Mittwoch, 2. September 2009

Kapitel 216

"Schatz, ich schwöre Dir, ich werde Dich mit meiner Scheidung nicht belasten. Ich versuche, alles von Dir fernzuhalten. Ich möchte nicht, dass Du Dir deswegen Gedanken machst, okay ?“

Das gefiel mir nun überhaupt nicht. Ich fühlte diesen wohlbekannten Unwillen in mir aufsteigen.

„Das möchte ich aber nicht !“

Sein Blick war mehr als verwundert, ja fast schon ein wenig fassungslos.

„Jon, wir haben uns vor gar nicht allzu langer Zeit versprochen, dass wir über alles reden. Das wir dem anderen alles sagen, was unser Leben betrifft. Du hast mir mal vorgeworfen, ich würde Dich nicht an meinem Leben teilhaben lassen. Genau das hast Du vor !“

„So habe ich das nicht gemeint ! Du….“

„Ich bin nicht aus Zucker.“

„Nein, das ist sie wirklich nicht. Und so langsam solltest Du das auch begriffen haben !“

Richie stand grinsend wieder dort, wo er eben gestanden hatte, beide Hände in die Hüften gestemmt.

„Kommt Ihr zwei nun endlich, wir müssen wirklich !“

„Ja, wir kommen,“ antwortete ich und sah nochmals zu Jon.

Aber er hatte sich schon umgedreht. Also ging ich ihm nach und wir verabschiedeten uns von Bee und ihrem Team. Der Rest von uns ging schnatternd, diskutierend und lachend vor uns her. Anscheinend waren sie alle froh, dass das Interview vorbei war. Richie fand es ziemlich gelungen und auch Jon pflichtete ihm bei. Wir verließen das Gebäude und stiegen in die wartende Limousine, die uns zum Flughafen brachte.

Im Flieger ließ ich mich erschöpft auf einen der Sitze fallen. Keinen Strich gearbeitet und trotzdem total geschafft, dachte ich im Stillen. Als wir die Reisehöhe erreicht hatten, bestellte ich bei der Stewardess einen Rotwein. Ich musste mich mit irgend etwas beruhigen. Und es funktionierte, der Wein machte mich schläfrig. An Jons Schulter gelehnt, dämmerte ich in einen tiefen Schlaf, aus dem ich erst erwachte, als wir zur Landung in LA ansetzten.
Es war bereits weit nach Mitternacht, bis wir endlich wieder zu Hause ankamen. Als die Haustür hinter uns ins Schloss fiel, nahm mich Jon an der Hand und zog mich in die Küche.
Auf meinen fragenden Blick hin, lächelte er nur und schenkte uns beiden ein Glas Wein ein. Wir lehnten einander gegenüber und tranken schweigend.

„Danke, dass Du heute mitgekommen bist.“

„Das war doch selbstverständlich.“

„Nein, das war es für mich nicht.“

Er hatte den Kopf leicht gesenkt und sah mich von unten herauf an. Ich spürte, er wartete auf eine Antwort von mir.

„Für mich schon. Du warst für mich in schweren Zeiten da und nun bin ich eben für Dich da.“

Ich trank mein Glas aus, nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit mir.

„Lass uns schlafen gehen, es war ein langer Tag.“

Er nickte nur und folgte mir.
In dieser Nacht lag ich lange wach, dachte an die Dinge, die mir Tini gesagt hatte. Überlegte hin und her, stellte mir vor, wie die kommenden Monate für uns aussehen würden. Versuchte, mich in Dorothea hineinzuversetzen. Dachte darüber nach, wie ich in ihrer Lage reagieren, fühlen, denken würde.

Wenn ich nur endlich wieder laufen könnte ! Ich sehnte mich entsetzlich danach, mich wieder auszupowern, mit Richie durch den Park zu jagen. Dann hätte ich meinen Kopf ganz sicher wieder schnell freibekommen und die Situation leichter verarbeiten können. Erst in den frühen Morgenstunden fiel ich in einen traumlosen Schlaf, der mir nicht wirklich Erholung brachte.
Und die Probleme waren am nächsten Morgen immer noch da.

Jon schlief noch tief und fest, als ich - aufgeweckt durch die innere Unruhe, die mich beherrschte - vorsichtig unter der Decke hervorschlüpfte und mich leise anzog. Meine Laufhose, Shirt und Schuhe lagen griffbereit unten im Schrank. Aus meiner Handtasche angelte ich meinen MP3-Player und schloss die Schlafzimmertür. Die frische Morgenluft erfrischte mich und ich trabte langsam los.

Mir fiel die Warnung von Dr. Mitchell ein, dass ich keinen Leichtsinn an den Tag legen sollte. Ich musste lächeln und wischte den Gedanken rasch beiseite. Natürlich war ich leichtsinnig, jedenfalls dann und wann. So war ich. Und nur so machte das Leben Spaß. Und genau deswegen lief ich endlich wieder. Natürlich vorsichtiger wie ich das gewohnt war. Überrascht stellte ich fest, dass ich schnell meinen Rhythmus fand und sehr leicht lief. Es war einfach herrlich ! Ich genoss das lange vermisste Gefühl und ließ mich fallen. Mit jedem Schritt kam ich meinem Körper wieder näher, wenn ich auch feststellen musste, dass meine Kondition beim Teufel war.

Aber ich hörte nicht darauf, sondern überwand meinen inneren Schweinehund. An einem besonders großen Baum angekommen, plumpste ich völlig außer Atem auf eine Bank. Ich war einfach total happy, losgelöst und restlos glücklich. In diesem Moment war alles so leicht. Mein Herz beruhigte sich langsam und genauso langsam fasste ich neuen Mut. Warum hatte ich mir gestern den ganzen Tag und fast die ganze Nacht so schwer gemacht ? Es brachte nichts, in die Zukunft schauen zu wollen oder irgendwelche Dinge vorhersehen zu wollen, sich vorzustellen, wie alles kommen könnte. Ich konnte daran sowieso nichts ändern. Und mir wurde eines klar: Ich liebte Jon über alles und ich wusste, dass ich ihm jetzt beistehen musste.

Nach einer Weile fühlte ich mich ausgeruht genug, um zurück zu laufen. Wenn ich ehrlich zu mir war, hatte ich mich ein klein wenig überschätzt, denn als ich endlich am Haus ankam, war ich ganz schön erledigt. Der Schweiß lief in Bächen an meinem Rücken hinab und die Hitze knallte nur so aus meinem Körper hinaus. Durstig ging ich in die Küche, um die Wasservorräte zu plündern.
Jon saß mit Richie beim Frühstück. Beide sahen mich überrascht an, als ich herein kam.

„Du warst laufen ?“ fragte Jon entgeistert.

7 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

Es hat Euch also gefallen ? Ich hab mich auch mächtig angestrengt *grinserchen*

Außerdem, willkommen Alexis !

Mabel hat gesagt…

JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!
es hat uns gefallen, und wir wollen JEDEN TAG unseren post! also, bis morgen, liebe missi!!!
fg mabel

Anonym hat gesagt…

BITTE schreib ganz schnell weiter. Ich bin gespannt was Jon dazu sagt, dass Sandy schon wieder joggt.(Hoffentlich hat das keine ernsten Folgen)

lg Alexis

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Es gefällt uns immer! Du Superschreiberin! Schließe mich Mabel an, wir wollen jeden Tag einen post!
Tschüß, bis später liebe Missi!!!

Lg
Waldhexe

Bin schon gespannt auf Doros Reaktion.

Sam hat gesagt…

Endlich wieder Lesestoff....*fg*

Ich kann Sandy das gut nachfühlen. Beim Laufen bekommt man den Kopf richtig frei.... Nur übertreiben sollte sie es nicht. Zu all den Problemen die sie haben, sollten nicht auch noch gesundheitliche kommen....

Freu mich auf Fortsetztung....

@missi: Da fragst du noch ob uns das gefällt???? Such lieber schon mal einen bezahlbaren Therapieplatz für uns falls diese Story jemals enden sollte...*grins*

Knuddels
Sam

Missi68 hat gesagt…

Therapieplatz ????? Mmmmhhhh..... da könnt Ihr ja mal bei einem gewissen Gitarrengott melden, vielleicht nimmt er Euch ja mit *lautloslach*

Aber dazu später......

JBJ4ever hat gesagt…

Hallo Mädels,

melde mich auch aus dem Urlaub zurück und habe natürlich gleich nachgelesen! Kann mein Kompliment also gleich auf mehrere Posts aussprechen! Das nenne ich einen wunderbaren Urlaubsabschluß!

Mensch, ich bin heut durch München gefahren - keine Weibsen mit FF Banner gesehen?! Wann, wo?? Mehr Details bitte!!!!

Ganz liebe Grüße an alle Mitleser