Kapitel 6 - Es wird ernst.....

Toll, am nächsten Morgen brummte mir der Schädel und ich hatte absolut keinen Bock auf meinen Job. So kann das doch nicht weitergehen ! Ich musste wohl demnächst eine Entscheidung treffen. ...Nur, sollte ich mich wirklich auf das Abenteuer einlassen ? Konnte ich Tom glauben ? War unsere Single wirklich so toll, war sie wirklich ein Hit ? Ich konnte doch nicht einfach meinen Job kündigen und mich auf so glattes Eis begeben…. Als ich zur Arbeit fuhr, kreisten meine Gedanken im Kreis. Oh mein Gott, was sollte ich bloß tun…..

Als ich ankam, traf ich auf meinen Chef.

„Oh je, Sie sehen ja nicht wirklich frisch aus heute morgen. Fühlen Sie sich nicht wohl ?“ Mich durchfuhr es wie ein Blitz. Ich antwortete ihm, dass ich momentan einfach zuviel Stress hatte, mit dem Job und der Musik. Ich wäre wohl einfach urlaubsreif.

„Momentan liegt eh nicht soviel an. Wollen Sie nicht ein paar Wochen Urlaub nehmen ?“

Ein PAAR WOCHEN ????

Das war`s ! Ich stimmte dem Vorschlag zu und verabredete mit ihm, dass ich heute die wichtigsten Sachen noch erledigen würde und dann gestand er mir doch tatsächlich 4 Wochen zu ! Ich hatte sowieso genügend Resturlaub übrig vom letzten Jahr. Also hatte ich Urlaub !

Ich war nun auch entspannter und sah das ganze weniger dramatisch. Als ich nach Hause fuhr, klingelte mein Handy. Tom.

„Könnt Ihr morgen Abend nach München kommen ?“ Ich fragte ihn, was anliegen würde.

„Ich hätte ein erstes Fotoshooting für Euch !“

Wow - unser erstes Fotoshooting ! Ich sagte natürlich zu und informierte die anderen. Die waren vielleicht aus dem Häuschen ! Später fiel mir mein Schrank ein. Was in aller Welt sollte ich nur anziehen ? Ich war eine Durchschnittsfrau, mit durchschnittlichem Einkommen. In diesem Moment kam ich mir wirklich wie ein Putzlappen vor. Klar, hatte ich meine Bühnenklamotten, aber selbst die kamen mir in diesem Moment wie die altmodischsten, hässlichsten, unpassendsten… Ich rief Tom an.

„Sag mir bitte, was ich morgen anziehen soll ! In meinem Schrank ist wirklich absolut gar nichts, was auch nur ein bisschen gut aussieht.“

Tom lachte laut auf.

„Mach Dir mal keine Gedanken. Für Dich ist morgen bestens gesorgt. Lass Dich einfach überraschen.“

“Tom, ich kann doch nicht in meinen langweiligen Jeans dort auftauchen. Die denken ja sofort, was da für eine Landpomeranze ankommt.“

„Jetzt bleib mal ganz ruhig und zieh morgen einfach die Klamotten an, in denen Du Dich am wohlsten fühlst. Sandy, Du könntest morgen in irgendwelchen Lumpen auftauchen, Du würdest mir trotzdem gefallen. So und nun mach Dir einen ruhigen Abend und geh früh schlafen. Es wird morgen sicherlich sehr anstrengend für alle.“

„Okay, ich versuch`s, obwohl ich ganz bestimmt kein Auge zutun werde.“

Er wünschte mir noch eine gute Nacht und wir legten auf. Später fiel mir seine Bemerkung über die Lumpen ein und irgendwie beschlich mich ein ungutes Gefühl. Aber die Vorfreude auf den kommenden Tag, der mir mittlererweile absurd, unglaublich und abenteuerlich vorkam, wischte den Gedanken wieder weg.

In dieser Nacht schlief ich fast gar nicht, eigentlich döste ich nur so vor mich in. Ich dachte über alles mögliche nach. Über die Fotos, über die Dinge, die mit uns passierten, über Tom. Tom…. Tom…. Tom…. Unsere Begegnung am Baumstamm, sein Gesicht, seine Stimme, seine Augen…. Klasse, nun war es vollends vorbei ! Ich stand dann um halb sechs auf, duschte und suchte mir eine Cargohose, ein weißes Shirt, meine neuen braunen Sneakers und meine braune Lederjacke zusammen. Diese Lederjacke war in den letzten Monaten immer dabei gewesen, wenn was wichtiges in meinem Leben geschah. Ich fönte meine Haare und schminkte mich, so wie ich mich schminkte, wenn ich zur Arbeit ging. Ein ganz einfaches, unauffälliges Make-up. Die Haare ließ ich offen, schließlich hatte mich Tom noch nie mit offenen Haaren gesehen. Autsch, schon wieder Tom. Nein, ich ließ meine Haare offen, weil ich mir so besser gefiel ! So einfach war das. Ich fand, ich sah gut aus, und das wichtigste war, ich fühlte mich wohl.