Dienstag, 15. Juni 2010

Kapitel 273

„Ach ! Da bist Du ja endlich, Süße !“

Noch ehe ich mich versah, zog er mich in seine Arme und knutschte mich links und rechts ab. Danach schob er mich ein wenig von sich, um mich betrachten zu können.

„Du siehst sensationell aus ! Der Umzug scheint Dir bekommen zu sein !“

Er ließ eine Hand von mir los, hob die andere nach oben und bedeutete mir, mich einmal um die eigene Achse zu drehen. Anerkennend pfiff er leise durch die Zähne.

„Alles noch dran ? Nichts verrenkt ?“

Ke Gao lächelte sein geheimnisvolles Lächeln und zwinkerte dann Richie zu.

„Hallo Richie ! Freut mich, Dich zu sehen !“

„Hi !“

Danach klatschte er in die Hände und sah die Blondine an der Theke an.

„Wo sind die Sachen für Miss Reed ?“

Sie beeilte sich, den selben Stapel wie für Richie vorhin zusammen zu suchen. Selbst schuld, dachte ich, als ich ihr Gesicht sah.
Ke Gao nahm die Sachen auf seine Arme und beugte sich zu ihr.

„Wenn ein Paar erscheint, dann wird die Dame immer zuerst bedient ! Wissen wir das nun oder sollen wir es aufschreiben, damit wir es nicht vergessen ?“

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte er sich wieder zu uns. Er konnte eine ganz schöne Zicke sein wenn er wollte. Mit wütendem Blick sah Blondie uns nach, es war genau zu erkennen, was sie dachte.

„Na, dann lasst uns mal !“

Geschäftig ging er voraus, nicht ohne meine Hand loszulassen. Richie verabschiedete sich und ging zu seinem Squash-Spiel. Wir beide marschierten noch eine ganze Weile durch das Center, bis wir an der Halle angekommen waren, die für uns reserviert war. Ke Gao hielt mir die Tür auf und wies auf eine weitere Tür links in der Ecke.

„Dort kannst Du Dich umziehen. Ich bereite so lange Dein Aufwärmtraining vor.“

Als ich zurück kam, standen dort zwei Ergometer, einander zugewandt. Er gab den Takt vor, mal schnell, mal langsam. Dann wieder spornte er mich zu einem Sprint an, ließ mich eine Weile so in die Pedale treten, bis er mir ein gemächlicheres Tempo bedeutete. Es dauerte wirklich nicht lange, und ich war vollkommen aus der Puste und vollkommen nass geschwitzt. Ganz im Gegensatz zu ihm. Es schien fast, als hätte er sich überhaupt nicht bewegt. Seine Stirn war trocken, ebenso sein Shirt.

„Lass uns ein wenig laufen !“

Wenigstens wusste ich jetzt, warum er mich hier her zitiert hatte. Wir hatten vielleicht zwanzig Mal die Halle umrundet, als er langsamer lief und mich anwies, es ihm nach zutun. Ich nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche und beobachtete ihn. Er wirkte nicht ein bisschen erschöpft oder außer Atem. Ich dagegen…..

„Wir warten etwas ab, bis Du wieder normal atmen kannst. Dann beginnen wir mit dem Training.“

Dann beginnen wir mit dem Training ???? Was war das denn bitte bis jetzt gewesen ????
Als die Klänge eines Walzers zu hören waren, war ich vollkommen verwirrt. Er stellte sich hin, die Arme zur Führung meinerseits erhoben und zwinkerte mir zu. Ich rollte mit den Augen. Er wollte doch nicht tatsächlich Walzer tanzen ?
Er wollte doch.

In seinen Armen flog ich durch die Halle. Grinsend stellte ich fest, dass Ke Gao ein sehr sehr guter Walzertänzer war. Nichts desto trotz wurde mir die Absurdität der Situation bewusst. Doch er lächelte nur weiter sein asiatisches Lächeln, das wie fest getackert schien. Wir schwebten über die große Fläche und ich war ihm dankbar dafür, dass er sich die Mühe gemacht hatte. Solche Mühe für ein kleines Glück. Als die Musik geendet hatte, lachten wir beide laut los und ich sah ihn fragend an.

„Ke Gao, warum tanzt Du mit mir Walzer ? Was hat es damit auf sich ?“

„Ich will, dass Du Dein natürliches Körpergefühl wieder findest. Das ist nämlich seit Deinem Sturz abhanden gekommen.“

Ich hatte die Schnürsenkel an meinen Turnschuhen festgezogen. Nun blickte ich überrascht zu ihm auf.

„Tja Schätzchen, das ist so. Tanztraining ist ideal dafür, es ist auch gut als Vorbereitung für Deine Tour. Das wird nämlich mörder anstrengend werden und Du wirst eine fundierte Fitness brauchen.“

Er ließ die Musik wieder erklingen und winkte mich zu sich. Seit meiner Tanzstunde damals mit 14 Jahren hatte ich keine Rumba, Foxtrott, geschweige denn Walzer getanzt und ich genoss es in vollen Zügen. Ke Gao machte es genau so viel Spaß wie mir und wir zwei verausgabten uns total. Irgendwann winkte ich ab und bat um eine Pause, ich konnte einfach nicht mehr. Zwischen heftigem Atemholen und Lachen frotzelte ich, dass er nun endlich auch einmal schwitzen durfte. Er quittierte es nur mit einem Grinsen. Ausgepowert und klatschnass beugte ich mich nach unten und stützte mich mit den Händen an meinen Knien ab. Wir schnauften um die Wette, als plötzlich von der Tür her ein Klatschen zu vernehmen war. Unsere Köpfe fuhren herum und Richie stand dort, lässig an den Türrahmen gelehnt und mit freudig ungläubigem Gesicht.

„Hey, Ihr seid ja ein schönes Paar !“

„Danke !“ lachte ich zurück.

„Macht nur weiter, es ist schön Euch zu zusehen.“

Hoffentlich kam Ke Gao jetzt nicht auf die Idee, Richie den Gefallen zu tun. Mir zitterten die Knie, ich war wirklich fertig. Er winkte jedoch ab und ich war heilfroh. Außerdem war es mir, so vertraut ich mittlererweile zwar mit meinem Trainer war, unangenehm, in diesem derangierten Zustand so auf Tuchfühlung mit ihm zu gehen.

„Also, hopp hopp, Sweety ! Unter die Dusche, anziehen und dann lade ich Euch zum Essen ein.“

„Danke Rich, Du bist echt ein Schatz !“

So langsam schob ich nämlich auch mächtig Kohldampf. Ich half Ke Gao noch rasch, die Sachen zusammen zu räumen und wir drei verließen gemeinsam die Halle. Ke Gao ging leider nicht mit zum Essen, er hatte noch weitere Termine, Richie wollte im Restaurant auf mich warten. Eilig ging ich zu den Umkleideräumen, holte mein Duschzeug und suchte die Nasszellen auf. Es war alles wirklich sehr schön gestaltet, jeder der Räume, die ich bisher betreten hatte, verströmte ein sehr angenehmes Ambiente, so dass sich jeder Gast hier einfach wohl fühlen musste. Die Waschräume hier waren abgetrennt, so dass man ungestört war und jeder hatte eine Dusche, eine Badewanne, eine Liege zum Entspannen….. Verschiedene Duschgels, Shampoos, Body Lotions, ein Fön, alles was man sich vorstellen konnte, lag bereit.

Die Fliesenarbeiten waren ein Hingucker für sich. Die Regalbretter, auf denen die Pflegemittel dekorativ aufgestellt waren, waren aus sehr altem Holz. Die Holzwurmlöcher und die Risse darin sprachen für sich. Die Regale selbst waren in die Wände eingelassen und mit tönern modellierten Figuren, wie Drachen oder Sternen und Sonnen eingefasst. Der Boden war mit Bruchstücken aus rotem Marmor ausgelegt. Das gefiel mir fast am meisten, denn diesen Rosso Verona hatte ich in meiner Wohnung ebenfalls verlegt gehabt. Es war zwar damals eine Heidenarbeit, die ich zwei Wochen lang kniend und fluchend auf dem Fußboden verbracht hatte.

Trotzdem betrachtete ich jedes Mal, wenn ich in der Wanne relaxte, diesen Boden voller Stolz. Ich besah mir noch einmal den Boden hier und fühlte mich fast ein wenig daheim.

Vor Wonne seufzend stieg ich schließlich in die Dusche und ließ das warme Wasser auf mich herunter prasseln.
Danach fönte ich schnell meine Haare. Gerade, als ich meinen BH verschloss, klopfte es leise an der Tür. Gedanken verloren und weil ich in Hektik war, rief ich:

„Come in !“

Die Tür ging langsam auf, soviel bekam ich zwischen Shirt suchen und Jeans heraus ziehen gerade noch mit.
Ein bewundernder Pfiff ließ mich schließlich aufschauen.

„Ich beneide Jon unendlich ! Was gäbe ich dafür…...“

„Richie !“ rief ich empört aus, nun im vollen Bewusstsein, dass ich nur mit Slip und BH bekleidet vor ihm stand. Im selben Augenblick bemerkte ich, dass er mich von oben bis unten und von unten bis oben musterte. Sein Blick sprach Bände. Schnell streifte ich mein Shirt über und schlüpfte in die Jeans.
Richie, der sich der Situation nun ebenfalls im Klaren war, hüstelte etwas verlegen. Dann sah er verschämt zu mir, wobei er sich mit dem Handrücken über die Stirn fuhr.

„Ich warte im Restaurant auf Dich.“

4 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

Hallo Ihr Lieben !

Zuerst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass hier so lange nix mehr passierte.

Aber momentan ist mein Leben total auf den Kopf gestellt, und ich musste erst wieder Boden unter den Füssen kriegen.

Ich hoffe, Ihr bleibt mir treu und verzeiht mir die lange Pause !

LG Missi

Ilona hat gesagt…

Hallo Missi,

hoffentlich geht es Dir jetzt wieder besser. Ich glaube nicht, dass Dir hier irgendjemand wegen der langen Pause böse ist. Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht, weil gar kein Lebenszeichen mehr von Dir kam.
Nichtsdestotrozt freue ich mich riesig, dass es hier nun wieder was Neues zu lesen gibt. Deine Story ist einfach fantastisch.

Ich wünsch Dir noch alles Gute und hoffe, dass Dein Leben wieder in geregelten Bahnen läuft.

Lg
Ilona

Anonym hat gesagt…

Hallo Missi!
Schön das du wieder da bist!
LG
Waldhexe

Mabel hat gesagt…

Hi, Missi! na, da bin ich aber froh, dass du wieder da bist. und ich hoffe, der boden ist auch wieder da! obwohl: als ich mein leben vor 2 jahren "auf den kopf gestellt" hab, war das der anfang von ganz viel gutem! ich wünsch dir von ganzem herzen das gleiche! aber jetzt:
DRÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄNGEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEL!!!
...und weißt du was in sachen richie und denise? glg mabel