Dienstag, 9. Dezember 2008

Kapitel 39-40

Wir waren kaum mit unserem Frühstück fertig, als der ganz normale Wahnsinn wieder begann. Sachen zusammen suchen, Gitarren verpacken, den ganzen Krempel einladen, die Fahrt zum Flughafen. Es ging weiter nach Wien. Dort waren wir dann wenigstens vier Tage am Stück, da wir eine Show in Wien und eine in Linz spielten.
Im Wagen drückte mir Steven dann die neuesten Zeitungen in die Hand. Da ich kein Italienisch konnte, sah ich mir nur die Bilder an.
Wie erwartet, hatten sie Bilder von mir beim Joggen gedruckt. Tom lobte mich für mein freundliches Lächeln und mein Winken.

„Genau so musst Du mit Ihnen umgehen. Je freundlicher Du ihnen gegenüber bist, umso weniger werden sie Dich angreifen.“

In Wien angekommen bezogen wir rasch unsere Zimmer, da wir gleich weiter zur Pressekonferenz mussten. Tom und Dan hatten aus strategischen Gründen noch ein Interview mit Joe und mir organisiert. Sie wollten Endless Love als nächste Single promoten, Nine Lives featuring Joe Perry.
Ja und da saßen wir nun. Die neue Single war nur oberflächlich das Thema. Hintergründig kamen natürlich die Fragen nach unserem Privatleben. Irgendwann wurde Joe die versteckte Fragerei zu blöd und er sagte eiskalt:

„Jetzt mal Klartext. Ja, wir sind zusammen und total ineinander verknallt. Ich glaube, es gibt auf der ganzen Welt kein Argument, das dagegen sprechen kann. Eigentlich sind wir hier, um über unseren neuen Song zu sprechen, aber das sehen wohl nur einige so. Darum werden wir auf der Stelle abbrechen. Und es ist mir auch vollkommen egal, was Ihr morgen schreibt.“

Er stand auf, nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Raum.

„Puh, was war das denn ?“ fragte ich ihn.

„Ich hatte die hinterhältige Fragerei von denen echt satt. Und ich vergeude ganz sicher nicht unsere knappe Zeit, die wir zusammen haben, mit diesen Pressefuzzis wegen so einem Blödsinn. Komm, lass uns in die Stadt und irgendwo was trinken gehen.“

Ich nickte und ließ mich von ihm weiterziehen. Wir rannten die Treppen hinunter und winkten ein Taxi herbei. Wie zwei verliebte Teenager streiften wir durch die Stadt, bummelten durch die Geschäfte, tranken in einem alten Kaffeehaus Kaffee und landeten schließlich in einer Galerie. Joe interessierte sich sehr für ein postmodernes Gemälde, das in sehr kräftigen Farben gehalten war. Kunstbegabt wie ich (nicht) war, ließ ich mir von ihm erklären, was es darstellte. Es sollte die die Verbrechen der Menschen gegen die Natur zeigen. Er konnte sich fast nicht davon lösen. Da kam mir eine Idee.
Wir fuhren zurück zum Hotel. Auf der Fahrt sagte Joe:

„Hast Du gemerkt, dass wir bei unserem kleinen Ausflug nicht ungestört waren ?“

„Ja natürlich, ist mir aber eigentlich egal. Ich hab denen sogar ein paar Mal zugezwinkert. Und wenn ich ehrlich bin, war es mir gerade recht, dass sie uns mal wieder beim Knutschen erwischt haben.“

Joe lachte laut auf.

„Ach, deswegen hast Du vorhin nicht aufgehört ?“

„Genau,“ lachte ich zurück.

Im Hotel angekommen, wurden wir bereits von Tom und Dan erwartet.

„Wieso seid Ihr vorhin abgehauen ?“ fragte Tom empört. „Das könnt Ihr einfach nicht bringen ! Es ging schließlich um die neue Single und Du brichst das ganze einfach ab ?“

„Ich bin jetzt solange im Geschäft, ich lass mich nicht von so ein paar Schreiberlingen nur auf mein Privatleben reduzieren. Und von wegen, es ging um die neue Single !“

Joe wurde wütend.

Dan mischte sich nun ein.

„Stattdessen habt Ihr ihnen wahrscheinlich wieder neues Futter gegeben ? Wo wart Ihr eigentlich ?“

„In der Stadt. Wir wollten alleine sein. Ich hab außerdem auch keinen Bock, dass ab jetzt immer nur unsere Beziehung im Rampenlicht steht, statt unsere Musik,“ sagte ich.

Wir drehten uns beide um und verschwanden Richtung Zimmer.

„Hey, ich hätte echt nicht gedacht, dass unser Ding so für Furore sorgt !“ sagte Joe nachdenklich.

„Ich allerdings auch nicht !“

„Wenn Du es gewusst hättest, hättest Du Dich gegen mich entschieden ?“

„Sag mal, spinnst Du ? Das kannst Du wohl nicht im Ernst glauben ? Du weißt doch mittlererweile auch, dass ich mein Herz nicht jedem zu Füssen lege.“

Mit dem schlechten Gewissen im Gesicht kam er auf mich zu und flüsterte:

„Lange genug darauf warten musste ich !“

Kapitel 40

Er nahm mich in seine starken Arme und wir standen minutenlang eng umschlungen da, ohne ein Wort zu sagen.
An diesem Abend gingen wir nicht zu den anderen in die Hotel-Bar, sondern blieben auf unserem Zimmer. Ich brauchte einfach ein wenig Ruhe und Abstand von dem ganzen Trubel und wollte ein wenig Kraft für den kommenden Tag tanken. Schließlich hatten wir morgen Abend noch zu arbeiten und so langsam war ich dann doch auch ein wenig ausgelaugt. Ich nahm mir fest vor, am nächsten Morgen früh aufzustehen und lange zum Joggen zu gehen.
Joe wollte in den Fitness-Raum im Hotel gehen.
Als mir die frische Luft um die Nase wehte, konnte ich dies leider nicht lange ungestört genießen. Ich hatte mich zwar mit Base Cap und Sonnenbrille getarnt, aber sie hatten mich trotzdem erkannt und versuchten, mich zu verfolgen. Leider klappte das dann nicht, da sie in Angst um ihre Ausrüstung nicht ganz so schnell waren. Ich hatte sie relativ zeitig abgehängt und endlich meine Ruhe. Der Lauf tat mir gut und ich kam, ohne weiter belästigt zu werden, wieder ins Hotel. Dort standen sie allerdings wieder vor dem Eingang und ein wahres Blitzlichtgewitter brach über mich herein. Sie riefen wie irre immer wieder meinen Namen. „Sandy, mach dies, Sandy sag uns das“. Ich fühlte mich ziemlich unwohl, da der Ansturm auf uns anscheinend immer heftiger wurde. Doch, was sollten wir dagegen tun ?
Joe kam gerade von seinem Training zurück und wir beschlossen, nach dem Duschen mit den anderen zu frühstücken.
Es wurde ziemlich lustig an diesem Morgen, da Steven offensichtlich beschlossen hatte, alle Zeitungsartikel vorzulesen und die Bilder in den allerbuntesten Farben für uns zu beschreiben. So langsam wurde ich dem Thema gegenüber lockerer und konnte herzlich mitlachen. Er rannte um den Tisch herum und zeigte jedem die Zeitungen, ob er sie sehen wollte oder nicht. Joe frotzelte ihn an, er wäre doch nur neidisch, weil er jede Nacht alleine verbringen müsste. Steven gab zurück, dass nur weil er bei bestimmten Dingen nicht so laut wäre wie wir, trotzdem seinen Spaß hätte. Er drehte sich zu einer Bedienung um, die gerade mit frischem Kaffee kam, bog sie nach hinten und knutschte sie dermaßen ab, dass wir schon beim Zuschauen atemlos wurden. Anscheinend gefiel es ihr aber, da der Kuss dauerte und dauerte und dauerte….
Aufgedreht verließen wir gemeinsam das Hotel, um ins Stadion zu fahren zu unserem Sound-Check. Der lief dann im Vergleich zum Circus Maximus doch sehr rasch ab und ich hatte endlich mal wieder Zeit, mich ins leere Stadion zu verkrümeln und vor dem Gig etwas für mich zu sein. Nach einer Weile bemerkte ich Joe hinter mir, der sich hinter mich auf die Steinstufe setzte und die Arme um mich schlang. Er angelte nach meiner Zigaretten-Schachtel und zündete sich eine an. Schweigend rauchten wir zusammen. Ich genoss es sehr, an ihn gekuschelt da zu sitzen. Dann und wann zog er mich wieder fester an sich oder streichelte meine Arme.
Nach einer unendlich langen Zeit flüsterte er in mein Ohr:

„Babe, es ist Zeit zu gehen. Die ersten Fans werden eingelassen.“

Wir erhoben uns und gingen zu unseren Garderoben zurück, wo das übliche Durcheinander und Gerenne herrschte.
Wir machten uns fertig. Joe küsste mich und wünschte mir viel Glück für den Auftritt. Zum Schluss unseres Programms machten wir vor der Zugabe unsere Pause. Das Publikum rief lautstark nach Endless Love. Wir gingen zurück, ich setzte mich auf meinen Barhocker am vorderen Ende der Bühne und wartete auf Joe. Seine Akkorde erklangen und ich drehte mich zu ihm um und sang ihn an. Ich legte all mein Gefühl in meinen Gesang. Er schaute immer wieder von seinem Spiel auf und sah mich mit seinen dunklen, tiefgründigen Augen an. Ich wurde von meinen Gefühlen übermannt, die Tränen liefen mir über meine Wangen. Joe war etwas überrascht und sah fragend zu mir. Als Endless Love zu Ende war, kam er zu mir und gab mir einen langen Kuss. Das Publikum johlte. Ich ging nicht wie sonst gleich von der Bühne. Wir standen eng umschlungen da, bis sich Joe von mir löste und mich anlächelte. Als ob ich mich nicht von ihm trennen konnte, drehte ich mich Gehen nochmals um. Wir gingen aufeinander zu und küssten uns nochmals. Das Stadion war zu einem Hexenkessel geworden. Hinter der Bühne begann ich vor lauter Glück hemmungslos zu Weinen. Tini kam zu mir und nahm mich wortlos in ihre Arme.

„Süße, geht`s wieder ?“

„Ja,“ schniefte ich.

„Komm, ich hol Dir was Starkes zu trinken, Du bist ja völlig durch den Wind !“

Dankbar nickte ich.
Stefan setzte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schulter.

„Das war ja jetzt echt der Hammer ! Ich glaube, jeder im Stadion hat gemerkt, dass das keine Show, sondern die Wirklichkeit war. Ihr seid ganz schön verliebt !“

„Oh Mann, Stefan ! Ich kann dir gar nicht sagen wie ! Ich kann es nicht fassen, ich bin unendlich glücklich mit diesem Typen.“

„Ich freu mich für Dich ! Eigentlich für Euch beide !“

Tom kam an und lächelte mich an.

„Super ! Die Zeitungen haben dann auch morgen wieder was über Euch zu schreiben. Aber dieses Mal werden es sehr romantische Berichte sein.“

Das war mir eigentlich egal, ich wollte in diesem Moment nur, dass Aerosmith mit Ihrer Show fertig waren und ich bei Joe sein konnte.
Den Abend verbrachten wir zusammen mit Essen, Trinken und Lachen. Stefan und Jimmy legten Musik auf und wir tanzten ausgelassen. Steven hatte sich die Bedienung vom Morgen angelacht, und sie hing den ganzen Abend an ihm.
Ich hing allerdings auch fast den ganzen Abend an Joe. Mir fiel auf, dass, sobald ich von ihm wegging, mir etwas zu trinken holte oder auf die Toilette ging, er sofort mit seinen Blicken nach mir suchte. Ich ging eine Weile zu meinen Jungs, um mich mit ihnen zu unterhalten. Dabei bemerkte ich, dass mich Joe nicht aus den Augen ließ. Später ging ich auf die angrenzende Terrasse, um etwas frische Luft zu schnappen. Kurz darauf hörte ich, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Ich drehte mich um und sah, wie Joe aus dem Dunkeln auftauchte.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wow, heute hab ich mal Glück und darf als erstes Kommentieren...

Also.....
die beiden sind echt süss. Aber hat er Ihr schonmal direkt gesagt das er sie liebt... ich glaube nein... Sandy paß bloß auf......

Und dann scheint er sich zu einer Klette zu entwickeln***. Da frag ich mich, kann er ohne sie nicht sein oder will er sich nur kontrollieren ????

Fragen, fragen, fragen... freu mich auf morgen, denn da gehts doch bestimmt weiter....

GLG Sam

Anonym hat gesagt…

ich nochmal...
soll natürlich heißen ".. will er sie nur kontrollieren."

(vorm veröffentlichen den Kommentar nochmal zu lesen sollte hilfreich sein..augenroll*und *grins.)

Sam

Murmele hat gesagt…

naja ist ja schon ganz süß und romantisch..... aber......
JOE?????????
neeeeeeeee ich glaub der sollte Sandy echt mal sagen dass er sie liebt und sich nicht tot schweigen.... immer nur romantische Gesten helfen da auch nicht....

tz tz muss mich ja schwer wundern wie bescheuert die Presse-Fuzzies sind.... aber dagegen kann man ja nix machen, da finde ich Joes Reaktion echt cool, vor allem das sie in der Öffentlichkeit VOR der Presse knutschen und turteln....

@Missi:
wie meine Ma ist propper und ihre bessere Hälfte auch???? das heißt aber trotzdem nicht dass ich mir den Sex vorstellen will... ne ne Eltern sind Neutrums und da stell ich mir das nicht vor....
und außerdem............. nur weil ich Muskelkater hab..... ahhhhhhhhhhh ich bin ja schon ruhig.......

*istjetztruhigundweg*

Mabel hat gesagt…

was heißt hier "CONTENANCE" UND "istjetztruhigundweg" WARUM HÖRT IHR FF-SCHREIBERINNEN IMMER AN DEN INTERESSANTEN STELLEN AUF???
es ist ja nicht meine mum(die ist ein neutrum!!!) und bevor hier die interessanten männer auftauchen, können wir ja über die ursachen von muskelkater reden...*sehrfrechgrins* glg mabel

runaway* hat gesagt…

Ich sitze hier gemütlich vor dem Läppi mit schönem Kaminfeuer und nem leckeren Cosmo. Ich genieße die weihnachtliche Ruhe und das Glück diese Tage ganz allein (mit meinem Mann) und ohne die nervigen und stressigen Verwandten zu verbringen.

Ach ist das schön... *grins*


Also ich muss ja mal sagen, dass mich es ziemlich nerven würde, wenn jeder meiner Schritte beobachtet wird. Wie kann Joe nur so anhänglich sein?

Ich hoffe, Sandy wird bald wieder aus der Verliebtheit aufwachen und merken, dass das so nicht gut ist...