Kapitel 199 - Secrets

Ich war etwas verwirrt und hatte wohl einen sehr verständnislosen Ausdruck auf dem Gesicht, denn sie kam etwas näher und nahm meine Hand in die ihre. Sie bedeutete mir, mit ihr mitzukommen und wir setzten uns auf zwei Schemel, die etwas versteckt und vor neugierigen Blicken geschützt waren. Nun war ich doch neugierig geworden, was auf mich zukam. Eigentlich machte sie einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck, der meine Abwehr kurzzeitig zerstreute. Sollte sie mir doch die Zukunft voraussagen, schaden konnte es ja nicht. Vielleicht war es ja ganz lustig und ich konnte Jon nachher davon erzählen.

Sie strich sanft über meine Hände, die sie leicht in den ihren hielt. Sie sah mir tief in die Augen und drehte meine Rechte um. Mit dem Zeigefinger fuhr sie über die Linien, die sich im Laufe der Jahre eingegraben hatten. Sie spürte, dass ich dem Ganzen ablehnend gegenüber stand.

„Sie glauben nicht daran ?“

Ich zuckte hilflos mit den Schultern.

„Nun ja, nein, nicht wirklich.“

Unbeirrt von meiner Antwort konzentrierte sie sich weiter auf meine Hand.

„Sie sind sehr glücklich zur Zeit.“

Ja ja, klar ! Sie hatte uns zwei vorhin beobachtet, auch mein suchender Blick nach Jon war ihr nicht entgangen. Und wer weiß, wahrscheinlich las sie die ganzen Klatschzeitungen und wusste genau Bescheid.

„Sie sind mit diesem Mann dort drüben noch nicht lange zusammen. Mmhhh… Er hat sehr um sie gekämpft…. Sie werden oft fotografiert….“

Sie hat die Klatschzeitungen wahrscheinlich alle abonniert !

„Er hat einen sehr guten Freund, der sich sehr um sie kümmert….“

Nun war sie also bei Richie angelangt !

„Sie waren verletzt.... der Rücken…. Ihr Freund war sehr besorgt… Nein, er ist immer noch sehr besorgt…. Er möchte mit ihnen zusammen leben…. Doch Sie sind noch nicht bereit dazu….“

Dass ich zu Jon ziehen sollte, wusste nun wirklich kein Außenstehender. Wider Willen wurde ich doch in den Bann gezogen, den sie um mich spann.

„Gestern hatten sie ein beeindruckendes Erlebnis…. Das sie beide noch mehr zusammengeschweißt hat…. Doch da, dunkle Wolken überschatten sie…. Sie werden sehr viel Kraft brauchen…. Er wird es spüren…. und wird Angst haben, Sie zu verlieren…. Mmhhh…. Jetzt sehe ich etwas klarer. Jemand wird sie beobachten, das wird Ihnen nicht gefallen. Seien sie auf der Hut, aber bewahren Sie einen klaren Kopf. Ordnen Sie, bevor Sie Entscheidungen treffen, Ihre Gedanken. Es ist nicht böse, aber Sie möchten das auf keinen Fall.“

Ich zwang mich, vollkommen verwirrt, ihrem Blick standzuhalten. Doch sie lächelte nur wissend und wandte sich wieder meiner Hand zu. Mit dem Daumen fuhr sie über meinen Handballen.

„Allerdings werden sie in der nächsten Zeit nicht allzu viel Zeit füreinander haben. Ich sehe, Sie beide stehen sehr in der Öffentlichkeit und das Interesse an Ihnen wird sehr groß werden. Wenn Sie zueinander stehen, wird es nicht schlimm werden. Sollten jedoch Zweifel aneinander aufkommen, wird es sehr schwer für sie beide.“

Sie sagte lange Zeit nichts mehr und mir zeigte dies, dass sie anscheinend nichts mehr sah. Ich erhob mich sachte und fragte, was ich schuldig wäre. Sie nannte mir den Preis für die Maske, für das Wahrsagen sollte ich ihr geben, was ich wollte. Ich gab ihr einige Dollarscheine, keine Ahnung, was da angemessen war. Nach dem zwielichtigen Halbdunkel, das im Innern des Standes geherrscht hatte, blendete mich das grelle Sonnenlicht völlig.