Das war das letzte, das zwischen uns beiden gesprochen wurde, bevor wir endlich die ersehnte Erlösung fanden.
Nackt, wie Gott uns schuf, lagen wir eng umschlungen auf der Liege und schöpften Atem. Der sanfte Wind, der aus dem Tal herauf wehte, kühlte unsere erhitzten Körper. Jon stand auf, um unsere Gläser zu holen. Das matte Mondlicht malte Schatten auf seinen Körper und ich wünschte mir, dass ich diesen Anblick niemals mehr vergessen würde. Schnell schloss ich die Augen und verinnerlichte ihn mit aller Macht.
Er reichte mir meinen Wein, den ich durstig hinunter stürzte.
Lächelnd beobachtete er mich dabei, bevor er sich wieder neben mir niederließ und mich in seine Arme zog. Schweigend schauten wir in den sternenübersäten Himmel. Es war unglaublich still in dieser Nacht.
Irgendwann später hörten wir meine Eltern nach Hause kommen. Die Haustür fiel leise ins Schloss. Jon legte mir blitzschnell die Hand auf den Mund, damit ich schwieg. Wir hörten die beiden leise miteinander tuscheln.
„Psst…. Die schlafen bestimmt schon…. Nicht, dass sie wach werden…. Ach, war das schön…. Und erst das Essen…. War `ne gute Idee von Jon….“
„Sollen wir noch nach ihnen schauen ?“ flüsterte Mam.
„Bist Du verrückt ? Die beiden sind keine kleinen Kinder mehr ! Du kannst doch nicht allen Ernstes in ihr Schlafzimmer reinplatzen !“ raunte Dad empört.
„Ich meinte ja nur….“
„Wer weiß, was die zwei machen….“ lachte er leise.
„Das, was wir jetzt hoffentlich auch noch tun !“ gab Mam kokett zurück.
„Ich bin doch keine zwanzig mehr !“
„Aber auch noch keine achtzig ! Also los ! Bloß keine Müdigkeit vorschützen !“
„Sollen wir uns noch einen guten Tropfen gönnen ?“
„Den holst aber Du ! Ich muss mich schließlich noch vorbereiten !“
Jon hatte mittlererweile eine Decke über uns gezogen und hielt nicht nur meinen, sondern auch seinen Mund mit der Hand zu. Wir platzten fast vor lauter Lachen.
Als die Schritte meiner Eltern verklangen, lachten wir befreit los.
„Hey, Mann, die sind ja vielleicht drauf ! Bei meinen Eltern wäre das undenkbar !“
„Tja, die Amis sind halt doch um einiges verklemmter, als wir Europäer !“ gab ich frech zurück.
„Ich zeig Dir gleich, wer hier verklemmt ist !“ neckte Jon zurück.
Den Spruch hätte ich mir auch sparen können, denn kurz darauf bereute ich ihn. Jon schnappte mich mitsamt der Decke und trug mich in die Küche. Er setzte mich auf der Arbeitsplatte auf dem Block ab, der mitten im Raum stand und stellte sich direkt vor mich.
„Du….wir… also….“ hauchte ich atemlos.
„Was denn ?“ fragte er mit einem diebischen Lächeln.
„Jon…“
„Ja ?“
„Nicht hier !“
„Warum nicht ?“
„Wenn jemand kommt !“
„Doch, genau hier. Genau jetzt ! Wer ist denn nun verklemmt ?“
Er beugte sich über mich, küsste mich wie verrückt und ich hatte keinerlei Chance, mich zu wehren. Dieses Mal verlor er keine Zeit und ich gab mich ihm vollkommen willenlos hin. Jon strafte meinen Spruch Lügen, er nahm sich, was er wollte. Keinen Augenblick dachte ich daran, was wohl wäre, wenn tatsächlich jemand hereingeschneit käme.
Ich erwachte am nächsten Morgen zuerst. Nach einer Katzenwäsche im Bad machte ich mich auf den Weg nach unten. Aus der Küche drang Geklapper von Geschirr und die Stimme von Mam.
„Guten Morgen, mein Schatz !“ begrüßte sie mich erfreut.
„Hi Mam. Na, habt Ihr gut geschlafen ?“
„Ja, danke ! Sehr gut sogar !“
„Wie war Euer Abend ?“
„Och, so schön ! Also, der Italiener, den Jon da uns empfohlen hat ! Erste Sahne ! Das Essen war ein Traum. Und erst das Restaurant !“
Sie verlor sich in ihren Schwärmereien und ich griff nach einer Tasse und schenkte mir Kaffee ein. Da erst sah ich Richie an der Theke sitzen. Ich ging zu ihm, rollte im Spaß mit den Augen mit einem Nicken Richtung meiner Mam und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange.
„Hi Süße !“ raunte er.
„Hi Bruder !“
Wir beide grinsten uns heimlich an, als Mam uns haarklein erzählte, was sie gegessen, getrunken, geredet hatten.
„…. Ihr wart ja schon schlafen, als wir heimkamen. Hoffentlich haben wir Euch nicht geweckt ? Das sind ja Zeiten, wenn die Kinder früher im Bett sind, als die Alten !“ lachte sie.
„Und, wie war`s bei Euch ?“ fragte ich Richie.
„Na ja, ging so. Der Club ist zwar echt toll, aber die Musik war grausig. Dieser bescheuerte House und Trance, also dann doch lieber seichten Radio-Pop.“
Die Arbeitsplatte fiel mir ins Auge und ich hatte plötzlich einige Hitzewallungen.
„Haben sich die Mühen gewisser Leute denn gelohnt ?“
„Wie meinst Du das denn ?“ entfuhr es mir.
„Komm schon, Du weißt genau, dass ich weiß, was Ihr beiden gestern gemacht habt.“
„Also Richie !“
„War`s denn schön auf der Terrasse ?“
„Sag bloß, Du warst wieder einmal live dabei ?“
„Nein,“ grinste er. „Aber ich kann es mir vorstellen.“
Ich gab ihm keine Antwort, denn jedes weitere Wort hätte mich wahrscheinlich verraten. Ich sah prüfend zu meiner Mutter, doch sie war glücklicherweise so in Gedanken, dass sie uns nicht zugehört hatte. Vermutlich war ich knallrot im Gesicht. Jedenfalls fühlte sich das so an.
Die Tür ging auf, und mein strahlender Retter erschien. Dachte ich jedenfalls.
Jon ließ ein lautes „Guten Morgen“ hören, gab Mam einen Kuss und schenkte sich ebenfalls zuerst Kaffee ein. Danach setzte er sich zu uns an die Theke, legte einen Arm um meine Schultern und gab mir einen Gute-Morgen-Kuss.
“Na Ihr ? Geht`s Euch gut ? Habt Ihr alle einen schönen Abend gehabt ?“ fragte er lächelnd an Richie und meine Mutter gewandt.
„Joa, besonders, weil er auf Deine Kosten ging !“ frotzelte Richie.
„So schlimm wird`s ja wohl nicht gewesen sein ?“
„Nö, wir waren nicht so lange. War auch nicht so toll.“
„Tut mir leid für Euch. Und bei Euch ? Wie war das Restaurant ?“
„Oh Jon ! Es war so toll !“
Meine Mutter erging sich wieder in Lobhudeleien über den gestrigen Abend.
„Aber Du hättest uns nicht einladen müssen ! Ihr könnt es ruhig sagen, wenn Ihr für Euch sein wollt. Wird wohl langsam Zeit, dass wir nach Hause zurück kehren.“
„So war das nicht gemeint. Ihr könnt natürlich bleiben, so lange Ihr wollt !“
Jon hatte einen schuld bewussten Gesichtsausdruck aufgesetzt, stand schnell auf und nahm sie in die Arme.
„Du weißt das ? Mein Haus steht Euch immer offen !“
Sie knuffte ihn in die Seiten und strahlte ihn an. Man konnte ihnen von weitem ansehen, wie sehr sie sich mochten. Mam verließ rasch die Küche, vermutlich von ihren Gefühlen übermannt und Jon kehrte an die Theke zurück.
„Ich könnte Dir aber auch mein Schlafzimmer vermieten. Wäre sicherlich billiger !“
stichelte Richie.
„Richie, ich brauch kein Schlafzimmer ! Das hab ich ja selbst !“
Jon`s Blick war versonnen auf den Küchenblock gerichtet.
Richie, gerade im Begriff aus seiner Tasse zu trinken, ließ seinen Arm langsam sinken und sah uns beide ungläubig an.
„Dort ? Hier ?“
Jon grinste nur und ich war mir sicher, dass mein Gesicht in dem Augenblick einer vollreifen Tomate glich. Herr, lass den Boden aufgehen und mich darin verschwinden !
„Also ehrlich !“ polterte ich los.
„Ich hab nix gesagt !“ erwiderte Jon mit erhobenen Händen.
„Das reicht auch so ! Dein Gesicht spricht Bände ! Habt Ihr eigentlich kein anderes Thema heute ?“ schalt ich die beiden.
„Nö !“ kam aus beider Mund gleichzeitig.
Die beiden sahen mich provozierend an und irgendwie kam ich mir in diesem Moment ziemlich blöd vor. Männer ! Es war mir peinlich, obwohl ich Richie mittlererweile sehr innig verbunden war. Trotzdem war es mir unangenehm, dass er wusste, dass wir dort…. auf dem Küchenblock….
„Muss man so was eigentlich gleich am nächsten Tag breit treten ? Muss man so was überhaupt breit treten ?“ fragte ich erbost.
„Du wolltest beweisen, dass wir Amis verklemmter sind als Ihr Europäer. Und das ist Dir leider nicht gelungen !“ frotzelte Jon.
„Deswegen muss man das nicht immer gleich erzählen, oder ?“
„Ach komm schon ! Es ist doch nichts schlimmes !“ versuchte Richie mich zu beruhigen.
„Süße….“
„Nix Süße !“ polterte ich weiter.
Sie sahen mich beide wie zwei Schuljungen an, die bei einem Streich ertappt worden waren. Und so langsam wurde mir die Situation bewusst und vor allem die Gesichter der zwei ließen mich in lautes Gelächter ausbrechen. Es dauerte nicht lange, und sie lachten aus vollem Halse mit.
Richie verzog sich nach Hause, Jon wollte noch etwas in seinem Büro arbeiten und ich setzte mich an das kleine Tischchen im Schlafzimmer, von dem aus man einen traumhaften Blick auf den Garten hatte. Ich sollte endlich wieder mal an meinen Songtexten weiter herumfeilen …. Es war still im Haus. Kein Ton war zu hören. Eigentlich ideal, um in Ruhe zu arbeiten, und doch schweiften meine Gedanken immer wieder ab. Ich musste an die Ereignisse des letzten Tages denken. Vor allem an den vergangenen Abend. Jon war so unglaublich süß gewesen, ein Romantiker allererster Sahne…. Was er alles veranstaltet hatte, um mit mir ein paar Stunden allein zu sein…. So etwas hatte noch nie ein Mann für mich getan…. Sich soviel Mühe gegeben…. Mit wurde heiß, als ich daran dachte, wie wir miteinander geschlafen hatten, dort auf der Terrasse…. Ich fuhr mir über die Stirn und versuchte, es wegzuwischen. Doch es gelang mir nicht.
„Wenigstens in diesen Augenblicken gehörst Du mir….“
Der Satz von ihm erklang immer und immer wieder in mir. Ich sah auf das leere Blatt Papier, das vor mir lag. Auch dort standen die Worte, wie in Stein gemeißelt.
Leise tapste ich die Treppe hinunter und schaute unschlüssig auf die Tür zu seinem Arbeitszimmer. Sie war geschlossen. Ich schlich leise dorthin und lauschte. Doch es war nichts zu hören. So nahm ich all meinen Mut zusammen und pochte leise.
„Ja ?“ hörte ich Jons Stimme.
Nach einem tiefen Schnaufer drückte ich die Klinke langsam hinunter und trat ein.
Er empfing mich mit einem Lächeln, das jedoch etwas fragend war.
„Schatz, kann ich Dich kurz stören ?“ fragte ich leise.
„Natürlich, was gibt`s denn ?“
„Jon…. Ich….“
Er lachte leise auf und streckte seine Hand einladend aus.
„Na komm schon her !“
Unsicheren Schrittes ging ich zu ihm.
„Was stotterst Du denn ? Fällt es Dir so schwer, mit mir zu reden ?“
Wieder war da dieses Lächeln, diese strahlenden blauen Augen, der erwartungsvolle Blick und ich fühlte mich wie das Kaninchen vor der Schlange. Er zog mich auf seinen Schoß und sah mich liebevoll an. Doch er half mir nicht, sondern wartete ab.
Noch einmal holte ich tief Luft und plötzlich sprudelte es nur so aus mir heraus.
„Jon…. gestern Nacht…. Du hast gesagt…. ich weiß jetzt nicht…. och Mensch !....nun…. als wir…. als Du….. kurz bevor….“
„Honey, was hab ich denn gesagt ?“
„Du sagtest: „Wenigstens in diesen Augenblicken gehörst Du mir….“ Und ich möchte nun echt wissen, was Du damit meinst.“
So, jetzt war es raus. Ich spürte, wie die Steine nur so polterten.
Er sah mich nachdenklich an.
7 Kommentare:
Ja, ich frag mich auch, wo alle so sind.....Das ist ja fast wie zu Tourzeiten *lach*
Mein Schleppi war kaputt, sonst hätte ich diese Woche noch zwischendurch was rein gestellt....
Wünsch Euch viel Spaß und ein schönes WE !
Hallo!
Schön das es hier weitergeht. Es ist wieder supertoll geschrieben. Frau kann so richtig mitfühlen und träumen. Echt Klasse!!!!
@an alle. Sagt mal habt ihr etwas über das Secret Concert in London gefunden? Hoffentlich zeigen sie ihne morgen ohne Unterbrechung im Fernsehen.
LG und schönes Rest WE
Waldhexe
@ waldhexe: Nöööööööööööööö *nörgelnörgel* nur das es am 5.11. gewesen sein soll...ich hoffe auch, daß ich morgen nich umsonst den rentnersender einschalte!*den kopfschüttelweilzdfguck*
aber gegenfrage: war der jon beim kabel1 interview angenervt bei der frage nach seinem glücklichen familienleben...und dann sagt er, jaaaaaaaaa, seine arbeit macht im spaß... ist da was im gebüsch? und nochmal @waldhexe: du bist doch dabei in münchen beim ff-bj-konzert-treffen-oder? und @infogöttin murmele; DUUUUU hast garantiert nen link zum 5.11.?!?! büüüüüüüüüüüüüüüde!!!
gglg mabel
naja ich würde nicht sagen dass ich alles weiß... allerdings bekomme ich immer wieder mal was mit.....
mabel schau einfach mal hier :)))
http://www.britishmusicexperience.com/past-events/
das Problem bei dem secret gig war einfach, dass nicht viele wirklichen Fans da waren und das anscheinend ein bissel ruhig und langweilig war, weil keiner gesungen hat... wenn ich noch was erfahre dann schreib ich es hier :)))
Waldhexe: Jon war angenervt von Markus Kavka... ich glaube unser Jon mag den nicht wirklich und außerdem wurde einige Fragen gestrichen, die durften nicht gestellt werden und falls ihr euch fragt, von wann das Interview ist... ich denke vom September... als sie in London waren um die CD abzumischen :))))
so das wars dann mal :))))))
Bei diesem nieslnassunterdiedeckekriech Wetter hab ich den Post doch glatt 2 mal gelesen...., it works.... mir ist warm...*grins*
@missi: haste wirklich fein gemacht....Küchenblock....*fg*... bitte weiter so und naja schonmal ein vorsorgliches DRÄÄÄÄÄÄNGEL - das Wetter bleibt so mies....
Knuddels Sam
sag ichs nicht??? infogöttin! grins! und der kavka is auch nervig! so, ich geh jetzt rentnerfernsehen gucken...
und DRÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄNGEL!
glg mabel
OCH NÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖRGEL!!!
was klemmt den nun schon wieder ???
ich bin immer noch zdf-geschädigt, ich brauch was schönes fürs gemüt...
missi, büüüüüüüüüüde!
glg mabel
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