„Manchmal….“ begann er, senkte seinen Blick zu Boden und ich verstand, dass er nach den richtigen Worten suchte, dass er nicht genau wusste, wie er es sagen sollte.
„Manchmal habe ich einfach das Gefühl, dass Du nicht ganz bei mir bist. Dass Du von mir entfernt bist… Herrgott…. Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll….“
Ich war ziemlich erschrocken, als ich ihn ansah. Vorsichtig strich ich ihm eine blonde Strähne aus der Stirn. Er fasste mich leicht an den Schultern und ich spürte, dass er all seinen Mut zusammen nahm.
„Irgendwie so, als ob Du zwei Leben lebst, eines mit mir und eines für Dich.“
„Das verstehe ich nicht….“
„Ich kann es Dir nicht erklären, ich empfinde halt in manchen Situationen so.“
„Aber…“
Er hob eine Hand und bedeutete mir, dass ich schweigen sollte.
„Es sind keine Vorwürfe, die ich Dir mache.“
Wieder nahm ich einen Anlauf, um etwas dazu zu sagen, doch ich konnte nicht. Mir fiel nichts ein, was darauf entgegnen konnte. Zu durcheinander war ich in diesem Augenblick.
Er sah mir lange in die Augen, bevor er fortfuhr.
„Schau, Du bist eine wahnsinnig starke Frau. Wenn ich Dich auf der Bühne beobachte…. wie Du den Chaoshaufen Deiner Band im Griff hast…. wie Du Dein Leben regelst…. Dein unglaublich starker Wille, den Du nach Deinem Sturz gezeigt hast…..Ich weiß, dass Du mit Männern vorher kein Glück hattest, und dann noch die leidige Geschichte mit Joe…. Dir wurde oft weh getan….“
„Aber das ist doch vorbei !“ warf ich ein.
„Es mag vorbei sein. Und doch hat es dazu geführt, dass Du Dich mir nicht ganz öffnest. Außer, wir schlafen miteinander. In diesen Momenten gehörst Du ganz und gar mir, bist Du ganz bei mir. Nun, Du bist einfach so und ich werde damit klar kommen. Ich will versuchen, damit zu leben.“
„Ich will aber nicht, dass Du damit „klar kommst“ ! Und dass Du „damit lebst“! Jon, ich möchte, dass Du glücklich bist. Glücklich mit mir. Ich verspreche Dir, dass ich das ändern werde. Sagst Du mir, wann Du so empfindest ? Mir war nicht bewusst, dass ich so auf Dich wirke, dass Du so fühlst.“
Wir tauschten einen langen Blick, dann zog er mich in seine Arme und hielt mich fest an sich gedrückt. Dann und wann küsste er mich auf die Haare.
Schließlich löste ich mich etwas aus seiner Umarmung und sah ihm fest in die Augen.
„Schatz, bitte versprich mir, dass Du mir sagst, wenn so ein Moment ist ? Ich möchte nicht, dass etwas zwischen uns steht. Okay ?“
Er schenkte mir dieses unglaublich warme Lächeln, bei dem für mich die Sonne selbst im Dunkeln aufging. Jedoch war es mit ein wenig Bittersüßem vermischt und er nickte nur still.
„Ich liebe Dich, Jon. Ich liebe Dich mehr, als alles andere auf der Welt.“
„Ich liebe Dich auch, Honey. Und diese Mauer, die Du da um Dich herum gebaut hast, die reißen wir zwei zusammen ein, in Ordnung ?“
Unter Tränen nickte ich.
„Genug Trübsal geblasen ! Wollen wir in die Stadt fahren ? Wir könnten ein wenig shoppen gehen und irgendwo gemütlich essen ?“
„Ich weiß nicht….“ entgegnete ich lahm.
„Hey hey ! Ich wollte damit nicht erreichen, dass Du traurig bist !“
Wieder konnte ich nur stumm nicken.
Mit seinem Daumen wischte er die Tränenspuren von meinen Wangen und lächelte mich aufmunternd an.
„Na komm schon, Süße ! Es ist alles okay, mach Dir keine Gedanken. Wir haben darüber gesprochen und in Zukunft werden wir beide darauf achten, ja ?“
Wir hatten uns erhoben und standen nun direkt voreinander. Jon fasste mich an beiden Händen und sah mich an. Es schien mir, als ob sich die blauen Augen in meine bohrten. Wahrscheinlich las er wieder einmal meine Gedanken.
Mit einem langen, zärtlichen und vorsichtigen Kuss zerstreute er die deprimierenden Gedanken. Danach fragte er leise:
„Wieder besser ?“
„Ja.“
Er griff nach seinen Autoschlüsseln und dem Handy.
„Dann lass uns losziehen.“
„Wo wollen wir denn hin ?“
„Lass Dich überraschen.“
Ich machte mich schnell frisch, holte meine Handtasche und so fuhren wir durch die Berge hinunter in die Stadt. Jon schien wie immer sein Ziel klar vor Augen zu haben und steuerte den Wagen sicher durch die Straßen von LA, bis er vor einem Gebäude ankam, das mir von irgendwoher bekannt vorkam. Der Schriftzug über dem Eingang machte mich sprachlos.
Als er mein Gesicht sah, lachte er.
„Überraschung gelungen ?“
Wir befanden uns auf dem Santa Monica Boulevard direkt vor einem Shop von Victorias Secret. Vor lauter Staunen vergaß ich, weiter zu gehen und blieb neben dem Auto stehen. Da ich sogar vergessen hatte, die Tür zu schließen, übernahm Jon dies und zog mich grinsend mit sich. Links und rechts vor dem Eingang standen gepflegte, bepflanzte Kübel. Ein roter Teppich lag auf dem Boden.
Die Eingangstüren schwangen auf und ich betrat den Tempel der Lingerie, den Tempel dessen, was sich eine Frau nur wünschen konnte. Sofort nahm die Atmosphäre von mir Besitz. Auf dem Marmorboden lagen vereinzelt dicke Teppiche, denen man auf den ersten Blick ansah, dass sie sehr teuer gewesen waren. Überall im Laden verteilt standen kleine Sitzgrüppchen, die zum Verweilen einluden. An den Wänden hingen große Fotos von Supermodels wie Heidi Klum, Karolina Kurkova oder Gisele Bündchen, die die Dessous trugen. Auf Tischen lagen, wie zufällig fallen gelassen, wunderschöne Dessous. Noch immer gefangen von der Stimmung, ließ ich mich von Jon weiter ziehen.
„Hallo, ich bin Kimberley. Es freut mich sehr, Sie in unserem Geschäft begrüßen zu dürfen, Mr. Bongiovi.“
„Hallo Kimberley. Aber nicht ich bin die Hauptperson, es geht nicht um mich, sondern um meine Freundin, Miss Reed.“
Ihr war der Unterton in seiner Stimme genau so wenig entgangen, wie mir. Das war ja wie in „Pretty Woman“! Ein kurzer Seitenblick auf ihn zeigte mir, dass genau das von ihm beabsichtigt war. Es machte ihm einen Höllenspaß, diese Szene nachzuspielen. Im Gegensatz zu der Verkäuferin im Film jedoch schien diese wirklich freundlich und zuvorkommend zu sein, denn sie hatte einen peinlichen, fast schon schuld bewussten Gesichtsausdruck.
„Aber natürlich, entschuldigen Sie bitte ! Das war selbstverständlich keine böse Absicht von mir. Dürfte ich Sie nach oben bitten ? Dort wären wir gänzlich ungestört.“
„Sehr gerne, danke !“ antwortete er.
Und so gingen wir nach ihr die große Freitreppe hinauf, die zum Obergeschoss führte.
Kimberley bot uns an, uns zu setzen und fragte nach meinen Wünschen.
„Wir haben leider kein Model da, welches die Sachen vorführen könnte. Wenn Sie sich vorher angemeldet hätten….“
„Ich möchte kein Aufsehen erregen. Ich möchte einfach Unterwäsche kaufen,“ unterbrach ich sie.
„Außerdem bist Du selbst das beste Model !“ schmeichelte mir Jon.
Er zog mich an sich und drückte mir einen Kuss auf das Haar.
„Danke !“ gab ich zurück und lächelte ihn an.
Sie ließ ihren Blick über meine Figur schweifen. Im Gegensatz zu sonst war mir das nicht unangenehm, denn sie fand mit diesem Taxieren ganz einfach meine Größe heraus. Dann griff sie in ihre Jackentasche und wählte eine Nummer.
„Natalie, könntest Du bitte nach oben kommen ?“
Wieder an uns gewandt, fragte sie mit einem Lächeln, ob sie uns denn etwas zu trinken anbieten könne.
„Kaffee ? Tee ? Oder vielleicht etwas Champagner ?“
„Ich hätte gerne einen Cappuccino.“
„Dann nehme ich ein Glas Champagner.“
Typisch Jon. Ganz der Genießer. Plötzlich kam mir eine Idee und ich grinste still in mich hinein.
Natalie erschien und Kimberley bat sie, uns die gewünschten Getränke zu holen.
„An was hätten Sie denn gedacht ?“ fragte sie dann an mich gewandt.
„Eigentlich bin ich ja eher der sportliche Typ. Jeans, Shirts. Ich liebe schöne Unterwäsche, mit kleinen Details, verspielt, raffiniert, mit Spitze, aber nicht billig aussehend.“
„Na, das ist ja schon was !“ lachte sie. „Haben sie bestimmte Farbwünsche ?“
„Nein, da bin ich nicht unbedingt festgelegt. Ich trage gerne schwarz, weiß, rosa, aber absolut kein rot.“
„Okay, ich suche dann mal ein paar Sets für Sie heraus.“
Die Getränke kamen und nachdem Jon einen Schluck von seinem Glas genommen hatte, grinste er mich diebisch an.
„Das hier ist doch genau Dein Fall, oder ?“
„Welcher Frau würde das nicht gefallen ? Aber die Sachen sind bestimmt ganz schön teuer ?“
„Schatz, betrachte Dich als eingeladen. Schließlich hab ich ja schon einiges kaputt gemacht. Du kannst Dir aussuchen, was und wie viel Du willst.“
Ich drückte ein Auge zu und sah ihn mit schief gelegtem Kopf an.
„Echt ?“
„Ja, echt.“
„Power Shopping ?“
„Jep, lass meine Kreditkarte glühen !“
Er saß da, in seinem Sessel, klatschte mit den ausgestreckten Händen auf die Lehne, so als wolle er das damit nochmals bestätigen und strahlte mich an.
„Jon, Du weißt, was das bedeuten könnte ?“
„Jaaah, ruinier mich !“ lachte er.
„Okay, das lass ich mir nicht zweimal sagen !“
Er beugte sich zu mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und raunte:
„Außerdem hab ich ja auch was davon….“
3 Kommentare:
Hallo Missi & Mädels,
hab schon ein schlechtes Gewissen, weil ich immer nur gelesen und nix mehr geschrieben hab...
Mich gibts noch, bin nach wie vor begeistert und freu mich immer über neue Posts.
Dieser hier war mal wieder Emotion pur. Wahnsinn!!! Ganz klasse
Allen ein schönes WE
JBJ4ever
Ja aber wirklich.... grandios dieser Teil...
Freu mich wie Bolle auf die Fortsetzung bei Victoria Secrets.... Sandy und Jon und so viele heiße Fummel...Oje,Oje
Machts mal hübsch
Sam
Hallo!
Du hast immer Superideen, Powershopping bei Victoria Secrets, echt Spitzenklasse!Bin schon gespannt, was da noch passiert! *fg*
Bitte, bitte schreib schnell weiter, damit wir den Novemeberblues gut überstehen.
LG
Waldhexe
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