Sonntag, 25. Juli 2010

Kapitel 282

Tom bedeutete uns, uns zu setzen und holte tief Atem, bevor er sprach.

„Ich dachte mir, dass Du so reagieren würdest.“

Tini stand auf und trat an die Kaffeemaschine. Mit zwei gefüllten Tassen kam sie zurück und stellte diese vor sich und Tom. Sie musste sich beschäftigen, sie fühlte sich unbehaglich, die Situation war ihr gänzlich unangenehm. Ich kannte sie.

„Wenn Du wusstest, wie ich reagieren würde, warum hast Du dann nichts zu mir gesagt ?“

Wieder dieser schneidende Ton.
Er sah mich lange und mit festem Blick an, trank dann einen Schluck seines Kaffees und stellte die Tasse bedächtig zurück.

„Sandy, wir wollten Dich damit einfach nicht behelligen. Du hattest den Umzug, dann erfuhren wir von der Geschichte mit Tanja…. Außerdem kenn ich Dich lange genug, um zu wissen, was der Jetlag bei Dir so anstellt. Aber das wichtigste für uns war, dass Du Dich auf Jon konzentrieren konntest, dass Du für ihn Zeit und einen freien Kopf hattest. Wir haben lange mit allen zusammen darüber beratschlagt und dies für die beste Lösung gefunden.“

„Wie mit allen ?“ hakte ich nach.

„Zum Beispiel mit Deinen Jungs ?“

„Okay….“ sagte ich gedehnt.

„Hey, Kleines ! Du musst Dich daran gewöhnen, dass Du Angestellte hast, die dafür bezahlt werden, für Dich alles zu erledigen. Du wirst in den nächsten Monaten keine Zeit haben, Dich um so profane Angelegenheiten wie Einkäufe, Shopping mit Tini und so weiter zu kümmern. Schau, Du hast uns doch vorher auch vertraut, warum denn jetzt nicht mehr ? Wegen diesem Büro ?“

Er sah mich liebevoll an. Dann beugte er sich zu mir herüber und griff nach meinen Händen.

„Du siehst doch auch ein, dass wir das nicht mehr von Richie`s Wohnzimmer aus machen können ?“

Meine Gedanken rasten. Verflucht ! Jetzt stieg mir auch noch das Wasser in die Augen !
Unter Tränen antwortete ich schließlich.

„Ich möchte nie mehr, dass Ihr zwei Euch als meine Angestellten bezeichnet ! Ihr seid doch meine Freunde !“

Heulend sah ich schließlich zu meiner besten Freundin, die aufstand, sich auf die Lehne meines Sessels setzte und mich in ihre Arme nahm.
Es war zuviel für mich, es war alles zu neu für mich. Ich konnte damit nicht umgehen. Jedenfalls jetzt noch nicht.

„Willst Du Dir denn nicht mal alles ansehen ?“ fragte Jon mit leiser Stimme.

Ich nickte nur und ließ mich von Tini hochziehen. Alle vier zusammen gingen wir durch die Räumlichkeiten und Tom erklärte alles. Die Führung begann mit einem Raum, der jedoch noch nicht fertig gestellt war. Dort hingen noch unzählige Kabelstränge aus den Wänden und von der Decke. Das würde der Besprechungsraum werden. Tom meinte, sie hätten damit gewartet, weil sie noch unsere Meinung hören wollten, was wir alles an Kommunikationstechnik hier haben mochten. Danach ging es weiter zu seinem Büro. Im Gegensatz zu Tini`s kreativem Chaos herrschte hier eine klar durchstrukturierte Ordnung. Sein gläserner Schreibtisch war bis auf seinen PC, sein Handy und einem einzelnen Ordner leer. Tom konnte nur effektiv arbeiten, wenn er nicht von herumliegenden Sachen abgelenkt wurde. Er war straff durch organisiert und verließ sich vollkommen auf seinen Rechner und sein Handy.

Die Ordner im Regal an der Seite waren allesamt von der gleichen Farbe und mit den gleichen Rückenschildern beschriftet. Sogar seine Jacke hing ordentlich an dem kleinen Ständer links neben der Tür. Als einzigen Luxus hatte er sich eine große, saftig grüne Washingtonia-Palme gestattet. Weiter ging`s zu den Waschräumen mit den Toiletten.

Tom schloss die Tür und drehte sich lächelnd zu mir um.

„Für die Jungs haben wir das hier genommen….“

Er griff nach der Klinke der nächsten Tür und ließ diese aufschwingen. Ein großes, Licht durchflutetes Zimmer tat sich vor uns auf. Staunend und immer noch schweigend betrachtete ich es. Die Fenster waren auf der ganzen Front bodentief, der Boden mit grauem Stein ausgelegt, die Wände schneeweiß. Eine schwarze, puristische Ledercouch, die mit chromfarbenen Rohren eingefasst war, nahm einen großen Teil ein. Auch hier stand ein Glasschreibtisch, auf dem mehrere Laptops gestapelt waren. Alle mit Namen versehen. Jeder von uns konnte sich seinen nehmen und einstöpseln. An der Wand gegenüber des Schreibtisches befand sich ein riesiger Plasma-Schirm, dessen Größe ich auf 4 Quadratmeter schätzte.

„Dann gehen wir jetzt am besten in Deines,“ schlug Tom vor.

„In meines ?“

Er öffnete eine weitere Tür und wir standen in einem Eckbüro, dessen beide Fronten voll verglast waren. Ich sah mich ungläubig um, sah die moderne Einrichtung, den ebenfalls grauen Steinboden, die weißen Wände, die Ledercouch – ein Zwilling der Couch, die im Büro nebenan stand und als Krönung, und den in vollkommenem Kontrast dazu stehenden antiken Schrank, der an der Wand gegenüber stand. Derselbe Plasma-Schirm hing auch hier, man konnte von der Ledercouch wie auch vom Schreibtisch aus bequem fernsehen. Ich war sprachlos.

„Schön, dass es Dir gefällt !“ frotzelte Tini grinsend.

„Ich hab ein so großes Büro ? Aber warum, ich bin doch eher selten hier ? Und warum hab ich eines für mich alleine ? Wollt Ihr nicht lieber das nehmen ? Ihr braucht doch einen vernünftigen Arbeitsplatz und nicht ich, also ich meine, Ihr geht doch vor ?“

„Nein, Süße. Du bist der Kopf der Band. Denk dran, dass Du repräsentative Aufgaben haben wirst und dann brauchst Du ein solches Büro. Du kannst doch nicht in einer kleinen Rumpelkammer hocken….“

„Was würden dann die Leute sagen ?“ vervollständigte ich Tom`s Satz.

„Eben.“

„Waren meine Jungs schon hier ?“

„Bereits des Öfteren, sie haben es mit ausgesucht und sie sind begeistert ! Eigentlich wollten sie Dir damit eine Überraschung machen, quasi als kleine Entschuldigung, weil Du die meiste Arbeit mit der Band hast.“

Ich sah Jon an, versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Er war unschlüssig ob meiner Reaktion und lächelte mich etwas schief an.
Hailey kam herein und fragte, ob wir noch etwas brauchen würden.

„Würdest Du uns noch bitte ein paar gekühlte Getränke bringen ?“ bat Tini.

Sie nickte und ging wieder hinaus. Um meine Gedanken zu ordnen und wieder einigermaßen ruhig zu werden, trat ich an die Fenster und blickte auf die Stadt unter mir.
Mein Leben änderte sich grundlegend. Ich konnte es nicht aufhalten. Also beschloss ich, das Beste daraus zu machen. Wie immer dachte ich an meinen letzten Lauf, um meinen Kopf leer zu bekommen. Einige Minuten stand ich dort und sammelte mich. Es war wichtig, dass ich mich wieder in den Griff bekam. Ich holte tief Luft und drehte mich zu den dreien um, die mittlererweile auf dem Sofa Platz genommen hatten.

„Also, dann lasst uns arbeiten ! Rock and Roll !“

„Okay !“ nickte Tom erleichtert und erhob sich. „Ich hol uns am besten den Terminplaner, dann kannst Du Dir am leichtesten ein Bild machen, was wir bisher organisiert haben.“

Hailey brachte die Getränke und fragte nochmals, ob sie noch etwas für uns tun könnte. Wir verneinten, da Tom mit seinem Laptop wieder kam, vor den ich mich gespannt setzte.
Er hatte wie immer eine dermaßen komplizierte Tabelle erstellt, die es mir sehr schwer machte, ihm zu folgen, ja ich musste mich echt anstrengen. Basierend auf einem Jahreskalender hatte er mit Kommentarfunktion die kommenden Termine eingetragen. Er ging die Wochen und Monate durch und mir wurde schnell bewusst, das da einiges auf mich zukommen würde. Es war ein enormes Pensum an Vorarbeit, die vor allem ich leisten musste. Irgendwann stoppte ich ihn in seiner Begeisterung, die mich bereits erfasst hatte.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Och vielen lieben dank Missi für den neuen Post!ich habe schon unter entzugserscheinung gelitten! Das ist ja süß von denen! Bin schon gespannt wie es weiter geht! Danke,Danke,Danke!!!

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Schön das es hier weitergeht!
Missi, du hast ja ein schönes neues Bild! Toll!!!!
LG
Waldhexe

Sam hat gesagt…

Das muss Sandy dann doch erstmal etwas sacken lassen.... ganzschön viel auf einmal.... Und da wird sie gerade erst über die bevorstehenden Promo- und Tourtermine informiert... nur gut das sie sitzt....
Außerdem, jetzt wo sie offiziell in L.A. zu Hause ist, ja da sollte auch ihr Büro in der Nähe sein.... In Jons Haus ist dafür doch auch kein Platz. Manchmal kann so ein Büro, ganz für sich alleine, auch etwas tolles sein..... Tür zu.... und der Rest muss draußen bleiben.... (woher kenn ich das nur....*grübel*)
Nun bin ich auf weitere Veränderungen gespannt und hoffe natürlich umgehend auf einen neuen Post....*grins*

Ach so....Ja, das neue Foto find ich auch toll.... aber das Lederhemd hatte auch was....*fg*

@Ilona: Hab ich vielleicht gleich zu viel gefragt???? Wie immer.... zu neugierig und ungeduldig.... bin aber einfach zu alt um das noch zu ändern....

@Waldhexe: Schön das du auch wieder da bist.....

Knuddels Sam

Mabel hat gesagt…

@sam: zuviel gefragt? eher zuwenig, denn sie antwortet ja immer noch nicht!also:
@ilona: DRÄNGEL!!! und @missi:
DRÄNGÄNGÄNGEL!!!
lg mabel