Richie sah total verschlafen aus. Sein Gesicht war zerknittert, die Haare standen in alle Richtungen ab und schwarze Ringe umrandeten seine Augen.
„Tja, so sieht man eben aus, wenn man die ganze Nacht nicht schlafen kann, weil nebenan ein Liebespaar nicht genug voneinander bekommt !“
„Tini und Tom ?“
„Ja, Tini und Tom !“ stöhnte er.
Wir brachen in schallendes Gelächter aus.
„Ich weiß nicht, was die beiden genommen haben. Aber es ist einfach nicht normal, ich kann es nicht fassen ! Meine Wände sind ja schließlich nicht aus Pappe, aber das ?“
Er schüttelte ungläubig den Kopf und nahm dankbar den Kaffee, den er von Mam gereicht bekam, an.
„Danke ! Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist. Sie wohnen ja nun schon ein paar Tage bei mir, aber so laut waren die noch nie !“
„Und Du Armer, liegst allein in Deinem Bettchen und hast niemanden !“ Meine Mam tätschelte seine Schulter.
„Ja, das wird wohl das Schlimmste daran sein !“ foppte ich ihn.
Wir zogen Richie noch eine Weile mit seinem Schicksal auf und genossen das Frühstück, dass meine Eltern gezaubert hatten. Dann begannen wir mit den Übungen im Pool, die mir sehr viel besser gefielen, als die im Fitness-Raum. Es war nur leichte Wasser-Gymnastik, aber ich fühlte mich nachher sehr viel lockerer und einfach auch viel fröhlicher. Nach dem Mittagessen ging ich nach oben, um mich eine Weile hinzulegen. Mein Handy fiepste. Die SMS war von Jon.
„Hallo Liebes, ich vermisse Dich schrecklich ! So schön es hier ist, Du fehlst mir. Ich kann es nicht mehr erwarten, Dich wieder in meine Arme zu schließen ! Ich küsse Dich, Jon.“
Aufgeregt drückte ich schnell auf ‚Antworten’:
„Hallo Schatz, Du fehlst mir ebenso. Ich werde von allen sehr umsorgt, aber es ist einfach alles so leer ohne Dich. Die Nächte sind so einsam und so lang. Komm bitte bald wieder ! Tausend Küsse zurück.“
Glücklich döste ich eine Weile vor mich hin, als ich ein leises Flüstern von der Tür her vernahm.
„Süße, bist Du wach ?“
Ich setzte mich auf und lächelte meine Freundin an.
„Hallo ! Ich hab eh nur so vor mich hin geträumt.“
Sie setzte sich an den Bettrand und sah mir direkt in die Augen. Ich musste plötzlich lachen, denn ich wusste genau, was in ihrem Kopf vorging.
„Heute morgen hatte ich eine Beschwerde eines Nachbarn, der sich unheimlich über nächtlichen Lärm aufgeregt hat,“ sagte ich mit dem letzten bisschen Rest Beherrschung.
Tini bekam einen knallroten Kopf.
„Also…. Na, Du weißt doch, wie das …. Es war einfach…. Ich kann es nicht erklären,“ stotterte sie und suchte immer noch nach den richtigen Worten.
Ich prustete lauthals los.
„Hat sich Richie echt beschwert ?“ fragte sie kleinlaut.
„Hey, Tini ! Er hat sich beschwert, aber es war, glaube ich, eher gejammert. Ich kann es ihm auch nicht verdenken. Liegt da so allein im Bett und nebenan geht der Punk ab ! Da würde ich am nächsten Morgen wahrscheinlich auch rumnölen !“
Sie hatte die Augen niedergeschlagen.
„Weißt Du, es war heute Nacht so toll. Und wir konnten nicht voneinander lassen. Ich habe es so sehr genossen, und Tom auch. Wir haben uns einfach gehen lassen. So war es noch nie, ich meine, es war immer schön bei uns. Aber heute Nacht war es vollkommen.“ Ihr entschlüpfte ein leiser Seufzer.
„Ich muss mich wohl bei Richie entschuldigen.“
„Jetzt komm mal wieder runter. Wir sind alle nicht von der verklemmten Truppe, und auch Richie ist nichts menschliches fremd. Sogar meine Eltern haben sich vorhin vor Lachen gebogen, als er so leidend da saß.“
„Deine Eltern ?“ fragte sie entsetzt. „Sag bloß, die haben das auch mitgekriegt ? Oh Gott ! Wie peinlich ist das denn !“
Sie schlug ihre Hände vors Gesicht und spitzte mit den Augen zwischen den Fingern durch.
„Das ist nicht wahr ?“
„Doch !“
Ich brach in schallendes Gelächter aus als ich sie so dasitzen sah und endlich stimmte sie mit ein. Als wir uns wieder beruhigt hatten, sah sie mich ruhig an.
„Ich erzähl Dir hier von einer rauschenden Liebesnacht, und Du ?“
„Ja, ich kann die letzten Wochen nicht gerade in den Top Ten einordnen, was dieses Thema betrifft. Es geht ja nicht mit meinem Rücken.“
„Schon blöd. Vermisst Du das nicht fürchterlich ?“
„Ich kann Dir gar nicht sagen wie. Es gab vorher nur ganz wenige Nächte, die wir beide zusammen verbracht und nicht miteinander geschlafen haben.“
„Echt ?“
„Ja, ehrlich.“
Die Sehnsucht nach ihm, nach seinem Körper, seinen Berührungen, seinen Blicken war in der letzten Woche zeitweise übermächtig geworden. Ich konnte es nicht ertragen, die Musik der Band zu hören. Meinen MP3-Player hatte ich seit Tagen nicht mehr angerührt und sobald Bon Jovi im Radio lief, stellte ich sofort einen anderen Sender ein. Seine Stimme fehlte mir so sehr, dass ich die künstliche nicht hören mochte. So langsam würde ich sicherlich noch ganz kirre werden. Tagsüber konnte ich den Gedanken daran wegwischen, aber in den Nächten ….
4 Kommentare:
Hallo!
Liebe Missi ich finde es einfach klasse, das du jeden Tag postest! Super!!!!
Hoffentlich ist die Zeit der Trennung bald vorbei.Ich denke, er fehlt nicht nur Sandy, sondern auch uns. Bitte lass, sie schnell wieder fit werden und ihn zurückkommen.
Lg
Waldhexe
Hi!
Also ich bin heute auf deine Story gestoßen und muss sagen, dass sie echt fesselnd ist. An etlichens Stellen konnte ich mich vor lachen auch kaum noch halten. Was mich interessieren würde ist, ob die Kids von Jon und Sandy sich auch mal kennen lernen, denn Ava scheint sie ja echt zu vegöttern.
LG Tico85
@Tico85: Häääääääääääääääääääh?
*ichwasnichmitgekriegthab?* kids von jon und sandy? *verwirrtguck*
@missi: wo steht das mit den kids?neben den Kochrezepten?
glg mabel
Armer Richie, arme Sandy, armer Jon... alle ohne SEX. Nur Tini (und Mabel)... es sei Ihr ja gegönnt *fg*.
@ missi: Also 1. Sandy und Jon müssen sich wiedersehn...schnell. Und 2. Richie braucht dringend ne Frau. Lass dir was einfallen...*hihi* Und 3. klappt das diese Woche wieder mit den 3 Bienchen und dem Smilie...*grins*
LG Sam
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