Montag, 26. April 2010

Kapitel 269

Ich nickte lachend und so fuhren wir in den Hof des kleinen Diners. In dieser verlassenen Gegend war dort Gott sei Dank nichts los und wir waren die einzigen Gäste. Wir nahmen an der Theke Platz und bestellten Kaffee und zwei kalte Coke. Durstig trank ich das Glas leer. Die Bedienung erkannte uns anscheinend nicht und schenkte wortlos nach. Ich fragte sie, ob sie vielleicht Kuchen hätten und sie meinte tonlos „Apfelkuchen“. Davon nahm ich ein Stück, Jon orderte einen Hamburger mit Pommes für sich.

Das Gasthaus war wenig einladend, die Bedienung muffig und so aßen wir rasch auf und schwangen uns wieder auf die Bikes. Mittlererweile war es schon dämmrig geworden und Jon wollte vor Einbruch der Dunkelheit daheim sein. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, wollte ich das auch. Denn in dieser Gegend war es bei dem herrschenden Zwielicht äußerst unheimlich. Und doch war auch die Rückfahrt unglaublich schön und ich genoss es sehr, endlich wieder auf dem Motorrad zu sitzen und die Freiheit, die sich sofort dabei einstellte, machte mich glücklich.

Wir fuhren gleich in die Garage und stiegen zeitgleich ab. Jon, noch mit dem Helm auf dem Kopf, die Handschuhe von den Händen ziehend, stand da und schüttelte den Kopf. Trotz des mit Insekten verschmutzten Visiers konnte ich sein Grinsen sehen.

„Was ?“ fragte ich lächelnd.

„Süße, es war wahnsinnig schön mit Dir heute Nachmittag !“

Ich streckte die Arme nach ihm aus und er ging die paar Schritte auf mich zu. Jedoch, als wir uns küssen wollten, war irgend was im Weg. Plastik prallte auf Plastik und wir brachen in Gelächter aus.

„So geht das nicht, glaube ich“, lachte er mit seinem hellen Lachen und befreite mich fürsorglich von meinem Helm. Nachdem er seinen ebenfalls abgenommen hatte, lagen wir uns in den Armen. Wir versanken gerade in einem langen, zärtlichen Kuss, als wir auch schon wieder gestört wurden.

„Sagt mal, wo wart Ihr eigentlich schon wieder ?“ konnten wir Richies Stimme vernehmen.

Mit in die Seiten gestemmten Händen stand er da und sah uns vorwurfsvoll an. Jon und ich tauschten einen verwirrten Blick.

„Ich dachte, Du….“ sagte er zu mir gewandt.

„Wollte ich ja auch, aber….“

Ich war mir nicht sicher, ob ich von dem Schild an der Terrassentür anfangen sollte. Also ließ ich es und suchte nach einer anderen Möglichkeit. Wenn ich von dem Zettel erzählt hätte, hätte Jon zu fragen begonnen und irgendwann wäre das mit Richies Affäre und seinem verlorenem Handy heraus gekommen. Da ich versprochen hatte, ihm zu helfen, aber bis jetzt noch nicht die Möglichkeit hatte, sagte ich nur:

„Ich habe vorhin bei Euch Sturm geklingelt, aber niemand öffnete.“

Richie hatte meine Unsicherheit bemerkt. Wissend zwinkerte er mir unmerklich zu.

„Ach, da war ich bestimmt schnell ein paar Zeitschriften holen….“

„War was wichtiges ?“ fragte nun Jon.

„Ach, nö…. Ich hab Euch nur vermisst. Die letzten zwei Wochen waren schließlich fürchterlich langweilig hier….“

Eine kurze Pause entstand, bis Richie zähneknirschend fragte:

„Könnte ich bei Euch zu Abend essen ?“

„Ahhhh ! Daher weht der Wind !“ lachte Jon.

„Kommt schon, ich bin ganz alleine drüben, Tini und Tom sind weg, mein Kühlschrank ist leer und alleine mag ich sowieso nicht essen.“

„Dann sag wenigstens, dass es Dir bei Sandy besser schmeckt !“ kam von Jon fordernd.

“Natürlich, das sowieso ! Was gibt`s denn leckeres ?“

Richie stand neben mir und wieder einmal konnte ich diesem Rehblick einfach nicht widerstehen.

„Eigentlich hab ich heute echt keine Lust mehr auf Kochen !“

„Sandy !“ kam bittend von beiden.

Ich stand hilflos dazwischen, anscheinend hatten sich beide zum gemeinsamen Dackelblick verabredet. Doch ich zögerte. So leicht wollte ich es ihnen dann doch nicht machen.

„Wir helfen auch !“

„Du brauchst auch nicht abräumen !“

„Und die Küche räumen wir auch auf !“

„Oh Gott ! Bewahre ! Rosita wird sich bedanken ! Das mach ich besser selbst !“
entgegnete ich und musste schon wieder lachen, so wie die beiden mich anschauten.

„Du kochst also ?“ fragte Richie hoffnungsvoll.

„Gegen Euch habe ich ja eh keine Chance ! Aber es gibt nix aufregendes !“

„Was denn ?“

„Pasta mit Salat ?“ fragte ich und hoffte inständig, dass ich sie damit zufrieden stellen konnte.

Richie rollte kurz mit den Augen und tat, ob er das für sich abwägen musste. Schließlich gab er sein Okay und auch Jon nickte grinsend. Missmutig machte ich mich Richtung Haus auf, lief die Treppen nach oben, entledigte mich der Lederklamotten und machte mich im Bad kurz frisch. Im Vorbeigehen schlüpfte ich in meinen Schnuffelanzug und Flip-Flops und ging wieder nach unten. Ich hatte wirklich keine Lust zu kochen, viel lieber hätte ich uns irgendwas bestellt oder wäre essen gegangen.

Im Vorratsraum griff ich nach einem Paket Nudeln, lugte nach frischem Gemüse und stellte alles auf der Arbeitsplatte bereit. Rosita war einfach ein Traum von einer Perle. Irgendwie hatte sie absolut den Dreh raus, dass immer was da war, aber so gut wie nichts vergammelte. So schnitt ich die Zucchini, Tomaten, Zwiebeln und frische Champignons in feine Scheiben, goss ein wenig Olivenöl in die gusseiserne Pfanne und röstete das Gemüse kurz an. Dann schälte ich zwei Knoblauchzehen, quetschte diese mit dem Messer, hackte sie klein und gab sie zuletzt zum Gemüse, ich mochte es nicht, wenn Knoblauch bitter wurde. Ich goss etwas frische Sahne hinzu und drehte das Gas herunter.

Frischer Kopfsalat war auch vorhanden. Nach dem Putzen bekam dieser ein feines Kräuter-Senf-Dressing. Ich goss die Nudeln ab, vermischte sie mit dem Gemüse und gab noch frische, klein gezupfte Basilikum-Blätter dazu. Zum Schluss träufelte ich noch ein paar Tropfen getrüffeltes Olivenöl darüber.

Beim Anrichten in einer großen Schüssel lugte ich durch das große Fenster nach draußen. Die Jungs waren doch immer wieder für eine Überraschung gut. Dass sie in der Küche Geschirr geholt hatten, war mir tatsächlich entgangen…..Der Tisch war gedeckt. Jon machte gerade eine Flasche Rotwein auf, dekandierte diese und schenkte ein. Richie zündete die Kerzen an.
Romantisch waren sie beide. Ich konnte mich dem kleinen, zufriedenen Grinsen nicht verwehren und trug auf einem Tablett die Schüsseln mit der Pasta und dem Salat nach draußen.

„Ohhhh ! Das ging aber fix !“ staunte der Gitarrist und Mitesser meiner Träume.

„Sandy ist in allem so schnell !“ gab Jon an.

„In allem ???? In wirklich allem ????“

Kopfschüttelnd setzte ich mich. Warum nur hatte ich das Gefühl, dass das wieder einer dieser „männlichen“ Anspielungen war ? Also schenkte ich beiden einen ernsten Blick und sagte mit sehr leiser Stimme:

„Ich kann das Essen auch wieder mitnehmen !“

„Neiiiinnnn ! Das war doch nicht so gemeint !“ versicherte Jon.

„Nein, ganz sicher nicht ! Ich kenn Euch beide schließlich gut genug !“

„Hey Süße, das würde ich niemals von Dir behaupten !“

„Mal was anderes…“ unterbrach Richie.

„Habt Ihr eigentlich die Dessous schon ausprobiert ?“

2 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

@sam: Das war früher *grins* ich bin aber nicht selbst gefahren.....
Manchmal fehlt mir das sehr, aber in der heutigen Zeit denke ich, dass die Zeiten einfach vorbei sind..... leider ......

@all: Ich hoffe, Ihr hattet ein schönes Wochenende ! Meins war jedenfalls toll !

Sam hat gesagt…

Also Kochen scheint auch eines deiner Leidenschaften zu sein.... *leckerrezepteabstaub*... und Richie.... der lädt sich für ein Leben gern bei anderen zum Essen ein....*kicher*
Schön das alle wieder zusammen sind.... okay... die Jungs, Tini und Tom fehlen noch, aber für Jon sind Sandy und Richie jetzt die wichtigsten.....

@missi: wie... "die Zeiten sind vorbei".... Frau hat doch nur das eine Leben....

Wo steckt eigentlich der Rest der Mädels, ...... raft euch mal auf und hinterlaßt einen Commi für unsere Lieblingsautorin....

Knuddels Sam