Lächelnd fasste er mich übermütig an der Hand und zog mich mit sich. Anscheinend hatte er seine nächtliche Eskapade unbeschadet überstanden, er war wie ausgewechselt und ganz der Alte. Strahlend, charmant, jungenhaft und unglaublich süß. Einfach mein Jon !
Mit großen Schritten eilte er voraus, gerade so, als habe er Angst, etwas zu verpassen. Lachend ließ ich ihn gewähren, obwohl ich einige Mühe hatte, ihm zu folgen. In der Garage hielt er mir zuvorkommend die Tür auf, fasste nach meiner Hand, um mir beim Einsteigen zu helfen. Wir fuhren mit einigem Tempo die Auffahrt hinunter, wo sich das elektrische Tor gerade zu öffnen begann. Es stand gerade so weit offen, dass der Wagen durchpasste und Jon preschte hinaus. Er schaute nur kurz nach dem Gegenverkehr und gab Gas. Und wie er Gas gab ! Die Fotografen hatten keine Chance und erwischten uns zu unserer Schadenfreude nur von hinten. Vermutlich hatten sie nicht einmal sehen können, wer überhaupt im Auto saß.
Jon grinste mich triumphierend an.
„Jaaa !“ lachte ich. „Du bist mein Held !“
„Schwör`s !“ verlangte er.
„Du weißt, dass ich Dir beinahe alles schwöre !“
„Alles ?“
„Ich sagte ‚beinahe’ alles !“
„Und was schließt ‚beinahe’ aus ?“
„Das musst Du leider selbst heraus finden.“
Der Blick, den er mir von der Seite zuwarf, so verführerisch und dabei liebevoll, hätte mir die Beine einknicken lassen, wenn ich denn nicht gesessen hätte. Leichtes Herzklopfen machte sich bei mir bemerkbar und ich war ziemlich nervös. Wie schaffte er es nur immer wieder, dass ich mich wie ein schüchterner Teenager fühlte ?
Er fuhr auf den Highway, leise Musik klang aus dem Autoradio und wir beide hingen unseren Gedanken nach. Mittlererweile war es vollkommen dunkel geworden, die vorbei ziehende Landschaft war nur schemenhaft zu erkennen.
Ich beobachtete ihn heimlich von der Seite, versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Vor wenigen Stunden hatte er mich wegen meiner Lauferei angeschrieen, war abgehauen, hatte sich vollaufen lassen. Nun saß neben mir der Jon, den ich so liebte. Fast kam mir das Erlebte wie ein schlechter Traum vor, und doch war das alles geschehen. Vielleicht war das bei ihm so, diese Stimmungsschwankungen. Vielleicht war es aber nur wegen der Situation, in der er sich befand, so. Er hatte die Scheidung eingereicht, seine Frau machte unwahre Aussagen gegenüber der Presse, er hatte sich gegenüber den Medien bloß stellen, seine Gefühle offenbaren müssen, die Fotografen jagten, belagerten uns. Und das allerwichtigste: seine vier Kinder.
Und irgendwo dazwischen war ich.
Ich seufzte unbewusst auf.
„Fühlst Du Dich nicht wohl ?“ fragte er besorgt.
„Doch, doch. Es ist alles okay.“
„Warum glaub ich Dir nicht ?“
Ich sah ihn nur kurz an, da er sonst sowieso wieder meine Gedanken lesen würde.
„Süße, wir sind gleich da. Lass uns einen guten Wein bestellen und reden. Okay ?“
„Okay !“
Er legte seine Hand auf meine Hand und streichelte sie leicht.
Nur wenige Minuten später nahm er die Ausfahrt und bog auf eine schmale Landstraße ein. Wir fuhren durch eine hübsche Kleinstadt, mit gepflegten Häusern, vielen Bäumen. Schließlich passierten wir einen Platz, den wir umrundeten, bevor er wieder abbog. Kurz darauf wurden die Häuser immer weniger, bis er vor einem Landhaus, das einem englischen Cottage sehr glich, anhielt.
„Wir sind da !“ lächelte er geheimnisvoll.
Jon stieg rasch aus, umrundete das Auto und hielt mir galant die Tür auf. Sanft nahm er meine Hand und half mir beim Aussteigen.
Eng umschlungen gingen wir auf das Restaurant zu. Kleine Laternen baumelten im leichten Wind und tauchten den mit Natursteinen gepflasterten Weg in ein goldenes Licht. Das Haus war über und über mit Efeu und blühenden, rankenden Pflanzen bewachsen und lud auf eine anheimelnde Art zur Einkehr ein. Die Eingangstür war aus massivem Holz gefertigt und hatte mindestens ein Jahrhundert auf dem Buckel. Jon drückte den schweren Griff hinunter und hielt sie lächelnd und mit einladend ausgestrecktem Arm auf. Ich ging an ihm vorbei hinein und war von Anfang an begeistert.
Die Wände waren grob weiß verputzt, so wie in alten Bauernhäusern. Die Holzdecke wurde von schweren, dunklen und sicherlich uralten Balken getragen. Die kleinen Butzenfenster waren mit weißen, gehäkelten Vorhängen dekoriert und überall standen Antiquitäten. Die Tische und Stühle waren ebenfalls aus dunklem Holz und rustikal. Geschmückt waren sie mit schweren, metallenen Kerzenleuchtern, die man sonst eigentlich eher auf einer Ritterburg vermutet hätte.
„Jon !“ erklang eine Stimme voller Freude.
Wir drehten uns um. Ein Mann kam mit strahlendem Gesicht und ausgebreiteten Armen auf uns zu, doch sein Blick galt nur Jon.
4 Kommentare:
Ja, ich hatte einen wunderschönen Urlaub, mit Romantik, Sandstrand, gutem Essen, Sonne, viel Liebe..... einfach so, wie man es sich wünscht !
Schön das Du wieder da bist... und wie ich lese, hattest Du eine wirklich gute Zeit...*grins*
Nun bin ich gespannt, was die beiden beim romantischen Dinner so alles besprechen....
Jon ist ja wie ausgewechselt, hat er etwa auf dem Boden der Whiskeyflasche die Lösung für alle Problem gefunden...*grins*
Ach wie schön... ich freu mich schon auf den nächsten Post...
Kunddels Sam
Wie wahr, wie wahr, was so ein Urlaub alles bewirken kann....
Ein liebevolles Dinner und alles wird gut - wäre ein bißchen zu einfach und es kommen sicherlich wieder ein paar unverhoffte Zwischenfälle.
Freu mich auf morgen...
Grüße
Hallo!
Schön, das es jetzt hoffentlich täglich etwas zu lesen gibt. Ich bin schon ganz gespannt wie es morgen weitergeht.
Schön, das du einen tollen Urlaub hattest!
LG
Waldhexe
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