Dienstag, 16. Juni 2009

Kapitel 177 - Jojo im Kopf

„Kannst Du nicht schlafen ?“ fragte ich.

„Nein, ich bin hellwach, warum auch immer.“

Er rieb sich die Augen und sah mich an.

„Hast Du Lust, mit mir runter zu gehen ? Lass uns einen Kaffee holen und zu unserem Mäuerchen gehen, okay ?“

Nach einem kurzen Blick auf den Wecker stimmte ich zu. Es war gerade mal ein paar Minuten vor fünf.

„Ja, ich geh mit.“

Nach einer Katzenwäsche zogen wir uns rasch bequeme Klamotten an und gingen Hand in Hand in die Küche, machten uns zwei große Tassen Kaffee und verließen leise das Haus. Schweigend gingen wir hinunter zu der kleinen Mauer, die den Garten vom steil abfallenden Gelände trennte und vor dem Absturz schützte. Regungslos saßen wir eine Weile dort, mit dem Rücken zum Anwesen und betrachteten das Tal, das im Morgennebel unter uns lag.

Ich weiß nicht, wie lange wir dort saßen. Ich wandte meinen Kopf zu Jon. Er sah mit unbewegtem Blick hinunter. Nicht einmal seine Augen bewegten sich. Es war ungewöhnlich, dass er so früh aufwachte und es war ebenso ungewöhnlich, dass er mit mir an diesen Ort wollte. Ich spürte, dass ihn irgend etwas bewegte. Aber warum sagte er nichts ? Warum schwieg er so beharrlich ? Ich merkte, wie wieder diese dunklen Gedanken und diese verfluchte Angst in mir aufsteigen wollten. Unwillig schüttelte ich meinen Kopf. Jon sah mich überrascht an und lächelte.

„Hey hey ! Was denkst Du nur wieder ?“

Er stellte seine Kaffeetasse ab, legte seinen Arm um meine Schultern und drückte mich an sich. Ich kuschelte mich an ihn und seine Nähe tat mir gut. Nach einer endlos langen Zeit bewegte er sich und ich rückte ein Stückchen von ihm weg um ihn ansehen zu können. Sein Gesichtsausdruck hatte sich nicht verändert, er hielt seine Kaffeetasse in der Hand und starrte sie an. Ich hielt das Schweigen zwischen uns nicht mehr aus.

„Wollen wir wieder zum Haus gehen ?“

Er sah mich an. Regungslos.

„Sandy, ich möchte etwas mit Dir besprechen.“

Nun sah er wieder die Tasse an und drehte sie zwischen seinen Händen hin und her.
Ein Seufzer entwischte mir.

„Versprich mir bitte, dass Du nicht ausflippst. Das, worum ich Dich bitten möchte, ist sehr wichtig für mich und bitte, überleg es Dir genau, bevor Du mir darauf antwortest.“

Ich wagte nicht mehr, zu atmen. Meine Gedanken rasten und ebenso mein Herz.

„Okay,“ sagte ich lahm.

Er nahm meine Hände in seine und sah mich mit seinem warmen Blick an. Am Zittern meiner Hände merkte er, dass ich wahnsinnig aufgeregt war und ein kleines aufmunterndes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Was hältst Du davon, wenn Du zu mir ziehst ?“

Ich brachte kein einziges Wort heraus. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen ! Sein Blick war noch immer auf mich gerichtet. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Ebenso konnte ich ihm keine Antwort geben.
Jon spürte wohl, was in mir los war. Er küsste mich sanft auf die Wange und stand auf.

„Überleg es Dir, Liebes.“

Ich sah ihm nach. Langsam und mit gesenktem Kopf ging er auf das Haus zu.
Ich blieb sitzen wo ich war. Mein Kopf dröhnte und ich war wie gelähmt. Jon hatte mich gefragt, ob ich zu ihm ziehen wollte und ich hatte ihm keine Antwort geben können. Und er hatte es vorher schon geahnt. Was sollte ich nur tun ? Eigentlich wohnte ich ja fast hier, die Monate vorher hatte ich in Hotels verbracht und die wenigen Nächte, die ich in meiner eigenen Wohnung in Deutschland gewesen war, konnte ich an einer Hand abzählen. Millionen Frauen hätten, ohne zu zögern, zugestimmt.

Und ich ? Ich ließ ihn einfach weg gehen. Warum hatte ich Dussel nicht einfach ja gesagt ? Warum musste ich immer alles komplizierter machen, als es war ? Ich ärgerte mich maßlos über mich selber. Vorher hatte ich immer allein gelebt, die Männer in meinem Leben waren nur Übernachtungsgäste gewesen und nie hatte ich auch nur daran gedacht, mit einem von ihnen zusammen zu leben. Mit Jon war es von Anfang an ganz anders gewesen. Er hatte mich hier her entführt und es war immer von vorne herein klar gewesen, dass, wenn ich in Amerika war, bei ihm wohnte. Wir hatten nie darüber gesprochen, und ich hatte mir nie darüber Gedanken gemacht. Warum hatte er mich ausgerechnet heute morgen gefragt ? Ich war manchmal total bescheuert.

Eine kurze Weile blieb ich noch dort sitzen, ordnete meine Gedanken. Und plötzlich wusste ich, was ich tun musste.

3 Kommentare:

Sam hat gesagt…

Ach herje, das ist ja sooooooooo süß. Sag schon "JA" Sandy!!!

Er will sein Leben mit ihr teilen und Sandy sollte nicht vergessen, das dieser Schritt sicherlich auch für Jon ein großer ist....

Sie sollte nicht länger zörgern...manchmal muß man den Kopf ausschalten und auf sein Bauchgefühl hören...

@missi: Wirklich ein tollter Teil.... bitte, bitte schnell Fortsetzung *vorspannungnetlängeraushalt*

Knuddels Sam

Mabel hat gesagt…

NAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAIIIIIIIIN!!!!
Nicht zusammenziehen-Mensch! SAM!!!denk nach! das kostet uns den "wiedersehenssiebenminuseins"!!!
ich bin für ein bißchen herzschmerz und so zwischendurch!!! und warum isses denn so ruhig um doro? ruhe vor dem sturm? also: ganz fix weiter hier!!! knuddel! mabel

Sam hat gesagt…

Hallooo, wo ist der nächste Post abgeblieben ????? *traurigtreinschau*

@mabel: werd dich da später mal dran erinnern.....*fg*

LG Sam