Donnerstag, 22. April 2010

Kapitel 267

Er grinste mich an und ich konnte spüren, dass ihm meine Geschichten gut taten.

„Wann kommen Deine Container an ?“ fragte er und legte sich noch etwas von den Eiern und dem Speck auf.

„Meine Container ? Tja, es ist nur einer.“

„Nur einer ?“ fragte er erstaunt.

„Jep, es ist nur einer. Ich hab einiges Tanja überlassen, sie bleibt schließlich in der Wohnung. Und der eine wird wohl nächste Woche ankommen. Ich weiß auch nicht, wie das genau läuft, ob ich da vom Zoll benachrichtigt werde oder ob ich mich selbst drum kümmern muss.“

„Soll ich das machen ?“

„Nein nein, Du hast genug an der Backe. Irgendwie krieg ich das schon selbst auf die Reihe.“

Wir schwiegen ein Weilchen.

„Eigentlich wollte ich da sein, wenn Du ankommst.“

Ich holte schon Luft, um zu antworten, aber sein durchdringender Blick ließ mich inne halten.

„Ich wollte Dich zu Hause empfangen, so wie sich das gehört.“

Er spielte mit seinem Besteck, schob es auf dem Teller hin und her.

„Aber wieder einmal war ich nicht da.“

„Jon, mach Dir keinen…..“

„Doch. Ich mach mir einen Kopf deswegen. Ich konnte Dir schon nicht beim Umzug beistehen, da wollte ich wenigstens….“

„Hallo, mach mal halblang.“

„Nein nein. Statt hier zu sein und Dich in Deinem neuen Zuhause zu begrüßen, hocke ich in New Jersey.“

Er schüttelte unwillig den Kopf.

„Jetzt hör mir mal gut zu. Erstens hast Du schon verdammt viel für mich getan die letzten Monate. Zweitens habe ich ja schon hier gewohnt. Ich habe nur ein paar von meinen Sachen hier her geholt. Drittens hast Du Deine Kinder gesehen. Und das ist viertens um einiges wichtiger als hier auf mich zu warten.“

Ein fragender Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

„Meinst Du das ehrlich ?“ sagte er unsicher.

„Hab ich Dich schon jemals angelogen ? So, und nun erzählst Du mir von Deinem Termin mit Doro und Deinen Anwälten. Und dann will ich alles über Euren Zoobesuch erfahren.“

Energisch goss ich uns noch Kaffee ein. Und er verstand diese Geste. Er wusste, dass es mir ernst war.

„Weißt Du, es war einfach fürchterlich.“

Er stockte, ich spürte, wie schwer es ihm fiel.

„Sie rauschte herein, arrogant, überheblich, zickig…. Ich war fassungslos über ihren Auftritt. Sie hielt es nicht einmal für notwendig, alle Anwesenden anständig zu begrüßen.“

Ungläubig senkte er langsam seinen Kopf.

„Meine Anwälte listeten alles auf, was uns so gehört und was sie bekommt. Danach wirkte sie etwas aus der Fasson, allerdings nur bis zur Pause. Ich ging hinaus auf den kleinen Balkon, weil ich frische Luft brauchte und eine rauchen wollte. Sie ging mir nach…. Ich wollte im Guten mit ihr reden…. Doch sie ging sofort auf mich los…. beschuldigte mich…. verletzte mich….. warf mir Sachen vor …. Sie wollte mich einfach nur fertig machen. Und das hat sie auch geschafft.“

Jon unterbrach sich und sein waidwunder Blick, mit dem er mich ansah, traf tief bis in mein Herz. Und dieses Herz begann wild zu klopfen. Ich regte mich auf, ich wurde wütend, als ich hörte, wie sie mit ihm umgesprungen war.

Doch mir entfleuchte nur ganz leise ein „Und dann ?“

„Ich sagte zu ihr, dass wir das so besprochen hatten, dass wir uns trennen, dass sie sich überhaupt nicht mehr für mich interessiert hatte. Doch sie ist so zerfressen von ihrem Hass….“

Wieder stockte er. Die Ellbogen auf dem Tisch abgestützt, rieb er sich mit beiden Händen über das Gesicht.

„Sie ging richtig auf mich los, verstehst Du ? Dann beleidigte sie auch noch Dich, und da war es für mich vollkommen vorbei. In diesem Moment konnte ich sie nicht mehr ertragen. Sie stand wie eine böse, schwarze Hexe vor mir und bedrohte mich.“

Jon ließ sich wieder zurück fallen, griff nach seiner Tasse und nahm nachdenklich einen großen Schluck. Er legte seinen Kopf zurück, lockerte seine Schultern und versuchte, sich etwas zu entspannen.

„Sie hat alles verloren, was sie einmal war…. Was sie einmal ausmachte…. Das hab ich ihr dann an den Kopf geworfen. Ich hielt es nicht mehr aus, und ließ sie einfach dort stehen. Keine Minute länger hätte ich es mit ihr noch ausgehalten. Und so ging ich.“

Er sah mich an, versuchte in meinem Gesicht zu lesen.

„Ich fuhr zu meinen Eltern. Na ja, eigentlich hab ich mich dorthin geflüchtet. Es schien mir in diesem Augenblick der einzig richtige Ort für mich.“

Sachte griff ich nach seiner Hand.

„Dort habe ich mich so wohl gefühlt. Es tat gut, wie sie sich um mich gekümmert haben. Sie waren für mich da.“

Meine Gefühle spielten Jojo. Er tat mir so leid. Nach außen gab er meist den coolen Rockstar, immer gut drauf, einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Er war die letzten Monate so oft mein Rettungsanker und mein Ruhepol gewesen. War für mich da gewesen, hatte mich mit seinem Optimismus überzeugt. Sein Charme, seine Art hatten mich für vieles entschädigt. Dennoch war er sehr sensibel, wenn es um die Familie und sein direktes Umfeld ging. Das wusste auch Doro und genau in diese Kerbe hatte sie geschlagen.
Mit den eigenen Gedanken beschäftigt, seufzten wir tief auf. Wir sahen uns an und mussten trotz allem lächeln. Er griff nach meiner Hand und drückte sie fest.

„War es so schlimm ?“ war das einzige, was ich entgegnen konnte.

3 Kommentare:

Murmele hat gesagt…

Sandy schlimm ist gar kein Ausdruck..... du hättest dabei sein sollen und Doros Gebaren mit bekommen sollen... tz tz tz das sich eine Frau so um 360° ändern kann ist echt der Hammer...

Die hat Jon alles an den Kopf geworfen und kein gutes Haar an ihm gelassen... einfach unglaublich!!!

Außerdem wollte sie nicht das Jon die Kinder sieht.... da ist es echt ein Wunder, dass die Kinder Oma und Opa Bongiovi besuchen durften, wobei sich Doro eigentlich hätte denken können, das Jon bei seinen Eltern wohnt... aber was solls.... Jon hat dafür einen fast perfekten Tag mit seinen Kindern gehabt....

Das einzige, was den Tag noch hätte besser machen können, das wäre wenn du mit dabei gewesen wärst *grins*

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Armer Jon!Schluchz, schluchz
Jon, du hast Sandy, die dich wieder aufrichtet. Bei ihr bist du und fühlst dich wohl. Vergiss Doro, die blöde Zicke!!!!
Hi, Hi, Hi, ich liebe es, das Doro so böse ist!
Weiter so!!!!! Missi, schön geschrieben. Toll!!!!!!!!!!!!!

Lg
Waldhexe

Sam hat gesagt…

Ja, es ist wirklich schwer für Jon. Man meint einen Menschen wirklich gut zu kennen und dann stellt man plötzlich fest, das es so garnicht ist.... sowas frisst sich tief in die Seele.... ständig fragt man sich, wie man sich so irren konnte....

Sandy sollte ihm Halt geben und ihm zeigen, dass das Leben noch andere schöne Dinge bietet....

Gemeinsam gegen den Rest der Welt....*grins*

@missi: mache jedesmal eine riesigen Hüpfer wenn ich einen neuen Post in meinem Reader finde....

Knuddels Sam