Kapitel 33-34

Oh verflucht, ich hatte total vergessen, dass wir heute nach Rom weiterreisen würden. Morgen spielten wir dort im Circus Maximus !
In mir brach die pure Hektik aus.

„Wie spät ist es ? Ich muss hier noch alles zusammenpacken !“

„Keine Panik, es ist jetzt halb zehn und wir fahren ja erst um vier zum Flughafen.“

Okay, ruhig bleiben, wach werden. Ich war mal wieder total verpeilt. Am besten machte ich mich zuerst auf den Weg Richtung Badezimmer.
Wir frühstückten gemeinsam und Joe verabschiedete sich, da er seine Sachen auch noch packen musste und die Verladung seiner Gitarren überwachen wollte. Als ich alles zusammen gerafft hatte, schaute ich mich ein wenig wehmütig im Zimmer um. Ich hing noch etwas meinen Gedanken nach, als mein Handy klingelte. Stefan erkundigte sich, ob ich noch leben würde und sagte mir, er würde mich gleich abholen. Ich war froh, als er wenige Minuten später erschien und wir das Hotel Richtung Flughafen verließen. Meine Jungs erzählten mir was sie in den letzten Tagen so getrieben hatten und plapperten fröhlich durcheinander. Am Flughafen angekommen, trafen wir in der VIP-Lounge auf Aerosmith und Steven nahm mich zur Seite.

„Sag mal, Darling, was hast Du mit Joe gemacht ? Er ist völlig ausgewechselt. So gelöst habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.“

„Ich glaube, wir beide haben uns ineinander verliebt. Ich bin total glücklich !“

Steven wollte noch etwas sagen, als ich Tini und Tom in den Raum kommen sah. Sie kamen auf uns zu und Tom nahm mich in die Arme.

„Hallo Sandy, ich freu mich, Dich zu sehen. Du siehst gut aus, wie geht`s Dir ?“

Ich stellte fest, dass mir das Zusammentreffen überhaupt nicht unangenehm war und antwortete ihm, dass es mir gut gehe und ich mich ebenfalls freuen würde, ihn zu sehen.
Als Joe zu uns trat und die beiden begrüßte, gab sich Tom sehr offen und wir unterhielten uns noch ein wenig. Small Talk eben.

„Können wir reden ?“ sagte ich unvermittelt zu ihm.

„Ja, lass uns das gleich machen. Wir können das ja nicht so in der Schwebe lassen.“

Er lächelte mich an. Wir setzten uns abseits von den anderen in eine Ecke.

„Tom, ich…. Nun, es tut mir leid, ich….“

„Es ist schon okay. Ich habe auch Fehler gemacht.“

„Wir waren einfach nicht füreinander bestimmt.“

„Kann sein. Glaub mir, wir haben es uns nicht leicht gemacht.“

„Ich mir auch nicht.“ Wir schwiegen beide. „Komische Situation, oder ?“

„Ja, da hast Du Recht. Aber wir sind alle erwachsene Menschen, oder ? Vielleicht musste es so kommen.“ Tom sah mich unsicher an.

„Ich hoffe trotzdem, dass das ganze nicht unsere Band betrifft und wir normal weiter miteinander arbeiten können.“

„Natürlich, Sandy ! Ich schwöre Dir, dass es unsere Arbeit nicht behindern wird, okay ?“

„Okay !“

Mich beschlich das Gefühl, dass dieses Gespräch beendet war. Ich stand auf und nahm ihn in die Arme.

„Freunde ?“

„Freunde !“ Er nickte erleichtert.

Unser Flug wurde aufgerufen und Joe nahm mich an der Hand. Beruhigt betrat ich mit ihm an der Seite den Flieger und wir nahmen nebeneinander Platz. Ich kuschelte mich an ihn und wir schliefen beide auf der Stelle ein.

Kapitel 34

Rom, die Stadt der Liebe ! Was kann es schöneres geben für ein frisch verliebtes Paar ? Und dann noch ein Mega-Konzert an einem der schönsten Plätze, die es gab.
Ich fuhr mit Joe und Steven im Wagen zu unserem Hotel. Dan, der Manager von Aerosmith nahm auf der Beifahrerseite Platz. Wir waren kaum losgefahren, da begann Steven herum zu nörgeln.

„In diesem Hotel will ich ein Zimmer, das mindestens einen Kilometer weg von Joe und mindestens einen Kilometer weg von Sandy ist.“

Wir sahen ihn verwundert an.

Er hob die Hände und sagte verteidigend:
„Hey, Leute ! Ich bin nun mal nicht mehr der Jüngste und ich brauche echt meinen Schönheitsschlaf !“

Wir lachten schallend und Joe sagte:
„Ich glaube, es reicht, wenn wir ein Zimmer einen Kilometer weg von Dir bekommen. Dan, ruf doch bitte im Hotel an und regle das für uns.“

Ich schaute ihn an und er küsste mich.

„Halleluja, jetzt geht das schon im Auto los ! Könnt Ihr nicht warten, bis wir wenigstens im Hotel sind ?“

Dort angekommen, ging das übliche Chaos mit dem Ausladen los. Stefan und Joe warteten, bis ihre Gitarren angekommen waren. Man stelle sich mal vor, Marc würde seine Drums auch mit auf sein Zimmer nehmen ? Es war sowieso schon unglaublich viel Gepäck, das aus den Lieferwagen ausgeladen wurde. Alleine ich hatte vier riesige Koffer an Klamotten, von Steven mal ganz zu schweigen.
Ich bezog „unser“ Zimmer und atmete tief durch. Die Hausdame erschien und fragte mich nach eventuellen Wünschen. Ich bat sie, meinen blauen Koffer mit der Schmutzwäsche abholen zu lassen und diese in die Wäscherei zu geben. Ich hatte mich gerade umgedreht, als Joe erschien.

„Na Babe, hast Du unser neues „Zuhause“ schon in Beschlag genommen ?“

„Wir sind hier ja nur drei Tage. Ein „Zuhause“ wird es wohl nicht werden.“

„Wo immer Du bist, bin ich daheim !“

Ein warmes Gefühl durchzog meinen Körper und ich ließ mich nur allzu gerne von ihm in die Arme nehmen und küssen.
Ein Angestellter erschien und fragte nach meiner Wäsche. Ich fragte Joe noch nach der seinen und der junge Mann nahm die Sachen mit. Als er aus der Zimmertüre ging, erschienen auch schon Romy, meine Friseurin und Stella, die Visagistin.

„Hallo Ihr beiden. Sandy, wir müssen Dich unbedingt für den Sound-Check stylen. Die komplette Presse wird anwesend sein. Die sind dieses Mal dermaßen scharf auf Fotos und Berichte von Euch !“

„Oh, sorry, davon wusste ich nichts !“

„Hat Tom Dich nicht informiert ?“ fragte Stella.

„Nein, ich wusste wirklich nichts davon.“

Bevor es zu unserem Split kam, war Tom immer sehr darauf bedacht, mich zu briefen. Er sagte immer, ich wäre schließlich das Aushängeschild der Band. Ich musste mich wohl erst daran gewöhnen, dass er sich jetzt nicht mehr so intensiv um mich kümmerte.
Im Eiltempo wurden meine Haare aufgedreht, Stella machte sich an mein Make-up. Romy suchte Klamotten für mich heraus und nach einer halben Stunde war ich bereits fertig.
Ich küsste Joe noch zum Abschied, da er und seine Jungs nach uns mit dem Sound-Check geplant waren und machte mich auf den Weg zu meiner Band.

„Na, ist dir eingefallen, dass Du noch eine Band hast ?“ grinste Jimmy mich an.

Ich wollte etwas erwidern, da nahm mich Stefan auch schon in Schutz.

„Lass Sandy in Ruhe ! Sie ist endlich mal verliebt und dann soll sie das auch in vollen Zügen genießen ! Außerdem hatten wir alle Urlaub und sie macht schließlich die meiste PR.“

„Ich mein ja nur. Ich hoffe nur, es gibt zwischen Dir und Tom keine Schwierigkeiten aufgrund der neuen Situation. Schließlich hängt ja unsere Combo auch noch `dran.“

„Da macht Euch mal keine Gedanken ! Erstens sind wir beide erwachsen und zweitens sind wir beide professionell genug, um damit umgehen zu können !“ erwiderte ich ärgerlich.

Hinter mir ertönte Tom`s Stimme:
„Ich sehe das genauso. Also Back to Business, lasst uns in die Arena fahren !“

Er lächelte mir aufmunternd zu und wir begaben uns auf den Weg.
Wir machten unseren Sound-Check so sorgfältig wie noch nie zuvor. Es war schließlich etwas ganz anderes, hier zu spielen, als in den neu gebauten und technisch auf dem höchsten Niveau stehenden Stadien bisher. Vor allem mit meinem Gesang hatten die Techniker einige Schwierigkeiten, ich hätte sonst das ganze Konzert über schreien müssen. Aber eine Stunde später war dann doch alles okay. Aerosmith wartete bereits, um ihren Check zu machen, als Tom uns antrieb, wir müssten weiter in die Stadt zu unserer Pressekonferenz. Eigentlich hatte ich von den Fotografen und Kameras bereits genug. Es war sehr ungewöhnlich für mich, während des Sound-Checks dauernd unter Beobachtung zu stehen, es kam mir sehr merkwürdig vor dieses Mal.