Kapitel 200

Szenenwechsel:

Jon hatte wie ein Wilder gefeilscht und den ersehnten Ledergürtel zu einem annehmbaren Preis erstanden. Das machte ihm immer noch höllischen Spaß, nur leider hatte er viel zu wenig Zeit für so etwas. Mit einem schlechten Gewissen sah er nach Sandy, denn er hatte sich beim Handeln total vergessen und nun konnte er sich auf die wahrscheinlich aussichtslose Suche nach ihr machen. Sicherlich hatte sie auch ihren Spaß und war voll bepackt mit den Dingen, die sie gekauft hatte.

Ärgerlich über sich selbst, weil er nicht aufgepasst hatte, trat er vom Stand weg, richtete sich auf und schaute nach links und rechts. Doch von ihr war nichts zu sehen. So, wie er sie kannte, hatte auch sie alles um sich herum vergessen und flitzte begeistert von einem Händler zum nächsten, immer auf der Suche nach dem „einen“ Stück, dass sie unbedingt haben wollte. Er seufzte auf und ging ein paar Schritte. Doch, da….
Sie stolperte von einem Stand weg, machte einen ziemlich hilflosen Eindruck und kramte hektisch in ihrer Handtasche.

„Sorry ! Kann ich mal ? Lassen Sie mich durch bitte !“

Er drängelte sich durch die Menschen, doch da er praktisch quer zu ihnen ging, hatte er erhebliche Schwierigkeiten, schnellstmöglich zu ihr zu gelangen. Irgendwann hatte er es endlich geschafft und stand vor ihr. Sie bemerkte ihn nicht. Was war nur los mit ihr ? Das Ganze kam ihm sehr merkwürdig vor.

„Hey, Babe !“ rief er laut, um auf sich aufmerksam zu machen.

Sie hatte gefunden, was sie gesucht hatte. Mit zitternden Händen setzte sie ihre Sonnenbrille auf, als sie ihn schließlich bemerkte.
Er nahm sie am Arm und zog sie mit sich, um an einem ruhigeren Ort mit ihr zu sprechen. Irgendetwas stimmte nicht. Er fand eine leere Gasse und lehnte sie an eine Hauswand. Vorsichtig hielt er sie an ihren Schultern.

Szenenwechsel:

„Hey hey ! Was ist denn passiert ?“

Jon sah mich besorgt an. Ich holte erst ein paar Mal tief Luft, bevor ich ihm antwortete. Ich zwang mich zu einem Grinsen, um ihm zu zeigen, dass nichts Schlimmes geschehen war und ich in Ruhe erzählen konnte.

„Du wirst nicht glauben, was ich gerade erlebt habe !“

Er lächelte befreit, anscheinend hatte er sich wirklich Sorgen gemacht.

„Was war denn ?“

„Ich war da drüben, bei der alten Frau, weil die so schöne Masken hatte und so schöne Sachen. Nach einer Weile fragte sie mich, ob sie mir aus der Hand lesen solle. Ich stimmte zu. Und stell Dir vor, sie wusste einige Dinge, die sie eigentlich gar nicht wissen konnte ! Sie wusste zum Beispiel, dass ich zu Dir ziehen soll ! Hast Du oder Richie irgendwem davon erzählt ?“

„Nein, natürlich nicht ! Du weißt doch ganz genau, dass ich unser Privatleben zu hundert Prozent abschotte. Die anderen machen da ebenso keine Ausnahme. Das ist unser oberstes Gebot, schon immer !“

Ich schüttelte den Kopf.

„Es kann doch nicht sein, dass diese Frau über uns Bescheid weiß ? Ich meine, sie ist ja nicht gerade der typische Fan, oder ? Und sie kennt uns überhaupt nicht. Sie hat uns nie zuvor gesehen ?“

„Süße, lass uns irgendwo hingehen, was trinken, okay ? Dann können wir darüber reden.“

Ich nickte zustimmend und Jon nahm meine Hand, die er fest in seiner hielt.

„Du lässt jetzt nicht mehr los !“

Sein strahlendes Lächeln beruhigte mich etwas und wir verließen den Markt auf der Suche nach einem Cafe oder ähnlichem. Ein paar Schritte weiter fanden wir eine schnuckelige, kleine Kneipe und setzten uns draußen auf bequeme Rattanstühle.
Nachdem die Kellnerin unseren Kaffee gebracht hatte, zündete ich mir eine Zigarette an.
Die brauchte ich nun wirklich.