Sonntag, 7. Dezember 2008

Kapitel 35-36

„Tom, sag mal, waren das heute so viel mehr Journalisten oder meine ich das nur ?“ fragte ich.

„Du täuscht Dich nicht, es waren um einige mehr. Ich hatte so viele Anfragen wie noch nie. Mich wundert das ganze ein bisschen.“

Achselzuckend ging er zu Tini, die noch mit einigen Reportern sprach.
Im Hotel war ein großer Saal reserviert und die Meute behangen mit Fotoapparaten und mit Notizblöcken bewaffnet stürmten ihn. Langsam wurde ich etwas nervös. Ich hatte noch nie vor so vielen Menschen gesprochen. Die Singerei war doch etwas völlig anderes.
Wir setzten uns hinter die Schildchen mit unseren Namen und die Fragerei und Blitzerei begann. Die üblichen Fragen kamen wie „Wie lange seid Ihr schon zusammen ?“, „War das schon immer Euer Traum ?“ „Wie kommt Ihr mit dem Ruhm zurecht ?“ „Wie verkraftet Ihr die Tour ?“…..
In der vorderen Reihe stand dann ein Reporter auf um zu fragen:

„Wie kommt Ihr mit den Leuten von Aerosmith klar ?“

Ich musste lächeln und antwortete ihm:

„Sehr gut, wir freuen uns natürlich sehr, dass eine solche Superband uns die Chance gibt, als Vorgruppe bei ihnen aufzutreten. Es ist für uns eine große Ehre, da wir alle fünf schon lange Fans von Aerosmith sind.“

Der Reporter, der eben fragte stand immer noch und dann kam es:

„Wie man hört, bist Du liebe Sandy, ein besonders großer Fan von Joe Perry. Man hatte in Barcelona sehr oft Gelegenheit, euch beide zu beobachten.“

Mir wurde schwindelig, mein Herz raste und mir schlotterten plötzlich die Knie. Auf das war ich nun ganz und gar nicht vorbereitet. Hilfe suchend schaute ich mich nach Tom um. Er gab mir irgendwelche Zeichen, die wohl zu bedeuten hatten, ich solle das ganze abwiegeln.
Ich versuchte zu kontern:

„Mein lieber Reporter, dürfen Freunde und Kollegen nicht miteinander essen gehen ?“

Die Meute begann zu lachen, jedoch drängelte sich eine Blondine vor, die dann wissen wollte:

„Aber Freunde und Kollegen küssen sich wohl nicht so intensiv, wie das in Barcelona fotografiert werden konnte ?“

Tom trat nun endlich vor und sagte mit seiner sonoren Stimme:

„Ich für meinen Teil küsse auch meine Freunde und Kollegen. Selbst wenn an diesem Gerücht etwas dran sein sollte, betrifft das doch wohl eher die Privatsphäre der zwei Personen. Ich glaube, für heute ist es dann genug, wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit. Die Band steht Ihnen noch ein paar Minuten für Fotos zur Verfügung.“

Wir posten noch ein bisschen für die Fotografen und verließen dann gemeinsam den Saal.

„Was war das denn ? Weißt Du was von Fotos, die Euch beide kompromittieren könnten ?“ fragte Tini.

Ich überlegte fieberhaft, aber mir fiel keine Gelegenheit ein, bei der Joe und ich von Fotografen belästigt worden waren. Wir wurden nicht einmal von irgendwelchen Fans angesprochen und Blitzlicht-Gewitter hatte ich überhaupt keines bemerkt.
Tom kam dazu und meinte:

„Wir müssen das so schnell wie möglich klären, mit Joe am besten. Wir müssen auf die nächsten Angriffe der Meute vorbereitet sein. Weißt Du, wo er ist ?“

„Ich denke, er wird noch beim Sound-Check sein.“

„Himmel !“ stöhnte Tom, „ruf ihn bitte sofort an und erklär ihm die Situation. Ich will nicht, dass er genauso rein läuft wie Du.“

Ich grabbelte in meiner Handtasche nach meinem Handy. Er meldete sich glücklicherweise sofort. Ich erzählte ihm alles, er lachte laut auf und sagte:

„Zu spät ! Ich wurde dasselbe bereits schon gefragt.“

Ungeduldig fragte ich ihn:

„Was hast du geantwortet ?“

„Na, das es stimmt ! Natürlich habe ich Dich geküsst, wer könnte bei so einer Frau widerstehen ? Allerdings habe ich dem Journalisten gesagt, ich hätte die Küsse mit Waffengewalt bei Dir geklaut.“

„Joe ! Du hast es zugegeben ?“

„Natürlich ! Sandy, reg Dich nicht auf, die Schreiberlinge machen doch sowieso was sie wollen. Wir kommen jetzt bald zurück. Dan hat ein gemeinsames Abendessen für uns alle vorbereiten lassen, dann können wir reden, okay ?“

„Okay, bis gleich.“

Tini trippelte unweit von mir von einem Bein auf das andere und auch Tom schaute mich ziemlich nervös an. Ich musste trotz allem grinsen.

„Was hat er gesagt ?“

Ich berichtete den beiden von dem Telefonat. Tom atmete auf.

„Vielleicht ist es so das Beste, wenn man ihnen ein paar Brocken hinwirft, die sie allerdings nicht ganz für bare Münze nehmen können. Abwarten, bis zum Essen.“

„Kannst Du Dich daran erinnern, dass Ihr irgendwo fotografiert wurdet ?“

„Tini, Du warst doch beim Shopping dabei ! Hast Du vielleicht jemanden bemerkt ? Außerdem haben wir da nicht öffentlich miteinander geknutscht.“

„Aber, Ihr wart doch gestern Abend essen, war da vielleicht jemand ?“

„Nein, im Restaurant habe ich ihn zwar geküsst, aber wir waren total versteckt vor den anderen Gästen gesessen. Und später, als wir auf den Fahrer warteten, haben wir zwar geknutscht aber dort war es stockfinster. Ein Blitzlicht hätten wir sicherlich bemerkt.“

„Du weißt aber schon, dass die meisten Paparazzi heutzutage auch über Wärme- und Nachtsichtkameras verfügen ?“ gab Tom zu bedenken.

Mir wurde nun wieder schlecht. Oh mein Gott ! Was, wenn uns wirklich jemand vor dem Restaurant gesehen hat ? Wo war eigentlich Joe ? Wo blieb er so lange ?
Ich ging mit den anderen hinunter in die hoteleigene Trattoria, wo in einem Nebenraum ein Tisch für uns reserviert war. Eigentlich war mir der Appetit vergangen.
Die Bedienung fragte nach unseren Getränkewünschen und ich bestellte mir erst einmal einen eisgekühlten Grappa. Diesen stürzte ich sofort nach Erhalt hinunter und bedeutete ihr, sie solle mir noch einen bringen.

„Sich betrinken, macht jetzt auch nichts wieder wett“, murmelte Jimmy neben mir.

„Wett nicht, aber es macht es leichter.“

Aerosmith trafen ein und Joe setzte sich neben mich.

„Na Schatz, hast Du Dich von dem Schrecken erholt ? "

Er nahm mich in seine Arme. Ich schaute zu ihm auf und war unendlich froh, dass er endlich da war.

„Wir werden morgen früh sehen, was sie sich aus den Fingern gesogen haben.“

„Joe, wie kannst Du das so leicht nehmen ? Du bist verheiratet, hast Du das vergessen ? Was wird Deine Frau dazu sagen ?“

„Erstens glaube ich kaum, dass sie davon überhaupt Notiz nimmt und selbst wenn, ist es ihr wahrscheinlich sowieso egal.“

„Egal ? Wie kann ihr egal sein, wenn ihr Mann mit einer anderen Frau fotografiert wird und das ganze in der Zeitung erscheint ?“

„Sandy, bleib mal cool. Sie hat ihre Pferde im Kopf, sie denkt höchstens noch daran, wie das ganze finanziert wird. Jetzt mach Dir keine Gedanken, ich bin ja bei Dir.“

Tom kam mit Dan an unseren Platz herüber. Tom beruhigte mich, dass Dan das ganze erwartet hätte. Er hätte allerdings darauf getippt, die Paparazzi Steven und mir eine Affäre angedichtet hätten. Dan meinte, es wäre wahrscheinlich morgen in den Tageszeitungen und dann würde es abflachen. Ich war etwas beruhigt und nun auch in der Lage, mich meiner Pasta zu widmen.
Stefan und Marc funktionierten die Theke der Trattoria zu einem DJ-Pult um und die beiden legten ziemlich gute Musik auf. Die Stimmung stieg und wir fingen an zu tanzen. Ich beobachtete Joe, wie er mit Dan und Tom sprach, konnte allerdings nicht herausfinden, um was es ging. Ich bemerkte nur die Blicke, die Joe mir immer wieder zuwarf.
In den frühen Morgenstunden fielen wir in unser Bett. Joe zog mich an sich und streichelte gedankenverloren meinen Arm.

„Ich hab richtig Angst vor morgen früh, wenn die Zeitungen erscheinen. Und ich möchte wirklich wissen, wo und wann uns jemand erwischt hat.“

„Hoffentlich sind die Fotos wenigstens scharf geworden.“

„Joe !“

Er grinste mich an und zog mich wieder zu sich hinunter.

„Wenn ich mich in den letzten Jahrzehnten jedes Mal so über Journalisten, oder über den Mist, den sie verbreiten, aufgeregt hätte, wäre ich heute wahrscheinlich nicht mehr am Leben.“

„Ja aber genau um Dich geht es doch, Joe ! Du bist verheiratet, ich bin ungebunden.“

„Babe, lass uns schlafen, ändern können wir jetzt sowieso nichts mehr.“

Ich lauschte seinem ruhigen Atem und irgendwann schlief ich dann endlich auch ein.

1 Kommentar:

Murmele hat gesagt…

na der Joe ist aber sorglos.... Er sollte sich vielleicht mal in Sandys Situation rein versetzten

Ich kann mir Vorstellen dass die Presse da schon einen rießigen Wirbel drum macht, gerade weil Nine Lives noch eine unbekannte Band ist und jetzt machen sie Schlagzeilen weil die Sängerin mit Joe Perry anbandelt..... Das kann ja auch nur ein Werbegag sein....

WIR wissen es zwar besser aber die Presse nicht, die macht aus ner Mücke einen Elefanten.... LOL.....