Doch er hatte es geahnt und hielt mich am Arm fest.
„Nicht schon wieder weg laufen, little runaway….“
Dieses leise, geflüsterte „little runaway“ trieb mir augenblicklich die Tränen in die Augen und ich blieb mit gesenktem Kopf stehen.
Er zog mich an sich und drückte mich fest. Ich spürte die Verzweiflung, die in ihm tobte und diese Verzweiflung war größer als die meine. Auch ein Jon Bon Jovi hatte sich nicht immer im Griff, war nicht immer der strahlende Held, der wusste, was in welcher Situation zu tun war, über allem erhaben. Ich kapierte, dass die Sache mit Richie bei ihm um einiges schwerer wog, als so manch anderes. Und ich kapierte auch, dass ich ihn damit auf keinen Fall allein lassen durfte.
Ich legte den Kopf zurück und zwang ihn, mich anzusehen.
„Lass uns das vergessen, bitte ! Wir müssen wieder runterkommen und miteinander vernünftig reden, in Ordnung ?“
Er nickte nur niedergeschlagen.
An meiner Hand ließ er sich zurück zum Tisch führen und wir rauchten schweigend eine Zigarette.
„Es tut mir leid, was ich gesagt habe,“ begann ich leise.
„Ach, Honey, mir tut das auch leid !“
Wir schauten uns in die Augen. Abwartend, ob der andere etwas sagen würde. Abwartend, wie der andere reagieren würde. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, die Palmen bogen sich leicht im Wind. Es war ein wunderschöner Tag. Den wir beide nicht wahrnehmen konnten.
„Ich hab viele Dinge gesagt, die ich wirklich nicht so gemeint habe.“
„Ich habe auch überreagiert, vor allem als ich….“ Er unterbrach sich und nahm einen Schluck vom kalten Kaffee.
„Es war blöd von mir mit dem Bier….“ fuhr er fort.
Jon sah an mir vorbei, hinaus in die Ferne.
Ich stand auf und kniete vor seinem Stuhl. Vorsichtig nahm ich seine Hände und drückte sie leicht.
„Schatz, ich möchte mich ehrlich entschuldigen. Natürlich weiß ich, dass Ihr hier auch Eure Traditionen habt. Und es war total unfair, dass ich gesagt habe, dass Du nicht weißt, was es heißt, ein neues Leben zu beginnen. Du bist ja gerade auch dabei….“
Meine Stimme brach, ich konnte nicht mehr. Als ich wiederholte, was ich ihm vorhin vorgeworfen hatte, wurde mir bewusst, wie gemein ich gewesen war.
„Schon gut, uns beiden sind einfach die Nerven durchgegangen.“
Er versuchte ein kleines Lächeln und strich mir sanft über die Wange.
Ich bemerkte diese kleine, winzige Bewegung, mit der er sich zu mir hinunter beugte. Im gleichen Moment streckte ich mich ihm ein klein wenig entgegen. So gingen wir Zentimeter um Zentimeter aufeinander zu, bis unsere Gesichter einander ganz nah waren.
Endlich küssten wir uns. Ein Kuss, in dem die Emotionen dieser Welt lagen. Angst, Hilflosigkeit, Hoffnung, Verzweiflung, Wut und endlose Liebe. Jon ließ mich spüren, dass er damit allen Unbill, alles Schlimme wieder wegwischen wollte.
Danach sahen wir uns noch lange in die Augen, bis er mich hoch hob und auf seinen Schoß zog. Ewige Zeit saßen wir dort, hielten uns in den Armen, streichelten uns sanft und vorsichtig. Die Stille legte sich über uns, keiner wagte, etwas zu sagen. Trotzdem verstanden wir uns und die Anspannung, die uns beinahe zu Schlimmerem getrieben hätte, wich schleichend aus unseren Körpern und Gedanken.
„Lass uns eine Pizza essen gehen, irgendwo, wo uns keiner kennt.“
Jon sah überrascht auf. Seine Augen wurden groß, der Mund stand etwas offen.
„Irgendeine kleine Pizzeria, nichts besonderes, ohne Schnick Schnack, okay ?“ drängte ich.
„Okay,“ sagte er gedehnt. „Jetzt gleich ?“
„Jetzt gleich, ich hab Hunger.“
„Wollen wir nicht lieber hier was….“
„Nein, ich muss raus hier, wenigstens für ein Weilchen.“
Ich stand auf, doch ich wusste, dass ihm nicht klar war, was mich antrieb. So drehte ich mich nochmals zu ihm um und erklärte es ihm.
„Sei mir nicht böse, aber ich muss das tun. Glaub mir, es wird uns beiden gut tun, in Ordnung ?“
Er nickte nur, griff nach den beiden Tassen und ging mir nach. Im Badezimmer schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich an. Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu beruhigen. Meine Gedanken spielten wieder einmal miteinander Jojo. Verzweifelt sandte ich ein Stoßgebet gen Himmel, in dem ich darum bat, dass mein Leben wenigstens für die nächsten Tage ein klein wenig ruhiger verlaufen würde. Ich wusste, dass ich dieses Auf und Ab, diese ständige Action nicht länger aushalten konnte. Mein ganzer Körper, meine Seele sehnte sich nach etwas Ruhe, nach einem geregelten Tagesablauf…. Wenn ich daran dachte, dass wir schon in wenigen Tagen auf Tour gehen würden, wurde mir beinahe übel.
Ein leises Klopfen riss mich aus meinen Überlegungen.
„Schatz ?“ fragte er vorsichtig.
Ich öffnete die Tür und der Blick, mit dem er mich ansah, machte mir klar, dass er wieder einmal genau wusste, was in mir vorging. Vermutlich hatte er die vergangenen Minuten genutzt, um nachzudenken.
„Lass uns beim Essen drüber reden, bitte.“
„Okay !“ nickte er nur und wandte sich dann ab.
Ich machte mich schnell frisch, schminkte mich ein wenig und bürstete meine Haare. Danach ging ich zurück in das Schlafzimmer um mich umzuziehen. Jon zog sich gerade eines seiner alten Schlabbershirts über und beugte sich nach seinen Schuhen. Ich tat es ihm nach, schlüpfte in eine Jeans und griff nach einem meiner Tops. Über mein Outfit machte ich mir an diesem Abend so gut wie keine Gedanken, es war mir egal. Ich wollte normale Klamotten anziehen, kein besonderes Styling. In Wirklichkeit wollte ich einen ganz normalen Abend mit meinem Freund verbringen, so wie Millionen anderer Frauen auf diesem Planeten auch.
„Ich weiß, wo wir hingehen können. Aber es ist wirklich sehr einfach dort, ich hoffe, Dir gefällt es trotzdem….“
Unsicher schaute er mich an. Noch immer schwelte etwas Unerklärliches zwischen uns beiden. Spannung, Ungesagtes, Unsicherheit…..
„Je einfacher, desto besser !“ versicherte ich ihm und probierte ein Lächeln.
Jon fuhr nicht Richtung Stadt, wie ich erwartet hatte, sondern nahm die Landstraße, die wir vor wenigen Tagen gefahren waren, als wir unsere Motorradtour gemacht hatten. Ich überlegte, wohin er mit mir wollte, dachte an Benton und Beryl, doch das schien mir zu abwegig, es war zu weit weg. Außerdem hatten sie ja keine einfach Pizzeria, sondern ein Lokal der eher gehobenen Klasse. Ich spürte, das er mich ansah und wandte den Kopf zu ihm.
Nun war er es, der ein Lächeln versuchte. Er legte mir die Hand auf den Schenkel.
„Besser ?“ fragte er.
„Ja.“
9 Kommentare:
Jaaaaa..... es geht weiter :-)
@Yasi: Natürlich wirst Du hier gerne aufgenommen *grins*
Die beiden können wirklich nie böse aufeinenader sein *seufz*
hmm...aber ich frag mich was jetzt aus unserm Richie wird....der bekommt bestimmt noch massig äger....
aber jetzt kommt erstmal ein schönes abendessen zu zweit...irgendwo in den USA^^
aber dieses mal ohne irgendwelche alten bekannten oder doch??
schreib schnell weiter ja missi?
*dräääääääängel*
du lässt dir in letzter zeit wirklich viel zeit zu posten....nach mindestens 40 Kapiteln pro tag ist das jetzt schon wie entzug!
also scheib schneel weiter ja??
*nochmaldränegl*
glg
yasi
Ich treib dich auch mal etwas an.
Vielleicht hilft es ja ;o))))
Also hau in die Tasten, ich will viel mehr und vor allem was NEUES!!!!
Schönes Wochenende
knuddel dich feste
Ach ja, habe deine Story mal entstaubt und sie wieder auf die erste Seite geschoben. :o)
Natürlich nicht ohne mich noch mal ausführlich aus zu lassen. :D
Ich gehe jetzt Frustshoppen. Da kannst du mal sehen, was du aus mir gemacht hast..... ;o)
@runaway:
ICH hab was aus Dir gemacht ????? Ich hab wie üblich mal gar nix gemacht !
Außerdem war ich grade Frust-Pizza-Essen..... weil letzte Woche um die Zeit hab ich mich nämlich noch ganz tierisch auf Dich gefreut *bösegrins*
Mich würde trotzdem immer noch BRENNEND interessieren, wer aus Mountainview/California kommt.....
@ missi
ich weis nicht obs was hilft aber ich komme da nicht her...nur damit du ne antwort hast - ja ich weiß selber das ich se nicht mehr alle hab -.-
@Missi:
Richtig, du hast nix gemacht. Da kann ich dir nur zustimmen :D
Oh es war toll, letzte woche um diese Zeit :D
Tja ich weiß nicht, wessen Aufmerksamkeit du da auf dich gezogen hast, in California???
Vielleicht Richies?
Kleiner Scherz :o)))
so nun melde ich mich auch mal schnell zu Wort... natürlich hab ich den Post schon am Freitag verschlungen.... ganz ehrlich, war es der einzige Lichtblick an diesem Tag... nicht mal Zeit für einen Kommi ist mir geblieben.... *schnauf* ... und so ging das die ganze Zeit....
Liebe missi... schön hast du das wieder geschrieben... wie die beiden sich doch nun langsam wieder annähern.... Hmmmmmmmmm. Das macht echt Lust auf mehr. Bin gespannt ob Jon das richtige Lokal im Sinn hat.... und Sandy das dort findet was sie hofft zu finden.....
Okay... also bitte schnell weiter. Übrigens war schon immer klar, das diese Story internationalen Ruhm erlangt hat....*grins*
Knuddels Sam
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