Dienstag, 24. November 2009

Kapitel 239

Er sah ihm noch nach, wie er durch den Garten ging, die Hecke auseinander bog und in der Dunkelheit verschwand. Müde und auch etwas melancholisch geworden, verkorkte er die angebrochene Flasche, nahm sie und die beiden Gläser und ging ins Haus.

Gähnend stellte er die Sachen in der Küche ab, löschte die Lichter im Erdgeschoss und ging leise die Treppen hinauf. Vorsichtig drückte er die Klinke zum Schlafzimmer hinunter und schlich hinein. Sie hatte das Licht herunter gedimmt, so dass er genug sehen konnte. Als er sie im Bett liegen sah, musste er lächeln. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, ihre langen Haare verdeckten es vollkommen. Sanft strich er es mit dem Zeigefinger zurück.

Die Decke war zwischen ihren Beinen eingeklemmt, sein Kissen hielt sie fest umklammert. Zwischen dem weißen Bettzeug lugte etwas schwarzes hervor. Neugierig zupfte er daran. Sie bewegte sich fast unmerklich, doch ganz langsam konnte er es heraus ziehen. Grinsend hielt er sein Shirt in den Fingern. Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn und ging Richtung Bad.


Szenenwechsel:

Die nächsten zwei Wochen verbrachte ich viel mit Lesen und Sport und bereitete mich im Stillen auf meinen Umzug und die kommende Tournee durch die Staaten vor. Ke Gao hatte begonnen, mich mit einem speziellen Training fit zu kriegen. Meine Kondition hatte schwer gelitten und ich musste ganz schön kämpfen, um seinen Anforderungen gerecht zu werden.

Er war ziemlich streng und ließ keinerlei Schlampereien zu. Vor dem Ausdauertraining, bei dem ich endlich nicht mehr heimlich und natürlich nur unter seiner Aufsicht laufen durfte, musste ich jeweils auf dem Rad das Aufwärmen absolvieren. Ke Gao achtete ebenso auf meine Fehlhaltung der Schultern, die ich leider immer ein wenig nach vorne hängen ließ, wie auch auf mein Hohlkreuz. Für ihn war eine kerzengerade Haltung das A und O und der Grund allen Übels bei mir. Er machte mir auch klar, dass meine Lauferei zwar gesund war, jedoch zu einer einseitigen Fitness geführt hatte. Und so baute er langsam aber sicher wieder die Muskeln auf, die ich so lange so schmählich vernachlässigt hatte.

Richie schloss sich uns beim Laufen oft an und ich hatte mit den beiden unheimlich viel Spaß. Ich liebte Richie und war meinem Schöpfer sehr dankbar, dass ich den Gitarristen meiner Träume tatsächlich als Freund erleben durfte. Eigentlich war er viel mehr als ein Freund. Er war nicht mein Bruder, obwohl er mich oft „Schwester“ nannte. Nein, er war mehr als das. Wir waren Seelenverwandte geworden und ich vermisste ihn sofort, wenn er nicht da war oder ich nichts von ihm gehört hatte. Anscheinend ging es ihm genauso, denn immer wieder zeigte er mir, dass er mich genauso vermisste und nach mir suchte. Wenn er mich aus seinen Rehaugen ansah, ging mir das Herz auf. Und ich spürte, dass er sich bei mir wohl fühlte.

Am Montag würde ich mit meinen Eltern und Jon nach Deutschland fliegen.
Für Samstag Abend hatten wir als kleine „Abschiedsfete“ ein Barbecue vorgesehen. Schon den ganzen Tag über hatte ich das Gefühl, dass mir Jon aus dem Weg ging. Auf meine Fragen hin, ob etwas sei, wehrte er nur ab, es wäre nichts, ich solle mir keine Gedanken machen. Er lenkte mich mit irgendwelchen Fragen zum Abend ab und drehte sich weg, wenn er meinen prüfenden Blick bemerkte.

Wir halfen alle zusammen, die Mädels wie üblich in der Küche, die Jungs draußen, um die Tische und den Grill vorzubereiten.
Ich beobachtete ihn weiterhin aufmerksam. Irgendetwas war im Busch und entweder konnte oder er wollte nicht darüber reden. Und das machte mich mehr als wütend. Die Unsicherheit, die ich mehr hasste als alles andere, kroch in mir hoch und lähmte mich. Ich ließ meinen Blick über die versammelte Gesellschaft am Tisch schweifen, konnte jedoch nichts ungewöhnliches bemerken. Alle aßen mit großem Appetit, tranken, unterhielten sich, machten Witze, lachten. Nur Jon und ich belauerten uns. Immer wieder sahen wir einander an, doch jedes Mal blickte er schnell zur Seite. Er konnte mir nicht in die Augen sehen.

Sauer geworden, nahm ich einen großen Schluck von meinem Bier und stand auf, um auf die Toilette zu gehen. Beim Herauskommen sah ich Jon gerade in der Küche verschwinden und ging ihm nach. Ich schloss leise die Tür hinter mir.

„Sag mal, Honey, was ist eigentlich los mit Dir ?“ fragte ich mit beherrschter Stimme.
Wieder wollte er sich wegdrehen, doch ich hatte nach seinem Handgelenk gegriffen und hielt es mit aller Kraft fest.

„Du kannst mir nicht andauernd aus dem Weg gehen, weißt Du ?“

„Okay.“

Er holte tief Luft und sah zu Boden.

„Jon !“

Er hob den Kopf und ich spürte, dass ihm die Situation mehr als unangenehm war.

„Na los, rede schon.“

3 Kommentare:

Sam hat gesagt…

Nein, nein, nein.... jetzt tut sie es schon wieder..... aufhören wenns so spannend ist....*heulundschnief*

Das ist nicht zu fassen....sofort her mit der Fortsetzung... das ist ja nicht zum aushalten...*schimpfundmecker*

Sam

Anonym hat gesagt…

Hallo!

Was ist das denn? So spannend und dann einfach aufhören. Nein, nein, nein das geht doch nicht. Schnell weiter mit der Fortsetzung, ich kann ja kaum noch schlafen......*fg*
Echt wieder ein superschöner Teil!!
(bis auf den Schluß)

LG
Waldhexe

Bitte, bitte lieb Missi schreib schnell weiter

Mabel hat gesagt…

@missi: schäm dich! erst setzt du uns auf lesestoffdiät....und dann hörst du mal wieder an der falschen stelle auf! *grummelunddrängel*
mabel