Montag, 12. April 2010

Kapitel 261

Szenenwechsel:

Er war hundemüde und total geschafft, als er die Auffahrt zu seinen Eltern hochfuhr. Seine vier Racker waren am frühen Morgen von einem Fahrer vorbei gebracht worden. Er hatte in der Haustüre gestanden, als der Wagen vorfuhr und sie beim Aussteigen beobachtet. Als sie ihn sahen, ließen sie alles fallen, was sie in den Händen gehalten hatten und liefen freudig auf ihn zu. Glücklich fielen sie ihm in die Arme. Er hörte geschätzte einhundert Mal ein aufgeregtes „Daddy ! Daddy !“ und versuchte mit seinen Umarmungen und Küssen allen vieren gerecht zu werden. Er sah die kleinen freudigen Gesichter, die ihn anstrahlten, aber er sah auch den ernsten Blick von Stephanie. Mit einem kleinen Zwinkern versuchte er, sie aufzuheitern. Das hatte früher immer geklappt. Ein hilfloses kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, das jedoch sofort wieder verschwand.

Die vier stürmten ins Haus, um auch die Großeltern zu begrüßen. Seine Mutter hatte Frühstück gemacht und ließ die fünf alleine. Jon hatte es so mit ihr abgesprochen. Sie machten sich hungrig über die Pancakes, Muffins, Hash browns und die gebratenen Würstchen her. Stephanie nahm sich nur ein wenig von den Cornflakes, die sie nachdenklich löffelte. Ab und zu nahm sie einen Schluck von ihrem Tee. Über die Tasse hinweg sah sie ruhig ihren Vater an. Dieser Blick verunsicherte ihn etwas, denn er kam ihm nur allzu bekannt vor. Es war der Blick ihrer Mutter.
Er riss sich zusammen und wischte den Gedanken an seine Frau augenblicklich weg. Sie sollte an diesem Tag und schon gar nicht an diesem Gespräch Anteil haben.

„Hört mal, ich muss etwas mit Euch besprechen.“

Vier neugierige Augenpaare ruhten auf ihm. Sogar die beiden Kleinen, Jacob und Romeo ließen ihr Besteck sinken. Sie sahen ihn neugierig an. Er wusste nicht, wie er anfangen sollte.

„Also, Ihr habt ja bestimmt schon gemerkt, dass Eure Mam und Euer Dad…“

Weiter kam er nicht, denn Stephanie unterbrach ihn.

„Dad, lass die Einleitung. Wir wissen, dass Ihr Euch trennen wollt.“

Überrascht sah er sie an. Nun wusste er gar nicht mehr, was er sagen sollte.

„Sag uns einfach, wie das weiter gehen soll. Wie Ihr Euch das vorstellt.“

„Steph…“ er unterbrach sich und hüstelte. „Ich wollte, dass wir in Frieden auseinander gehen. Und das funktioniert nicht. Ich will bestimmt nicht schlecht über Eure Mutter reden, aber es sind einige Dinge zwischen uns geschehen, die ein Zusammenleben unmöglich machen. Ich habe anfangs versucht, dass wir wegen Euch zusammen bleiben. Ich wollte niemals, dass Ihr in einer kaputten Familie aufwachsen müsst. Aber es geht nicht.“

Die vier sahen ihn sprachlos, aber auch erwartungsvoll an. Romeo verstand sicher nicht genau, über was hier gesprochen wurde. Jon wurde klar, dass es mit diesem einen Gespräch nicht getan sein würde. Wie auch, seine Kinder waren vom Alter her viel zu weit auseinander.

„Wir haben uns sehr geliebt. Wir wollten für immer zusammen bleiben. Deswegen seid Ihr auf der Welt. Ihr seid der Beweis für unsere Liebe, die es einmal gab. Aber irgendwann haben wir uns einfach nicht mehr verstanden. Die Gefühle, die wir füreinander hatten, veränderten sich. Wir haben nur noch miteinander gestritten.“

„Wer ist diese Frau, mit der Du immer wieder fotografiert wirst ?“ fragte Jesse.

„Sie ist meine Freundin. Sie heißt Sandy und ich liebe sie sehr.“

„Lebst Du mit ihr zusammen ?“ kam nun von Stephanie.

„Ja, sie wird zu mir nach LA ziehen.“

Sie drehte ihre Tasse unruhig zwischen den Händen und er spürte, was in ihr vorging.

„Wirst Du mit ihr auch Kinder haben, wenn Du sie so sehr magst ?“

„Ich weiß es nicht, dafür ist es noch zu früh.“

„Wirst Du uns dann nicht mehr lieb haben ?“ bohrte Jesse.

„Wie kommst Du denn nur auf so etwas ? Ich werde Euch immer lieb haben und Ihr werdet immer das Wichtigste in meinem Leben sein.“

Er sah die vier der Reihe nach an. Er wusste, dass sie verunsichert waren. Dass sie sich allein gelassen fühlten. Und dass sie Angst hatten.

„Seht her, ich bin über ein Jahr weg von zuhause. Eigentlich dachten wir, so eine Auszeit würde uns wieder zusammen bringen. Wir könnten über alles nachdenken.“

„Aber es hat nicht geklappt,“ stellte Stephanie fest. „Du hast Dich in eine andere Frau verliebt, Mam trifft sich mit anderen Männern und wir sind irgendwo dazwischen. Na super, da kann ich mich ja dann endlich in die Reihe bei meinen Klassenkameradinnen einreihen.“

Er erschrak, als er ihre Bemerkung hörte. Sie klang so sarkastisch, so abgeklärt.

„Sie trifft sich mit anderen Männern ?“ hakte er nach.

„Ja. Dauernd sind es andere. Ich würde ja nichts sagen, wenn es einer wäre. Schließlich bist Du auch mit einer anderen Frau zusammen. Sie glaubt, wir würden es nicht merken, wenn sie früh morgens nach Hause kommt. Aber wir merken es doch.“

Jon wurde unruhig. Das hatte er nicht erwartet. So, wie er Dorothea kannte, hatte er gedacht, sie hätte beim Treffen mit den Anwälten so reagiert, weil sie ihn immer noch liebte, weil sie verletzt war und keine Chance sah, ihre Ehe zu retten. Aber dass sie sich mit anderen traf, sogar mit vielen verschiedenen…. Er musste etwas tun, etwas entscheiden, aber was ? Und wie ? Sagte Stephanie die Wahrheit, oder übertrieb sie einfach, weil sie ihre Eltern für das, was geschah, verurteilte ?

„Ich weiß nicht, wie es weiter gehen wird. Eigentlich habe ich mir gewünscht, dass Eure Mam und ich Freunde bleiben würden. Dass ich Euch immer besuchen könnte, wann ich wollte und Ihr mich. Ihr wisst, dass Ihr mich immer anrufen, mich immer besuchen könnt, wann Ihr wollt ? Dass ich immer für Euch da sein werde ?“

Die vier nickten nur traurig. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Er hatte keine Ahnung, was er ihnen noch sagen konnte, was er nun tun sollte. Was das richtige war. Seine Eltern waren seine Rettung. Sie kamen leise herein und sahen die fünf ruhig an. Carol ergriff das Wort.

„Ihr Süßen, Ihr wisst, dass Euer Dad die Wahrheit sagt ?“

Sie machte eine kleine Pause, um ihnen Zeit zu geben und ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
Wieder nickten sie nur.

„Er liebt Euch über alles und ist immer für Euch da. Er ruft so oft bei uns an, um nach Euch zu fragen. Und er macht sich große Sorgen um Euch.“

„Was sollen wir jetzt tun ? Sollen wir Mam dafür verurteilen ?“ fragte Stephanie verzweifelt.

„Nein nein ! Natürlich nicht ! Aber Ihr müsst offen sein, Ihr müsst Eurem Dad erzählen, wenn etwas nicht stimmt, wenn Euch etwas stört, wenn Ihr etwas nicht verstehen könnt. Nur so können Missverständnisse beiseite geräumt werden.“

„Und wo sollen wir leben ?“ fragte Jesse mit Tränen in den Augen.

„Wo wollt Ihr denn leben ?“ fragte Jon leise.

„Bei Dir und bei Mam,“ sagte Jake.

„Ihr wisst, dass das nicht geht. Ihr habt hier Eure Schule, Eure Freunde, Euer Zuhause. Aber Ihr könnt immer zu mir kommen, und ich werde, so oft ich kann, zu Euch kommen. Wenn Ihr das wollt ?“

Die drei Größeren sprangen auf und umarmten ihn, Romeo schaute immer noch verständnislos drein, doch John nahm ihn auf seine Arme und trug ihn zu Jon, der ihn auf seinen Schoß setzte.

„Und Du ?“

„Auch…. Ferien…. bei Dad….“ stammelte er.

„Aber Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr mich immer anruft, wenn Ihr mich braucht !“

Sie nickten.

„Und Ihr müsst mir versprechen, dass Ihr mir immer alles sagt, was zuhause vor sich geht ?“

Sie nickten und er sah die Tränen in den Augen. Es tat ihm so weh.

„So, genug der Tränen und der Traurigkeit ! Euer Dad geht mit Euch in den Zoo !“

Carol klatschte in die Hände und scheuchte die Kids auf, die sofort jubelnd aufsprangen und nach ihren Sachen kramten.
Jon sah seine Eltern dankbar an und stand langsam auf. Der erste Schritt war getan. Für ihn war es der wichtigste.

4 Kommentare:

Missi68 hat gesagt…

Alle Nougateier und Marzipaneier vernichtet ? *grins*

Murmele hat gesagt…

Nougateier??? Marzipaneier???

Hab ich was verpasst????? hmmmmm das gabs bei mir irgendwie gar nicht *grins*

Also ging alles schadlos an mir vorüber *fg*

Mensch Jon, da hast du dir aber ne Last aufgeladen.... so ein Gespräch ist nie einfach und sollte eigentlich von beiden Elternteilen gleichzeitig, sprich zusammen, geführt werden, aber da Doro sich so sehr dagegen sträubt, dass du noch nicht mal offiziell deine Kids sehen darfst ist das wohl OK so.... sei froh dass die Kids wenigstens noch zu Oma und Opa dürfen sonst hättest du echt schlechte Karten und sie müssten sich das anhören (die Beschimpfungen + Lügen) die Doro über dich erzählt. Und Kinder glauben schnell so viel.... *seufz*

Jon freu dich.... wenn du nach LA zurück kommst ist Sandy da :)

Ach ja da fällt mir noch was ein... wann lernen deine Kids eigentlich Sandy kennen und Sandy deine Kinder?????

Sollte ja auch irgendwann mal passieren *frechgrins*

Sam hat gesagt…

Ich hab es wirklich versucht, die Finger von Nougat & Co zu lassen.... aber was soll ich sagen.... der Geist war willig.... das Fleisch war schwach....*grins*. Die Büffelhüften hat's gefreut....

Um so besser das es hier weitergeht. Kann nicht glauben was ich hier lese... Dot gleich mit mehreren Männern im Schlepptau....

Bin gespannt wie sich das weiterentwickelt.... Inzwischen bin ich von Nougat auf Sellerie umgestiegen.... hoffe muss nicht ewig knabbern bis der nächste Post kommt.... *sonstnochzumwiederkäuermutiere*

Knuddels Sam

Anonym hat gesagt…

Hallo!
Ach er ist doch super!!!!!!! Er hat seinen kindern das toll erklärt!
Klasse geschrieben, Missi! Supergroßes Lob an dich!

Lg
Waldhexe