur …. ?

Eiskaltes Wasser ließ mich zusammen fahren. Um nicht an einem Kälteschock elendiglich zugrunde zu gehen, stellte ich schnell das Wasser ab und spähte auf die Stellung des Hebels an der Armatur. Es war alles in Ordnung, der Hebel war auf warm eingestellt. Eine dunkle Ahnung überkam mich.
Ich schnappte mir im Hinauslaufen das nächst beste Handtuch, wickelte es um mich und rannte um das Haus herum zu dem kleinen Anbau, in dem sich die Installationen, das Aggregat und so weiter befanden.

Dienstag, 14. Juli 2009

Kapitel 186

Danach gingen wir Hand in Hand über die kleine Insel, lange brauchten wir nicht zu gehen, um sie zu umrunden. Ich entschloss mich, schwimmen zu gehen und Jon wollte sich eine Weile in die Sonne legen. Das Wasser war herrlich, von einem wunderschönen Türkisblau und angenehm erfrischend. Es gab hier keine großen Wellenbrecher, die herein donnerten und ich konnte sehr gut trainieren.

Als ich aus dem Wasser stieg, konnte ich nicht anders. Ich schlich mich an ihn ran und drückte direkt über ihm meine Haare aus. Jon fuhr fürchterlich zusammen, als die kalten Wassertropfen auf seine Brust trafen. Er sprang rasch auf und jagte mich zurück ins Wasser. Dort griff er nach mir, als er mich erwischte und tauchte mich unter. Ich wehrte mich, war ihm gegenüber aber machtlos. Er war natürlich stärker als ich und meine Kräfte schwanden rasch. Trotzdem versuchte ich es. Ich tauchte unter und griff nach einem seiner Beine. Mit beiden Händen zog ich es weg und er fiel rücklings zurück ins Wasser. Es dauerte nur Sekunden, bis er wieder auftauchte und drohend auf mich zukam.

„Frieden !“ rief ich prustend aus und versuchte, das Wasser aus meinen Ohren zu bekommen.

„Was bekomm ich denn dafür ?“

„Einen Kuss ?“

„Zuwenig.“ Er kam drohend auf mich zu.

„Zwei ?“

„Immer noch zuwenig !“

„Eine Nacht ?“

„Süße, wir sind hier nicht auf dem türkischen Basar !“

„Eine lange, heiße Nacht ?“

„Okay,“ sagte er gedehnt und lächelte mich an.

Er hielt mich immer noch an meinen Handgelenken fest und zog mich langsam an sich. Was war nun von schönerem Blau ? Das Meer oder seine Augen ? Ich sah das Funkeln und hing wehrlos in seinen Armen, als ich seine Lippen auf den meinen spürte. Knutschend und die Welt um uns herum vergessend standen wir dort im Wasser und die Zeit verging.
Irgendwann legte Jon seinen Kopf zurück und strahlte mich an.

„Wollen wir uns noch ein wenig sonnen ?“

Ich lächelte zurück und stimmte zu.
Händchen haltend stapften wir durch das lauwarme Wasser zurück zum Ufer und ließen uns auf den Liegen nieder. Ich schloss die Augen und hing meinen Gedanken nach. Mir wurde klar, was ich für ein unglaubliches Glück erleben durfte. Ich war mit dem Mann meiner Träume an einem der schönsten Plätze der Welt. Wir hatten zwei Wochen Urlaub vor uns, in dem uns nichts und niemand stören würde. Keine Termine, kein Zeitdruck, keine Fragen von Journalisten, keine Kamera, in die wir lächeln mussten und vor allem hatten wir zwei uneingeschränkt Zeit für uns. Endlich. Wir konnten unsere Seele baumeln lassen. Niemand würde unseren Tagesablauf bestimmen und wir mussten uns nach niemandem richten. Ich griff nach seiner Hand und hielt sie fest. Es war einfach alles viel zu schön um wahr zu sein.
Die Tage vergingen und wir genossen beide die Zeit, die wir endlich für einander hatten. Das Essen wurde uns nach wie vor mit dem kleinen Boot gebracht, sonst sahen wir keine Menschenseele.

Eines Abends saßen wir bei Kerzenschein beim Abendessen und aßen den herrlichen Fisch mit den wunderbaren Beilagen.
Jon sah mich zwischen zwei Bissen aufmerksam an. Er legte sein Besteck zur Seite, legte die Hände aneinander vor seinen Mund. Sein Blick ruhte weiter auf mir. Unbewegt.
Ich zerfloss bei diesem Blick zwar regelmäßig, aber irgendwie hatte ich in dem Moment ein mulmiges Gefühl. Ich wusste nicht warum.
Er begann zu lächeln, als er merkte, was in mir vorging.

„Ich hab Dich das zwar schon ein Mal gefragt, und Du hast ja gesagt. Aber wann wirst Du es wirklich tun ?“

Ich sah ihn wahrscheinlich ziemlich verständnislos an, denn sein Lächeln wurde noch intensiver.

Montag, 13. Juli 2009

Kapitel 185

Szenenwechsel:

„Jon ?“

Er drehte den Kopf zu mir und öffnete langsam seine Augen.

„Bist Du wach ?“

„Jetzt schon,“ murmelte er.

„Hab ich Dich geweckt ?“

„Ja.“

Er gähnte herzhaft.

„Sorry, tut mir leid.“

„Macht ja nichts. Wieso bist Du schon wach ? Sonst muss ich Dich doch mit aller Gewalt aus Deinen Träumen reißen !“

„Ich dachte nur gerade darüber nach, wie wundervoll es hier ist. Es ist eigentlich wie ein Traum. Ich kann das alles gar nicht glauben.“

Er grinste, wenn auch verschlafen und gab mir einen Kuss.

„Genieß es einfach, Honey.“

„Okay…. Und von was werden wir leben ?“

„Ach, daher weht der Wind ! Madame hat Hunger ?“

„Ja,“ jammerte ich gespielt. „Ich würde jetzt gerne frühstücken. Aber hier gibt es ja nichts, außer Wasser, Palmen, Sand und uns beide.“

Er schüttelte lachend seinen Kopf und schlug die Decke zurück. Die Hand auf das Telefon gelegt, sah er mich fragend an und ein kleines freches Lachen blitzte kurz in seinem Gesicht auf.

„Und was möchte mein ausgehungerter Schatz haben ?“

„Einfach Frühstück ! Hauptsache gaaanz viel Kaffee !“

Er bestellte und ich fragte mich, wie das jetzt funktionieren würde. Bis es soweit war, ging ich ins Bad und machte mich fertig.
Wieder einmal war ich kurz davor, vom Glauben abzufallen. Das konnte doch nicht wahr sein, was ich da sah ! Sie brachten unser Frühstück tatsächlich mit einem Boot. In der kleinen Nussschale befand sich alles, was man sich für ein ausgiebiges Frühstück nur wünschen konnte. Die beiden Jungs trugen die Tabletts in unser kleines Haus und wir brauchten uns nur an den Tisch zu setzen. Jon strahlte mich triumphierend an. Er wusste genau, wie gerne ich aß und freute sich über meine Freude bezüglich dessen, was da vor uns auf dem Tisch stand. Da ich riesigen Hunger hatte, fiel ich hemmungslos über die Leckereien her. Mir fiel erst später auf, dass er mich die ganze Zeit grinsend beobachtete.

„Was ?“ fragte ich mit vollen Backen.

„Nichts !“

„Warum grinst Du dann ?“

„Weil es einfach göttlich ist, Dir zuzusehen !“

„Ich habe Hunger !“

„Das sieht man.“

„Jon, ich hab seit gestern Mittag nichts mehr gegessen !“

„Und so wie Du reinhaust, willst Du wohl bis morgen nichts mehr essen ?“

„Hey, Du bist manchmal echt gemein ! Nicht mal essen darf ich !“ maulte ich.

„Nein, Süße. Iss nur, ich freue mich doch, wenn es Dir schmeckt. Du bist in der letzten Zeit sowieso viel zu dünn.“

„Finde ich auch, alles nur wegen der blöden Tabletten.“

„Musst Du jetzt noch welche nehmen ?“

„Ich sollte, aber ich hab keine Lust mehr dazu. Und da ich momentan keinerlei Schmerzen mehr habe, lass ich sie weg. Ich sehe es einfach nicht ein, mich mit Chemie voll zustopfen, wenn es nicht notwendig ist.“

„Da hast Du nicht unrecht, aber Du hast sie sicher nicht umsonst vom Arzt bekommen, oder ?“

„Aber wenn es mir doch gut geht ?“

Er schüttelte milde lächelnd den Kopf.

„Warum machst Du eigentlich nie, was man Dir sagt ?“

Ich sah ihn lange an, bevor ich antwortete.

„Weil ich selbst weiß, was gut für mich ist und was nicht. Ich will nicht wieder so zugedröhnt sein wie in der letzten Zeit. Teilweise bekam ich nicht wirklich mit, was um mich passierte. Die Schmerzen, die Behinderung durch die Verletzung und dann noch die vielen Pillen, das war mir echt zuviel.“

Er nahm einen Schluck aus seiner Kaffeetasse bevor er antwortete und sah mich dann besorgt an.

„Okay, das ist ein Argument. Du sagst aber, wenn Dir was fehlt ?“

„Natürlich. Aber mir geht es gut, wirklich ! Wir sind hier an einem traumhaften Stück Erde, die Sonne, das Meer und vor allem hab ich Dich endlich mal für mich alleine.“

„Mir geht es genauso, Süße. Ich habe mich so danach gesehnt.“

„Was machen wir heute so ?“

„Ich würde heute gerne einfach faulenzen, lesen, schlafen und so.“

„Und so ?“

„Und so.“

Er lachte mich mit seinem unglaublichen Lächeln an und ich konnte ihm fast nicht widerstehen.

„Ich meine, falls Du heute noch mal mit frühstücken fertig wirst.“

„So, und mit Absicht esse ich jetzt doch noch weiter !“ und schnappte mir eines von diesen überaus leckeren Croissants.

Samstag, 11. Juli 2009

Kapitel 184 - Gedanken.......

Szenenwechsel:

Er sah zu wie sie einschlief. Einen kurzen Augenblick blieb er noch auf dem Bettrand sitzen, bis ihn wieder diese verfluchte Unruhe erfasste. Er brauchte dringend Bewegung und so entschloss er sich, noch ein wenig über die Insel zu gehen. Im Hinausgehen griff er nach seinem Shirt und drehte sich noch ein Mal zu ihr um, doch sie schlief tief und fest.
Eine tiefe Wärme erfasste ihn, als er sie so da liegen sah. Er schloss leise die Tür und ging hinaus. Ein sanfter Windhauch wehte vom Meer herauf und er dachte daran, dass er wohl einer der glücklichsten Menschen auf diesem Planeten war.
Manchmal überkam ihn diese Angst, dass er sie wieder verlieren könnte und diese Angst umklammerte sein Herz wie eine Eisenklammer. Mit beiden Händen in den Hosentaschen und gesenktem Kopf ging er langsam durch den warmen Sand und ließ seinen Gedanken freien Lauf. In dieser Nacht nach ihrem Unfall kam er sich so machtlos, so hilflos vor. Er konnte nichts für sie tun, nur abwarten, was das Schicksal für sie beide bereithielt. Es war einer der schlimmsten Momente in seinem Leben gewesen. Und sie hatte das hingenommen mit der ihr eigenen Art. Sie hatte sich durchgekämpft, hatte ihrem Körper befohlen, zu funktionieren. So oft hatte er ihr das Versprechen abgenommen, sich zu schonen, die Ratschläge der Ärzte ernst zu nehmen. Und im gleichen Atemzug hatte er genau gewusst, dass sie eigenhändig heimlich trainieren würde, um so schnell wie möglich wieder fit zu sein. Der Augenblick, als sie ihm entgegen lief um ihn zu überraschen würde für immer vor seinen Augen stehen. Er wusste genau, warum sie das getan hatte. Für ihn.
Er kramte in seinen Taschen nach seinen Zigaretten und setzte sich auf einen kleinen Steg, der ins Wasser führte. Nachdem er einen tiefen Zug genommen hatte, blies er den Rauch gedankenverloren aus und starrte auf das Meer hinaus. Bilder tauchten vor ihm auf. Von ihr. Sie war tausende von Meilen mit ihm hierher geflogen, mit diesem unerschütterlichen Vertrauen in ihn. Er sah sie auf der Bühne umherflitzen, die Masse anheizen. Morgens, wenn sie aufstand und komplett verwirrt Richtung Badezimmer schlurfte. Wie sie mit ihm auf der Terrasse saß, die Kaffeetasse in der Hand und lauthals loslachte. Am Schreibtisch sitzend, stundenlang über ihren Songtexten grübelnd, auf dem Bleistift kauend. Sie hatte Stefan kürzlich zur Weißglut getrieben, als er wieder einmal versuchte, ihr das Gitarrenspiel beizubringen. Sie fing natürlich nicht mit den Anfangsgriffen an, nein, sie wollte gleich ein kompliziertes Solo einüben. Er lachte leise in sich hinein.
Er dachte an vorhin, als er mit ihr geschlafen hatte, dort am Strand. Sie hatte sich ihm völlig hingegeben und alles an ihrem Verhalten hatte ihm gezeigt, dass sie ihn von ganzem Herzen liebte. Und diese Liebe, diese bedingungslose Liebe um die er so hart gekämpft hatte, durfte er niemals enttäuschen. Er liebte sie, wie er noch nie eine Frau geliebt hatte. Er hatte einige der größten Rockballaden geschrieben, doch wenn er an die Texte dachte, wusste er, dass diese Worte niemals beschreiben konnten, was er für Sandy empfand.
Er musste es ihr sagen, musste ihr alles erklären. Jedoch erst nach ihrem Urlaub. Jon wollte mit ihr eine unbeschwerte Zeit verbringen, er wollte sie endlich für sich allein haben. Ohne Ablenkung, ohne Termine, ohne die Band oder ihre Freunde.
Bedrückt ging er zurück und legte sich vorsichtig neben ihr ins Bett, um sie nicht zu wecken. Doch sie hatte ihn wie immer im Schlaf bemerkt und kuschelte sich an ihn. Er konnte nicht anders, er musste lächeln und nahm sie in seine Arme. So war es immer. Seit sie zusammen waren, verlangte sie selbst im Tiefschlaf nach seinen Berührungen.

Freitag, 10. Juli 2009

Kapitel 183

Jon trat hinter mich und schlang beide Arme um mich. Sein Kopf lag auf meiner Schulter.

„Was sagst Du jetzt ?“

„Immer noch nichts.“

„Gefällt es Dir denn nicht ?“

Ich drehte mich zu ihm um.

„Jon, ich bin wirklich sprachlos ! Es ist ein Traum ! Ich hab so etwas noch nie vorher gesehen !“

„Dann hab ich mein Ziel ja erreicht !“ Er grinste mich wieder so unverschämt an.
„Ich hol dann mal unsere Sachen vom Strand. Du kannst Dich ja so lange wieder einkriegen. Bin gleich zurück.“

Neugierig ging ich noch einmal durch das Haus und kam aus dem Staunen nicht heraus. Jon kam herein und stellte die Koffer ab.
Ich ging auf ihn zu und legte meine Arme auf seine Schultern.

„Du verwöhnst mich total. Das kostet doch sicher ein Vermögen ?“

„Hey ! Denk nicht darüber nach. Dies ist mein Geschenk an Dich.“

„Aber für was ? Ich hab nicht mal Geburtstag.“

„Das ist dafür, weil ich Dir so unglaublich dankbar bin.“

„Wofür ?“

Statt einer Antwort zog er mich näher an sich heran und küsste mich. Als unsere Lippen sich wieder trennten, sah er mich ernst an.

„Lass uns zum Strand gehen.“

Ich nickte zustimmend und Hand in Hand gingen wir langsam hinunter. Außer dem leisen Plätschern des Wassers war kein Laut zu hören. Jon setzte sich in den Sand und ich setzte mich direkt vor ihn, so dass ich mich an ihn anlehnen konnte. Er schlang wieder seine Arme um mich und hielt mich fest. Ich konnte die Kraft spüren, mit der er mich hielt. Lange Zeit schwiegen wir und sahen auf das Meer hinaus. Am Horizont war ein sanfter Lichtstreifen zu erkennen und binnen ein paar Minuten brach die glutrote Sonne hervor. Sie kämpfte sich aus dem Dunkeln hervor und tauchte die Welt um uns in ein irreales Licht. Es war ein wunderschönes Naturschauspiel, das sich uns darbot.
Wir genossen die wunderbaren Farben, das Glitzern auf dem Wasser, die leichte Brise vom Meer, das Flirren der Hitze, wie das goldene Licht der Sonne auf den Wellen tänzelte….
Doch dann brach ich das Schweigen, die Ungeduld und Neugierde überwog und ich konnte es einfach nicht mehr aushalten.

„Es ist wirklich ganz zauberhaft hier, aber ich überlege gerade, dass ich jetzt langsam doch gerne wüsste, wo wir hier sind ?“

Er grinste.
„Tja, wo sind wir ? Auf einer einsamen Insel, irgendwo im unendlichen Meer, irgendwo auf der Erde….“

„Komm schon ! Sag es mir doch endlich ! Ich denke, ich war jetzt lange genug geduldig, oder ?“

„Stimmt ! Wundert mich eigentlich, dass Du nicht schon längst rumquengelst !“

Meine Fäuste hämmerten im Spaß auf seine Brust, doch er hatte es kommen sehen und hielt seine Arme schützend davor.

„Also gut, also gut ! Ich verrat es Dir.“

„Und ?“

„Malediven. Auf einer kleinen Insel nahe Helengeli.“

„Wofür ?“ fragte ich ganz leise.

„Was „wofür“ ?“

„Wofür bist Du mir dankbar, Jon ?“

Er atmete tief ein.

„Für alles, Kleines.“

Er machte eine Pause, bevor er weiter sprach.

„Ich bin Dir dankbar, weil Du mich meinen Job so machen lässt, wie ich es möchte. Du hast nie geklagt, wenn ich keine Zeit für Dich hatte. Du hast es immer hingenommen und mich aufgebaut. Und ich bin Dir dankbar, dass Du mich den Urlaub mit meinen Kids machen ließt, und zurück gestanden bist, obwohl Du verletzt warst und mich eher gebraucht hättest. Ich danke Dir einfach, weil Du jeden Tag mein Geschenk bist.“

Seine Arme drückten mich noch fester und ich legte meinen Kopf zurück. Er gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Du hast viel mehr für mich getan, Schatz.“

Und die Tränen nahmen ihren Lauf.

„Lass uns das nicht aufrechnen, sondern lass uns unser Leben genießen. Ich will einfach glücklich mit Dir sein, mit Dir leben, Süße.“

Er drehte mich zu sich und küsste sehr sanft und vorsichtig meine Tränen weg. Ich spürte das Streicheln seiner Hände durch den dünnen Stoff meines Tops. Sie wanderten nach oben und öffneten den Knoten meines Neckholder-Shirts. Geschickt öffnete er den Verschluss meines BH`s und streifte ihn langsam von meinen Schultern. Seine Fingerspitzen fuhren fast unmerklich über meine nackte Haut. Ich erschauderte und ein Zittern erfasste meinen ganzen Körper. Wie in Trance drehte ich mich zu ihm um und streifte sein Shirt ab. Langsam öffnete ich seine Hose und zog sie ihm herunter. Ich beugte mich vor und gab ihm einen langen Kuss. Mit sanfter Gewalt drückte ich seine Schultern nach hinten in den Sand. Sein Blick war überrascht und gleichzeitig erwartungsvoll. Er schob meinen Mini hoch und zog mich an sich.
Die Gänsehaut-Schauer lieferten sich ein Wettrennen auf meiner Haut und mein Atem ging schneller.

„Babe….“ flüsterte er heißer.

Seine Hände wanderten wieder nach unten, doch diesmal hielt ich sie fest. Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen, er hatte die Augen geschlossen. Ich hatte neue Unterwäsche an und diese wollte ich nicht gleich wieder wegwerfen, weil Jon sie zerrissen hatte.
Wir liebten uns bedingungslos am Strand und beide gaben dem anderen das Gefühl, nicht davon genug zu bekommen. Die Sonne hatte sich ihren Platz erobert, als wir erschöpft voneinander abließen.
Ich war total fertig und mein Kreislauf spielte Jojo. Mir war wahnsinnig schwindlig. Fürsorglich umfasste er meine Hüften und fing mich fast auf. Vor lauter Schwindel war ich etwas ins Trudeln gekommen.

„Hey hey, was hast Du denn ?“

„Mir ist schwummrig und vor meinen Augen dreht sich alles.“

Er stand auf, suchte unsere Klamotten zusammen und zog sich schnell seine Hose an. Dann nahm er mich auf seine Arme und trug mich zum Haus. Dort legte er mich behutsam auf das Bett und deckte mich zu. Ich war sofort eingeschlafen.

Donnerstag, 9. Juli 2009

Kapitel 182 - Sommer, Sonne, Strand und Meer

Entgegen meiner Annahme, wir würden zum Flughafengebäude fahren, fuhr das Auto noch weiter davon weg.

„Jon, wohin….“

„Du wolltest Dich doch überraschen lassen ?“ grinste er diebisch.

Gerade als ich darauf antworten wollte, hielt der Wagen vor einem Helikopter. Das hatte sich ja wirklich gelohnt ! Wir befanden uns immer noch auf dem Flughafengelände, allerdings standen hier nur Hubschrauber und kleinere Sportflugzeuge herum. Jon stieg aus und reichte mir seine Hand.

„Willst Du mir nicht doch verraten, wohin wir gehen ?“ fragte ich nun doch etwas kleinlaut.

„Nein, will ich nicht. Wenn Du noch ein klein wenig Geduld hast, wirst Du es sehen. Die Sonne geht bald auf.“

Er strahlte mich erwartungsvoll an. Der Pilot startete und es war wie immer ein Wahnsinnsgefühl in so einem Rieseninsekt zu sitzen. Jon wusste nur zu genau, dass ich Hubschrauber über die Maßen liebte. Ich konnte stundenlang da stehen und ihnen beim Starten und Landen zusehen. Die Faszination, die ich dabei in mir spürte, konnte nur noch vom Fliegen selbst übertroffen werden.
Er half mir aus dem Heli, zog mich kurzerhand an sich und hielt mich fest an sich gepresst.

„Am liebsten würde ich Dir die Augen verbinden bis wir angekommen sind.“

„Wir sind noch nicht da ?“

„Nein, wir unternehmen jetzt noch eine kleine Bootstour.“

Sprach`s, küsste mich kurz und zog mich hinter sich her. Ganz undeutlich konnte ich an einem Gebäude das Wort Helengeli lesen. Irgendwo hatte ich das schon mal gehört, aber wo denn bloß ? In meiner Gedächtnishalle machten die grauen Zellen Überstunden, doch ich kam nicht drauf. Wir fuhren durch einen kleinen Ort zu einem kleinen Hafen. Dort wurde unser Gepäck in ein kleines Boot geladen und ich wurde noch ratloser.

„Jon, bitte….“

„Süße, sei nicht immer so quengelig !“

Er stieg ins Boot, fasste mit beiden Händen an meine Hüften und hob mich zu sich hinunter. Meine Spannung steigerte sich ins Unendliche. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen
Mit schneller Fahrt schoss das Boot über das Wasser und ich sah mich neugierig um, doch leider konnte ich nichts erkennen, es war immer noch zu dunkel. Der Wind blies uns ins Gesicht. Es vergingen vielleicht 15 Minuten, bis ein heller Streifen am Horizont auftauchte, der rasch größer wurde. Ich konnte es nicht glauben.
Eine winzig kleine Insel lag vor uns. Sie war schätzungsweise fünfhundert Meter lang und mit Palmen bedeckt. Türkisfarbenes Wasser umspielte das Ufer. Kein Haus, keine Menschenseele war zu sehen.

„Kleines, mach den Mund zu !“

Ich sah Jon an und war unfähig, irgend etwas zu sagen oder irgendwie zu reagieren. Er freute sich diebisch darüber, dass seine Überraschung so gelungen war. Noch immer grinste er vor sich hin.
Nachdem er unser Gepäck ausgeladen und dem Jungen, der uns hergebracht hatte ein Trinkgeld gegeben hatte, kam er auf mich zu.

„Was sagst Du ?“ fragte er gespannt.

Doch ich war noch immer fassungslos und konnte ihm keine Antwort geben.

„Jep ! Dass ich das noch erleben darf ! Miss Reed ist sprachlos ! Schade, dass ich jetzt keine Kamera habe !“

Das Grinsen auf seinem Gesicht schien zur Dauereinrichtung zu werden und es machte ihm höllischen Spaß, sich über meine Sprachlosigkeit zu amüsieren.

„Kommst Du mit mir mit ? Ich zeig Dir was !“

Ich ließ mich von ihm mitziehen. Kurz darauf standen wir vor einem kleinen Bungalow, der direkt am Wasser gebaut war. Auf einem kleinen Holzsteg, der rund um das Haus verlief gingen wir zur Eingangstür. Das Haus war aus tropischem Holz gefertigt. Das Dach schien aus Palmblättern zu bestehen. Jon öffnete die Tür und wir standen in einem Raum, der mit Bambusmöbeln eingerichtet war. In einer kleinen Nische konnte ich einen Altar sehen, in dessen Mitte ein goldener Buddha stand. Die Luft war von Blumendüften erfüllt. Im nächsten Raum befand sich das Schlafzimmer mit einem Bett aus Bambusrohr und darüber war ein duftiger weißer Baldachin ausgebreitet. Der Clou jedoch war das Badezimmer. War es überhaupt ein Zimmer ? Die Frage war durchaus berechtigt, denn als ich nach oben sah, konnte ich den klaren, sternenübersäten Himmel sehen. Ich war kurz davor, vom Glauben abzufallen.

Dienstag, 7. Juli 2009

Kapitel 181 - Urlaub

Ich gab mich geschlagen und es war mir wieder einmal völlig unverständlich, wie man so süchtig nach Sonnenbrillen sein konnte. Als sie sich endlich zwei Stück ausgesucht hatte, konnten wir bezahlen und nach Hause fahren. Ich hatte einige raffinierte Tops und Sommerkleider gekauft, die meinem Süßen bestimmt gefallen würden. Wir wurden bereits erwartet, als wir vor Jons Haus ausstiegen. Er stand in der Tür und lächelte kopfschüttelnd, als ich über und über mit Tüten bepackt ausstieg.

„Ich glaub das nicht ! Soll ich Dir was abnehmen ?“

Er wühlte sich durch das ganze Geraffel durch, um mich zu küssen.

„Frauen !“ stöhnte er auf, wollte aber - ganz Gentleman, der er war - nach den Taschen greifen.

„Nein, ich trag das selbst, sonst siehst Du noch, was ich gekauft habe.“

„Okay,“ grinste er nur und schüttelte wieder den Kopf. „Die arme Kreditkarte !“

Am Abend verabschiedeten wir uns noch von meinen Eltern und Richies WG, sprich Richie, Tini und Tom, da wir mitten in der Nacht abgeholt werden sollten. Sie wünschten uns viel Spaß, viel Sonne und viel Liebe. Meine Eltern ermahnten uns natürlich, wir sollten gut auf uns aufpassen.

„Und nicht mit fremden Männern mitgehen und immer schön bitte und danke sagen !“ vollendete ich einen Satz von meiner Mam. Sie nahm mich fest in ihre Arme und dann zog mich Jon sanft mit sich.

„Ahhh ! Ich freu mich so auf die zwei Wochen mit Dir ! Nur wir beide, Sonne, Sand, Meer. Und niemand da, der uns stört !“ strahlte er mich an, als wir im Schlafzimmer angekommen waren.

„Bist Du sicher, dass uns niemand stören wird ? Ich wette mit Dir, dass wir keine zwei Tage dort sind, bis uns die ersten Paparazzi entdeckt haben werden.“

„Die Wette halte ich !“ sagte er bedeutungsvoll.

Vermutlich hatte ich ein ziemlich verständnisloses Gesicht aufgesetzt, denn er lachte und sagte nur leise:
„Lass Dich überraschen !“

Er stand vor mir, den Kopf zur Seite geneigt und sah mich von unten herauf an. Ich ließ mich von ihm in seine starken Arme ziehen und versank in einem seiner unglaublichen Küsse.

„Jon ?“

„Ja, Süße ?“

„Ich glaube, es ist besser, wenn wir jetzt schlafen.“

„Ich will aber nicht. Viel lieber würde ich jetzt was ganz anderes tun….“

„Das merke ich. Aber wir müssen in ein paar Stunden aufstehen und die Reise wird sicherlich anstrengend werden.“

„Also gut. Aber wenn wir angekommen sind, hol ich das alles nach !“

Ich hatte das Gefühl, ich sei eben erst eingeschlafen, als Jon mich weckte. Hätte ich nicht den Urlaub vor Augen gehabt, wäre ich bestimmt nicht in der Lage gewesen, aufzustehen. Ich bin und bleibe einer der größten Morgenmuffel, die es auf dieser Welt gibt. Mufflig und schweigsam schlüpfte ich aus dem Bett und schlurfte ins Bad, gefolgt von Jons spöttischem Blick. Er war in dieser Richtung das genaue Gegenteil von mir. Ich hatte nur selten erlebt, dass er nach einer kurzen Nacht so zickig war wie ich. In der Küche tranken wir noch einen schnellen Kaffee im Stehen, da war schon der Wagen zu hören, der uns abholte. Am Flughafen angekommen, stand der Jet bereit und ich flog zum zweiten Mal mit Jon ins nirgendwo, ohne vom Ziel eine Ahnung zu haben. Nur dass ich dieses Mal freiwillig mitgekommen war. Ich war aufgeregt wie ein Teenager und mein Herz schlug bis zum Hals. Ich kuschelte mich an ihn und genoss die Geborgenheit, die er mir gab. Sein Arm wurde schwerer und sein Körper drückte stärker gegen meinen. Ich reckte mich etwas um ihm ins Gesicht sehen zu können. Seine Augenlider flatterten und es kostete ihn einige Mühe, seine Augen offen zu halten.

„Willst Du Dich nicht lieber hinlegen ?“ fragte ich leise.

Er nickte müde, streckte seine Beine aus, legte seinen Kopf in meinen Schoß und schlief auf der Stelle ein. Ich strich ihm leicht über die Haare und betrachtete ihn. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl erfasste mich und ich war unendlich dankbar für das riesige Glück, das ich erleben durfte. Nach einer Weile döste auch ich ein.
Die Flugbegleiterin weckte uns und bat uns, die Gurte anzulegen. Jon fuhr sich verschlafen mit seinen Händen über das Gesicht und gähnte ausgiebig.
Nach der Landung stiegen wir schlaftrunken aus. Auf dem Rollfeld schlug uns die warme Luft entgegen und nahm mir den Atem. Es war unglaublich schwül. Ein Wagen steuerte auf uns zu und hielt direkt vor uns. Ich sah fragend zu Jon, doch er lächelte nur.

„Komm !“