Mittwoch, 26. November 2008

Kapitel 16 - Reue oder Freude ?

Er lag halb auf mir, da lächelte er mich siegessicher an und sagte:

„Soviel zu Deiner Abwehr ! Ich wusste das bereits während des Konzerts.“

„Joe, ich wollte das wirklich nicht.“

„Nein, darum habe ich das auch in Deinen Augen lesen können !“

„Was ?“

„In der Pause, als ich Dich gefragt habe, ob wir später was zusammen trinken.“

„Da habe ich bestimmt nicht an das gedacht !“

„Du hast es nur noch nicht gewusst ! Beobachte Dich mal auf der Bühne, wenn Du so richtig abgehst, und überleg Dir dann mal, wie das auf einen Mann wirken kann.“

„Ich habe Dich bestimmt nicht bewusst angemacht !“

„Bewusst sicher nicht, aber unbewusst sicher doch.“

„Joe, ich habe einen Freund, mit dem ich glücklich bin. Ich will diese Beziehung nicht aufs Spiel setzen.“

„Sandy, wenn Du wirklich glücklich wärst, wieso habe ich Dich dann total zerstört im Stadion gefunden ? Warum schläfst Du in der gleichen Nacht, in der er weg ist, mit mir ? Warum hast Du Dich mir so hingegeben, hast mir alles von Dir preisgegeben ? Du bist nicht glücklich mit ihm. Hast Du Dir mal überlegt, ob es nicht nur eine Zweckgemeinschaft zwischen Euch beiden ist ?“

Darauf konnte ich nun wirklich nichts sagen. Er hatte ja Recht. Tom war ein paar Stunden weg, und ich schlief gleich mit dem nächst besten. Und es war fantastisch mit Joe. Es war so fantastisch, dass ich nicht mehr verstehen konnte, wieso ich mich überhaupt gegen ihn gewehrt hatte.

„Joe, lass uns nicht mehr reden, sondern die Zeit mit was anderem verbringen.“

Am nächsten Morgen erwachte ich durch das Klirren einer Gürtelschnalle. Er zog sich an und grinste mich an. „Guten Morgen !“

„Ob der Morgen gut ist, wird sich erst noch herausstellen. Du gehst schon ?“

„Ja, bevor jemand was merkt, gehe ich wohl besser !“

„Steven weiß sowieso schon Bescheid.“

„Er ahnt es, er hat es mir gestern Abend gesagt.“

„Ja, mir gegenüber hat er ebenfalls Andeutungen gemacht.“

„Sandy, es ist einfach so. Die Energie, die eine solche Anziehung zwischen zwei Menschen freisetzt, ist eben von manch anderen Menschen auch zu spüren. Es sind Megakräfte, die freigesetzt werden. Und unser lieber Steven spürt so was eben sofort.“

„Ich möchte aber nicht, dass das jetzt publik wird. Ich will das geheim halten.“

„Klar, zu Anfang müssen wir es geheim halten. Später wird das wohl nicht mehr möglich sein.“

„Zu Anfang ? Später ? Für Dich war es nicht einmalig ?“ Ich fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch.

„Nein, für mich war es nicht einmalig und für Dich auch nicht!“

„Joe…“

„Ich geh jetzt und lass Dich eine Weile darüber nachdenken. Nur eines noch: Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich Dich einfach wieder ziehen lasse ?“

Er küsste mich auf die Stirn und verließ wortlos mein Zimmer.

Du heilige Olga, was hatte ich jetzt nur wieder angezettelt ! Wie kam ich aus dieser Geschichte nur wieder raus ? Wollte ich das überhaupt ? Ich suchte nach einem schlechten Gewissen. Ich fand nur leider keins. Kein schlechtes Gewissen ? Sicher war mir Tom nicht egal, nur welche Gefühle hatte ich ? Mit Joe war es aufregend, abenteuerlich, gefährlich, aber auch wunderschön. Von Tom wusste ich nicht viel. Und eigentlich nahm er an meinem wirklichen Leben, an meinem Leben außerhalb der Band nicht teil. Ja, er kannte meine Freunde, aber auch nur die, die mit der Band zu tun hatten. Er hatte zum Beispiel in dem halben Jahr, in dem wir zusammen waren, noch nie meine Eltern gesehen. Aber ich war ihm gegenüber doch verpflichtet, oder ? Nach allem was er für uns getan hatte. Ich wollte niemandem verpflichtet sein !

Es machte in mir „Klick“. Die Beziehung zu Tom war, wie Joe bemerkt hatte, zur Gewohnheit geworden. Durch den ganzen Hype um uns herum, durch den schnellen Erfolg unserer Band und auch die Umherreiserei hatte sich das wohl eingeschlichen. Es war einfach praktisch geworden, Tom an der Seite zu haben. Die ganze Grübelei machte keinen Sinn, ich musste meinen Kopf leer bekommen und zwar schnell.

Ich zog meine Trainingsklamotten an und lief hinunter in die Hotellobby zum Ausgang in den Park, der zum Hotel gehörte. Ich begann zu laufen und lief und lief und lief. Irgendwann begannen meine Muskeln zu schmerzen und der Schweiß in meine Augen zu laufen. Ich hielt nach einer Bank Ausschau, um mich ein Weilchen auszuruhen und neue Kräfte zu sammeln. Da sah ich eine Gestalt um die Ecke biegen.

3 Kommentare:

Mabel hat gesagt…

Morgän! Herrlich, schon wieder neues lesefutter! Aber: NICHT einmalig? liebe missi, wie und wann kriegst du den blauäugigen sänger und die nylons in die story, wenn wir jetzt beim gitarristen hängenbleiben, bitteschön?... ganz schnell weiter bitte! liebe grüße!m.

Murmele hat gesagt…

Mensch......Der Joe ist ja ganz schön hartnäckig.... und wie will denn das Sandy Tom beibringen??

DAS wird bestimmt keine leichte Geburt... LOL....

@Missi: wieso hast du hier was gepostet??? und drüben nix??? mir fehlt eindeutig das Frühstück.......

Missi68 hat gesagt…

Weil ich immer noch hänge und keinen Clou habe, wie ich weiter machen soll..... Ich dreh noch durch an der Stelle.....
Mabel, welchen blauäugigen Sänger meinst Du denn ? *lautloslach*

LG