Freitag, 21. November 2008

Kapitel 10/11

Mein Handy klingelte.

„Mensch, Mädel ! Wo steckst Du bloß ?“

„Hi, Tini ! Ich war gestern mit der Band in München und bin jetzt total erledigt.“

„Hast Du geschlafen ?“

„Ja.“ antwortete ich kurz.

„Sandy, Du klingst so komisch, ist etwas passiert ?“
„Kannst Du herkommen ?“

„Okay, ich bin schon unterwegs.“

Tini war nur ein paar Minuten später bei mir. Sie hat wohl intuitiv gespürt, dass mit mir etwas geschehen war. Sie nahm mich noch im Türrahmen der Eingangstür in den Arm und hielt mich fest. Sie streichelte und drückte mich an sich.

„Schätzchen, was machst Du für Sachen ? Du siehst schrecklich aus ! Hast du geweint ? Sag bloß, mit dem Shooting hat es nicht geklappt ?“

„Nein, Tini, es war toll. Es war unglaublich aufregend und wunderschön. Die Nacht danach übrigens auch.“

„O O ! Also ein Mann !“

Ich erzählte Tini alles. Von 8tmf, den Leuten, von meiner Band, vom Abendessen und von der Nacht mit Tom. Sie hörte mir wie immer ruhig zu, nickte nur ab und zu und setzte ihr mitfühlendes Gesicht auf.

„Da hast Du ja soviel erlebt, wie andere in ihrem ganzen Leben nicht. Wie ist dieser Tom denn so ?“

Ich beschrieb ihr Tom, natürlich in den schillernsten Farben.

„Ich schätze mal, Du bist bis über beide Ohren verliebt.“

„Ich und verliebt ? Du weißt doch, wie`s bei mir mit den Männern aussieht. Ne ne, das glaube ich wirklich nicht.“

„Sandy, natürlich bist Du verknallt. So wie Du diesen Tom schilderst, schildert eine Frau einen Mann nur, wenn Sie total begeistert von ihm ist. Außerdem kenne ich Dich bereits mein ganzes Leben und ich weiß wahrscheinlich besser als Du, wenn Du verliebt bist. Steh einfach zu Deinen Gefühlen und genieße es.“

„Ich will das alles aber nicht !“ rief ich aus. „Ich will keine von diesen Frauen sein, die es über die Besetzungscouch nach oben schaffen. Ich will es schaffen, weil ich gut bin. Und weil meine Band gut ist.“

„Natürlich, ich würde an Deiner Stelle vielleicht genauso denken. Aber nun sei mal nicht päpstlicher als der Papst. Finde lieber heraus, ob Du ihn wirklich so sehr liebst, dass Du eine Beziehung mit ihm willst. Und dann wäre es ja auch noch interessant, ob er auch in Dich verknallt ist, oder ob es nur ein One-Night-Stand für ihn war.“

Ich merkte, wie ich mich langsam beruhigte und wieder etwas Zuversicht fasste. Tini lud mich zur Feier des Tages zum Italiener ein und wir verbrachten einen typischen Mädels-Abend. Es tat so gut, mit ihr zusammen zu sein und mit ihr zu reden. Ich hatte sie in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt und das tat mir leid. Ich schwor ihr, dass das nicht wieder vorkommen würde. Tini winkte nur ab, und meinte, ich solle mich nun auf unsere Karriere konzentrieren und solle das alles genießen. Sie brachte mich zu meiner Wohnung zurück und fragte, ob sie die Nacht bei mir verbringen solle. Ich lehnte dankend ab, und meine Tini verstand, dass ich allein sein wollte. Sie drückte mich zum Abschied nochmals fest an sich und nahm mir das Versprechen ab, dass ich anrufen würde, falls ich sie brauchen würde.

Kapitel 11

Am nächsten Morgen weckte mich mal wieder das Klingeln meines Handys. Auf dem Display war Tom. Ich nahm nicht ab. Ich brauchte erst einen Kaffee und musste erst richtig wach werden. Später klingelte es erneut und so nahm ich ab.

„Sandy ? Hi.“

„Hi, Tom.“

„Ich kann in einer Stunde bei Dir sein.“

„Tom, ich….“

„Was ? Willst Du mich nicht sehen ?“

„Doch, natürlich. Aber ich….“

„Okay, ich bin in einer Stunde da.“

Er legte auf, ohne eine Antwort von mir abzuwarten. Na toll ! Ich rannte in`s Bad und erschrak. Oh mein Gott, wie sah ich bloß aus ? So konnte ich ihm auf gar keinen Fall entgegen treten. Ich sprang unter die Dusche und ließ das heiße Wasser über meinen Körper laufen. Schnell die Haare fönen, anziehen und Farbe in`s Gesicht. Ich war gerade fertig und begutachtete mich, als es auch schon klingelte. Mein Herz klopfte, als ich öffnete. Er lehnte am Türrahmen und lächelte. Ein sehr warmes Lächeln.

„Hast Du `nen Kaffee für mich ? Oder lässt Du mich wieder in der Türe stehen ?“

„Sicher hab ich `nen Kaffee. Komm doch rein, entschuldige.“
Er trat ein und wir gingen in die Küche. Der Cappuccino war fertig und ich wollte mich zu ihm umdrehen, um ihm die Tasse zu reichen. Er stand direkt vor mir.

„Es war eine wundervolle Nacht und ich möchte das auch am Tag erleben. Und zwar jetzt. Sofort.“

Er zog mich an sich und küsste mich. Ich schaffte es gerade noch, die Tasse abzustellen und ließ ihn gewähren.
Den Nachmittag verbrachten wir im Bett und erzählten unser beider Leben. Welche Partner wir gehabt, welche Beziehungen wir erlebt hatten. Ich berichtete Tom schonungslos von meinem chaotischen und zeitweilig auch schmerzhaften Liebesleben. Später grillten wir auf meiner Terrasse. Wir betrachteten den Sonnenuntergang, tranken Rotwein und genossen das Leben. Wir sprachen an diesem Abend sehr viel und vor allem sehr offen. Ich erfuhr, dass er aufgrund seines Jobs momentan keine innige Verbindung hatte, weil ihm einfach die Zeit und auch die Gelegenheit gefehlt hatten. Viele Frauen hofften wohl auch auf eine Chance, durch ihn Karriere zu machen. Solche Avancen blockte er dann sofort ab.

„Uihhh, da habe ich ja Riesenglück gehabt, dass Du auf mich zugekommen bist und nicht anders herum.“

„Bei Dir wäre es sowieso etwas ganz anderes gewesen ! Ich hätte Dich, wenn ich Dich in München auf der Straße getroffen hätte, trotzdem angesprochen.“

„Warum ?“ fragte ich.

Er zögerte mit seiner Antwort und atmete tief durch.
„Ich kann es Dir nicht sagen. Als Du auf dem Konzert auf dem Baumstamm saßt, habe ich Dich zuerst nicht wieder erkannt. Irgend etwas zog mich zu Dir. Ich musste einfach zu Dir gehen, ich konnte nicht anders. Erst, als Du mir Deine Geschichte erzählt hast, hat`s bei mir geklingelt, dass Du die Sängerin von Nine Lives bist.“

„Tom, ich bin nicht so geübt in Beziehungskisten. In den letzten Jahren habe ich sobald es ein Problem gab, ganz schnell mein Geraffel gepackt und bin abgetaucht. Ich habe mich den Dingen nicht gestellt. Ich wollte mich auch nicht stellen. Es war für mich einfacher, zu gehen.“

„Okay“ sagte er gedehnt.

Damit war erst mal für die nächsten Minuten Funkstille zwischen uns. Wir hingen unseren Gedanken nach. Ich wollte gerade etwas vermutlich sinnloses Sagen, um das Schweigen zu brechen, als er aufstand und mir seine Hand reichte.

„Komm“ sagte er nur und zog mich Richtung Schlafzimmer.

2 Kommentare:

Murmele hat gesagt…

Mensch Mensch die beiden findet man aber auch nur in der Kiste...lol...

Aber vielleicht sollte Sandy den Mann mit den blauen Augen einfach mal genießen und sich dann, wenn sie ihn nicht mehr braucht was anderes suchen *fg*

*undwechisse*

Anonym hat gesagt…

Aber wenigstens haben sie sich zwischendurch mal unterhalten. *grins*

Aber wenn beide den gleichen Weg gehen, dann haben sie meinen Segen ;o)

runaway*