Doch es war zu spät. Ich heulte wie ein Schlosshund und er hielt mich fest in seinen Armen. Er hielt mich umschlungen und hauchte mir kleine Küsse auf meine nassen Haare. Dieser Augenblick war zu schön, um wahr zu sein. Ich liebte diesen Mann. Mit allem was ich hatte. Die Gefühle spielten Achterbahn, tobten wie ein Rockkonzert, flogen hin und her wie ein Tischtennisball, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sanft und kaum spürbar strich er über meinen Rücken. Er wusste genau, was in mir los war und ebenso wusste er, wie er mich beruhigen konnte.
Wir hatten nicht bemerkt, dass das Boot bereits wieder zurück gefahren war und wir am Anlegesteg angekommen waren. Wolfgang kam lächelnd auf uns zu.
„Na Ihr zwei ? Hat es Euch gefallen ?“
Mühsam lösten wir uns voneinander und Jon stellte sich etwas vor mich. Ich war ihm dankbar, denn so konnte ich meine Tränen ungesehen abwischen. Dachte ich zumindest.
„Es war traumhaft ! Unbeschreiblich schön !“ antwortete Jon.
Wolfgang beugte sich etwas vor und sah mich mit seinem gewinnenden Lachen an.
„Du brauchst Dich nicht zu genieren, Sandy ! Du bist nicht die erste, die hier weint !“
Unkompliziert und offen, wie er war, zog er mich einfach in seine Arme und drückte mich kurz.
„Es freut mich immer, wenn jemand von der Schönheit da unten so begeistert ist. Viele Menschen, die hier her kommen, tauchen just for fun und haken es als Urlaubserinnerung ab. Da ist es etwas besonderes, wenn jemand seinen Gefühlen freien Lauf lässt !“
Ich lächelte ihn dankbar an.
„Ich möchte Euch zwei noch auf einen Drink bei mir einladen. Natürlich nur, wenn Ihr wollt ?“ fragte Wolfgang.
„Das ist nett von Dir. Danke für die Einladung ! Können wir vorher noch duschen ?“ lachte Jon.
„Sicher. Ihr wisst ja, wo alles ist ? Wenn Ihr fertig seid, kommt einfach an die Bar auf der Terrasse, ich warte dort auf Euch, okay ?“
„Okay !“ nickten wir beide.
Wir sammelten unsere Habseligkeiten ein und gingen Hand in Hand zurück zur Tauchbasis.
Als wir wieder vor den Umkleideräumen standen, drückte Jon meine Hand fester und sah mich fürsorglich an.
„Geht`s wieder Schatz ?“
„Ja, alles bestens !“
Er zog mich noch einmal an sich und küsste mich auf die Stirn. Ich fühlte, wie diese Gefühlswallung von vorher wieder in mir aufzusteigen begann und ich befreite mich schnell aus seinen Armen. Ein kurzes Stirnrunzeln, doch Jon hatte verstanden. Ich drehte mich rasch um, da mir die Tränen schon wieder in den Augen standen. Verwirrt und vollkommen neben mir suche ich nach meinem Spind und kramte nach meinen Sachen.
In den Waschräumen angekommen, staunte ich nicht schlecht. Die Duschen waren mit allem möglichen Komfort ausgestattet. Der Boden und die Wände waren mit wunderbarem Marmor verkleidet und als ich das Wasser anstellte, merkte ich, das der Brausekopf sogar eine Funktion hatte, mit der man tropischen Regen imitieren konnte. Behaglich lief das heiße Wasser über meinen Körper und die Entspannung war vollkommen. Ich beeilte mich mit dem Fönen und zog mich an. Jon war sicherlich schon fertig und saß an der Bar. Vorsichtig klopfte ich an die Tür der Männerumkleide, doch da öffnete sich schon die Tür und ein strahlender, perfekt gestylter Jon trat heraus.
„Bereit ?“ grinste er, als er meinen bewundernden Blick sah.
„Jep !“ lachte ich zurück und händchenhaltend gingen wir auf die Terrasse.
Von dort hatte man einen unsagbar schönen Blick über den goldgelben Sandstrand aufs Meer hinaus. Kleine, weithin leuchtend weiße Boote dümpelten auf der ruhigen, spiegelglatten See, eine leichte, hauchzarte Brise wehte herauf.
Wolfgang hatte schon auf uns gewartet und fragte nach unseren Wünschen. Wir bestellten Wasser und Kaffee. Mit schnellen Schritten ging er an die Bar zurück und sprach dort mit einer der Angestellten. Sie nickte und machte sich daran, unsere Getränke zu richten, die sie kurz darauf brachte. Er hatte uns an einen etwas abseits gelegenen Tisch geführt, der von Palmen und allerlei exotischen Pflanzen umgeben war.
„Ich dachte, wir setzen uns etwas weg von den anderen. So sind wir ungestört.“
„Eigentlich wollten wir hier ja keine Ungelegenheiten bereiten,“ lächelte Jon ihn an.
„Habt Ihr überhaupt nicht ! Ich bin überrascht, dass Euch niemand angesprochen oder belästigt hat. Hätte ich nicht gedacht.“
„Ja, das ist ungewöhnlich. Aber es tut gut, sich einmal so normal und unbefangen zu bewegen,“ gab ich zu.
Jon nickte und griff nach seiner Kaffeetasse.
„Habt Ihr Hunger ?“ fragte Wolfgang.
„Ne, ich nicht. Du ?“
Ich schüttelte mit dem Kopf.
„Ich auch nicht. Ich könnte jetzt sowieso nichts essen, nach dem tollen Tauchgang.“
„Noch zu aufgeregt ?“
„Ja. Es war unfassbar schön. Ich kann das alles noch gar nicht realisieren.“
„Es freut mich immer sehr, wenn ich Leute da habe, die sich so total dafür begeistern können. Die meisten….“
Er wurde von seiner Angestellten unterbrochen, die mit drei kunterbunt gefüllten Gläsern wieder auftauchte. Auf unsere fraglosen Gesichter hin, lachte er wieder und begann zu erklären.
„Das ist ganz harmlos ! Nur frisch gepresste Fruchtsäfte und ein paar Vitamine. Tut ganz gut und schmeckt lecker nach dem Salzwasser !“
Er hatte Recht. Der Drink schmeckte wirklich super lecker und wir bestellten uns gleich noch eine Runde nach.
„….die meisten tauchen hier, „Danke war sehr nett !“ und hauen wieder ab. Das war bei denen, die heute bei Euch dabei waren, genau so. Schade, dass sie die Schönheit der Unterwasserwelt nicht so zu schätzen wissen.“
„Das kann ich nicht verstehen. Für mich war die Zeit dort unten viel zu kurz. Am liebsten würde ich morgen gleich noch mal runter gehen !“
Ich teilte Jons Wunsch nur zu gerne und fragte mich, warum wir in vergangenen 12 Tagen nicht schon eher getaucht waren. Er sah mich fragend an, wahrscheinlich las er gerade wieder mal meine Gedanken.
„Leider reisen wir übermorgen bereits wieder ab.“
„Schade. Aber Ihr kommt doch bestimmt wieder ?“
„Ja !“ lachten wir wie aus einem Mund.
Wir unterhielten uns noch eine Weile über das Tauchen und die Gegend. Wolfgang erzählte uns, wie er auf den Inseln angekommen war und mit so gut wie nichts in der Tasche diese Tauchbasis aufgebaut hatte. Er lebte mittlererweile bereits seit über zwanzig Jahren hier und wollte sein Leben lang nicht mehr weg. Die Zeit verging wie im Fluge und schließlich mussten wir wohl oder übel wieder aufbrechen.
2 Kommentare:
Hallo,
also ich muss jetzt meine "Mitleser" mal ein bißchen schimpfen....
Die liebe Missi schreibt sich hier jeden Tag die Finger mit den allerschönsten Geschichten wund, und heut findet kein einziger ein Lob. Mensch leut, haut in die Tasten, sonst bekommen wir keine wunderschönen Posts mehr.
Also Missi, Du wirst jeden Tag leidenschaftlicher und gefühlvoller. Irre, mehr kann ich dazu heut echt net sagen. Hut ab!!
Grüßle
JBJ4ever
Hallo!
Schön geschrieben! Klasse!
Schade, das der Superurlaub schon zu Ende ist. Bin schon gespannt was anschließend passiert.
LG
Waldhexe
Kommentar veröffentlichen