Freitag, 12. Dezember 2008

Kapitel 42-43 - Zuhause

Anscheinend war ich doch irgendwann eingeschlafen. Ich erwachte vom Wasserrauschen, das aus dem Badezimmer drang. Ich hüpfte schnell aus dem Bett, aber zu meiner Enttäuschung war Joe bereits aus der Dusche und trocknete sich gerade ab.

„Guten Morgen mein Schatz !“

„Guten Morgen ! Na, hast Du wenigstens noch ein paar Minuten geschlafen ?“ fragte er mich lächelnd.

"Na ja, richtig fit bin ich heute nicht."

„Ich schlage vor, wir bleiben heute hier, und genießen unsere noch verbleibende Zeit. Was hältst Du davon ?“

„Wollen wir nicht ein bisschen durch die Stadt streifen ? Irgendwo gemütlich frühstücken, shoppen, ein Museum ?“

„Ich würde Dich heute lieber für mich alleine genießen. Ich will keine Zeit verschwenden. Nachher rennen uns wieder die Journalisten hinterher. Okay ?“

Bittend sah er mich an.
Ich musste lachen und umarmte ihn wieder. Zufrieden lächelte er mich an und wir küssten uns.

„Wann geht Dein Flieger ?“

„Um sechs heute Abend“, antwortete ich.

„Wir fliegen um acht. Dann fahren wir gemeinsam zum Flughafen, okay ?“

„Ja, ich denke, der ganze Laden fährt so um die Zeit. Es ist so auch einfacher mit dem ganzen Gepäck.“

Er sah auf die Uhr und ich bemerkte, wie er die Stunden zählte.

„Joe lass das !“

Lachend ging ich auf ihn zu. Er lachte nun ebenfalls und schob mich aus dem Bad. Küssend sanken wir auf unser Bett.

Wir verbrachten den restlichen Tag komplett in unserer Suite. Eigentlich verbrachten wir den Tag in unserem Bett, denn wir aßen sogar dort. Mittags begannen wir, unser Zeug einzupacken. Wir telefonierten beide noch, um die letzten Sachen zu regeln. Dann war es Zeit zu gehen. Mir wurde flau im Magen. Schweigend gingen wir zu den Aufzügen, fuhren hinunter und trafen uns mit den anderen in der Lobby. Ich setzte irgendwann meine Sonnenbrille auf, obwohl es wieder begonnen hatte, zu regnen. Ich konnte nicht mehr unterscheiden, ob es Regentropfen waren, oder meine Tränen. Joe schwieg ebenfalls. Steven bemerkte die trübe Stimmung und begann, seine üblichen Witze zu reißen.
Als es für mich Zeit war, zu gehen, nahm ich Joe beiseite.

„Baby, lass es uns kurz machen. Ich ertrage einen langen Abschied einfach nicht. Ist das für Dich okay ?“

Er sah mich an und antwortete:

„Ja, Schatz, das ist okay.“

Wir umarmten uns und küssten uns ein letztes Mal. Wir alle verabschiedeten uns voneinander, Nine Lives von Aerosmith, und gingen unserer Wege. Am Ausgang drehte ich mich noch einmal zu Joe um. Er sah mir unbewegt nach.
Der Flug verlief ruhig, und trotz allem Herzschmerz und Liebeskummer, den ich in mir spürte, freute ich mich auf zu Hause, auf meine Eltern und meine Freunde. Es war ja nicht mehr lange, von Wien bis nach München war es mit dem Flieger nur ein Katzensprung.
Irgendwie war ich auch froh, den ganzen Trubel hinter mir zu lassen. Wir waren die letzten Monate ständig zusammen gewesen, meine Jungs und ich. Und dann kam die Geschichte mit Tom, dann die mit Joe. Es war Zeit für mich, mal wieder 24 Stunden Sandy allein zu Haus zu sein. Zu Hause angekommen, wollte ich mich schnell verabschieden, doch Tini kam zu mir und fragte:

„Soll ich mit zu Dir kommen ? Du willst jetzt doch sicher nicht alleine sein ?“

„Doch Tini, ich will genau jetzt ganz alleine sein. Sei mir nicht böse, aber ich brauche das. Ich muss das alles endlich verarbeiten und auch begreifen.“

Wir nahmen uns in die Arme und ich ging zu meiner Haustüre.
Ruhe, endlich Ruhe. Ich ließ mein Gepäck einfach stehen, es war sowieso nur ein Koffer. Der Rest würde morgen nachgeliefert werden. Meine Wohnung kam mir fremd vor und klein, obwohl sie das nicht war. Ich hatte schließlich wunderbare 160 qm für mich alleine, die zudem noch schön eingerichtet waren. Ich griff nach meinem Handy, weil ich Joe eine SMS schicken wollte. Ich sah auf dem Display, dass ich bereits eine von ihm erhalten hatte.

„Babe, Du fehlst mir schon jetzt. Es ist f*****g* langweilig hier im Flieger.“

Ich musste lächeln. Mann, wie sollte ich das nur drei Wochen aushalten ? Ich hatte immer noch seinen Geruch in der Nase. Hundemüde wie ich war, zwang ich mich, meine Klamotten auszuziehen, mir noch ein Wasser aus dem Kühlschrank zu holen. Mit einem Seitenblick stellte ich fest, dass meine Eltern für mich eingekauft und die Wohnung auf Vordermann gebracht hatten. Ich ging schnurstracks ins Bett und schlief auf der Stelle ein.
Mein Handy piepste und schlaftrunken nahm ich ab.

Kapitel 43

„Hi Babe, was machst Du ?“

„Bis gerade eben ? Schlafen.“

„Wir haben einen Zwischenstopp, haben gerade gegessen. Ich bin kurz raus, um Dich anzurufen. Ich wollte Deine Stimme hören.“

„Hey, Du bist so süß Joe ! Ich vermisse Dich.“

„Ich Dich auch. Mir graut vor heute Nacht, so ohne Dich ! Aber ich will Dich nicht stören, schlaf schön weiter und träum was schönes. Gute Nacht !“

„Gute Nacht, Joe, träum auch schön !“

Ich schickte einen Kuss hinterher und legte müde auf.
Das Handy fand ich am nächsten Morgen unter meinem Hintern. Ich war kaum wach, als es wieder piepste. Er hatte mir eine SMS geschickt.

„Ich liebe Dich, ich kann an nichts anderes denken, als an den Tag, an dem wir uns wieder sehen. Du fehlst mir schrecklich.“

Eine Weile blieb ich noch wach liegen, und dachte über alles nach. Die letzten Monate waren einfach heavy gewesen. Für mich. Ich quälte mich aus dem Bett und ging in die Küche, um mir einen Kaffee zu machen. Den Cappuccino in der Hand, trat ich hinaus auf meine Dachterrasse. Toll, Regen ! Die letzten Wochen hatte ich fast ausschließlich in mediterranem Klima verbracht, und zurück im kalten Deutschland gefiel mir das Wetter nun überhaupt nicht. Es passte absolut zu meiner Stimmung. Ich hatte eine ausgewachsene Tour-Depression. Ab zu meinen Eltern ! Ich zog mich an und fuhr mit meinem Rad zu ihnen, es war ja nicht weit.
Meine Mam riss die Tür auf und schloss mich überglücklich in meine Arme. Mein Dad war da etwas zurückhaltender, es war einfach seine Art. Er wollte dafür alles genau erfahren, was mir die letzten Wochen passiert war. Ich erzählte ihnen alles, natürlich nicht jede pikante Einzelheit. Staunend hörten sie mir zu. Sie hatten ja die letzte Zeit nur die Zeitung und ab und zu kleine Ausschnitte im Fernsehen gehabt. Die wenigen Telefonate zwischen uns waren auch nicht wirklich ausreichend gewesen.

„Liebt er Dich ?“ fragte mein Vater unvermittelt.

Ich sah ihn an und bevor ich antworten konnte, sagte meine Mutter:

„Ich finde immer noch, er hat etwas an sich, dass Dir schaden wird.“

„Mam !“ rief ich empört aus.

Mir fiel ein, dass sie schon immer Vorahnungen hatte, die wir zwar nicht genau deuten konnten. Aber auf ihr schlechtes Gefühl konnten wir uns immer verlassen. Mir wurde unbehaglich.

„Liebes, ich will Dir sicher nicht in Dein Leben reinreden, aber ich habe die Fotos genau angesehen und ich habe die Berichte im Fernsehen verfolgt. Ich habe einfach ein schlechtes Gefühl, wenn ich Dich mit ihm sehe.“

„Mam, Du hast doch nur die eindeutigen Fotos im Kopf, die uns nachts gezeigt haben. Und Du reimst Dir sicherlich etwas zusammen.“

„Nein, ich habe auch die Bilder von Eurem Ausflug in Wien gesehen, und es waren welche dabei, in denen er genau in die Kamera geschaut hat. Mir gefällt sein Blick nicht und mir gefällt auch nicht, wie besitz ergreifend er wirkt.“

„Mam, Du bist es nur nicht gewohnt, mich mit einem fremden Mann in den Medien zu sehen.“

Mein Dad warf ein, dass das sicher auch eine Rolle spielen könnte.

„Aber ich will jetzt auch was von den Konzerten erfahren, wie war das so in den großen Stadien ?“

Ich begann, weiter von unseren Konzerten, den Hotels, den tollen Essen, einfach vom ganzen Drumherum zu berichten. Ich wurde dann jedoch ziemlich schnell wieder müde und merkte, wie ausgelaugt ich in Wirklichkeit war. Beim Verabschieden versprach ich den beiden, in den nächsten Tagen oft vorbeizuschauen. Ich fuhr wieder heim und nahm mir vor, am nächsten Tag etwas für meinen Körper und meine Seele zu tun. In meiner Wohnung angekommen, legte ich mich auf mein Sofa und schaltete den Fernseher ein.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

...da siehst man es mal wieder. Die Mütter haben immer eine Vorahnung....
Sie hat schon recht. Er ist sehr besitzergreifend.

Und Jetzt hat er zu ersten die 3 Worte rüber gebracht, aber nur per SMS....Man dieser Kerl fängt echt langsam an zu nerven....

Hoffentlich macht Sandy den Fernseher an und sieht in irgend einem VIP Bericht wie Joe landet und ne andere küßt... ich meine das wär doch mal was.

Bis bald
GLG Sam

Murmele hat gesagt…

BOAHHHHHHHH

Mensch wieso denn nur per SMS????
Das ist ja fast so wie per SMS schluss machen.....

wie ein Kindergarten......

Tja und Mamas und ihre Vorahnungen, wenn sie denn da mal nicht recht haben wird...

Sandy pass ein bissel mit Joe auf, wenn deine Ma mit solchen Vorahnungen immer Recht hat, dann kann die ein böses Ende blühen ;)

runaway* hat gesagt…

Hör auf die Mama, sie hat bestimmt recht! ;o)