„Hey….“ flüsterte ich leise.
Sein Gesicht fuhr zu mir, er war wirklich in
einer anderen Welt gewesen, doch er lächelte mich an.
„Wo bist Du ?“
„Ach, mir hängt das so in den Knochen, mit
ihm. Ich will nicht mit ihm streiten, weil ich genau weiß, dass es ihm nicht
gut geht. Aber auf das wird es wohl hinaus laufen…..“
„Du redest morgen einfach in aller Ruhe mit
ihm, vielleicht erfährst Du dann ja auch, warum er trinkt und was wirklich mit
ihm los ist. Wenn er merkt, dass Du ihm Verständnis entgegen bringst und ihm
Hilfe anbietest, wird er sich Dir anvertrauen.“
„Bist Du Dir da so sicher ?“ fragte er
zweifelnd.
„Ja Jon. Das bin ich.“
„So wie er abblockt ?“
„Trotzdem. Außerdem kennt Ihr Euch
schließlich lange genug.“
Er nickte leicht, griff nach meiner Hand und
drückte diese fest. Seine blauen Augen ruhten auf mir.
„Danke.“
„Für was ?“
„Dass Du da bist. Dass Du immer versuchst, zu
helfen. Dass Du mir hilfst, mich zu beruhigen.“
Ich lächelte nur und gab den leichten Druck
seiner Hand zurück. Dann beugte ich mich zu ihm, um ihn zu küssen.
„Tztztz…. Kaum lässt man Euch zwei
alleine…..“ frotzelte Richie, der am Tisch stand, die Arme mit Tellern beladen.
„Filets Mignon, frische Bohnen mit Speck
umwickelt und Thymiankartoffeln.“
„Richie ! Das sieht ja fantastisch aus !“
jubelte ich.
Dann kam eine kleine, stämmige Frau aus dem
Haus, die uns noch Salatteller servierte.
„Das ist übrigens Lizzy, sie hat das alles
heute für uns vorbereitet. Übrigens die beste Köchin in der Stadt !“
„Ich hoffe, es schmeckt Ihnen ! Ich wünsche
guten Appetit,“ sagte sie freundlich.
„Die Vorspeise war vorzüglich, vielen Dank !“
antwortete Jon.
Ich bestätigte dies ebenfalls und sie
strahlte ob des Lobes.
Richie servierte uns zu diesem Gang einen
vollmundigen Rotwein. Genüsslich verspeisten wir das Essen. Die Filets waren
ein Traum ! Auf den Punkt gebraten, innen saftig, außen eine feste Kruste und
geschmacklich einfach perfekt. Aber auch die Beilagen waren sehr gut, vor allem
die Salate. Nicht, wie oft in den Staaten total herunter gekühlt, sondern auf
Zimmertemperatur und jeder mit einem separaten Dressing. Die Jungs unterhielten
sich über dies und jenes, führten eine belanglose Konversation, lachten dann
und wann. Ich schwieg, war ich doch zu sehr mit dem fantastischen Essen
beschäftigt. Plötzlich legte Richie seine Hand auf meine. Ich fuhr fast ein
wenig zusammen.
„Ich wusste, dass Dir das schmeckt !“
lächelte er.
„Das ist genau mein Ding ! Es schmeckt total
lecker !“
„Dafür kenne ich Dich mittlerer weile zu gut,
um das zu wissen !“
„Sag bloß, Du hast das extra für mich
bestellt ?“ hakte ich nach.
„Jep !“ antwortete er stolz.
„Danke !“ lächelte ich zurück.
Er legte sich noch etwas Salat nach. In dieser
Sekunde sah ich zu Jon. Dieser sah seinen Gitarristen prüfend an, dann sah er
zu mir. Irgendetwas gefiel mir an diesem Blick überhaupt nicht.
„Dir schmeckt es doch auch, Schatz ?“ fragte
ich ihn und versuchte dabei möglichst unbefangen zu klingen.
„Ja, danke. Es ist wirklich ausgezeichnet.“
Sein bemühtes Lächeln, seine Stimme….. Lange
würde ich diese Spannung, die sich immer wieder fast unmerklich auf diesen
Abend legte, nicht mehr aushalten können….. Und mir schwante plötzlich, dass
Jon nicht nur von Richies Alkoholproblem wusste…… Doch er gab sich einen Ruck
und begann die Unterhaltung wieder fortzuführen.
„Wo warst Du heute eigentlich tagsüber ?“
fragte er ihn.
„Ach, ich war in der Stadt. Ich musste mal
raus hier, wieder unter Leute. Eine meiner Gitarren musste zur Reparatur und da
ich schon dort war, hab ich mich mal umgeschaut, was es so neues gibt.“
„Seit wann kaufst Du Gitarren von der Stange
?“ lachte Jon.
„Hab ich ja nicht, ich hab mich nur
erkundigt. Außerdem hatte ich ein paar neue Gurte bestellt und die abgeholt.“
Jon grinste, wusste er doch, was für ein
absoluter Freak er war, der sich stundenlang, tagelang mit diesem Thema
befassen konnte. Ganz schlimm war es jedoch, wenn er ein neues Baby bestellt
hatte und darauf wartete, bis es fertig war. Richie behauptete immer, das erste
Mal auf einer neuen Gitarre zu spielen, wäre für ihn besser als Sex. Diese
Gitarre ließ er sich niemals einfach nur nach Hause liefern. Nein, er holte
sich höchstpersönlich ab. Vor ein paar Jahren hatte er dafür sogar seinen
Urlaub unterbrochen, war von Südamerika nach Los Angeles geflogen….. Und er
probierte sie stets sofort im Geschäft aus. So manches Mal hatten andere Kunden
ihre wahre Freude daran, weil sie so in den Genuss eines Privatkonzertes von
Richie Sambora kamen.
„Du warst den ganzen Tag dort ?“
„Ja, ehrlich gesagt, bis sie geschlossen
haben.“
Er hatte ein leidendes, unschuldiges Gesicht
aufgesetzt und wir mussten lauthals lachen.
Lizzy kam zurück und erkundigte sich, ob wir
noch etwas haben wollten. Doch wir alle lehnten ab, vor allem, als sie uns
ankündigte, was es als Dessert geben würde. Sie nahm die leer geputzten Teller
mit und nur wenig später stellte sie gebackene Apfelringe mit Vanilleeis vor
uns. Mein Lieblingsnachtisch.
„Och Richie ! Das ist wirklich süß von Dir !“
„Du weißt, für Dich tue ich fast alles !“
schmeichelte er mir.
Diese Bemerkung war an sich unschuldig,
harmlos. Und doch löste sie bei meinem Freund eine seltsame Reaktion aus. Seine
Augen verengten sich zu engen Schlitzen und die Lippen waren zusammen
gekniffen. Lustlos stocherte er in seinem Teller herum und sprach kein einziges
Wort. So versuchte ich, die Konversation am Laufen zu halten, was mir äußerst
schwer fiel. Kurz darauf entschloss ich mich, dem Ganzen ein Ende zu bereiten.
„Seid mir nicht böse, aber ich verabschiede
mich jetzt. Ich bin total müde und hab etwas Kopfschmerzen.“
Beide sprangen auf, besorgte Gesichter.
„Geht`s Dir nicht gut ?“
„Kann ich etwas für Dich tun ?“
„Nein, schon okay, so schlimm ist es nicht.
Ich will einfach nur ins Bett.“
Ich nahm Richie in den Arm und dankte ihm für
das Essen. Das tat ich mit Absicht. Ich hatte keine Lust, irgendetwas zu tun,
was ich sonst nicht getan hätte. Jon sollte denken, was er wollte. Sonst nahmen
wir uns auch bei jeder Gelegenheit in die Arme oder suchten Körperkontakt. Das
war von Anfang an so gewesen. Alles andere wäre auffällig gewesen und hätte bei
Jon vermutlich noch mehr Unmut erregt.
„Bleibst Du noch hier oder kommst Du mit ?“
Dies sagte ich mit einiger Betonung in der
Stimme, die eigentlich keinen Widerspruch duldete. Auf keinen Fall wollte ich
sie alleine lassen, da ich wusste, was passieren könnte. Doch Jon hatte
verstanden.
„Gute Nacht, Rich ! Und vielen Dank für den
Abend !“
„Ja, ich danke auch. Es war schon, aber wir
hatten schon bessere !“ sagte dieser vieldeutig.
Sie standen voreinander, hatten sich die
Hände gereicht und sahen sich lange, sehr lange in die Augen. Nichts war
unfreundlich, oder mit etwas Bösem belegt. Und doch wusste jeder, dass etwas
zwischen ihnen stand.
„Ja, die hatten wir.“
Jon hatte die Hände in die Hosentaschen
geschoben, Richie stützte sich mit beiden Armen auf der Stuhllehne ab. Beide
sahen sich prüfend, unschlüssig an.
„Lass uns morgen reden, okay ?“ schlug Jon
vor.
„Ich bin hier, Du kannst kommen, wann Du
willst.“
„Gute Nacht !“
„Gute Nacht !“
Ich winkte noch kurz zum Abschied, dann
gingen wir still zum Haus hinüber.
Dort angekommen, marschierte ich
schnurstracks zum Kühlschrank, in dem ich eine Flasche Williams Christ
deponiert hatte. Ich schenkte mir einen doppelten ein, den ich mit einem Zug
leerte. Der erstaunte Blick von Jon war mir völlig schnuppe, ich goss gleich
nochmals nach, und wollte diesen ebenfalls gleich hinunterstürzen. Doch er
legte mir die Hand auf den Arm und gebot mir Einhalt.
6 Kommentare:
Yes! Endlich geht's weiter,du schreibst so toll!
Bitte veröffentliche bald das nächste Kapitel und spann mich nicht wieder so auf die Folter ;)
Jetzt wo es so spannend ist...
GLG :)
Ja *-*
Neues Kapitel :D
Und auch wirklich spannend...vor allem das Ende. Bin schon gespannt, wie es weitergeht :) Und was mit Rich und Jon wird. Das scheint noch ein langes Thema zu werden :)
Wie immer toll geschrieben.
glg
Was für ein amüsantes Abendessen ...
Konnte förmlich vor mir sehen wie Jon und Richie sich gegenseitig abgecheckt haben....
Na wenn der Jon da mal nicht schon den Braten riecht...
Das Sandy sich nach dem Essen erstmal einen hinter die Binde kippen muss macht zusätzlich verdächtigt.....
Bin gespannt wie sie sich da wieder rauswinden will....
Ich hatte echt Spaß beim lesen, aber wie immer....wenns spannend wird beendet die Missi gern den Post.....*lach*
Also warte ich brav auf die Fortsetzung.
LG Sam
Liebe missy
.... mehr mehr mehr meh biiitte!
:o)
J
...Und an der spannendsten Stelle wird natürlich aufgehört,tztztz ;)
Ich kann das nächste Kapitel schon kaum mehr erwarten :)
LG
Wann gehts hier den weiter ??????
Las mal ein dickes DRÄÄÄÄÄÄNGEL da.
Knuddels Sam
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