„Nun erzähl mal.“
Jon hatte sich entspannt zurückgelehnt und nahm einen langen Schluck aus seiner Tasse. Ich berichtete ihm genau, wie das alles abgelaufen war und er hörte mir still, ohne eine Regung und gelassen zu. Als ich geendet hatte, lächelte er mich sanft an.
„Was ?“ fragte ich, weil ich nicht kapierte, warum er so lächelte.
„Ich weiß nicht, warum Du so durcheinander warst. So schlimm ist das doch nicht. Vielleicht hat sie uns tatsächlich erkannt, vielleicht hat sie über uns etwas gelesen. Die Menschen hier sind nicht mehr so von der Außenwelt abgeschnitten, wie es den Anschein hat. Außerdem hat Deine Mam ja auch manchmal diese Vorahnungen, richtig ?“
„Ja schon. Aber Mam kennt mich, sie weiß immer, was bei mir los ist.“
„Bei Joe lag sie aber auch richtig. Sie hat Dir damals gesagt, dass er gefährlich für Dich werden kann. Das war, wenn ich mich recht erinnere, als sie ihn das erste Mal sah. Und was geschah dann ?“
Ich trank nachdenklich meinen Kaffee aus. Er hatte Recht. So dann und wann hatte ich ja selbst diese Deja vus, oder ich wusste Dinge im Voraus, weshalb auch immer.
„Und wer soll mich beobachten ? Mir ist richtig gruselig, wenn ich dran denke, dass sie tatsächlich Joe gemeint haben könnte.“
Ich zog schaudernd meine Schultern hoch und trotz der hohen Temperaturen fröstelte es mich.
„Schatz, hak es einfach als Zufall ab. Das was sie Dir vorhergesagt hat, ist doch ziemlich allgemein gehalten und vage. Und die Dinge, die zutrafen, kann sie von irgendwoher gewusst haben, oder zufällig erraten haben.“
Er nahm meine Hände in die seinen und drehte meine Rechte nach oben.
„Ich werde Dir jetzt auch mal vorhersagen. Lass mal sehen…. Mmmhhh…. Ich kann sehen, dass ein sehr hübscher, blonder Amerikaner unheimlich in Dich verliebt ist. Er trägt Dich auf Händen…. Ja, er würde alles für Dich tun…. Er ist unheimlich glücklich mit Dir…. Und, man könnte sagen, dass er verrückt nach Dir ist…. Manchmal nervst Du ihn zwar, weil Du nie tust, was er Dir sagt…. Du kochst sehr gut für ihn…. Wenn er auch die Gerichte im ganzen Leben nicht richtig aussprechen kann…. Du hast schon einmal einen Song für ihn gesungen…. Vor gaaaanz vielen Menschen….Jaaaa…. Du bist gerade mit ihm in Urlaub….“
Ich bog mich vor Lachen und hielt mir den Bauch, da ich sonst geplatzt wäre
.
„Ganz klar ! Ein sehr hübscher, blonder Amerikaner ! Genau ! Eingebildet bist Du wohl überhaupt nicht ?“
„Nö.“
Jon hatte sein jungenhaft-unschuldiges Gesicht aufgesetzt, nahm verschmitzt einen Schluck aus seiner Tasse und ich war wieder glücklich von den Haarspitzen bis zu den Zehen. Wie schon so oft hatte er es mit seinem Humor geschafft, meine dunklen Gedanken zu vertreiben.
„Wollen wir noch etwas auf dem Markt stöbern ?“
„Eigentlich habe ich etwas Hunger !“ lachte ich immer noch.
„Tja, dann ist wohl wieder alles in Ordnung mit meiner Prinzessin ?“
Er lachte zurück und winkte die Kellnerin zu uns. Wir bestellten gegrillte Scampis, Salat und etwas Brot. Nur wenige Minuten später brachte sie das Essen und wir speisten genüsslich. Gestärkt gingen wir auf den Markt zurück und dieses Mal stöberten wir freudig Stand für Stand durch. Ich erstand für meine Tini noch eine hübsche Kette, eigentlich ein Lederband, an dem eine Perlmuttscheibe befestigt war. Schlicht und einfach, aber trotzdem schön.
Als wir an dem Stand vorbei kamen, an dem vorher die Wahrsagerin gewesen war, sah ich erstaunt, dass nun eine sehr junge Dame dort saß. Ich ging zu ihr hin und fragte sie nach der Frau von vorhin. Sie schüttelte den Kopf und meinte, eine andere Frau wäre nicht hier, sie säße schon den ganzen Tag hier. Ich nickte nur und auch Jon hatte ein erstauntes Gesicht aufgesetzt. Hatte ich das alles nur geträumt ? Ich beschloss, das alles abzutun und nicht mehr daran zu denken.
Jon machte es mir wieder einmal leicht damit, denn er zeigte mir stolz den Gürtel, den er gekauft hatte. Als ich ihm meine Maske zeigte, lachte er und meinte nur, das hätte er vorher schon geahnt, weil er in meiner Wohnung schon gesehen habe, dass ich auf so was stehen würde. Er bewunderte kurz die Kette, die ich für Tini erstanden hatte und nahm mich fest in seine Arme. So setzten wir unseren Bummel fort und fast am Ende des Marktes entdeckte ich noch einen Stand, der wunderschöne bunte Tücher verkaufte. Hier konnte ich nicht mehr an mich halten und suchte mir fünf aus.
4 Kommentare:
Urlaub weiß ich noch nicht so recht, ich hab ihn jetzt ein paar Mal verschieben müssen und irgendwie scheint das dieses Jahr nicht so zu funktionieren.....
Aber wenn Ihr schön lieb seid, lass ich mir was einfallen, falls ich doch noch weg fahren sollte......
So, bin auch wieder da und hab lese technisch aufgeholt.Herrlich, missi! und jetzt wirds noch ein bißchen unheimelig....
und die drohung mit urlaub deinerseits, die ist doch sicher nicht ernst gemeint?! jetzt, wo wir alle wieder da sind und lesen wollen??? glg mabel
Jon hat mal wieder Sandys Sorgen mit einem Lächeln weggezaubert....
Aber irgendwas liegt da in der Luft und ich komme vor Neugier bald um....
Warte also sehnsüchtig auf Fortsetzung....
Bin gespannt was du dir einfallen läßt... denn ganz ohne Frage sind wir doch die liiiiiiiebsten Anhänger die man sich wünschen kann....*grins*
LG Sam
Also Sam hat förmlich meine Gedanken gelesen. Ich stimme voll und ganz zu!!
@Missi: Wir sind immer lieb - wir drängeln nur manchmal, weil wir ( ich hoffe meine Mitleser stimmen mir zu) schon "süchtig" nach Deiner FF sind.
Grüßle
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