Mittwoch, 12. November 2008

Kapitel 4

Zusammen gingen wir zu unserem Campingplatz zurück. Zuerst schwiegen wir, aber dann fragte ich ihn: „
Woher kennst Du eigentlich diesen Menschen von 8tmf ?“
„Weil er eigentlich ein Kollege von mir ist !“ Ich blieb erstaunt stehen.
„Er ist ein Kollege von Dir ?“
„Ja, wir arbeiten jedoch Gott sei Dank nicht zusammen. Ich möchte mit solchen Machenschaften nichts zu tun haben. Das Musikbiz ist eh schon korrupt und verlogen genug. Da muss ich nicht auch noch meinen Teil dazu beitragen.“
„Du bist auch von 8tmf ?“
„Ja, ich bin dieses Wochenende auch hier, da hier viele neue Bands angesagt sind und ich genauso wie mein Kollege nach neuen Talenten suche.“
Nun wusste ich gar nicht mehr was ich sagen sollte, geschweige denn wie ich reagieren sollte. In diesem Moment kam Stefan auf uns zu gestürmt und rief schon von weitem:
„Sandy ! Sag mal, wo bist Du denn solange ? Wir haben uns schon Mörder-Sorgen um Dich gemacht !“
„Ich wollte einfach nur alleine sein, weil ihr alle so über mich hergefallen seid. Und ich dachte, ich hätte einen Fehler gemacht, weil ich den schmierigen Typen abblitzen lassen habe.“
Stefan schaute fragend von mir auf die Begleitung an meiner Seite. Ich stellte Stefan vor, allerdings hatte ich bei meiner neuen Bekanntschaft ein Problem. Ich wusste seinen Namen nicht.
„Tom Weyer“ sagte er.
„Ich habe Eure Sängerin ganz hinten alleine sitzen sehen und mich ein wenig um sie gekümmert. Sie war nämlich ziemlich fertig. Aber ich würde vorschlagen, wir setzen uns jetzt mit der kompletten Band zusammen und reden.“
Stefan stimmte zögerlich zu. Wir gingen zu unserem Platz, fanden glücklicherweise die restlichen drei vor und setzten uns zusammen, Tom erzählte ihnen alles und wir tranken ein paar Drinks miteinander. Anfänglich hatte ich das Gefühl, dass meine vier Jungs doch noch ziemlich sauer auf mich waren. Aber je länger Tom redete, um so mehr hellten sich ihre Gesichter auf. Eddy sagte irgendwann:
„Da hat unsere Sandy ja mal wieder den richtigen Riecher gehabt. Stellt Euch vor, wir wären auf diese linke Bazille hereingefallen und hätten allem zugestimmt, nur um mit unserer Musik weiterzukommen. Dann wären wir seine Leibeigenen gewesen !“
Tom schlug uns dann vor, in der kommenden Woche ein Meeting bei 8tfm in München ins Auge zu fassen. Er meinte, wir hätten sehr gute Chancen auf einen Plattenvertrag. Ich jubelte innerlich ! Die anderen schauten Tom hoffnungsvoll an.
Stefan wandte sich direkt an ihn:
„Und wer garantiert uns, dass wir bei Dir nicht genauso auf die Schnauze fallen, wie wir das bei dem anderen wären ?“
Tom sagte ganz ruhig:
„Weil ich mit Euch einen reellen Vertrag abschließen werde. Ich möchte Euch auch bitten, einen Anwalt von Euch mitzubringen, damit alles seine Richtigkeit hat.“
Ich schaute zufällig auf die Uhr.
„Oh Himmel, wir haben in einer knappen Stunde unseren dritten Auftritt !“
Alle schossen von ihren Sitzplätzen hoch, jeder suchte seinen Kram zusammen. Ich zog mich noch schnell um, ordnete meine Haare und wir stürmten in Richtung Bühne. Wir kamen gerade noch rechtzeitig an, die Jungs nahmen ihre Instrumente, Marc schwang sich hinter sein Schlagzeug und los ging`s. Wir rockten den Platz ! Mir schien, als wäre ein imaginärer Knoten geplatzt. Unsere Musik beflügelte mich dermaßen, meine Stimme schien davon zu fliegen. Ich hatte schon immer bei den sehr hohen Tönen meine Schwierigkeiten, aber an diesem Abend war alles möglich.
Nach dem Auftritt jubelte uns die Menschenmasse zu und wir hörten die „Zugabe-Rufe“. Wir gingen von der Bühne ab, total glücklich, total erschöpft, voll Adrenalin. Wir umarmten uns alle und füllten unsere Wasserreserven auf. Wir waren völlig durchgeschwitzt.
Da die Rufe nach uns immer noch andauerten, betraten wir nach einigen Minuten die Bühne wieder. Ich hörte, wie die Leute nach „Can`t stop calling you“ riefen. Ich musste lächeln und war so glücklich wie nie zuvor. Auch meine Jungs waren total gelöst und überglücklich. Stefan lächelte mich während des Songs immer wieder an und schüttelte ungläubig den Kopf.
Aber jeder Song geht einmal zu Ende, und so auch dieser. Wir gingen wieder von der Bühne ab und nahmen die Glückwünsche der anderen Musiker im Backstage-Bereich entgegen. Von allen Seiten hörten wir nur Lob und ernteten Schulterklopfen. Schweigend gingen wir wieder zu unserem Zeltplatz. Jeder hing seinen Gedanken über das soeben Erlebte nach. Auf einmal rief Eddy:
„Na toll, und wer hat jetzt die Nummer von Tom ?“ Wir schauten uns alle betreten an.
„Ich denke mal, keiner.“
Super, in der ganzen Aufregung hat sich darüber natürlich keiner auch nur einen Gedanken gemacht. Das waren wieder wir ! Chaos, Dein Name ist Nine Lives ! Ich fühlte diese verfluchte Verzweiflung in mir aufsteigen. Jeder von uns fünf fing an zu fluchen und vor sich hin zu schimpfen.
Da in diesem Fall keiner als Schuldiger ausgemacht werden konnte, wurde alles nur noch schlimmer und gerade, als wir wirklich miteinander streiten wollten, tauchte Tom aus dem Dunkel auf ! Ich war erleichtert, wie selten in meinem Leben.

2 Kommentare:

runaway* hat gesagt…

Der Retter in der Not. :o)

Bevor sie sich untereinander zerfleischen, kann tom dazwischen gehen... *grins*

Aber liebe missi, ich finde es schön, dass du so regelmäßig posten tust... DANKE!!!

Missi68 hat gesagt…

So bin ich halt.... *grins*