„Sei doch nicht immer so hibbelig !“ lächelte er, als er
auflegte.
„Jon, sie kommt !“
„Wer ?“
„Tanja kommt mich an unserem ersten Konzert besuchen !“
„Hey, wie schön !“
„Ja, dann kannst Du sie endlich mal kennen lernen ! Du
kommst doch mit ?“
Er legte die Hände an meine Hüften und zog mich zu sich.
„Honey, ich glaube nicht, dass das klappen wird,“ sagte er
mit einem bedauernden Unterton in der Stimme.
„Och bitte ! Ich wünsche mir so sehr, dass Du an diesem Tag
dabei bist !“
„Ich bin mit Richie in New Orleans………“
„Aber ist die Veranstaltung nicht morgens schon ?“
„Nein, nachmittags. Und zu Konzertbeginn werde ich es ganz
bestimmt nicht schaffen.“
„Echt nicht ?“
„Nein, Süße, auf keinen Fall.“
Er stupste mich mit dem Zeigefinger auf die Nase und setzte
einen entschuldigenden Gesichtsausdruck auf.
„Na ja, kann man halt nix machen….“ entgegnete ich lahm.
„Vielleicht schaffe ich es zur Party danach, aber
versprechen kann ich es wirklich nicht.“
„Ist schon gut, irgendwann hat jedes paradiesische Leben ein
Ende.“
„Wir werden uns an solche Dinge gewöhnen müssen,“ mahnte er.
„Ja, das muss wohl so sein.“
Indem ich mich abwandte, versuchte ich meine Enttäuschung zu
verbergen.
Vielleicht war es ganz gut, wenn ich mich jetzt an die
Kartons in der Küche machen würde, ewig so stehen bleiben konnten sie ja nicht.
Also kramte ich mich durch, las die Aufschriften, stellte sie auseinander,
versuchte sie einigermaßen zu sortieren und kam doch zu keinem Ergebnis. An
diesem Morgen war es bereits ziemlich heiß und obwohl die Fenster und die Tür
zur Terrasse offen standen, lief mir nach wenigen Minuten der Schweiß in
Strömen hinunter. Schnaufend und ratlos stand ich zwischen all den Kartons, und
überlegte, ob das alles wirklich mir gehörte. Konnte es sein, dass ich als
Single tatsächlich soviel an Hausrat zusammen gerafft hatte ? Ich schüttelte
den Kopf über mich selber und begann, die vielen Türen der Küchenschränke zu
öffnen, um zu sehen, wo eigentlich noch Platz war.
„Soll ich Dir vielleicht helfen ?“
Rosita war in die Küche gekommen und betrachtete das Chaos
milde lächelnd.
„Dich schickt der Himmel !“ nickte ich dankbar.
„Ich kann Dir das auch abnehmen, wenn Du möchtest ?“
„Nein, Rosita, das kann ich nicht annehmen. Schließlich ist
es mein Krempel, dann räume ich den auch gefälligst selber auf. Außerdem weiß
ich dann gleich, wo was ist.“
„In Ordnung.“
Schweigend machten wir uns an die Arbeit, die nur von kurzen
Sätzen unsererseits unterbrochen wurde, in denen wir uns absprachen, wo wir was
hin tun wollten. Es war schön, mit ihr zusammen zu sein, sie war eine patente
Person, die nicht viel redete, sondern anpackte. Über das Packpapier gebeugt,
sah ich zu ihr, wie sie geschickt das Geschirr spülte und einige der Schränke
bereits ausgeräumt und sauber ausgewischt hatte.
Das Service und die Kleinteile hatte ich als erstes
ausgepackt und in die Spülmaschine verfrachtet. Das Kurzprogramm war bereits
durchgelaufen und so konnte ich es gleich heraus nehmen.
Dank Rositas Hilfe verschwand ein Karton nach dem anderen
und die Küche war endlich wieder in dem Zustand, in dem sie vor der Ankunft
meines Containers gewesen war.
„So, dann werde ich mich an`s Mittagessen machen !“
„Danke, Rosita, dass Du mir geholfen hast ! Ich werde mich
revanchieren.“
Sie hielt kurz inne und ich merkte, dass sie etwas auf dem
Herzen hatte. Doch sie wandte sich ab und sagte nichts.
Ich ging zu ihr und legte meine Hand auf ihren Arm.
„Was ist ?“ fragte ich eindringlich.
„Hmmm…. Unten am Hang sollte dringend Unkraut gejätet
werden. Die Blumenbeete sehen verheerend aus ! Die ganzen Stauden sind kaputt
und abgefressen, es ist wirklich jämmerlich !“
„Wollen wir beide das heute Nachmittag angehen ?“ schlug ich
ihr vor.
„Ach nein, Sandy ! Du hast doch sicher einen Haufen zu tun,
ich werde das schon schaffen.“
„Du wirst es nicht glauben, aber heute habe ich doch
tatsächlich keinen einzigen Termin und eigentlich habe ich mir schon krampfhaft
überlegt, was ich tun könnte !“
Sie zögerte immer noch.
„Aber die Erde müsste auch erneuert werden, da bräuchten wir
einen Mann !“
„Jetzt lass uns das erst einmal anschauen, dann sehen wir,
wie wir das bewerkstelligen können, okay ?“
„Früher habe ich das alles alleine gemacht, aber mein Rücken
macht halt nicht mehr so mit.“
„Wo sind eigentlich die Gärtner, die sonst nach dem Grünzeug
schauen ?“
„Jon hat die Firma gekündigt, weil die total unzuverlässig
waren.“
„Davon weiß ich ja gar nichts. Hat er denn schon eine neue
?“
„Soweit ich weiß, nicht. Es ist ja auch immer so schwierig,
jemanden zu finden ! Die meisten sehen nur, dass er ein Rockstar mit einem
Haufen Geld ist und oft versuchen sie nur, interne Dinge heraus zu bekommen und
Informationen an die Presse zu verkaufen. Oder aber sie werben mit seinem Namen
und wildfremde Menschen tauchen auf und wollen genau den gleichen Garten wie
Jon Bon Jovi haben.“
An das hatte ich gar nicht gedacht. Wieder wurde mir
bewusst, dass das Leben als Prominenter dann und wann wirklich nicht einfach
war. Als Privatmensch rufst du ein paar Firmen an, lässt dir Angebote erstellen
und entscheidest dich dann für den, den du am besten findest. Die machen deinen
Garten und gut ist. So aber war das alles um einiges komplizierter.
Ich ließ mir von der Maschine einen frischen Kaffee
aufbrühen und ging nachdenklich hinunter zu der besagten Stelle. Rosita hatte
wirklich nicht übertrieben, die terrassenförmig angelegten Beete waren in einem
verheerenden Zustand. Ich riss ein paar der vertrockneten, abgestorbenen
Pflanzen heraus und wühlte ein wenig in der Erde. Nur wenig später wusste ich
warum hier alles kaputt war. Eine ganze Kolonie von Larven hatte sich
eingenistet und die Pflanzen von unten abgefressen. Das bedeutete, die Erde
musste komplett ausgehoben und durch neue ersetzt werden. Das konnte sie
unmöglich alleine schaffen.
„Schlimm, nicht wahr ?“ fragte sie neben mir.
„Ja, allerdings. Weißt Du was ? Nach dem Essen kümmere ich
mich drum, ich hab so richtig Lust, mich heute mit körperlicher Arbeit
auszupowern.“
„Wirklich ? Das würdest Du tun ?“
„So können wir das ja nicht lassen, und wenn wir noch länger
warten, breiten sich diese ekligen Dinger noch im ganzen Garten aus. Dann
kannst Du so was nur noch mit Chemie bekämpfen.“
Sie sah mich zweifelnd an und ich wusste, was sie dachte.
„Wir sagen ihm einfach nichts davon, okay ?“
„Das werden wir wohl so machen müssen, er hat bestimmt
mächtig was dagegen,“ gab sie stirnrunzelnd zu bedenken.