Sie hielten Wort und unternahmen mit mir wirklich sehr viel in der freien Zeit. Natürlich ließen sie mich auch bei den beruflichen Terminen nicht aus den Augen. Joe hatte sich nach seinem Ausbruch ganze zwei Tage nicht gemeldet. Ich mich bei ihm auch nicht, da es immer noch sehr wehtat, was geschehen war. Ich fuhr gerade von einem Interview bei 8tmf nach Hause, als er anrief. Ich nahm die nächste Ausfahrt, fuhr raus und hielt an.
„Hi, Babe.“
„Hallo, Joe.“
Er holte tief Luft bevor er sich wieder einmal bei mir entschuldigte.
„Sorry, wegen meinem Ausraster. Es tut mir wirklich sehr leid, ich weiß nicht, wie ich das ungeschehen machen könnte. Ich wollte Dich wirklich nicht bedrohen, mit dem Ende von uns beiden. Aber ich war so down und die Sehnsucht nach Dir bringt mich fast um.“
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte oder was ich sagen sollte.
„Du fehlst mir auch sehr, aber ich kann das nicht ertragen, wenn Du mich so anschreist. Ich pack das einfach nicht. Joe, ich liebe Dich doch, das weißt Du. Und schau, die drei Wochen sind bald um und wir werden uns bald wieder sehen ! Wenn Du noch willst.“
„Natürlich will ich Dich wieder sehen und ich will auch, dass es zwischen uns wieder so ist wie vorher. Es war wunderschön mit Dir, ich fühlte mich wieder wie ein Teenager. Die Welt stand uns offen, alles war möglich. Du hast mein komplettes Leben auf den Kopf gestellt. Und dafür bin ich Dir dankbar.“
Wieder spürte ich, wie mir das Wasser in die Augen schoss.
Unter Tränen sagte ich zu ihm:
„Joe, ich will den Weg weiter gehen mit Dir. Aber ich kann nicht unter dem Druck weitermachen, den Du auf mich ausübst. Das macht mich einfach fertig.“
„Es wird wirklich nicht mehr vorkommen, das verspreche ich Dir. Ich habe kapiert, dass Du Deinen Freiraum brauchst. Ich habe mich wie ein kompletter Idiot benommen !“
Seine Stimme klang so warm, wie ich sie aus glücklicheren Zeiten kannte. Ich musste lächeln.
„Bitte verzeih mir noch dieses eine Mal ! Vielleicht liebe ich Dich einfach zu sehr.“
„Vielleicht liebe ich Dich auch zu sehr !“
Wir schwiegen beide.
„Schatz, lass uns das einfach vergessen und weitermachen, wo wir in Wien aufgehört haben“, sagte Joe hoffnungsvoll.
„Okay, vergessen wir das alles.“
Er erzählte mir von den vergangenen Konzerten und von Stevens Eskapaden. Er hatte sich die Bedienung vom Hotel in Wien angelacht und spielte seither den Verliebten. Er schickte ihr jeden Tag Geschenke und hing stundenlang am Telefon mit ihr. Ich musste lachen. Als wir uns alles berichtet hatten wünschte er mir noch eine gute Nacht und süße Träume.
Mein Herz war wieder erleichtert und ich hatte den festen Willen, ihm zu glauben.
Die letzten freien Tage vergingen ohne weitere Zwischenfälle. Wir telefonierten täglich mehrmals und ich freute mich schon wahnsinnig auf unser Wiedersehen in München. Am letzten Tag vor meiner Abreise gönnte ich mir mit Tini noch allerlei schöne Sachen in unserem Wellness-Tempel. Mittags ging ich noch zu meinen Eltern, um mit ihnen die Details für unser Treffen im Olympiastadion zu besprechen. Meines Dad`s Freunde Bill und Maggie waren zu Besuch aus England gekommen und wollten ebenfalls mit. Die vier reisten extra an, da ich ja viel früher dort sein musste. Fröhlich fuhr ich nach Hause, um meine Siebensachen für die kommenden drei Wochen zu packen. Viel war es nicht, da die Bühnenklamotten von Stella und Romy betreut wurden. Ich hatte es mir gerade auf dem Sofa bequem gemacht, um endlich mal wieder einen Krimi im Fernsehen zu schauen, als es klingelte.
Erstaunt ging ich zu Tür. Mich traf fast der Schlag, als ich sah, wer da stand.
Kapitel 49
Ich fiel ihm in die Arme und wollte ihn nie mehr loslassen. Wieder einmal heulte ich, dieses Mal jedoch vor Glück.
„Wo kommst Du denn her ? Wir wollten uns doch erst morgen treffen ? Bist Du alleine her geflogen ?“
„So viele Fragen auf einmal, eigentlich will ich Dich nur küssen !“
Lachend fiel ich ihm wieder in die Arme und er küsste mich mit dieser Intensität, die ich so lange vermissen musste. Er schob mich zurück in meine Wohnung und da er wohl nicht wusste wohin, zog ich ihn Richtung Wohnzimmer. Küssend fielen wir auf die Couch und nur wenige Augenblicke später waren wir komplett nackt. Wir fielen übereinander her, als ob es kein Morgen gäbe. Ich genoss seine Berührungen, seine Blicke und seine Küsse. Einen kurzen Moment bereute ich, doch nicht nach Japan geflogen zu sein. Als ob er meine Gedanken erriet, sagte er:
„Du weißt jetzt warum ich unbedingt wollte, dass Du zu mir kommst ?“
„Ja, aber durch die Trennung ist es jetzt doch viel schöner !“
„Allerdings, dafür entkommst Du mir heute Nacht aber keine Sekunde, dass schwör ich Dir !“
Und er sollte damit Recht behalten.
Ich fasste mit meiner Hand nach rechts. Der Platz neben mir war leer. Leise stand ich auf und sah durch den Türspalt, wie Joe, nur mit Shorts bekleidet, meine Wohnung anschaute. Langsam und ruhig sah er die Bilder im Wohnzimmer an, manche nahm er ab, um sie genauer zu betrachten. Als er mich bemerkte, drehte er sich lächelnd zu mir um und kam auf mich zu.
„Guten Morgen, hast Du gut geschlafen ?“
„Ja, gut geschlafen habe ich, allerdings nicht sehr lange.“
Er grinste mich frech an.
„Frühstück ?“
„Okay“, sagte ich und ging in die Küche.
Er kam mir nach und nahm mich von hinten in die Arme.
„So könnte jeder Morgen beginnen. Es ist einfach viel schöner mit Dir !“
„Joe, fang nicht schon wieder an !“ Ich drohte ihm zum Spaß mit dem Zeigefinger.
Er lachte und duckte sich weg.
„Nein, nein, das war doch nur liebevoll gemeint.“
„So, nun lass uns aber frühstücken. Wir müssen heute Mittag um 12.00 Uhr los.“
Wir machten es uns auf meiner Terrasse gemütlich und erzählten uns die Dinge, die wir die letzten Tage ohne einander erlebt hatten.
Ich musste lauthals lachen, als mir Joe von Steven erzählte.
„Er benimmt sich wie ein alberner Gockel. Du solltest mal sehen, was für Klamotten er momentan trägt. Andere Leute bräuchten für so einen Style einen Waffenschein, und zwar, damit sie nicht eingesperrt werden. Es ist ja sonst schon schlimm, was er immer anzieht, aber das war dann doch noch nie da ! Und wie er um die Tussi balzt, es ist nicht zu fassen !“
Als ich begann, das Geschirr abzuräumen, fiel mir siedend heiß ein, dass meine Eltern Joe kennen lernen wollten !
„Joe, Du weißt, dass Du heute auf meine Eltern triffst ?“
„Ja, weiß ich. Ich muss aber wohl keinen Anzug oder so was anziehen ?“
Schmunzelnd erwiderte ich:
„Nein, sie sehen Dich ja nachher auch beim Auftritt. Du brauchst Dich also nicht zu verkleiden.“
„Sie schauen die Show an ?“
„Ja, sie wollen unbedingt dabei sein. Freunde von ihnen kommen auch mit.“
„Hey cool, die sind ja noch gut drauf !“
Stolz sagte ich:
„Ja, sonst hätten sie ja keine Tochter wie mich zustande gebracht.“
Lachend zog er mich auf seinen Schoß und er hatte wieder diesen Blick, mit dem er mich binnen Sekunden schachmatt setzte.
„Mister Joe Perry ! Aber nicht hier auf der Terrasse !“
Prüfend sah er sich um.
„Meilenweit keine Möglichkeit uns hier zu sehen !“
Da mein Widerstand sowieso zwecklos war, ließ ich es geschehen.
Wir waren natürlich wieder zu spät dran. Der Taxifahrer, den ich bereits am Abend zuvor bestellt hatte, wartete bereits seit einer halben Stunde. Wir rafften unsere Sachen zusammen, rannten die Treppen hinunter und sprangen in den Wagen, um zur Mietwagen-Zentrale zu fahren.
Als wir im Leihwagen saßen, bemerkte Joe:
„Ich bin noch nie bei Dir mitgefahren !“
„Stimmt, ich bei Dir allerdings auch nicht !“
„Ich weiß von Dir noch viele Sachen nicht.“
„Du hast aber noch jede Menge Zeit, alles herauszufinden.“
Er rutschte zu mir herüber und küsste mich.
„Das habe ich hoffentlich.“
Bei 8tmf angekommen, warteten die anderen bereits alle. Freudig begrüßten meine Jungs Joe. Der Rest von Aerosmith würde nach der Ankunft zuerst im Hotel einchecken und dann direkt ins Stadion kommen. Es war schön, wieder mit allen zusammen zu sein.
Tini nahm mich zur Seite und fragte:
„Wie kam das jetzt ?“
„Er kam gestern Abend zu mir nach Hause. Er hat sich ein paar Tage vorher am Telefon entschuldigt, hab ich Dir ja erzählt. Und nun stand er vor meiner Tür.“
„Ist alles wieder okay ?“
„Momentan schon, es ist wieder so schön und unbeschwert wie vor den Streitereien. Als ob nicht gewesen wäre.“
„Ich wünsche Dir von Herzen, dass es so bleibt.“
Sie drückte mich kurz an sich.
„Du hast mir die letzten Tage wirklich leid getan. Endlich hast Du mal jemand gefunden, dem Du Dein Herz öffnen kannst und ausgerechnet der ist dann so besitz- ergreifend und eifersüchtig ! Das ist ungerecht, finde ich !“
„Wahrscheinlich hat er es einfach nicht verkraftet, von mir getrennt zu sein. Ist ja auch kein Wunder, nach unserer wunderschönen Zeit auf der Tour. Wir haben uns kennen gelernt, uns lange nicht getraut, aufeinander zu zugehen und Boom ! Gleich in der ersten Nacht schliefen wir miteinander. Wir waren vom ersten Tag an ständig zusammen. Beim Frühstück, bei der Arbeit, Nachts.“
„Na gut, es ist ja auch kein „normales“ Leben, das Ihr führt. Der riesige emotionale Kick bei den Konzerten, das Hotelleben. Manche würden für so ein Leben morden ! Und dann treffen noch zwei so kreative Menschen aufeinander.“
Wir schwiegen beide bis Tini bemerkte:
„Der Hammer ist Euer Duett bei Endless Love. Es ist unglaublich, welche Magie dort zu spüren ist. Ich habe bei dem Song das Gefühl, man kann direkt in Eure Herzen schauen. Die Leute merken das. Weißt Du eigentlich selbst, was dabei in Euch vorgeht ?“
„Nein ! Tini, die Gefühle bei dem Lied sind für mich zu riesig, als dass ich sie wirklich erfassen könnte.“
„Hallo Ihr zwei Turteltauben, kommt Ihr dann auch ? Wir müssen !“
Tom drängte zum Aufbruch. Wir hatten gar nicht bemerkt, dass die anderen alle schon hinausgegangen waren. Wir fuhren zum Olympiastadion.
Es war merkwürdig, als Act in ausgerechnet dieses Stadion zu fahren. Ich liebte es ! Obwohl es schon über 30 Jahre auf dem Buckel hatte, war es für mich DAS Stadion, DIE Arena für Rockkonzerte. Als ich noch nicht so bekannt war, war es für mich die Anlaufstelle für Konzerte, U2, Aerosmith, aber hauptsächlich Bon Jovi ! Ich empfand es immer noch als hypermodern und es war für mich so etwas wie mein zweites Wohnzimmer geworden. Und nun sollte ich auf dieser Bühne stehen und unsere eigenen Songs performen.
Nervosität machte sich in mir breit. Wie immer überkam mich das Lampenfieber, heute aber mehr denn je. Außerdem würden meine Eltern in der VIP-Lounge sitzen und ihrer Tochter zusehen.
5 Kommentare:
Sam, Du fährst Deinen PC am Wochenende hoch ? Schrecklich.....
*lach*
Hach, Euer FB ist für mich wie die Luft zum Atmen ! Mal sehen wie lange Sandy sich das noch antut.....
Schleimscheißer.........
*grummel*
Der schmiert ihr ja schon wieder Honig ums Maul...
Ja ja das Olympiastadion... *grins*
Das hat schon sehr viele verschiedene Erinnerungen.... lol...
Da kann ich das verstehen, dass sie aufgeregt ist...
Ich bin mal schwer gespannt wie ihre Eltern auf Joe reagieren....
Ist bestimmt nicht einfach, sich da am Riemen reißen zu müssen und bei Sandys Eltern Eindruck zu schinden, besonders bei Papis Engelchen....
Ne ne Joe versau das nicht.... sonst ist sie schneller weg als du "Aerosmith" sagen kannst... *fg*
och, nun isser wieder da-gääähn!
aber immerhin: da stand "bob jovi" im text!!! schnell weiter missi! LG MABEL
Oh Mann, das hat er ja wieder geschickt eingefädelt *augenrollundverdreh*. Sandy ist wie ein Stück Butter in seinen Händen....
Ihr Dad wirds schon richten...Der durchschaut den doch auf 100m. Und Mom hat schon solche Vorahnungen...
@missi: Sitze den ganzen Tag vorm PC - am WE war das immer ein No - Go. Aber was tut man nicht alles um seine Sucht zu befriedigen...grins.
Sam
Oh Mädel, was soll das nur werden....
Aber Bon Jovi hört sich schon mal gut an! :o)
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