"Du meinst….“ wollte ich nachfragen und legte voller Schrecken meine Hand vor den Mund.
„Ich meine, dass Richie ein Riesenproblem mit sich herumschleppt.“
„Du willst doch nicht sagen, dass er…..“
Ich unterbrach mich, konnte nicht weiter sprechen. Ohnmächtig ob des Unausgesprochenen beugte ich mich vor, stellte meine Ellbogen auf die Tischplatte und schlug beide Hände vor das Gesicht. Meine Gedanken rasten, realisierten, sortierten in Windeseile, überschlugen sich und kamen doch zu keinem Ende.
„Nein, Tom ! Sag bitte, dass das nicht wahr ist !“ flehte ich ihn an und wusste doch im gleichen Atemzug, dass er mein Flehen nicht erhören würde.
Ich schloss meine Augen und versuchte, meinen Atem zu beruhigen.
„Schau, wir haben ihn beide eine ganze Zeit lang beobachten können. Durch die Wohnsituation bleibt so was ja nicht aus…..“
„Nein, Tom, Tini, bitte nicht…..“
Er rutschte ein Stück vor und nahm meine Hände in die seinen.
„Es macht doch keinen Sinn, Dir das zu verschweigen, Süße.“
Tini war einen Schritt vorgetreten und sah mich hilflos an.
„Ihr wollt mir jetzt aber nicht sagen, dass er trinkt ? Dass er ein Alkoholiker ist ?“
Die beiden schwiegen und als ich in ihre betretenen Gesichter sah, wusste ich, dass es Wirklichkeit war. Der Mann, der seit meiner Jugend auf einem Marmorpodest stand, den ich für sein Gitarrenspiel anbetete, der strahlende Ritter, mein Lanzelot….. Ich dachte nach, rief mir einige Begebenheiten ins Gedächtnis. Es war alles so wirr.
Natürlich trank er manchmal einen über den Durst, wie wir alle. Kein Mensch konnte nach einem Gig einfach so in sein Bettchen gehen, das gerade Erlebte einfach so zur Seite schieben, als wäre nichts gewesen, das Adrenalin ließ sich nicht auf Knopfdruck ein- und ausschalten. Da hatte Richie doch meist nur ein paar Bier getrunken….. So richtig betrunken hatte ich ihn doch nur ein oder zwei Mal gesehen…. Aber, als ich ihn zum Essen holte, wollte er sein Glas vor mir verstecken….
„Habt Ihr mit Jon darüber gesprochen ?“
„Nein, wir haben uns – ehrlich gesagt - nicht getraut. Jon ist bei Bon Jovi der Don, der Padrone und daher….“
Tom unterbrach sich rasch, ich merkte, wie unangenehm ihm die Situation war.
„Leute, es tut mir leid, aber ich fahr jetzt nach Hause. Nachdem, was ich gehört habe, krieg ich sowieso nix mehr auf die Reihe. Ich muss in Ruhe überlegen, was wir tun können und dann werde ich mit Jon reden.“
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, stand ich auf, griff nach meiner Tasche und ging zur Tür. Sie gingen mir nach und umarmten mich kurz. Tini nickte mir noch aufmunternd zu und dann verließ ich das Büro. Am Empfang nickte ich Hailey kurz zu und betrat den Aufzug. Als sich die Tür geschlossen hatte, lehnte ich mich an die Wand. Meine Knie zitterten und mir wurde schwindelig. Im Auto ließ ich die Scheibe runter und zündete mir eine Zigarette an. Eigentlich wäre jetzt ein Schnaps genau das richtige gewesen, dachte ich bitter. Gerade, als ich den Zündschlüssel umdrehte, fiepste mein Handy. Es war Jon.
„Wo bist Du ?“ fragte er ohne Umschweife.
„Ich sitz im Auto vor unserem Büro, ich fahr jetzt heim.“
„Okay, ich warte auf Dich.“
„Jon ?“
„Ja ?“
„Wir müssen reden.“
„Das müssen wir wohl.“
„Bis gleich !“
„Bye.“
Ich wartete noch kurz, aber er hatte bereits aufgelegt. Unsicher und mit sehr gemischten Gefühlen fuhr ich aus der Stadt hinaus. Komischerweise verirrte ich mich dieses Mal nicht und fand ohne Umwege den richtigen Weg. Mir war nicht wohl beim Gedanken, gleich daheim anzukommen, aus irgendeinem Grund wollte ich nicht wirklich dorthin. Doch wusste ich, dass ich es nicht umgehen konnte.
Nachdem der Wagen in der Garage und das Tor verschlossen war, ging ich auf das Haus zu. Der Eingang, der mir sonst immer so einladend erschien, sah ablehnend aus. Ich straffte die Schultern, richtete mich auf und zwang mich, ruhig zu atmen.
Sofort, nachdem ich die Haustür geschlossen hatte, kam Jon aus seinem Arbeitszimmer. Unschlüssig standen wir voreinander und auch das kurze „Hi“ von ihm ließ die Anspannung nicht von mir weichen. Ich stand immer noch direkt vor der Tür, er neben meiner kleinen Kommode. Mit wackligen Beinen ging ich die paar Schritte dorthin und legte meine Tasche darauf ab. Nicht wie sonst kam er auf mich zu, sondern er blieb abwartend stehen und sah mich ausdruckslos an.
Ich wollte etwas sagen, doch er unterbrach mich.
„Lass uns nach draußen gehen.“
Ohne meine Antwort abzuwarten, drehte er sich um, ging in die Küche. Ich hörte, wie er dort die Kaffeemaschine anwarf und mit dem Geschirr klapperte. Sein Auftreten machte mich wütend, ich fand es unmöglich, dass er so eine Riesensache draus machte. Eigentlich hatte ich gehofft, dass er mich in die Arme nehmen würde, sich entschuldigen würde, mir sagen würde, alles wäre wieder okay. Doch es hatte keinen Anschein, dass das geschehen würde
4 Kommentare:
So Ihr Lieben, wie Ihr seht, habt Ihr mich überredet..... *grins*
Ja Gott sei Dank..... sie tut es wieder....*freu*. Endlich gibts eine Fortsetzung. Und was für eine unglaubliche Wende das ganze nimmt. Nie und nimmer hätte ich das vorhergesehen. Es bleibt halt immer spannend.
Aber irgendwie war der Post viiiiiiiiiiiiel zu kurz. Ich hab ihn verschlungen und will jetzt meeeeeeeeeeeeeeeeehr. Was passiert als nächstes?
Viele kleine Glückshormone strömen gerade durch meinen Körper.... wir haben ja solange gewartet.
@missi: Toll das du wieder da bist.
Knuddels Sam
Schön, dass du wieder schreibst...danke, danke , danke...
Kleine neugierige Frage am Rande: Wann geht´s weiter? Freu mich sehr auf Fortsetzung
hallo missi,
kaum bin ich ein paar tage nicht da, geht's hier weiter. Ich freu mich so. Schön, dass du endlich auf uns gehört hast. Wir wussten ja schon bald nicht mehr, was wir tun sollten, um dich zu überreden.
Hoffentlich lässt du uns nicht wieder so lange warten. Ein toller Post! Wenn's nach mir ginge könntest du auch 20 Posts am Tag reinstellen! *grins*
Lg
Ilona
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