Montag, 17. August 2009

Unser letztes gemeinsames Frühstück hier. Ein wenig wehmütig waren wir beide, aber es half ja nichts. Wir mussten irgendwann zurück. Missmutig packten wir unsere Sachen zusammen und warteten unten am Strand, bis wir abgeholt wurden. Jon setzte sich breitbeinig auf seinen Koffer und starrte auf das Meer hinaus. Mir fiel noch etwas ein, dass ich unbedingt erledigen musste. Ich suchte nach einer schönen Muschel, legte sie auf den kleinen Felsen, der sich neben dem Steg befand.

„Was machst Du ?“ fragte er verwundert.

„Man sagt, wenn man einen Stein auf einen bestimmten Ort legt, dann kommt man wieder an diesen Ort.“

„Glaubst Du daran ?“

„Ja, wenn es in diesem Fall auch eine Muschel ist.“

Er lächelte mich an und streckte seine Hand nach mir aus.

„Komm her, Süße.“

Ich ging zu ihm, fiel auf die Knie und ließ mich in seine Arme ziehen. Er streichelte mit seinen Händen über meinen Rücken und ich ließ mir dies nur allzu gerne gefallen.

„Jon ?“

„Ja, mein Herz ?“

„Versprichst Du mir was ?“

„Was denn ?“

„Dass wir auf jeden Fall wieder hier her kommen werden ?“

„Versprochen !“

„Hoch und heilig ?“

„Hoch und heilig !“

Wir lächelten uns an und er legte seinen Zeigefinger unter mein Kinn. Langsam zog er meinen Kopf ganz nah zu seinem und gab mir einen dieser unsagbar langen Küsse.
Wahrscheinlich würde ich heute noch immer dort von ihm knien und mich in ihm verlieren, hätten wir nicht das Motorengeräusch des Bootes gehört. Unwillig lösten wir uns voneinander und standen auf. Die beiden Jungen, die uns die letzten zwei Wochen mit unseren Mahlzeiten versorgt hatten, luden unsere Siebensachen ein und Jon, der bereits eingestiegen war, reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie, drehte mich jedoch noch einmal nach „unserer“ Insel um und verabschiedete mich in Gedanken von ihr. Dann stieg ich endlich mit ein.

Wir nahmen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Boot, Heli, Lear-Jet. Ich setzte mich in einen dieser bequemen Sitze und war einfach nur deprimiert. Jon, der noch kurz mit dem Piloten gesprochen hatte, kam herein und setzte sich mir gegenüber. Als er in mein Gesicht sah, wusste er augenblicklich, was in mir los war.

„Hey, wir kommen doch wieder !“ lachte er mich an.

„Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich hab echt keine Lust, auf das was uns zuhause erwartet. Presse, Fotografen, Termine, Interviews mit blöden Fragen, ach Mann !“

Er rutschte ein Stück vor, damit er näher bei mir war und nahm meine Hände.

„Ich gäbe ziemlich viel dafür, wenn ich Dir das nicht zumuten müsste.“

Ich erschrak. So hatte ich das doch nicht gemeint !

„Jon, sorry. Ich meinte nicht die Sache mit Dir und der Scheidung. Ich meinte es allgemein. Schau, wir sind ja sonst auch die ganze Zeit im Fokus. Dauernd sieht uns jemand, dauernd werden wir fotografiert und interviewt. Und so, wie ich Tom und Tini kenne, wartet jede Menge Arbeit auf mich.“

Mutlos ließ ich meine Schultern hängen und sah zum Fenster hinaus.

„Das ist unser Leben Honey. Wie immer chaotisch, hektisch und aufregend. Wir waren jetzt zwei Wochen abgeschnitten von allem, von jeder Zivilisation. Aber die Ruhe und die Einsamkeit hat uns doch auch Kraft schöpfen lassen, für das was uns erwartet, glaubst Du nicht ?"

Ich drehte meinen Kopf wieder zu ihm und sah in an. Ich sah das Bitten in seinen Augen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich in der nächsten Zeit genau diese Kraft sehr benötigen würde. Und mir wurde ebenso bewusst, dass ich am allerwenigsten vor ihm herumjammern sollte. Insgeheim schwor ich mir, dass ich das nicht mehr tun würde.

„Doch, natürlich. Das stimmt schon. Es tut mir leid, was ich eben gesagt habe. Ich habe es wirklich nicht so gemeint.“

„Schon in Ordnung. Ich habe es auch nicht so aufgefasst.“

Er gab mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und lehnte sich zurück. Die Stewardess kam und fragte nach, ob wir etwas zu trinken haben möchten. Ich bestellte spontan einen doppelten Whisky on the rocks. Jon grinste, als er das hörte und bestellte gleich zwei. Wir stießen mit den Gläsern an und nahmen beide einen tiefen Schluck, bevor wir uns unseren Handys widmeten. Ich hatte nur ein paar Wünsche für einen schönen Urlaub und natürlich Tini`s Drängel-SMS, wann ich denn wieder käme. Als ob sie das nicht genau wüsste !

„Was interessantes ?“ fragte Jon, ohne den Blick von seinem Display zu wenden.

„Nö, eigentlich nicht. Bei Dir ?“

„Auch nicht….“ Er tippte weiter auf den kleinen Tasten herum. „Aber…. Oh Shit !“

Ich sah ihn an. Unruhig geworden, beugte ich mich vor.

3 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

Freut mich, dass Euch die Teile so gefallen ! Die Handlung passt ja gerade in das Sommerfeeling......

Lieben Dank für Eure Kommis !

Sam hat gesagt…

Seufzzzzzzzz.... war das schööööööön. Und nun ist die Zeit der ungestörten Zweisamkeit vorbei... und die ungeschönte Realität hat die beiden wieder...

Da wird sicher noch jede Menge passieren....Aber was steht den nun auf Jons Display..??? Immer wenns spannend ist.... Du weißt wirklich wie du uns auf die Folter spannst....*sehrungeduldigsei*

Knuddels Sam

JBJ4ever hat gesagt…

Jammerschade, daß die ganze Romantik und Sehnsucht jetzt erst mal vorbei sind. Also der gesamte Urlaub war wirklich ein Highlight - das Lesen hat soviel Freude gemacht und hat wirklich Asienfeeling bei mir geweckt.
Mach weiter so - superschön!!

Grüßle