Donnerstag, 10. September 2009

Kapitel 220

Ich gab ihm keine Antwort, sondern streichelte ihn nur und hielt ihn in meinen Armen. Richie beobachtete uns besorgt über den Rückspiegel. Wir waren etwa eine Stunde gefahren, als Jon zu würgen begann. Richie steuerte den Wagen schnell auf den Seitenstreifen und hielt mit einer Vollbremsung an. Er sprang heraus, riss die Tür an meiner Seite auf und zog ihn so weit ins Freie, dass er zumindest nicht ins Auto spucken konnte.

Ich stieg ebenfalls aus, ging hinten herum und versuchte, Richie zu helfen. Jon wollte zwischendurch etwas sagen und wandte seinen Kopf in meine Richtung. Doch bevor er ein Wort formulieren konnte, erbrach er sich wieder und dieses Mal traf es meine Jeans und meine Schuhe. Ich rang um meine Beherrschung. Richie sah mich mitleidig, fast entschuldigend, an.

Wir warteten, bis er sich erleichtert hatte und wir den Eindruck hatten, dass nichts mehr passieren konnte. Richie hatte eine Wasserflasche hervor gezaubert und ich gab Jon in kleinen Schlucken zu trinken. Irgendwann winkte er ab, er hätte genug. Richie säuberte ihn mit den Papiertaschentüchern. Ich versuchte derweil, so gut es ging, die Sauerei von mir zu entfernen, was natürlich so gut wie unmöglich war.

Kurz entschlossen zog ich meine Schuhe und meine Socken aus, leerte Wasser über die Jeans und wischte es einigermaßen weg. Jon saß, den Kopf weit zurück gelehnt wieder im Wagen. Als ich mich neben ihn gesetzt hatte, ließ er sich fallen, so dass sein Kopf nun auf meinem Schoß lag. Ich faltete meine Jacke zusammen und schob sie ihm behutsam darunter. Endlich konnten wir unseren Weg fortsetzen, wenn auch mit einem äußerst unangenehmen Geruch im Wagen, der selbst durch die Lüftung nicht beseitigt wurde.

Im Morgengrauen kamen wir zu Hause an und Richie fuhr langsam die Auffahrt hoch. In der Hoffnung niemanden zu wecken, schleiften wir Jon gemeinsam die Treppen hoch. Im Schlafzimmer angekommen, legten wir ihn auf das Bett und zogen ihn aus. Ich holte in einer Schüssel Wasser und einen Waschlappen, um ihn etwas sauber zu machen. Anschließend zogen wir ihm ein frisches Shirt an und deckten ihn zu. Ich löste im Bad eine Aspirin auf, flösste ihm das Gebräu ein und gab ihm einen kleinen Kuss. Als ich das Licht herunter dimmte, hörte ich wie er meinen Namen leise vor sich hin flüsterte.

„Geschafft !“ atmete ich auf, als ich die Tür leise hinter mir schloss.

„Ja, das haben wir.“

„Danke, Rich. Ich weiß nicht, was ich ohne Dich getan hätte.“

„Schon okay ! Gibst Du mir noch einen Kaffee ?“

„Sicher.“

Wir gingen auf die Terrasse und er schob mir seine Zigarettenschachtel zu. Ich inhalierte tief und genoss jeden einzelnen Zug. Richie sah mit unbewegtem Gesicht ins Dunkel.

„Ganz schön schwerer Brocken, was ?“ fragte er etwas unsicher.

„Ja, stimmt.“

„Hör zu. Es tut mir sehr leid, dass Du ihn so sehen musstest.“

„Du kannst ja schließlich nichts dafür.“

„Niemand kann dafür, Du auch nicht, falls Du das denken solltest. Es ist momentan einfach zuviel für ihn. Sandy, Du bist sein Halt, er ist auf Dich fixiert. Du musst unbedingt versuchen, ihm ein Ruhepol zu sein und für ihn da zu sein. Ich weiß, was das Laufen für Dich bedeutet. Für ihn ist es nur ein weiteres Problem.“

„Warum ?“

„Weil er Angst um Dich hat. Angst, dass Dir etwas geschehen könnte, ein Rückfall zum Beispiel.“

„Und deswegen hat er sich so vollaufen lassen ?“ fragte ich verständnislos.

„Natürlich nicht nur deswegen allein. Es kam eben einiges zusammen.“

Er nahm meine Hand und strich leicht darüber.

„Nimm in der nächsten Zeit einfach ein bisschen mehr Rücksicht auf ihn als sonst, okay ?“

„Ich werd`s versuchen.“

Er gähnte verhohlen.

„Wenn Du müde bist, geh ruhig ins Bett. Ich geh auch bald.“

„Okay. Gute Nacht, Kleine.“

Er stand auf und küsste mich sanft auf die Stirn.

„Gute Nacht, Richie. Und nochmals danke !“

3 Kommentare:

Sam hat gesagt…

Nein, nein, nein so geht das aber nicht... Rockstars kotzen niemand anderem auf die Hose.... *heftigmitdemkopfschüttel*
Die haben doch höchstens eine unglaublichen Kater am anderen Tag...

@mabel: nur heut Abend noch mit den Mädels ein paar Cocktails.. dann is Schluß mit der Trinkerei... bis Sonntag *fg*

Knuddels Sam

Mabel hat gesagt…

Ihhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!
nee, missi, nee! schreib wieder was schönes!!!
*schüttelundekel*
@sam:paar cocktails? alkoholfrei hoff ich! *zeigefingerheb* GRINS
glg mabel

Anonym hat gesagt…

Hallo!

Rockstars sind eben auch nur Menschen wie wir. Ich kann verstehen, das er sich mal so richtig betrinken mußte, ist doch ganz natürlich, bei dem Stress.

Ich freue mich aber schon auf die schöne Versöhnung, hoffentlich im nächsten Post.

Lg
Waldhexe