Dienstag, 30. Dezember 2008

Kapitel 63-64 - She`s a little runaway....

Kapitel 63

Meine innerliche Abwehr baute sich in mir auf. Was glaubte er, wer ich war ? Sah ich so aus, als ob ich so einfach zu haben wäre ?

„Jon, ich bin kein billiges Groupie. Auch wenn es in der Presse vielleicht den Anschein hatte. Glaub mir, ich werde den Rest meines Lebens sicherlich nicht damit verbringen, mich von einem Superstar verarschen zu lassen ! Und nur weil Du berühmt bist und eine Menge Frauen alles tun würden, um mit Dir in die Kiste zu hüpfen, muss das bei mir noch lange nicht der Fall sein. Du glaubst wohl, Du kannst Dir echt alles erlauben ?“

Ich rannte davon und ließ ihn einfach stehen. Völlig verwirrt, schwankend zwischen Fassungslosigkeit und Wut, war ich wieder einmal abgehauen. Wie schon so oft in meinem Leben. Ich spürte einen unbändigen Zorn in mir aufsteigen. Da lernte ich endlich meinen Helden, meinen Superstar, meinen Abgott seit über zwanzig Jahren kennen und was machte dieses Idol auf einem Marmorpodest ? Es wollte mich abschleppen ! Auf die übliche billige Art und Weise, die ich schon immer zutiefst verabscheut hatte. Ich winkte ein Taxi herbei und ließ mich zum nächsten Mietwagen-Verleih bringen. Die Weltstadt mit Herz hatte in dieser Nacht auch ein Herz für mich und der Verleih noch auf. Ich raste durch die Nacht direkt zu mir nach Hause.
Heulend vor Wut warf ich mich auf mein Bett. Die Gedanken spielten Ping Pong in meinem Kopf. War das der Preis, den ich für meinen Erfolg zahlen musste ? Ständig unglücklich zu sein, unterbrochen von ein paar flüchtigen Glücksmomenten ? Langsam verstand ich, warum so viele Stars soffen oder Drogen nahmen. Ein normaler Mensch musste wirklich verdammt stark sein, um diesen Wahnsinn, dieses Wechselbad der Emotionen aushalten zu können.
Am nächsten Morgen wurde ich aus meinen Träumen, es waren sowieso nur Alpträume, gerissen. Irgendetwas piepste. Blinzelnd, da ich von der Sonne geblendet wurde, tastete ich nach meinem Handy.

„Mensch Sandy, wo bist Du denn ?“ rief Tini hektisch in den Hörer.

„Zuhause,“ gab ich zur Antwort.

„Zuhause bei Dir ?“

„Ja.“

„Süße, wir suchen Dich hier überall. Deine Sachen sind noch in Deinem Zimmer und Du bist wie vom Erdboden verschluckt ! Was ist denn bloß wieder geschehen ?“

Ich schüttete ihr mein Herz aus und erzählte ihr von meinem Gespräch mit Jon.

„Ja und genau dieser Jon sucht Dich gerade mit uns ! Er versteht überhaupt nicht, warum Du davon gelaufen bist. Er wollte sich mit Dir nur unterhalten, mit Dir noch ein paar Drinks nehmen und Dich ganz bestimmt nicht in die Kiste kriegen ! Er ist total durcheinander, was er schlimmes angestellt hat und Du einfach abgehauen bist. Außerdem musst Du ziemlich üble Sachen zu ihm gesagt haben.“

„Ja, das habe ich hoffentlich auch ! Anscheinend glaubt jeder in der Szene, dass die liebe Sandy von Nine Lives ganz einfach und glatt abzuschleppen ist. Es kotzt mich so an. Ich habe es satt, ständig auf die Story mit Joe reduziert zu werden.“

„Aber das tut Jon doch nicht ! Er macht sich wirklich Sorgen und Vorwürfe.“

„Untersteht Euch bloß, ihm meine Adresse oder Nummer zu geben !“

„Jetzt mach mal halblang. Nicht jeder Mann ist schlecht oder will Dir nur übel mitspielen.“

„Nicht jeder Mann, aber jeder Rockstar !“

Wütend legte ich auf.
Da es sofort wieder klingelte, schaltete ich kurzerhand aus.
Das durfte doch nicht wahr sein ! Er machte mir ein eindeutiges Angebot und am nächsten Tag war dann plötzlich alles ganz anders. Typisch ! Und dann machte er noch einen auf harmlos und gab vor, mich mit den anderen zu suchen. Es war unglaublich ! Meine Wohnung erdrückte mich, da beschloss ich laufen zu gehen.
Ich lief meine große Runde bis ich vollkommen erschöpft wieder in meiner Wohnung ankam. Endlich war mein Kopf wieder frei geworden. An meiner Einstellung zu den Vorkommnissen hatte sich jedoch nichts geändert. Auf meinem Handy waren verschiedene Anrufe, darunter auch Tom. Ich beschloss, ihn zurück zu rufen.

Kapitel 64

„Was machst Du denn nur für Sachen ?“ fragte er liebevoll.

„Ach Tom, ich konnte einfach nicht anders !“

„Ich weiß. Aber lass uns gleich darüber reden, ich hab noch ungefähr zwei Kilometer zu Dir.“

Ich freute mich total auf ihn. Ich wusste, dass er mich verstehen würde.
Als er ankam, nahm er mich in die Arme und strich mir beruhigend über die Haare.

„Das bringst auch nur Du fertig ! Millionen von Frauen hätten ihm nicht widerstehen können !“ meinte er lächelnd, als er mich los ließ.

„Tom, Du weißt warum. Ich habe einfach eine Allergie gegen solche Angebote. Überhaupt, wenn sie von einem Mann kommen, der glaubt, er könne jede haben. Und die Sache mit Joe hat meine Sinne geschärft. Ich habe zuviel gelitten, als dass ich so etwas noch mal erleben möchte. Joe hat mich fast zugrunde gerichtet, und das will ich nie mehr ! Und nur weil er der Jon Bon Jovi ist, kann er nicht davon ausgehen, dass er jede in`s Bett kriegt. Der ist für mich gestorben !“

Er nickte wortlos. Ich merkte, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte.

„Was ist los ?“ fragte ich.

„Ähm, ich weiß jetzt nicht, wie ich Dir das beibringen soll. Ausgerechnet jetzt und heute. Aber ich muss !“

Mein Herz begann lauter zu schlagen.

„Sag es einfach.“

„Jon organisiert im nächsten Winter einige Konzerte in den USA, in denen die beiden auf die Klimakatastrophe aufmerksam machen wollen. Die Initiative kommt ursprünglich von Al Gore, wie Du weißt.“

Ich unterbrach ihn.

„Du sagst jetzt aber nicht, was ich denke, das Du gleich sagen wirst ?“

„Doch.“

„Oh nein !!!!“

„Oh doch ! Sandy, es ist für Euch eine riesige Chance, in den USA bekannt zu werden. Ich hatte sowieso schon Anfragen, aber da es nur kleinere Sachen waren, habe ich bis jetzt immer abgelehnt. Nur bei diesem Angebot kann ich nicht nein sagen.“

Ich musste mich setzen, da meine Beine zitterten.

„Oh. Mein. Gott.“

„Hey, es wird sicher nicht so schlimm für Dich. Bis dahin ist es noch eine Weile. Außerdem ist es ein ziemlich großes Hotel, in dem Ihr die zwei Wochen Vorbereitung verbringen werdet.“

„Wir machen was ?“ rief ich panisch.

„Das Orga-Komitee will, dass die Bands zwei Wochen vorher anreisen, um an den Info-Veranstaltungen teilnehmen zu können. Sie wollen, dass jeder genau weiß um was es geht, und die Botschaft sozusagen glaubhaft vertreten kann. Es ist eine große Halle für die Proben dabei. Jon will, dass die Konzerte absolut perfekt organisiert sind.“

„Ich brauch jetzt erst mal einen Schnaps !“

In meinem Barschrank musste noch der italienische Kräuterschnaps sein. Mit zitternden Händen schenkte ich zwei großzügige Gläser ein, von denen ich eines Tom reichte.
Na toll. Das waren ja fantastische Neuigkeiten. Aber Tom hatte Recht. Wir hatten eine Chance, in den Staaten Fuß zu fassen. Es war für eine gute Sache und es war noch eine Ecke hin. Schweren Herzens und etliche Schnäpse später stimmte ich zu.
Die Monate vergingen rasend schnell. Bei den Aufnahmen für unser neues Album verbrachten wir so viel Zeit im Studio, dass ich oft nicht mehr wusste, ob es Tag oder Nacht war. Manchmal konnte ich mich nicht erinnern, ob ich bei Tageslicht ins Studio gefahren war oder im Mondschein. Wir brachten unser ganzes Herzblut ein. Durch die schwere Zeit nach der Trennung von Joe war ich äußerst kreativ geworden. Wahrscheinlich, weil ich viel zu verarbeiten hatte. Vielleicht musste man leiden, um wirklich gute Songtexte schreiben zu können. Meine vier Jungs waren jedenfalls begeistert. Wir schaukelten einander hoch und hatten viele gute Ideen. Das einzige, was mich dann und wann aus dem Konzept brachte, war dass sich Joe plötzlich wieder meldete. Ich sah seine Nummer auf dem Display, nahm aber nicht ab.
Ich beschloss bei fremden Nummern überhaupt nicht mehr ranzugehen. Daher machte ich mir auch keine Gedanken über die Nummer, die dann und wann auftauchte. Ich sollte erst Wochen später erfahren, wem sie gehörte.

4 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

Danke, Ihr Süßen ! Es macht echt total viel Spaß, das hier zu veröffentlichen. Vor allem kann ich hier um einiges freier schreiben.....

Es freut mich so sehr, dass Ihr so fleissig mitlest und Euer Feedback ist erste Sahne.....

*malganztiefvorEuchverbeug*

Anonym hat gesagt…

Hallo!

Sandy ist ja wirklich stark, dass sie diesem Mann widersteht. Ich könnte es nicht. *fg* Hauptsache sie hat den anderen endgültig aus ihrem Leben gestrichen.

Missi, ich wünsche dir einen guten Rutsch ins neue Jahr und viele neue Ideen!

LG
Waldhexe

Allen anderen fleißigen Leserinnen wünsche ich auch einen guten Rutsch!

runaway* hat gesagt…

Ach Sandy wird mit der Zeit die Vorzüge eines JBJ zu lieben wissen ;o)

Ich liebe diese Story und kann es gar nicht oft genug sagen. Vor allem wo es jetzt erst richtig interessant wird. Ich bin schon völlig gespannt... :o)

Missi, ich wünsche dir und natürlich auch allen FF-Süchtigen ein gesundes neues Jahr 2009, viel Gesundheit, Erfolg und Zufriedenheit!!!

Wann gehts denn weiter???

Murmele hat gesagt…

so ich hab auch wieder aufgeholt :)


ja ja Sandy wie kann denn Jon mit so einem Angebot auf dich zu kommen???? ich glaube ich hätte da auch die falschen Schlüsse gezogen.... aber von der Bettkante hätte ich unseren Jon auch nicht geschubst..... LOL....

und jetzt hat sie noch Anrufe von unbekannten Nummern auf dem Display???? da geht Frau ja eigentlich nie ans Telefon ;)

Nachträglich schöne Weihnachten und nen gutes neus Jahr an euch alle

knuddel