Kapitel 74 - Kribbelt`s ?

Er stand auf und blickte auf den Pool. Die Hände in seinen Hosentaschen vergraben wandte er mir seinen Rücken zu. Gerade, als ich aufstehen wollte um zu ihm zu gehen, drehte er sich wieder um und sagte:
„Aber, ich bin ein schlechter Gastgeber ! Du bist sicher hungrig und ich lass Dich hier vor dem Essen sitzen !“

Er reichte mir Wurst und Brot, tat mir von dem Salat auf, schenkte mir Wein nach und wir begannen, schweigend zu essen. Keine Ahnung, was ich sagen sollte.

„Wer ist eigentlich Rosita ?“

Er begann endlich wieder zu strahlen.

„Rosita kennt mich eigentlich fast schon mein ganzes Leben. Sie ist schon immer da gewesen, auch in New Jersey. Ja, und seit ich hier in LA lebe, betreut sie Haus und Hof. Sie wohnt hier auf dem Gelände in einem Haus und ist immer für mich da. Eigentlich ist sie unsere Köchin gewesen, aber da ich fast nie hier bin, kümmert sie sich um alles. Natürlich schafft sie das nicht ganz alleine, aber in Küche und Haus, vor allem bei meinen persönlichen Dingen lässt sie sich von niemandem dreinreden.“

„Sie ist echt süß !“

„Du magst sie ?“

„Sie gefiel mir auf Anhieb. Sie ist so eine richtige Mamma, wie aus dem Bilderbuch.“

Er lachte.

„Ja, da hast Du recht !“

Ich fragte nicht nach, warum er plötzlich in LA wohnte. Es ging mich eigentlich auch nichts an und da er keine Anstalten machte, mehr darüber zu erzählen, wollte ich nicht weiter in ihn dringen.
Wider Erwarten nahm der Abend eine schöne Wende und wir verstanden uns richtig gut, lachten viel und ich fand in ihm den Jon von München vor meinem Wegrennen wieder.
Charmant, gesellig, aufmerksam, unterhaltsam. Vor allem begann er mit mir zu flirten. Das heißt, er versuchte es bei jeder Gelegenheit, seit wir uns kannten. Aber erst an diesem Abend ließ es zu.

„Was hältst Du von einem nächtlichen Bad ?“

„Ich hab zwar Sommerklamotten eingepackt, aber leider keinen Bikini !“ lehnte ich ab.

„Aber Du hast doch sicher Unterwäsche an ?“

„Ja sicher, aber“….

„Los komm schon !“

Er zog seine Hose und sein Hemd aus und sprang, ich traute mich gar nicht hinzuschauen, ins Wasser. Als er wieder auftauchte, rief er mir unter wildem Plantschen zu:
„Hey, sei kein Frosch und komm !“

Also zog ich mich aus und sprang hinterher.
Wir schwammen eine Weile um die Wette, alberten herum bis wir uns völlig atemlos am Beckenrand festhielten. Ich schnappte immer noch nach Luft, als ich merkte, dass Jon mir gefährlich nahe kam. Das unglaubliche Blau seiner Augen traf mich wie ein Blitz. Sein Lächeln hatte die Sonne eingefangen und strahlte mich an. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen zu flattern.

„Weißt Du, dass Du in diesem Augenblick unglaublich schön bist ?“

Boom ! Ich wich unbewusst zurück.

„Ich geh besser aus dem Wasser, ich friere etwas.“

Ohne seine Antwort abzuwarten, zog ich mich am Rand hoch, stieg aus dem Pool und wickelte mich in ein Handtuch ein. Er tat es mir nach und wir trockneten uns schweigend ab.

„Ich glaube, es ist genug für heute. Ich bin ziemlich müde.“

„Du läufst schon wieder vor mir weg, weißt Du das ? Ein Glas trinken wir noch zusammen, okay ?“ Er sah mich bittend an.

„Also gut !“

Es war wunderschön unter dem sternenübersäten Himmel, in der samtblauen Nacht zu sitzen. Eingewickelt in weiße, flauschige Bademäntel plauderten wir über belanglose Dinge, bis Jon aufstand und mir seine Hand entgegen streckte.

„Lass uns zu Bett gehen.“

„Aber erst räumen wir noch die Sachen hier auf. Wir können sie ja schlecht über Nacht hier stehen lassen.“

Wir schnappten uns das Geschirr und räumten alles ordentlich weg. Die Küche war traumhaft ! Ich bemerkte Jons Blick und sagte:

„Die Küche ist echt ein Traum ! Ich würde hier echt mal gerne kochen !“

„Dann mach`s doch ! Tu Dir keinen Zwang an, Du weißt bestimmt, dass ich deutsches Essen sehr gerne mag ! Wann immer Du willst !“

Wir gingen danach zusammen die Treppe hoch und vor meiner Tür angekommen, blieben wir etwas unschlüssig voreinander stehen.