Wesentlich ruhiger, und um einiges abgekühlt stiefelte ich wieder zu unserem Auto und öffnete die Fahrertür. Nun war es Tanja, die mich verdutzt ansah.
„Ich fahre weiter.“
Sie rutschte dankbar auf den Beifahrersitz und kramte nach einem Taschentuch. Ich bog wieder auf die Autobahn ein und fuhr einige Kilometer, bevor ich sie fragte.
„Weißt Du schon, was Du jetzt machen willst ?“
„Neiiiiin !“ und heulte schon wieder los.
„Aber wann ist das passiert ? Ich versteh das alles nicht….“ brachte ich hilflos hervor, doch außer einem Schulterzucken war von ihr nichts zu vernehmen.
„Hat er sie hier in München kennen gelernt ?“
„Neiiiiin…. Er war die letzten Tage in Barcelona, Galerien besuchen…. Meine Sachen ausstellen…. Das alles organisieren…. Es wäre eine riesige Chance für mich gewesen…. Und nun das…..“
„Ja aber, das geschieht doch nicht einfach so….“
„Anscheinend aber doch !“ fuhr sie mich trotzig an.
„Hast Du vorher nichts gemerkt ?“
„Nicht wirklich. Er war schon viel unterwegs und bekam viele Anrufe und SMS. Aber ich habe mir darüber keine Gedanken gemacht. Ich dachte mir doch nichts schlimmes dabei.“
„Vielleicht ist das so, wenn man verliebt ist.“
„Was ?“
„Dass man vielleicht ein bisschen blauäugig und gutgläubig ist. Dass man nicht so scharfsinnig ist.“
„Auf jeden Fall wird mir so was nicht noch Mal passieren !“ sagte sie mit fester Stimme.
„Ach komm Tanja ! So darfst Du das nicht sehen !“
„Doch ! Ich hab mich schon so oft verletzen lassen, ich hab da keinen Bock mehr drauf.“
Ich kannte ihre Einstellung. Zu häufig hatte sie sich schon verliebt und war enttäuscht worden. Nur deswegen hatte sie sich in den letzten Jahren so abgeschottet, keinen Mann mehr wirklich an sich heran gelassen. Stets hatte sie cool reagiert, hatte das alles abgetan, als ob es nicht wirklich wichtig wäre. Und doch hatte ich immer das Gefühl, dass sie sich nach der großen Liebe, nach Mr. Right sehnte. Die nächste Zeit schwiegen wir und hingen unseren Gedanken nach.
„Und weißt Du, was mich am allermeisten ankotzt ? Dieser Schnarchzapfen verkauft das Grundstück mit meinem Traumhaus drauf ! Ich habe alles geplant, die Grundrisse gezeichnet, die Ideen sind alle von mir !“
„Jetzt wart`s mal ab. Vielleicht stellt sich das alles noch ganz anders heraus.“
„Was soll sich da noch anders herausstellen ? Und selbst wenn. Der Typ hat mir so wehgetan, der kann sich einfallen lassen, was er will, der ist für mich gestorben ! Der braucht nie wieder angekrochen kommen !“
Man konnte die Wut, die nun in ihr tobte, förmlich spüren und insgeheim war ich froh, dass sie nicht am Steuer saß. Die weitere Fahrt über schimpfte sie über den ehemals so Geliebten und ich ließ sie. Ich wusste, sie brauchte das, um den ersten Schmerz zu verarbeiten. Als wir vor meiner Wohnung standen und Tanja bereits aussteigen wollte, legte ich meine Hand auf die ihre. Fragend sah sie mich an.
„Eigentlich wollte ich Dir sagen, dass ich so bald wie möglich in die Staaten zurück kehren will. Aber nun….“
„Was nun ? Wegen mir ?“ Sie runzelte die Stirn. „Wegen mir brauchst Du nicht hier zu bleiben. Flieg ruhig ! Das macht mir nichts aus.“
„Und wenn Du mit mir kommst ? Ist doch sicher besser, als hier alleine zu bleiben.“
„Nein, ich möchte lieber alleine sein. Glaub mir, ich brauche das.“
Ohne weiter abzuwarten, was ich noch sagen würde, schnappte sie ihre Tasche und sprang vom Sitz. Tanja war unglaublich schnell unterwegs, als wir die Kartons nach oben trugen. Sie regte sich damit ab. Wir stellten alles mitten ins Wohnzimmer. Viel war es ja nicht und wir waren bald darauf fertig. Da unsere Mägen laut knurrten, griff ich nach dem Telefon und bestellte Pasta und frische Salate. Ich öffnete eine gute Flasche Rotwein und wir setzten uns auf die Terrasse. Das Essen wurde geliefert und wir machten uns wie hungrige Wölfe darüber her. Ich grinste, als ich merkte, dass meine Freundin trotz Liebeskummer großen Appetit zeigte. Sie sah, dass ich sie anschaute und meinte trocken:
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich deswegen hungern werde ?“
Ich musste lachen und sie stimmte – wenn auch zögerlich – mit ein.
Müde ließen wir uns auf mein Bett sinken und waren augenblicklich eingeschlafen. Am nächsten Morgen wurde ich vom Duft von frischem Kaffee geweckt. Sie saß mit dem Rücken zu mir auf der Terrasse und wirkte völlig in sich gekehrt. Leise ging ich zu ihr und wünschte ihr einen Guten Morgen.
„Hey, Du bist schon wach ? Hab ich Dich geweckt ?“
„Wie spät ist es denn ?“
„Frag lieber wie früh ! Es ist noch nicht mal sechs.“
Plötzlich hatte ich ein unheimliches Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen und drückte sie fest.
„Wie geht`s Dir ?“
„Ach ganz gut. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.“
Sie gab sich optimistisch, doch ich wusste genau, wie es in ihr aussah. Sie war verletzt, gedemütigt, ohnmächtig, traurig, wütend….. Nachdem ich mich mit Kaffee versorgt hatte, ging ich wieder zu ihr.
„Willst Du darüber reden ?“
„Nein.“
„Täte Dir aber bestimmt gut.“
„Nein.“
„Tanja, reden ist besser, als alles in sich hineinzufressen.“
„Ach weißt Du, ich hätte es vorher wissen müssen. Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Vielleicht ist das mein Schicksal.“
„So ein Quatsch !“
„Es ist kein Quatsch ! Ich hab einfach kein Glück mit den Männern. Wenn ich mir die Typen in`s Bett hole, ohne Verpflichtungen, ohne Gefühle, ohne all das, dann hab ich meinen Spaß und vor allem keine Probleme. Und das werde ich ab sofort wieder tun.“
„Aber….“ Versuchte ich einzuwenden.
„Nix aber ! Ich komm besser klar so, und das ist die Hauptsache.“
Sie nippte an ihrer Tasse und sah nachdenklich in die Ferne. Ich spürte, dass es keinen Sinn machen würde, sie von etwas anderem zu überzeugen und schwieg. Mein Handy fiepte, doch ich traute mich nicht, aufzustehen und hinzugehen.
„Geh ruhig ! Es ist sicher Jon.“
„Macht es Dir nichts aus ?“
„Na los ! Geh schon !“
Für mich war es ein falscher Zeitpunkt, sie jetzt da allein sitzen zu lassen. Widerwillig stand ich auf und ging hinein. Auf dem Display sah ich, dass die SMS tatsächlich von ihm war.
7 Kommentare:
Klar ist das Jon... :)))) *grins*
der hat genauso Sehnsucht nach ihr wie umgekehrt auch....
und wenn Tanja sagt, sie kommt damit klar, dass Sandy zurück nach USA zu Jon fliegt ist das ok und außerdem hat man es ja gehört.... sie wird jetzt wieder Spass ohne Ende haben und sich nicht wieder einen Mann her tun...
Versteh ich voll und ganz *fg*
Aber was stand drin in der SMS.... immer wenn's spannend wird.... *augenroll*
Das mit Tanja hört sich doch ganzschön autobiographisch an... *fg*
Wieviel Wahrheit da wohl drinsteckt ...*LOL*
Knuddels Sam
@sam: du weißt ja, alle Personen und Gegebenheiten sind frei erfunden, Übereinstimmungen zu lebenden realen Personen sind zufällig....*fg*
wieviel Wahrheit zu lebenden Personen existieren weiß nur die Verfasserin dieser FF
*sichkringelt*
und evtl die darin vorkommenden Personen
*undwechisse*
Hallo!!!
Ja, was steht denn in der SMS?
Wo seit ihr denn alle? Der Schnee ist weg, der Frühling kommt!
Hallo!
Der letzte Kommentar war von mir!
Ich habe meinen Namen vergessen!!!!!
Ja, Frau wird älter!! Hi, Hi, Hi
LG
Waldhexe
Wann gehts hier denn weiter ???????
Ich warte und warte......*fg*
@waldhexe: Ja, hier stellen sich alle tot.... oder machen Winterschlaf....*grins*
Knuddels Sam
Hallo zusammen,
ich möcht hier auch mal wieder ein bisschen drängeln. Obwohl mir das eigentlich gar nicht zusteht, da ich mich ja auch eine ganze Weile "totgestellt" hab. Irgendwie hat der Tag momentan einfach zu wenig Stunden.
Lg an alle
Ilona
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